Sittenroman
von
Lulu–Lutsch–Luckna1
Verlag moderner Lektüre
— — — — — G.m.b.H. — — — — —
Berlin SO16, Michaelkirchstraße 23a
Nachdruck verboten. Alle Rechte einschließlich Verfilmungsrechte vorbehalten. Copyright by Verlag moderner Lektüre
G. m. b. H., Berlin 26. – 1923.
Druck: Buchdruckerei P. Lehmann G m. b. H., Berlin
Erstes Kapitel.
Die Zierliche und der Syndikus.
Wer diese ganze traurige Daseinskomödie mit ihren Millionen von Mitspielern ernst nimmt, ist ein Narr – ein kompletter Narr.
Nur die lachenden Philosophen werden heutigen Tags ihres Lebens froh. Die schwerblütigen Naturen, die stillen, innerlichen Geschöpfe, die auf zwei Beinen durch diese miserable Welt wandern, rennen sich die Füße und andere Stellen wund, um mit den anderen mitzukommen, – verrecken schließlich doch irgendwo hinterm Zaune –
Aus diesen Millionen von Mitspielern bei der großen Lebenstragikomödie will ich mir zwei herausgreifen; zwei Hauptpersonen. Und dann einige Statisten –
Ich selbst nehme das Leben nicht ernst. Ich denke gar nicht daran! Schwerblütigkeit ist Ballast; und wer so viel und in so zahlreichen Rollen auf der Bühne des Daseins sich getummelt hat wie ich, der wird trotz des perpetuierlichen Dalles und trotz anderer Sorgen zu dem, was heute jeder sein sollte: ein zum mindesten lächelnder Philosoph! –
Sie hieß Frigga Oertel –
Daß sie so hieß, erfuhr ich erst später.
Zuerst war es nur eine Tauentzien-Bekanntschaft, das heißt, eine Bekanntschaft auf der großen Lasterstraße des Berliner Westens mit diskretem, gegenseitigem Anlächeln –
Auf der Tauentzienstraße wird viel gelächelt. Es ist die Promenade des verfeinerten Lasters, dieser breite Boulevard, an dessen Nordende die imposante Gedächtnis-Kirche schmerzlich all diesen parfümierten, brillantenglitzernden, schick gekleideten, meist sehr reichen Sündern und Sünderinnen die abgeschmackte Mahnung zuzurufen scheint, daß die wahre Liebe nur durch einen Gang zum Traualtar (oder zum Standesamt) behördlich geschützt wird.
Aber diese Herrschaften da auf der Bummelseite der Tauentzienstraße kümmern sich um die Kirchen, Traualtäre, Standesämter und um die Behörden verdammt wenig. Sie naschen von der Liebe bald hier, bald dort. Und da dies nur paarweise geschehen kann, sind all diese Männlein und Weiblein stets für längere Zeit in festen Händen, – gegenseitig für die längere Zeit zur Treue verpflichtet – mindestens vier Wochen; manchmal auch noch länger –
Sie naschen paarweise. Und sind oft äußerlich doch so furchtbar anständig – scheinbar! Sehen so ablehnend aus, und sind so anlehnungsbedürftig; wirken auf den biederen Provinzler wie Grafen und Gräfinnen aus einem Birch-Pfeifferschen Rührstück; haben trotzdem alle denselben feinen Riecher, Männlein und Weiblein, für die Anlehnungsbedürftigkeit des anderen Teiles, finden allezeit Mittel und Wege, in aller Stille miteinander bekannt, vertraut und intim zu werden; sind Künstler und Künstlerinnen der gesellschaftlichen Notlüge und Heuchelei; fühlen sich überaus wohl in diesem Milieu und verstehen es, all diesen Rosenketten die Stacheln so abzuzwacken, daß selten sehr selten etwas passiert,– etwas, das die Liebe vergällt und dem Naschen einen bitteren Beigeschmack geben könnte –
Frigga Oertel gehörte nicht so ganz in dieses Milieu hinein. Gewiß – schick gekleidet war sie ja; Brillanten besaß sie auch, und ihr Parfüm war eigenartig und fraglos eigene Mischung.
Und doch: reich konnte sie kaum sein! – Das sagte ich mir schon am zweiten Tage unserer Lächeln-Bekanntschaft. Unsereiner hat Blick dafür. Sie war schick. Aber es war der Schick des ganzen zierlichen Persönchens, nicht der Schick der Kleidung, denn da war manches, was nach billiger Konfektion schmeckte.
Am dritten Nachmittag traf ich sie wieder. Gerade vor dem hellen Schaufenster eines Juwelierladens.
Sie war in Begleitung. Der Herr, der rechts von ihr ging – graubärtig, mager, etwas wiegender Gang –, kam als Rivale nicht in Betracht. Vielleicht war es Ihr Vater, sagte ich mir, und schaute dem Paare etwas verstimmt nach, denn ich hätte die Kleine mit den dunklen, hungrigen Mäuseaugen heute bestimmt angesprochen.
Ich schaute, und mit einem Male tauchte an meiner Seite die zweite Hauptperson auf –: Ulrich van Beechern –
Bitte zu beachten: van Beechern, nicht von Beechern –
„Gestatte, daß ich Dich begrüße,“ sagte der blonde Ulli in seiner unsicheren Art. „Ich störe hoffentlich nicht –“ fügte er scheu hinzu. „Solltest Du etwas vorhaben dann werde ich Dich selbstverständlich nicht einen einzigen Augenblick länger zu belästigen wagen und – !“
„Ulli – stopp!“ Ich drückte ihm die Hand. „Deine Redensarten sind noch die gleichen wie vor Jahren, nur Deine Bescheidenheit scheint sich verdoppelt zu haben.“
Ich blickte mir seine äußere Aufmachung genauer an, schob meinen Arm in den seinen und zog ihn mit fort.
„Ulli, es muß Dir gut gehen,“ begann ich wieder, nachdem ich meine Zierliche und den alten Herrn glücklich in der Menge erspäht hatte. „Wir haben uns seit zwei Jahren, nein, es sind doch schon drei, nicht mehr gesehen. Was treibst Du eigentlich?“
„Hm – ich bin Syndikus –“ erklärte er leise.
„Mensch – was biste?! Syndikus?! Du!“
„Da ja – ich!“ Und das klang so, als drückten die drei Wörtchen aus: „Du hälst mich für einen ziemlichen Esel, und doch bin ich veritabler Syndikus?!“
„So – so,“ murmelte ich kleinlaut. Schließlich – weshalb sollte Ulli nicht Syndikus geworden sein?! Heutzutage!
„Wo bist Du denn juristischer Beirat?“ fragte ich, bereits etwas von Respekt erfüllt vor diesem lebenden Beispiel des schönen Grundsatzes „Freie Bahn dem Tüchtigen!“
„Bei der Hydra-Gesellschaft,“ erwiderte er merkwürdig befangen.
Diese „Hydra“ war offenbar nicht ganz koscher; sie mußte einen Haken haben; vielleicht auch verschiedene Häkchen, an denen sich Dumme fangen sollten. Was gab es jetzt alles für Gesellschaften! Da staunt der Fachmann, und der Laie wundert sich! Zum Beispiel die neu gegründete Konkurrenz der Berliner Kanalisation, die Exvergeno, oder nicht abgekürzt: „Exkremente-Verwertungsgenossenschaft“, die geruchfreie Nachtstühle frei ins Haus liefert und nur die Bedingung stellt, daß der Inhalt besagter duftiger Möbel ihr ungeschmälert zwecks Herstellung von Fäkalienbriketts zufällt. – Dann die Zigstusag, die Zigarrenstummelsammel-Gesellschaft, die aus Stummeln echte, schwere Importen fabriziert; schließlich die neue Form der berühmten Wettkonzerne, die Antogeno, Antitotalisator-Genossenschaft, deren Mitglieder aus den wenigen Glücklichen bestehen, die schlau genug waren, ihre Gelder noch rechtzeitig aus den Wettkonzernen herauszuziehen, dabei verdient haben und nun, um nicht ein andermal hineinzufallen, den Totalisatorbetrieb bis aufs Messer bekämpfen –
Also – diese Hydra, die sich den von Untertertia zum Militärdienst seinerzeit ausgehobenen Ulli zum Syndikus erwählt hatte, konnte unmöglich ganz koscher sein.
Als ich Ulli van Beechern – seine Familie stammt aus Holland – gerade so etwas hinsichtlich der Hydra auf den Zahn fühlen wollte, verschwanden die Zierliche und der Graubärtige in der Känguruh-Diele.
Wir auch –
Das heißt, wir verschwanden dort erst, als ich festgestellt hatte, daß Ulli gut bei Kasse war.
Ich war es nämlich nicht. Wie immer.
Und wir schlürften dann Mokka zu 15 Mark das Kännchen und rauchten Ullis leidliche Zigaretten.
Es wurde getanzt. Und nach zehn Minuten, die ich sinnig und innig durch Blickewechseln mit der Zierlichen ausgefüllt hatte, wollte ich mich erheben und sie auffordern, als mir Freund Maxim Tschiskojedno, der große Tschiskojedno, zuvorkam –
Bitte – zergrübeln Sie sich nicht umsonst das Köpfchen, verehrteste Leserin, Sie erraten nicht, wer dieser „große Tschiskojedno“ ist. Und doch kennen Sie ihn – ganz bestimmt – vom Topp her – vom Kintopp.
Ich habe ihn nur umgetauft, den berühmten Tschisko, den Schwarm aller Damen zwischen 12 und 30 und 50 und 70 Jahren. – Hm – Sie wundern sich, daß die Mittellage zwischen 30 bis 50 fehlt. Tja – für diese Altersstufe schwärmt Maxim nicht. Er sagt immer: „Das grüne Gemüse (12 bis 30) ist für das Herz; das ganz reife für die Börse –“ –
Ein Mann, der derartiges ausspricht, hat sich bereits genügend gekennzeichnet.
Und der große Tschiskojedno, der Held so vieler gedrehter Gesellschaftsdramen, war tatsächlich so –!
Er tanzte jetzt mit der Zierlichen. Sie tanzten so famos, daß ich sofort merkte: die beiden sind aufeinander eingespielt; die kennen sich aus dem FF, kennen jede Körperbewegung des anderen, jede feinste Regung, wissen den richtigen Moment abzupassen, wo sie temperamentvoller, stürmischer werden müssen, andererseits auch, wann und wo eine milde Lässigkeit am Platze ist –
Dieser verfl– Tschisko! War der Kerl mir also schon wieder um etliche Nasenlängen voraus! Nein – Unsinn! – nicht voraus! Er hatte das Ziel bereits passiert –! Das konnte selbst beim Tanzen ein Blinder mit dem Stock fühlen –!
Ich wandte mich ärgerlich ab und wollte die Enttäuschung mit Mokka hinunterspülen.
Da – mein Arm stoppte in der Aufwärtsbewegung ab. Mein Blick ruhte auf Ulli –
Ach – Ulli war so blaß geworden; und starrte in das Tanzgewühl hinein; und – unglaublich! – Dieser Untertertianer-Syndikus hatte ein Monokel eingeklemmt! Ulli und Monokel! Die Welt stürzte ein! Der bescheidene Ulli, der noch auf der Untertertia Pferd mit dem F geschrieben hatte!
„Ulli, Mensch, was fehlt Dir?!“
Er drehte den Kopf.
Seine braunen, ängstlichen, treuen Augen wichen mir aus.
„Nichts – nichts!“ murmelte er hastig.
„Quatsch, mein Junge. Schwindle nicht! Also raus mit der Wahrheit!“
Er rührte in seiner Tasse. Er war sehr rot geworden.
„Eifersucht?“ bohrte ich weiter.
Kopfschütteln.
