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Das Untergrundbahngespenst

 

 

Harald Harst

Aus meinem Leben

 

Band: 152

 

Das Untergrundbahngespenst

 

Erzählt von

Max Schraut

 

Verlag moderner Lektüre G. m. b. H.
Berlin SO 16, Michaelkirchstraße 23a

 

Nachdruck verboten. – Alle Rechte, einschl. das Verfilmungsrecht, vorbehalten. – Copyright 1925 by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin.
Druck: P. Lehmann G. m. b. H., Berlin.

 

1. Kapitel.

Die drei Beraubten.

Er benutzte die dritte Wagenklasse. An diesem Vormittag des 11. Mai war der Zug wenig besetzt.

Als ein Schaffner dann auf der Endstation Wilhelmplatz noch einen Fahrgast im Zuge bemerkte, der offenbar in seiner Ecke eingeschlafen war, suchte er den Mann zu wecken.

So stellte er fest, daß der Betreffende bewußtlos war. Erst nach fünf Stunden kam der Mann auf der nächsten Unfallstation wieder zu sich. Es war der Kassenbote der Minifax-A.-G. – Die Aktentasche mit dem Gelde war ihm geraubt worden. Er konnte nur angeben, daß er in der Wagenecke dritter Klasse plötzlich von einer unwiderstehlichen Müdigkeit befallen worden war. Mehr wußte er nicht.

Alle polizeilichen Nachforschungen blieben erfolglos. –

Dies stand am 12. Mai sehr ausführlich in allen Zeitungen zu lesen.

Auch wir lasen es …

Und wir saßen gerade beim Frühstück auf der Veranda des Harstschen Hauses und erfreuten uns an dem frischen Grün der Gartenbäume und an dem frechen Lärm des Spatzenvolkes.

Der Kassenbote der Minifax-Aktiengesellschaft hatte von der Deutschen Bank achtzigtausend Mark erhoben und war auf der Station Kaiserhof in einem nach Wilhelmplatz bestimmten Untergrundbahnzug gestiegen.

Das Geld hatte er in einer Aktentasche bei sich.

Der Bote war ein kräftiger Mann von fünfunddreißig Jahren und seit längerer Zeit schon in Diensten der Minifax-A.-G.

Eine Stunde später läutete der Direktor der Minifax-A.-G. bei uns an und erteilte meinem Freunde Harald Harst den Auftrag, nach dem Diebe zu suchen. Oder besser: wollte ihm den Auftrag erteilen! Denn Harald lehnte mit der Begründung ab, daß die tadellose Berliner Kriminalpolizei in solchen Fällen weit mehr ausrichten könne als er selbst.

Das war am 12. Mai.

Am folgenden Tage regnete es in Strömen … Wir saßen bei geschlossenen Verandenfenstern gegen acht Uhr beim Morgenkaffee, als die die Köchin Mathilde uns das Ehepaar von Garlitt meldete …

Harst, der die Morgenzeitung studiert hatte, sagte zu seiner Mutter und mir:

„Es ist nämlich, wie ich hier soeben gelesen habe, abermals auf der Untergrundbahn zwischen Gleisdreieck und Wilhelmplatz ein Diebstahl verübt worden … Der Baronin von Garlitt sind Juwelen im Werte von hunderttausend Mark gestohlen. Und auch diese Dame wurde auf der Station Wilhelmplatz bewußtlos aus dem Zuge geholt.“

Er erhob sich …

„Komm, mein Alter … Jetzt interessiert mich diese Sache … Hören wir, was die Baronin zu erzählen weiß …“ –

Baronin Wera von Garlitt, geborene Wiechert, – eine blendende Erscheinung. Dame von Welt, bescheiden, ruhig, sicher im Auftreten … Kleidung von unauffälliger Eleganz … Etwa dreißig Jahre …

Der Ehemann, Gisbert von Garlitt, – ein Unikum – wie aus einem modernen Witzblatt … Blasiert, Monokel, ungeheuer abgeklärt, müde Sprache, aber von jener zwanglosen Liebenswürdigkeit, die infolge einer natürlichen Begabung für scherzhafte Zwischenbemerkungen noch sympathischer wirkte. Ein schmales, feines, verlebtes Gesicht … Kleidung mit einem Stich ins Geckenhafte …

„Eine böse Geschichte, Herr Harst…,“ meinte er und ließ die Mundwinkel hängen … „Es war der ganze Wiechertsche Familienschmuck, den mein Schwiegervater mit Liebe und Verständnis gesammelt hatte – Kommerzienrat Wiechert von den Wiechert-Werken … – Wera mag Ihnen nun Details berichten. Ich bin noch zu konsterniert von alledem …“

Die Baronin erzählte:

Gestern, sechs Uhr nachmittags, hatte sie die Schmucksachen von dem Juwelier Radtke in der Friedrichstraße abgeholt, der sie vier Tage zum Reinigen bei sich gehabt. Die Juwelen waren in ein Saffiankästchen eingeschlossen und dies in Papier gehüllt. Station Friedrichstraße hatte die Baronin die Untergrundbahn bestiegen. Es war sehr voll im Abteil gewesen. Sie hatte gestanden – bis Gleisdreieck. Dann wurden zwei Plätze frei, und sie setzte sich. Neben ihr saß ein alter Herr. Mit einem Male wurde sie müde. Erwachte erst auf der Unfallstation. Das Kästchen war verschwunden. –

Auch diese Angaben also überaus dürftig.

Harald fragte allerlei …

Die Angelegenheit blieb dunkel, und Harst gab dem Ehepaar schließlich denselben Bescheid wie dem Direktor der Minifax-A.-G. –: Kriminalpolizei sei hier mehr am Platze als er!

Und die Garlitts verabschiedeten sich … Taten es mit enttäuschten Mienen. Der Baron sagte wehleidig:

„Sie waren unser Hoffnungsanker, Herr Harst … Schade!!“

Und als wir vom Fenster aus beobachteten, wie die beiden ihr elegantes Privatauto bestiegen, meinte Harst:

„Die Baronin hätte klüger getan, auch gestern nachmittag ihr Auto zu benutzen … Im übrigen trifft sie der Verlust nicht allzu schwer. Ihr Vater ist einer der reichsten Männer Deutschlands …“

„Und der Baron ist Eheattrappe …“

„Allerdings … Man merkte, Frau Wera nimmt ihn nicht recht ernst … Sie hat wohl nur den alten Namen geheiratet …“

„Nun – vornehm sieht der Mann trotz alledem aus.“

Und wir kehrten auf die Veranda zurück …

Ich schilderte Haralds Mutter den Baron, und die alte Dame lachte herzlich …

Hiermit schien die Sache für uns erledigt …

Schien …

Es kam anders …

Denn abends um neun Uhr läutete es an der Gartentür Sturm … –

Diesmal war es Herr Kommerzienrat Fritz Wiechert, der Großindustrielle …

Ein Hüne … graublonder Spitzbart, eiserne Ruhe.

„Herr Harst, vor sechs Stunden, also um drei Uhr nachmittags, ist ein Kassenbote der Werke in der Untergrundbahn bestohlen worden – zweihundertachtzigtausend Mark.“

Nun – es war wieder derselbe Sachverhalt: Wilhelmplatz findet ein Schaffner einen Bewußtlosen – und die Umhängetasche des Boten ist verschwunden!

Haralds Gesicht war es anzumerken, wie sehr ihn diese unheimliche Anhäufung von Beraubungen auf der Untergrundbahn im Geiste beschäftigte …

„Sie müssen eingreifen, Herr Harst,“ sagt der Kommerzienrat. „Bedenken Sie: im Zuge waren acht Kriminalbeamte, und in demselben Abteil sogar der zuständige Kommissar. Die Polizei gibt sich alle Mühe. Und doch ist nun unter ihren Augen dies neue Verbrechen verübt worden …“

„Wo wohnt der Kassenbote, Herr Kommerzienrat?“

„Ich habe ihn gleich mitgebracht. Er sitzt draußen in meinem Auto.“

Ich holte den Mann herein …

Ein würdiger älterer Herr war’s – so recht der Typ des erprobten langjährigen Angestellten.

Wir vier saßen nun um den Sofatisch herum …

Ein Hundewetter war’s draußen … Es goß in Strömen … Windstöße umheulten das Haus …

Harald ließ durch Mathilde Rotwein bringen …

„Wir wollen Herrn Wiebach ein wenig aufmuntern,“ meinte er und nickte dem würdigen Männlein zu, das wie ein Häuflein Unglück jetzt im Sessel lehnte …

Dann fing Harst zu fragen an …

„Ja – es war sehr voll in der Untergrundbahn,“ bestätigte Wiebach. „Ich hatte die Ledertasche am Riemen über der Schulter und hielt sie mit beiden Händen fest …“

„Sie standen?“

„Ja – bis eine Dame mir einen Wink gab, daß sie Station Bülowstraße aussteige … Und da setzte ich mich.“

„Besinnen Sie sich auf Ihre Nachbarn, Herr Wiebach?“

„Rechts von mir saß eine Frau mit einem Kinde auf dem Schoße … links eine verschleierte Dame, die sehr nach Parfüm roch, Herr Harst …“

„Und – wann spürten Sie die bleierne Müdigkeit?“

„Auf der Station Wittenbergplatz, Herr Harst – ganz plötzlich … Es gab da ein großes Gedränge im Gang. Station Zoologischer Garten sollte ich aussteigen … Aber da war ich schon bewußtlos …“

„Und die Tasche hielten Sie wohl vor sich auf den Knien?“

„Ja – mit beiden Händen … Der Lederriemen war nachher dicht an der Tasche zerschnitten – an beiden Schnallen …“

So … entwickelte sich denn auch hier dasselbe rätselhafte Bild einer geradezu unfaßbaren Beraubung – der dritten innerhalb von zwei Tagen!

Kommerzienrat Wiechert betonte, daß auch die Kriminalpolizei bisher nicht habe feststellen können, wie das Betäubungsmittel den drei Bestohlenen beigebracht worden …

„Die Ärzte behaupten, es handle sich um ein betäubendes Gas,“ fügte er hinzu … „Die Polizei hält dies für ausgeschlossen, da das Gas doch dann von dem Diebe im Wagen irgendwie zum Ausströmen …“

„… und noch andere Personen unbedingt hätten mit betäubt werden müssen …!“ ergänzte Harald …

„Gewiß …! – Die Polizei will nun die Untergrundbahnzüge noch schärfer bewachen … Was ich persönlich für überflüssig halte, denn es wird jetzt wohl kaum jemand, der Sachen von Wert bei sich führt, dieses Verkehrsmittel benutzen …“

Kaum hatte der Kommerzienrat das letzte Wort ausgesprochen, als das Telephon auf dem Schreibtisch schrillte.

Harst eilte hin, nahm den Hörer …

Horchte … machte eine jähe Kopfbewegung …

Rief uns zu:

„Die achtzigtausend Mark sind dem Direktor der Minifax-A.-G. als Paket zurückgeschickt worden – per Post – – als Eilpaket …!“

Und er legte den Hörer weg …

Wir starrten uns verblüfft an …

„Dem Paket lag ein mit Maschine getippter Zettel bei, auf dem folgendes stand:

Mit Dank zurück, da die dritte Sache am lohnendsten war. – Das Untergrundbahngespenst.“

Wiechert meinte achselzuckend:

„Dritte Sache – das sind wir, Wiebach …!! Unser Geld wird der Gauner also nicht zurücksenden!“

Der Kassenbote seufzte nur …

Gleich darauf waren wir wieder allein …

Harald hatte dem Kommerzienrat fest zugesagt, den Fall in Arbeit zu nehmen …

 

2. Kapitel.

Das U. G. B.-Gespenst.

Ich hatte dem Kommerzienrat und dem geknickten Wiebach durch den Vorgarten geleuchtet, hatte dazu die Lodenpelerine umgeworfen und sagte zu Harald bei meiner Rückkehr in das behagliche Arbeitszimmer:

„Ein Sauwetter!! Danken wir dem Schöpfer, daß wir daheim bleiben können!“

Harst saß in der Sofaecke … Hatte die Augen geschlossen …

Regte sich nicht …

Ich glaubte, er dächte über die rätselhaften Diebstähle angestrengt nach, nahm mir eine Zigarre und zündete sie mit einiger Umständlichkeit an …

Nach den ersten Zügen schnellte mein Blick wiederum über Harsts Gestalt hinweg, und da fielen mir denn doch seine verdächtige Reglosigkeit und ein gewisses Zusammengesunkensein des Oberkörpers und die schlaffe Kopfhaltung ein wenig auf …

Ich trat näher …

Und erst so gewahrte ich in Haralds Schoß, halb von der rechten Hand bedeckt, ein Stück Papier …

Sah darauf lila Maschinenschrift …

Sah noch deutlicher, daß Harst ohne Zweifel … bewußtlos war …

Rüttelte ihn …

Immer stärker …

Schleppte ihn schließlich mit Aufbietung all meiner Kräfte zum Diwan … Flößte ihm Kognak ein … Nahm an, daß er einen schweren Ohnmachtsanfall gehabt habe.

Freilich – ein Harald Harst und eine Ohnmacht so ohne jede Ursache?! Wie reimte sich das mit seiner kerngesunden Natur zusammen?!

Endlich schlug er dann die Augen auf …

„Fenster öffnen!!“ lallte er matt …

Gewiß – das Zimmer war ziemlich stark verqualmt … Aber die feuchte kühle Nachtluft dieses Maitages erschien mir für meinen Patienten wenig geeignet. Trotzdem öffnete ich beide Fenster …

Harst lag mit starr nach oben gerichteten Augen da und atmete wohl absichtlich so tief und ruhig …

Ich hatte mir einen Stuhl neben sein Lager gerückt …

Der Regenwind trieb knatternd ganze Wassergüsse auf die Fensterbleche …

„Wie geht es Dir?“ fragte ich leise …

Und er:

„Wo ist der Zettel?!“

Der war vorhin auf den Teppich geflattert …

Ich holte ihn …

„Lies!“ sagte Harald, und sein Blick hing jetzt auf meinem Gesicht … Da sah ich denn erst, daß seine Augen völlig verändert waren … Die Pupillen ganz klein, und das Weiße überall von Blutäderchen durchzogen, wie bei einer starken Entzündung.

