Sie sind hier

Die Schwestern

 

Die Schwestern

Originalnovelle von K. Walther.

 

Sigurd Lörs fand keine Ruhe. Bis neun Uhr hatte er in einem kleinen Kaffee gesessen und aus seiner dunklen Ecke hervor die anderen Gäste beobachtet, zuweilen auch in Zeitungen geblättert, unzählige Zigaretten geraucht und unzählige Male die Augen geschlossen – ganz fest, nur um die immer wieder aufsteigenden Tränen zurückzudrängen …

Sigurd Lörs, Liebling aller Kinobesucher, – der sonnige Lörs, der die frohe, frische, elegante Jugend verkörperte! Der berühmte Lörs, um den die Filmfabrikanten mit phantastischen Schecks kämpften – kämpften …

Jetzt kämpfte Sigurd Lörs mit seinem Gewissen – ein schwerer Kampf – fast aussichtslos … –

Ein Liebespärchen, das sich in seiner Nähe niedergelassen hatte, vertrieb ihn aus dem stillen Kaffee. Er hatte es nicht mit ansehen können, wie der routinierte Lebejüngling das halbflügge niedliche Mädel durch raffinierte Künste allmählich dahin brachte, daß der Kleinen die lebenssprühenden Äuglein nur noch wie hinter feinen Schleiern funkelten. Er … kannte das alles ja – alles, – und hatte es noch viel besser gekonnt, er, der große Sigurd Lörs, dem jeden Morgen ein halbes Hundert schwärmerische oder sinnlos-leidenschaftliche Brieflein auf seinen Schreibtisch flatterten …

Da war er denn vor dem Pärchen geflohen, hinein in die halbdunklen, winterlichen Wege des Tiergartens, wo der Fuß über feuchtes, totes Land hinwegschritt und wo … ebenfalls die Liebe umging wie ein Schreckgespenst, wo eng verschlungene Paare sich scheu in den Baumschatten duckten und auf Bänken saßen, sich küßten … küßten …

Liebe …

Und … Maria Mallien war tot … tot …?!

Lörs rannte wieder hinein in das abendliche Getriebe der belebten Straßen …

Er fand nirgends Ruhe …

Maria war tot …

Vor vier Wochen hatte er Maria Mallien durch einen Zufall kennengelernt – einen so prosaischen Zufall, so nüchtern, daß niemand aus dieser Alltagsnüchternheit ein Märchen vom Glück und eine Tragödie gedichtet haben würde – selbst der phantasievollste Kopf nicht, – aber das Leben hatte dieses unselige Wunder vollendet. – Ja – so war es gewesen … Lörs hatte für Geraldine im Modesalon Gebb einen Pelz kaufen wollen, mit dem Geraldine schon so lange geliebäugelt hatte. Als Überraschung … Und da hatte er mit der Direktrice verhandelt. Das war Maria Mallien gewesen …

Liebe auf den ersten Blick …! – Wie geringschätzig hatte Lörs bisher diese Redensart belächelt gehabt – als gut erfundene Phrase für die plötzlich erwachende Gier … – Liebe?! Unsinn!! Das gab’s kaum … Er jedenfalls hatte sich gehütet, bei seinen zahllosen Abenteuern jemals die Seele mitsprechen zu lassen. Jenes zarte Gewebe aus gesunder Sinnlichkeit und feinsten seelischen Fäden, jenes unnennbare Fluid, das wie ein Zauberspruch zwei Seelen in seligem Gleichklang schwingen läßt, – das war ihm fremd geblieben, das hatte er für althergebrachtes Rüstzeug von Romanschriftstellern gehalten, deren Gestalten in klugen, gewählten Worten redeten, wie sie nur am Schreibtisch ausgetüftelt werden.

Maria Mallien wurde sein Schicksal. Ihre aschblonde, kühle, vornehme Schönheit, der stille Blick der vornehmen Augen, die wundervolle Stimme, das ungekünstelte ihres Wesens, dem ein Sigurd Lörs ein Nichts bedeutete, weil sie weit über der Herde der lüsternen Weibchen stand, – so war Maria … gewesen …

Maria war tot.