„Zum Deubel – was denn sonst?! Ein Weib steckt doch dahinter!“
Da nickte er schwach; trank einen Schluck, schaute mich ganz gerührt an –
„Lutsch, Du warst immer einer der wenigen, die mich nicht gehänselt haben,“ begann er –
Na – wenn mich einer mit meinem unseligen Namen Lutsch anredet, werde ich meist krötig. Ich nenne mich Lutsch-Luckna. Und wenn ich mich vorstelle, verschlucke ich den Lutsch regelmäßig. Das würde jeder tun, der so heißt.
Hier Ulli gegenüber wurde ich nicht krötig, sagte nur:
„Bitte, nenne mich Lulu oder Lukna. Vom Lutsch kriege ich immer einen bitteren Geschmack im Munde.“
„Entschuldige Ich habe Dich nicht verletzen oder ärgern wollen. Nein, das wollte ich nicht. Das lag mir ganz fern, zumal ich ja, wie –“
„Stopp! Schon gut – Also das Weib?!“
Er seufzte und verdrehte die Augen, blickte zur Decke empor –
„Ach, Lut – Louis, wenn Du wüßtest –!“
Auch noch Louis! Louis Lutsch! – Ich habe das meinen braven Eltern nie verziehen, dieses Louis Lutsch, aus dem ich mühsam ein Lulu Luckna gemacht hatte.
„Wenn Du wüßtest, Louis –! Vor acht Tagen sah ich sie zum ersten Mal – Und dann noch dreimal –“
„Das sind viermal – weiter!“
„Und beim zweiten Mal war ich hin –“
„Also verliebt –!“
„Ja – verliebt, Lutsch!“
„Lulu – verflucht noch mal!“
Er hörte nicht. Er schwärmte weiter. In seiner umständlichen Art. – Und dann wußte ich endlich: es war die Zierliche!
„– Ich schlich ihr nach. Sie wohnt Kantstraße 666, Hochparterre, heißt Frigga Oertel – beichtete er mit hochrotem Kopf. „Der Vater ist Schiffskapitän a. D. und Witwer. Frigga – welch himmlischer Name! – hat nur einen Bruder. Der ist–“
„– in Amerika,“ ergänzte ich. „War Bankbeamter und ist 1919 mit anderthalb Millionen ausgekniffen. Ich besinne mich auf diesen Gustav Oertel noch sehr gut – aus den Zeitungen. Seine romantische Flucht gab mir den Stoff, zu einem Abenteuerroman.“
„Ja – und deshalb hat Friggas Vater sich das Trinken angewöhnt, erzählte mir der Portier ihres Hauses –“
„Na wenn schon! – Und Frigga selbst?“
„Ob – die trinkt nicht. Nein, Lutsch, Frigga ist ein Engel –“
„Du kennst sie also so gut schon? Ein Weib ist erst ein Engel, wenn man das Engelsgewand gesehen hat und sie selbst darin –“
„Pfui! Du – das verbitte ich mir! Du darfst diese heilige Liebe nicht in den Kot zerren und –“
„Stopp! – Du kennst sie also nicht?“
„Nein – woher denn?!“
Oh dieses Unschuldslämmchen, dieser Hydra-Syndikus!
„Ich kann sie als junge Dame doch nicht auf der Straße ansprechen, lieber Lutsch,“ fuhr er fort. „Das geht nicht. Heute aber werde ich hier mit ihr tanzen, werde mich ihr vorstellen, auch ihrem Vater, und dann –“
Er hatte sich mit einem Ruck umgewandt und stierte nun wieder in das Tanzgewühl hinein.
Ich sah: er wurde bleich!
Armer Kerl – mit Maxim Tschiskojedno konnte er es nie aufnehmen Und Maxim tanzte noch immer mit Frigga –!
Ich musterte den alten Herrn. Er trank Rotwein. Er hatte ein frisches, wettergegerbtes Gesicht, um den Mund aber einen traurigen Zug. Hin und wieder blickte er nach seinem Töchterchen hin, und dann wurde dieser Ausdruck stillen Grames noch stärker, – gerade so, als ob er auch an diesem Kinde keine rechte Freude hätte.
Ulli beugte sich halb über den Tisch.
„Lutsch, wer ist denn der Fatzke, mit dem Frigga dort –“
Ich hatte die Achseln gezuckt. „Keine Ahnung!“
„Lutsch, den – den Kerl könnte ich ohrfeigen –“
„Mensch, Du bist meschugge! Bezahl‛ den Mokka und laß uns den Känguruhstaub von unseren Stiebeln schütteln –!“
„Nein! Niemals! Ich bleibe –!“
Hm – dann mußte ich schleunigst allein verduften. Ich hatte Maxims Bekanntschaft verleugnet, und wenn der Tanz zu Ende war, kam der große Tschiskojedno fraglos an unseren Tisch, sobald er mich bemerkte.
Ich schützte also eine Verabredung vor, gab Ulli noch meine Adresse und drückte mich.
Zweites Kapitel.
Das Heiratsobjekt.
Fünf Tage vergingen. Fünf scheußliche Regentage, die mich zum Arbeiten gezwungen hatten. Außerdem war in meiner Kasse totale Ebbe. Und das war das zweite Zwangsmittel, das mich am Schreibtisch festhielt.
Ich hatte die zierliche Frigga aus meinem Gedächtnis gestrichen. Sobald Maxim Tschiskojedno eine holde Fee erst in den Krallen hatte, war sie für jeden normalen Sterblichen verloren – normal, was die Kassenleistungsfähigkeit anbetrifft.
Maxim verwöhnte seine Girls, die er freilich so ziemlich jeden Monat wechselte, unglaublich. Ich meine hier die Frischgemüse–Altersstufe. Mit der anderen Sorte wechselte er seltener.
Was er ihnen bot, dazu gehörte ein Schiebereinkommen. Und das hatte er. Nicht lediglich als Kino-Mime. Nein – dank der Großzügigkeit, mit der er die reifen Damen ausnutzte.
Bitte – er ließ sich nie Geschenke machen – nie! Aber er hatte einen anderen Einfall gehabt, diese geschminkten, gefärbten, geschnürten, hochvornehmen Freundinnen auszuschlachten. Er bevorzugte die Geschäftswelt, die Börse. Und diese von verspätetem Liebessehnen erfüllten Vertreterinnen der Gattung „vernachlässigte Ehefrauen reifsten Alters“ gaben ihm die Börsentips, die sie ihren Männern schlau herausgelockt hatten und die Maxims Einnahmen verzehnfachten:
Maxim war Valuta-Schieber!
Und seine „grüne“ Garde hatte den Vorteil davon –
Es war also am fünften Tage nach dem Wiedersehen mit Ulli.
Gegen sieben Uhr abends schmiß ich die Feder hin und überlegte, wen von meinen Bekannten ich wohl anpumpen könnte. Es blieb nur Maxim übrig. Denn den hatte ich bisher verschont, weil mir seine Einnahmequellen denn doch etwas zu kloakenmäßig waren.
Heute überwand ich mich, schlüpfte in den Smoking und den Ulster und gondelte mit der Straßenbahn von meinem Heim an der Potsdamer Brücke nach dem Berliner Westen, wo Maxim in der Erfurter Straße Nr. 221 vier Zimmer bewohnte – trotz Wohnungsamt und Wohnungsknappheit, – ein Junggeselle vier Zimmer, Küche, Bad und so weiter, – vornehm eingerichtet natürlich; das Schlafzimmer das reine Gedicht –!
Maxim war nicht daheim. Aber seine Wirtschafterin, Frau Minna, verwitwete Schnubske, kannte mich ja so genau, daß sie mich einließ und mir im Flur händeringend vorwimmerte:
„Ach, Herr Doktor, er rujeniert sich ja! Denken Se, jetzt hat er so ‛ne janz Junge, so det reene Kind noch! Und die is jeden Tag bei ihm. Ne – wenn meen selier Oller ooch so –“
Das Weitere verschluckte sie verschämt, wie ich den Lutsch stets verschlucke.
Ich machte es mir in Maxims Arbeitszimmer bequem; steckte mir eine Importe an, die fraglos nicht von der Stummel-Gesellschaft hergestellt war, setzte mich ans Fenster in einen Klubsessel und döste so vor mich hin.
Draußen klatschte der Regen gegen die Fenster. Ich hatte das Licht ausgedreht. Von der Straße fiel Laternenschein auf die alten Gemälde und die Waffensammlung, die an der Wand hingen.
Und – ich glitt allmählich in das Reich der Träume hinüber –
Dann fuhr ich hoch –
Stimmen nebenan in der Bibliothek; die Tür war nur angelehnt – Jedes Wort verstand ich –
„Du heiratest mich ja doch nicht!“ rief eine helle Stimme scheinbar sehr aufgebracht.
Und Maxim erwiderte gelassen:
„Das stimmt, Kleines! Das habe ich Dir als ehrlicher Mensch bereits am ersten Tage unserer Liebeswonnen erklärt –“
Ein Aufschluchzen – ein klagender Schrei:
„Maxim –!“
Und Maxim sagte tröstend:
„Kleine Frigga, daß Ihr Mädels auch stets nach vier Wochen mit diesem unseligen Blödsinn anfangt! – Heiraten –! Kind, wie denkst Du Dir das?! Meinst Du, ich könnte Dir treu sein?! – Ausgeschlossen! Ich bin auf Vielseitigkeit, auf Abwechslung eingestellt. Und meine Einkünfte –, ja, sich mal, Kleine, – die sind nicht so horrend, daß sie für zwei reichen. Oder ich müßte denn gerade zum Spießer werden, müßte mich total umkrempeln, müßte dulden, daß mein Frauchen am Kochherd steht und –“
„Ich kann gar nicht kochen –“ schluchzte Frigga.
„Na also – Nee, Frigga-Maus, für die Ehe ist nur ein Mensch geschaffen wie etwa mein Freund, der Schriftsteller Lulu Lutschbonbon, der sein Oberhemd manchmal drei Tage trägt und die seidenen Socken auch dann noch anzieht, wenn die Füßlinge nur aus Löchern bestehen, – oder so ein Mensch wie Dein neuer Anbeter, dieser blonde Syndikus, dieser himmelnde Hanswurst, der –“
„Schweig‛!“ – Oh – Frigga konnte auch fauchen!
„Schweig‛! Herr van Beechern ist – ist ein Ehrenmann! Ich lasse ihn nicht verhöhnen! Auch von Dir nicht. Ich könnte ihn jeden Tag heiraten. Vorgestern war er wieder bei uns –“
„Aha!“ sagte Maxim. „Aha –! Und bevor Du den Herrn Syndikus festmachst, wolltest Du erst bei mir antippen, wie ich übers Heiraten denke, kleine schlaue Frigga!“
„Pfui, Du – Du bist gemein!“
„So? Ich bin nur ehrlich. – Komm‛ mal her, Kind. Sei vernünftig. Setz‛ Dich auf meinen Schoß – so, – und nun wollen wir ganz brav miteinander reden – Du bist schlau, Kleines, – wirklich. Sogar, – raffiniert. Du belügst Deinen alten Herrn täglich, nur um mit mir zusammen sein zu können. Und wie belügst Du ihn! Doch – das so nebenbei. – Bleib‛ sitzen, Frigga – Nicht wahr, so dicht an mich gepreßt vergißt Du alle Liebesgedanken, – nein, ich wollte sagen: Heiratsgedanken! In Deinen dunklen Äugelein strahlt bereits jenes entzückende Feuer, das den Blick sehr bald wie durch feine Rauchwolken verschleiert – Sitz‛ doch still, kleine Frigga! Deine Wangen glühen – Dein Herz pocht so schnell. Deine Lippen wölben sich gegen Deinen Willen wie in stürmischer Sehnsucht – Mein kleiner Schatz, ich kenne Dich! Und ich bin Dir dankbar. Du verstehst zu lieben. Du bleibst keusch selbst in Momenten, die –“
„Nicht doch –!“ hauchte Frigga. Und es war wie ein Seufzer seliger Erinnerungen.
