Das Leben dieser kleinen Tiere, die äußerlich vollkommen unserer einheimischen Feldmaus gleichen, ist erst in letzter Zeit in seiner Bedeutung für die Beurteilung der tierischen Intelligenz genügend gewürdigt worden. Der dänische Naturforscher Paulsen hat z. B. beobachtet, daß die isländischen Feldmäuse ohne Scheu Flüsse schwimmend durchqueren, falls auf dem Ufer, wo sie ihre Wohnung haben, das Futter knapp wird. Sie tragen dann in Gruppen bis zu zwölf Stück Getreidekörner am Ufer zusammen, bauen aus Schilfrohr ein Floß und transportieren auf diesem die gesammelten Vorräte über das Wasser, indem sie sehr geschickt ihre Schwänze zum Rudern und Steuern benutzen. Paulsen hat ein solches Floß, auf dem rings um einen hohen Haufen von Roggenkörnern 18 Mäuse saßen, photographiert und so den sichersten Beweis für seine Behauptungen erbracht. Ferner ist auch einwandfrei festgestellt, daß diese selten intelligenten Tiere die isländischen Erdschwämme, die in trockenem Zustande auffallend einem Gummisäckchen gleichen, zur Aufbewahrung von Getreidekörnern gebrauchen, – wahrscheinlich, um die Futtervorräte vor dem Verschimmeln in ihren Erdhöhlen zu beschützen. Merkwürdig ist auch der Nesterbau dieser Tierchen. Zumeist siedeln sie sich dicht an Bächen und Gräben an. Von der Oberfläche der Erde läuft ein langer Gang bis unter den Wasserspiegel und endet in einer weiten Höhlung, die genau zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist. Aus dieser Höhlung führt dann ein zweiter Gang wieder schräg in die Höhe zu dem eigentlichen trockenen und sorgsam ausgepolsterten Nest. Auch hinter den Zweck der mit Wasser gefüllten Vorhöhle ist man gekommen. Die Tierchen benutzen sie, um dort ihren Dünger abzulegen und beweisen dadurch ein wohl einzig dastehendes Reinlichkeitsbedürfnis.
W. K.
Anmerkung: