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Das Geheimnis des Waldes

 

Nic Pratt

Amerikas Meisterdetektiv

 

Heft 29:

 

Das Geheimnis des Waldes.

 

Nachdruck verboten. – Alle Rechte, einschl. das Verfilmungsrecht, vorbehalten. – Copyright 1922

by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin.

 

Nic Pratt, Amerikas Meisterdetektiv.

Zu beziehen durch alle Buch- und Schreibwarenhandlungen, sowie vom
Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin SO 26 Elisabeth-Ufer 44.
Druck: P. Lehmann G. m. b. H., Berlin

 

1. Kapitel.

„Bitte, erzählen Sie,“ sagte Nic Pratt zu dem derbknochigen, ländlich gekleideten Herrn, der ihn am Vormittag des Mai 1922 aufgesucht hatte. „Ich habe augenblicklich keinen Fall in Arbeit, und wenn die Geschehnisse dort im Walde von Jockville wirklich so geheimnisvoll sind, wie Sie andeuten, Mr Pennkart –“

„Nicht Pennkart – Pennvort – Pennvort, Mr. Pratt –“

„– so bin ich bereit, die Sache auch ohne größeres Honorar zu untersuchen.“

„Oh – geheimnisvoll genug, weiß Gott!“ nickte Mr. Samuel Pennvort ernst, und sein braunes, gesundes, bärtiges Gesicht nahm einen Ausdruck an, als empfände er plötzlich vor irgend etwas ungewisse Angst.

Pratt beobachtete ihn still. Er hatte da um den Mund des biederen Schneidemühlenbesitzers (Pennvorts Schneidemühle stand am Jock-Bach nordwestlich vom Städtchen Jockville) einen Zug stillen Grams entdeckt, der ihm zu denken gab.

„Ich will alles der Reihe nach berichten,“ begann Pennvort nach kurzer Pause. „Wir haben heute den 9. Mai. Am 15. April fand ich den ersten der sechs Selbstmörder –“

Pratt horchte auf.

„Selbstmörder – sechs?“ meinte er gespannt.

„Ja – sechs! Aber hören Sie nur geduldig zu. Es wird Sie nicht langweilen. Meine Mühle steht am Nordufer des Baches dicht am Rande der berühmten Jockville-Wälder, von denen ich einen kleinen Teil vor zwei Jahren zum Abholzen gekauft habe. Ich lasse die Stämme in meinem Dampfsägewerk gleich zu Brettern und Balken herrichten, die dann zu Schiff den Bach abwärtsgehen –“

„Und die Selbstmörder?“ warf Pratt ein. Er wollte Pennvorts Weitschweifigkeit zügeln.

„Die kommen gleich heran –“ Pennvort seufzte und starrte auf den Teppich. „Den ersten fand ich wie gesagt am 15. April morgens an einer Eiche hängen, als ich in meinem Waldstück die zu fällenden Kiefern aufsuchen wollte.“

„Wer war der Selbstmörder?“

„Das ist nicht festzustellen gewesen. Es war ein Mann in den besten Jahren, gut gekleidet, gepflegte Hände, Goldplomben in den Zähnen. Er – er stank schon. Der Arzt aus Jockville meinte, die Leiche hinge dort mindestens schon acht Tage. Vom Gesicht war nicht mehr viel zu erkennen. Die Krähen hatten es böse zugerichtet. Es war ein – ein scheußlicher Anblick, Mr. Pratt.“ Und wieder seufzte er, vielleicht ohne es selbst zu wissen, wie qualvoll dieser Seufzer klang.

„Der Mann hatte nicht das Geringste in seinen Taschen,“ fuhr er fort. „Die Polizei in Jockville hat ihn abgeschnitten, mitgenommen und beerdigen lassen.“

„Und die fünf anderen Toten? Konnten die ebenfalls nicht rekognosziert werden?“

„Nein. – Am 20. April fand ich den zweiten, in einem anderen Teil des Waldes –“ _

„Halt, einen Augenblick. Ich möchte mir Notizen machen.“

Pratt legte seine kurze Pfeife weg und begann zu schreiben.

„Weiter!“ bat er dann.

„Den dritten, vierten und fünften fanden meine Arbeiter.“

Pratts Interesse war erwacht. Seine grauen Augen strahlten auf.

„Die Leichen waren sämtlich schon in Verwesung übergegangen Mr. Pennvort?“ fragte er bedächtig.

„Ja. Und die Gesichter auch sämtlich von Vögeln zerhackt.“

„Was tat die Polizei aus Jockville?“

„Was ihre Pflicht war. Sie konnte jedoch auch nicht bei einem der sechs ermitteln, wer es sein mochte.“

„Also aus der Gegend dort waren die Leute nicht?“

„Ausgeschlossen, Mr. Pratt. Sechs Männer verschwinden doch nicht, ohne daß es auffallen würde.“

„Allerdings nicht. – In allen sechs Fällen lag unzweifelhaft Selbstmord vor?“

„Ja. Die Leute hatten die Stricke an einen Ast geknüpft, hatten sich die Schlingen um den Hals gelegt und waren von Baumstümpfen herabgesprungen. Der Detektiv Osborne aus Jockville hat alles genau untersucht. Osborne ist ein heller Kopf.“

„Wie kamen Sie denn schließlich auf den Gedanken, mir den Fall zu unterbreiten?“

„Osborne riet es mir. Er wußte, daß ich heute hier in Neuyork geschäftlich zu tun hatte. Gestern abend traf ich ihn auf dem Bahnhof in Jockville. Da sprachen wir wieder über die Selbstmörder.“

Pratt griff wieder nach seiner Pfeife, zündete sie an, rauchte ein paar Züge mit halb geschlossenen Augen und fragte dann ganz unvermittelt:

„Sie haben Sorgen, Mr. Pennvort?“

„Der Mühlenbesitzer zuckte zusammen. Ein scheuer Blick glitt über den berühmten Detektiv bin.

„Was man so Sorgen nennt!“ wich er achselzuckend aus. „Die Geschäfte gehen schlecht, Mr. Pratt.“

Er zog seine goldene Uhr, ließ den Deckel springen und fügte hastig hinzu:

„Ah – schon elf Uhr. – Ich muß mich verabschieden. Um halb zwölf habe ich eine Besprechung.“

Er erhob sich. „Wie gesagt, Mr. Pratt, wenn Sie den Fall untersuchen wollen, – Freiquartier bei mir sollen Sie haben, und hundert Dollar würde –“

„Danke,“ meinte Pratt kühl. „Die Sache ist nichts für mich. Wenn der Kollege Osborne in allen sechs Fällen Selbstmord als erwiesen erachtet, möchte ich mich nicht unnötig bemühen.“

„Ganz recht – ganz recht, überflüssig wär’s ja eigentlich,“ meinte Samuel Pennvort eifrig – viel zu eifrig, fand Pratt.

