Sie sind hier

Vier Wochen im Barackenlager

Vier Wochen im Barackenlager unter uns ‚Reservefritzen‘

von Walther K. Abel L.d.R.

 

Die Zeit ist längst dahin, wo der Reserveoffizier bei der Truppe als fünftes Rad am Wagen behandelt wurde, wo jeder Hautmann oder Rittmeister sich vor der Verteilung der zu erwartenden Sommerleutnants beschwörend an den Regimentsadjutanten wandte und bat: ‚Verschonen Sie mich um Himmelswillen mit einem der Reserveonkels!‘ –, und ihm dann schnell zur Abschreckung eine Geschichte erzählte, in der so ein schimmerloser Leutnant d. R. bei einer Felddienstübung seinen Zug vor den Augen des Brigadiers in Linie zu zwei Gliedern gegen die feindliche Schützenlinie vorgehen ließ usw. usw. –

Nein, die heutige Zeit braucht die Reserveoffiziere so notwendig, daß ohne sie bei der Organisation des deutschen Heeres nach dem Cadresystem – d.h. die Truppengliederung im Frieden bildet nur den Rahmen, der im Kriegsfalle durch Erhöhung der Truppenzahl auszufüllen ist – die Aufstellung und Besetzung der Reserveformationen mit Offizieren unmöglich wäre. Früher hat man nun auf die Ausbildung der Offiziere des Beurlaubtenstandes deswegen weniger Gewicht gelegt, weil, so besonders bei der Infanterie, der Offiziersersatz meistenteils der Zahl nach insofern genügte, als die Heeresverwaltung seltener in die Lage kam, z.B. in den Reserveregimentern fast nur auch Reserveoffiziere einzustellen. –

Mit den Jahren haben sich diese Verhältnisse sehr verschoben. Man bedenke, daß jetzt bei einer Mobilmachung von den aktiven Offizieren eines Infanterieregiments vielleicht ein Drittel sofort als für andere Zwecke abkommandiert ausscheiden, daß heutzutage kaum ein Regiment dabei seine vorschriftsmäßige Zahl an Subalternoffizieren aufzuweisen hat. Nimmt man einmal die Armeerangliste zur Hand und vergleicht die Anzahl der Reserveoffiziere mit der der Aktiven, so findet man fast überall, daß die Reserve um vielleicht durchschnittlich zehn Offiziere stärker als das aktive Offizierskorps ist. Schon dieses Stärkeverhältnis zeigt, welch’ wichtige Stellung der Offizier des Beurlaubtenstandes im Kriegsfalle einnimmt, wichtig und verantwortlich, da von ihm ebendasselbe an Dienstkenntnis verlangt werden muß wie von den Berufssoldaten. Stellt man aber an die Leistungen der Reserveoffiziere mit Recht so hohe Anforderungen, so muß anderseits auch dafür gesorgt werden, daß sie für ihre militärische Tätigkeit genügend vorgebildet sind. Und gerade in diesem Punkte reformatorisch gewirkt zu haben, ist das hohe Verdienst des früheren kommandierenden Generals des 1. Armeekorps Excellenz v. d. Goltz. Ihm zum größten Teil verdanken wir die Einführung zweier neuerer Einrichtungen zur Heranbildung von tüchtigen Reserveoffizieren, erstens den Lehrkursus für die Unteroffiziere d. R. mit Offiziersqualifikation und zweitens den Kursus der Reserveoffiziere.