Ich las … Nur wenige Worte waren es:

Dies zur Warnung, Herr Harst! Die achtzigtausend werden zurückgeschickt, weil sonst ein Familienvater brotlos geworden wäre. – Das U. G. B.-Gespenst.

Ich las nochmals …

Träumte ich?!

Warnung – – von dem Diebe, der sich selbst so sensationell getauft hatte?!

Ich ließ den Zettel sinken …

Harst zog die Steppdecke höher und gähnte krampfhaft.

„Schließe bitte die Fenster …,“ meinte er …

Ich tat’s … Ich war wie benommen … Wie kam der Zettel hier ins Zimmer?! – Und eine dunkle Ahnung stieg in mir auf, daß hier Dinge geschehen, von denen ich noch nichts wußte.

Harald gähnte immer wieder … Aber seine Augen wurden klarer und natürlicher …

Wieder saß ich neben dem Diwan …

„Harald, woher der Zettel?!“ …

„Ein Mann … trat … ein … Du hattest Zimmer- und Haustür offen gelassen … Ein Mann, als Ihr kaum im Vorgarten wart … Er glich dem Kommerzienrat, winkte … Ich trat auf die Türschwelle … Er blieb im Flur … Reichte mir schweigend den Zettel … Und dann befiel mich urplötzlich eine unendliche Müdigkeit … Ich taumelte zum Sofa – verlor das Bewußtsein … Und nun lies mir den Zettel vor …“

Ich war unfähig zu einer Gegenäußerung …

Der Dieb hier bei uns im Hause?!

Welche Frechheit!! Und – dies in der kurzen Zeit, wo ich Wiechert und den Kassenboten zur Gartenpforte und zum Auto geleitet hatte?!

Unglaublich fast …!! Also mußte der Mensch im Vorgarten sich verborgen gehabt haben … Hatte die wenigen Minuten meiner Abwesenheit zu diesem Attentat benutzt.

„Lies bitte vor!“ mahnte Harald …

Ich las – ganz langsam …

Harst richtete sich jetzt langsam auf … Er schwankte noch ein wenig …

„Bitte – noch einen Kognak,“ meinte er …

Und trank …

Meinte dann:

„Du merkst nun wohl, mein Alter, daß wir es hier mit keinem Durchschnittsverbrecher zu tun haben … Im Gegenteil – dieser Mensch ist eine ungewöhnlich gefährliche Spezies von Räuber, arbeitet mit Mitteln, die mir noch durchaus unklar sind … Bedenke: ich sackte zusammen wie … wie ein Waschlappen – im Moment …! Und seine Verkleidung als Wiechert war tadellos, wenn auch nur für Fernwirkung berechnet … Jedenfalls: das U. G. B.-Gespenst hat uns seine Aufwartung gemacht! Ich habe ihm Auge in Auge gegenübergestanden, und es ist mir herzlich schlecht bekommen …“

Er gähnte wieder …

Und fuhr lebhafter fort:

„Es stimmt schon … Es ist ein Gas, mein Alter. So eine Art Kampfgas, das nur nicht tödlich wirkt …“

Gähnte nochmals …

„Wie der Mann arbeitet, ist nun ja klar … Aber wie er das Gas nur gerade einer einzelnen Person in das Gesicht blasen kann, bleibt schleierhaft … Als er mir den Zettel mit der Linken reichte, hatte er die rechte Hand in der Manteltasche … Und aus der Manteltasche hervor kann er doch unmöglich einen Gasstrom mir unter die Nase geleitet haben – unmöglich!“

Er wiegte den Kopf hin und her, murmelte: „Ein ganz gefährlicher Bursche … Wird ein böser Kampf werden … Zumal der Mann noch andere Eigentümlichkeiten hat: Herz für seine Mitmenschen! Dies deutet der Zettel an … Er hat der Minifax-A.-G. das Geld nur zurückgeschickt, weil diese dem Kassenboten offenbar gekündigt hat … Rufe doch einmal den Direktor der Gesellschaft an.“

Ich tat es …

Und der Direktor erklärte mir, daß der Bote allerdings sofort entlassen sei, weil man nur annehmen könne, daß er sich selbst betäubt habe, damit ein Komplize ihm das Geld stehlen könne …

„Verrückt!“ sagte Harst ärgerlich. „Nun haben die Herrschaften die Kündigung also zurückgezogen?“

„Nein, Harald … Du hörtest ja, daß ich danach besonders fragte … Der Direktor erklärte, es müsse bei der Entlassung bleiben …“

„Bande!! Obwohl das Geld wieder da ist und obwohl der Bote bisher sich tadellos geführt hat – nette Bande!!“

Und da – – schlug die Flurglocke schüchtern an …

Ganz schüchtern …

Ich hinaus … Öffne nur wenig … Frage durch die Spalte …

„Emil Mack …,“ erklärt der draußen Stehende … „Ich bin der Kassenbote der Minifax …“

Ich öffne vollends …

Ein strammer blonder Mann tritt ein …

Sitzt dann mit uns am Tisch, hält den nassen Schirm verlegen umklammert.

Aber Harsts zwanglose Liebenswürdigkeit läßt Emil Mack rasch auftauen …

Kognak und eine Zigarre fördern seine Zutraulichkeit.

„Herr Harst, man hat mir also das Gehalt bis zum ersten Juli ausbezahlt und mich … rausgeschmissen … Man verdächtigt mich … Das lasse ich mir nicht gefallen. Ich habe fünf Kinder, Herr Harst. Und trotzdem will ich Ihnen zahlen, was ich irgend kann, damit Sie mir … meine Ehre wiedergeben …“

Harst ist jetzt wieder völlig auf dem Posten … Raucht eine Mirakulum …

„Lieber Herr Mack – zahlen sollen Sie nichts, und Ihre Ehre haben Sie nicht verloren … Die Herren von der Minifax sind …“

Und was sie sind, deutet er durch eine Handbewegung nach der Stirn an …

Emil Mack nickt trübe …

„Ja – hartherzig und ungerecht! Nun ist das Geld doch wieder da … Nun hätte …“

„Das wird sich alles finden, lieber Herr Mack … – Übrigens sind Sie tüchtig naß geregnet … Standen Sie denn schon sehr lange draußen vor dem Hause?“

„Ja – seit neun … Als ich gerade den Vorgarten betreten wollte, kam das Auto … Da wartete ich denn.“

„Ah – und Sie blieben in der Nähe?“

„Gewiß … Ich schlenderte drüben auf der anderen Straßenseite auf und ab …“

„Und – sahen Sie nicht einen Mann, der das Haus betrat, als mein Freund Schraut die beiden Herren zum Auto geleitete?“

„Das sah ich, Herr Harst … Der Mann kam hinter den Büschen des Vorgartens hervor und verließ das Haus so auch sofort wieder … Trat wieder hinter die Büsche. Als das Auto dann davonfuhr, und als Herr Schraut die Haustür geschlossen hatte, verließ der Mann den Vorgarten und ging nach links die Straße hinab, wo ein anderes Auto hielt … Eine Dame schien ihn dort erwartet zu haben … Sie stiegen ein – und fuhren davon …“

Harald blickte mich an …

Meinte: „Die Sache klärt sich … Der Mensch arbeitet also mit einem Weibe zusammen … Und dieses Weib ist fraglos diejenige, die dem Wiebach den Sitzplatz anbot … Ja – zwei sind’s …!“

Und zu Emil Mack:

„Ihre Beobachtungen sind wichtig … Schweigen Sie darüber … Und jetzt trinken Sie noch einen Abschiedskognak und stecken Sie diese drei Zigarren ein … Ich werde Ihnen helfen, lieber Herr Mack … Die Minifax wird Sie reumütig wieder einstellen …“

Mack drückte uns dankbar die Hände und verabschiedete sich. Er war jetzt heiter und zuversichtlich … –

Wieder waren wir allein …

Harald schritt im Zimmer ruhelos umher …

Meinte nach einer Weile:

„Wenn man nur wüßte, wie man die Sache anpacken könnte … Man muß doch irgendwie beginnen … Aber das, was wir wissen, gibt uns keinen Angriffspunkt … Man kann sich doch nicht in die Untergrundbahn setzen und vielleicht tagelang zwischen Wilhelmplatz und Friedrichstraße hin und her gondeln?! – Wo – wo packen wir nur zu?!“

Er blieb am Tische stehen, drückte den Stummel seiner Mirakulum in eine Aschenschale aus und griff nach einer neuen Zigarette …

Dann schlug die Standuhr in der Ecke mit ihrem tiefen Gongton halb elf …

Der Ton zitterte noch in der Luft nach, als … wiederum die Flurglocke schrillte …

Wieder läutete es Sturm …

Ich hinaus …

Frage …

„Kriminalkommissar Rütlin,“ ruft eine Baßstimme …

Rütlin, alter Bekannter, tritt ein …

Stramm, erregt – preßt uns die Hände …

„Kinder, der Teufel hole den Dienst und die Vorgesetzten! Ich bin bekanntlich das Unglückswurm, das mit dem U. G. B.-Gespenst sich messen soll. – Kinder – – vor zwei Stunden der vierte Raub!!“

Und er wirft sich in den Sessel und füllt sich ein Rotweinglas aus der Kognakflasche …

Trinkt’s auf einen Zug …

Und erzählt dann …

 

3. Kapitel.

Eva von Garlitt …

Erzählt die alte Geschichte …

Zwischen Bülowstraße und Wittenbergplatz wird der Reisende der Juwelierfirma Stabert u. Co. namens Jelling ohnmächtig … Seine Reisetasche ist futsch: Inhalt für rund neunzigtausend Mark Juwelen!

Ja – die alte Geschichte …

Geschichte Nummer vier!! –

Rütlin sagt:

„Harst, wenn Sie mir nicht beistehen, kaufe ich mir einen Strick … Der Lump muß gefaßt werden … Stellen Sie sich vor: Im selben Abteil mit Jelling fuhr einer meiner rührigsten Beamten!! Es ist zum Verrücktwerden!“

„Stimmt!“ nickt Harald … „Leider!! Denn Schraut und ich überlegen auch schon hin und her, wie man dem Burschen ans Leder könnte … – Wo hat Jelling den Zug bestiegen?“

„Friedrichstraße … Kam von dem Juwelier Radtke, dem er seine Muster vorgelegt hatte …“

„Radtke?“ Harst besinnt sich … „Ah – dieselbe Firma, bei der die Baronin Garlitt ihren Schmuck hatte reinigen lassen …“

„Stimmt …! – Und Jelling hat dort eine Stunde mit Radtke persönlich verhandelt … Dann fuhr er mit der Untergrundbahn heim – wollte heimfahren … Armer Kerl! Er ist wie von Sinnen! Ich auch!! Der Satan hole die Herren Spitzbuben!“

Rütlin wählt eine Zigarre und beginnt zu rauchen …

Harst schildert ihm, was uns dieser Tag gebracht hat … Besuch des Ehepaares Garlitt – Besuch Wiecherts und Macks … – und des U. G. B.-Gespenstes!!

Als Rütlin dies hört, fährt er ordentlich hoch …

„Scherzen Sie, Harst?! Der Kerl war hier?!“

„Ja – hier ist der Zettel … Fassen Sie ihn aber behutsam an, da ich ihn auf Fingerabdrücke untersuchen will …“

Der Kommissar liest … liest …

„Unglaublich!! Und – Sie klappten tatsächlich um, lieber Harst?!“

„Ja … Ich wurde mit einem Schlage derart müde, daß ich kaum noch bis zum Sofa kam …“

Harald spricht jetzt merkwürdig zerstreut … Ich fühle: seine Gedanken sind anderswo …

Wo aber?!

Hat er den … Punkt gefunden, an dem wir mit der Arbeit beginnen können?! –

Rütlin bleibt bis elf Uhr … Wir reden und raten hin und her. Harst gähnt und ist ohne viel Teilnahme …

Unser Gast verabschiedet sich …

Kaum ist er gegangen, als Harald schon am Schreibtisch steht …

Er blättert im Fernsprechverzeichnis … Verlangt dann Lützow 1011 …

„Könnte ich Herrn Juwelier Radtke noch persönlich sprechen?“ fragt er …

Wartet …

„Ah – Herr Radtke … – Hier Harald Harst … Gestatten Sie – ich will nicht lange stören … Der Reisende Jelling war doch heute nachmittag bei Ihnen … Verhandelten Sie mit Jelling im Laden? Konnte Jellings Mustertasche dort von einem Kunden gesehen werden? – So – in Ihrem Privatkontor … Also konnte niemand Fremdes die Mustertasche … – ja, ich verstehe … So?! – Nun, das ist natürlich gleichgültig … Vielen Dank, Herr Radtke …“

Und er hängte ab …

„Also – wieder nichts?!“ meinte ich achselzuckend …

Er schaut mich grübelnd an …

„Doch – doch, mein Alter …! – Ich will Dich nicht auffordern, mich zu begleiten … Das Wetter ist zu miserabel … Immerhin, wenn Du Lust hast …“

„Welche Frage?! – Und – – wohin?!“

„Das wirst Du schon sehen … Ich habe jetzt eine Spur gefunden … Das heißt: Spur kann man das nicht nennen … Nein, es handelt sich mehr um einen ganz schwachen Anhaltspunkt, wie wir die Sache anpacken könnten … Würde ich Dir dies näher auseinandersetzen, dann würdest Du fraglos voreingenommen werden. Und das soll nicht sein. Einer von uns muß die Dinge objektiv betrachten …“

„Hm – das sind Redensarten, Harald. In Wahrheit kommt’s wieder auf Deine alte Geheimniskrämerei hinaus. Wir haben damit schon so schlechte Erfahrungen gemacht, daß es wirklich besser wäre, wenn Du …“

Er seufzte – legte mir beide Hände auf die Schultern.