Dann reichte er Pratt die Hand. „Entschuldigen Sie, daß ich gestört habe, Mr. Pratt. Aber Osborne hätte sonst an Sie geschrieben. Nun ist er der Mühe überhoben.“

Der Detektiv geleitete Pennvort bis in den Vorgarten seines Häuschens, drückte ihm an der Pforte nochmals die Hand und meinte: „Falls Osborne doch noch an mich schreiben will, soll er den Brief nach Albany, bei Dr. Tompson, richten. Ich reise nachmittags zu Tompson, will mich dort ein paar Wochen erholen. Merken Sie sich: Albany, bei Dr. Tompson.“

Pratt kehrte eilig ins Haus zurück, lief in sein Schlafzimmer, riß den einen Schrank auf, hatte im Moment eine graue Perücke übergestülpt und einen Bart befestigt, drückte einen Schlapphut auf den Kopf, warf einen Pelerinenmantel um die Schultern und fuhr mit einer Schminkquaste über Nase und Wangen, drückte eine Brille vor die Augen und holte Pennvort gerade an der Haltestelle der Straßenbahn noch ein. –

Samuel Pennvort begab sich nach der Moulstreet Nr. 18 in den Laden eines greisenhaften Zigarrenhändlers, blieb dort fünf Minuten und suchte dann eine einfache Gastwirtschaft auf, wo er sich Essen bestellte.

Kurz nach ihm war ein stark hinkender älterer Mann in einem leichten Pelerinenmantel ebendort eingetreten und hatte am Nebentisch Platz genommen.

Kaum hatte dieser Mann gehört, daß Pennvort eine Suppe und ein warmes Gericht bestellte, als er dasselbe tat und dann in die Telephonkabine ging.

Hier rief er eine bestimmte Nummer an, worauf sich sehr bald Detektivinspektor Grablay, Pratts Freund, meldete.

„Hallo, Nic, sind Sie da?“

„Bin ich, Stuart. Sie können mir einen Gefallen tun. Senden Sie doch bitte unverzüglich einen Ihrer Leute nach Steafs Gastwirtschaft in der 18. Straße. Brauche Hilfe. Bin da hinter einem sehr merkwürdigen Geheimnis her.“

„Dann komme ich selbst, Nic. Habe gerade Zeit. – Wiedersehen.“

„Halt – bitte schlichte Maske, Stuart. Werde Ihnen ein Zeichen geben. Sie begrüßen mich als alten Bekannten. Name gleichgültig.“

„Wird geschehen. Schluß.“

Der hinkende Pelerinenmann kehrte an seinen Tisch zurück.

Zehn Minuten drauf setzte sich ein anderer älterer Mann zu ihm, der hier scheinbar zufällig gleichfalls seine Mittagsmahlzeit einnehmen wollte.

Samuel Pennvort war viel zu harmlos, um irgendwie auf die beiden aufmerksam oder gar argwöhnisch zu werden.

Inzwischen hatte Pratt dem Detektivinspektor, denn das war der zweite Graubart, bereits alles Nötige leise mitgeteilt.

Stuart Grablay wurde sofort stutzig, als er von den sechs unbekannten Selbstmördern hörte.

„Wissen Sie auch, Nic,“ meinte er nun flüsternd, „daß sechs Neuyorker Herren seit dem 7. April als spurlos verschwunden gemeldet sind? Alles Geschäftsleute, Nic. Mein Kollege Andrew erzählte mir vorgestern davon. Ich selbst habe damit nichts zu tun.“

Pratt blickte den Freund ernst an. „Stuart, das kann kein bloßer Zufall sein – gerade sechs! – Nun, wir werden Andrew die Geschichte vortragen. – Wenn der Mann dort, der Mühlenbesitzer, aufbricht, folgen Sie ihm. Ich werde mich in den Zigarrenladen begeben, mit dessen Inhaber dieser Pennvort vorhin so überaus eifrig sich unterhielt, wie ich von draußen beobachten konnte. Sollte Pennvort sich dann abermals irgendwo längere Zeit aufhalten wollen, so rufen Sie mich telephonisch an.“ –

Pratt fuhr nach der Moulstreet Nr. 18.

Das kleine Geschäft gehörte einem gewissen Chester Long, der zugleich auch Eigentümer des Hauses war, wie Pratt in einem Gemüseladen nebenan ermittelte.

Dann betrat Pratt den Zigarrenladen und verlangte drei leichte Brasil.

So nebenbei sagte er beim Bezahlen: „Vorhin war ein Bekannter von mir hier bei Ihnen, ein Mr. Samuel Pennvort aus der Nähe von Jockville, Mr. Long.

Der alte Herr schüttelte den Kopf. „Pennvort? – Pennvort? Den Namen kenne ich nicht.“

„So?! Nun, Pennvort ist ein stattlicher Mann.“ Und er beschrieb ihn recht genau.

Da besann Mr. Long sich, meinte zögernd: „Hm – Pennvort heißt der also. So – so!“

Pratt glaubte, sich Long anvertrauen zu dürfen, zeigte ihm seine Legitimation und fragte:

„Pennvort sprach hier sehr lebhaft mit Ihnen. Was wünschte er denn?“

„Er wollte mich aushorchen. Mr. Pratt. Ich vermiete einen Teil meiner Wohnung möbliert, zwei Zimmer. Ich bin Junggeselle, und was soll ich als einzelner Mann mit vier Zimmern?! Mein Mieter war nun ein gewisser Charles Colding. Seit dem 18. April ist Colding verschwunden.“

Pratt war’s, als ginge ein elektrischer Schlag durch feinen Körper. Aber er verbarg seine Erregung und meinte scheinbar gleichmütig.

„Verschwunden, Mr. Long? Hat dieser Colding etwa Dummheiten gemacht und ist entflohen?“

„Keine Rede davon,“ erklärte der alte Herr eifrig. „Colding war ein Ehrenmann. Er wohnte bereits acht Monate bei mir. Am 14. April sagte er mir, daß er bis zum 18. verreisen müsse. Wohin, weiß ich nicht. Von dieser Reise ist er nicht zurückgekehrt.“

 

 

2. Kapitel.

„Mr. Long, haben Sie das Verschwinden Coldings der Polizei gemeldet?“ fragte er nach kurzer Pause.

„Gewiß, Mr. Pratt. Ich tat es am 1. Mai.“

„Was war Colding von Beruf?“

„Agent. Er vermittelte Geschäfte.“

„Und Pennvort wollte Sie also nach Ihrem Mieter ausforschen?“

„Ja. Ganz bestimmt. Er fing das wie gesagt sehr ungeschickt an.“

„Was fragte er?“

„Er begann damit, daß er sich erkundigte, ob hier in der Nähe nicht möblierte Zimmer zu haben seien. Nachdem ich ihm erzählt hatte, daß ich selbst zwei Zimmer frei hätte, da deren bisheriger Inhaber verschwunden sei, erwähnte ich auch den Namen Colding. Dann ließ er sich genau berichten, was die Polizei hier unternommen hätte, um Coldings Verschwinden aufzuklären. Schließlich versprach er, nachmittags um fünf Uhr nochmals zu mir zu kommen. Vielleicht würde er die Zimmer mieten. Dann verließ er den Laden.“

„Befinden sich Coldings Sachen noch in den Zimmern, Mr. Long?“

„Ja – alles. Colding hat keine näheren Verwandten. Seine Braut Amy Besters meint, er würde schon noch zurückkehren.“

Pratt überlegte.

