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Pseudonyme

Walther Kabel und seine Pseudonyme …

 

Wer sich mit dem Werk von Walther Kabel beschäftigt, stolpert auch unweigerlich über die relativ hohe Anzahl an Pseudonymen, die Walther Kabel verwendet hat. Oftmals erschienen, insbesondere bei Artikel in Zeitschriften, Texte unter verschiedenen Verfasserangaben, wodurch ein Querverweis die Zuordnung eines „neuen“ Pseudonyms letztlich möglich macht. Ich schreibe Neues, da die bisherigen Listen sicherlich noch nicht vollständig sind. Ob nun jedes dieser Pseudonyme auch von Kabel so beabsichtig war, bleibt natürlich im Dunkeln. Vieles spricht auch dafür, daß im Besonderen einmalige Pseudonyme auch auf einen Druckfehler beruhen könnten. Wer will es schon dem Setzer verübeln, wenn aus einen Bekal einmal ein Belak (bisher einmal nachgewiesen) wird, wenn sich die Initialen W.K. nach K.W. (bisher zweimal nachgewiesen) verdreht haben? Sicherlich könnte man hier noch weiter statistisch auswerten und zusätzliche Kandidaten benennen.

Erschwerend kommen aber auch offensichtliche Fehler hinzu, wenn z.B. die Verfasserangaben auf der Umschlag- und der Heftinnenseite voneinander abweichen. Diese Abweichungen, wie sie Peter Wanjek in seiner Bibliographie auch ausdokumentiert, kommen sogar recht häufig vor. So wird bei der IRA Kriminalbibliothek Band 25, Irrende Seelen (identisch mit dem Argus Roman Das Tagebuch eines Verlorenen) irrtümlich K. Wendt angegeben. Daraus nun auf ein weiteres Pseudonym zu schließen, wie in Schmidtkes Pseudonym Spiegel geschehen, ist aber wohl zu weit gegriffen.

Ziemlich unübersichtlich wird es dann noch in der Reihe Intimes – Skizzen aus dem Leben. Es lag in der Natur der Sache, daß sich die meisten Autoren der damaligen Zeit nicht zu ihren Sittenromanen bekannten. Ebenso Walther Kabel, der für diese Reihe unter seinen Pseudonymen W. Neuhofer, Wally Lebka u.a. schrieb. Aber man findet hier auch vermeintliche Klarnamen und zum Ende der Reihe finden sich dann auch immer häufiger Erzählungen mit „Einweg-“Pseudonyme als Verfasserangabe wie M. E. Schugge, Lu Lutsch-Lukna u.a. Diese Erzählungen stammen wohl aus der Feder von Walther Kabel. Ob er sich aber auch die Pseudonyme ausgedacht hat, oder ob diese der Verlag vergeben hat, muß hier offen bleiben.

Abschließen habe ich einen kleinen Versuch unternommen, Walther Kabels Pseudonyme einmal zu sortieren. Für mich vermutliche Druckfehler habe ich nicht ausgeschlossen, da es wohl unmöglich sein wird, diese auch als Druckfehler zu belegen. Ganz am Ende sind dann auch noch Pseudonyme gelistet, die an einigen Stellen in der Literatur Walther Kabel zugeschrieben werden, aber höchst fraglich erscheinen oder ganz widerlegt werden können.

 

  1. Pseudonyme mit direktem Namensbezug (z.B. Anagramme). Diese Form tritt am häufigsten auf; Walther Kabel hatte sicherlich seinen Spaß daran, sich immer neue Variationen auszudenken.
     
    • H. Belka
    • K. Belka
    • W. Bekal
    • W. Belak
    • W. Belka
    • Walther Bekal
    • Willi Belka
    • K. Bela
    • Karl Bela
    • W. K. Bel
    • W. K. Bell
    • K. Abel
    • Dr. Abel
    • W. K. Abel
    • M. K. Abel (möglicherweise handelt es sich hierbei um einen einmaligen Setzerfehler.)
    • Walther K. Abel
    • Kapitän William Käbler
    • Karla Walther
    • K. Walther
    • K. Watlher
    • Wally Lebka
    • Walter Kabel
    • Waltraud Kebla
    • K. W.
    • W. K.
    • W. Kl.
    • Weka
    • W. K. Leba
    • W. Lebak
    • Willi Lebka

 

  1. Pseudonyme mit Ortsbezug (Wohn- oder Kurorte). Hinter Swea von Münde vermute ich den Kurort Swinemünde und Zehlen steht wohl für Berlin-Zehlendorf. H. A. Lense, und die dazugehörigen Variationen, sind wohl Wortspiele von Halensee (HALense(e)). Bei Neuhof handelt es sich wohl um Neuhof auf Usedom (jetzt ein Teil vom Ostseebad Heringsdorf). Das Dorf Neuhof wird auch im Harald Harst Roman 192 (Hinweis von Peter Wanjek) erwähnt.
     