„Also dann – gut: Juwelier Radtke teilte mir mit, daß nur Baron Garlitt in seinem Privatkontor kurze Zeit anwesend war, als der Reisende Jelling dort seine Muster ausgelegt hatte … Garlitt wollte einen Ring verändern lassen. Du hörtest ja, wie ich Radtke erklärte, „Garlitts Person sei mir natürlich gleichgültig“ – so drückte ich mich aus – und log …“

Ich mußte unwillkürlich lächeln …

Wenn ich mir diesen Gisbert von Garlitt vorstellte, diese verkörperte Blasiertheit, dazu das vornehm-müde Gesicht und seinen halb schnodderigen Ton: Der Mann sollte ein Verbrecher von der Geriebenheit des U. G. B.-Gespenstes sein …?!

Und ich sagte nur:

„Aber Harald …!!“

Er blieb ernst …

„Ja – gewiß: es erscheint widersinnig, gegen den Schwiegersohn Wiecherts auch nur den leisesten Argwohn in dieser Beziehung zu äußern! Trotzdem: Garlitt hat gewußt, daß Jelling bei Radtke war. Garlitt kann Jelling aufgelauert haben. Garlitt kann sich mit irgend einem Weibe zu verbrecherischem Tun vereinigt haben …“

„Kann … kann …!! – Und – wie willst Du ihm näher auf den Zahn fühlen?!“

„Er wohnt in der Villenkolonie Grunewald am Hubertussee … Frau Wera erwähnte, daß das Grundstück Seefront hat …“

„Allerdings … Und …?!“

„Wir können die Villa Garlitt vom Wasser aus beobachten, vielleicht auch das Grundstück betreten … Wir müssen doch irgendwie anfangen …“

Ich zuckte die Achseln – deutete auf die Fenster …

„Hörst Du – es gießt – – gießt! Was sollen wir bei solchem Wetter zwecklos …“

Er unterbrach mich …

„Ich tue nichts zwecklos … Ich handle stets nach demselben Prinzip: man soll jeder Spur nachgehen, mag sie auch noch so geringfügig sein …“

„Meinetwegen denn … Brechen wir auf …“

Und wir verließen Punkt halb zwölf das Harstsche Haus. Nahmen ein Auto, fuhren bis zur Hubertusallee, Kolonie Grunewald, und schlenderten dann zu Fuß weiter … Unsere Gummimäntel und Hüte trieften … Schirme hatten wir nicht mit … Selten haben wir bei solchem Regen nachts etwas unternommen.

Dann standen wir vor der Villa Garlitt … Kirchstraße 7 … Eine hohe Ziegelmauer … Ein Gittertor … Von der Villa lugte nur das Dachgeschoß durch die Bäume … Man erkannte es nur als verschwommene Masse …

Plötzlich wurde es da jenseits der Mauer hell … Die elektrischen Lampen des Gartenweges, der zum Tore führte, flammten auf …

Durch das Gitter sahen wir einen Diener mit großem Schirm, der eine Dame zum Tor geleitete …

Wir verschwanden schleunigst …

Beobachteten …

Die Dame betrat die Straße, spannte ihren Schirm auf und schritt der Hubertusallee zu …

Es war eine hohe schlanke Erscheinung in grauem Seidenmantel … Je mehr sie sich von der Villa entfernte, desto langsamer ging sie …

Trat nun unter einen überdachten Torweg einer anderen Villa, blieb dort stehen, war bei dieser Finsternis nur mehr ein hellerer Fleck …

Wir hatten uns hinter eine dicke Linde gedrückt …

Harsts Augen sind tadellos …

„Sie hat sich eine Zigarette angezündet,“ flüsterte er. „Ich wette, sie wartet auf jemand … So ganz ergebnislos wird diese Nacht für uns doch vielleicht nicht sein …“

Von unserer Linde bis zum Parktor der Villa Garlitt waren es vielleicht fünfzehn Meter … Die elektrischen Weglampen waren längst wieder erloschen.

Zehn Minuten verstrichen …

Da – – Harst stieß mich an …

„Achtung!“

Tatsächlich – ein Mann war soeben aus der Garlittschen Gitterpforte auf die Straße geschlüpft … Ein Mann mit seltsam geschmeidigen Bewegungen …

Und – eilte über die Straße … Traf mit der Dame zusammen … Sie schritten gemeinsam weiter … Sehr schnell – unter einem Schirm – Arm in Arm … Über die Hubertusallee hinweg …

Immer weiter … Bis zu dem unbebauten Gelände nach Neu-Schmargendorf zu, wo auf dem unbebauten Terrain überall unter vereinzelten Kiefern und anderen Bäumen kleine Laubenkolonien schon vor Jahren entstanden sind …

Und hier in der Dittmarstraße (wie wir nachher feststellten) – hier gab es ein einzelnes Holzhäuschen, ganz in Grün gebettet … In dieses Häuschen traten die beiden ein …

Eine zierliche Wohnlaube war’s … Mit Fensterläden, mit einer winzigen Veranda …

Kein Lichtstrahl drang aus dem Holzhäuschen ins Freie … Und doch waren die beiden dort drinnen …

Harst zog mich rasch mit sich fort … Bis zur Rückfront der Laube … Hier stiegen wir über den Stacheldrahtzaun … Schlichen näher … ganz nahe …

Am Hinterfenster horchten wir …

Hörten sprechen …

Aber der Fensterladen dämpfte die Worte … Es war nichts zu verstehen – gar nichts …

Harald raunte mir zu:

„Zurück auf die Straße … Oder besser: nach vorn in die Büsche neben die Zaunpforte …!“

Es war ein sehr feuchtes Abenteuer … Meine Schuhe durchweicht, meine Beinkleider unten zum Auswinden … Die nassen Zweige netzten unsere Gesichter …

So kauerten wir im Buschwerk …

Eine halbe Stunde …

Dann – endlich: Die beiden verließen das Häuschen …

Kamen dicht an uns vorüber – ganz dicht …

Sprachen …

Und – mir ging’s wie ein Ruck durch meinen fröstelnden Leib: es war die näselnde Stimme Garlitts …!!

Das genügte …

Und meine Gleichgültigkeit schwand …

Also Garlitt – – wirklich!! Und – was trieb er hier?!

Wir ließen dem Paar einen Vorsprung …

Wir beobachteten, wie sie sich an der Hubertusallee trennten. Der Baron begab sich heim. Die Frau wartete auf eine Straßenbahn …

Mit derselben Bahn fuhren wir, draußen auf der Hinterplattform, bis zum Wittenbergplatz …

Hier wollte die Dame, die übrigens dicht verschleiert war, aussteigen … Wir sprangen vorher ab … Blieben wieder hinter ihr …

Sie bog in die Nürnberger Straße ein … Schloß das Haus Nr. 91 auf …

Wir beobachteten die Hausfront …

Und im Hochparterre links flammte Licht auf …

Einen Moment sahen wir die Dame am Fenster … Sie ließ die Rolladen herab … –

Eine halbe Stunde darauf hatte Harald mit Hilfe des Patentdietrichs das Haus betreten und im Hochparterre links an der Flurtür ein Messingschild:

E. v. Garlitt

gefunden.

Und wieder eine Viertelstunde später hatten wir auf der zuständigen Polizeiwache, wo uns die Beamten mit größter Liebenswürdigkeit empfingen, ermittelt, daß Eva Baronesse Garlitt dort, Nürnberger Straße 91, eine Vierzimmerwohnung innehatte und Musiklehrerin war … Schwester des Barons Gisbert v. Garlitt, Waise, achtundzwanzig Jahre alt … unbescholten …

 

4. Kapitel.

Ein Stück der Beute.

Das Laubenhäuschen in der Dittmarstraße erhielt in dieser Nacht noch unerbetenen Besuch …

Ich war jetzt sehr einverstanden damit, daß wir trotz des miserablen Wetters das Häuschen auch von innen besichtigten.

Harald hatte die Tür geöffnet, hinter uns wieder verschlossen … ohne jedes Geräusch – lautlos wie die Einbrecher …

Seine Taschenlampe flammt auf … Vor uns ein Stübchen mit Gartenmöbeln …

Links ein Ruhebett …

Und unsere Augen starren dorthin …

Da liegt ein Mann mit dem Gesicht nach der Wand. Schläft ganz fest … schnarcht zuweilen …

Zwei Wolldecken dienen ihm als Zudeck …

Der Mann hat einen grauen kurzgeschorenen Schädel … Sein fahles, faltiges Gesicht ist mager und stoppelbärtig …

Wir sehen noch mehr …

Neben dem Ruhebett ein Schemel … Auf dem Schemel eine halb geleerte Flasche Kognak, ein Weinglas, eine Mauserpistole und eine Taschenlampe …

Harald winkt …

Wir greifen in die Manteltaschen, haken die falschen Bärte mit den Drahtbügeln über die Ohren …

Prüfen gegenseitig unser Äußeres, drücken unsere Hüte tiefer ins Gesicht …

Harst raunt mir zu:

„Eine waschechte Zuchthäuslervisage! – Wecken wir den Mann!“

Harald tritt an den Diwan heran …

Rüttelt den Schläfer … Muß sehr kräftig rütteln …

Dann fährt der Stoppelbärtige hoch …

Ich habe die Mauserpistole rasch an mich genommen …

Der Kerl sitzt aufrecht …

Glasige Augen … Das von der Zuchthausluft entfärbte Gesicht ist noch blasser geworden …

Er glotzt zu uns empor …

„Na, Jenosse, wat treibst Du denn hier so?!“ sagt Harald lachend. „Mensch, hab’ man keenen Bammel vor uns … Wir tun Dir nischt … Wir wollten nur mal sehen, ob’s hier wat wejzufinden jibt … Is dies hier Deine nächtliche Bleibe, Mensch?“

Der Fahle erholt sich von dem bösen Schreck …

Allzu hastig bestätigt er:

„Ja – dies hier ist mein Unterschlupf …“

Es ist die Sprache eines Gebildeten … Der Mann selbst mag vielleicht sechzig Jahre alt sein …

„Hm …,“ meint Harst, „denn wollen wir Dir hier nich weiter stören … Zu klauen is hier doch wohl kaum was … Schlaf man weiter … Kannst uns höchstens ’n Schluck Kognak spendieren …“

Er hebt die Flasche empor …

„Donnerwetter – – feine Marke …!! Du jestattest …“

Und er setzt die Flasche an den Mund …

Trinkt – gibt sie mir …

Meint weiter:

„Jenosse, uns jeht’s verdammt schlecht … Hast de vielleicht wat zu präpeln …? Hunger haben wir … Und die Polente is hinter uns her … Die Polizei … Sind mieße Zeiten, Mensch …“

Der Stoppelbart erhebt sich …

„Ihr sollt etwas haben,“ erwidert er …

Geht zum Schrank …

Der Anzug, den er trägt, ist ihm viel zu weit, schlottert ihm um die mageren Glieder …

Er stellt Wurst, Brot, Butter, Käse auf den Tisch … Messer, Gabel, Teller dazu …

„Setzt Euch nur,“ sagte er freundlich … „Ich helfe Leidensgefährten sehr gern …“

Fraglos ein gebildeter Mann …

Und Harst spielt seine Rolle weiter …

Wir drei sitzen um den kleinen Tisch herum …

Harald fragt:

„Mensch, Du bist doch man eben aus’m Kittchen jekommen … Man sieht’s Dir an … Wo hast de jesessen?“

„In Naugard – – Zuchthaus, neun Jahre …“

„Dunnerwetter!! Und Du bist nu entlassen?“

„Ja – vor einer Woche …“

„Und wat machst de nu?“

„Ich bettele am Tage … Ich habe zufällig diese Laube entdeckt … Hier nächtige ich … Die Besitzer sind verreist, und niemand kommt hierher – vorläufig …“

Wir essen …

Der Alte trägt einen schmalen Gummikragen und eine häßliche, fettige lange Krawatte, in der eine plumpe Nadel in Form eines Hundekopfes steckt …

Harald kaut und schmatzt …

„Mensch, wenn se Dir hier man nich mal ufjreifen …! Mir wär dies Quartier zu unsicher …“

„Ich bin vorsichtig,“ erwidert der entlassene Zuchthäusler … „Und wenn man mich findet – es wäre auch nicht weiter schlimm … Ich bettele nur … Alles andere habe ich … mir abgewöhnt …“

Er sitzt zusammengesunken da … Er hat die Hand in die Hosentaschen gesteckt – eine Ruine von Mensch …

Harald grinst …

„Mensch, hast de Dir denn die Pulle feinen Kognak ehrlich jekauft?!“

„Ja – von erbetteltem Gelde … Ich leide an Schlaflosigkeit … Ein Weinglas voll hilft …“

Und er beugt sich über den Tisch …

„Langt bitte nur tüchtig zu …“

Er spricht noch mehr …

Aber – mir sind plötzlich die Augenlider wie Blei …

Seine Stimme scheint aus immer weiterer Entfernung zu kommen …

Ich fühle noch, daß ein Schwindel mich packt, daß ich vom Stuhl gleite …

Dann – nichts mehr … –

Bewußtlos, ohnmächtig haben wir beide unter dem offenen Ziegelschuppen eines Neubaues bis zum Morgengrauen gelegen … Sind dann erwacht … Ich zuerst. Es regnet noch immer …

Vor uns steht der Wächter des Neubaues …

„Nu habt Ihr ja wohl ausgepennt,“ meint er gemütlich … „Nu türmt man wieder! Müßt vaflucht schwer jeladen haben! Schon drei Stunden liegt Ihr hier …“

Ich werde immer munterer … Ich rüttele Harald …

Er kommt zu sich …

Und Arm in Arm taumeln wir davon …

Taumeln – mit zitternden Knien, wüsten Köpfen …

Wir sind tatsächlich wie trunken … Und doch ein klarer Gedanke in meinem Hirn: Das Untergrundbahngespenst!! Das Gas …!! Wir haben es mit dem geheimnisvollen Verbrecher zu tun gehabt, und er hat uns überlistet …!

