Sie sind hier

„Neue“ Erkenntnisse zu Männe und Max 1938

„Neue“ Erkenntnisse zu Männe und Max 1938

 

Kann es neue Erkenntnisse zu einer Serienauflage geben, die fast 80 Jahre alt ist? Eigentlich nicht, es sein denn, man entdeckt etwas, was bisher den meisten Sammlern nicht aufgefallen zu sein scheint. Zumindest gibt die einschlägige Sammlerliteratur keinen Hinweis darauf. Vielmehr heißt es immer wieder, daß die Neuauflage von 1938 sich lediglich durch eine geänderte Nummernreihenfolge von den vorherigen Auflagen unterscheidet. Nun, diese Annahme ist schlichtweg falsch! Falsch, da bei genauerer Betrachtung auffällt, daß die Auflage von 1938 mit komplett neuen Texten versehen wurde!! Auch sind hier und da mal Illustrationen entfallen. Wir haben es also nur oberflächlich betrachtet (Titelbild und Titel) mit denselben Heftchen wie bei den vorherigen Auflagen zu tun. Warum der Verlag moderner Lektüre sogar die Verfasserangaben der ersten Auflage unverändert übernommen hat, kann nicht beantwortet werden. Sicher ist aber, daß der bekanntlich 1935 verstorbene Walther Kabel nicht mehr an Männe und Max 1938 beteiligt gewesen sein kann und sich hier hinter dem Pseudonym Walther Neuschub nun ein anderer Autor verbirgt. Ob Gino Forst und Reinhold Hansche beide an der Neuauflage beteiligt waren erscheint auch fraglich. Zumindest lassen die neuen Texte vermuten, daß diese von ein und demselben Autor stammen (siehe unten bei den Textvergleichen). Da auch die Texte von Gino Forst und Reinhold Hansche erneuert wurden, lassen sich hierdurch keine weiteren Rückschlüsse ziehen. Ein Schreibstilvergleich legt jedoch nahe, daß sich hinter den Texten der Neuauflage mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Reinhold Hansche verbirgt. Daß die neuen Texte hingegen von Gino Forst stammen erscheint auf Grund des Schreibstilvergleiches mit den vorherigen Auflagen sehr unwahrscheinlich. Nähere Erkenntnisse jenseits von Schreibstilvergleichen liegen bisher aber nicht vor.

Nun ist es endlich gelungen (Stand Februar 2024), einige weitere Hefte sowohl von der alten als auch der neuen Auflage zu bekommen. Einige Fragen konnten dadurch geklärt werden; die Titelauflistung konnte (über die Verlagswerbung) weitestgehend vervollständigt werden. Bei den vorhandenen Heften wurde der Autor (Texter) mit angegeben. Auch die fehlenden Copyrightseiten bei einigen Heften haben sich nun aufgeklärt.

Der Grund beim Copyright ist einfach: Normal beginnt die Seitennummerierung mit der 4. Die 1 ist der Innentitel sowie der Autor / Illustrator; die 2 dann das eigentliche Copyrigt (Jahr, Verlag usw.) und auf Seite 3 ist der Beginn der Geschichte. Erst ab Seite 4 wird dann die Seitenzahl auch gedruckt. Bei den Heften ohne Copyright beginnt die Geschichte tatsächlich auf Seite 1 und die erste gedruckte Seitenzahl ist die 2. Das heißt, die Geschichte ist 2 Seiten länger, da die Seitenzahl mit 32 Seiten (8 Druckbögen a 4 Seiten) fest vorgegeben ist. Also zu Gunsten der Geschichte und zu Lasten des Copyrights.

Bei der Auflage von 1938 wurden einfach nur einige Geschichten weggelassen und die verbleibenden Geschichten neu nummeriert. Die grundsätzliche Reihenfolge blieb aber erhalten. Deshalb sind bei der Heftübersicht von 1938 auch die ursprünglichen Heftnummern in Klammern angegeben. Warum einige Hefte weggelassen wurden, ist unbekannt.Sei es, daß einige Druckplatten nicht mehr auffindbar oder defekt waren, sei es, daß einige Geschichten nicht mehr dem Zeitgeist ensprochen haben oder aber sei es bedingt durch die NS-Zeit. Was auch erklären würde, warum die Texte neu geschrieben wurden. Aber das wiederum sind alles nur Vermutungen.