„Ich hätte eine Bitte, Mr. Long. Ich möchte mich in Coldings Zimmern einmal umsehen.“

„Gern, Mr. Pratt. Ich werde Ihnen die Wohnungsschlüssel geben. Meine Aufwärterin ist bereits wieder weggegangen. Einem so berühmten Manne wie Ihnen ist man stets gefällig. – Hier bitte sind die Schlüssel. Ich wohne in der ersten Etage. Ich würde Sie begleiten, aber ich kann mein Geschäft jetzt um die Mittagszeit nicht gut schließen.“

Pratt bedankte sich, nahm die Schlüssel und war gleich darauf vor des alten Herrn Wohnungstür.

Das Haus war alt und schmal. In jedem Stockwerk gab es nur eine Wohnung.

Die Flurtür hatte zwei Sicherheitsschlösser.

Nachdem Pratt aufgeschlossen und die Tür geöffnet hatte, glaubte er in der Wohnung ein Geräusch zu hören. Es klang wie ein leiser heiserer Schrei.

Rasch trat er ein, drückte die Tür ins Schloß und stand minutenlang regungslos.

Er lauschte mit angespannten Sinnen.

Er konnte sich nicht getäuscht haben. Dazu hatte er zu gute Ohren.

Alles blieb still.

Der Flur war hell, da die beiden Türen der Vorderzimmer Milchglasscheiben hatten.

Und – über die Scheiben der zweiten Tür glitt jetzt blitzschnell ein Schatten hin.

So blitzschnell, daß Pratt trotz der scharfen Umrisse des Schattens nicht sagen konnte, ob es ein Mann oder ein Weib gewesen. Nur das eine sagte er sich sofort: die Person dort hatte fraglos an jener Tür gehorcht, mußte also wohl gehört haben, daß die Flurtür geöffnet wurde.

Pratt zog seinen kleinen Revolver, spannte ihn und verschloß die Flurtür, legte auch die Sicherheitskette vor.

Er wußte, daß die beiden Vorderzimmer die Coldings waren. Er ahnte, daß sich hier jemand eingeschlichen hätte, der vielleicht ebenfalls Coldings Sachen durchsuchen wollte – genau wie Pratt dies beabsichtigt hatte.

Dann glitt er bis zur zweiten Tür, wollte sie aufstoßen.

Sie war versperrt. Der Drücker kreischte, und die Glasscheiben klirrten leise, so kräftig hatte Pratt gerüttelt.

Auch die andere Tür war verschlossen.

Pratt probierte nun die Schlüssel, die Mr. Long ihm mitgegeben hatte. Er fand auch die Zimmerschlüssel darunter, schloß die zweite Tür, über deren Scheiben der Schatten hinweggeglitten war, auf und – war mit einem Sprung mitten in dem hellen, großen Raume, blickte sich rasch nach allen Seiten um, bemerkte nichts Verdächtiges und schloß die Tür rasch wieder ab.

Dieses Zimmer hier war als Wohn- und Arbeitsraum mit älteren Möbeln eingerichtet. Die Verbindungstür nach dem Nebenzimmer war weit offen.

Pratt schaute hinein.

Dort ein Bett an der Wand, ein Waschtisch, dort zwei Schränke, ein Diwan.

Pratt wußte: es war jemand hier! Und er richtete sich danach.

Mit vorgehaltenem Revolver durchsuchte er jeden Winkel, wo etwa ein Mensch sich verborgen haben könnte.

Er öffnete die Schränke, schaute unter Bett, Diwan und Sofa, schaute hinter die Fenstervorhänge: nichts.

Die Zimmer bargen kein lebendes Wesen – nur ihn selbst, der jetzt sinnend auf der Schwelle der Verbindungstür stand und nochmals die Augen über beide Räume hinschweifen ließ, ob er auch nichts zu durchstöbern vergessen hätte.

Nein – überall hatte er gesucht. Selbst an Orten, in denen kaum ein Zwerg Platz gefunden haben würde.

Pratt schüttelte den Kopf.

„Seltsam!“ dachte er. „Ich sah doch den Schatten. Und der Schatten glitt nach rechts hin – dort nach dem Ofen zu.“

Er blickte empor.

Oben auf dem Ofen stand eine in Leinwand gehüllte große Gaskrone. Pratt hatte sie bereits vorhin bemerkt, hatte da jedoch noch erwartet, den Eindringling anderswo zu finden. Nun blieb eigentlich nur noch diese bauschige Leinwandhülle dort oben als Versteck übrig. Freilich auch dort konnte nur ein zwergenhafter Mensch unterschlüpfen! Aber Pratt vergegenwärtigte sich in diesem Moment nochmals den Schatten und die mutmaßliche Größe der Person, die diesen Schatten geworfen hatte. Und er sagte sich, was ihm vorhin im Flur entgangen war, daß diese Person tatsächlich nur von geringer Größe gewesen sein könnte!

Er trat noch einen Schritt zurück, hob den Revolver zielte auf die Leinwandhülle und rief leise, aber sehr energisch:

„Kommen Sie herab von da oben! Sofort! Ich zähle bis drei. Dann knallts!“

Hinter der Leinwand regte es sich.

Das Gesicht eines vielleicht neunjährigen Jungen erschien, – eines jener Gesichter frühreifer Neuyorker Gassenjungen, die mit ihrem überaus listigen, altklugen Ausdruck als Charaktertyp verwahrloster, bereits auf eigenen Füßen stehender kleiner Burschen sich in jeder Großstadt wiederholen.

Der kleine Bengel grinste Pratt frech an.

„Sie hätten ja doch nicht geschossen, Sie! Sie wollen hier wahrscheinlich ernten, wo Sie nicht gesät haben. Und ein Dieb wird sich hüten, das Haus durch einen Schuß zu alarmieren.“

Pratt war tatsächlich verblüfft über diese Frechheit. Dabei konnte er gar nicht einmal abstreiten, daß der Junge recht hatte. Er hätte nicht geschossen. Das stimmte.

„Komm’ herab!“ befahl er nochmals.

„Werde mich hüten, Sie! Wenn Sie nicht schleunigst von hier verschwinden, werde ich die Gaskrone auf den Fußboden. Dann sollen Sie mal sehen, wie schnell Sie verhaftet werden!“

Er grinste jetzt nicht mehr. Er sprach mit einer höhnischen Überlegenheit, die auf Pratt nicht einmal einen unangenehmen Eindruck machte. Im Gegenteil, er mußte lachen. Die Situation entbehrte ja tatsächlich durchaus nicht einer gewissen Komik.

Pratt hielt es für angebracht, den kleinen Kerl, der sich inzwischen vollends aufgerichtet hatte, über die wahre Sachlage schleunigst aufzuklären. Er ahnte bereits, daß der Junge im Auftrage eines anderen hier eingedrungen war.

Er schlug daher einen gemütlichen Ton an und sagte indem er in dem Schreibsessel Platz nahm:

„Damit Du es weißt, mein Bursche: ich bin Nic Pratt!“

Sofort rief der Bengel empört:

„So ‘ne Unverschämtheit! Nic Pratt! Wer kennt Nic nicht – den berühmten Nic! Ich kenne ihn. Ich verkaufe manchmal an der Ecke Pearl- und Bloornstraße Extrablätter. Pratt hat mir schon oft was abgekauft. Der hat ‘ne schmale, große Nase und nicht so’n Kürbisriechorgan wie Sie!“

Pratt lächelte wieder, zog die rosa Wattestöpsel, die seine Nase stark in die Breite getrieben hatten, heraus und nahm auch den falschen Bart und die Brille ab.