Der Spaziergang erfrischt uns …

Wir nehmen die falschen Bärte ab, fahren heim …

Harald schweigt … Wir sagen uns gute Nacht – kriechen jeder in sein Bett … schlafen … schlafen … –

Mittags gegen zwölf sind wir wieder munter, sind in Haralds Arbeitszimmer, frühstücken …

Und jetzt erörtern wir das Erlebte …

„Der Baron und seine Schwester kennen den Zuchthäusler,“ erklärt Harald … „Und Garlitt weiß von den Verbrechen in der Untergrundbahn …“

„Er wird leugnen…!“

„Natürlich! Auslachen wird er uns. Wird behaupten, er wüßte nichts von dem Zuchthäusler – gar nichts! – Nein – wir müssen anders vorgehen … Schritt für Schritt … Garlitt ist durch den Zuchthäusler längst davon unterrichtet, daß wir beide ihm auf der Spur … Da heißt es also List gegen List …“

Er nimmt als Nachtisch eine Mirakulum …

Das Zündholz flammt auf …

Und – draußen vor unserem Vorgarten hält ein elegantes Auto … Wir beobachten … Ein Diener springt ab, öffnet die Wagentür, spannt einen Schirm auf …

Und … herbeigestelzt kommt … der Baron Gisbert von Garlitt … läutet …

Begrüßt uns …

„Sauwetter!! – Meine Frau schickt mich her … Frauen wollen ihr Stück durchsetzen, Herr Harst … Wera bittet Sie nochmals, die Sache Untergrundbahn zu übernehmen …“

Und sinkt seufzend in den Klubsessel … –

Wenn dieser Mann schauspielert (und man muß es ja leider annehmen), dann tut er’s in der Vollendung …

Harald reicht ihm einen Likör …

„Sie gestatten, Herr Baron … Bei dem Grippewetter kann innere Erwärmung nichts schaden …!“

„Stimmt! Vielen Dank … Ihr Wohl, meine Herren … – Also – wie ist es nun, Herr Harst …?“

„Es ist, Herr Baron …“

„Das heißt?“

„Ich bin schon an der Arbeit … Für mich hat der vierte Diebstahl, der Fall Jelling, den Stein ins Rollen gebracht …“

„Ah – – Jelling! Tolle Geschichte …! Denken Sie – – ich kenne diesen Juwelierreisenden … Ich war gestern bei meinem Juwelier – nachmittags, und da …“

„Ich weiß, Herr Baron … Radtke teilte es mir mit, daß Sie Jellings zur Schau ausgelegte Schätze gesehen haben …“

„Gesehen?! – Bewundert habe ich sie …! Da war ein Brillantgeschmeide darunter – einfach köstlich!“ –

Ich[1] staunte …

War dieser Garlitt nur ein Komödiant!!

Aber er hatte hier einen Gegner, der ihm gewachsen war …

„Würden Sie dieses Geschmeide wiedererkennen, Herr Baron?“

Und – jetzt stutzte Garlitt …

Zum ersten Male versagten seine Nerven so etwas …

Er blickte Harst aus veränderten Augen scharf an …

So scharf, wie ich es diesem müden, blasierten Blick nie zugetraut hätte …

Dann aber sanken die Augenlider wieder herab …

Er nahm sein Monokel, putzte es und wiegte den Kopf hin und her …

„Hm – wiedererkennen?! Das will überlegt sein … Ich besinne mich, daß die Kette ein sehr eigentümliches Schloß hatte … Zwei Hände aus Platin, die ineinandergreifen … – Ja – – ich würde es wiedererkennen, falls eben nicht ein Duplikat existiert …“

Harald erhob sich, ging an seinen Schreibtisch, zog die mittlere Schieblade auf und brachte ein zusammengeknülltes grünseidenes Taschentuch herbei …

Ich hielt den Atem an …

Was bedeutete das?! Hatte er etwa das Brillantgeschmeide wirklich hier?! Und – woher hatte er es …

„Bitte!!“ sagte er in ganz anderem Tone … „Bitte, Herr Baron …!“

Er faltete das grünseidene Herrentaschentuch auseinander …

Watte … Und in dieser Watte eine wundervolle Kette von Brillanten mit einem Platinschloß, wie Garlitt es soeben beschrieben hatte …

Meine Blicke flogen zwischen dem Geschmeide und Garlitts Gesicht hin und her …

Der Baron war aschfahl geworden … Die Augen weit aufgerissen …

Stille …

Totenstille …

Garlitts Lippen zuckten …

„Bitte!!“ sagte Harald noch lauter. „Hier ist ein Stück aus der Beute des Untergrundbahngespenstes …!“

Der Baron lächelte blöde …

Stammelte: „Es … es ist … jene Kette … Ich – ich bin … wie vor den Kopf geschlagen … Wie haben Sie denn diese Kette … gefunden, Herr Harst?“

Man merkte, daß er sich mit jedem Wort mehr erholte.

Man merkte, wie er sich mit aller Gewalt zusammennahm …

Und Harst – eindringlich, mahnend:

„Baron, das Spiel ist aus …! Entweder gestehen Sie alles ein, oder – – ich sorge dafür, daß Kommissar Rütlin hier sofort erscheint und Sie verhaftet!“

 

5. Kapitel.

„Ich bin der Dieb …!“

Und Garlitt?!

Oh – der verstand sein Geschäft … Der machte es, wie es übernervöse Weiber tun: er wurde einfach ohnmächtig!

Zunächst, als er so im Sessel zusammensank und halb auf den Teppich rutschte, vermutete ich mit einigem Recht einen groben Trick und blinzelte Harald vielsagend zu. Dann aber flüsterte dieser, nachdem er Garlitt den Puls gefühlt hatte:

„Kognak her …! Das Herz setzt aus.“

Und er hob den Baron spielend leicht empor und trug ihn auf den Diwan …

Wir hatten unsere große Mühe damit, Garlitt wieder ins Bewußtsein zurückzurufen …

Schließlich öffnete er die Augen und schaute verwirrt um sich …

Harst gab ihm noch einen Kognak. Er trank und setzte sich aufrecht, lächelte matt …

„Ja, meine Herren, das geht mir nun leider häufiger so … Die Ärzte behaupten: Herzneurose, Überempfindlichkeit der sogenannten vasomotorischen Nerven! – Mag sein …! Aber scheußlich unangenehm bleibt es in jedem Falle, wenn man auf jede Aufregung mit solchem Herzkollaps reagiert …“ Er sprach sehr leise … Ich reichte ihm sein Monokel. Er säuberte es, klemmte es ein und starrte vor sich hin …

Blickte dann zu Harald empor …

„Ihre … Anklage ist mir doch verdammt an die Nieren gegangen, Herr Harst … Wenn ein anderer mir so etwas vorgeworfen hätte, würde ich mit einer Ohrfeige geantwortet haben … Aber einem Harst gegenüber ist mit solchen Methoden nichts getan … – Reden Sie offen, meine Herren … Wie in aller Welt kommen Sie auf den unglaublichen Argwohn, daß ich mit diesen Diebstählen in Verbindung stehen könnte?!“

Haralds Gesicht wurde eisig …

„Herr Baron, ich bedauere, mich auf lange Erörterungen nicht einlassen zu können … – Sie waren in der verflossenen Nacht gegen halb eins mit Ihrer Schwester Eva in der Laube in der Dittmarstraße …“

Garlitt schüttelt den Kopf – sehr energisch … Erhebt sich, steht dicht vor Harst …

„Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß ich nicht dort war …! Ich bin überhaupt erst ein einziges Mal dort gewesen … Denn die Laube gehört der verheirateten Schwester meines langjährigen Kochs Peter Pedersen … Oder besser: unseres Kochs, denn meine Frau brachte ihn aus dem Elternhause mit in die Ehe! Früher war Pedersen viele Jahre bei meinen verstorbenen Eltern in Stellung. – Nochmals: Ich war in der verflossenen Nacht daheim! Meine Schwester besuchte uns gegen acht Uhr abends und blieb bis gegen zwölf. Wir sprachen auch über das Untergrundbahngespenst … Mehr weiß ich nicht … Und wenn Sie mir nicht glauben, können Sie ja meine Frau telephonisch anrufen und auch unseren Diener befragen … – Im übrigen glaube ich auch kaum, daß meine Schwester wirklich die Laube besucht haben sollte … Wozu wohl?! – Ich spreche ehrlich und darf nun wohl von Ihnen dasselbe verlangen, Herr Harst …“

Haralds graue Augen ruhten fest in denen des Barons …

Dann erklärte er:

„Ich … glaube Ihnen, Baron … – Bitte, nehmen Sie wieder Platz … Ich will Ihnen unsere nächtlichen Erlebnisse schildern …“

Garlitt schritt zum Klubsessel …

„Wenn ich jetzt erst mal um eine Zigarette bitten dürfte. – So – – danke … Und nun erzählen Sie, Herr Harst.“

Man merkte ihm an, wie gespannt er zuhörte …

Jetzt erwähnte Harald den alten Zuchthäusler – wie wir den Stoppelbärtigen schlafend angetroffen hatten …

Und da geschah fast genau dasselbe wie vorhin: Garlitt erbleichte … Ein neuer Ohnmachtsanfall drohte … Ich hielt ihm schnell ein Glas Kognak hin … Er stürzte es hinab …

Seine Hände flatterten …

Die Schweißperlen auf der Stirn wurden immer stärker.

Zusammengesunken lag er im Sessel – der Kopf war auf die Brust gesunken …

Und – wie zu sich selbst flüsterte er tonlos:

„Aus – – aus – – vorbei …!!“

Wir standen neben ihm …

Warteten … Es dauerte sehr lange, bis er sich endlich erholte …

Harald fragte:

„Sie kennen den Zuchthäusler, Baron?“

Garlitt hob den Kopf … „Wie kommen Sie denn auf diese Vermutung?! – Etwa weil sich der Anfall von Herzschwäche soeben wiederholte?! – Nein, ich habe auch nicht die geringste Ahnung, wer der Mann sein könnte …“

Seine Stimme klang rauh und gereizt …

„Erzählen Sie erst mal zu Ende, Herr Harst … Sie weckten den Mann also …“

„Ja … Und dieser Mann … erledigte uns … erledigte uns in genau derselben Weise, wie die Beraubten in der Untergrundbahn betäubt wurden … genau so … Wir sanken um, wurden bewußtlos …“

Garlitt nahm eine neue Zigarette … Seine Stirn lag in Falten … Er rauchte ein paar Züge, fragte:

„Und – woher das Brillantgeschmeide, Herr Harst?“

„Ein Duplikat der gestohlenen Kette, das ich heute morgen telephonisch von Jelling erbat … Er brachte es persönlich her … Ich schlief … Meine Mutter empfing ihn … Ich wollte die Kette auf ähnliche Art benutzen, wie ich’s hier tat … – freilich zwecklos …!“

Wieder schaute Garlitt nachdenklich vor sich hin … Wieder sagte er:

„Bitte – rufen Sie dann jetzt meine Schwester an, Herr Harst … Sie muß daheim sein … Sie gibt tagsüber Musikstunden, denn wir Garlitts sind arm, Herr Harst. Als ich Wera vor fünf Jahren heiratete, war ich Inspektor auf einem Gute meines Schwiegervaters Wiechert …“ – Und er nannte Amt und Telephonnummer seiner Schwester.

Harst bekam denn auch sofort Anschluß …

Ich möchte mich hier, was die Auskunft der Baronesse betrifft, kurz fassen. Sie gab an, daß Pedersen sie gebeten hatte, ihm ein Schreiben aufzusetzen – ein Testament … Sie sei mit Pedersen, der die Angelegenheit diskret behandelt wissen wollte, tatsächlich in das Laubenhäuschen gegangen. Dort habe sie Pedersen das Testament entworfen. Die Laube sei leer gewesen. Der Zuchthäusler müsse erst später gekommen sein. –

Dann ließ Harst sich mit der Villa Garlitt verbinden und erhielt von Peter Pedersen genau dieselbe Auskunft …

Pedersen betonte, daß er sich in den letzten Tagen sehr kränklich gefühlt habe … Deshalb wollte er alles ordnen, was zu ordnen war. Und da er doch Baronesse Eva von Kindheit an kenne, habe er sich vertrauensvoll an sie gewandt … Die Baronesse habe aber am Tage kaum Zeit, und deshalb hätten sie eben diese nächtliche Stunde benutzt … – Von einem Manne, der in der Laube nächtige, wisse er nichts … – –

Der Leser sieht: unser Erlebnis in dem Laubenhäuschen zerrann so in nichts – zerflatterte …

Baron Garlitt bestätigte noch, daß zwischen seiner Schwester und Pedersen stets ein sehr herzliches Verhältnis bestanden habe … Pedersen sei nicht weniger als fünfzehn Jahre auf Schloß Garlitten droben in Pommern Koch gewesen …

„… Garlitten – meine Heimat…!“ fügte er wehmütig hinzu … „Jetzt haust dort ein Neureicher …“ –

Und als er gegangen, als das elegante Auto mit ihm davonfuhr, hatte der Regen aufgehört …

Sonne strahlte auf unseren großen Gemüsegarten herab, wo wir, auf und ab schreitend, frische Luft schöpften …

Und hier inmitten der Beete, aus deren feuchtem Erdreich überall junge Pflänzchen hervorlugten, hier sagte Harald unvermittelt:

„In einem Punkt hat der Baron gelogen: er kennt den Zuchthäusler! – Und das, was die Baronesse und Pedersen am Telephon angaben, hatten sie natürlich verabredet … Auch ein Testament werden sie zum Schein aufgesetzt haben. In Wahrheit trafen sie mit dem Stoppelbärtigen zusammen.“

Ich nickte …

„Genau dasselbe vermutete ich, Harald … – Ich habe es nur nicht aussprechen wollen …“

Da schaute er mich an …

„Vermutest Du noch mehr?“

„Nein … – Garlitt ist unbeteiligt. Er wußte nichts von dieser Zusammenkunft …“

„Stimmt. Nur: den alten Mann kannte er … kennt er!“

Und er bückte sich und hob mit einem Stückchen Ast eine schwarze Teerschnecke[2] auf und warf sie in die Büsche …

Schaute mich wieder an …

„Mein Alter, vergessen wir eins nicht. Das Untergrundbahngespenst arbeitet mit einem Weibe zusammen! Und sie hatten ein Auto zur Verfügung, wie Emil Mack uns mitteilte …! – Wessen Auto war das?!“

„Du … meinst …?!“

„Ich meine, daß die Dinge noch reichlich dunkel sind … Wir werden bei dieser Arbeit wohl noch manches erleben. – Da kommt Mathilde und winkt … – Was gibt’s denn, Mathilde?“

„Der Herr Baron Garlitt ist wieder da … Er wartet im Arbeitszimmer …“

Wir blickten uns an …

Harst meinte: „Keine fünf Minuten sind es her, daß er uns verließ …“

Wir eilten ins Haus …

Garlitt stand mitten im Zimmer …

Etwas blaß, noch müder die Augen als sonst …

Verneigt sich …

„Herr Harst, rufen Sie den Kriminalkommissar Rütlin herbei … Ich … bin der Täter, das Untergrundbahngespenst … Ich gebe den Kampf auf …“

Wir beide … sprachlos …

Wir müssen uns erst hineinfinden in dieses Neue …

Mit hängenden Schultern steht Garlitt da … Stiert zu Boden …

Wiederholt:

„Ich … bin der Dieb … Ich werde Ihnen alles erklären, meine Herren …“

Harst deutet auf den Sofatisch …

Wir setzen uns …

Und Garlitt beginnt …

 

 

Der Zuchthäusler.