Eine Weile nichts –
Die beiden küßten sich.
Dann fuhr Maxim fort: „Kleine Frigga, wenn Du reich wärest! Aber – Du bist es nicht. Du hast mir selbst gejagt, daß Dein Vater mit seinen Zinsen nur gerade noch auskommt. Ich kann keine arme Frau heiraten, noch weniger eine Frau, die aus engen Verhältnissen kommt. Du bist ein liebes, süßes Mädel – für mich! Aber kein Weib, das mir imponiert, das fähig wäre, mich umzuwandeln. Du bist ein Püppchen, das sich gern nett anzieht, gern so etwas bummelt, gern und oft mit dem Puderquästchen über die Wangen fährt und noch lieber Süßes nascht – neben der Liebe! Du bist Spielzeug, Frigga, aber auch nur das! – Bitte, nicht böse werden! Du tust ja nur so, als zürntest Du mir – In Wirklichkeit sind Deine Äugelein längst hinter den Rauchschleiern verschwunden, und in ihren Tiefen loht der Brand, den ich durch Küsse –“
„Nicht doch!“
Und wieder eine Weile Schweigen.
Dann –
„Kleines Mädel, Heirate nie! Kleine Frigga, Du paßt zur Ehe genau so wenig wie ich. Heirate diesen vielleicht wirklich sehr braven Syndikus Beechern auf keinen Fall! Wenn Du heiratest, nimm nur einen Mann, der energisch, zielbewußt und doch gütig ist. Du bist ein Flatterseelchen. Dein Gatte müßte es verstehen, Dir die Flüglein zu stutzen –“
„Ich heirate ihn doch!“ platzte Frigga heraus. „Ach, Maxim, ich hab‛s ja daheim so schlecht. Alles dort ist so düster, so – so grämlich. Der Papa meist rührselig, weil er so viel trinkt, Und die Köchin so schrecklich sauber, immer mit dem Wischtuch in der Hand – Ich will hinaus aus dem Elend –“
Sie weinte jetzt.
Ich hörte flüstern, Und mit einem Male kam Maxim, Frigga wie ein Kind in den Armen tragend, durch das Herrenzimmer und verschwand mir ihr dorthin, wo die mattrosa Marmorschale mit den drei Glühbirnen die knisternden, seidenen Bettbezüge beleuchtete.
Ich stand leise auf und setzte mich in den Salon – wieder im Dunkeln.
Und dachte an dieses Flatterseelchen und an Ulli, den guten, dackeltreuen Ulli, der Pferd immer falsch geschrieben und drei Jahre auf Untertertia gesessen und der nun Syndikus war –
Flatterseelchen! – Hm – von der Seite, hatte ich Maxim noch gar nicht kennen gelernt. Er war menschenkundiger, als ich gedacht hatte.
Er durchschaute Frigga Mertel. Er hätte ihr fraglos auch gesagt: „Du bist oberflächlich, träge und, in vielem ein kleines Dummchen!“ – Aber er wollte wohl nicht so grob sein.
Und ich kannte Ulli. – Maxim hatte ganz recht: es wäre schade gewesen, wenn Ulli an dieses Flatterseelchen sich fesseln würde –! –
Ich saß so eine Stunde und dachte auch daran, daß Maxim so ironisch von meiner Geeignetheit zur Ehe gesprochen hatte –
Dachte auch noch an anderes, und vertiefte mich in die Geheimnisse dieser albernen Lebenskomödie, die ein Dichter, freilich in etwas leichtem Musengewande der großen, lüsternen Menge, Publikum genannt, als „Reigen“ vorgesetzt hat.
Liebestrieb überall; überall diese dämonische Macht, die die Natur uns eingepflanzt hat und deren Vielgestaltigkeit als Reigen mit gierigen Blicken von der Mehrzahl hingenommen wird, als bloßer Liebesreigen, ohne daß diese nervenkranke Masse der heimlich feixenden, aufgestachelten Zuschauer merkt, mit welch überlegener Ironie hier der Menschheit der Spiegel vorgehalten wird –
Und dann hörte ich die Flurtür klappen und Maxims Stimme in der Bibliothek:
„Wo steckst Du eigentlich, Lulu?“
Ich meldete mich. Im Dunkeln drückten wir uns die Hand. Maxim setzte sich mir gegenüber.
„Du bist Zeuge dieses – dieses Abschiedssoupers gewesen?“ meinte er leichthin und rauchte, die Zigarette im Mundwinkel behaltend.
„Ja – ungewollt!“ erwiderte ich. „Jedes Wort verstand ich –“
Pause. Stille –
„Ich war ihrer überdrüssig,“ sagte der große Tschiskojedno und gähnte. „Sie ist faul bis ins Mark hinein. Jene Fäulnis, die wie Tuberkeln tief im Leibe sitzt und die man nur schwer merkt – als Arzt oder als – Menschenkenner.“
„Stimmt!“ nickte ich. „Und da dieser Syndikus Beechern ein alter Schulfreund von mir ist, werde ich ihn warnen.“
„Tu‛s, und Du tust gut daran. Frigga und ich haben Abschied genommen für immer. Wenn sie heiratet, wird sie Unheil anrichten, es sei denn, daß – Du sie heiratest. Du hättest vielleicht die Art, sie gesund zu machen.“
„Danke! Für derlei Experimente schwärme ich nicht. – Übrigens – kennst Du eine Gesellschaft Hydra?“
„Und ob! Da spielt ja dieser Beechern den Syndikus-Strohmann. Eine sehr ehrenwerte Gilde von Schiebern hat sich da zusammengefunden und markiert die volksbeglückenden Lebensmittelimporteure. Der Macher vons Ganze ist ein früherer Rechtsanwalt, der drei Jahre Zuchthaus wegen Mündelgeldunterschlagung hinter sich hat. Er hält sich aber ganz im Hintergrund. Ich kenne die Hydra durch die Kommerzienrätin –, – na, der Name tut nichts zur Sache. Diesen Beechern hat die Bande nur engagiert, weil sein Oheim zweiten Grades, der Geheimrat Beechern, auch Ulrich heißt und weil man die dumme Menge glauben machen wollte, der Geheimrat wäre mit an der Hydra beteiligt –“
„Unglaublich!“
„Aber wahr, mein lieber Lulu. Er soll 20000 Mark Gehalt beziehen und muß dafür seinen Namen unter jedes Schriftstück setzen, durch das wieder irgendein Provinzkaufmann reingelegt werden soll.“
„Du – dann weiß der Beechern fraglos nicht, wie er ausgenutzt wird!“ verteidigte ich Ulli warm.
„Im –! Na – mir ist‛s egal. – Was anderes, Lulu, – was Erfreuliches. Die Santa-Filmgesellschaft hat Dein alpines Drama angenommen. Übermorgen fahren wir nach Bayern, und da soll auch gleich Dein Drama gedreht werden und Du sollst mitkommen–“
Kunststück – ob ich mich freute!
Ich vergaß Frigga, Ulli und Eheblödsinn und zechte mit Maxim bis an den hellen Morgen im Känguruh, wo er Stammgast war.
Am nächsten Nachmittag gegen sechs Uhr kam mir dunkel in Erinnerung, daß ich ja Ulli hatte warnen wollen.
Total verkatert setzte ich mich an den Schreibtisch. Und als ich gerade Ort und Datum auf den Briefbogen hingehauen, hatte, da klopft‛s und, – Ulli tritt ein.
Beide Hände streckte er mir entgegen –
„Lutsch, lieber, alter Lutsch, –, Du solltest es zuerst erfahren!“ rief er mit geradezu strahlendem Gesicht.
Na – schön war Ulli gerade nicht. Aber er sah ohne Frage vornehm aus. Und er hatte auch wieder das Monokel eingeklemmt –
Aber in diesem Augenblick wirkte er schön. Da war ein Etwas in seinen braunen Augen, das jeden Scharfrichter gerührt hätte –
Und ich?! – Ich kriegte einen Mordsschreck. Ich ahnte ja, was kommen würde!
Und es kam –
„Lutsch, ich habe mich vormittags verlobt – mit jenem entzückenden Mädel, auf das Du Dich kaum noch besinnen wirst. Wir sahen sie damals in der Känguruh-Diele –“ –
„Ich erinnere mich wirklich kaum –,“ log ich.
„Frigga Oertel heißt sie – da, sieh den Verlobungsring –! Ach, Lutsch, ich bin ja so namenlos glücklich. Ich habe ja nie zu hoffen gewagt, daß ich ein junges, gebildetes Mädchen von so himmlischer Reinheit zum Weibe bekommen würde. Ich; habe doch nicht viel gelernt auf der Schule –“
„Pferd mit F,“ warf ich lächelnd ein. Aber mir war gar nicht nach Witzen zu Mute.
Dann gratulierte ich ihm. Und als auch das vorüber war, wobei ich mich sehr knapp faßte, nahmen wir Platz.
Ulli schwärmte nur von Frigga –
„– Leider war sie heute abend bei einer Freundin eingeladen,“ sagte er dann seufzend. „Aber um neun treffen wir uns an der Gedächtnis-Kirche. Dann darf ich sie heimbringen, und der Herr Schwiegervater hat erlaubt, daß ich noch bis elf dableibe –“
Freundin?! Sollte Frigga etwa –
Ich stand auf. „Entschuldige einen Moment, Ulli. Ich muß nur mal telephonieren –
Das Telephon hing im Flur. Ich rief den großen Tschiskojedno an.
„Ab, Du bist‛s, Lulu – Was gibt‛s?“
„War das Flatterseelchen heute bei Dir?“
„Ja. Es war scheußlich. Sie hat sich vormittags mit dem harmlosen Geheimratsstellvertreter verlobt. Ich habe ihr gehörig den Marsch geblasen und sie weggeschickt. Andererseits tat sie mir auch leid. Sie hatte so gar kein Gefühl für das Schändliche dieses Besuchs. Sie ist eben faul – angefault – Und eine Jammerszene spielte sie hier –! Fürchterlich! Schließlich rannte sie ins Schlafzimmer und riß mein Nachthemd in Fetzen – Dieser Abschluß war widerlich. Bevor sie ging, drohte sie mir noch, sie würde sich ertränken; sie könne nicht ohne mich leben. Aber – den Karton Kognakkirschen nahm sie doch mit. Flatterseelchen! – Weshalb dieser Anruf, alter Lulu?“
„Er ist bei mir, – der arme, glückliche Bräutigam. Soll ich ihm die Augen öffnen? Noch kann er ja zurück.“
Maxim antwortete nicht gleich. Er schien zu überlegen.
„Ich kann Dir da schwer einen Rat geben – Schluß, – Wiedersehen! Die Kommerzienrätin ist bei mir, und sie hat‛s eilig –“ –
Ich kehrte zu Ulli zurück.
Der saß da und hatte ein Bild Friggas in der Hand.
Ich ging nervös auf und ab.
„Was hast Du? Du bist ja so – so merkwürdig ?!“ meinte er. „Wenn ich stören sollte, dann –“
Ich blieb vor ihm stehen, nahm ihm das Bild weg und schaute mir das pikante Puppengesichtchen Friggas lange an.
„Hm,“ sagte ich dann sehr gedehnt. „Hast Du Dir diesen Schritt auch reiflich überlegt, Ulli? Du kennst Frigga Oertel doch kaum, und –“
„und würde doch die Hand für sie ins Feuer legen!“ unterbrach er mich. „Nichts könnte uns mehr trennen – nichts!“
Da gab ich es auf. – Wir aßen bei mir Abendbrot. Dann verabschiedete er sich.
Ich folgte ihm heimlich und wurde so Zeuge, wie Frigga ihm im Schatten der Kirche die Arme um den Hals legte und ihn küßte –
Reigen – Lebenskomödie –!
Drittes Kapitel.
Die Erklärung im Jackenfutter.