Früher hatte der als Unteroffizier d. Res. mit Qualifikation entlassene Einjährige nur noch zwei achtwöchige Übungen nötig, eine als Unteroffizier und eine als Vizefeldwebel, um sich nach ihrer Beendigung – falls er sie ‚mit Erfolg‘ ableistete – zur Wahl zum Offizier stellen zu können. Jetzt hat die Bestimmung getroffen, daß die Offiziersaspiranten der Infanterie eines Armeekorps während der ersten vier Wochen der Unteroffiziersübung gemeinsam auf einem Schießplatz durch ein besonderes Ausbildungspersonal in allen Dienstzweigen zu unterrichten sind und daß ihre Beförderung zum Vizefeldwebel mit von dem Ausfall der Schlußprüfung nach dem Kursus abhängt. Die Vorteile dieser Sonderausbildung auf einem Truppenübungsplatz sind schon jetzt nach dreijährigem Versuche so offensichtlich geworden, daß das Kriegsministerium noch einen weiteren Schritt tat und seit 1907 nun auch den zweiten Kursus, den für Reserveoffiziere der Infanterie, eingeführt hat. Dieser Kursus vereinigt fortan in dem Monat April eines jeden Jahres die Reserve- resp. Landwehroffiziere eines Armeekorps, die entweder die erste Offiziersübung ableisten oder aber als Oberleutnants zum Hauptmann üben, und dauert vier Wochen wie der Kursus für die Unteroffiziere d. R. – und von diesen vier Wochen in dem Barackenlager des Schießplatzes X., ihren Leiden und Freuden, ihrem Werte für die Ausbildung der ‚Reservefritzen‘ will ich hier reden.

An einem Montag war’s, als ich mit dem Bummelzuge in Begleitung einer großen Anzahl anderer, mir meist fremder Reserveoffiziere gegen zehn Uhr abends in X eintraf. Auf dem Bahnhof wurden wir von dem Adjutanten des Schießplatzes in Empfang genommen und uns beim Laternenschein aus einer großen Liste die Nummern unserer Wohnbaracken und unserer Zimmer vorgelesen. Dann waren wir einstweilen entlassen – bis zum nächsten Vormittag, wo wir uns bei dem Leiter des Kursus, Major Y, dienstlich zu melden hatten. –

Ja, wir konnten also unserer Behausung zuwandern, freuten uns auch auf die doch sicherlich geheizten Zimmer, auf die Möglichkeit, nach der langen Eisenbahnfahrt uns etwas ‚bereinigen‘ zu können, bevor wir uns wieder, wie im Zuge verabredet, zum Abendessen im Kasino treffen wollten. Nach langem Suchen fanden wir denn auch – ich hatte mich zwei Berliner Herren, die mit mir in derselben Baracke lagen, angeschlossen – die ‚Geschäftsbaracke Nr. 4‘, wie unsere Sommervilla auf dem langen Quartierzettel benannt war, erhielten auch, nachdem wir einige Gefreite von dem Schießplatzkommando gehörig angepfiffen hatten, schließlich die Schlüssel zu unseren Stuben. Aber – darin sah’s wahrlich nicht einladend aus. Die Bettwäsche lag zu einem Bündel gerollt auf dem eisernen Feldbett, der Ofen war kalt und die ganze Bude roch abscheulich nach frischer Ölfarbe. Also mit der Gemütlichkeit war’s nichts! Auf unsere Frage nach unseren Burschen erhielten wir die Antwort, daß diese erst am nächsten Tage eintreffen! Und auf die zweite Frage, ob das Kasino noch auf sei, wurde uns von einem der Herren Gefreiten bedeutet, daß auch da nichts zu machen sei. Also zogen wir drei in etwas deprimierter Stimmung der Stadt zu. Zum Glück lag unsere Baracke am Nordausgang des Lagers, so daß wir es bis zum Zentrum der dicht am Barackenlager gelegenen Großstadt X (2500 Einwohner!!) kaum drei Minuten hatten.

– Ich kannte X schon von früher her, von meiner Einjährigenzeit, wußte auch noch genau, daß es das beste Bier und Essen bei ‚Lehmann‘ gab. Und bei ‚Lehmann‘ fanden sich auch an jenem ersten Abend eine große Menge unserer Leidensgenossen ein.

Allen war es wie uns ergangen. Kalte Zimmer, unbezogene Betten, keine bedienende Seele, kein Waschwasser etc. etc.! – Einmütig konstatierten wir, daß der Empfang eigentlich nicht sehr vielversprechend schien. Doch nach den ersten Halblitern des wirklich vorzüglich gepflegten Münchners und einem reichlichen Imbiß besserte sich die Stimmung sehr bald auf. Es wurde sogar noch eine ziemlich schwere Sitzung, und als wir dann nachts unserer Baracke zuschritten, waren einige Herren durchaus nicht mehr kritisch veranlagt. Daß wir uns dann noch gegenseitig beim Beziehen der Betten helfen mußten und uns auch höchst eigenhändig an der nächsten Pumpe die Wasserkaraffen füllten, ist so nebenbei erwähnt. Ein Leutnant muß eben alles können…! –

