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Elektrische Fische

 

Elektrische Fische.

 

Es ist eine seltsame Laune der Natur, daß sie gewissen Fischen einen Apparat zur Erzeugung von Elektrizität mit auf die Welt gegeben hat und damit zugleich eine Waffe, die es ihnen ermöglicht, ihre Beute durch eines der modernsten technischen Hilfsmittel, durch Elektrizität bezw. durch elektrische Schläge, zu betäuben und unschädlich zu machen. Die Fische, die mit elektrischen Organen ausgerüstet sind, sind der Zitteraal, Zitterwels, die Zitterrochen, die gewöhnlichen Rochen sowie die im Nil vorkommenden Fische Mormyrus und Gymnarchus. Die Organe zur Erzeugung der Elektrizität liegen nach den Gattungen an verschiedenen Stellen des Körpers und können in ihrer Einrichtung am besten mit einer Voltaschen Säule verglichen werden. Sie bestehen in Muskelfasern, die wie Platten übereinander geschichtet sind. Zwischen den einzelnen Muskelplatten befindet sich eine gallartige Substanz, die den feuchten Leiter der Voltaschen Säule darstellt. Die elektrischen Fische sind in der Lage, ganz willkürlich ihre Schläge auszuteilen. Doch erleidet das Tier bei jeder Entladung des elektrischen Organs selbst eine, wenn auch schwache, Zuckung. Die elektrischen Schläge sind beim Zitteraal und Zitterrochen sehr stark, doch wird die Wirkung nach wiederholten Entladungen geringer. Besonders der in Südamerika vorkommende Zitteraal, der bis 2 Meter lang wird, ist als Raubfisch ungemein gefürchtet, da er viel mehr Beute tötet, als er verzehrt, und dadurch eine Verödung der Gewässer, in denen er lebt, verursacht. Die ersten Schläge eines großen, stark gereizten Zitteraales verursachen sehr heftigen Schmerz und Betäubung, die bis zum andern Tag anhalten können. Die Eingeborenen Südamerikas haben ihn zu Heilzwecken schon lange benutzt. Man fängt ihn mit Netzen, aber nicht mehr in der von Humboldt geschilderten Weise durch Eintreiben von Pferden in das Wasser, um die Aale sich durch häufige Schläge erschöpfen zu lassen.

W. K.