 

1. Kapitel.

Was Harst dazu sagte …

… Und Garlitt beginnt:

„Es hat seinen guten Grund, daß unser Familiengut Garlitten unter meinem Vater so vollständig heruntergewirtschaftet wurde. Mein Vater hatte für alles andere, nur nicht für Felder und Wälder Interesse. Seine Hauptbeschäftigung bildeten chemische Versuche. Und besonders waren es die betäubenden Gase der Neuzeit, mit denen er experimentierte … – Als er vor neun Jahren starb und als kurz nach ihm auch meine Mutter sanft entschlief, da mußten Eva und ich Garlitten verkaufen. Es war nicht mehr zu halten …

Als Andenken an meines Vaters chemische Studien nahm ich zwei Fläschchen eines von ihm erfundenen Betäubungsmittels mit hinüber in das neue Leben …

Niemals habe ich ahnen können, daß ich diese Fläschchen je benutzen würde. Und doch tat’s ich notgedrungen.“

Seine Stimme wurde noch leiser … Sein Kopf sank noch tiefer …

„Ja – notgedrungen, meine Herren … Ich habe einst als Junggeselle etwas begangen, wovon nur noch ein einziger Mensch wußte – ein elender Kerl, ein Erpresser … Der hat mich ausgesaugt … Der zwang mich auch jetzt zu diesen Verbrechen … Der war mein Komplice – in Weiberkleidern …! Und – – das ist eben … der Zuchthäusler!“

Hier warf Harald ein:

„Die heißt der Mann?“

„Bedauere … Ich habe mein Wort verpfändet … Den Namen werde ich unter keinen Umständen nennen …“

„Und der Mann ist vor kurzem aus einer Strafanstalt entlassen?“

„Ja … Und ich sollte ihm nun die Mittel zur Auswanderung beschaffen … Er forderte von mir eine halbe Million … Er drohte meine einstige Verfehlung …“

„… Verzeihung – worin bestand die, Herr Baron?“

„Ich liefere mich nicht selbst an den Strick, Herr Harst. Ich werde sagen, was ich sagen muß – mehr nicht …“

„Bitte – weiter …“

„Er forderte also eine halbe Million … Ich wußte nicht ein noch aus … Ich konnte doch unmöglich meinen Schwiegervater …“

„… und da fiel Ihnen das Gas ein …“

„Ja … Es ist eine Flüssigkeit, die sofort gasförmig wird, wenn sie mit der Luft in Berührung kommt … Ich kaufte mir eine Injektionsspritze …“

„Wo?“

„Das weiß ich nicht, denn der Erpresser besorgte sie für mich … Und mit ihm zusammen habe ich dann die vier Raubanfälle verübt … Die Beute behielt er … Nur die ersten achtzigtausend Mark mußte er zurückschicken …“

„Auf Ihre Veranlassung?“

„Ja …“

„Und Sie wiesen dem Manne wohl auch das Obdach in der Laube nach?“

„Gewiß … Ich überließ ihm gestern abend auch die Spritze und das Betäubungsmittel, mit dem er Sie beide dann …“

„… und – wo ist der Mann geblieben?“

„Heute früh abgereist – längst jenseits der Grenze …“

Stille wieder …

Minutenlang …

Ich wandte kein Auge von dem Baron … Vieles – sehr vieles an seinem Geständnis stieß mir auf …

Und doch: sollte der Baron etwa lügen – sich selbst zu Unrecht beschuldigen?! Weshalb wohl – – weshalb?!

Stille …

Garlitt regte sich nicht …

Seine Körperhaltung war die eines Menschen, der mit dem Leben abgeschlossen hat …

Das vornehme, müde Gesicht ganz verfallen …

Stille …

Draußen Sonnenschein …

Maienluft …

Lärmende Spatzen im Weinspalier …

Und dann Garlitts matte Stimme:

„Nun – – lassen Sie mich verhaften, Herr Harst … – Fürchten Sie nicht, daß ich mich etwa hier erschießen werde. Was ich getan, will ich büßen, selbst Weras Verachtung will ich tragen …“

Seine Augenwinkel wurden feucht …

Langsam nahm er das Monokel und schob es in die Tasche …

„Sie haben sich vielleicht von meiner Ehe ein ganz falsches Bild gemacht, Herr Harst … Ich habe Wera nicht aus Berechnung geheiratet … Unsere Ehe mag nach außen hin kühl und gleichgültig erscheinen … Das täuscht … Wir … wir leben sehr glücklich – – sehr …“

„Und trotzdem … bestehlen Sie Ihre eigene Frau?!“

Harald lächelte … lächelte sein gütigstes Lächeln dabei.

Fügte hinzu:

„Baron – verzeihen Sie: von alledem glaube ich kein Wort!“

Garlitt schaute auf.

Wurde blutrot … senkte den Blick wieder …

Und Harst:

„Baron, ich kenne die Gründe dieser Ihrer falschen Selbstbezichtigung nicht … Ich werde diese Gründe aber erfahren … – Widersprechen Sie nicht …! Sie sind niemals der Dieb … Sie kennen den Zuchthäusler – das ja! Aber alles übrige ist … erfunden …“

Garlitt rief – und in seinen Augen lag’s wie fanatische Verzweiflung …:

„Bitte – erkundigen Sie sich doch, ob mein Vater nicht chemische Studien trieb … Erkundigen Sie sich doch, ob nicht …“

„… Bemühen Sie sich nicht weiter, Baron … Ich bleibe bei meiner Überzeugung … Sie haben sehr geschickt Wahrheit und Dichtung gemischt – ohne Zweifel. Und doch stürzt Ihr ganzes Gebäude zusammen, wenn ich Ihnen etwas … vorhalte …“

Garlitt wurde unruhig …

„Und – – das wäre?!“

„Bitte – hier ist ein mit Maschine geschriebener Zettel.“

Und er brachte das Blatt Papier zum Vorschein, den das U. G. B.-Gespenst gestern abend zurückgelassen, nachdem der Kommerzienrat und Wiebach davongefahren waren.

Der Baron nahm das Blatt Papier …

Las …

Schwieg …

„Nun?!“ meinte Harald …

„Ja – das habe ich geschrieben,“ erklärte Garlitt hastig.

„Wo?!“

„Ich habe eine Schreibmaschine daheim …“

„Möglich … – Und Sie waren es, der den Zettel in meinen Briefkasten steckte?

„Ja …“

Da stand Harst auf, trat neben den Sessel des Barons.

„Sehen Sie, nun habe ich Sie hineingelegt …! Der Zettel ist auf andere Art in meine Hände gelangt … auf ganz andere Art … Denn – – der Dieb war noch gestern spät abends hier … Davon wissen Sie nichts … Er betäubte mich, ließ den Zettel zurück …“

Garlitt biß sich auf die Lippen …

Und Harald legte ihm die Hand auf die Schulter …

„Baron, geben Sie es auf …! Sie sind nicht der Dieb – niemals! Ihr Märchen ist … ein Geheimnis … Und dieses Geheimnis reizt mich … Ich weiß schon jetzt: all das hängt irgendwie mit dem Zuchthäusler zusammen … Sie wollen diesen Mann schützen … Sie wollen … für ihn leiden! Er soll nicht verfolgt werden … – Baron, wer ist dieser Mann?“

Seltsam …

Gisbert von Garlitt schlug plötzlich die Hände vor das Gesicht …

Schluchzte … Sein ganzer Körper bebte …

Was – was mochte wohl in der Seele dieses Mannes vorgehen?!

Was wohl …?!

Und wieder Harst:

„Baron, erleichtern Sie Ihr Herz … Ich verspreche Ihnen, daß …“

Garlitt schüttelte heftig den Kopf … Dann stand er schnell auf, trat an das eine Fenster und wandte uns so den Rücken zu. Er schämte sich offenbar seiner Tränen, tupfte mit dem Taschentuch die Augen trocken und sagte gepreßt, ohne sich umzudrehen:

„Herr Harst, wenn Sie wirklich ein Mensch mit einem mitfühlenden Herzen in der Brust sind, dann … dann … geben Sie diesen Fall auf …!“

„Das kann ich nicht, Baron … Es handelt sich hier um Vorfälle, die in den Zeitungen bereits zu eingehend erörtert sind. Und mein Name ist in den heutigen Morgenblättern auch schon genannt. Man weiß, daß ich mich mit diesen Verbrechen beschäftige. Außerdem geht es hier um Summen und Wertobjekte, die …“

Garlitt unterbrach ihn …

„Lassen Sie nur … Ich sehe das ja selbst ein … Gut – mag das Schicksal seinen Lauf nehmen …! Und – wenn es überhaupt so etwas wie eine Vorsehung gibt, dann wird … das Schlimmste wohl verhütet werden …“

Er kam nun langsam zum Tisch zurück, blieb vor uns stehen und fügte hinzu:

„Was Sie auch über mich denken mögen, meine Herren: es gibt Pflichten, denen man sogar die eigene Ehre opfert!“

Müde und trostlos klang’s … nun verbeugte er sich, nahm Hut und Stock und verließ unser Haus …

Sein Auto rollte davon … –

Ich war noch so ganz im Bann des soeben Erlebten, daß ich zunächst Harald nur einen fragenden prüfenden Blick zuwarf …

Harst schritt im Zimmer auf und ab, die Hände auf dem Rücken, tiefe Falten über der Nasenwurzel …

Machte vor mir Halt …

„Nun sind wir genau so weit wie wir waren, mein Alter … Das heißt, wir können von vorn beginnen!

Wir werden weder von der Baronesse noch von Peter Pedersen etwas erfahren – etwas, die Wahrheit nämlich! Und die beiden sind eingeweiht – bestimmt! Sie kennen den Zuchthäusler … Und um dessen Person dreht sich alles … Er ist der geheimnisvolle Dieb … doppelt geheimnisvoll, weil er ein gebildeter Mensch ist …“

Und ich – mit berechtigtem Achselzucken:

„Von vorn beginnen?! Gut gesagt! Wo aber – wo?!“

„Laß mich nur machen …! Wir werden zu unserer Erholung verreisen … Nicht weit … Nach Pommern. Ich werde feststellen, wo das Stammgut Garlitten liegt.“

Ich horchte auf …

„Garlitten?!“

„Ja … Denn dort müssen wir jetzt beginnen …!“

Um zwei Uhr nachmittags reisten wir vom Stettiner Bahnhof mit kleinem Gepäck nach dem Seebade Misdroy ab. Denn keine halbe Stunde von Misdroy entfernt erhebt sich Schloß Garlitten in einem bewaldeten, nach dem Meere hin sich öffnenden Tale …

 

2. Kapitel.

Mutter Pedersen.

Abends sieben Uhr standen zwei blondbärtige Herren vor dem Dorfkrug des mehr landeinwärts gelegenen Dorfes Garlitten …

Sie trugen Rucksäcke und derbe Stöcke, waren von Misdroy her die Chaussee entlang gewandert und hatten sich in der reinen Wald- und Seeluft der herrlichen Insel Wollin (denn Misdroy ist einer der Badeorte dieser pommerschen Küsteninsel) die Lungen vom Berliner Benzinduft gründlich gesäubert und betraten nun das blitzsaubere Haus, über dessen Tür ein Riesenschild mit einem weißen Lamm als Wahrzeichen hing. –

Hier im Wirtshaus Zum weißen Lamm fing also für Harald und mich der zweite Teil des „Untergrundbahngespenstes“ an …

Hier saßen wir anderthalb Stunden später mit den Honoratioren des Dorfes im „Herrenzimmer“ am runden Tische und spielten unsere Rollen als harmlose Touristen mit oft erprobter Fertigkeit.

Da saßen neben uns der würdige Pastor, der Förster, die beiden Lehrer und der alte Gemeindevorsteher. Wir hatten eben Glück gehabt. Gerade heute war Stammtischabend. Und Harald hatte es unschwer erreicht, daß man uns mit zu der gemütlichen Runde hinzuzog …

Harst ließ sich im übrigen Zeit. Erst nachdem Bier, Grog und ein paar Liköre die Zungen geschmeidiger gemacht hatten, kam er auf die Untergrundbahndiebstähle zu sprechen.

Wir hatten uns als Kaufleute, als Angestellte einer Berliner Holzfirma ausgegeben. Kein Wunder also, daß wir über Berliner Ereignisse sehr gut unterrichtet waren.

„… Und der zweite Raub wurde an einer Baronin von Garlitt verübt …,“ erzählte Harald weiter. „Der Name erinnert hier an den Ihres Dorfes, meine Herren.“

Da rief der Gemeindevorsteher auch schon:

„Vielleicht ist es die Gattin „unseres“ jungen Barons! Denn das Rittergut Garlitten hat zuletzt dem Baron Gisbert von Garlitt gehört …“

„Dann ist’s der richtige, Herr Gemeindevorsteher,“ nickte Harald eifrig. „Gisbert von Garlitt – das stimmt …!“

Nun begann man Harald mit Fragen nach allerlei Einzelheiten zu bestürmen. Kein einziger der Herren des Stammtisches hielt eine Berliner Zeitung. Und so konnte Harst denn getrost Dinge erwähnen, die nicht in die Presse gelangt waren – so den Koch Pedersen und die Baronesse, die aus Not Musiklehrerin geworden …

Anderseits ließen wir uns aber auch über den „alten“ Baron mancherlei berichten …

Der Pfarrer und der Gemeindevorsteher hatten ihn am besten gekannt …

Es wurde zehn Uhr …

Und der Stammtisch brach auf.

