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Einleitung.
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Wie Lene und Lotte zu Blätterteigs kamen.
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Nachts mit seinem Eselwagen
Zieht dahin Herr Wimmermagen,
Und wie die Orgelpfeifen gehn
Hinterdrein der Kinder zehn.
Seine kleine Menagerie
Fehlte auf dem Jahrmarkt nie.
Dieser arme Wimmermagen
Hat heut’ allen Grund zum Klagen,
Ach: zehn Kinder zu ernähren,
Das muß schon das Herz beschweren!
Gestern dann, o welche Pein,
Kehrt’ der Storch aufs neue ein,
Ließ zurück im Wagen dort
Noch zwei Kinder und flog fort. –
„Zwölf der Rangen, Bär und Affen,
Wie soll ich die Nahrung schaffen?“
Denket Wimmermagen trübe
Mit besorgter Vaterliebe. –
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Ah – er hört nun Tanzmusike,
Und es zeigt sich seinem Blicke,
Das dort im Hotel Zur Tonne
Man sich amüsiert mit Wonne.
Vor den Fenstern ist Gedränge,
Wimmermagen fragt die Menge:
„Feiert Hochzeit man vielleicht,
Weil man sich so lustig zeigt?“
Schnell erhielt er Antwort dann,
Nachzudenken er begann,
Und aus seinem großen Wagen
Holt er einen Korb mit Klagen,
Schleichet durch die Straßen weiter
Und wird langsam wieder heiter. –
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Bäckermeister Blätterteig
Hat ein Herze zart und weich.
Heinrich Blätterteig ist dünn,
Trägt ’nen Bart am spitzen Kinn.
Klein dagegen und sehr dick
Ist die Jungfrau Gustchen Plick.
Heute vor dem Traualtar
Wurden sie ein Ehepaar.
Im Hotel Zur Tonne jetzt
Bei dem Schmaus man sich ergötzt.
Nach der Tafel dann das Paar
Heimwärts bald verschwunden war.
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Arm in Arm sie stehen hier
Vor des Bäckerladens Tür.
Ei – ein Korb ruht auf der Schwelle.
Blätterteig der bückt sich schnelle.
„Wird wohl ein Geschenk noch sein!“
Und er trägt den Korb hinein,
Nimmt den Deckel nun herunter.
Ach, was strampelt da so munter?! –
„Kinder sind’s, ein Zwillingspaar,
Und ein Äffchen wunderbar!“
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Ruft Frau Gustchen hochbeglückt,
Zärtlich sie die Kinder drückt.
„Heinrich,“ sagt sie bittend dann,
„Diese Mägdlein nehm’n wir an!“ –
„Auch der Aff’ ist mir willkommen,“
Nickt der Heinrich weinbenommen.
Und so blieb’n beim Blätterteig
Kindlein, Äffchen jetzt sogleich.
Niemand wußt’, woher sie kamen,
Wie sie hießen wohl mit Namen,
Denn der schlaue Wimmermagen
Hütet sich, dies laut zu sagen.
Nur zehn Kinder hat er wieder,
Weil er zwei setzt’ draußen nieder. –
Jahr auf Jahr entschwand dann bald,
Neun ist unser Paar nun alt.
Gut entwickelt sind sie beide
Zu der Pflegeeltern Freude.
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Nur der Schönheit holder Reiz
Fehlte ihnen beiderseits.
Die durchtrieb’ne blonde Lene
Hat sehr stramme, dicke Beene,
Ab vom Kopfe stehn die Ohren,
Hat als Nase sich erkoren
Eine Gurke, wippend keck;
Mundwerk auf dem rechten Fleck.
Lotte wieder war sehr eitel,
Schnecken trug sie und ’nen Scheitel,
Ihre Nas hat Knopfformat,
Und der Mund ist lang und grad’.
Doch den Affen tauft man Klops,
Sein Gesicht gleicht einem Mops.
Dieser Affe, dick und klein,
Steckt in kurzen Höselein,
Hinten durch wie eine Schlange
Ringelt sich der Schwanz, der lange. –
Klops und Lotte und die Lene
Machten Streiche, wenig schöne.