 

Beispiele zu Walther Neuschub:

Die Auflagen vor 1938 entstanden immer mit derselben Druckplatte. Einzige Ausnahme bilden hier die Sammelbände von 1924 auf Grund des größeren Formates. Es ist auffällig, daß die Neuschub-Texte der ersten Auflagen (einschließlich der Sammelbände) mit einer anderen Lettertype als die Texte von Forst und Hansche gedruck wurden. Neugesetzt wurden bei den Auflagen von 1931/34 lediglich der Innentitel und die Copyright Seite. Wir können also feststellen, daß die Texte von 1922, 1924, auch die ohne Copyrightvermerk, mit denen von 1931/34 gleich sind und erst mit der Auflage von 1938 die Texte geändert wurden.

 

Männe und Max 1922:

Räuber Trald

Textverfasserangabe: Walther Neuschub

Zeile 1-14

Männe und Max 1938:

Räuber Trald

Textverfasserangabe: Walther Neuschub

Zeile 1-14

Heimlich steigt der Räuber Trald
In das Fenster ein , und bald
Sieht man wieder ihn entweichen
Und in seine Wälder schleichen. −
Gleich darauf Frau Knödelmayer
Will sich schmücken zu der Feier
Des Geburtstags der Frau Rand.
Aber − etwas sie nicht fand.
Und das war der Ring mit Stein!
− Wo nur kann der Ring wohl sein?
Sie beginnet nun zu suchen
Unter ganz bescheid'nem Fluchen
Sucht erst ruhig, sucht dann wild,
Suchet hinter jedem Bild.

Heimlich dringt der Räuber Trald
In das Haus hier mit Gewalt,
Um dann leise zu entweichen
Und in seinen Wald zu schleichen. −
Als darauf Frau Knödelmayer
Sich will schmücken zu der Feier
Des Geburtstags der Frau Schwinge
Mit dem schönen Perlenringe,
Den der Gatte ihr beschert, −
Tausend Mark ist er wohl wert, −
Ist er nicht im Vertiko,
Und sie sucht ihn anderswo,
Unterm Bette, unter Spinden,
Ohne ihn jedoch zu finden!

Anmerkung: Das Bild von Seite 29 der ersten Auflage(n) entfällt in Männe und Max 1938.

 

Männe und Max ohne Copyrightvermerk:

Knödelmayers neue Köchin

Textverfasserangabe: Nicht vorhanden

Zeile 1-10

Männe und Max 1938:

Ködelmayers Köchin

Textverfasserangabe: Walther Neuschub

Zeile 1-10

Seht, das ist Amanda Leyer,
Köchin bei Frau Knödelmayer.
Eine Köchin ist meist dick,
Weil sie nie das schlechtste Stück
Vor dem Braten sich erwählt
Und ihr auch nicht Butter fehlt.
Die Amanda Leyer doch
Geht durch jedes Nadelloch.
Dünn wie 'ne Faden ist sie nämlich,
Dabei von Charakter grämlich.

Das ist die Amanda Leyer,
Köchin bei Frau Knödelmayer.
Sonst sind diese Mädchen meist
Wohlgerundet, dick und feist,
Weil am Herd sie nie vergessen,
Selbst ein gutes Stück zu essen,
Was man einer braven Seele,
Wenn sie fließig, frei von Fehle,
Ganz gewiß auch gern erlaubt,
Da sie nie was heimlich raubt.

Anmerkung: Alle Bilder wurden unverändert übernommen.

 

Männe und Max 1932:

Bobbis Begräbnis

Textverfasserangabe: Walther Neuschub

Zeile 1-12

Männe und Max 1938:

Bobbis Begräbnis

Textverfasserangabe: Walther Neuschub

Zeile 1-12

Welch ein wundersam Gebilde
Schleicht dort durch die Waldgefilde?!
Ob es Mann ist, Ob 's eine Frau,
Weiß man wirklich nicht genau.
Häufig macht das Wesen halt,
Langt dann in des Mantels Spalt,
Holt hervor 'ne Flasche Mampe
Und − „gießt einen auf die Lampe.“
Nun, es sei jetzt hier gleich verraten,
Daß jetzt eilt zu finstern Taten
Leierkastenonkel Klatt
Der schon viel „berissen“ hat.

Welch ein seltsames Gebilde
Schlendert dort durch das Gefilde,
Mann erkennt nicht ganz genau,
Ob es Mann ist oder Frau,
Häufig holt es aus der Tasche
Eine große Branntweinflasche,
Führt sie durstig an die Lippen,
Einen Zug daraus zu nippen,
Zieht dann fort nach kurzem Rasten
Mit dem schweren Leierkasten.
Bartlos ist das Angesicht,
Tief die Stimme, welche spricht,

Anmerkung: Das Bild von Seite 8 der ersten Auflage(n) entfällt in Männe und Max 1938. Die Reihenfolge mehrer Bilder wurde in der Auflage von 1938 geändert.