In den bayerischen Alpen in dem kleinen Dörfchen hatte ich nicht viel Zeit, an Ulli zu denken.
Denn erstens mußte ich Regisseur spielen, und zweitens war da bei der Santa-Filmgesellschaft eine Schauspielerin für kleine Rollen, die es mir sofort angetan hatte.
Schon am fünften Tage warnte Maxim mich:
„Mensch, Lulu, mach‛ keine Zicken! Du wirst Dich doch nicht etwa in die Hella Dankert ernsthaft verlieben?! Du – bei der ist nur mit Standesamt was zu wollen; die hat fraglos ihre Vergangenheit und ist – kuriert! Kalt wie Eis und – ehewütig!“
Hella Dankert –! – Es wurde ein kleiner Liebesroman.
Wir waren gut Freund miteinander, steckten immer zusammen. Aber – mehr wurde es nicht, bis ich eines Abends ihr in sehr vernünftigen Sätzen einen Antrag machte.
Wir beide saßen in ihrem Zimmerchen am Kachelofen. Vor uns brannte die Petroleumlampe.
Ich hatte Hellas Hand ergriffen –
Und Hella schaute mich lange an, sehr lange, sagte nun mit einem kaum merklichen, wehen Unterton in der Stimme:
„Ich kann Ihre Frau nicht werden. Ich war ein Jahr lang, während ich als Erzieherin in einer kleinen Stadt wohnte, die Geliebte eines Offiziers, der mir allerdings die Ehe versprochen hatte –“
Auf ihrem blonden Scheitel schillerte das rötliche Lampenlicht; und ihr zartes Gesichtchen lag zur Hälfte im Schatten.
„Das sind jetzt sechs Jahre her,“ fügte sie ebenso fest hinzu. „Aber die Zeit ändert nichts an der Tatsache, daß ich eine – Gefallene bin –“
Ich ließ ihre Hand fahren –
Mir war die Kehle wie zugeschnürt. – Also doch –! Maxim hatte recht gehabt.
Ich blickte zur Seite. Dann erhob ich mich und ging zur Tür –
„Gute Nacht, Hella –“ sagte ich mit seltsam rauher Stimme. „Wir – wir bleiben gute Freunde –“
Und als ich die Tür zuzog, hörte ich noch, wie Hella aufschluchzte –
Ich habe vierzehn Tage lang damals in mich hineingeschaut, habe mich geprüft und konnte dann – wieder an einem Abend in Hellas Zimmer – ihr ehrlich eingestehen, daß mich ihre Vergangenheit nicht störe und daß ich sie nochmals bäte, mein Weib zu werden.
Und wieder hat sie abgelehnt; hat mir gesagt, sie liebe mich nicht. Aber ich merkte, daß sie mich nur abschrecken wollte.
Da nahm ich sie, zog sie an meine Brust und küßte ihr die Tränen aus den Augen weg –
Und wir haben bis zum Morgen uns des großen Glückes gefreut, uns gefunden zu haben –
Maxim hat am folgenden Vormittag dann mit kläglichem Gesicht mir Glück gewünscht und mir erklärt:
„Lutsch, Du bist doch ein Kerl! Ich bewundere Dich! Aber die Hella gönn‛ ich Dir! Das ist auch ein lieber Mensch! Nur ich bin ein, altes Speikel –“
Als unsere Flimmerbande nach fast fünf Wochen nach Berlin zurückkehrte, fand ich daheim Ullis Vermählungsanzeige vor – eigenhändig geschrieben.
Zwei Tage war er nun schon verheiratet. Und hatte mich so dringend in diesem Briefe eingeladen, ihn zu besuchen –
„Wir haben durch die Vermittlung des Direktors der Hydra eine Notwohnung in einem fiskalischen Gebäude in Alt-Schmargendorf bekommen. Drei Zimmer; das vierte zur Küche umgebaut. Ein reizendes Heim. Nur etwas feucht und kalt. Aber was tut das! Frigga ist ja so lieb zu mir. – Mein alter Lutsch, ich bin sehr, sehr glücklich. Die Hochzeit war nur bescheiden. Aber Frigga sah im Brautstaat entzückend aus. Und nachher, als wir so um Mitternacht in unserem Nest anlangten, da – da habe ich es rein mit der Angst gekriegt, wie ich mich nun zu benehmen hätte. Lutsch, ich bin ja kein Duckmäuser gewesen. Aber so ein Engel von liebreizendem jungfräulichen Frauchen, – das ist doch sehr, sehr schwer, dachte ich. Du verstehst mich?! Es kam aber alles so viel, viel einfacher als ich‛s mir ausgemalt hatte. Frigga hatte einen kleinen Sektschwips, und ich mußte ihr das Kleid aufhaken – Ach, Lutsch, ich fasse mein Glück ja kaum –“
In dieser Tonart ging es drei Seiten lang –
Ich gratulierte dem jungen Paare schriftlich. Denn ich hatte mit meinen eigenen Angelegenheiten übergenug zu tun. Wollte ich doch selbst in vierzehn Tagen Hochzeit feiern; und dann arbeitete ich jetzt auch so, wie noch nie in meinem Leben. – Hella, die bei ihrer Mutter, einer Witwe, wohnte, sah ich nur selten. Auch sie war fleißig, spielte hier und dort und nähte an der bescheidenen Aussteuer.
Selten sahen wir uns, und doch – unser gegenseitiges Verhältnis wurde immer inniger. Immer mehr erkannte ich, daß Hella – und nur sie! – die rechte Lebensgefährtin für mich war –
Als ich dann eine Woche junger Ehemann war – wir hatten mein Junggesellenheim, zwei Zimmer, behalten – fand sich eines Morgens so gegen neun Uhr, also zu nachtschlafender Zeit, Ulli persönlich ein.
Ich schlüpfte in den Schlafrock, ging in das Wohnzimmer, das zugleich Salon, Arbeits- und Speisezimmer war, und ließ Ulli eintreten.
Hm – gleich der erste Blick in sein verlegenes, noch mehr als sonst so kindlich-unbeholfen wirkendes Gesicht sagte mir mit tödlicher Sicherheit: Hier, stimmt irgend etwas nicht!
Und so war‛s denn auch –
Nachdem der gute Untertertia-Syndikus drei Minuten lang sich entschuldigt hatte, weil er doch zu so unpassender Stunde erschienen sei, und nachdem er mir auf die Frage nach seiner Gattin und seinem Befinden leicht errötend sehr ausweichend geantwortet hatte, stierte er zu Boden und bat mich stockend um ein größeres Darlehn –
Er tat mir aufrichtig leid. Mit dem Liebesglück war es offenbar schon vorbei. Ulli sah geradezu vergrämt aus.
Und – er tat mir noch mehr leid, weil ich ihm eben nicht helfen konnte, beim besten Willen nicht.
Immerhin wollte ich nicht kurzer Hand ablehnen. Sollte er das Geld wirklich so dringend gebrauchen, dann war ja schließlich noch Maxim da. Und der hatte unlängst noch für Ullis Ergehen großes Interesse bezeigt.
„Lieber Ulli,“ sagte ich daher, „ich selbst bin alles andere nur kein Kapitalist. Das weißt Du. Aber – möchte Dir sehr gern helfen. Wozu brauchst Du das Geld?“
Er rutschte auf dem Plüschsessel hin und her und wurde noch röter.
„Ich – ich möchte mich an – an einer Spekulation beteiligen,“ stammelte er schließlich.
Ich war sprachlos.
„Menschenskind!“ entfuhr es mir dann. „Bist Du denn plötzlich schieberlüstern geworden?! Du und spekulieren! Bei Deinem bekannten Pech?!“
Er schaute mich trostlos an. Dieser Blick entwaffnete mich vollständig.
„Ich muß! Lutsch, ich muß!“ flüsterte er bekümmert. „Ich reiche mit dem Gelde nicht aus. Frigga versteht nicht zu wirtschaften. Wir essen auswärts, und sie hat einen so gesunden Appetit, worüber ich mich ja freue. Unter siebzig Mark komme ich beim Mittagessen nie weg. Und ich habe doch monatlich nur tausendsechshundert Mark Gehalt. Außerdem –“
Das weitere hörte ich nicht. Ich rechnete schnell im Kopfe aus: dreißig Tage hat der Monat durchschnittlich. Dreißig mal siebzig macht 2100 Mark – allein für das Mittagessen! Also 500 Mark mehr, als Ulli Gehalt bezog. Hm – das war allerdings eine miserable Wirtschaft! So leichtsinnig wäre ich nicht mal gewesen –!
Dann achtete ich wieder auf seine Worte –
„Frigga ist von ihrem Vater sehr bescheiden ausgesteuert worden. Und jede junge Frau will sich putzen. Ich hatte mir dreitausend Mark gespart. Das Geld ist futsch, lieber Lutsch –“
Aha – nun hatte er glücklich auch noch das einzige Wort entdeckt, das sich auf meinen Namen – sehr vielsagend – reimt, nämlich „futsch“ –!
„– Frigga hat sich einen Sealmantel gekauft, außerdem seidene Wäsche, Und vorgestern ein Winterkostüm und einen Hut mit Reiherstutz –“
Mir blieb schier der Atem aus. Diese Frigga entwickelte sich ja als Ehefrau wunderbar!
Ulli seufzte jetzt zwei Minuten lang und trocknete die Schweißperlen von der Stirn.
Dann flüsterte er noch leiser: „Und vorgestern fand ich auch in dem Futter ihrer anderen Kostümjacke rein zufällig die Erklärung dafür, daß sie ihre beiden Brillantringe und die Brillantbrosche und den Anhänger seit Tagen nicht mehr trug –“
Ich beugte mich gespannt vor. Ich hatte im Jackenfutter trotz meines reichbewegten Lebens noch nie eine „Erklärung“ gefunden.
Er seufzte noch stärker und hauchte:
„Zwei Pfandscheine – zusammen über 14000 Mark!“
„Donnerwetter! – Und das Geld?“
„Lutsch, das ist futsch – wie meine Ersparnisse. – Gestern hat es nämlich bei uns im Anschluß an die Pfandscheine – ich wollte doch wissen, wozu sie die 14000 Mark gebraucht hatte – den ersten Krach gegeben –“
Er richtete sich energisch auf und seine Stirn lag in Falten. Das Kindlich-Naive – Dackeltreue aus seinen Augen war verschwunden –
„Lutsch, als ich sie fragte, da – da hat sie geantwortet: ‚Männe, die Sachen gehören doch mir! Das geht Dich gar nichts an!!‘ – Und da, Lutsch, – da riß bei mir was –“
„Was denn?“ Denn daß bei dem verliebten Ulli der Geduldsfaden gerissen sein sollte, hielt ich für ausgeschlossen. Ich glaubte, er würde erwidern: „Da riß mir das Herz mitten entzwei,“ oder ähnlichen Blödsinn –
Doch – ich kannte Ulli doch noch nicht genügend.
„Der Geduldsfaden!“ stieß er fast zischend hervor. „Aber es wäre besser gewesen, er hätte noch eine Weile gehalten,“ fügte er wieder im kläglichsten Tone des stillen Dulders hinzu. „Denn, als ich nun loswetterte –“
„Na, na –?!“ warf ich zweifelnd ein.
„Tatsache – loswetterte, da rannte Frigga ins Schlafzimmer, kriegte einen Weinkrampf und – wieder riß etwas –“
„So?!“
„Ja – sie riß mein Nachthemd in Stücke. Es war allerdings schon sehr mürbe –“
Ah – genau wie bei Maxim!
„Und dann?“ fragte ich.