Wir gaben vor, noch ein wenig Nachtluft genießen zu wollen, und begleiteten den Pastor bis zum Pfarrhaus. Hier nun erklärte Harst, als der alte Herr sich verabschieden wollte:

„Herr Pastor, würden Sie uns noch eine halbe Stunde schenken? Ich rechne auf Ihre Diskretion … Wir sind nicht Kaufleute … Mein Name ist Harst … Ich bin Detektiv, Privatdetektiv, und mein Freund Schraut ist …“

„Oh – Ihre Namen sind mir nicht fremd,“ meinte der Pfarrer freundlich … „Wenn ich Ihnen irgendwie nützlich sein kann – bitte …! Sie sehen, daß ich nicht weiter überrascht bin, daß Sie beide sich jetzt als zwei … Berühmtheiten entpuppt haben. Unsereiner ist Menschenkenner. Mir fiel am Stammtisch auf, daß Sie für die Familie Garlitt ein Interesse zeigten, wie es zwei Touristen kaum gehabt hätten … Wenn es Ihnen recht ist, trinken wir in meinem Studierstübchen noch einen Schluck Wein. Meine Frau ist verreist. Ich bin mit unserer alten Köchin allein, und die schläft längst …“

So saßen wir denn nun zu dreien in dem schlichten Zimmer um ein rundes Tischen herum. Des Pastors selbstgekelterter Johannisbeerwein schmeckte tadellos …

Der Pfarrer teilte uns alles mit, was wir wissen wollten und was wir vorhin am Stammtisch doch nur in Bruchstücken erfahren hatten.

Ja – der alte Baron hatte sich mehr mit Chemie als mit Landwirtschaft abgegeben … Er war Phantast, hatte stets auf eine Erfindung gehofft, die ihm Millionen in den Schoß werfen müßte …

„… Das Gut kam immer mehr herunter, meine Herren … Und der Baron wurde immer eigentümlicher … Zuweilen redete er ganz wirres Zeug. Unter uns: er kann geistig nicht mehr ganz normal gewesen sein, und sein trauriges Ende bestätigte dies vollauf. Er hat sich nämlich … ertränkt – in der See … Eines Abends ruderte er im offenen Boot aufs Meer hinaus. Am Morgen fand man das Boot am Strande, darin die Kleider des Barons und einen Brief … Die Leiche ist nie gefunden worden. Gerade in jenen Tagen – das sind nun neun Jahre her, hatten wir schwere Nordoststürme, die die Leiche wohl fortgetragen haben …“

Harald lehnte im Sessel, schaute sinnend den Rauchwölkchen seiner Zigarette nach …

„Herr Pastor, leben hier im Dorfe vielleicht noch ehemalige Bedienstete des alten Barons?“ fragte er nach einer Weile …

„Ja … Peter Pedersens steinalte Mutter … Die Frau ist jetzt achtzig Jahre. Sie war im Schloß eine Art Faktotum … Jetzt haust sie allein in einer jämmerlichen Hütte unweit des Schloßparkes am Waldrande … Für ihre Jahre ist sie noch recht frisch. Geistig und körperlich. Ihr Sohn unterstützt sie, und auch die Baronesse soll ihr regelmäßig Geld schicken, vielleicht auch der Baron Gisbert. Es geht ihr nicht schlecht … Sie werden dort bei Frau Pedersen aber kaum mehr erfahren als hier bei mir …“

Gegen elf Uhr verabschiedeten wir uns … Gingen ins Wirtshaus und legten uns zu Bett. Harald war geradezu unheimlich schweigsam. Meine Fragen überhörte er.

Genau so war es morgens beim Frühstück. Das köstliche Maiwetter gestattete uns, in der Laube den Morgenkaffee einzunehmen. Nachher bezahlten wir unsere Rechnung, schulterten unsere Rucksäcke und wanderten weiter gen Wollin – scheinbar …

Bogen aber sehr bald von der Chaussee ab und wandten uns der See zu …

Sahen das Meer im Sonnenglanz und begriffen, wie schwer es dem Baron Gisbert gewesen sein mochte, von diesem herrlichen Fleckchen Erde zu scheiden …

Und links von uns auf einer Terrasse der Talwand unter alten Obstbäumen ein winziges Hüttchen, strohgedeckt. Ein Gärtchen, ein Stück Wiese, auf dem zwei Ziegen weideten …

„Komm, mein Alter,“ sagte Harald … „Die alte Mutter Pedersen soll uns ein Glas Ziegenmilch spenden.“

Wir schritten weiter …

Näherten uns der Hütte, und ein alter, halbblinder Hund fuhr kläffend auf uns los …

Eine ebenso heisere Weiberstimme wies das Tier zur Ruhe … Mutter Pedersen erschien in der Haustür …

Wir grüßten das hagere Weiblein, baten um einen Trank …

Aus einem braungelben faltigen Gesicht musterte uns ein scharfes Augenpaar …

Diese Augen waren merkwürdig jung … Der Pastor hatte recht: Mutter Pedersen sah niemand die Achtzig an.

Harald holte Geld hervor …

„Wir zahlen, was wir verzehren, liebe Frau …“

„Ich habe auch nichts zu verschenken,“ erwiderte die Alte schlicht … „Wenn die Herren sich setzen wollen …“

Sie wies auf die Bank neben der Haustür …

Wir nahmen Platz … Und welch ein wundervolles Plätzchen war das!! Ausblick ins Tal … Links das Schloß, das Meer … Rechts Felder und Wiesen … Und all das umrahmt von alten Buchenwäldern …

„Die Herren können auch Kuhmilch haben,“ meinte Mutter Pedersen … „Mancher liebt Ziegenmilch nicht … Obwohl sie doch fetter ist …“

„Dann … Kuhmilch,“ nickte Harst und schaute ins Weite …

Mutter Pedersen verschwand …

Der altersschwache Hund lag in der Nähe und beäugte uns …

Hühner gackerten …

Ich genoß diesen ländlichen Frieden mit dem empfänglichen Gemüt des Dichterlings …

Es dauerte recht lange, bis Mutter Pedersen wieder erschien … Die Milch war köstlich. Noch köstlicher des Weiblein harmloses Geplauder. Sie betrachtete Menschen und Dinge von der hohen Warte ihrer achtzig Jahre herab. Man merkte ihr an, daß sie ihre Jugend in anderer Umgebung verbracht hatte. Ganz von selbst kam sie auf diese besseren Zeiten zu sprechen …

Und so machte es sich ebenfalls ganz von selbst, daß Harald allerlei Fragen einflechten konnte, nachdem er erklärt hatte, daß wir über die Familie Garlitt als Berliner aus den Zeitungen so manches bereits erfahren hatten …

Das Weiblein wurde immer gesprächiger …

„Der alte Baron … ja … ja – ertrunken …,“ flüsterte sie geheimnisvoll … „Ertrunken … und die Leiche nicht gefunden – – sagt man, sagt man …! Ich weiß es besser – – die Herren werden ja darüber nicht sprechen … Die Leiche … ist doch gefunden worden … Aber so bettelarm wie die Herrschaften im Schlosse waren – wo sollten sie wohl das Geld für eine Beerdigung hernehmen?! Und – da haben wir denn den Herrn Baron in aller Stille im Walde begraben, wir, mein Sohn Peter, der junge Baron, die Baronesse Eva und ich …“

„Nicht möglich!“ rief Harald …

„Wenn die Herren das einsame Grab sehen wollen … Es ist nicht weit … Niemand sonst ahnt, wer dort unter dem großen Feldstein ruht, in den der Baron Gisbert eigenhändig nur ein Kreuz eingemeißelt hat … Nur ein Kreuz.“

Wir hatten die Gläser ausgetrunken …

Die Alte trug sie in die Hütte … Und da war’s, daß Harald flüsterte:

„Achtung!! Merkst Du etwas, mein Alter?!“

„Ja – sehr sonderbar, daß die Pedersen uns so viel Vertrauen schenkt!“

„Allerdings … Aber still jetzt … Und – – Vorsicht für alle Fälle …!“ –

Mutter Pedersen schritt neben uns … Hinterher trollte der Hund …

Keine fünf Minuten gingen wir durch den Wald nach der Küste …

Und auf einer kleinen Lichtung wirklich unter einer stämmigen Eiche ein mächtiger Feldstein, grün bemoost – ein eingemeißeltes Kreuz, kaum noch zu erkennen …

Die Alte stand mit gefalteten Händen da … mit gesenktem Kopf … schien zu beten … Ich beobachtete sie von der Seite … Unter den schlaffen, welken Lidern hervor ein blitzschneller Blick – zu Harst hinüber … Und dieser eine Blick besagte genug …

Dieses Weiblein war … Gegenpartei … Mutter Pedersen wußte, mit wem sie es hier zu tun hatte …

Woher wußte sie es …?!

Dann schon Harald:

„Wir danken Ihnen, Frau Pedersen … Und wir werden nichts von dem verraten, was Sie uns anvertraut haben … – Jetzt wollen wir am Strande weiterwandern. Abends fahren wir dann von Wollin mit der Eisenbahn heim …“

Er reichte ihr die Hand … gab ihr noch fünf Mark. –

Wir schritten davon … Der Wald wurde lichter … Weiße Sanddünen nahmen uns auf … Seeluft umwehte uns …

Und Harald – sehr ernst:

„Du hast doch wohl auch vor der Bank Mutter Pedersens die Zigarrenasche, den Zigarrenstummel und die Zigarrenleibbinde liegen sehen, nicht wahr?“

Ich blieb stehen …

„Du meinst?!“

„Ich meine, daß Mutter Pedersen Besuch hat … Besuch, der noch nicht lange bei ihr weilt … Ein Mann – der die gute Zigarre geraucht hat, der uns gesehen und erkannt hat … Und dieser Mann veranlaßte Mutter Pedersen dazu, uns etwas mitzuteilen, was angeblich strengstes Geheimnis weniger Personen ist … Mutter Pedersen brachte das Märchen etwas ungeschickt vor – allzu schnell – – uns Fremden gegenüber!“

Ich schaute Harst unsicher an …

„Etwa – – der Zuchthäusler?!“

„Ja! Der Zuchthäusler, der hier jetzt bei der alten Frau einen Unterschlupf gesucht hat …“

„Und …?!“

„… und der kein anderer sein dürfte als …“

„… als der Baron Garlitt – – der alte Baron!!“

 

3. Kapitel.

Die gelben Piraten.

Harald wurde jetzt gesprächig, als wir dicht am Strande dahinwanderten …

„Für mich unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß der Vater des Barons Gisbert noch lebt, und daß er auch wirklich im Zuchthaus gesessen hat … Ich habe das schon gestern vormittag vermutet, als Baron Gisbert uns gegenüber sich selbst bezichtigte. Lebt der alte Baron, so hat seines Sohnes Verhalten eine durchaus genügende Erklärung gefunden. Freilich, was die Diebstähle in der Untergrundbahn angeht, bleiben noch recht viele Punkte völlig dunkel.“

Wir kamen jetzt an der Badeanstalt vorüber, die zum Schlosse Garlitten gehörte … Auf dem Dachrand hatte sich ein Schwarm Möwen niedergelassen, eine an der anderen, eine lange Reihe … Plötzlich stoben die langbeschwingten Vögel dann in die Höhe, kreischend und lärmend …

Harald schaute ihnen nach, wie sie nun in einzelne Paare sich trennten und zu zweien über die kleinen Wogen schwebten … Deutete mit der Hand hinter ihnen her und sagte:

„Es war ein guter Anlaß, sich halb umzudrehen … Eine Dame verfolgt uns …“

Und ging weiter …

„Eine Dame, mein Alter …! Vielleicht gar Eva Baronesse Garlitt … Möglich ist alles … Wir werden schon noch eine Uferstelle finden, wo wir uns auf die Lauer legen oder der Frau gar in den Rücken gelangen können …“

So wurde auch diese Wanderung wieder zur Menschenjagd …

Ein Bächlein trafen wir, das ins Meer mündete. Ein Holzsteg führte darüber hinweg. Und jenseits waren die Dünen besonders hoch und mit Gestrüpp bewachsen.

Hier verbargen wir uns …

Brauchten nicht lange zu warten. Eine Dame in schlichtem Lodenkostüm näherte sich – ohne Hut … blond, schlank … Schon von weitem fiel uns die Ähnlichkeit mit Gisbert von Garlitt auf … Und auch Größe, Gestalt und Bewegungen entsprachen durchaus denen Eva von Garlitts, die in der vergangenen Nacht mit Peter Pedersen das Laubenhäuschen aufgesucht hatte.