Ihres Übermuts Ideen
Werd’t ihr nun in Bildern sehen,
Und in diesen Heften lesen,
Was noch niemals da gewesen!
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Püppchen gibt es wunderbar:
Solche mit gelocktem Haar,
Denen weiß die Zähne blinken
Und die mit den Augen winken,
Dazu sprechen, wenn man drückt,
„Papa“, „Mama“, wie ’n Mensch geschickt. –
Len’ und Lotte kriegten heut’
Von der Tante Thilde Kreut
Eine solche Pupp’ geschenkt,
Und, wie sich wohl jeder denkt,
Herrschte deshalb großer Jubel,
Außerdem auch Festestrubel,
Da Frau Gustchen diesen Tag
Grade auch Geburtstag hat. –
Lene, Lotte, weiß gekleidet,
Wurden sehr von Klops beneidet,
Der als Spielzeug gerne hätt’
Ebenfalls ein Püppchen nett. –
Während in dem Hause nun
Alle Gäst’ sich gütlich tun
An den Torten und den Kuchen,
Len’ und Lotte mal besuchen
In dem Garten jene Eiche,
Wo, bedeckt mit Linnen weiche,
Steht ein Tisch und eine Bank,
Gelb gestrichen und sehr lang.
Hier sehr oft die Mägdlein weilen,
Hier sie sich gar oft verkeilen,
Denn – ganz friedlich sind sie nicht,
Wie euch zeigt hier die Geschicht’. –
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Beide nehmen artig Platz.
Lene hält den Puppenschatz
In den Armen zärtlich sehr.
Diese Puppe, groß und schwer,
Haben Trude sie benannt,
Weil man schön den Namen fand.
Auf dem Tische vor den Mädchen
Klops sitzt auf den Hinterpfötchen,
Kaut an seines Schwanze Spitze
Und ersinnt gar üble Witze.
Lotte wollte gleichfalls auch
Trude drücken auf den Bauch,
Denn dann sagt das Puppenkind
Laut „Papa, Mama“ geschwind.
Lene aber eifersüchtig,
Schubst die Schwester weg recht tüchtig,
Worauf Lotte, und mit Recht,
Ihr die Puppe nehmen möcht’.
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Es beginnt die Balgerei.
Lenes Mut ist bald vorbei,
Denn an ihrem kurzen Zopf
Schlackert Lotte ihr den Kopf.
Längst schon liegt die arme Trude
Mit dem schönen Spitzenhute
Unbeachtet unterm Tisch.
Klops da plötzlich, frech und frisch
Und begierig auf die Puppe
Brocket ein ’ne böse Suppe.
Wie ein Blitz ist er schon unten,
Hat das Puppenkind gefunden,
Schwingt sich in der Eiche Äste,
Drückt hier auf den Bauch gar feste,
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Und entsetzt die Mädel dann
Hör’n „Papa Mama“ sich an,
Starren zu dem Klops empor,
Rufen nun in einem Chor:
„Süßes Klöpschen, sei doch lieb
Und die Trude wiedergib!“ –
Klops, der Affe, denkt nicht dran,
Fängt noch mehr zu drücken an,
Und – weil es ihm machet Spaß,
Tut er’s ohne Unterlaß.
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Trudes inn’re Sprechmaschin’
Nicht mehr ganz in Ordnung schien,
Denn sie kreischt nur noch „Pa Ma“,
Bald jedoch ganz kläglich „Ma“,
Bis auch diesen letzten Ton
Ausgequetscht der Affensohn. –
Len’ und Lotte schrecklich heulen
Und dann nach dem Stalle eilen,
Wo die hohe Leiter stand,
Die von beiden nun gewandt
Wurde an den Baum gelehnt.
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Klops von oben grinsend höhnt,
Und als Lotte nun die Sprossen
Ist gar eilig hochgeschossen,
Klettert in die höchsten Zweige
Dieser Affe gar nicht feige.