„Dann beruhigte sie sich plötzlich, fiel mir um den Hals und war sehr, sehr lieb –“
„So – so!“
„Ja, und gebeichtet hat sie auch. Sie hatte mich beschwindelt, was den Preis des Sealmantels und der anderen Sachen betraf. – Sieh mal, so ging eben das Geld futsch, alter Lutsch. Und ich – ich sah ein, daß ich unbedingt in die Fußtapfen meiner Brotherren treten müßte, falls ich Frigga nicht verlieren wollte. Sie sagte mir ganz ehrlich, sie könne ohne Luxus, ohne seidene Wäsche, Kognakkirschen Theater und Sekt nicht leben. Sie sei einmal so; das sei ihr angeboren. Sonst würde sie ins Wasser gehen –“
„Hm – jetzt im November –?!“
„Ach, Lutsch, – Du machst noch Witze! Und ich muß doch unbedingt zehntausend Mark haben – für die Spekulation!“
Er wurde wieder lebhafter und energischer, und in die treuen Dackelaugen trat ein Ausdruck, den ich bis dahin – nie bemerkt hatte, – ein Ausdruck von, raffinierter Schlauheit und Kampfeslust –
„Zehntausend Mark?!“ meinte ich kopfschüttelnd. „Mann Gottes, wer pumpt mir zehntausend Mark um sie Dir zu pumpen – kein Aas! Selbst der große Tschiskojedno nicht!“
Er nickte sinnend. Seine Gedanken waren mit einem Male anderswo.
Dann platzte er heraus: „Du, Lutsch, – Du mußt mich zu Tschiskojedno begleiten! Er wird das Geld hergeben – ganz bestimmt!“
„Niemals! Da kenn‛ ich ihn besser. Bis tausend Mark – stets! Darüber keinen Pfennig!“
„Er wird! Sieh Dich an! Du bekommst fünftausend Mark Vermittlergebühr –“
Ich lachte. „Ulli, Mensch, Schieberlehrling, – Du willst so viel verdienen, daß Du mir – Unsinn!“
Da stand er auf. Er ist groß. Er reckte sich noch größer.
„Lutsch, ich kann hundertfünfzigtausend Mark dabei herausschlagen, und die Sache ist bombensicher! Mein Wort darauf! Wahrscheinlich –“ – und jetzt grinste er ganz schiebermäßig-großspurig – „wahrscheinlich wird der Gewinn noch weit höher. Ich habe da eine Idee, sozusagen eine Idee zur Umwandlung der Ideen meiner Brotherren, der Hydra-Leute, die einfach blendend ist – Und gelingt diese Zugabeidee, dann – dann –“ Er hatte seinen Mund an mein Ohr gebracht – „– dann wird es eine runde Million –!“
„Ich prustete los – Man stelle sich aber auch vor: Ulli van Beechern, der in der Schule sogar zum Mogeln zu dumm gewesen war und daher mit zwanzig Jahren noch auf Untertertia geklebt hatte, – Ulli van Beechern, der nachher von seiner Mutter – sein Vater war längst tot – zu einem Drogisten in die Lehre gegeben worden war, der es im Kriege nur bis zum Gefreiten gebracht hatte, – dieser Ulli wollte ein Million zusammenschieben und den Hydra-Leuten ein X für ein U machen –! Das war so köstlich naiv, wie eben nur dieser selbe Ulli sein konnte! –
Er schaute mich sehr gelassen an, wartete, bis meine Lachmuskeln sich beruhigt hatten und erklärte fest:
„Ich gehe dann also allein zu Maxim Tschiskojedno. Er hat vor fünf Tagen bei uns Besuch gemacht und mich dringend eingeladen, ihn mal –“ – Er beendete den Satz nicht. Mein Gesichtsausdruck hatte ihm wohl stutzig gemacht.
Mir war nämlich die Frage durch den Kopf geschossen: Sollte Maxim etwa wieder Absichten auf, Frigga haben?! – Das wäre ja hundsgemein gewesen! Und – und jetzt wollte dieser Ulli, dem Maxim vielleicht als Ehemann die ersten Hörner zu verpassen gedachte, denselben Maxim anpumpen, bei dem Frigga, das Flatterseelchen, auch schon einmal ein Nachthemd zerfetzt hatte –
Reigen – der Reigen des Lebens, wie es wirklich ist! –
„Was fehlt Dir?“ fragte Ulli mißtrauisch.
„Nichts – nichts –“ meinte ich verlegen. „Ich würde Dir raten, nicht zu Maxim zu gehen. Er – er ist so zweideutig. Wenn er Dich auch eingeladen hat, so –“
Er unterbrach mich. „Ich muß das Geld haben – noch heute! Ich muß!“
Donner – das war ein Ton!
„Ich will mir Frigga erhalten, Lutsch!! Ich liebe sie! Und für eine Frau, die man liebt, und die so himmlisch küssen kann, die so anschmiegend ist und ein wundervolles Figürchen hat, kindlich und doch Weib, – da tut man alles – Lebe wohl – auf Wiedersehen!“
„Halt – stopp, – ich begleite Dich! Wenn‛s schon sein muß, daß Du Maxim anborgst, dann will ich wenigstens dabei sein. Maxim wird sich von uns beiden leichter breitschlagen lassen –“
Ich eilte zu meiner Hella ins Schlafzimmer. Sie war etwas ärgerlich, schmollte. Sie war es nicht gewöhnt, um diese Stunde allein gelassen zu werden. Wir standen nie vor zehn Uhr auf, da ich als Schriftsteller stets nachts arbeitete. Unsere Flitterwochen waren also auf die Morgenstunden verlegt worden.
Hella war schnell versöhnt, als ich ihr alles mitgeteilt hatte.
Hella küßte mich. „Wie gut Du bist, Lulumatz –!“
Und ich küßte auch. Ulli konnte ja etwas warten. Hella sollte seinetwegen nicht zu kurz kommen.
Mit einem Male brüllte er aber drinnen im Wohnzimmer?
„In einer Stunde könntest Du wohl fertig werden, Lutsch! So lange ziehe ich mich ja nicht mal an!“
Und dann fahren wir zu Maxim –
Ach ja – es war ein aufregender Morgen, denn bei Maxim auf dem Bettrand saß –
Doch das muß ich eingehender schildern –
Viertes Kapitel.
Fünf Waggons Rinderhäute.
Frau Minna Schnubske öffnete uns und erklärte sofort:
„Herr Tschiskojedno schläft noch. Ich darf ihn nicht wecken. Er ist erst um fünf nach Hause gekommen. Und mittags hat er Aufnahme. Da muß er frisch sein.“
Ich drängte die Dicke bei Seite und rief Ulli zu:
„Setz Dich in den Salon –“
Sie wollte mich festhalten, aber ich war schon im Arbeitszimmer und riß die Tür zum Schlafzimmer auf. Da sie nicht verriegelt war, konnte Maxim kaum Besuch haben.
Aber – ich irrte mich! Er hatte Besuch!
Und blitzschnell zog ich die Tür hinter mir zu und verriegelte sie nun höchst eigenhändig –
Auf dem Bettrand hatte Frigga, verehelichte van Beechern gesessen –
Sie war hochgeschnellt –
Ein Blick genügte mir: Sie war in Hut und Sealmantel – todschick! – Also war die Situation verhältnismäßig harmlos.
Maxim saß im schwarzseidenen Schlafanzug aufrecht im Bett und rauchte eine Zigarette.
„Prost Mahlzeit!“ sagte er nur.
„Ulli ist vorn im Salon,“ hauchte ich. „Er will Dich anpumpen –“
„Na, wenn schon!“ lächelte das Flatterseelchen. Sie hatte sich schneller gefaßt als ich.
„Dasselbe wollte meine kleine Freundin auch,“ nickte Maxim. „Setz Dich, Lutsch. Vorzustellen brauche ich die Herrschaften wohl nicht –“
Frigga streckte mir die Hand hin. „Denken Sie nicht schlecht von mir, Herr Lutsch,“ sagte sie mit entzückender Unbefangenheit. „Ich habe Ulli nur helfen wollen. Was er vorhat, weiß ich nicht. Aber er braucht zehntausend Mark zu einer Riesenschiebung, und wir – er und ich – haben kaum hundert Mark daheim. Maxim will Ulli das Geld auch vorstrecken, falls das Geschäft einigermaßen sicher ist. Natürlich darf Ulli von dieser meiner Vermittlerrolle nie etwas erfahren –“
„Natürlich nicht!“ echote Maxim. „Kinder, setzt Euch aber. Macht die Sache nicht ungemütlich. Ich werde den Schlafrock überziehen, und dann können wir in Ruhe alles besprechen –“
Na – viel zu besprechen gab es da nicht!! Alles hing von Ulli ab, von seinen Mitteilungen über das „Geschäft –
Wir ließen Frigga also in der Schlafkemenate und sie riegelte sich ein. Maxim hatte ihr noch einen Karton Kognakkirschen hingestellt.
In seinem Arbeitszimmer packte ich, ihn bei der Brust.
„Du,“ flüsterte ich, „willst Du mit Frigga etwa wieder anbändeln?! Du hast bei Beecherns Besuch gemacht –!“
„Schafskopf! Wenn ich Absichten hätte, wäre der Besuch unterblieben. Mich interessiert diese Ehe aus rein wissenschaftlichen Gründen, als Seelenforscher, als Menschenprüfer. Ich möchte beobachten, was aus diesem Ulli, der mir jetzt übrigens sehr sympathisch ist, in dieser Ehe wird. Ich fühle mich in gewissem Grade für sein Schicksal verantwortlich. Frigga hat ihn geheiratet, um mir zu beweisen, daß sie nicht auf mich angewiesen sei. Ulli ist also der Notnagel geworden, nachdem ich, der erste Nagel, auf ein standesamtlich beurkundetes Liebesglück an Flatterseelchens Seite verzichtet hatte.“
„Und Du gibst mir Dein Wort, daß –“
„– Schafskopf! Sah Frigga denn vorhin auf meinem Bettrand so aus, als ob ich ihr auch nur einen einzigen Kuß auf die ehemals so jungfräulichen Lippen gedrückt hätte?! Lieber Lutsch, Du verdummst in der Ehe! Dir geht das Kombinationstalent in Liebesdingen langsam flöten. Und das ist schlimm für einen Poeten Deiner Art!“ –
Dann betraten wir den Salon und nahmen zu Dreien Platz.
Maxim erledigte die Aussprache kurz und genial.
„Ohne nähere Kenntnis ihrer Schieberpläne, lieber Beechern, gibt‛s keinen Sechser,“ sagte er. „Selbstmurmelnd sichern Lutsch und ich Ihnen ehrenwörtlich Verschwiegenheit zu.“
Ulli leckte sich verlegen die Lippen.
„Die Hydra schmeißt mich raus, wenn ich plaudere,“ meinte er aufstöhnend. „Anderseits –“
„Die Hydra wird nichts erfahren,“ warf ich ein. „Sei kein Frosch, Ulli. Wenn Maxim Dir helfen will, wenn Frigga Euer Vermögen in Brillanten bereits derart sichergestellt hat, daß Du vorläufig –“
„Gut,“ erklärte er hastig. „Es handelt sich um folgendes: Es sollen vier Lokomobilen nach Polen verschoben werden. Das heißt: es sind nur äußerlich Lokomobilen. In Wahrheit sind‛s Tanks, die man sehr geschickt als harmlose Dampfmaschinen herausgeputzt hat –“
„Ach nee!“ rief Maxim. „Tanks?! Gepanzerte Tanks?!“
„Ja. Sogar ganz neue. Sie verschwanden gleich – nach der Revolution. Eigentlich hätten sie ja an die Entente abgeliefert werden müssen. – Die Sache ist nun die, daß ich persönlich nach Ostpreußen fahren und die Dinger über die Grenze bugsieren soll. Die vier Lokomobilenattrappen stehen in Königsberg bereit. Der Direktor Biedermeier von der Hydra hat mir nun erstens fünftausend Mark schriftlich zugesagt, wenn ich die Dinger glücklich nach Polen hineinkriege, und zweitens hat er mir, falls ich zehntausend Mark auf treibe und mich mit dieser Summe an diesem Geschäft beteilige, etwa hundertfünfzigtausend Mark Gewinn zugesichert – auch schriftlich. Aber – Biedermeier tat das nur, weil er eben meine Verhältnisse kennt und genau zu wissen glaubte, ich würde die zehntausend Mark nicht beschaffen können–“
„Selbstmurmelnd dachte er das!“ nickte Maxim. „Ich kenne Biedermeier. Ein Ehrenmann, vom Scheitel bis zur halben Stirn etwa! Dann fängt der ausgekochte Schieber an, der Ihnen, lieber Beechern, niemals einen Gewinn von hundertfünfzigtausend Emchen gönnen würde. – Also gut: Sie bekommen die Zehntausend! Abgemacht! Kein Wort des Dankes! Wenn Biedermeier son Geschäft inszeniert, klappt es auch. Ich verlange fünftausend Mark Gewinnanteil. Weiter nischt. – Warten Sie, ich hole die Lappen gleich –“
Ulli sprang auf. „Herr Tschiskojedno, Sie – Sie sind ein Engel!“ sagte er gerührt. „Darf ich Ihnen das „Du“ anbieten?“
Maxim machte ein ganz merkwürdiges Gesicht.
