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Max und Männe als Erntehelfer

 

 

Männe und Max

lustige Bubengeschichten

 

136. Band

 

Max und Männe als Erntehelfer

 

Text und Bilder von

R. Hansche

 

Verlag moderner Lektüre, G.m.b.H.
Berlin SO 16, – Michaelkirchstraße 23a.

 

Nachdruck verboten. – Alle Rechte, einschließlich das Verfilmungsrecht, vorbehalten. – Copyright 1934 by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin SO 16
Buchdruckerei P. Lehmann G. m. b. H., Berlin SO 16

 

     
   

Jeder weiß es in der Stadt,
Daß der Landwirt Mühe hat.
Selten spricht in Seelenruh
Ein Idiot: „Dem wächst es zu!“
Aber alle andern wissen,
Daß die Bauern schuften müssen
Bis zur Nacht, von morgens früh;
Wenig Lohn für viele Müh’!

Freilich haben sie zu essen;
Schinken, Wurst sei nicht vergessen,
Denn nach lieben alten Brauch
Pflegen diese sie im Rauch.
Aber, wie in aller Welt,
Ist recht knapp das bare Geld;
Zahlen muß man Arbeitskräfte,
Die man braucht bei dem Geschäfte!

Jedem Bauern ist’s willkommen
Wenn ihm Erntehelfer kommen.
Diese melden sich freiwillig,
Und das kommt den Bauer billig.
In die Kost nimm er sie gern,
Aber zahlen liegt ihm fern,
Wenigstens dem Gottlieb Brand,
Der vor seiner Türe stand,

Als des Dreibunds Prachtgestalten
Ihren Einzug bei ihm halten.

 
   

Knödelmeier brachte sie,
Denn er kauft hier öfter Vieh.
Gottlieb Brand ist schon verständigt,
Das Gepäck wird ausgehändigt;
Knödelmeier fährt im Trab
Mit dem Wagen wieder ab.

Brand sagt: „Na, denn kommt man mit!“
Und lenkt seinen Schlürfeschritt

 
   

Nach der morschen Bodenkammer;
Daß das Dach leckt, ist ein Jammer.
Eine Luke macht sie hell.
Licht fällt auf ein Bettgestell,
Augenscheinlich offenbar
Das gesamte Mobiliar.

„Det“, spricht Brand, „is euer Zimmer,
Ufstehn müßt um fünf ihr immer!
Schlafen, det kann jeder Affe,
Nach dem Waschen gibt’s gleich Kaffee!
Arbeet wird sich für euch finden,
Göpel fahren, Garben binden.
Weil noch etwas Zeit zu ist,
Schafft mal aus dem Stall den Mist!“

„Spaß wird euch die Arbeet machen,
Ihr habt’s jut, ihr könnt woll lachen!
Na, nu muß ick aber weg,
Ville reden hat keen Zweck.
Arbeet is hier Hauptjebot,
Un nachher jibt’s Abendbrot!“
Schütteln zweifelnd ihren Kopp.
Männe, Max, desgleichen Bob,

 
   

Eifrig machen sie sich dann
An die neue Arbeit ’ran.

Männe wird es bald zuviel,
Er lehnt seinen Forkenstiel
An die erste beste Wand,
Pfiff dem Bobbi und verschwand
Mit dem Hund und Bruder Maxen
Hinterm Stall, wo Früchte wachsen.

Doch die Hausfrau hat gesehn,
Wie sie still beiseite gehn,
Leise geht sie ihnen nach,
Sagt: „Heut is keen Feiertag,
Wer hier is, muß och wat dun;
Könnt euch nachts jenug ausruhn!
Raupt mal ab den Wirsingkohl,
Sonst wird mir der innen hohl!“

Damit geht die Bäuerin
Wieder nach dem Kuhstall hin.

 
   

Max und Männe macht es Spaß
Abzuwehren Raupenfraß.
Wie die Bauersfrau gebot,
Trampeln sie die Raupen tot,
Die sie in dem Kohle finden,
Worauf schleunigst sie verschwinden.

In den Stachelbeerenbusch
Flitzen beide, husch, husch, husch,
Denn schon fängt des Männe Magen
An zu knurren und zu klagen.
Aber hier hat’s keine Not,
Keinerlei Entdeckung droht
Wenn man, gottesfürchtig – dreist,
Von den reifen Früchten speist.

