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Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums

Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums

 

Anordnung
des Präsidenten der Reichsschrifttumskammer über schädliches und unerwünschtes Schrifttum

 

Es gehört zu den Obliegenheiten der Reichsschrifttumskammer, das deutsche Kulturleben von allem schädlichen und unerwünschten Schrifttum rein zu halten. Dieses Reinigungswerk, das insbesondere auch die Jugend vor verderblichen Einflüssen schützt, ist, nicht zuletzt dank der Mitarbeit des Buchhandels in allen seinen Verzweigungen, so weit gediehen, daß das Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften vom 18. Dezember 1926 (RGBl. I, S. 505) als überholt angesehen werden konnten. Dieses Gesetz ist daher am 10. April 1935 (RGB1. I, S. 341) aufgehoben worden. Für die künftige Regelung erlasse ich auf Grund des §25 der Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes vom 1. November 1933 (RGBl. I, S. 797 ff.) folgende Anordnung:

 

§ 1

Die Reichsschrifttumskammer führt eine Liste solcher Bücher und Schriften, die das nationalsozialistische Kulturwollen gefährden. Die Verbreitung dieser Bücher und Schriften durch öffentlich zugängliche Büchereien und durch den Buchhandel in jeder Form (Verlag, Ladenbuchhandel, Versandbuchhandel, Reisebuchhandel, Leihbüchereien usw.) ist untersagt.

 

§ 2

Die Reichsschrifttumskammer führt eine weitere Liste solcher Bücher und Schriften, die zwar nicht in die in § 1 erwähnte Liste aufzunehmen, jedoch ungeeignet sind, in die Hände Jugendlicher zu gelangen. Solche Schriften dürfen:

  1. nicht in Schaufenstern und allgemein zugänglichen Bücherständen öffentlich ausgelegt werden,
  2. nicht durch Reisende, Bücherkarrenhändler, Ausstellungshändler und sonstige Händler ohne festen Verkaufsraum vertrieben werden,
  3. nicht an Jugendliche unter 18 Jahren ausgehändigt werden.

 

§ 3

Wer gegen die Bestimmungen der §§ 1 und 2 verstößt, rechtfertigt die Annahme, daß er die erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung im Sinne des § 10 der Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes vom 1. November 1933 (RGBl. I, S. 797) nicht besitzt. Er hat somit den Ausschluß aus der Reichsschrifttumskammer zu gewärtigen. Sofern er nicht Mitglied der Reichsschrifttumskammer ist, kann ihm die etwa erteilte Erlaubnis für den Vertrieb von Büchern und Schriften entzogen werden. In leichteren Fällen können nach § 28 der genannten Durchführungsverordnung Ordnungsstrafen verhängt werden.

 

§ 4

Anträge auf Aufnahme in die Listen der §§ 1 und 2 sind an die Reichsschrifttumskammer zu richten. Die Entscheidung darüber fällt der Präsident der Reichsschrifttumskammer im Einvernehmen mit dem Herrn Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda; im Falle des § 2 ist außerdem die Zustimmung des Herrn Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung einzuholen.

 

§ 5

Rein wissenschaftliches Schrifttum ist von dieser Regelung ausgenommen; doch können auch rein wissenschaftliche Schriften auf die in § 1 erwähnte Liste gesetzt werden, wenn der Herr Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung es wünscht oder damit einverstanden ist.

 

§ 6

Verbote, die nach den bisherigen Bestimmungen ausgesprochen sind, werden durch diese Anordnung nicht aufgehoben.

 

Berlin, den 25. April 1935.

Der Präsident der Reichsschrifttumskammer

I. V.: Wismann

 

Das folgende zusätzliche Verbot und die Vorbemerkung sind erst ab den Liste von 1938 zu finden.

 

Zusätzliches Verbot
des Reichsführers SS

 

Auf Grund der „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933“ hat der Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern gegen bestimmte Schriften zusätzlich ein allgemeines Verbot ausgesprochen. Die Titel dieser Schriften sind im Reichsanzeiger veröffentlicht worden und in der vorliegenden Liste durch ein + kenntlich gemacht.

 

Vorbemerkung[1]

 

Die in der Liste aufgeführten Werke sind, soweit nicht eine besondere Auflage ausdrücklich genannt ist, in sämtlichen Auflagen verboten; angegeben ist bei den Titeln nur Erscheinungsjahr der letzten Auflage. Das für ein bestimmtes Werk ausgesprochene Verbot gilt auch für sämtliche Übersetzungen, gleichgültig ob diese aufgeführt sind oder nicht. In den Fällen, in denen ein Werk in mehr als zwei Verlagen erschienen ist, ist die Verlagsbezeichnung durch den Vermerk »Sämtliche Ausgaben« ersetzt. Bei den Serien (Gruppe II) wird von einer Aufführung der einzelnen Serienbände abgesehen, so daß das Verbot für sämtliche Bände der Serie gilt.