Das Gesicht des Jungen veränderte sich jäh.

„Donnerwetter – Mr. Pratt!“ entschlüpfte es ihm.

Und dann turnte er auch schon in seinem zerlumpten Habit mit affenartiger Gewandtheit vom Ofen auf den Fußboden, machte vor Pratt eine Art Kratzfuß, riß die schäbige Mütze ab und sagte demütig:

„Entschuldigen Sie, Mr. Pratt. – Ich bin der Jonny Glourr, meist Jonny Vierzeh genannt, da ich an den Füßen nur vier Zehen habe. Ich stehe ganz zu Diensten.“

 

 

3. Kapitel.

Pratt wußte, wie man diese Neuyorker kleinen Banditen zu behandeln hatte.

Er gab Jonny die Hand. „Set’ Dich,“ sagte er ganz so, als spräche er mit einem Erwachsenen. „Zigarette gefällig?“ Er zog sein Etui hervor, und der hagere, sonnengebräunte Jonny bediente sich, dankte höflich, rieb ein Zündholz an und reichte Pratt zuerst Feuer.

„Wer hat Dich hergeschickt?“ begann Pratt das Verhör.

„Ein Mann, der sich Mr. William Jock nennt.“

Pratt horchte auf. – Jock – Jock – Jockville! Sollte das ein Zufall sein?

„Erzähle alles im Zusammenhang, Jonny,“ meinte er dann. „Falls Mr. Jock Dir Geld versprochen hat: von mir erhältst Du das Doppelte.“

Jonny machte eine abwehrende Handbewegung. „Wenn Sie mir nur dasselbe geben, Mr. Pratt. Das genügt. Ich sollte zehn Dollar bekommen, wenn ich den Brief hier fände und Mr. Jock auslieferte. – Die Sache war so, Mr. Pratt. Mit den Extrablättern ist es jetzt nichts. Es passiert nichts. Deshalb treibe ich mich auf den Bahnhöfen herum, um für die Reisenden Gepäck tragen zu können. Man muß doch satt werden, und die Schlafstelle bei Mutter Grünohr kostet zehn Penny für den Tag.“

„Eltern hast Du nicht?“

„Eltern?! Unsereiner hat doch keine Eltern. Ich bin im Findlingshaus der Heilsarmee aufgezogen. Mit sechs Jahren kniff ich aus und machte mich selbständig. – Also auf dem Penn-Bahnhof (Pennsylvania-Bahnhof) kam gestern abend der Mr. Jock an. Er hatte nur ‘ne große Reisetasche. Ich trug sie ihm bis zum Western-Hotel in der Laigth-Street. Sie kennen das Hotel natürlich. Fünfte Sorte, Mr. Pratt. Er wollte durchaus zu Fuß geben. Und er suchte immer dunkle Seitenstraßen auf.“

„Du meinst, er wollte sich nicht sehen lassen?“

„Das meine ich, Mr. Pratt. – Unterwegs unterhielt er sich mit mir. Er behauptete, er sei aus New-Orleans. Das ist Schwindel. Er war ja mit einem Zuge von Cleveland angekommen. Dann horchte er mich aus. Er wollte wohl so feststellen, was an mir dran sei. Und dann bot er mir zehn Dollar, wenn ich hier aus den Zimmern des Mr. Charles Colding einen bestimmten Brief herausholen würde. Der Brief würde wohl im Schreibtisch liegen, fügte der Jock hinzu. Und das stimmte: er lag dort im Schreibtisch. Hier ist er.“

Er faßte in die Tasche und reichte Pratt einen Briefbogen.

Der Detektiv las mit äußerster Spannung:

Jockville, den 12. April 1922.

Mr. Ch. Colding, Neuyork.

Teile Ihnen mit, daß ich Sie am 14. d. M abends bestimmt hier auf dem Bahnhof erwarte, nicht am 15. Der Zug trifft um 11 Uhr ein. Ich bin mit einem Wagen an der Bahn. Das Geschäft wird perfekt werden. S. Pennvort.

Pratt wurde es heiß – siedend heiß. Also Pennvort hatte mit Colding geschäftliche Beziehungen unterhalten! Und vielleicht hatte Colding eine größere Summe Geldes mit nach Jockville genommen! Vielleicht lagen also, was Pratt ja gleich beargwöhnt hatte, keine Selbstmorde, sondern – Morde hier vor! Morde, um die Toten ausrauben zu können! –

Der Detektiv zwang sich zur Ruhe.

„Jonny,“ fragte er den Knaben, „Mr. Jock hatte Dir den Inhalt dieses Briefes natürlich genau angegeben. Wie begründete er denn sein Ansinnen, daß Du den Brief – stehlen solltest?“

„Er sagte, Mr. Colding wollte den Brief zu Erpressungen benutzen. Er hat mir da eine Geschichte erzählt, die ich nur halb verstand.“

„Wußte er, daß Du die Zimmer hier heute vormittag leer finden würdest?“

„Ja. Er erklärte, Colding sei verreist, und der Wohnungsinhaber, der alte Mr. Long, sei tagsüber unten im Laden. Ich habe, bevor ich durch das Fenster über der Flurtür hier einstieg, geläutet. Da niemand öffnen kam, war ich meiner Sache sicher, Mr. Pratt. Das Fenster da oben ließ sich leicht hochklappen. Es war zwar verriegelt, ich habe die Riegel aber mit einem Stück Eisendraht beiseite gedrückt.“

„Wo solltest Du Jock treffen, wenn Du den Brief gefunden hättest?“

„Bei Mutter Grünohr, Mr. Pratt. Dort habe ich Schlafstelle – Aldingstreet Nr. 12, dritter Hof rechts.“

„Und wann?“

„Nachmittags um vier Uhr.“ –

Pratt überlegte. Dann gab er Jonny fünfzehn Dollar.

„Ich werde von diesem Brief die obere Ecke abreißen, wo Jockville, das Datum und Neuyork steht. Diese Ecke werde ich so ansengen und beschmutzen, daß Du Jock sagen kannst, Du hättest nur noch diesen Briefrest im Ofen gefunden.“

„Gut, Mr. Pratt. Soll besorgt werden.“

„Du gehst auch erst punkt vier Uhr zu Mutter Grünohr, Jonny.“

„Schön – punkt vier Uhr.“

„Und jetzt verschwindest Du von hier.“ –

Gleich darauf war Pratt allein.

Er durchsuchte den Schreibtisch und den Bücherschrank, durchstöberte auch alle übrigen Möbel, entdeckte jedoch nichts mehr, was irgendwie auf das Verbrechen Bezug haben könnte.

Dann brachte er Mr. Long die Schlüssel zurück, bat ihn um strengste Verschwiegenheit und fuhr nach Hause nach der Pearlstraße.

Seine Wirtschafterin Frau Allison meldete ihm sofort, daß Stuart Grablay, der Detektivinspektor, angerufen habe und bestellen ließe, Pennvort sei um ein Uhr in die Klinik des Professors Goudbray gefahren.

Pratt begab sich ohne Säumen nach der Albertstreet, wo die Klinik des berühmten Operateurs lag.

Vor dem Hause traf er Grablay.