Bobbi kratzt mit seinen Pfoten
Im Salatbeet, was verboten,
Als durch eine Hintertür
Plötzlich tritt der Bauer hier;
Wirft mit einem scharfen Stein
Bob ans rechte Hinterbein.
Leise Max zu Männe spricht:
„Schnell zum Kohl, er sieht uns nicht!“

 
   

Bob flieht mit gesenktem Kopp,
Denn der Bauer ist zu grob.
Aber jetzt kehrt der zurück,
Max und Männe trifft sein Blick,
Die mit tief gebeugtem Rücken,
Raupend, übern Kohl sich bücken.
Da er sie beschäftigt sieht,
Wird besänftigt sein Gemüt.

Aus dem Stalle tönt es Muh,
Und die Sonne geht zur Ruh.
In dem Eimer bringt die Frau
Warmes Abendbrot der Sau,
Die dazu mit Lustgequiek
Macht entsprechende Musik.
Wenn besorgt das liebe Vieh,
Denkt auch an die Leute sie.

Männe, Bruder Max und Bob
Warten müd und hungrig, ob
Es bald etwas Gutes gibt,
Wie’s ein jeder Knabe liebt.
Freundlich sehn sie einen Schinken
Auf dem Eichentische blinken;
Blut- und Leber-, Schlack- und Mett-
Würste scheinen gleichfalls nett.

Sieh, jetzt stellt die Bäuerin
Einen Napf mit Stippe hin,
Und Kartoffeln kippt die Magd
Auf den Tisch ganz unverzagt.
Jeder kriegt ein stumpfes Messer,
Denn mit solchem schält man besser
Die Kartoffeln aus der Pelle.
Sie sind heiß, drum geht es schnelle

 
   

Bei der Magd wie bei dem Knecht,
Die sich beide sputen recht.
Aber nicht bei Max und Männen,
Die die Finger sich verbrennen.

Nur das Ehepaar allein
Haut in Wurst und Schinken ein,
Während sie bei sich gedacht,
Das sei auch für sie gebracht.

 
   

Nein, nur eine Täuschung war
Diese Ansicht offenbar.
Die Kartoffeln, die es gibt,
Man in heißes Leinöl stippt.

Bob hat sich ganz still verkrochen.
Ach, nicht einmal einen Knochen
Gab man ihm zum Abendmahl;
Dieser Umstand ist fatal!

Er wird zu dem Hofhund gehen
Und ob der was hat mal sehen.
Der liegt schon in seiner Hütte,
Doch in der Kasserolle Mitte
Sieht Bob einen Knochen liegen
Und versucht ihn auch zu kriegen.
Doch der Eigentümer fährt
Aus der Hütte sehr empört.

Auf sein wütendes Gebelle
Eilt der Bauer gleich zur Stelle.

 
   

Magd und Knecht und Bäuerin
Eilen spornstreichs auch dahin,
Aber Bob, der kluge Hund,
Eh’ man näher kam, verschwund.
Als ein jeder war heraus,
Lief er frech hinein ins Haus.

Nahm die Leberwurst vom Teller,
Eilte damit in den Keller;
Max und Männe aber sind
In ihr Bett entwischt geschwind.

 
     
 
   

Erst miauen ein paar Katzen,
Aber dann hört man es kratzen
Draußen an der Kammertür;
Heißa, Bob ist wieder hier!

Hat die Wurst gleich mitgebracht,
Ja, er hat daran gedacht!
Männe teilt sie in drei Teile,
Und sie essen eine Weile,
Bis der Appetit gestillt,
Und der Mond vom Himmel mild
In die kleine Kammer blickt,
Darauf ist man eingenickt.

Als es Zeit, um aufzustehn,
Ist der Bobbi nicht zu sehn.
Er hat wohl so seine Sorgen,
Daß der Bauer heute Morgen
Schlecht auf ihn zu sprechen sei
Wegen seiner Dieberei,
Wie es wenigstens die Magd,
Die sie aufgeweckt hat, sagt.

Da ist weiter nichts zu tun,
Bob ist weg und bleibt es nun.
Traurig nehmen sie allein
Ihren Morgenkaffee ein.
Eilig geht’s hinaus auf’s Feld,
Weil der Bauer darauf hält,
Daß die Tage, wie sie kommen,
Fleißig werden wahrgenommen.