„Na – dann also auf Du und Du, lieber Ulli –“
Sie drückten sich die Hände.
„Du bist unser Retter, unser Wohltäter!“ rief der Untertertia-Syndikus strahlend. „Du mußt auch mit Frigga Brüderschaft trinken – recht bald, Maxim, recht bald –“
Maxim eilte hinaus.
Und dann zogen Ulli und ich mit den zehntausend Märkern ab.
Auf der Straße war Ulli plötzlich sehr schweigsam.
Dann –:
„Du mußt mir noch einen Gefallen tun. Komm‛ mit zur Hydra, Lutsch. Ich möchte in Deiner Gegenwart Biedermeier die zehn braunen Lappen geben. Sicher ist sicher!“
Und er blinzelte mich pfiffig an.
Und – da merkte ich abermals, daß Ulli bei der Hydra entschieden zugelernt hatte. Er war nicht mehr so ganz das harmlose Knäblein von einst. O nein – in seinen Augen lag die raffinierte Gewinnsucht. Der Schieberlehrling wollte jetzt entschieden, von Flatterseelchen angepeitscht, sein Gesellenstück machen –
Die Hydra hauste am Lützowplatz in der ersten Etage eines vornehmen Hauses.
Die Einrichtung der Geschäftsräume war erstklassig. Mindestens sechs junge, nette Klapperschlänglein bearbeiteten die Tasten ihrer Schreibmaschinen. Als wir vorüberkamen, lächelten sie sämtlich, – sie lächelten so komisch, so, als ob Ulli hier halb oder dreiviertel als Hanswurst galt –
Dann klopften wir an die Tür des Allerheiligsten. Ein Schild: „Generaldirektor Biedermeier“ und ein zweites: „Eintritt verboten“, wirkten pompös.
Biedermeier wirkte nicht pompös.
Klein, dick, O–Beine, Glatze wie ein Kindergesäß, Nase wie für fünf berechnet, Hände Handschuhnummer fünfzehn und ein röchelnder Baß im Verein mit der hypermodernen Kleidung, den Brillantringen und dem lauernden Blick machten ihn zum Typ des Schiebers, der vielleicht vor zwei Jahren noch Vorkosthändler gewesen war.
Ulli hatte den Scherbel schon draußen eingeklemmt. Ich war gespannt, wie er die Sache befingern und sich dem Chef gegenüber benehmen würde.
„Morgen, Herr Direktor,“ begann er.
Biedermeier musterte mich von oben bis unten.
„Sie gestatten, Herr Direktor, – mein Freund, der Schriftsteller Lulu Lutsch – Herr Generaldirektor Biedermeier –“
Biedermeier blieb flegelhaft sitzen und nickte mir nur zu, fragte dann sehr scharf:
„Was soll der Herr hier, Herr Syndikus?“
„Ich wollte ihm die Geschäftsräume der Hydra zeigen. Außerdem hat Lutsch fünf Waggons Rinderhäute an der Hand –“
Gott steh‛ mir bei! Konnte der Ulli lügen! Ich war froh, daß ich meine eigene Haut an der Hand hatte! Was sollte das –?!“
Biedermeiers Augen wurden groß.
„Nehmen Sie Platz, meine Herren –“ Er griff nach einer Zigarrenkiste.
„Bitte –“
Wir bedienten uns. – Die Klubsessel waren weich und tief.
„Wo?“ fragte Biedermeier mich dann.
Ich verstand ihn nicht.
„In Holland,“ erwiderte Ulli an meiner Stelle. „Herr Lutsch hat die weitere Abwicklung mir übertragen.“
Biedermeier lächelte geringschätzig.
„Ihnen, Herr Syndikus?! Na – dann lassen Se man die Finger von wej! Fünf Waggons sind nich so leicht zu –“ Er hüstelte und wandte sich mir zu.
„Was für Häute? Preis? Prozente?“ fragte er im Depeschenstil.
Inzwischen war ich schlau geworden.
„Beechern hat die Wagons von mir schriftlich. Ich kann darüber nicht disponieren –“ erklärte ich leichthin.
Biedermeier Überlegte.
„Geh‛n Sie mal raus, Herr Syndikus,“ sagte er dann in einem Tone, als ob er einen Laufburschen vor sich hätte.
„Wie Sie befehlen, Herr Direktor – Vorher möchte ich aber noch die zehntausend Mark Ihnen aushändigen. Bitte – hier sind sie –“
Biedermeier wehrte ab.
„Zu spät – Tut mir leid! Sie wissen, bis zwölf Uhr mittags sollte das Geld da sein. Und jetzt ist es genau –“ – er ließ den Golddeckel seiner Uhr springen – „genau vierzehn Minuten nach zwölf.“ Dann blickte er mich an und fuhr fort:
„Sie wissen wohl, worum es sich handelt, Herr Lutsch?“
Ich merkte die Hinterlist und erwiderte prompt:
„Allerdings. Denn ich habe Beechern das Geld geborgt. Sie wollten für ihn eine Aktie der Schmarotzi-Schokoladenfabrik besorgen, Herr Direktor.“
Er, war beruhigt. Und Ulli hatte die zehn braunen Lappen, wieder eingesteckt.
„So nun verschwinden Sie!“ meinte Biedermeier kurz. „Ich habe mit Herrn Lutsch allein zu reden –“
Ulli schlug ein Bein über das andere.
„Tut mir leid, Herr Direktor. Ich bleibe hier. Die fünf Waggons argentinische Häute lasse ich mir nicht entgehen. Die habe ich schriftlich.“
Biedermeier wurde blaurot im Gesicht. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und keuchte hervor:
„Mensch, Sie – Sie vergessen, daß in Ihrem Anstellungsvertrag eine Klausel steht, nach der Sie Geschäfte auf eigene Hand nicht machen dürfen!“
„Donnerwetter – richtig!“ heuchelte Ulli mit einer mich geradezu verblüffenden Gewandtheit. Dann sagte er zu mir: „Lieber Lutsch – ich trete zurück –“
„Na also!“ japste das Ekel von Generaldirektor.
Ich lächelte ihn an.
„Mit Ihnen darf ich leider dann auch nicht irgendwie abschließen,“ meinte ich Achselzuckend. „Ich bin einem anderen Vermittler verpflichtet, Herr Direktor. Falls der nicht anbeißt oder aber nicht genügend für mich abfällt, dann komme ich bestimmt zu Ihnen.“
Ich hatte mich erhoben. Biedermeier wollte mich zurückhalten. Aber ich blieb fest.
Dann gingen wir beide in Ullis erbärmlich eingerichtetes Arbeitszimmer.
Auf dem billigen Fichtentische lag eine Unmasse Briefe, die er lediglich zu unterschreiben hatte, indem er über das gestempelte Syndikus seinen vollen Namen setzte –
Der arme Kerl tat mir leid. Nun war ihm das Geschäft an der Nase vorbeigegangen. Als ich ihm dies sagte und hinzufügte, Biedermeier sei ein ganz übler Patron, lachte mein Ulli in geradezu teuflischer Weise auf.
„Lutsch,“ flüsterte er, „lieber, alter Lutsch, nun ist mein Gewissen frei! Frei für – meine ergänzende Idee! Die Geschichte von wegen „bis zwölf Uhr Geld einzahlen“ war nämlich nur von Biedermeier mündlich so nebenbei erwähnt worden. Es ist klar: die Bande gönnt mir die Beteiligung nicht! Na – sie sollen mich kennen lernen! Sie glauben, ich wäre noch so dämlich wie einst! Das ist gelacht! – Ich bin sogar sehr zufrieden, daß dieser Biedermeier sich diese Blöße gegeben hat – sehr zufrieden!“
„Na – wenn Deine Nebenidee nur klappt, mein Junge,“ meinte ich zweifelnd. „Du bist doch schließlich nur Schieberlehrling, Ulli, und –“
Sein satanisch grinsendes Gesicht zwang mich zum Schweigen.
„Es klappt!“ sagte er leise, aber so siegesgewiß, daß ich vor ihm plötzlich Respekt bekam. „Und Du, Lutsch, Du kriegst dann was ab – Morgen reise ich nach Königsberg. Frigga kommt mit. Vielleicht kann ich sie dort brauchen –“ –
Gleich darauf war ich wieder auf der Straße. Der Herr Syndikus hatte ja zu arbeiten.
Und – wer hatte mir hier vor dem Hydra-Hause aufgelauert? – Biedermeier!
Er schoß auf mich zu. „Herr Lutsch – auf ein Wort – Wollen wir nicht wegen der Häute noch einmal reden miteinander –? Ich erledige die Sache, und Sie bekommen die Hälfte ab, ohne jede Gefahr für Sie. Leder steigt –“
„Stimmt. Und ich steige heim. Habe jetzt keine Zeit. – Wiedersehen –“
„Herr Lutsch – auf ein Wort!“
Ich war schon auf die Elektrische gesprungen –
Daheim amüsierten Hella und ich uns köstlich über die fünf Phantasie–Waggons.
Dann setzten wir uns zu Tisch. Es gab Pferde-Wiener-Schnitzel und Grünkohl. Mein Leibgericht. Kalb, Rind und Schwein hatten wir uns abgeschworen. Wir lebten nur vom Roß.
Das Schnitzel war etwas zäh. Aber weder Hella noch ich haben falsche Zähne. Und da darf man getrost mal auf einen Hufnagel beißen.
Und dann – dann kam die Bescherung –
Es klopfte. Unsere Wirtin übergab Hella ein Päckchen, das ein Dienstmann soeben gebracht hatte. Es war versiegelt –
Und darin lag ein elegantes Etui; und darin befand sich ein goldener Anhänger mit drei Perlen und Brillantsplittern besetzt; und dazu hatte Biedermeier geschrieben:
Verehrteste gnädige Frau!
Sie gestatten, daß ich Ihnen dieses bescheidene Geschenk zu Füßen lege. Sie haben fraglos auch auf die Rinderhäute ebenso viel Einfluß wie auf Ihren Herrn Gemahl.
Mit allervorzüglichster Hochachtung
sehr ergebenst
August Biedermeier,
Generaldirektor.
Hella und ich schauten uns an –
Dann lachten wir – lachten Tränen!
„Lulumätzchen, das ist einfach zum Heulen!“ rief Hella schließlich und setzte sich mir auf den Schoß.
„Das ist Bestechung und eine Frechheit!“
„Das ist geschäftstüchtig –! Und – wird nicht zurückgegeben –!“
„Hella!“
„Strafe muß sein! Lulumätzchen – denk‘ Dir, – ein Schieber, den Du geleimt hast! Durch fünf Waggons Rinderhäute, die gar nicht existieren!“
„Hm – von dem Kerl etwas annehmen – ausgeschlossen –!“
Wieder klopfte es – ein Rohrpostbrief vom Herrn Syndikus –:
„Lieber Lutsch!