Langsam kam sie über den Holzsteg …

Im Sande der Dünen war unsere Doppelfährte als flache Eindrücke genau zu erkennen …

Und dann bog sie um den Busch, der uns als Deckung diente …

Wir hatten uns derweil niedergesetzt und unsere Rucksäcke abgelegt, hatten das Brot ausgepackt, das der Wirt vom Weißen Lamm uns mitgegeben …

Wir hielten harmlose Rast …

Blickten nun Eva von Garlitt an, die verdutzt stehen geblieben war … Harst grüßte … Ich desgleichen …

Das Gesicht der Baronesse überzog sich mit flüchtiger Röte …

Dann dankte sie durch leichtes Kopfneigen und wollte weiter …

Harst sprach sie an …

„Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein – mir scheint, Sie hätten uns einiges zu fragen und wir Sie …“

Ihre Augen veränderten im Moment den Ausdruck … wurden unendlich hochmütig …

„Ich wüßte nicht, was Sie mit mir zu verhandeln hätten,“ erwiderte sie ablehnend … „Ich kenne Sie nicht.“

Und sie wollte jetzt umkehren, wollte offenbar zur Brücke zurück …

„Baronesse,“ rief Harald da … „Baronesse, bleiben Sie …! Es ist besser – – für Ihren Vater!“

Sie wandte nur halb den Kopf …

„Belästigen Sie mich bitte nicht …!“

Sie bog um das Gestrüpp …

Harald war schon hinter ihr. Ich sprang gleichfalls auf …

Sie merkte, daß es kein Entrinnen gab … Oben auf der Dünenhöhe stand sie … Zwanzig Meter das Bächlein … Rechts das Meer … Und nur in der Ferne ein paar Fischerboote – leer der Strand ringsum … Nur ein Motorboot glitt in rascher Fahrt ziemlich dicht am Ufer dahin …

Die Baronesse musterte uns wieder mit eisiger Ablehnung …

„Was wünschen Sie eigentlich?!“

Und sie trat einen Schritt zurück und hob wie zur Abwehr den derben alten Eichenstock, der ganz so aussah, als ob er Mutter Pedersen gehörte …

Harst schüttelte wie mißbilligend den Kopf …

„Baronesse, ich denke, wir einigen uns lieber im Frieden … Sie wissen recht gut, wer wir sind … Sie sind uns gefolgt, wollten feststellen, ob wir auch nicht umkehren würden … Und gerade, weil Sie es mit uns zu tun haben, sollten Sie auf diese Art von Komödie verzichten. Es wäre wirklich besser für alle Teile …“

Eva von Garlitt hatte scharfe Falten auf der Stirn …

„Geben Sie mir gefälligst den Weg frei!“ meinte sie, eine Empörung heuchelnd, die fast echt wirkte …

Und noch einen Schritt trat sie zurück …

Wandte sich um – begann zu laufen …

Und da erst sahen wir, daß das Motorboot bereits in die Bachmündung hineinsteuerte, daß drei, vier Männer an Land sprangen … daß noch weitere vier hinter der Bordwand auftauchten …

Harst hatte der Baronesse nacheilen wollen … blieb stehen …

„Abgekartetes Spiel …!! Gib acht, jetzt wird aus der Komödie eine Tragödie …!“

Eva hatte inzwischen die Brücke erreicht …

Die acht Leute aus dem Boot aber stürmten die Dünen hinan … Waren im Nu zwischen uns und der Baronesse.

Wir trauten unseren Augen nicht recht … Die acht waren Japaner, kleine geschmeidige Kerle, alle noch jung, alle gut gekleidet …

Einer machte den Sprecher …

Unter wilden Handbewegungen und in einem sehr mäßigen Deutsch warf er uns vor, die Dame belästigt zu haben … Redete von Polizei – Bestrafung – – Wegelagerern …

Und – zum Schluß brachten die acht fixen Kerlchen Pistolen zum Vorschein …

Daß mit ihnen nicht zu spaßen, bewiesen ihre Gesichter.

Der Sprecher verlangte, wir sollten ihnen auf das Motorboot folgen … Andernfalls würden sie Gewalt anwenden …

Kurz – die Geschichte wurde wirklich ernst – sehr ernst sogar …

Harald schien unschlüssig …

Als er mit der Hand nach der Schlüsseltasche der Beinkleider greifen wollte, kreischte der Sprecher eine deutliche Warnung und zielte …

Ich selbst war noch viel zu verblüfft, um die Lage richtig überschauen zu können …

Ich sah, daß die Baronesse ruhig davonwanderte … Ich sah auf dem Motorboot noch zwei Japaner … Im ganzen waren es also zehn … Ich richtete mich völlig nach Harald. Der meinte nun achselzuckend:

„Gut, wenn Sie uns durchaus der Polizei in Misdroy übergeben wollen – meinetwegen! Ich erkläre Ihnen aber schon hier, daß nicht wir, sondern Sie wie Wegelagerer gehandelt haben …“

Und begleitet von sechs der jungen Kerlchen schritten wir zum Bache hinab. Die anderen zwei holten unsere Rucksäcke.

Wir stiegen in das Motorboot, und gleich darauf sauste dieses mit uns und unseren Häschern in die See hinaus …

Es war ein sehr großes elegantes Boot. Wir saßen in Korbsesseln sehr bequem – um uns her die Japaner. Wir saßen nebeneinander, und gerade vor uns der „Sprecher“ …

Der hatte noch immer seine Repetierpistole in der Hand.

In seinen Blicken waren mehr Neugier und ein gewisser Respekt als Feindseligkeit zu bemerken …

Das Boot entfernte sich immer weiter von Land …

Die Japaner schwiegen …

Bis Harald recht gereizt erklärte:

„Ist dies etwa der Kurs nach Misdroy?! – Diese Sache muß ein Ende haben … Damit Sie nun erfahren, mit wem Sie hier wie mit Banditen umspringen: ich bin der Berliner Privatdetektiv Harald Harst, und der Herr hier neben mir …“

Der „Sprecher“ fiel ihm ins Wort:

„Wer Sie sind, ist uns gleichgültig …! Wir haben Sie beide dabei erwischt, wie Sie eine uns fremde Dame belästigten … Sie werden es sich jetzt gefallen lassen müssen, daß wir Ihnen die Augen verbinden … Ich betone: wenn Sie sich wehren, schießen wir! – Schauen Sie um sich … die See ist leer …! Sie fliegen über Bord – und für uns ist alles erledigt!“

Das klang wieder verdammt ernst …

Harst meinte nur:

„Ich werde mit Ihnen abrechnen!!“

Und ließ sich ruhig einen schwarzen Zeugstreifen vor das Gesicht binden …

Doch nicht genug damit: auch die Hände fesselte man uns …

Mir war bei alledem keineswegs wohl zumute, wenngleich ich mir auch sagen mußte, daß diese zehn jungen Japaner, die ich für in Deutschland studierende Söhne des Sonnenlandes hielt, als Verbündete der Baronesse kaum allzu böse mit uns umspringen würden …

Außerdem hatte ich auch das bestimmte Gefühl, daß Harald selbst die Sache durchaus nicht ernst nahm, sondern nur den Empörten spielte – wie es vorhin die Baronesse getan hatte …

Immerhin – man konnte nicht wissen, wie dieses Abenteuer enden würde … Vorläufig waren wir jedenfalls außer Gefecht gesetzt. –

Und der Motor ratterte leise – – stundenlang …

Das Boot fuhr stundenlang …

Wohin?!

Jedenfalls niemals nach Misdroy!

Und dann – warf man uns beiden, die wir ohnedies nichts sehen konnten, noch Decken über die Köpfe …

Gleich darauf schrammte das Boot an einem Landungssteg entlang …

Hielt …

Wir mußten aussteigen … Man führte uns über eine dröhnende Bretterbrücke … In irgendein Gelaß, in dem es nach Seetang roch … Drückte mich in einen Sessel … Nahm mir die Decke wieder ab …

Und dann der japanische Piratenchef, der Sprecher:

„Meine Herren, gedulden Sie sich bitte nur noch wenige Stunden … Dann können wir es Ihnen behaglicher machen …“

Sehr höflich, der Mann …!

Wo waren wir – – wo?!

Ich ahnte es nicht …

 

4. Kapitel.

Der Herr auf Garlitten.

Diese neue Umgebung, von der ich nichts sah, lernte ich doch durch die Geräusche einigermaßen kennen, die so nach und nach an mein Ohr drangen …

Es konnte sich nur um eine enge Kammer aus Brettern handeln. Ich hörte die Brandung ganz deutlich rauschen …[3] Ich hörte auch, sobald die Tür geöffnet wurde, das Kreischen von Möwen …

Häufig gingen draußen Leute hin und her … –

Dann nahm man uns die Fesseln ab und entfernte auch die schwarzen Tuchstreifen …

Wir konnten sehen …

Aber wir sahen wenig …

Eine winzige Laterne brannte und beleuchtete gerade nur ein Klapptischchen, auf dem man für uns allerlei Speisen bereitgestellt hatte …

Um uns standen fünf Japaner und bewachten jede unserer Bewegungen …

Harst aß mit gutem Appetit …

Unsere Wächter blieben stumm …

Ich folgte seinem Beispiel. Ich hatte einen Bärenhunger …

Und – alles was recht ist: diese Mahlzeit in dieser Bretterzelle war erstklassig! Dagegen ließ sich nichts sagen.

Da waren Sardinen, Hummersalat, Sülzkotelette, zwei Sorten Käse, Pumpernickel, tadellose Butter …

Teller, Schüsseln, Bestecks – alles tadellos!

Harald nickte mir ein paarmal ernst zu, sprach aber kein Wort …

Als wir fertig, mußten wir uns wieder die Augen verbinden lassen … Meiner Schätzung nach war es jetzt etwa zehn Uhr abends. –

Und wieder wartete ich, was nun weiter erfolgen würde …

Eine Stunde etwa noch … Dann brachte man uns anderswohin …

Vorsichtig waren die gelben Piraten … Hatten uns wieder, wenn auch sehr rücksichtsvoll, die Hände auf den Rücken gebunden und uns die Decken über Kopf und Oberleib geworfen …

Ein langer Marsch …

Erst am Strande – durch Dünen … Dann Wald.

Schließlich durch einen tiefen Graben … auf harten Boden …

Es mußte eine Chaussee sein …

Ich hörte ein Auto nahen …

Man schob mich ins Wageninnere, drückte mich auf den Polstersitz …

Das Auto fuhr mit uns und unseren Wächtern davon.

Stundenlang …

Ich wurde müde … Schlief ein … Erwachte … Schlief wieder ein …

Dann rüttelte mich jemand …

Hände zerrten mich heraus – – ich hörte Bäume rauschen …

Die Decke flog mir vom Kopf …

Ich hörte das Auto davonjagen …

Spürte neben mir etwas Hartes – einen eisernen Gitterzaun …

Und dann – Harsts Stimme:

„Ich glaube, mein Alter, wir sind allein …“

Ich traute dem Frieden nicht ganz …

„Vielleicht auch nicht,“ meinte ich hinter meinem Augenlappen hervor …

Da wurde mir dieser schon mit einem Ruck weggerissen.

Ich schaue …

Bleiches Mondlicht über einer bekannten Landschaft …

Nein – über einem bekannten Straßenbilde …

Unsere Blücherstraße in Berlin-Schmargendorf … Unser Vorgartenzaun … Unsere Bäume, die im Vorgarten rauschen …

Und – wir sind allein … Harald hat sich von den Handschlingen befreit … Nimmt mir lächelnd die Fesseln ab … Meint ganz vergnügt:

„Sehr liebenswürdig von den Amateurpiraten, uns heimzubringen …!“ Und gähnt … Sieht nach der Uhr.

„Drei – genau drei Uhr! Das Auto ist wie der Teufel gefahren! Denke – in etwa vier Stunden bis Berlin! Es muß ein erstklassiger Wagen gewesen sein …“

Dann bückt er sich … Unsere Rucksäcke liegen da … Und auf dem einen etwas Weißes – ein Brief …

Wir gehen ins Haus – in Haralds Arbeitszimmer … Sind daheim – – daheim!

Ich werfe mich in den einen Sessel …

Ich weiß nicht: mit einem Male kommt mir dieses Erlebnis mit den Gelben so ungeheuerlich lächerlich vor …

Und ich lache hell heraus …

Harst steht am Tisch, liest den Brief …

Ein eigentümlicher Blick streift mich …

Schweigend reicht er mir den Briefbogen …

Ich lese …

Lila Maschinenschrift …

„Herr Harst, kreuzen Sie nicht nochmals meinen Weg! Dieser Kampf wäre für Sie der letzte. – Das Untergrundbahngespenst.“

Harst reicht mir dann noch etwas – den weißen Briefumschlag, auf dem seine Adresse – Maschinenschrift ebenfalls – steht – und darunter flüchtig mit Bleistift gekritzelt:

„Ein Zufall, daß ich Ihren Rücktransport beobachten durfte … Man scheint Ihnen ja übel mitgespielt zu haben – sehr übel!“

Das war alles …

Ich blicke Harald fragend an …

„Begreifst Du!“ erklärt er lebhaft. „Es war ein großer Irrtum … Wir glaubten den Zuchthäusler in Mutter Pedersens Hütte, und in Wahrheit war die Baronesse dort. Denn dieser Brief wurde erst auf den Rucksack gelegt, nachdem das Auto sich entfernt hatte … Ich hörte schleichende Schritte … Das war der Zuchthäusler, der alte Baron.“

Und Harald nimmt nun gleichfalls Platz … Hat noch eine Flasche Rotwein und zwei Gläser auf den Tisch gestellt.