 

Am 15. April 1940 erfolgte eine Überarbeitung der Anordnung vom Präsidenten der Reichsschrifttumskammer Hanns Johst, die wir hier aber nicht wiedergeben.

 

Einteilung der Liste 1935

  1. Einzelschriften
  2. Sammelwerke
  3. Zeitschriften

 

Einteilung der Liste ab 1938

  1. Einzelschriften
  2. Serien und Zeitschriften
  3. Verlage

 

Die kompletten Listen hier wiederzugeben wäre für unser Projekt völlig übertrieben, da sich nur wenige Einträge auf Walther Kabel beziehen. Im folgenden wird daher nur das für uns wesentliche als Auszug unter Angabe der Seitenzahl angegeben …

Die kompletten Digitalisate können bei der ULB Münster eingesehen werden unter:

  1. Liste von 1935, Nachträge I-III von 1936, Liste von 1938:
    http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/urn/urn:nbn:de:hbz:6:1-104348
  2. Jahreslisten von 1939 bis 1942:
    http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/urn/urn:nbn:de:hbz:6:1-104357

 

Stand vom Oktober 1935

 

I. Einzelschriften

  • Altbern[2], W. von: (Seite 9)
    • Anitas Traum
    • Bella Donna
  • Bröse, Otto: Der goldene Berg (Seite 21)
  • Bullenstößer, Tilo: Tillis Laster (Seite 22)
  • Darm, Hugo: Schiebermieze (Seite 25)
  • Docht, Ulrike: Das Loch im Strumpf (Seite 28)
  • Dorn[3], Hugo: (Seite 29)
    • Seebad Schweineschwänzchen
    • Schiebermieze
  • Elvers, Heinz: Die Beweishose (Seite 33)
  • Fromm, Gottlieb: Ludmillas Schönheitsfehler (Seite 41)
  • Fromm, Helene: Maskentaumel (Seite 41)
  • Heise, Gustav: Die Kandidatenfalle (Seite 52)
  • Heymann[4a], Robert: Das hemmungslose Mädchen und sämtliche übrigen Schriften. (Seite 53)
  • Jonas, Richard: Der verliebte Peter (Seite 59)
  • Klose, K.: Rebei-Schrebos Verhängnis (Seite 65)
  • Ladenburg, Max: Im Abgrund der Fremdenlegion (Seite 71)
  • Lange, R.: Strandhofer Geheimnisse (Seite 71)
  • Lebka, Wally: (Seite 72)
    • Der süße Franz
    • Der tönende Sumpf
  • Lutsch-Lickna[5], Lulu: Flatterseelchen (Seite 77)
  • Meier-Lempke: Das Hermelinmäuschen (Seite 81)
  • Neuhof, W. v. (Seite 87)
    • Ich bin dir treu
    • Die Lotosblume der Vindhyaberge
  • North, Ewald: Heiratsschieber (Seite 88)
  • Pimperl, Arno: Das Perlenferkelchen (Seite 93)
  • Porpositz, Th. von: Samenkeims Truppe (Seite 94)
  • Schier, Paul: Die braune Maus (Seite 106)
  • Schirrmacher, B.: Scheinehen (Seite 106)
  • Schlimm, E.: Tagebuch einer Gestolperten (Seite 107)
  • Schraut[6a], Max: Harald Harst, aus meinem Leben. (H. 1 bis 372) (Seite 109)
  • Schugge, M. E.: Gertis Sealmantel (Seite 109)
  • Springer, Kurt: Heiße Herzen (Seite 115)
  • Walther, K.: Joel mit dem Fimmel (Seite 128)

 

II. Sammelwerke

  • Intimes. Skizzen aus dem Leben (Seite 140)

 

Nachtrag II vom 30. April 1936

 

  • Neuhof, W. von: Stürme um Kap Marga (Seite 20)

 

Stand vom 31. Dezember 1938

 