Schnell verwandelt Erntesegen
In Verlust ein Dauerregen.
Darum gilt’s für Brand zu handeln,
Aufzusetzen heut in Mandeln
Seinen Roggen, der noch liegt,
Daß er nicht noch Regen kriegt.
Dazu braucht er Max und Männen,
Die ihm tüchtig helfen können.

Knecht und Magd sind auch dabei,
Liebesleute sind die zwei,

 
   

Was auch Max und Männe wissen,
Weil sie hinterm Busch sich küssen.
Nun ans Werk mit frischer Kraft,
Wer am schnellsten etwas schafft!
Sieh, schon stehen ein paar Hocken,
Sonne macht die Körner trocken!

Max und Männe schleppen ehrlich,
Aber schließlich wird’s beschwerlich,
Heiß die liebe Sonne brennt;
Daß der Schweiß herunterrennt.
Schau, da ist der Bob ja wieder,
Hopst vor Freude auf und nieder!
Und da er nicht helfen kann,
Fängt er etwas andres an.

Fängt im Acker an zu kratzen
Hier und da mit seinen Tatzen,
Sucht nach flinken Mäuschen munter,
Beißt sie tot und schluckt sie runter.
Ferne überm Felde kreist
Auch ein Mäusebussard dreist,
Der jetzt jäh herniederstößt
Und sich dann vom Boden löst.

 
   

Bobbi eilt hinzu, schau, schau!
Da ist wohl ein Hamsterbau?
Und der Hamster, fast getötet,
Kriecht hinein, von Blut gerötet.

Lautlos streicht der Bussard ab;
Bobbi deckt die Erde ab,
Aufgemuntert von den Knaben,
Die sich eingefunden haben,
Um den Zufall auszunützen
Und den Bob zu unterstützen.
Eine Schaufel, die man fand,
Nimmt der Männe gleich zur Hand.

Da zeigt sich der Hamster eben,
Ach, nun geht es ihm ans Leben,
Denn ihn trifft ein schwerer Schlag,
Daß er tot am Boden lag!

 
   

Dieser Umstand wirkt als Sporn!
Mehr als zwölf Pfund Roggenkorn
Legt man frei; und Bauer Brand
Sah, als er daneben stand,
Daß die zugereisten Knaben
Ihre guten Seiten haben.
Selbst dem ihm verhaßten Bob
Zollt er widerwillig Lob.

Brand zieht ab dem Hamster schnelle
Seine braungescheckte Pelle.

 
   

Männe sieht’s und bettelt drum;
Brand lacht: „I, du bist nich dumm!
Ick hol mir ’n Sack von Hause,
Un ihr macht nu Mittagspause.
Essen hab ick mitgebracht;
Trödelt nich so lange, macht!“

Also abgelehnt, und sie
Haben nichts für ihre Müh’.
Männe sagt: „Der ist zu gierig!“
Max bestätigt, daß Brand schmierig.
Aber der durchtriebne Bob
Wußte guten Rat, Gottlob;
Gründlich er den Roggen wässert,
Was ihn sicher nicht verbessert.

Schlummernd ruht das Liebespaar,
Das bereits gesättigt war,
In ’ner Mandel, Arm in Arm,
Denn die Sonne scheint zu warm.
Max und Männe aber finden
In dem Topf nur ein paar Rinden
Von dem schönen Schinkenknochen,
Den die Bäuerin tat kochen;

 
   

Und der Rest Kartoffeln war
Ungenügend ganz und gar.
Diesen Topf sie löffeln leer,
Doch es hungert sie noch sehr.

Bis zum Abend heißt es lauern!
Und was gibt es dann beim Bauern??
Diese Frage steht noch offen,
Aber Max und Männe hoffen.

Dann sind beide hingegangen,
Um sich Frösche einzufangen;
Und es schneidet sich der gute
Männe eine Angelrute.
An die Schnur ein Stückchen Fries!
Sehn die Teichbewohner dies,
Schnappen sie gleichwie nach Fliegen,
Und sind kinderleicht zu kriegen.

Wubb, steckt einen Frosch der rasche
Männe in die Hosentasche.