Der nächste Tag war noch dienstfrei. Wir hatten Zeit unsere Koffer auszupacken und unsere Herren Burschen anzulernen, was bei einigen dieser Exemplare sehr notwendig war. Denn gerade die größten Genies hatten die Regimenter uns nicht geschickt! –

Mein Goldstück hieß Krause, stammte aus Litauen und sprach ein recht mangelhaftes Deutsch, war dafür aber von einer geradezu rührenden Faulheit. Seine Intelligenz war auch nicht hervorragend, und wenn ich Krause’s Geniestreiche hier aufzählen wollte, würde es eine Humoreske, aber keine ernstgemeinte Abhandlung über den Ausbildungskursus der Offiziere des Beurlaubtenstandes werden, wie diese Frühjahrs–Kriegsakademie für Sommerleutnants offiziell benannt war. –

Als mein Krause an jenem Dienstag gerade den eisernen Ofen geheizt und ich mich gegen zwei Uhr nachmittags zu einem Schläfchen auf das Feldbett geworfen hatte, erschien wie ein Schreckgespenst – Ordonnanzen sind das immer! – ein Gefreiter mit einem großen hektographierten Zettel: der Speise–Dienstzettel für den Rest der Woche! – Mit dem Schlafe wurde es nichts! Denn zunächst mußte ich mir doch einmal ansehen, was die hohen Vorgesetzten mit uns vorhatten. Zunächst stand da also für Dienstag: 7 Uhr abends Essen im Kasino, zugleich Vorstellung des Ausbildungspersonals. –

Das ging noch an. Dann wurde es unter Mittwoch schon weniger gemütlich. Und dieses ‚Mittwoch–Programm‘ will ich hier genau ausführen, da die Diensteinteilung während der ganzen vier Wochen ziemlich dieselbe blieb. Da stand für Abteilung 2 (es waren aus 62 Leutnants und Oberleutnants 4 Abteilung gebildet, die je ein aktiver Hautmann unter Beihilfe eines älteren aktiven Leutnants führte. Ich gehörte zu Abteilung 2. In der ersten Abteilung waren nur Oberleutnants, die zum Hautmann übten.)

Von 7 – 8 vormittags Vortrag des Hautmann Z über allgemeine Waffenkunde. Von 8 – 11 Exercieren, Entfernungschätzen, Feldwachtdienstüben. – Von 3 – 5 nachm. Vortrag durch den Abteilungsführer über Anfertigung von Krokis, Kommandosprache usw. – Von 5 – 6 Vortrag durch den Leiter des Kursus, Major Y, über Taktik der Infanterie, Marschgliederung usw. –

Das ungefähr war der tägliche Dienstzettel, an den sich zum Schluß noch das tägliche Mittagessen im Kasino um 7 Uhr abends anreihte. Ungefähr…, denn auch für Abwechslung wurde gesorgt, so kleine Felddienstübungen eingeschoben, Nachtübungen befohlen, Scharfschießen auf den entferntesten Ständen des recht ausgedehnten Schießplatzes angeordnet und anderes, was ein richtiges Leutnantsherz erfreut.

Dabei hatte man daheim in den dienstfreien Stunden noch genug zu arbeiten, wenn man eben nicht täglich durch falsche Kommandos, unglaubliche Antworten oder heruntergesudelte Skizzen von Vorpostenaufstellungen usw. sehr unangenehm auffallen wollte. So leicht war uns die Sache also nicht gemacht! Aber – mit welchem frischen, fast übermütigen Diensteifer wurde trotzdem dieses Programm erledigt, besonders wo die aktiven Herren, unser Ausbildungspersonal, mit einer gerade rührenden Geduld und einer nie versagenden Liebenswürdigkeit sich unser annahmen. Und wieviel heitere Stunden hat es da draußen auf dem sandigen Platz gegeben, wenn einer von uns Reservefritzen die uns zur Verfügung gestellte Kompagnie existierte, wir andern zum Teil als Zug- und Gruppenführer eingetreten waren und der junge Herr Kompagniechef dann nach Erledigung seiner Aufgabe dem Major Y stolz meldete: ‚Auftrag ausgeführt!‘ Und dieser dann mild lächelnd sagte: ‚Ja, aber Herr Leutnant, Sie sollten doch mit der Kompagnie in Zugkolonne parallel zu dem Zaune dort stehen und jetzt … ja, jetzt stehen Sie in Kehrt in Gruppenkolonne auf dem Wege…! Na, zur Zugkolonne hat’s wohl nicht mehr gelangt… Schad ja auch nichts! Sie sind ja zum Lernen hier…!‘ –