Füllt die Gläser … Trinkt mir zu … Sagt:

„Die Geschichte wird eigentlich immer verwickelter, wie Du zugeben mußt, mein Alter … – Wo kommen die Japaner her?! Wie konnte Eva Garlitt sich so rasch eine solche Leibgarde beschaffen?!“

Ich nicke nur …

Mir scheint nichts mehr lächerlich …

Und Harald fährt fort:

„Es ist ja klar, daß nun also die Baronesse die alte Pedersen dazu bestimmt hat, uns ihres Vaters angebliches Grab zu zeigen, damit wir ja nicht etwa auf die Vermutung kämen, des Barons Selbstmord in der See könne Täuschung sein … – Unklar ist alles übrige …!“

Und er saugt an seiner Mirakulum und hält die Augen halb geschlossen …

Ich sinne über eine Bemerkung von ihm nach, die mir aufgefallen ist – vorhin, draußen am Zaune …

„In vier Stunden bis Berlin …,“ hat er gesagt …

Ich frage daher: „Wo, glaubst Du, waren wir in jener Bretterbude all die Stunden eingesperrt?“

Und er – sehr erstaunt:

„Bretterbude?! Du meinst Badeanstalt …! Es war doch natürlich die Badeanstalt, die zu Schloß Garlitten gehört – an der wir vorüberkamen … Dort lag ja auch das Motorboot auf dem in die See hinausgebauten Stege. Dasselbe Motorboot, daß die Japaner nachher benutzten.“

Ich sitze vor Überraschung ganz steif da …

„Badeanstalt?! Und – und – woher weißt Du dies?! Es kann doch auch irgend eine andere …“

„Nein – es war jene Badeanstalt, denn die Pfähle waren frisch geteert … Man roch’s, als wir vorübergingen … Und ich roch’s auch, als wir als Gefangene zurückkehrten … Außerdem, Max Schraut, außerdem – wenn Du genau achtgegeben hättest: den Korb mit unserem Abendessen brachte Mutter Pedersen in die Badeanstalt … und ihr Hund war bei ihr … Der schnüffelte an der Tür unserer Zelle, und dann flüsterte die Alte draußen etwas … Sie war’s schon … Es stimmt alles … Und weil sie es war, und weil fraglos der alte Baron, der Zuchthäusler, Berlin gar nicht verlassen gehabt hat, so möchte ich gern wissen: wer hat die Zigarre mit der Leibbinde dort vor Mutter Pedersens Hütte geraucht! Wer wohl?!“

Und er blies drei tadellose Rauchringe …

Ich schwieg …

Harald murmelte mehr für sich …

„Die Gelben … Die Japaner …!! Die passen so absolut nicht in das alles hinein … Ob die Burschen etwa das Motorboot …“

Und brach mitten im Satze ab …

Legte die Zigarette weg …

Rief leise: „Donnerwetter, daß ich auch nicht früher daran gedacht habe!! Natürlich – – es ist die einfachste Erklärung!“

„Was?!“ fragte ich ebenso plump wie gespannt …

Er hörte gar nicht hin …

Er … horchte nach draußen …

Ein Auto kam die Blücherstraße herauf … Hielt – vor unserem Hause …

Ich wollt aufspringen …

„Sitzen bleiben!!“

Unsere Fensterläden waren geschlossen und lichtdicht … Kein verräterischer Strahl konnte von außen wahrgenommen werden …

Dann – – die Flurglocke …

Der frühe Gast läutete Sturm …

Harald schlich in den Flur … Ich hinterdrein …

Öffnete im Dunkeln die Haustür ganz wenig …

Und draußen im Morgengrauen ein schlanker fremder Mann …

„Sie wünschen?“

„Herr Harst …?“

„Ja …“

„Mein Name ist Schobert, Fritz Schobert, Gutsbesitzer. Ich bitte sehr um Entschuldigung, daß ich zu dieser Stunde störe … Ich komme jedoch in einer so dringenden Angelegenheit, die …“

Harald öffnete die Tür nun vollends …

„Bitte, Herr Schobert …“

Ich stieß die Tür des Arbeitszimmers auf …

Und überlegte dabei, wo ich diesen Namen Schobert kürzlich gehört hatte …

Die Aufklärung kam sehr bald …

Denn Herr Schobert hatte kaum Platz genommen, als er schon begann:

„Ich bin Besitzer des Rittergutes Garlitten …“

Diese Einleitung traf mich wie eine Ohrfeige …

Garlitten!!

Herr Schobert aus Garlitten!!

Da hatte dieser Herr Neureich, der übrigens auf den ersten Blick einen ganz sympathischen Eindruck machte, schon hinzugefügt: „Ich bin … seit gestern der Verlobte der Baronesse Garlitt, Herr Harst …“

Und – jetzt durfte ich mich freuen: denn auch Haralds Gesicht war nunmehr wie erstarrt in ungläubigem Staunen!

Doch – nur einen Moment …

Dann – lächelte er ganz wenig …

Meinte liebenswürdig: „Meinen und unseren Glückwunsch, Herr Schobert … – Jetzt wird ja wohl die Baronesse zu besserer Einsicht gelangt sein …“

Da wurde Fritz Schobert noch ernster …

„Für Ihren Glückwunsch meinen verbindlichsten Dank. – Es war ein harter Kampf, den ich mit Eva ausfechten mußte, ehe ich sie schließlich auch zu meiner Ansicht bekehren konnte … – Gestatten Sie, daß ich zur Klärung der Sachlage etwas weiter aushole …“

 

5. Kapitel.

In der Untergrundbahn.

„… Ich bin früher Bankbeamter gewesen. Daß ich die Inflationszeit, vorher schon die Kriegskonjunktur gut, aber stets anständig ausgenutzt habe, kann mir niemand verargen … Man rechnet mich zu der Sorte der Neureichs und Raffkes – zu Unrecht! Sie, meine Herren, werden sich über meine Person unschwer selbst ein Urteil bilden können. – Meine jetzige Braut lernte ich vor acht Jahren bereits kennen, als ich das total heruntergewirtschaftete Garlitten käuflich erwarb. Eva war damals neunzehn Jahre alt, und schon damals verliebte ich mich in sie – eine recht aussichtslose Liebe. Trotzdem wagte ich Annäherungsversuche, und diese führten allmählich zu einem Briefwechsel zwischen Eva und mir. Sie wußte genau, wie es um mich stand. Und doch kam ich, was meine Herzensangelegenheit betrifft, keinen Schritt vorwärts.

Vorgestern abend – als Sie beide im Dorfe Garlitten weilten – erschien Eva dann ganz überraschend mit der alten Pedersen bei mir im Schlosse … Sie war in größter Aufregung und erklärte mir, daß sie einen Freund brauche, auf den sie sich unbedingt verlassen könne. – Ich hatte ihr in meinen Briefen wiederholt beteuert, daß sie jederzeit auf mich rechnen könne. Und nun nahm sie mich beim Wort …

So erfuhr ich denn aus ihrem Munde die Garlittsche Familientragödie, von der bisher nur wenige Menschen etwas ahnen …“

Hier fiel Harald ihm ins Wort …

„Diese Tragödie bezieht sich auf den alten Vater, Herr Schobert …“

„Ja … Graf Viktor, Evas Vater, hat sich nicht …“

„… das Leben genommen, sondern trennte sich von den Seinen, beging irgend ein schweres Verbrechen und wurde unter anderem Namen zu neunjähriger Zuchthausstrafe verurteilt …“

Schobert stutzte …, verbeugte sich dann … „Ich hätte beinahe vergessen, daß ich Harald Harst gegenübersitze … – Ja, Herr Harst, Ihre Kombinationen sind richtig. Graf Viktor, verzweifelt über den völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch und fraglos nicht ganz zurechnungsfähig, wurde zwei Monate nach seinem angeblichen Selbstmord in völlig verwahrlostem Zustand bei einem Raubüberfall auf einen Viehhändler verhaftet und unter anderem Namen zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt. Nur durch einen Zufall erfuhren Eva und Gisbert hiervon und – schwiegen, was ihnen nicht weiter zu verdenken war. – Infolge tadelloser Führung wurde dem alten Grafen das letzte halbe Jahr seiner Strafe geschenkt. Überraschend erschien er bei seiner Tochter, die zu ihrem Entsetzen merkte, daß der Ärmste aus dem Zuchthaus nichts als einen ungeheuren Haß gegen die menschliche Gesellschaft mitgebracht hatte. – Graf Viktor fand vorläufig in …“

„… dem Laubenhäuschen Unterkunft, und er war es, der dann seinen Haß gegen die Gesellschaft durch die Diebstähle in der Untergrundbahn betätigte … Die Art dieser Beraubungen ließ bei der Baronesse den Argwohn rege werden, daß ihr Vater der geheimnisvolle Dieb sei … In jener Nacht, als Schraut und ich in die Laube eindrangen, hatte die Baronesse und der treue Peter Pedersen den alten Baron dort zur Rede gestellt …“

„Ja – und er hatte erst zu leugnen versucht, nachher aber alles zugegeben … Er ist ganz offenbar geisteskrank, leider aber seitdem verschwunden … Seine Beute hat Peter Pedersen jedoch im Gebüsch der Laube aufgefunden …“

„Das genügt mir, Herr Schobert … Ich bin jetzt auch über die Vorfälle dort am Seestrande ganz im Bilde. Sie waren es doch, der[4] vor Mutter Pedersens Hütte die Zigarre geraucht hat …?“

„Ja … – Und ich war auf Evas Bitten hin damit einverstanden, daß wir Sie beide unbedingt veranlassen müßten, diesen Fall nicht weiter zu verfolgen, da wir eine Aufdeckung der Familientragödie befürchteten …“

Harald nickte wieder … Meinte dann: „Wo kamen die Japaner her, Herr Schobert?“

„Diese Japaner sind zehn Studenten aus Greifswald, die einen Ausflug gemacht und auf meinem Gut um Quartier gebeten hatten …“

„Danke … – Und Sie und die Baronesse waren mit in dem Auto, das uns nach Berlin brachte … Nachdem Sie uns hier vor dem Hause abgesetzt hatten, kamen Ihnen Bedenken, ob Ihre Handlungsweise uns gegenüber nicht vielleicht sehr unzweckmäßig gewesen sei …“

„So ist es, Herr Harst …! Ich bestürmte Eva, mir zu gestatten, Sie beide einzuweihen, und Sie insofern um Hilfe zu bitten, als Sie uns helfen sollen, den alten Baron in aller Stille in eine Heilanstalt zu bringen. Dieses Ärmsten krankhafter Haß und ebenso krankhafte Neigung zu verbrecherischem Tun könnte sich auch gegen seine Kinder richten, insbesondere gegen den Baron Gisbert, den[5] er für den Verlust des Familiengutes verantwortlich macht, was geradezu unsinnig ist. – Wie gesagt – wir wissen nicht, wo der Bedauernswerte sich jetzt verborgen hält. Er arbeitet mit einem Weibe zusammen, die gleichzeitig mit ihm aus dem Zuchthaus entlassen wurde. Näheres über diese Frau kann ich nicht angeben. Nur ist eins gewiß: der alte geisteskranke Mann trachtet seinem Sohne nach dem Leben! Das hat er vor Eva und Pedersen damals in der Laube wiederholt betont. – Wenn Sie, Herr Harst, uns nun nicht helfen wollen, kommt es zu einem Skandal.“

Harst überlegte kurz. Dann streckte er Schobert die Hand hin …

„Wenn der Baron noch in Berlin weilt, werden wir ihn finden … – Hören Sie mich an …“

Das, was Harald nun weiter dem sympathischen Herrn Schobert vorschlug, brauche ich hier nicht näher anzugeben …

Vier Stunden später …

Auf dem Bahnsteig Wilhelmplatz geht Baron Gisbert wartend auf und ab … Außer ihm sind nur noch wenige Fahrgäste anwesend, darunter wir beide: Harst als ältere Dame verkleidet.

Kurz nach dem Baron Gisbert ist da ein älterer Herr mit grauem Vollbart und Schlapphut durch die Sperre gekommen …

Der Leerzug fährt ein …

Baron Gisbert betritt ein Nichtraucherabteil zweiter Klasse … Der alte Herr folgt ihm …

Ich atme erleichtert auf …

Denn jetzt weiß ich: das Untergrundbahngespenst wird keinen Schaden mehr anrichten!

Die alte Dame mit dem dicht verschleierten Gesicht – Harst! – nimmt Baron Gisbert gegenüber Platz, neben dem der Graubart in der Wagenecke ist … Ich steige als letzter ein …

Der alte Herr vertieft sich in ein Buch, hat aber die rechte Hand in der Hosentasche …

Der Zug hat noch nicht einmal seine volle Geschwindigkeit erreicht, als ich auch schon bemerke, wie Gisbert von Garlitt langsam auf seinem Platze zusammensinkt …

Im Nu habe ich die Clement heraus …

Harst reißt den Schleier hoch …

Ich halte dem Graubart die Waffe vor die Brust …

„Baron Garlitt, Sie werden gehorchen …! Sie werden uns begleiten …!“

Ein Wutblick trifft mich; dann – senkt der alte Mann den Kopf … ganz tief …

Beginnt zu schwanken …

Harst springt zu – zieht ihm mit einem Ruck die rechte Hand aus der Hosentasche … Und diese Hand hält einen Gummiball umkrampft, von dem ein dünner Schlauch sich abzweigt …

Harald zerreißt den Schlauch, schiebt den Ball in die Tasche … Und Bahnhof Bismarckstraße bringen wir zwei Bewußtlose auf den Bahnsteig – bringen sie in ein Auto … Sind in einer Viertelstunde darauf in der Grunewaldvilla Baron Gisberts …

Gisbert von Garlitt kommt sehr bald wieder zu sich. Inzwischen haben wir den Anzug seines unglücklichen Vaters bereits untersucht … Der Gummischlauch reichte bis zur Krawattennadel nach oben, und aus dem halb offenen Maul des Hundekopfes war das Gas den Opfern des … Untergrundbahngespenstes ins Gesicht gedrungen.

Ich habe nicht mehr viel hinzuzufügen …

Der alte Herr wurde in aller Stille in ein Sanatorium geschafft, wo er in kurzem an Gehirnerweichung verstarb.

 

Folgender Band:

Der Geisterberg Schara Schaka.

 

 

Verlagswerbung:

Olaf K. Abelsen:

Abseits vom Alltagswege

 

Diese einzigartige Serie der Abenteuer hat ein gewaltiges Aufsehen erregt. Und mit Recht. Selten hat es ein Schriftsteller verstanden, eigenartige Erlebnisse in einer so spannenden Weise zu schildern, wie es Olaf K. Abelsen tut.

Wir empfehlen unsern Freunden dringend, sich den soeben erscheinenden 7. Band dieser Serie, welcher den Titel trägt:

Chi Api, der Tote

umgehend zu besorgen. Schöne und unterhaltsame Stunden wird dieser Band einem jeden Leser bereiten. In weite, unbekannte Fernen, die wir nicht kennen, zu Menschen und Tieren, die uns fremd und eigenartig sind, führt uns der Autor. Und mit stillem Ergötzen und heimlicher Freude werden wir von all den herrlichen Dingen Kenntnis nehmen, die das Schicksal denjenigen offenbart, die „Abseits vom Alltagswege“ gehen.

Die Bändchen: „Abelsen, Abseits vom Alltagswege“ sind durch jede Zeitschriftenhandlung zu beziehen. Man erhält dieselben auch gegen Voreinsendung von 50 Pfg. für einen Band portofrei vom

Verlag moderner Lektüre G. m. b. H.
Berlin SO. 16, Michaelkirchstraße 23a.

 

 

Anmerkungen:

  1. In der Vorlage steht: „Ist“.
  2. Wegschnecke (nackte Landschnecke), jung grünlich, später rot bis schwarz, zuweilen zum Schmieren der Wagen (Teerschnecke) gebraucht. Quelle: Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911.
  3. Doppelter Satz: „Ich hörte die Brandung ganz deutlich rauschen.“ sowie doppeltes Wort „Ich“ entfernt.
  4. In der Vorlage steht: „die“.
  5. In der Vorlage steht: „dem“.