    • Swea von Münde
    • Hans Münde
    • W. Neuhofer
    • W. v. Neuhof
    • M. v. Neuhof
    • W. von Zehlen
    • W. i. Zehlen
    • W. Halensee
    • W. K. Halensee
    • H. A. Lense
    • H. A. Lensen
    • H. Lense
    • W. Lensen (Lensen wird auch im Roman Mein Feind Cordy als Deckname von Abelsen benutzt)
    • W. v. Lensen
    • Walter Kabel – Halensee
    • Walter Kabel – Langfuhr

 

  1. „Einweg“-Pseudonyme der Schriftreihe Intimes ohne weiteren Bezug (nicht vollständig, nur einige Beispiele):
     
    • Arno Pimperl
    • Boleslaus v. Pinnski
    • Max Brettschneider
    • Edith Schlimm
    • Gottlieb Fromm
    • Helene Fromm
    • Lu Lutsch Luckna
    • M. E. Schugge
    • Thilo Bullenstösser
    • Meier-Lempke
    • Ulrike Doch
    • Karl Klose

 

  1. Was ich nicht der obigen Sortierung eingeordnet habe:
     

 

  1. Erwähnt werden sollten auch noch Veröffentlichungen ohne Verfasserangabe, wie Im Flugzeug um die Welt, welche gemäß DNB aus der Feder von Walther Kabel stammen. Oder die Reihe um den Detektiv Nic Pratt.

 

Die nachfolgenden Namen findet man an einigen Stellen Walther Kabel als Pseudonym zugerechnet. Diese fraglichen Pseudonyme wollte ich Euch nicht vorenthalten. Die unten aufgeführte Liste soll die Widersprüche aufzeigen, über die ich bisher gestolpert bin. Einige kann man aus heutiger Sicht auch schon komplett ausschließen:

 

  1. Widersprüchliche Pseudonyme sind:
     
    • Rudolf Berg: Es gibt widersprüchliche Quelle darüber, ob sich nun Walther Kabel hinter diesem Pseudonym ganz oder teilweise verbirgt. Weitere Informationen konnten bisher nicht über Rudolf Berg recherchiert werden. Die im Internet Archive befindlichen Texte von Rudolf Berg (Der Ausflug nach dem Galgenhof, Ein vereitelter Anschlag) scheinen aber nicht aus der Feder von Walther Kabel zu stammen. Trotzdem kann nicht ausgeschlossen werden, daß von Walther Kabel Texte unter dem (Verlags?-)Pseudonym Rudolf Berg erschienen sind.

 

  1. Keine Pseudonyme von Walther Kabel sind:
     
    • Karl Held: Im Verlag moderner Lektüre erschien 1908/09 die Heftreihe Das Geheimnis der Wüste von Karl Held. Hierzu gibt es unterschiedliche Quellen, die Karl Held als Pseudonym Walther Kabel, oder als Pseudonym Friedrich Meister zuschreiben. Die Buchausgabe der Heftreihe erfolgte in zwei Bänden. Band 2 hat als Autor Friedrich Meister benannt, lediglich der erste Band benennt Karl Held als Autor. Nach Peter Wanjek enthält ein kleiner Teil der Verlagswerbung zu Heftreihe Das Geheimnis der Wüste (in Österreich erschienen als Der Reiseonkel) die eindeutige Autorenangabe Karl Held (d. i. Friedrich Meister). Karl Held ist somit NICHT Walther Kabel. Das Werk von Friedrich Meister ist aber auch gemeinfrei und eine Erfassung der Texte für das Internet ist also möglich. Falls diese Jemand bereitstellen kann, bitte über das Kontaktformular melden, da wir diese dann zur Textanalyse bereitstellen können.
       