„Pennvort ist noch drinnen, Nic,“ erklärte der Detektivinspektor.

„Wenn er herauskommt, werden wir zu Goudbray gehen,“ meinte Pratt. „Pennvort brauchen wir nicht mehr zu beobachten. Ich weiß, wo wir ihn wiederfinden werden: um vier Uhr bei Mutter Grünohr in der Aldingstreet 12. Dort werden Sie ihn verhaften, Stuart.“

Grablay war nicht weiter überrascht. „Daß diese Selbstmorde anrüchig sind, dachte ich mir gleich,“ sagte er nur, und ließ sich dann von Pratt alles Nähere über die Vorgänge bei Mr. Long und oben in der Wohnung erzählen. –

Pennvort erschien auf der Straße. Er ging jetzt weit elastischer und straffer, sah auch nicht mehr so düster und vergrämt aus. –

Professor Goudbray war etwas verwundert, als ihn zwei solche Autoritäten auf kriminalistischem Gebiet wie Grablay und Pratt dieses Samuel Pennvort wegen aufsuchten.

„Gewiß will ich Ihnen mitteilen, was Pennvort von mir wünschte,“ erklärte er. Der Arzt in Jockville hatte Pennvort eines Darmleidens wegen behandelt und dieses für Krebs erklärt, hatte ihm schon im Februar geraten, sich operieren zu lassen. Pennvort kam heute zum ersten Male zu mir, und ich konnte ihm schon nach kurzer Untersuchung alle Sorge nehmen. Es handelt sich nicht um Krebs, sondern um ein harmloses nervöses Darmleiden. Pennvort war überglücklich. Er hatte allen Ernstes geglaubt, bald sterben zu müssen.“

Pratt und Grablay bedankten sich für die Auskunft und schritten langsam dem Südteile der Stadt zu.

Pratt war sehr nachdenklich geworden.

„Stuart, ich fürchte, Pennvort ist unschuldig,“ sagte er unvermittelt. „Ich habe mir alles, was ich über ihn weiß, nochmals vergegenwärtigt. Der Mann ist kein Raubmörder. Ich nahm an, sein gedrücktes Wesen sei auf ein schlechtes Gewissen zurückzuführen. Das stimmt nicht, wie wir nun wissen. Er war seiner Gesundheit wegen in Sorge.“

Grablay schüttelte den Kopf. „Aber die Erkundigungen, die er bei Long über Colding einzog! Und der Brief, Nic, dieser verfängliche Brief!“

„Oh – bei nüchterner Prüfung besagt der Brief gar nichts. Ich zweifle jetzt doch, ob Mr. Jock und Pennvort ein und dieselbe Person ist. Allerdings ist auch Pennvort gestern abend hier in Neuyork eingetroffen, und des kleinen Jonny Angaben über das Äußere „Jocks“ passen vorzüglich auf Pennvort. Trotzdem will es mir nicht in den Kopf, daß Samuel Pennvort sechs Menschen beseitigt haben soll. Geben Sie acht, Stuart: um vier Uhr wird sich bei Mutter Grünohr ein anderer einfinden!“

Weder Nic Pratt noch Grablay sollten recht behalten, denn – es fand sich überhaupt niemand bei Mutter Grünohr ein.

Das Haus war von der Polizei ganz unauffällig umstellt worden. Leider umsonst. Es kam niemand. Als es ¾ 5 geworden, verließ Pratt die kleine Kneipe, von deren Fenster aus er und Stuart Grablay das Haus ebenfalls beobachtet hatten, und eilte zu Mr. Long, um sich im Laden hinter den Warengestellen zu verbergen.

Kurz nach fünf Uhr trat denn auch Pennvort wirklich ein.

Pratt hatte bereits mit Long verabredet, wie man Pennvort überraschen wollte. Kaum hatte der Mühlenbesitzer den alten Herrn begrüßt, als dieser ihm den Brief reichte, von dem die obere rechte Ecke fehlte.

„Da, Mr. Pennvort,“ sagte Long–. „Lesen Sie mal. Das haben Sie geschrieben.“

Pennvort überflog das Schreiben, rief dann:

„Was bedeutet das?! Das habe ich nicht geschrieben. Die Handschrift gleicht der meinen. Aber der Brief rührt trotzdem nicht von mir her. Ich habe Mr. Colding –“

Er schwieg plötzlich. wurde verlegen und führte hastig den begonnenen Satz zu Ende: „– mit Mr. Colding nie Geschäfte gemacht. Ich kenne ihn nicht.“

Pratt schlüpfte rasch aus seinem Versteck hervor.

„Sie lügen!“ sagte er laut. „Ich bin Nic Pratt. Ich wollte nie nach Albany reisen, wie ich Ihnen vormittags erzählte, ich wollte Sie nur in Sicherheit wiegen, Sie beobachten. Sie haben mit Mr. Colding Geschäfte gemacht! Sie haben soeben den Satz anders beendet! Sie fingen ihn an: „Ich habe Mr. Colding –“ und wollten vielleicht fortfahren: „– Nicht ermordet!“ – Gestehen Sie nur ein: Sie haben Colding persönlich gekannt! Weshalb wollten Sie denn jetzt seine Zimmer mieten?! Heraus mit der Wahrheit!“

Samuel Pennvort blieb merkwürdig ruhig.

„Mr. Pratt, ich kann Ihnen sehr einfach beweisen, daß ich diesen Brief nicht geschrieben habe. Hätte ich ihn geschrieben, so würde ich wohl auch Colding am 14. April von der Bahn abgeholt haben. Aber das tat ich nicht, weil ich eben nichts von diesem Briefe und einem Colding wußte. Ich war am 14. April in Jockville abends bei Richter Warton eingeladen. Wir haben dort bis zwei Uhr morgens Whist gespielt. Darauf wird Warton sich schon noch besinnen.“

Pratt war bitter enttäuscht. Er hatte Pennvort zu einem Geständnis zwingen wollen – zu dem Geständnis, Colding gekannt zu haben.

„Dann erklären Sie mir, Mr. Pennvort, weshalb Sie heute Mr. Long hier über Colding ausgehorcht haben und weshalb Sie Coldings Zimmer mieten wollten.“

Der biedere Pennvort blickte Pratt finster an.

„Darüber verweigere ich die Auskunft,“ meinte er kurz. „Das sind meine persönlichen Angelegenheiten, die Sie nichts angehen – gar nichts!“

Pratt merkte: dieser Mann war jetzt ein anderer, nachdem der Professor ihm die Angst um sein Leben genommen hatte.

„Und wenn die Polizei von Ihnen über diese Punkte Auskunft verlangt?“ fragte er ernst.