Lörs hatte damals den Pelz nicht gekauft, und abends hatte er sich verleugnen lassen, als Geraldine kam. Morgens erhielt Geraldine den Abschiedsbrief und einen Scheck … Das war so üblich bei Sigurd Lörs.

Dann das Werben um Maria … Oft genug hatte ihn eine lächerliche Wut gegen sich selbst gepackt weil er immer wieder die kleinen Demütigungen hinnahm, die sie ihm, dem verwöhnten Frauenliebling, ungewollt bereitete. Wie ein törichter, unreifer Knabe kam er sich vor. Und holte Maria dennoch jeden Abend vom Geschäft ab, begleitete sie heim in die häßliche Straße, vor das jämmerliche Mietshaus, in dem sie mit ihrer Schwester, zwei Waisen ohne Verwandte und Freunde, wohnten. Über ihre persönlichen Verhältnisse sprach Maria niemals. Er erfuhr trotzdem, daß ihr Vater Geheimer Sanitätsrat und ein vielgesuchter Arzt gewesen. Die Inflation hatte die Schwestern aus Ihren Gesellschaftskreisen hinausgedrängt und ihnen den Kampf ums Dasein aufgezwungen. Marias Schwester Magda hatte er nie zu Gesicht bekommen.

Zwei Wochen ging das so …

Lörs wurde nervös, gereizt. Maria hatte ihn bezwungen. Er liebte sie mit jenem so oft bespöttelten Gefühl, das sich nun für all die Verunglimpfungen an ihm selber rächte.

Maria blieb unnahbar. Nichts gewährte sie ihm … nichts. Und als er eines Abends ihr seine Liebe gestand, schüchtern und verwirrt wie ein junges Bürschchen, da erklärte sie leise – und zum ersten Male spürte er Wärme in ihrer Stimme –, daß sie nie die Seine werden würde, nie, weder in freier Hingabe – „dazu bin ich innerlich zu reinlich –“, noch als seine Gattin, „denn ich würde mich vor Eifersucht verzehren, und ihr vom Film könnt nicht treu sein …!“

„So gibst du aber doch zu, daß du mich liebst?!“ hatte er sie heiser und erschauernd bedrängt und ihre Hand in die seine brutal gepreßt …

Sie schwieg.

Dann sprachen sie von anderen Dingen … Und doch wußte er nun: Sie liebte ihn! –

Der Sonntag kam, an dem sie ihm endlich die kleine Bitte erfüllt hatte, mit ihm den Tag auf den herbstlichen Gewässern der Seen um Erkner zu verleben. In Erkner lag seine Motorjacht.

Dieser warme Novembertag, der nochmals den frohen Sommer vorzutäuschen suchte, war der seltenen Tragödie Höhepunkt geworden. An bunt verfärbten Wäldern glitt die Jacht vorüber – weiter, immer weiter, hinein in die äußersten Winkel des Möllensees … Einsamkeit, Sonne … Zwei Menschen am Steuer sitzend, die wenig sprachen … Lörs ließ den Anker in die Tiefe gleiten, und Maria half ihm, das Mittagessen bereiten.

Lörs fieberte … Als Maria dann die Mokkatäßchen füllte, als ihre Nähe alle Bedenken zerstreuten, riß er sie plötzlich in seine Arme … Sie war wie erstarrt, ihre Lippen blieben kalt, ihre Augen schienen zu trauern, daß er sich so weit vergessen.

Seine flehenden Worte, sein unsinniges Gestammel, seinem heißen Zärtlichkeiten, seine Schwüre unverwandelbarer Treue lockten schließlich das erste verträumte Lächeln auf ihr wundervolles, reines Antlitz. Sie nahm seinen Kopf in ihre Hände, küßte seinen Mund …

„Ich liebe dich …“

Und als es dunkel geworden, gab sie sich ihm in der traulichen Kajüte mit einer keuschen, zauberhaften Weiblichkeit hin. Ihre Augen schimmerten Liebe, ihr Mund flüsterte Liebe, ihr unberührter Leib atmete Liebe.