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Lotte in das schöne Kleid
Reißt sich Löcher groß und weit.
Lene aber wirft mit Steinen
Nach den haar’gen Affenbeinen.
Ah – des Klöpschens platte Neese
Traf ein Stein recht hart und böse,
Und vor Schmerz und auch vor Schreck
Gleitet ihm die Trude weg,
Purzelt nun von Ast zu Ast,
Langet ganz gemordet fast
Auf der Erde unten an,
Weil so gar nichts sie mehr kann:
Weder sprechen, noch sich regen,
Noch die Augen hübsch bewegen. –
Lene hebt die Puppe hoch.
Ach, der Schreck wird größer noch,
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Denn des Trudchens Hinterkopf
Und dazu der Lockenschopf
Bleiben auf dem Boden liegen,
Weil doch Köpfe Sprünge kriegen,
Wenn man Puppen fallen läßt
Von des Baumes hoch Geäst. –
Ach – auch Lotte stellt sich ein,
Schaut nun aus gar wenig fein,
Denn die Strümpfe und das Kleid
Zeigen große „Löchrigkeit“.
Traurig sitzen beide da.
Auch der Klops war wieder nah’,
Hockt am andern End’ vom Tisch,
Daß man ihn nicht leicht erwisch’.
Auf dem Tische aber ruht
Trude, die nicht sprechen tut.
Lene dann, wie stets sehr schlau,
Flüstert: „Seh’n wir nach genau,
Ob die Trude kann geschickt
Werden wieder ausgeflickt,
Denn die Tante Thilde Kreut
Dürfte sein kaum sehr erfreut,
Wenn sie sieht, daß ihre Gabe
Müßte ruh’n als tot im Grabe.“
Lene eilet schnell ins Haus.
Lotte zieht die Trude aus,
Und der Puppe Lederglieder
Tastet ab sie immer wieder.
Doch – das Ding ist stumm und tot.
Lotte fühlt Gram, Angst und Not.
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Dann kommt Lene mit dem Messer.
Leider wurd’s davon nicht besser.
Lene schneidet auf den Bauch,
Find’t die Sprechmaschine auch.
Doch die war total entzwei,
Mit dem Sprechen ist’s vorbei. –
Klops, der Affe, näher hüpft,
Und in Trudchens Kleider schlüpft.
Stolz dann auf den Hinterbeinen
Geht er zu den großen Steinen,
Die den Weiher rahmen ein:
Dies soll sein Verhängnis sein!
Denn im Teiche gibt’s Forellen
Und auch an den Röhrichtstellen
Hechte wie ein Arm so lang. –
Klops auf einen Stein nun sprang,
Und des Kletterschwanzes Ende
Rührt im Wasser sehr behende
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Grade dort, wo so ein Hecht
Eine Beute fassen möcht’. –
Weil ’nem Aal das Schwänzchen gleicht,
Jener Hecht es schnell ergreift.
Klops verspürt der Zugkraft Tücke,
Kreischt mit jämmerlichem Blicke,
Hält sich nur noch mit der Hand
An des Steines Oberrand.
Len’ und Lotte komm’n gelaufen.
Klöpschen soll dort nicht ersaufen,
Denn er trägt ja Trudchens Kleid,
Das ihm freilich etwas weit.
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Lene mit ’ner Stange frisch
Schlug aufs Maul dem großen Fisch,
Und der Hecht ist ganz benommen,
Und die Beute ist entkommen.
Doch der Aff’ nur halb entkam:
Lotte ihn beim Wickel nahm,
Und der böse Puppenmörder
Spürte Schmerzen nun noch ärger.
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Es erhielt der Kleiderdieb
Manchen scharfen Rutenhieb,
Bis um Gnade er dann flehte
Für des Hinterteiles Nöte. –
Lene hat ’nen Geistesblitz:
„Oh – ich weiß ’nen feinen Witz!“
Ruft sie Lotte schleunigst zu,
„Laß das Klöpschen nun in Ruh,
Denn geschwind er helfen soll
Beim Betruge wundervoll.