„Dann werde ich der Polizei dasselbe antworten. Genau dasselbe. – Wünschen Sie noch etwas von mir, Mr. Pratt?“

„Ich wünsche Ihnen eins: daß das Geheimnis des Waldes von Jockville bald aufgeklärt werden möchte, Mr. Pennvort! Ein Geheimnis ist bei diesen sechs Selbstmorden dabei. Und – Colding ist einer der sechs Toten! Verlassen Sie sich darauf: ich werde es aufklären!“

„Das sollte mich freuen, Mr. Pratt.“

Und er verbeugte sich kalt und ging davon. –

Eine halbe Stunde später sagte Pratt zu Inspektor Grablay:

„Pennvort weiß mehr von alledem, als er zugibt. Aber der Mörder ist er nicht. Nun werde ich mich mit den fünf anderen hier als verschwunden Gemeldeten beschäftigen und dann nach Jockville fahren. Ich werde das Rätsel lösen, Stuart. Bleiben Sie hier, begleiten Sie mich nicht. Zwei Fremde in Jockville fallen zu sehr auf.“

 

 

4. Kapitel.

Am 9. Mai abends elf Uhr traf der letzte Bummelzug in Jockville ein. Es stiegen nur wenige Reisende aus, darunter auch ein altes buckliges Weiblein mit einem großen Tragkorbe auf dem Rücken.

Die Alte wanderte vom Bahnhof durch die laue Nacht einen gepflasterten Weg nach Westen zu, ließ das Städtchen rechter Hand liegen und schritt so rüstig aus, daß sie Samuel Pennvorts Schneidemühle gegen ein Uhr morgens erreichte.

Sie umschritt die Gebäude, sich stets im Schatten der Büsche haltend, sah sich das Wohnhaus Pennvorts, das hart am Ufer des Jock-Baches lag, aus einiger Entfernung genau an und bediente sich dabei eines Fernglases, das ihr in der mondhellen Nacht gute Dienste tat.

Dieses Weiblein war kein anderer als der vielgestaltige Nic Pratt.

Die Unterredung mit Mr. Andrew, dem Kollegen Grablays, über die sechs verschwundenen Neuyorker hatte ihm die Überzeugung gebracht, daß seine Vermutung zutraf und daß es sich hier um sechs wohlüberlegte Raubmorde handele.

Wer aber war dieser kaltblütige, raffinierte Mörder? Wie hatte er seine Opfer nach Jockville in den Wald gelockt, und wie hatte es geschehen können, daß seine Opfer sich so ahnungslos hatten hinschlachten lassen?!

Pratt stand in dieser Beziehung noch vor einem unlösbaren Rätsel. Nur eins war ihm klar: Samuel Pennvort konnte der Mörder nicht sein, und das Rätsel war nur hier an Ort und Stelle zu enthüllen!

Nachdem er etwa eine Stunde sich in der Nähe der Gebäude aufgehalten hatte, wollte er schon im Walde verschwinden, um irgendwo zu nächtigen, als er plötzlich Stimmen hörte, gleichzeitig auch einen Mann und eine Frau gewahrte, die auf einem Fußpfad aus dem Walde daherkamen.

Er hatte schon vorhin seinen Korb in einem Gestrüpp versteckt und konnte sich daher mühelos an den Fußpfad heranschleichen, duckte sich hinter einem Stapel Bretter zusammen und erwartete das Paar.

Sie gingen nun langsam an ihm vorüber. Er hörte des Mannes junge frische Stimme innig sagen:

„Evelyn, habe Geduld. Ich werde beweisen, daß er es nicht tat. Und dann wird er mir dankbar sein.“

Das weitere verstand Pratt nicht.

Dann sah er, wie die beiden sich zärtlich küßten und wie der Mann dem Walde wieder zueilte, während das Mädchen das Wohnhaus betrat.

Pratt blieb dem Manne auf den Fersen. Dies war nicht ganz einfach, denn der stattliche junge Mensch, der eine Art derben Sportanzug trug, war sehr vorsichtig, drehte sich häufig um und lauschte.

Der Detektiv mußte seine ganze Gewandtheit aufbieten, um ihn in dem dunklen, buschreichen Hochwalde nicht aus den Augen zu verlieren.

Sehr oft mußte Pratt sich auch auf allen Vieren vorwärtschieben. Der junge Mann wurde immer vorsichtiger, je dichter und unwegsamer der Wald ihn umgab. Er benutzte zumeist schmale, kaum sichtbare Holzfällerpfade, hielt jetzt einen Revolver in der Rechten und bewies in seinem ganzen Verhalten, daß er jeden Augenblick mit irgend einer ernsthaften Gefahr, also wohl mit einem heimtückischen Angriff, rechnete.

Jetzt blieb er am Rande einer Lichtung stehen und blickte angestrengt in das Waldesdunkel zurück. Pratt fürchtete schon, daß der nächtliche Wanderer ihn bemerkt haben könnte. Doch nach ein paar Minuten streifte der Mann seine Schuhe ab, nahm sie in die Linke und glitt lautlos über die mondhelle Lichtung hinweg auf fünf riesige alte Buchen zu, die etwa in der Mitte der steinigen Blöße dicht beieinander ihre breiten Kronen zum stahlblauen Nachthimmel emporstreckten.

Pratt hatte rasch sein Fernglas eingestellt. Nur so war es ihm möglich, den Mann im Schatten der Buchengruppe weiter zu beobachten.

Der Unbekannte erkletterte sehr rasch die mittelste der Buchen – so rasch, daß Pratt überzeugt war, daß in deren Stamm Steigeisen oder dergleichen hineingetrieben sein müßten.

Der Mann verschwand darauf oben in dem undurchdringlichen Blätterdach.

Pratt richtete sein Glas auf die Kronen der mächtigen Bäume, da es ja unten nichts mehr zu sehen gab.

Nach einer Weile blitzte im Wipfel der am weitesten nach Süden stehenden Buche ein schwacher Lichtschein auf – nur für Sekunden, erlosch wieder.

Pratt wartete eine halbe Stunde.

Nichts geschah. Der Mann hatte die Bäume nicht wieder verlassen.

Der Detektiv näherte sich von Norden her den Buchen, hatte gleichfalls die Schuhe abgelegt, um das Gras nicht zu derb niederzutreten und um auffällige Spuren zu vermeiden. Bald hatte er den mittelsten Baum erreicht, betastete den Stamm, der gut zwei Meter Durchmesser hatte, und fand schnell heraus, daß tatsächlich in den Stamm knorrige kurze Aststücke so hineingetrieben worden waren, daß sie wie natürliche Astreste wirkten.

Pratt warf den ihn behindernden geflickten Weiberrock ab und begann emporzuklimmen.

Er brauchte eine halbe Stunde, bevor er das Geheimnis dieser Baumgruppe entdeckt hatte: in den Wipfeln war, gegen jeden Blick durch die dichten Blättervorhänge geschützt, eine kleine Hütte errichtet, die auf starken Ästen ruhte und aus Zweigen geflochten war. Sie lag etwa zwanzig Meter über dem Erdboden, hatte nach Süden zu eine Fensteröffnung, vor der jetzt eine Decke von innen hing, und nach Osten ein ebenfalls verhängtes Türloch.

Der Lichtschein vorhin konnte nur durch das Fenster hinausgedrungen sein. Er war verschwunden, nachdem der rätselhafte Bewohner die Öffnung durch die Decke abgedichtet hatte.

Pratt saß auf einem starken Ast in einer Höhe mit der Baumhütte und überlegte.