Sigurd Lörs kniete vor ihr … „Maria, du wirst mein Weib …“

Sie lehnte ihre heiße Wange an sein blondes Haar – und schwieg …

Sagte endlich, und ein frösteln lief über ihren Körper hin: „Kehren wir heim …“

Er kannte sie. Er mochte jetzt nicht weiter in sie dringen.

„Maria, wann heiraten wir …?“

Sie schmiegte sich an ihn …

„Niemals …! Soll ich etwa dich, jetzt meines Lebens Inhalt, hassen und verachten lernen?! Ihr könnt nicht treu sein …“

„Maria!“

„Oh – nicht böse werden … – Schau’ in dich hinein … Glaubst du wirklich daß du nie mehr die Hand nach einer anderen ausstrecken wirst?“

Sigurd Lörs schaute in sich hinein … Und was er sah, war ein schwacher Charakter, ein Held der Phrase und der verschleierten Lüge …

„Du beleidigst mich Maria …“ – das war alles, was er zu erwidern wagte.

Sie lächelte schmerzlich …

„Niemand ist für seine Unzulänglichkeit verantwortlich zu machen, Sigurd … dich hat mein Geschlecht auf dem Gewissen …“

So endete dieser Tag.

Am folgenden Tage wartete Lörs umsonst vor dem Modesalon auf die Geliebte. Und als er heimkam, fand er ihren Brief …

„Wir werden uns nie wiedersehen, Sigurd. Ich habe Dich lieb, werde Dich lieb behalten und werde den Rest meines Lebens reich sein durch die Erinnerung an den einen Tag. Diesen Reichtum darfst du mir nicht nehmen. Ich gebe Dich frei. Wenn Du mich aufrichtig liebst, wirst Du meinen Weg nie mehr kreuzen. Ich bin vor Dir geflüchtet. Du wirst mich nicht finden, nicht suchen …

Maria.“

„Wahnsinn!“ grollte er und zerriß den Brief …

Suchte die Geschwister Mallien … Hörte in dem häßlichen Hause, daß sie verreist seien.

Zwei Wochen nichts … nichts …

Heute morgen in der Zeitung fand er Maria wieder:

„Die seit kurzem in Potsdam ansässige Inhaberin eines kleinen Modesalons namens Maria Mallien hat sich gestern in ihrer Wohnung durch Gas vergiftet. Die Gründe sind unbekannt.“

Lörs war im Auto nach Potsdam gejagt. Den Modesalon Mallien fand er verschlossen. Magda Mallien, die Schwester, traf er nicht an. Auf der Polizei erfuhr er, daß die Tote bereits eingesargt und in der Halle des Friedhofs im Sanssouci-Park aufgebahrt sei.

Lörs handelte, seit er die Schreckenskunde gelesen hatte, wie im Traum. Überall, wo er bisher der Toten wegen in Potsdam Erkundigungen eingezogen, hatte man ihn mit seltsamen Blicken gemustert, hatte er selbst die Antworten nur halb begriffen. Jetzt, als er in einem Blumenladen stand und Rosen verlangte, die schönsten dunkelroten Rosen, grinste ihm aus dem hohen Wandspiegel ein fremdes, blasses, erschöpftes Gesicht entgegen.

Es war sein eigenes.

Aber auch diese Veränderung seiner Züge, die übrigens nicht nur auf den heutigen Tag, sondern auch auf die traurigen soeben vergangenen zwei Wochen ungestillten Sehnens nach Maria zurückzuführen war, – auch dieses gelbfahle Antlitz mit den schwarz umschatteten Augen eines Schwerkranken machte keinerlei Eindruck auf ihn. Sein Aussehen war ihm gleichgültig. Was die Leute von ihm dachen, war ihm noch gleichgültiger. Auf dem Kirchhof bat er den Friedhofsinspektor, ihm doch den Sarg zu öffnen. – „Das darf ich nicht, mein Herr … Es sei denn, Sie wären ein naher Verwandter des Fräuleins,“ – und der alte Herr öffnete die Kapelle, in deren Dämmerlicht der dunkle Sarg geheimnisvoll und düster unter vier schlichten Kränzen schimmerte.

