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Erpresserunwesen unter den Kamerunnegern

 

Erpresserunwesen unter den Kamerunnegern.

 

Schon seit Jahren kämpft die deutsche Kolonialverwaltung in Kamerun mit den schärfsten Mitteln gegen die geheimen Fetischverbindungen, die sogenannten Losango-Gesellschaften an, die unter den Kameruner Stämmen keinen Wohlstand aufkommen lassen. Die Religion der Kamerunneger besteht bekanntlich in einem rohen Fetischdienst, daß heißt der Verehrung von allerhand Gegenständen, in die durch Beschwörung der Fetischpriester, der Schamanen, ein Schutzgeist hineingelockt sein soll. Die Schamanen haben sich nun zu Geheimgesellschaften zusammengeschlossen, und diese Losango-Gesellschaften wissen dem auf niedrigster Kulturstufe stehenden Volke durch Drohungen mit dem Unwillen und der Rache der Fetischgeister alles mühsam erworbene wieder abzulocken. So ist ein armer Neger in den Besitz baren Geldes ober einer größeren Viehherde gelangt, so wird ihm durch einen der Schamanen mitgeteilt, daß ihm in nächster Zeit ein großes Unglück bevorstehe und er diesem nur durch eine genau bezeichnete Opfergabe, die an die Fetischpriester zu liefern sei, entgehen könne. Kommt das ausersehene Opfer dieser Aufforderung nicht nach, so stößt ihm gewöhnlich sehr bald etwas zu, – er stirbt plötzlich ohne irgend welche Krankheits-Erscheinungen. Einen solchen Vorfall wissen die Schamanen stets aufs Beste für ihre Zwecke auszunutzen, warnen die Dorfeinwohner unter Hinweis auf den plötzlichen Todesfall vor einem ähnlichen Ungehorsam und erreichen dadurch stets für längere Zeit ganz unbedingte Unterwürfigkeit. Angeblich hat natürlich stets der erzürnte Fetisch den Tod des Betreffenden veranlaßt, in Wahrheit helfen aber die Schamanen durch Gift nach. So sind z. B. im Jahre 1901 allein nenn Giftmischer in Kamerun kurzer Hand von der Regierung zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Die auf diese Weise erpreßten Mittel werden dann von den Losango-Gesellschaften, welche von dem Dorfältesten und Häuptlingen sorgsam gepflegt werden, bei ihren üppigen und zügellosen Festen verpraßt. So kommt es, daß in Kamerun von niemandem größere Viehzucht oder Ackerbau betrieben wird. Der Neger sucht von vornherein nur so viel zu erarbeiten, als er zu seinem Lebensunterhalt unbedingt nötig hat, da er ja doch jedes Mehr an die Fetischverbindungen abgeben muß. Wenn ein Schwarzer durch irgend einen Zufall wirklich einmal eine größere Anzahl von Schafen, Ziegen oder Rinder sein eigen nennt, so kann er sie den gierigen Händen der Schamanen nur entziehen, daß er sie in entfernten Gegenden zu verschiedenen Leuten in Pension gibt. In einzelnen Bezirken geht der Einfluß dieser Erpressergesellschaften sogar noch weiter. Sie legen jedem Einzelnen bestimmte Jahresabgaben auf, die pünktlich bezahlt werden müssen, sonst – rächt Sich der Fetisch, d. h. irgend ein schnell wirkendes Gift besorgt das Übrige. Besonders im Hinterlande von Kamerun, wohin der Arm der Regierung noch nicht reicht, steht dieses Raubsystem in vollster Blüte und führt bei der angeborenen Faulheit und Gleichgiltigkeit der Neger zu einer erschreckenden Armut.

W. K.