Was sollte er tun?! Er wußte, daß Samuel Pennvort Witwer und daß jene Evelyn sein einziges Kind war, wußte nun auch, daß sie einen Geliebten hatte, der dem Mühlenbesitzer als Bewerber um Evelyns Hand offenbar nicht genehm war und daß Evelyn wahrscheinlich Ihren Vater ebenfalls mit den sechs Selbstmorden irgendwie in Zusammenhang gebracht hatte, daß sie ihn als vielleicht gar als Mörder der sechs verdächtigte und ihr Geliebter im Gegensatz zu ihr Pennvort für unschuldig hielt und dies auch beweisen wollte. – All das hatte Pratt den Worten des jungen Mannes entnommen.

Wer war nun dieser stattliche Mensch, der hier so im Verborgenen hauste?!

Pratt wäre es ein leichtes gewesen, sich hierüber sofort Aufschluß zu verschaffen. Der Hüttenbewohner schlief jetzt. Pratt hätte ihn zwingen. können, ihm Rede und Antwort zu stehen.

Und doch unterließ er es, kletterte ebenso behutsam wieder abwärts und begab sich dorthin zurück, wo er seinen Tragkorb versteckt hatte. Um den Weg nach den fünf Buchen wiederzufinden, brachte er an den Kreuzungen der Holzfällerpfade unauffällige Zeichen an.

A1s er sich jetzt dem Gestrüpp näherte, wo sein Korb stand, richtete sich plötzlich vor ihm eine kleine Gestalt auf – ein ärmlich gekleideter Knabe mit pfiffigem Gesicht: Jonny Vierzeh!

Jonny grinste den Detektiv vergnügt an.

„‘n Abend, Mr. Pratt! Nun schelten Sie mich nur nicht zu sehr aus, weil ich Ihnen von der Pearlstraße aus bis hierher heimlich gefolgt bin. Die Dollar haben mir gute Dienste geleistet. Ich hätte sonst die Eisenbahnfahrt nicht bezahlen können. Ich wollte mich doch dankbar zeigen, denn – jener Mr. Jock, Mr. Pratt, war schon in Neuyork hinter Ihnen her, als Sie um sieben Uhr nach Hause kamen.“

Pratt war so überrascht, daß er zunächst gar nichts sagte.

Und Jonny flüsterte weiter: Freilich sah der Jock ganz anders aus, hatte keinen Bart mehr und trug ‘ne Brille wie ‘n Schulmeister. Aber an seinem Anzug und an dem Einwärtsgang habe ich ihn erkannt. Er ist dann im Nebenabteil mit nach Jockville gereist, sah Ihnen lange nach, wie Sie den Weg hier nach der Mühle einschlugen, und wandte sich dann einem Gehöft zu, das außerhalb der Stadt liegt. Nachdem er in dem Häuschen verschwunden war, lief ich Ihnen nach. Wie Sie darauf den Mann im Walde verfolgten, kamen Sie mir aus den Augen. Da habe ich mich denn hier neben Ihre Kiepe gesetzt und auf Sie gewartet. Ich denke, Sie werden mit mir zufrieden sein. Sie wissen nun ja, wo der Jock wohnt.“

 

 

5. Kapitel.

Pratt drückte dem kleinen Burschen kräftig die Hand.

„Ich bin sogar sehr zufrieden mit Dir, Jonny,“ meinte er herzlich. „Ich gebe zu, daß ich nichts davon gemerkt habe, daß mir jemand in Neuyork nachschlich. Nur im Zuge nach Jockville fiel mir der Mann mit der Brille auf. Ich hätte mich in Jockville nach ihm umgetan, wenn ich auch nicht ahnte, daß es jener Jock war. So aber hast Du mir diese Arbeit erspart. Nun wollen wir irgendwo lagern und uns ausschlafen, kleiner Freund. Der Morgen dämmert bereits herauf.“

Er nahm den Korb, und beide drangen wieder in den Wald ein, fanden ein geeignetes Plätzchen und errichteten hier das Zelt mit den zusammenschiebbaren Zeltstöcken, das Pratt außer manchen anderen Dingen in dem Korbe bei sich trug.

Nachdem sie noch aus Pratts Vorräten sich gestärkt und sogar Tee gekocht hatten, hüllten sie sich in die Decken und schliefen ungestört bis gegen Mittag, bereiteten sich dann eine warme Mahlzeit auf dem Spirituskocher und verabredeten, wie sie sich die Arbeit für den Tag teilen wollten.

Pratt war wirklich recht glücklich, daß er Jonny nun als Gehilfen bei der Hand hatte. Dieser seltsame Kriminalfall nahm ja an Umfang noch immer zu. Bisher hatten nur Pennvort und jener Jock dabei eine Rolle gespielt. Jetzt waren noch Evelyn und der geheimnisvolle Baumhüttenbewohner hinzugekommen. Dies verlangte eine stete Beobachtung von vier Personen, die Pratt allein nicht hätte erledigen können.

Nach der Mahlzeit verwandelte Pratt sich in einen älteren Landstreicher. Während Jonny dann nach dem Städtchen pilgerte, um über Mr. Jock Erkundigungen einzuziehen, begab Pratt sich nach dem Wohnhause Pennvorts und bettelte dort um ein warmes Gericht.

Evelyn brachte ihm denn auch eine Schüssel mit Essen in den kleinen Garten. Sie war ein hübsches blondes Mädchen, sah nur sehr vergrämt aus.

Mit einem Male erklang vom Fahrweg her Pferdegetrappel und Räderrollen.

Evelyn horchte auf, seufzte und murmelte:

„Der Vater!“

Sie war bleich geworden, ging zögernd auf den Vorplatz und wurde hier von Pennvort mit größter Herzlichkeit begrüßt.

Pratt war näher herangeschlichen und beobachtete die Szene, hörte auch jedes Wort.

„Evelyn,“ rief Pennvort strahlend, „ich kehre als ein anderer zurück! Ich hatte Dir verschwiegen, daß ich in Neuyork einen berühmten Arzt konsultieren wollte, der mich nun über mein Leiden völlig beruhigt hat, während unser Doktor, was Du auch nicht wußtest, mich als Todeskandidaten betrachtete.“

Dann merkte er, daß Evelyn scheu und zurückhaltend blieb, nahm ihre Hände in die seinen, sah sie lange ernst prüfend an und meinte schmerzlich:

„Kind, Kind, was hast Du nur gegen mich?! Spukt Dir immer noch John Blottner im Kopfe herum?! Siehst Du denn nicht ein, daß er Deiner unwürdig ist?! Nur er kann damals vor drei Monaten mich bestohlen haben! Er hatte die Schlüssel zum Büro und zum Geldschrank! Daß ihm nur eine so geringe Summe –“

Evelyn hatte sich losgerissen. Ihre Augen flammten. „Vater – kein Wort mehr darüber! John ist niemals der Dieb.“

Dann schluchzte sie auf und lief ins Haus.

Samuel Pennvort schaute ihr traurig nach, sprach schmerzlich bewegt vor sich hin: „Es ist nicht Blottner allein, der sie mir entfremdet hat! Auch sie beargwöhnt mich, auch sie glaubt, ich sei ein Verbrecher – ein Mörder! – Und – wie hatte ich mich auf die Heimkehr gefreut – wie sehr!“

Dem starken Manne rannen jetzt wirklich ein paar Tränen in den Bart.