 
   

Wieder nach den Roggenmandeln
Sieht man die Gebrüder wandeln,
Wo der freche Bob sich jetzt
Auf der Jungfrau Schulter setzt,
Leckt sie mit der Zungenspitze;
Und sie lispelt: „Nich doch, Fritze!“

Bob springt von der Schulter wieder.
Männe setzt das Fröschlein nieder
Auf der Jungfrau bloßen Hals;
Sie wird munter jedenfalls.
Fühlt was Kaltes, das sich klemmt
Zwischen Mieder, Haut und Hemd.
Kreischend springt sie von der Erde,
Denn der Frosch macht ihr Beschwerde.

Fritze, der sich auch ermuntert
Und mit offnem Munde wundert,
Ahnt es nicht, was die Geliebte
So erregte und betrübte.
Eifrig suchte ihre Hand
Bis den kalten Frosch sie fand.
Wirft ihn Fritze ins Gesicht
Und der kann doch dafür nicht.

 
   

Max und Männe, die im Feld
Wieder Garben aufgestellt,
Schielen nach dem Liebespaar,
Das ganz auseinander war.

Warum haben die das Essen
Fast alleine aufgegessen;
Hätten sie nicht Max und Männen
Etwas übrig lassen können!?

Endlich heißt es „Feierabend“,
Lüftchen wehen kühl und labend;
Gern verläßt man Feld und Flur,
Sieht die volle Schüssel nur,
Um an schmackhaften Gerichten
Leib und Seele aufzurichten.

So denkt auch das Brüderpaar,
Das ganz ausgehungert war.

 
   

Bobbi lief ein Stück voraus,
Schlich sich heimlich ein ins Haus.
Als er in den Keller kam,
Sah er dort ein Töpfchen Rahm,
Milch, in Schalen aufgesetzt;
Und von allem nascht er jetzt.
Steht in einer Schüssel drin,
Wundervoll ist ihm zu Sinn!

Aber wie ein Wirbelwind
Fährt er nach der Tür geschwind,
Als die Hausfrau mit der Kelle
Plötzlich dasteht auf der Schwelle.
Schwach, mit schreckensbleichem Mund
Ruft sie nur: „Du Schweinehund!“
Mit der Kelle schlägt sie jetzt,
Aber Bobbi, der entwetzt.

Alle Milch ist ausgeschüttet,
Und der Sahnentopf zerrüttet.
Max und Männe droben sehn
Auf dem Tisch die Butter stehn,
Aber trüb wird ihre Miene,
Dieses Fett ist Margarine!
Pellkartoffeln gibt’s dazu,
Und dann geht’s in’s Bett zur Ruh.

 
   

Als im Hause alles schläft,
Haben sie noch ein Geschäft,
Schleichen vorsichtig auf Strümpfen
An des Misthofs tiefen Sümpfen
Sich vorbei bis zu der Kuh,
Die im Stall brummt leise Muh,
Gut es Max und Männe trafen,
Daß der Hofhund auch geschlafen!

Her mit jener Herdenglocke,
Die da hängt an einem Pflocke!
Für Beleuchtung sorgt der Mond,
Der am hohen Himmel thront.
An dem Kuhschwanz bindet man
Die besagte Glocke an,
Läuft zurück ins sichre Haus;
Und der Hofhund fährt heraus.

Tief und fest ist Bauernschlaf,
Doch als Glockenläuten traf
Gottlieb Brands behaartes Ohr,
Kam ihm das bedenklich vor.

 
   

Ganz besonders, weil der Hund
Dauernd bellt wie ungesund.
Er verläßt die warmen Posen
Und schlüpft in die kalten Hosen.

Als er in dem Kuhstall stand,
Er des Lärmens Ursach fand,
Löst den Knoten, legt sich wieder
Ärgerlich zum Schlummer nieder.
Aber früh am nächsten Morgen
Hat er etwas zu besorgen,
Trug zum Postamt einen Brief,
Der Herrn Knödelmeier rief:

Geöhrter Herr Knödelmeier

Ich ersuche Ihnen Holen sie ihre Söhne wieder,
Sie sind als Erntehelfer nicht zu jebrauchen

ergebenst Gottlieb Brand,

Klein Poplitz

Bald war Knödelmeier da,
Und man ahnt, was nun geschah!