Während man sich gegen die Entstehung eines Feuers, das sich durch die Berührung irgendwelcher brennbarer Substanzen mit einer Flamme entwickelt, durch die nötige Aufmerksamkeit und vorsichtiges Umgehen mit feuergefährlichen Stoffen schützen kann, gibt es auch Brandursachen, die gerade ihres geheimnisvollen Wesens wegen zu den allergefährlichsten gehören, eben weil hier Flammen unter Bedingungen entstehen, die den meisten Menschen unbekannt sind und deshalb von Nichteingeweihten nicht vermieden werden können. Gemeint sind die Selbstentzündungen von anscheinend völlig harmlosen Stoffen, bei denen plötzlich ohne zündende Funken gleichsam aus dem Nichts Flammen emporlodern und so unbemerkt Feuersbrünste veranlassen, deren Entstehung den davon betroffenen Personen meist für ewig ein Rätsel bleibt. Ein altbekanntes Schulbeispiel für Selbstentzündung ist haufenweise gelagertes feuchtes Heu, und es lohnt sich daher nicht, hierauf einzugehen. Dagegen gibt es andere Entstehungsursachen für Brände, die sich jeden Tag in einem Haushalt ereignen können, und deshalb im allgemeinen Interesse es verdienen, näher besprochen zu werden. – Zu denjenigen Stoffen, welche sich leicht von selbst entzünden, gehören die Baumwolle, Schafwolle und der Flachs in ölgetränktem Zustande, wobei es gleichgültig ist, ob es sich um tierische oder pflanzliche Öle handelt. Öl gehört nämlich zu den Substanzen, die sich begierig mit dem Sauerstoff der Luft verbinden, wodurch Wärme in großen Mengen erzeugt wird. Diese Wärmeentwicklung erreicht, da öldurchtränkte Lappen mit ihrer rauhen Oberfläche dem Sauerstoff eine große Angriffsfläche bieten, sehr bald einen so hohen Grad, daß zunächst das Öl und dann die Fasern des Gewebes zur Entzündung gelangen. Wiederholt schon sind in Fabriken und größeren Haushaltungen, in denen ölgetränkte Putzlappen achtlos in einem Winkel aufgeschichtet wurden, Brände entstanden, als deren Ursachen dann leider erst zu spät Selbstentzündung des so harmlos erscheinenden Putzmaterials erkannt wurde. – Ferner sei auch vor der leichtsinnigen Lagerung eines der weitverbreitetsten Heizmaterialien, der Steinkohle, gewarnt. Steinkohle, die mit Schwefelkies durchsetzt ist, was man an den der Kohle anhaftenden, goldig schimmernden Plättchen erkennen kann, entzündet sich in feuchtem und zerkleinertem Zustande überaus leicht, da sich hier, ähnlich wie bei den öligen Wollappen, der Schwefel mit dem Sauerstoff der Luft verbindet und der Kies zu schwefligsaurem Eisen umgewandelt wird, wobei ganz außerordentliche Wärmemengen entwickelt werden. Häufig genug gehen Nachrichten durch die Zeitungen, daß große Kohlenlager auf diese Weise in Brand geraten sind, ebenso auch die Ladungen von Kohlendampfern und selbst kleinere Mengen von Kohlen, die in Kellern von Privathäusern aufgeschichtet waren. Der vorsichtige Hausherr überzeuge sich also stets davon, daß er vom Händler trockene Kohlen geliefert erhält und lasse nie bei Regenwetter Kohlen anfahren. Besonders mag aber jedermann darauf achten, daß die Dienstboten auf die Kohlenhaufen im Keller nicht leicht brennbare Sachen, so z. B. Holzwolle, Strohabfälle und ähnliches werfen, wodurch die Entstehung eines Brandes nur begünstigt wird.
Selbst die jetzt so weitverbreiteten Briketts vermögen sich unter besonderen Bedingungen selbst zu entzünden. Sind die Briketts eben erst aus der Fabrik gekommen und dann beim Anfahren für die Haushaltungen längere Zeit von der Sonne beschienen worden, so braucht nur ein Regenschauer sie anzufeuchten, um daraus überaus gefährliche Wärmeerzeuger herzustellen. Feuchtwarme Briketts saugen nämlich, wie durch Versuche festgestellt ist, begierig Luft in sich auf, die sich verdichtet und infolge dieser Verdichtung erhitzt. Die so entstehende Wärme kann sehr wohl bei dicht gelagerten Briketts genügen, um helle Flammen zu erzeugen. Zur Warnung sei hier mitgeteilt, daß vor einigen Jahren auf diese Weise in der von einer Geheimratswitwe in Berlin W. bewohnten Etage, und zwar in der Mädchenstube, wo Briketts aufgeschichtet waren, ein Brand entstand, bei dem mehrere Menschenleben verloren gingen. Daher beachte man beim Einkauf von Briketts dasselbe wie bei Steinkohle: Man verlange völlig trockene Ware! Dann ist man sicher vor den Flammen aus dem Nichts.
W. Kabel.