    • Theodor Kabelitz wird von Erich Lifka in einer Biographie (Vom Robinson zum Harald Harst, 1984 Ronacher-Verlag, München, Hrsg: Siefried Augustin und Walter Henle S. 89–94) als Pseudonym Walther Kabel zugeschrieben. Im Internet Archive finden sich Texte von vor 1900 aus der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens von Theodor Kabelitz sowie das Werk Gründe und Abgründe. Xstrahlen in das Frauenleben. Zu letzterem finden sich Belege, daß der Schriftsteller Theodor Kabelitz für die „Verbreitung unzüchtiger Schriften“ zu 30 Mark Geldstrafe verurteilt wurde. Wäre Theodor Kabelitz ein Pseudonym gewesen, wäre im Zusammenhang mit der Verurteilung doch sicherlich der Klarname aufgeführt worden? So bliebe wohl nur ein Kriminalroman von 1915 übrig, Und nähme ich Flügel der Morgenröte, der zu Kabel passen könnte. Ein ebenfalls auftauchender Th. Kabelitz der bereits 1882 in der Gartenlaube einen Artikel veröffentlicht hat, kann zeitlich nicht Walther Kabel sein. Und auch ein Th. Kabelitz, welcher 1920 in der Glocke einen politischen Artikel verfaßt hat, ist nicht Walther Kabel. Man kann aber wohl annehmen müssen, daß es sich hier nicht nur um einen einzige Person namens Kabelitz handeln wird. Peter Wanjek sieht es hier wie ich: Theodor Kabelitz ist NICHT Walther Kabel.
       
    • Max Esch: Dr. Arvid Karess stellt in seiner Bibliograhie (Vom Robinson zum Harald Harst, 1984 Ronacher-Verlag, München, Hrsg: Siefried Augustin und Walter Henle S. 117–164) Max Esch als ein mögliches Pseudonym von Walther Kabel zur Diskussion. Die von ihm unter anderem aufgeführte Erzählung Das Attentat, erschienen 1912 in der Bibliothek für alle, Bd. 8, findet sich im Internet Archive ebenso wie das Schauspiel Unschuldig von 1914. Weitere Schauspiele von Max Esch führt die DNB (Deutsche Nationalbibliothek) auf. Ein Textvergleich läßt vermuten, daß beide Texte vom selben Autor stammen. Walther Kabel hat aber unserer Kenntnis nach keine Schauspiele geschrieben. Weiterhin findet sich in der Bibliothek für Alle, Bd. 11, von 1912 der Sachtext Am Lebasee, welcher die Verfasserangabe Max Esch - Stolp i. Pomm. trägt und es läßt sich auch ein Max Esch in Stolp und bei der Zeitung Stolper Post nachweisen. Peter Wanjek kommt zum selben Urteil wie ich: Max Esch ist NICHT Walther Kabel.
       
    • K. Wendt, Käthe Wendt wird in Schmidtkes Pseudonym Spiegel (Ronacher Verlag 1984, ISBN:3-923191-04-9) Walther Kabel zugeordnet. K. Wendt kann aber auch Karl Wendt, einem deutscher Pädagoge, Schulleiter und Heimatkundler, * 1869 in Grünow † 1942 in Neubrandenburg, zugeordnet werden. Für Käthe Wendt führt die Deutsche National Bibliothek die nachfolgenden, im Verlag O. Weber, Heilbronn a. N. erschienenen, Werke auf: In letzter Stunde (1914), Thiddis Irrfahrten (1917), Verkettungen (1920), Der verschwundene Tote (1920), Auch deine Stunde kommt (1920), Gefundene Spuren (1922). In Hinrichs’ und Kaysers Bücher-Verzeichnissen der Neuerscheinungen und anderen Online-Bibliotheken finden sich weiterhin die folgenden Einträge: Der verschwundene Tote (1909), Verkettungen (hier 1910), Nach fünfundzwanzig Jahren (1912) alle aus der Reihe Bunte Sammlung interessanter Erzählungen im Verlag O. Weber. Weiterhin aus der Reihe Interessante Bibliothek b. O.Zöphel Schwarze Spuren. Kriminalroman (1910) und in Webers moderne Bibliothek Bd.155 Ums Majorat (1910). Keines dieser Werke, auch nicht jenes von 1909, erwähnt Walther Kabel in seinem Brief an Franz Brümmer. Es wird auch kein Pseudonym Käthe Wendt erwähnt. Man kann somit ausschließen, daß es sich hierbei um ein Pseudonym von Walther Kabel handelt.

 

Zum Internet Archive: www.archive.org