I. Einzelschriften

  • Heymann[4b], Robert: Sämtliche Schriften (Seite 58)
  • Kabel[6b], Walter: Der Detektiv. Teilw. Auch u. d. T.: Harald Harst. Aus meinem Leben. Bd. 1–270. Berlin: Verl. mod. Lektüre 1920/29. (Seite 67)
  • Kabel, Walter: Die Lotosblume der Vindhyaberge. Berlin: Verl. mod. Lektüre 1934. (Seite 67)
  • Kabel, Walter: Stürme um Kap Marga. Berlin: Verl. mod. Lektüre 1934. (Seite 67)
  • Ladenburg, Max (Pseud.) s. Heymann, Robert (Seite 80)
  • Moellwitz[7], Gino Forst von: Die Frau, die vom Himmel fällt. Berlin: Verl. mod. Lektüre 1935. (Seite 96)
  • Moellwitz, Gino Forst von: Weisse Frau auf Borneo. Berlin: Verl. mod. Lektüre 1932. (Seite 97)
  • Moellwitz, Gino Forst von: Squab. Weiberfang in der Südsee. Berlin: Verl. mod. Lektüre 1933. (Seite 97)
  • Moellwitz, Gino Forst von: Weggefährten des Todes. Berlin: Verl. mod. Lektüre 1933. (Seite 97)
  • Moellwitz, Gino Forst von: Weib in der Wildnis. Berlin: Verl. mod. Lektüre 1932. (Seite 97)
  • Moellwitz, Gino Forst von: Die Weiberinsel. Berlin: Verl. mod. Lektüre 1932. (Seite 97)
  • Neuhof[8a], W. v. (Pseud.) s. Kabel, Walter. (Seite 102)
  • Retcliffe d. J., Sir John (Pseud.) s. Heymann, Robert. (Seite 118)
  • Schraut[8b], Max (Pseud.) s. Kabel, Walter. (Seite 131)

 

II. Serien und Zeitschriften

  • Intimes. Berlin: Verl. mod. Lektüre (Seite 174)

 

1939–1942[6c]

 

In den Jahreslisten 1939–1942 finden sich keine weiteren, für das Projekt interessanten Einträge. In den Jahreslisten finden sich, jeweils auf der letzten Seite, aber Berichtigungen. Darunter auch durchaus Vermerke wie „zu streichen“.

 

 

Anmerkungen:

  1. Die Einträge in den Einzelschriften zur Reihe Intimes entfallen in der Liste von 1938, sind jedoch als Reihe weiterhin verboten. Siehe hierzu auch die Vorbemerkung.
  2. Bei Altbern, W. v. handelt es sich vermutlich um Althern, W. v., unter welchem Peter Wanjek den Roman „Anitas Traum“ in der Reihe Intimes als # 51 listet. „Bella Donna“ ist von Peter Wanjek nicht aufgeführt, die Liste hat aber noch Lücken in welche der Roman gehören mag.
  3. Bei Dorn, Hugo handelt es sich wohl um Darm, Hugo.
  4. Zu Heymann, Robert (Autor der erste 6 Hefte von Der Detektiv, 1. Auflage) ist der Zusatz
    1. sämtliche übrige Schriften (1935) und
    2. sämtliche Schriften (1938) zu beachten.

    Für Kabel, Walter finden wir einen solchen Zusatz nicht.

  5. Bei Lutsch-Lickna, Lulu handelt es sich wohl um Lutsch-Luckna, Lulu (vermutlich einen Druckfehler).
  6. In der Liste von 1935 waren noch die
    1. Harald Harst Hefte 1–372 benannt.
    2. Ab 1938 werden nur noch die Hefte 1–270 benannt. Fehler oder Absicht?
    3. Siehe hierzu auch die Notiz zu 1939–1942.
  7. Zu Moellwitz, Gino Forst von ist zu beachten, daß er auch nach 1938 noch weiter publiziert hat. Alle hier gelisteten Bücher von Moellwitz stammen aus der Reihe Tropenglut und Leidenschaft. Daß Moellwitz nicht unter seinem Klarnamen Eugen Forst geführt wird mag daran liegen, daß Forst seinen Künstlernamen auch in der Öffentlichkeit benutzte. Siehe hierzu auch den Eintrag bei: Autoren abseits vom Kabelwege
  8. In der Liste von 1938 erfolgt die Zuweisung der Pseudonyme von
    1. Neuhof, W. v. und
    2. Schraut, Max auf

    Kabel, Walter.

  9. Die Reihe Tropenglut und Leidenschaft findet sich nicht auf der Liste der Sammelwerke. Auch werden unter den Einzelwerken nicht sämtliche Bücher, die innerhalb dieser Reihe von Moellwitz oder Kabel (unter dem Pseudonym: Neuhof) erschienen sind, aufgeführt.
  10. Die Abelsen-Reihe Abenteuer abseits vom Alltagswege ist nicht aufgeführt, auch kein Einzelwerk aus dieser Reihe.