Deine Frau darf das Geschenk auf keinen Fall zurückschicken. Ich mußte B. Eure Adresse mitteilen und habe dabei nochmals versichert, die fünf Waggons seien vorhanden. Wenn Ihr die Geschichte nun aufdeckt, schmeißt der B. mich raus, Lutsch, und dann bin ich als Syndikus futsch. Schont mich! Ich vergelte es Euch! Schreibe B. einfach, die fünf Waggons hättest Du bereits vergeben; in nächster Zeit würden aber drei weitere vielleicht zur Verfügung stehen.
Euer Ulli –“
Ich überlegte sehr lange. Aber schließlich mußte ich Hella recht geben: Biedermeier verdiente diesen Reinfall!
Nachmittags gegen sechs Uhr rief ich Biedermeier telephonisch an und sagte ihm das, was Ulli gewünscht hatte, fügte noch hinzu: „Lassen Sie bitte den Anhänger abholen –“
„Niemals, Herr Lutsch! Der geht auf die nächsten drei Waggons, lieber Herr Lutsch. Empfehlung an Frau Gemahlin –“ –
Gleich darauf kam Hella vom Juwelier zurück.
Sie hatte feststellen wollen, was der Schmuck wert war.
„Lulumätzchen – fünftausend Mark etwa!“ erklärte sie lachend. „Stell‛ Dir vor – fünftausend Mark!“
„Gott ja. es waren ja auch fünf Waggons Rinderhäute, Liebling –“ –
Die Possenseite des Lebens hatte uns den Nachmittag versüßt; der Abend brachte das Gegenstück: eine Depesche aus Königsberg:
Ihr Onkel Traugott liegt im Sterben. Sofort kommen, – Justizrat Rosenmacher.
Onkel Traugott! Der Sonderling, der Menschenfeind!
Er galt für schwerreich. Aber – ich hatte nie was davon gemerkt, Nie! Ich hatte ihm jedes Jahr pflichtschuldigst zum Geburtstag und zu Neujahr gratuliert, und er hatte alle zwei Jahre mal per Postkarte sich bedankt. Als ich ihm meine Verlobung mitgeteilt hatte, kam eine ähnliche Karte mit den knappen, aber charakteristischen Worten:
„Blödsinn! – Gruß Dein Onkel Traugott–“
Hm – was sollte ich wohl da in Königsberg?! Er wohnte bei entfernten Verwandten von uns, die ihn stets mächtig verwöhnt hatten und die natürlich seine Erben waren –
Hella dachte anders darüber.
„Du Lulumatz, der Justizrat Hosenmacher –“
„Rosenmacher, Kind, – sei nicht so unpoetisch –“
„Also Rosenmacher hätte doch niemals depeschiert, wenn er nicht triftige Gründe gehabt hätte,“ meinte sie. „Ich würde fahren, Männe, wirklich –!“
„Nee – ich fahre nicht, Liebling, wenigstens nicht allein. Komm‛ mit – Dann ja!“
Darauf hatte sie offenbar nur gewartet.
Schwupp – Hatte ich einen Kuß weg – Und dann gingen wir zum nächsten Fernbahnhof und erkundigten uns nach den Zügen, auch danach, ob wir Pässe für den polnischen Korridor brauchten.
Abendbrot aßen wir bei Kempinski. Und – ein Zufall führte Maxim Tschiskojedno herbei. Und – er war ausnahmsweise allein –“
Maxim ließ sofort unsere halbe Flasche Rotwein vom Kellner wegbringen und bestellte zwei Flaschen Matzgeral, pro Stück achtzig Mark.
Ich fragte, ob Ulli bei ihm gewesen sei?
„Ja – oder besser nein. Er hat mir durch seine Frau das Geld zurückgeschickt – Sie ist erst vor einer halben Stunde nach Hause gefahren–“
„Maxim –!“ – Mein Verdacht war schon wieder rege geworden – Er fühlte den Vorwurf und wandte sich an Hella:
„Hellachen, Lulu verblödet langsam. Er läßt es sich nicht ausreden, daß ich Absichten auf Frigga, verehelichte Beechern, habe. Ich will hier auf der Stelle verrecken, wenn das stimmt! Es stimmt aber nicht. Frigga ist mir Studienobjekt. Ich habe heute nachmittag wieder neue Charakterzüge an ihr entdeckt. Man soll‛s nicht glauben, und doch ist es so: sie beginnt ihren Ulli zu lieben –! Und ich freue mich darüber. Aus diesem Ulli wird noch mal was werden. Den haben wir alle unterschätzt. Das Verdienst, ihn aufgerüttelt zu haben, gebührt Frigga. Jedenfalls bin ich als Mann für sie total abgetan. Kein Wunder! Ulli ist dreißig, und Ulli hat sich geschont. Ulli hat etwas Ursprüngliches Naturechtes an sich – wohl auch in der Liebe. Und – da kann unsereiner nicht mithalten –“
Er füllte unsere Gläser. Wir tranken auf das Glück der beiden Beecherns –
Maxim war ernst und nachdenklich, sagte dann bei der süßen Speise, bei Pfirsich-Melba:
„Kinder, wenn ich Euch beide so beobachte, dann werde ich beinahe etwas neidisch. Was ist im Grunde genommen mein Leben –?! Eine –“
Er schwieg, starrte geradeaus, sagte leiser:
„Donnerwetter – da ist sie wieder!“
„Wer?“ fragte Hella.
„Wenn ich das wüßte, Frau Hella! Eine junge Dame, die ich gestern ‚Unter den Linden‘ zum ersten Male sah, dann heute mittag auf dem Kurfürstendamm. Ein famoses Mädel! Und – die ältere Dame ist auch wieder dabei –“
„Maxim halten Sie Ihr Herz fest!“ scherzte Hella.
Der große Tschiskojedno blieb völlig ernst.
„Vielleicht muß ich‛s wirklich,“ meinte er nach kurzer Pause.
Hella und ich wechselten einen langen Blick. – Sollte Maxim sich ernstlich nach dem ersten Sehen verliebt haben?!
Er blieb zerstreut und schaute immer wieder zu dem Nachbartisch hinüber.
Übrigens –, er hatte recht: das Mädel war eine rassige Schönheit. Aber fraglos für einen Flirt nicht zu haben.
Maxim hatte Sekt bestellt. – Um halb zwölf brach ich mit Hella auf. Maxim wurde verlegen, als wir ihn nochmals warnten, ja nicht etwa seine goldene Freiheit der schönen Unbekannten zu opfern –
Dann saßen wir in der Straßenbahn eng aneinander gedrückt, Hand in Hand –
Sekt – Hochzeitsstimmung – Und in mir das heiße Glücksgefühl, daß Hella mein war –
Der Nachmittag eine Posse; der Abend ein Alltagsdrama vom Sterben eines Einsamen; die Nacht das süße Liebesspiel zweier Menschen, deren Seelen in gleicher Harmonie erklangen –
Fünftes Kapitel.
Der geleimte Generaldirektor.
Und als wir vormittags dann auf dem Bahnhof – Friedrichstraße den D-Zug nach Königsberg bestiegen, trafen wir Frigga und Ulli.
Aber – sie fuhren vornehm zweiter Klasse. Das konnten wir uns nicht leisten.
So lernte Hella denn nun endlich das Flatterseelchen persönlich kennen. Wir saßen im Speisewagen. Ulli markierte den Millionär, lud uns zum Diner ein. Er hatte von Biedermeier 2000 Mark Reisespesen im voraus erhalten.
Unsere Frauen wurden rasch vertraut miteinander. Die Gegensätze zogen sich auch hier wohl an.
Ulli erzählte mir leise, daß er nun auch dahinter gekommen sei, weshalb die Gauner von der Hydra gerade ihn die vier Lokomobilen verschieben lassen wollten.
„Die Sache muß verdammt sengerig sein,“ meinte er. „Biedermeier hat mir die größte Vorsicht angeraten und mir eine Stunde lang Vortrag gehalten, wie eventuell Schwierigkeiten zu beseitigen seien. Na – er braucht keine Angst zu haben. Den gefährlichen Punkt, die Grenze nach Polen mit der scharfen Kontrolle, umgehe ich –“
Damals fiel mir diese Bemerkung nicht weiter auf. Später erst erkannte ich, daß Ulli dem Herrn Generaldirektor an Schläue weit überlegen war –
Als wir abends in Königsberg eintrafen, glaubte ich im Menschengewühl Biedermeiers roten Schweinskopf zu bemerken. Ich wurde stutzig. Ob der Kerl etwa heimlich mitgefahren war? – Ich paßte vor dem Bahnhof scharf auf. Und – tatsächlich! – Biedermeier rollte im Auto von dannen.
Als ich Ulli dies mitteilte, verfärbte er sich.
„Gut, daß ich‛s weiß,“ preßte er zwischen den Zähnen hervor. „Nun – ich werde ihn schon loswerden –“
Wir stiegen mit Beecherns zusammen im Bahnhofshotel ab. Sie mußten hier wohnen. Das hatte Biedermeier Ulli befohlen, damit er ihn jederzeit telephonisch von Berlin aus erreichen könne –, hatte er vorgeschoben! Natürlich Schwindel: er wollte Ulli bequemer beaufsichtigen können! –
Am nächsten Morgen waren Hella und ich bereits um neun Uhr bei Justizrat Rosenmacher.
Der alte, schielende, unliebenswürdige Notar fragte mich sofort, ob ich Papiere mithätte, die mich genügend auswiesen.
„Nur einen alten Militärpass und eine Heiratsurkunde,“ erklärte ich. „Wie geht es denn Onkel Traugott?“
„Gut. Besser wie uns. Er ist heute früh gestorben.“
Dieser Justizrat gefiel mir.
„Wissen Sie auch, weshalb Sie herkommen sollten, Herr Lutsch?“ meinte er dann.
„Keinen Schimmer –!“
„Glaube ich Ihnen. Sie haben nie sich als Erbschleicher versucht. Und gerade deshalb sind Sie der Alleinerbe. Wären Sie auf meine Depesche hin nicht hier erschienen, hätte die Stadt Königsberg geerbt. Ich durfte Ihnen nur das telegraphieren, was die Depesche enthielt. Es war der Prüfstein, ob Sie für den Bruder Ihres seligen Vaters wenigstens so viel Interesse hatten, diese Reise nicht zu scheuen.“
Hella und ich saßen wie versteinert da.
Der Notar schielte uns halb belustigt an.
„Dreihundertfünfzigtausend Mark außer dem Mobiliar und den Gemälden,“ knurrte er dann. „Was bestimmen Sie über das Begräbnis? Ihr Onkel war mein Intimus. Er wollte möglichst schlicht beerdigt werden –“
Allmählich kam ich wieder zu mir – ganz allmählich! Für Schieber sind 350000 Mark vielleicht ein Nichts! Für mich war‛s Reichtum! –
Als wir mittags nach vielen Laufereien ins Hotel zurückkehrten, fanden wir einen versiegelten Brief Ullis vor:
„Lieber Lutsch!
Solltet Ihr Frigga irgendwo in Herrengesellschaft sehen, so wundert Euch nicht und tut so, als ob Ihr sie nicht mehr kennt! Legt in Eure niederschmetternden Blicke, mit denen Ihr sie flüchtig mustert, recht viel Verachtung hinein. – Aufklärung folgt. Euer Ulli–“
„Verstehst Du das?“ fragte ich Hella.
„Nicht ganz, Männematz – Ich denke, Ulli wird durch Frigga vielleicht bei einem der hiesigen Schieber irgend etwas zu erreichen suchen –
Und als wir abends in die Weinabteilung des Theaterrestaurants kamen, um zu Abend zu essen, – wen sahen wir dort in einer Nische sitzen: Frigga und –
So – nun‛ raten Sie bitte! Es gehört nämlich gar nicht so sehr viel Kombinationstalent dazu, das Richtige zu treffen!