Dann salutierte der niedergeschmetterte Herr Leutnant nur stramm mit dem Säbel und warf einen schmerzlichen Blick auf die völlig durcheinander geworfene Kompagnie, machte Kehrt, stellte den Säbel ein und … nach ihm kam ein anderer, der noch mehr Kommandos abgab, noch mehr vor Angst schwitzte und doch nicht die ‚Trupfen‘ dorthin bekam, wo er sie aufstellen sollte. –

Was haben wir da manchmal gelacht, alle, der Herr Major Y mit eingeschlossen, wie prächtige Scherzworte wurden da geprägt und … trotzdem, was haben wir in den vier Wochen eigentlich spielend nicht alles gelernt! Von Tag zu Tag merkte man, wie die Sicherheit im Auftreten vor der Front zunahm, wie man es sich immer mehr abgewöhnte, unüberlegte Kommandos abzugeben.

Und neben einer durchgreifenden Ausbildung in allen Zweigen des praktischen Dienstes ging Hand in Hand die theoretische Einweihung in alle Geheimnisse der Kriegswissenschaft, die uns von den ausbildenden Offizieren durch mit größtem Fleiß ausgearbeitete Vorträge enträtselt wurden. Auch unsere zeichnerischen Leistungen wurden von Tag zu Tag besser. Die ersten unserer Krokis und Skizzen gaben alles andere nur kein übersichtliches Geländebild wieder. Aber schon nach vierzehn Tagen wurden aus den vorher mit allzureichlicher Benutzung von Buntstiften hergestellten ‚Sezessions-Gemälden‘ wie unser Hauptmann diese Produkte scherzhaft nannte, ganz brauchbare Zeichnungen, in denen sich zur Not auch ein Terrainunkundiger zurecht gefunden hätte. –

Und was haben wir nicht noch so nebenbei alles kennen gelernt, wovon wir früher kaum eine Ahnung hatten! Nicht nur, daß uns die neuesten in der Armee eingeführten Entfernungsmesser vorgeführt wurden, – nein, wir mußten sie auch selbst bedienen, ebenso, wie wir ganz systematisch an das Abschätzen von Entfernungen mit dem bloßen Auge gewöhnt wurden. Weiter wurden vergleichsweise die Flugbahnen der Geschosse verschiedener Infanteriemodelle durch besondere Apparate uns sichtbar vor Augen geführt; wir lernten so die ganz enorme Überlegenheit unseres heutigen Gewehrs Modell 98 über die Waffen anderer Staaten kennen, mußten uns auch mit der Artilleriebewaffnung der europäischen Mächte bekannt machen, sahen einen ganz kriegsmäßig ausgeführten Abschnitt eines Angriffswerkes gegen eine imaginäre Festung mit Lauf- und Schützengräben, Unterständen, Lazarett- und Munitionsräumen, mit Draht und Baumverhauen, Wolfsgruben, Minen usw…. – Es läßt sich hier schwer so in kurzem alles das aufzählen, was in diesen vier Wochen geboten wurde, besonders wo aus besonderen Gründen nicht zu sehr auf Einzelheiten eingegangen werden kann. Jedenfalls mußte davon bei dem allgemeinen freudigen Eifer der Lernenden und Lehrer der größte Teil haften bleiben. Und so war’s auch! Kam der Reserveoffizier früher zur Truppe, so dauerte es Wochen, ehe er sich eingelebt, wieder soviel praktische Dienstkenntnis erworben hatte, um seine Offiziersstellung auch im Dienst ausfüllen zu können. Wie anders jetzt, nachdem man den Kursus hinter sich hatte! Man führt seinen Zug ebensogut wie jeder jüngere aktive Offizier, und die Herren Hauptleute habens nicht mehr nötig, uns ‚von der Reserve‘ dahin zu wünschen, wo der bekannte Pfeffer wächst!