Sigurd Lörs stand da und schaute ins Leere. Der Kirchhofsinspektor war draußen geblieben.

Maria war tot … Und Lörs wußte, weshalb sie dieses Leben von sich geworfen hatte. Er war schuld daran, er allein. Er hatte das Weib in ihr geweckt, hatte an jenem Sonntag das größte Verbrechen seines Lebens begangen: Marias Reinheit geraubt – ein Raub, den sie vielleicht selbst gewollt – auch durch seine Schuld!

Sie war Weib geworden und hatte dann nicht mehr ohne seine Liebe vor Sehnsucht dieses einsame Dasein, das ihr nichts geben konnte, fortführen können … Ja: Sehnsucht nach ihm und namentlich die Angst eines späteren Treubruchs!! Das war’s – das!

Er schaute ins Leere … Seine schwarzen Augen brannten, seine trockenen Lippen murmelten: „Maria, weshalb tatest du mir dies an! Wenn du wüßtest, wie ich dich geliebt habe!“

Und dann kam der Schmerz über ihn wie der Ausbruch eines zügellosen Vulkans …

Er warf sich vor dem Sarge in die Knie, umfaßte die kalten Bretter, die sein Liebstes bargen, und weinte … weinte … weinte …

Die roten Rosen waren seiner Hand entsunken. Seine Tränen befeuchteten die dunkelroten Blüten.

Draußen stand der alte Herr, der so manchen wilden Schmerzensausbruch in seinem ernsten Amte miterlebt hatte. Er lugte durch die Türspalte hinein, nickte traurig, wandte den Kopf … Eine schwarz verschleierte Frau kam die Stufen zum Kapelleneingang empor …

„Fräulein Mallien …?“ flüsterte der Friedhofsinspektor. „Ja – ein Herr ist drinnen. Er wünschte, ich sollte ihm den Sarg öffnen … Ich durfte es doch ohne Ihre Einwilligung nicht …“

Sie schaute gleichfalls in die Kapelle hinein …

Dann – sehr hastig: „Der Herr ist mir fremd. – Bitte erwähnen Sie nicht, daß ich hier war …“

Sie schritt davon … –

Sigurd Lörs fühlte eine Hand auf seiner Schulter.

„Entschuldigen Sie, Herr … Sie sind aber bereits eine halbe Stunde hier in der kalten Halle … Und – auch ich friere … In meinen Jahren muß man vorsichtig sein …“

Lörs erhob sich. Er fühlte sich wie zerschlagen.

„Entschuldigen Sie …“ sagte er vollkommen geistesabwesend. „Ich danke Ihnen auch, weil Sie so liebenswürdig waren, so lange draußen zu warten …“

Er drückte dem alten Herrn die Hand und bückte sich dann, legte seine Rosen auf den Sarg und verließ mit unsicheren Bewegungen die Kapelle … Fuhr nach Berlin zurück, wagte nicht, sein Heim, seine neue Villa in Dahlem, aufzusuchen, irrte durch die Straßen – – ruhelos – –, ging in das kleine Kaffee – – ruhelos, stand nun gedankenverloren in der stillen Wilhelmstraße vor dem so bescheidenen Palais des Reichspräsidenten und sah doch nur ein Bild – immer dasselbe Bild. Maria!

Und Maria war tot …

Nun saß er in der Polsterecke … Der Wagen schaukele leicht, stieß, sang sein ratterndes Motorlied: Maria … Maria … Maria …! – Das hörte Lörs – immer nur Maria!

Flüchtig fiel ihm ein, daß er heute vormittag im Aufnahmeatelier der Ufa hätte sein müssen. Aufnahmen zu „Ein Liebling der Frauen“.

Ihn ekelte davor … Liebling der Frauen!! – Nein – nie wieder würde er der sonnige Lörs für tausende schwärmerische Augen sein – nie wieder! Dort in die Einsamkeit seines mecklenburgischen Gutes wollte er sich flüchten, das in breitem Strich an die Ostsee grenzte … Dort würde er der kargen Erinnerung an Maria leben, und die murmelnden Wellen und die rauschenden Wälder würden seine besten Freunde werden …

Das Auto hielt.