Hol’ nur flink den Puppenwagen.
Ich werd’ Klops zum Tische tragen.“
Als der Puppenwagen da,
Folgendes sofort geschah:
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Klops erhielt noch ein paar Hiebe,
Schwur sodann mit Treu’ und Liebe,
Das er alles würde tun,
Was man von ihm fordert nun. –
Puppenstrümpfe kriegt er an,
Höschen, Unterröckchen dann,
Schuhe, Kleid und Handschuh weiter
Stimmen ihn noch wen’ger heiter,
Ganz besonders, weil der Schwanz
Liegt gerollt im Höschen ganz,
Was bei dieses Gliedes Länge
Immerhin war etwas enge.
Klops gleicht völlig einem Mädel,
Nur der dunkle Affenschädel
Stört an diesem Bilde sehr:
Bess’rung ist hier scheinbar schwer! –
Doch Klein-Lottchens Geistesgaben
Abhilf’ schon gefunden haben.
Von dem Puppenrumpf in Eil’
Trennt sie ab des Kopfes Teil,
Der wie eine Larve jetzt
Wird dem Klöpschen aufgesetzt.
Vorher Lene noch die Augen,
Die ja doch zu nichts mehr taugen,
Völlig rausgerissen hat,
Und nunmehr an deren Statt
Klöpschens Augen lebhaft-schön
In der Larve sind zu sehn.
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Klops trägt auch die Lockenfülle,
In dem Wagen liegt er stille,
Gleicht nun völlig jener Trude
Mit dem feinen Seidenhute.
Len’ und Lotte sind entzückt.
Lene auch zur Probe drückt
Klops mal auf den Affenbauch,
Und das Klöpschen saget auch
Laut und schön „Papa Mama,“
– Kurz: es ist jetzt alles da! –
Dort sich naht schon Tante Thilde,
Lächelt erfreut und milde,
Und die Tante Hopfenstange
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Schaut durch ihr Lorgnon sehr lange
Ihr Geschenk sich strahlend an,
Bis sie mit dem „Druck“ begann
Auf die Affenmagenwand.
Klops den Druck zu kräftig fand!
Er vergaß den Eidesschwur
Brüllt in einem fort jetzt nur:
„Alte Schraube, Lattenende,
Nimm vom Bauch da weg die Hände!“ –
Grade jetzt erschienen war
Auch der Kinder Elternpaar.
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Tante Kreut in Ohnmacht fällt,
Blätterteig im Arm sie hält.
Klops jedoch zwackt am Popo
Ein ganz riesenhafter Floh.
Nein – das kann er nicht ertragen!
Und – er hopset aus dem Wagen.
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Vom Gesicht die Larve sinkt,
Nur die Lockenpracht noch winkt,
Und mit Affenfixigkeit
Reißt vom Leib er Hos’ und Kleid,
Suchet nun da hinten wo
Nach dem blutbegier’gen Floh,
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Kriegt ihn auch und hält ihn hoch,
Knackt ihn mit den Zähnen noch. –
Frau Auguste lachte Tränen,
Heinrich krümmt sich mit Stöhnen,
Tante Kreut, die nun erwacht,
War ganz schrecklich aufgebracht,
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Mit dem langen Sonnenschirm
Haut sie Klöpschen übers Hirn,
Spießet auf da die Perücke
Und mit einem wüt’gen Blicke
Skalp und Schirm hoch in der Hand
Ist sie nun davongerannt. –
Len’ und Lotte traurig stehn,
Auf die Puppenreste sehn.
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Klops jedoch ergreift den Rumpf,
Schmeißt ihn in den Weihersumpf,
Und der Hecht mit einem Biß
Trude in die Tiefe riß.
So ward Trude schnell begraben
In dem großen Hechtesmagen.
Len’ und Lotte nimmermehr
Wegen Trude zanken sehr.
Diese war der Streich, der erste,
Doch es war noch nicht der schwerste,
Der zweite heißt „Der faule Fritz“,
Im nächsten Band, da steht der Witz.
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