 

Beispiele zu Gino Forst:

Männe und Max 1932:

Die Dampfwalze

Textverfasserangabe: Gino Forst

Zeile 1-18

Männe und Max 1938:

Die Dampfwalze

Textverfasserangabe: Gino Forst

Zeile 1-18

Nötig ist's von Zeit zu Zeit,
Daß die Straßen man erneut.
Und zu dem Erneu'rungszwecke
Reißt man auf die Straßendecke.
Nun wird Schotter ausgestreut,
Und ist dieser dann bereit,
Fährt man darüber hin und her
Eine Walze, groß und schwer,
Die die Schottersteine fest
In die Straßendecke preßt.
Max und Männe, diese Knaben
Sitzen bei den Schulaufgaben.
Als sie die gebracht zu Ende
Reiben sie vergnügt die Hände,
Denn die beiden Knaben lieben
Nicht, im Rechnen sich zu üben,
Auch der Aufsatz scheinet ehrlich
Lästig ihnen und beschwerlich.

Stets die allergrößten Leiden
Bringt die Schularbeit den beiden,
Nichts kann stärker sie betrüben,
Als im Rechnen sich zu üben,
Einen Aufsatz gar zu schreiben,
Denn statt sich herumzutreiben,
Müssen sie zu Hause bleiben,
Traurig an dem Tische sitzen,
Über ihren Heften schwitzen,
Bis Gedanken ihnen blitzen,
Woran ihr Gehirn so reich,
Handelt sich's um einen Streich,
Leider fehlt des Geistes Kraft
Ihnen in der Wissenschaft.
Endlich haben beide Knaben
Fertig ihre Schulaufgaben,
Und sie atmen auf befreit,
Denn es ist die höchste Zeit,

Anmerkung: Das Bilder von Seite 11 und 12, sowie 30 und 31 der ersten Auflage(n) erscheinen in Männe und Max 1938 jeweils in der Reihenfolge vertauscht.

 

Männe und Max 1932:

Der Affe Hippolyth

Textverfasserangabe: Gino Forst

Zeile 1-18

Männe und Max 1938:

Der Affe Hippolyth

Textverfasserangabe: Gino Forst

Zeile 1-18

Wie man weiß, hat Gott den Affen
Menschenähnlich sehr erschaffen.
Und aus dem besagten Grunde
Findet man zu jeder Stunde
Solche Affen sehr possierlich,
Unterhaltsam, amüsierlich.
Doch bei näherer Betrachtung
Und genauerer Beachtung
Scheint der Affe von Natur
Uns des Menschen Zerrbild nur:
Frech und tückisch, hinterlistig
Und zu jeder Bosheit rüstig
Höchst gefräßig, eifersüchtig,
Doch in Diebereien tüchtig,

Jeder weiß es, daß die Affen
Uns sehr ähnlich sind beschaffen,
Dennoch sind die von Natur
Unsres Wesens Zerrbild nur.
Freilich sind sie sehr possierlich,
Aber doch auch unmanierlich,
Manchmal ist man amüsiert,
Wiederum sehr oft geniert,
Wenn sie ihre Possen treiben,
Die man gar nicht kann beschreiben.
Drollig, neckisch, vielfach roh
Hinterlistig, schadenfroh,
Lustig, munter, flink und wendig,
Doch auch frech und unanständig,

Anmerkung: Alle Bilder wurden unverändert übernommen.

 

Beispiel zu Reinhold Hansche:

Männe und Max 1932:

Angelklub „Blauer Hecht“

Textverfasserangabe: R. Hansche

Zeile 1-8

Männe und Max 1938:

Angelklub „Blauer Hecht“

Textverfasserangabe: R. Hansche

Zeile 1-8

Wer sich werktags in der Stadt
Redlich abgerackert hat,
Sehnt sich nach 'nem stillen Fleck,
Fährt am Wochenende weg.
Ist er aber Angler gar,
Geht er angeln offenbar;
Schlüpft behende wie ein Mäuschen
In sein trautes Angelhäuschen.

Jeder hält zum Wochenende
Gern auch einmal still die Hände,
Manchem macht es viel Genuß,
Sich zu setzen an den Fluß,
Um mit Inbrunst hier zu angeln,
An Gedult darf's ihm nicht mangeln,
Friedlich harret er auch zumeist,
Bis einmal ein Fischlein beißt.

Anmerkung: Alle Bilder wurden unverändert übernommen.