Also – Frigga und den roten Schweinskopf, den Herren Generaldirektor der Schieber-Hydra August Biedermeier –!
Und – die beiden waren gerade bei den Austern!
Biedermeier hatte uns nicht bemerkt. Er hatte gerade Friggas Händchen in seiner Athletenklaue und die Augen an dem Halsausschnitt ihrer Bluse.
Sie zwinkerte uns zu –
Die Nebennische war frei. Wir setzten uns also dorthin. Die Stoffvorhänge, die uns von dem Schweinskopf trennten, waren nicht so stark schalldämpfend, daß wir nichts verstehen konnten. Im Gegenteil – wir verstanden jedes Wort, hörten jeden Sektpfropfen knallen und auch jeden Kuß, den Biedermeier Frigga auf die Patschhand schnalzte –
Um zehn Uhr säuselte Frigga drüben: „Ich muß jetzt aufbrechen – Mein Gott, wenn mein Mann ahnen sollte, daß ich –“
„Unsinn – dem schwindeln Sie schon noch die Hucke voll,“ grunzte der Schweinskopf. „Nee, süßer Racker, – ich lasse Sie nicht fort – Er vermutet Sie doch im Kino, und da haben wir noch zwei, Stunden Zeit –“
Frigga bewies hier abermals, was sie alles konnte –
Um elf Uhr war Biedermeier ganz bieder bezecht. Und Frigga willigte ein, mit ihm sofort einen Abstecher nach dem Samlandbade Rauschen zu machen –
Toll war das – einfach toll! Ich merkte jetzt ihre Absicht: Biedermeier sollte aus Königsberg entfernt werden! Sie hatte ihn auf unglaublich raffinierte Art auf den Gedanken gebracht, mit ihr eine solche Spritztour zu unternehmen. Und der Schweinskopf war bereits viel zu verliebt und viel zu weinselig, um Unrat zu wittern –
Was in Rauschen geschah, hat uns Frigga später selbst erzählt.
In das letzte Glas Sekt hatte sie Biedermeier, drei kleine Tabletten eines leicht löslichen Schlafmittels hineingetan. Er war dann auch sofort eingeschlafen, und nach einer Fahrt von etwa einer Stunde langte sie mit ihm wohlbehalten in dem kleinen Seebade an, wo jetzt im Winter nur ein einziges Hotel geöffnet war.
Es gehörte schon Friggas ganze weltstädtische Sicherheit dazu, um so ohne Gepäck mit ihrem trunkenen „Gatten“ dort Unterkunft zu finden.
Ein Hundertmarkschein machte den Kellner gefügig. – Frigga belegte zwei Zimmer, und der Schweinskopf wurde glücklich ins Bett bugsiert.
Frigga fühlte sich ganz sicher. Sie hatte seine Brieftasche, Uhr und Ringe an sich genommen und schlief in ihrem Zimmer ungestört bis zum Morgen.
Biedermeier hatte einen wüsten Kater, merkte aber auch den Tag über nichts und wurde nur durch Friggas Verhalten sehr – sehr stark enttäuscht. Über den Handkuß hinaus gestattete sie ihm nichts. Und als der verfängliche Abend nahte, da begann ein neues Schlemmersouper auf August Schweinskopfs Zimmer; da bekam er wieder eine gehörige Dosis Schlafpulver – und sonst nichts – nichts! Und am Morgen bekam er etwas anderes – den Besuch des grimmen Ehemannes Ulli van Beechern, der mit einer Reitpeitsche in sein Zimmer stürzte und wie ein Berserker tobte, mit der Staatsanwaltschaft drohte, mit telegraphischer Mitteilung an Frau Sidonie Biedermeier und – auch erreichte, daß August selbst diese Komödie nicht durchschaute und kniefällig um Schonung flehte, wobei er bei sämtlichen Propheten beschwor, er habe Frigga nur die Hand küssen dürfen –
Das ganze Hotel war zusammengelaufen. Biedermeier vergoß Ströme von Angstschweiß. Und Ulli zählte ihm den Schiebergewinn für die vier Lokomobilenattrappen hin, erklärte stolz, die Sache sei erledigt; da seien die 1 250 000 Mark –
August fiel fast vom Stengel vor Staunen. Dann schob er Ulli 150 000 Mark hin. Der nahm sie und brüllte noch; Suchen Sie sich einen anderen Syndikus!“ holte Frigga aus ihrem Zimmer, brüllte noch immer wie zwei Berserker, setzte sich in das Auto und – gondelte nach Königsberg, hatte Frigga auf dem Schoß und küßte sie.
Als wir von Onkel Traugotts Beerdigung kamen, waren Beecherns schon nach Berlin unterwegs. Wir hatten noch verschiedenes zu erledigen und folgten ihnen erst vier Tage später.
Diesmal benutzten wir den Schlafwagen. Hella hatte diese bequemste Art, nachts zu reisen, noch nicht kennen gelernt. Sie fand die beiden übereinanderstehenden Betten „sehr ulkig“ und duldete es dann durchaus nicht, daß ich mir etwa bei den Turnkunststücken, das obere Bett zu erreichen, den Hals bräche.
Wir haben auf dieser Schlafwagenfahrt herzlich wenig geschlafen; wir schmiedeten Zukunftspläne; wir rechneten bestimmt damit, daß wir nach einer entsprechenden Anzahl von Monaten nicht mehr allein sein würden, und dann brauchten wir mindestens drei Zimmer – eben eins noch für den kleinen Schreihals, auf den wir so bestimmt rechneten und – der noch heute nicht da ist! Ja – man verrechnet sich oft! Dafür sind wir längst auf den Hund gekommen – längst, und unser Hund braucht kein Kinderzimmer und doch ist es da, denn wir haben uns eben in einem östlichen Berliner Vorort eine bescheidene Villa gekauft – Das waren unsere Pläne damals in jener Schlafwagennacht, als wir den Sprößling im Geiste schon vor uns sahen –
Aber der liegt, wie gesagt, noch immer im Storchenteich, – wahrscheinlich ganz unten, – dort, wo selbst der längste Storchenschnabel nicht hinreicht –
Und nun komme ich so langsam zum Schluß meines „Flatterseelchens“ – Und dieser Schluß ist vielleicht das Überraschendste von der Geschichte.
Als wir daheim anlangten – morgens gegen neun Uhr –, fand ich unter der eingegangenen Post zwei Briefe, die uns besonders interessierten – uns und den Leser wohl auch.
In dem einen schrieb Ulli, wir sollten sie sofort nach unserer Rückkehr besuchen. In dem zweiten lud uns der große Tschiskojedno für diesen Abend zu einer intimen Familienfeier um halb neun in das Weinrestaurant Buthmann, reserviertes Zimmer, ein – „Absagen gibt es nicht,“ stand zum Schluß. „Ihr werdet Eure Freude an mir haben. Beecherns sind auch da –“ –
Ah ja – Beecherns waren da – und noch verschiedene Leute –!
Nämlich August Biedermeier nebst Gattin und Tochter –
Und die Tochter – ja, mit der hatte der große Maxim sich verlobt, und das war die rassige Schönheit von Kempinski –!
Jeder, der auch nur etwas Phantasie hat, kann sich unsere und Ullis und Flatterseelchens Gesichter wohl leidlich vorstellen, die wir bei dieser Mitteilung machten, die Maxim in feierlichster Weise vorbrachte –
Der Schweinskopf Maxims Schwiegervater –! Es war einfach zum Radschlagen!!
Hella kniff mich denn auch derart in den Arm, daß ich „Au!“ rief und schnell hinzufügte:
„Au–frichtigsten Glückwunsch –“
Ulli mit dem Monokel benahm sich tipp topp, reichte August Biedermeier die Hand, und August wieder küßte Frigga das Händchen –
Ja – es war zum Radschlagen! Zumal der große Maxim in seiner ehrlichen Verliebtheit äußerst komisch wirkte und seine Braut, Fräulein Irma Biedermeier, ganz den Eindruck machte, daß der gute Maxim bei ihr nichts zu lachen haben würde.
Das Souper war fürstlich; jetzt sagt man schieberhaft. Und nach dem Souper fanden Ulli, der Schweinskopf und ich uns an einem Ende der Tafel bei einer Verdauungszigarre zusammen.
August, der kahle Generaldirektor, fragte Ulli versöhnlich-herablassend, was er denn jetzt treibe; er könne sofort wieder mit 30000 Mark Gehalt bei der Hydra eintreten, wo er sehr vermißt werde –
„Ich danke für Obst, Biedermeierchen!“ lächelte Ulli noch herablassender. „Ich habe es nicht mehr nötig –“
In demselben Augenblick wurde dem Schweinskopf ein Eilbrief überreicht, den der Diener von Hause dem Generaldirektor nachgebracht hatte.
August meinte: „Na nu – aus Königsberg!?“
Und Ulli kniff das monokelfreie Auge zu und grinste mich an.
Biedermeier überflog die Zeilen –
Dann wurde er blaurot und fauchte Ulli leise an:
„Mensch – wo haben Sie die vier Lokomobilen gelassen?! Hier schreibt mir der Baron Kasimir von Gaunerowski, daß er an der Grenze noch immer auf die Dinger wartet –“
„Weiter verschoben,“ sagte Ulli kühl. „Nach Finnland. Jedenfalls haben Sie Ihr Geld erhalten, Generaldirektorchen, und das ist die Hauptsache. Ein und eine Viertelmillion war mit Gaunerowski abgemacht, und ob der oder ein anderer bezahlt hat, kann Ihnen gleichgültig sein–“
Der Schweinskopf erblaßte jetzt.
„Finnland, – Mensch, dann haben Sie ja fraglos bei dem Valutastand von Finnland mindestens das Doppelte bekommen –!“ zischte er.
„Vielleicht, Biedermeierchen, vielleicht – Sprechen Sie aber leiser. Ihre Gattin wird schon aufmerksam, und wenn ich ebenso laut von Rauschen erzählen wollte, wohin Sie meine arme Frau verschleppt hatten, dann – Na, prost, Direktorchen, vertragen wir uns wieder! Sie haben mich eben für dämlich gehalten. Und das war ich auch. Aber die Hydra hat mich schlau gemacht –“
Biedermeier seufzte kläglich –
„Prosit, Syndikus – Einen Hochachtungsschluck –“
So, und nun nur noch ein paar kurze Bemerkungen über die Hauptbeteiligten dieser Schieber- und Lebenskomödie: Ulli ist Stoppelhopser geworden, notleidender Agrarier und hat Zwillinge; Maxim ist Pantoffelheld geworden und hat auch Zwillinge; wir haben nur einen Hund –
Und das Flatterseelchen, – ja, das ist jetzt die tüchtigste Gutsherrin, die es nur geben kann, und ich fürchte fast, daß die hohen Kartoffelpreise mit auf ihr Konto kommen.
Die Hydra ist tot. Biedermeier lebt in Zürich, in der freien Schweiz, denn hier in Deutschland sehnt sich der Staatsanwalt zu sehr nach ihm –
Noch etwas: diese Schiebertragikkomödie ist, was Ullis „Geschäft“ mit den vier Tanks betrifft, nicht so unmoralisch, wie es scheint. Die Tanks wären von der Entente zerstört worden. Als altes Eisen hätten sie niemandem genützt. So aber haben sie eine von vornherein eigentlich zum Zusammenbruch bestimmte Ehe wieder eingerenkt und aus dem Flatterseelchen eine tüchtige, vielleicht zu geschäftstüchtige Gattin und Mutter gemacht –
So – und nun – endgültig Schluß –
Der Vorhang fällt –
Aus!
Anmerkung:
1 Innentitel: Lickna