Pratt glaubte diese Gelegenheit, wo Pennvort sich in so trüber Stimmung befand, ausnutzen zu müssen. Leise rief er ihn

Pennvort fuhr herum. „Wer sind Sie!? Was wollen Sie?!“ sagte er müde. „Da – diese fünf Dollar werden Ihnen –“

„Pratt!“ flüsterte der Detektiv: „Kommen Sie dort in die Laube. Ich habe mit Ihnen zu sprechen.“

Dann saßen die beiden Männer einander gegenüber. Pratt erzählte, was Pennvort bisher nicht wissen konnte: von dem fragwürdigen Mr. Jock, von Jonny, der den Brief hatte stehlen müssen und der nun gleichfalls hier weilte, und von dem Bewohner der Baumhütte.

„Das kann nur John Blottner, mein früherer Buchhalter sein,“ meinte Pennvort finster. „Er ist verschwunden, nachdem er aus der Untersuchungshaft entlassen worden war. Man konnte ihm den Diebstahl nicht beweisen.“

„Ahnen Sie, wer jener Jock ist?“ fragte Pratt gespannt.

„Nein. Ich weiß nur, daß dort in dem Gehöft außerhalb des Städtchens bei der Witwe Johnston ein Maler seit etwa drei Monaten wohnt, ein Landschaftsmaler namens Wilson. Der Mann lebt ganz für sich, ist aber fraglos nichts als ein harmloser Künstler.“

„Mr. Pennvort,“ sagte Pratt eindringlich, „ich will Ihnen nun auch mitteilen, was ich über die sechs Selbstmorde vermute und über die Rolle, die Sie bei alledem spielen. Sie hielten sich für einen Todeskandidaten, wollten daher Evelyns Zukunft sicherstellen und die Mühle gut verkaufen, um Ihrer Tochter nicht die Arbeit der Fortführung Ihres Geschäfts nach Ihrem Tode aufzubürden. Sie haben Ende März die Mühle und Ihren Wald in Neuyorker Zeitungen unter einer Chiffre zum Verkauf angeboten. Ich fand diese Annoncen. Ich ermittelte auch, daß die sechs Selbstmörder, eben die sechs aus Neuyork Verschwundenen, mit Ausnahme Coldings, Holzkaufleute waren. Sie haben diese Reflektanten hier in aller Heimlichkeit nach Jockville bestellt, da Evelyn nicht vorzeitig erfahren sollte, daß und weshalb Sie Ihr Geschäft veräußern wollten. Ein anderer Mann muß Ihnen nun dauernd nachspioniert haben, bestellte die Reflektanten durch Briefe mit Ihrer nachgeahmten Handschrift einen Tag früher hierher und – ermordete und beraubte sie, da sie ja wahrscheinlich viel Geld zur Anzahlung auf den Kaufabschluß bei sich trugen. Von den Selbstmördern erkannten Sie nachher nur einen: Colding! – Aus Angst, daß der Verdacht sich auf Sie lenken könnte, schwiegen Sie.“

Pennvort nickte trübe. „Es ist so, Mr. Pratt! – Stellen Sie sich mein Entsetzen vor, als ich Colding in einem der Selbstmörder wiedererkannte, als ich auch von den übrigen fünf Kauflustigen nie mehr etwas hörte!“

Pratt drückte ihm die Hand. „Beruhigen Sie sich! Der Mörder soll entlarvt werden. Leben Sie genau so weiter wie bisher, verschweigen Sie meine Anwesenheit und beantworten Sie mir jetzt nur noch eine Frage: hat Evelyn noch einen anderen Bewerber gehabt, den Sie gleichfalls abwiesen?“

„Ja – meinen Vetter Jim Walker, der in New-Orleans wohnt und uns im Januar dieses Jahres für ein paar Wochen besucht hatte. Walker ist Winkelkonsulent, ein leichtsinniger Mensch. Wir schieden in Feindschaft.“

„Ah – und er hat sich vielleicht Wachsabdrücke der Schlüssel Ihres Büros und des Geldschranks verschafft! Er kann der Dieb sein!“

Pennvort schaute Pratt grübelnd an. „Ja – das könnte wohl sein! – Wenn ich John Blottner zu Unrecht verdächtigt hätte –?“

Pratt erhob sich. „Auf Wiedersehen. Sie hören sehr bald wieder von mir!“ –

Pratt ging nach seinem Lagerplatz. Er verzichtete darauf, sich nach Jockville zu begeben, Er wollte den angeblichen Maler Wilson auf keinen Fall mißtrauisch machen, denn bisher lebte der ja in dem Glauben, daß niemand bisher auf ihn aufmerksam geworden sei.

Bis gegen neun Uhr abends mußte Pratt auf des kleinen Jonny Rückkehr warten, Dann erschien dieser sehr eilig, rief leise: „Schnell, Jock liegt im Gebüsch bei den fünf Buchen, Mr. Pratt. Vielleicht führt er gegen den Baumhüttenbewohner etwas im Schilde.“

Pratt und der Knabe brachen sofort auf, verirrten sich jedoch, da heute der Himmel dicht bewölkt und da es im Walde sehr dunkel war. Als sie sich endlich der Lichtung mit den fünf Buchen näherten, fiel bereits sanfter Regen, und das Grollen eines heraufziehenden Gewitters wurde stärker und stärker.

Plötzlich dann ein Schrei – ein kurzer, gellender Schrei.

Pratt begann zu laufen. Dort rechts war der Pfad, den John Blottner benutzte, wenn er zum Mühlenhause wollte. Dorther war der Schrei erklungen.

Ein blendender Blitz zeigte Pratt dann keine zehn Schritt weiter einen Mann, der unter einer alten Eiche frei in der Luft zu schweben schien – zeigte ihm gleichzeitig einen zweiten Mann, der oben auf einem Aste der Eiche saß und das Ende eines Stricks an den Ast befestigte.

Pratt zauderte nicht, riß den Revolver heraus, feuerte beim Lichtschein eines zweiten Blitzes.

Der Mann auf dem Eichenast warf die Arme in die Luft und stürzte kopfüber herab. Der Strick löste sich, und auch der halb erwürgte Blottner sank in das regenfeuchte Gras. Pratt öffnete rasch die Schlinge. Blottner, noch bei Bewußtsein, sprang taumelnd empor, keuchte:

„Der da hat mir von oben die Schlinge über den Kopf geworfen, als ich ahnungslos vorüberging! Es ist der Maler Wilson – oder besser: Jim Walker. Ich wollte diesen Walker der sechs Morde überführen, die –“

Pratt hatte sich bereits über den Mörder gebeugt, sagte ernst: „Er ist tot – Kopfschuß! – Gehen wir, durchsuchen wir sein Zimmer bei der Witwe Johnston.“ –

Pratt fand denn auch dort die gesamte Beute des Verbrechers, der ohne Zweifel mit diesen sechs Mordtaten noch die Nebenabsicht verknüpft hatte, Samuel Pennvort dieserhalb in Verdacht zu bringen. –

Aus Evelyn und. John Blottner wurde sehr bald ein überglückliches Paar. Nicht minder glücklich war Jonny Vierzeh, den Pratt fernerhin unter seine Obhut nahm und den er zu einem braven Menschen erzog. Jonny war fortan bei Nic Pratts meisten Abenteuern mitbeteiligt. Der Leser wird dem kleinen schlauen Burschen in diesen Bänden noch oft begegnen.

 

 

Nächster Band:

Der Mann ohne Beine.