Leiden und Freuden unseres vierwöchentlichen Barackenlagerlebens wollte ich schildern! Leiden…? –

Ja, wenn ich jetzt so recht nachdenke, in der Erinnerung umherkrame, – gab’s denn da eigentlich … Leiden?! – Nein! Es hieße undankbar sein, wollte man die kleinen Unannehmlichkeiten, Entbehrungen, die nun einmal der Dienst und der Aufenthalt auf einem Truppenübungsplatz mit sich bringen, mit dem so krassen Namen ‚Leiden‘ bezeichnen! Denn, wenn wir z.B. vormittags beim Exercieren auch noch so durch und durch geregnet waren, wenn man oft auch übermüdet und daher ziemlich gähnend am Nachmittag die drei Stunden Vortrag nur mit innerlichem Fluchen über sich ergehen ließ … nachher im Kasino war’s ja so urgemütlich, herrschte immer eine so ausgelassene Fröhlichkeit, trotzdem das Essen…!! –

Doch wer kennt nicht die schöne Steigerung: ‚Dasselbe, noch immer dasselbe, der Kasinofraß!‘ –

Dafür gab’s ja aber so guten, billigen Wein! Und Bowlen wurden da gebraut, Mischungsrezepte kamen da zum Vorschein, die ein Gott erfunden haben mußte! –

Gegen neun Uhr, wenn der Mond die stillen Lagergassen beschien, zogen dann nach Tisch die Herren Leutnants truppenweise ins Städtli, wo uns eine unglaubliche Theatergesellschaft mit Birch-Pfeifferschen Rührstücken ‚höhere Kunstgenüsse vermittelte‘, wo ein Zirkus mit dem riesigen Material von fünf abgetriebenen Wagenpferden und sechs ‚Artisten‘ uns Varietéfreuden vorgaukelte. Aber hingegangen wurde doch! Und wie hoch schlugen da bisweilen die Wogen des Übermuts, wo man so losgelöst von den Ärgernissen und Kleinigkeiten des Alltagslebens nach getanem Dienst im Gefühl körperlicher und geistiger Frische sorgenlos dem nächsten Tage entgegen sah, wußte, daß nach zweistündigem Herumlaufen auf den Sandhügeln des X’er Übungsplatzes jede Spur von Kater, ‚Höhenrausch‘ genannt, verschwunden war! Meistens wurde es doch ziemlich Mitternacht, bevor sich die Lokale in der Stadt leerten und wir unseren Baracken zusteuerten, um dann in dem bequemen, eisernen Feldbett bald in einen Schlaf zu versinken, wie er fester und gesünder kaum gedacht werden kann. –

Die vier Wochen im Barackenlager ‚unter uns Reservefritzen‘ gingen uns nur zu schnell vorüber. In den letzten Tagen kam dann noch die Besichtigung durch den Herrn kommandierenden General, die zu allgemeiner Zufriedenheit ausfiel. Und dann … stieg man wieder an einem Montag in denselben Bummelzug, der einen nach der großen Garnisonstadt zum Regiment zurückbringen sollte. Und Krause, mein Bursche, ‚mein Goldstück‘, stand auf dem Bahnsteig, reichte mir die Helmschachtel zu und machte auch ein ganz trübseliges Gesicht…

„Na, Krause, werden Sie auch noch mal an diese vier Wochen denken?“

„O, Herr Leitnant, sicher – hab’ ich doch nie nich so wenig Dienst gehabt wie hier!“ –

So faßte mein Krause die Sache auf. Aber die Offiziere des Beurlaubtenstandes, die diesen Kursus, der ja in diesem Frühjahr zum ersten Male zusammentrat, mitgemacht haben, werden sicherlich sagen: ‚Wir denken gern an diese vier Wochen in X. zurück, in denen angenehme Vorgesetzte nicht nur das Interesse für den Beruf des Soldaten in uns gesteigert, sondern uns auch eine so umfassende Dienstkenntnis beigebracht haben, daß wir im Ernstfalle den Anforderungen unserer Stellung als Offizier nach jeder Richtung hin gewachsen sind!‘