Lörs zahlte, schloß die Vorgartenpforte auf und hörte deutlich vom nahen Schmargendorfer Rathause her die Turmuhr schlagen …

Zehn …

Als er die Vorhalle betrat, kam ihm sein Diener entgegen, nahm ihm den kurzen Pelz ab und wollte etwas melden …

Lörs sagte rasch: „Übermorgen nachmittag reisen wir nach Seewalde, Fritz … Telefonieren Sie an den Verwalter. Wir bleiben längere Zeit dort … Ich … will hier nur noch an einem Begräbnis teilnehmen. Sollte die Ufa anläuten: Ich bin krank …! Ich … spiele nicht mehr – nie mehr!“

„Sehr wohl, Herr Lörs … Die Ufa hat schon angerufen … Ich konnte ja leider nicht Bescheid geben, wo der Herr hingefahren … Es ist eine Dame da, Herr Lörs. seit sieben Uhr schon … Ein Fräulein Mallien – in Trauer … Die Dame ließ sich nicht abweisen, und da doch der Herr ein Fräulein Mallien durch die Detektei hat suchen lassen, wollte ich …“

Lörs winkte ab. „Schon gut, Fritz … Haben Sie der Dame auch eine Erfrischung gebracht? – So – –, – – und wo?“

„Herrenzimmer …“

Lörs dachte: „Nun werde ich also endlich Magda kennenlernen … Vielleicht bringt sie mir einen Brief von Maria, einen allerletzten Brief … Vielleicht wird sie mich mit Vorwürfen überhäufen … Ich verdiene es …“

Er betrat das Herrenzimmer. Fritz hatte die Krone und auch die Deckenbeleuchtung eingeschaltet gehabt. Aus dem Klubsessel am Kamin erhob sich eine schwarze, schlanke Gestalt, schlug langsam den Schleier hoch …

Lörs taumelte vornüber … Umkrallte eine Stuhllehne …

„Maria … !!“ – Er wollte den geliebten Namen rufen … Wollte … Vor seinen Augen schwammen rote Nebel … Seine Kehle, seine Zunge waren gelähmt …

Zwei Arme umschlangen ihn …

Und Marias Stimme flüsterte: „Ich lebe ja, Sigurd … Magda ist tot … Ein Irrtum der Zeitungen … Ich lebe ja …“

Sie stützte ihn … Er glitt in den nächsten Sessel … Sie kniete neben ihm, hatte rasch Hut und Schleier abgelegt. Seine zitternde Hand strich immer wieder über ihr aschblondes Haar und seine in Tränen schwimmenden Augen forschten in langsam aufkeimender Seligkeit des Wiederfindens in den geliebten Zügen …

„Maria, – – du darfst nie wieder von mir gehen …! – und er küßte sie scheu …

Sie lehnte seinen Kopf an ihre Brust …

„Ich sah dich heute in der Kapelle – in all deiner Verzweiflung … da erkannte ich, daß ich dir vielleicht unrecht getan, und kam zu dir … – Du darfst nicht allzu streng ins Gericht gehen … Sieh’, Magda hat ja das erlebt, was ich befürchtete – für mich selbst! Magdas Liebe war der Sänger Teromallen, und nach sechs Wochen … deshalb starb Magda. Wir Malliens passen in diese moderne Zeit vielleicht nicht hinein, Sigurd … Wir wollen den Geliebten ganz für uns haben …“

Lörs riß sie an seine Brust, bog ihren Kopf zurück und schaute sie fest an …

„Maria, mich … hast du ganz – ganz – – für immer!“

Sie lächelte glücklich …

„Ich glaube dir … – O, du mein armer, armer Liebling, wie elend du geworden bist – – wie elend!!“

„Die Sehnsucht, Maria …“ – Er betrachtete sie voll unendlicher Zärtlichkeit … „Auch du bist schmal und blaß, Maria …“

„Die Sehnsucht …“

Und dann küßte sie ihn – – wie damals in der Kajüte der Jacht, als ihre Lippen heiß geworden … als sie sein Weib wurde …