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Warum einer Junggeselle blieb

 

Warum einer Junggeselle blieb, darüber existiert das folgende heitere Geschichtchen. Der General v. L. lebte, ähnlich wie der alte Wrangel, auf ständigem Kriegsfuß mit der deutschen Grammatik. Als er sich nun als Oberst, schon in reiferen Jahren, in ein Mädchen verliebt hatte, wollte er seine Bewerbung bei den Eltern vorbringen, fand sich also in großer Uniform bei seinen künftigen Schwiegereltern ein und begann ohne Umschweife: „Darf ich hoffen, daß Sie mir Ihren Schwiegersohn nennen werden?“

Die Herrschaften waren höchst erstaunt. „Aber Herr Oberst, wir haben ja gar keinen Schwiegersohn,“ klärte der Vater der Erwählten ihn auf.

„Weiß ich – weiß ich. Ich meinte ja auch, ob ich Ihnen meine Schwiegereltern nennen darf,“ entgegnete L. schon stark verwirrt.

Die Hausfrau fiel sehr interessiert ein: „Wie, Herr Oberst, wir wußten ja gar nicht, daß Sie schon verlobt sind! Unseren besten Glückwunsch!“

Da machte der Heiratskandidat kurz kehrt und verschwand.

„Mit den Leuten hätte ich mir nie verstanden,“ sagte er zu einem guten Freunde, der ihn nach dem Ausfall seiner Werbung fragte.

W. K.

 

 

Anmerkung:

  1. Auch fast wortgleich erschienen unter dem Titel Warum einer Junggeselle blieb in: Illustriertes Unterhaltungsblatt (Union Deutsche Verlagsgesellschaft; 8 S.), Wöchentliche Beilage zum Darmstädter Tagblatt, Jahrgang 1916, Heft 21, S. 144.