Sittenroman von
W. v. Althern
Verlag moderner Lektüre
G. m. b. H.
Berlin SO 16, Michaelkirchstraße 23a
Nachdruck verboten. Alle Rechte einschließlich Verfilmungsrecht vorbehalten. Copyright by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin 26. – 1924.
Druck: Buchdruckerei P. Lehmann G. m. b. H., Berlin.
Herbert Monsbach machte vor dem Schaufenster halt. Nicht etwa, um sich die Blusen und die feine Damenwäsche anzusehen. Nee – über so was war er längst hinaus – längst! Man ist doch nicht umsonst so allgemach 28 Jahre alt geworden.
Herbert fesselte hier vor dem Schaufenster etwas ganz anderes: ein schlankes, kleines Fräulein!
Das heißt: klein war Anita Brünslow ja gerade nicht! Nein, sie hatte gerade anständige Mittelgröße. Aber – jung war sie noch, blutjung, gerade achtzehn geworden, und da spricht man eben noch gern von „kleinen Fräuleins“, wenn man wie Herbert Monsbach zehn Jahre älter ist.
„’n Tag,“ sagte er nun. „Wie geht’s?“
Sie drehte sich um.
„Ach, Sie sind’s!“ Ihr keckes Bubengesicht nahm den Ausdruck unendlicher Enttäuschung an.
„Hm – auf wen hatten Sie denn gerechnet, Fräulein Anita? Dachten Sie, der Präsident der Negerrepublik Haiti wäre extra hier nach Berlin-Friedenau gekommen, um Ihnen guten Tag zu sagen?!“
„Sie sind ein Patentekel, Sie!“ fauchte Anita ihn an –
„Na – wenn ich man patent bin. Das Ekel nehme ich dann gern hin.“
Sie zuckte die Achseln. Sie wußte ja: mit Herberts verhauener Schnabelöffnung kam man nicht mit.
„Darf ich Sie zu Schokolade und Napoleonschnittchen einladen?“ fragte er nun.
Wieder zog sie die etwas kurze Oberlippe hoch.
„Sie vergessen, daß ich Dame bin, Herr Monsbach,“ erklärte sie voller Würde.
Er lachte. „Quatsch! Kommen Sie, Anita. Wir beide werden doch nicht Theater voreinander spielen.“
Und – sie ging mit. – In der Hauptstraße in Schöneberg gab’s eine kleine, saubere Konditorei. Dort waren sie schon häufiger eingekehrt. Allerdings – jetzt hatten sie sich seit Monaten nicht gesehen. Anita war den März und April über bei ihrer Tante auf dem Lande gewesen und erst vor vier Tagen zurückgekehrt. –
Sie erzählte jetzt von diesem Aufenthalt auf dem großen Gute und aß schon das dritte Napoleonschnittchen.
„Natürlich schieden Tante und ich mit Krach,“ meinte sie so nebenbei.
„Das war vorauszusehen,“ nickte er.
„Ach – Sie sollten Tante nur kennen, Herr Monsbach! – Stellen Sie sich vor: ich sollte mich mit Vetter Konrad verloben. Ich hatt’s bald raus, weshalb Mama mir trotz des ewigen Dalles die beiden neuen Kleider mitgegeben hatte: ich sollte Konrädchen imponieren!“
„So, so. Dieser Vetter Konrad ist also ein Ekel?“
„Ja – ein richtiges Ekel! Genau so geizig wie die Tante. Und dabei uralt – uralt!“
„Fünfzig?“
„Nee – so doch nicht. Fünfunddreißig. Und er trägt nur –“ – Sie stockte und wurde rot.
„Was trägt er denn? Röllchen?“
„Woll – Wollwäsche, – ohne Oberhemd, und Eisenschlipse – mit ’ner Schnalle!“
„Ei vaflucht! Das muß ja ’ne ulkige Kruke sein!“
„Ulkig?! Haben Sie ’ne Ahnung! Der stirbt vor Würde. Der ist immer der „gnädige Herr“ – der junge gnädige Herr. Und hat dabei doch nichts zu sagen!“
„Genau wie ich!“ meinte Herbert vergnügt.
„Na – Sie haben doch wenigstens Schneid! Sie – Sie parieren nur scheinbar Ihren beiden weiblichen Feldwebeln. Der Konrad gehorcht aber wirklich. Der tut nur, was die Tante will. Na – und deshalb hat er mir denn auch vor sechs Tagen einen Antrag gemacht.“
„Auch sehr würdig, wie?“
Anita schlug mit dem Löffel auf die arme Napoleontorte.
„Oh – ich hätt’ ihm am liebsten –“ – Wieder führte sie den Satz nicht zu Ende.
„Na, was denn? – Eine geklebt, wie?!“
„Ja – er hätt’s verdient, das Ekel! Frech wurden er gleich – frech! Und da hab’ ich ihn zurückgestoßen und gesagt: Heirate nur das Stubenmädchen! Die war ja gestern wieder bis zum Morgen in –“
Sie hüstelte und beugte den Kopf ganz tief. Beinahe hätte sie da im Eifer des Gefechts doch etwas zu viel verraten.
Herbert Monsbach lächelte und rauchte ein paar Züge aus seiner Zigarette.
„Ich verstehe,“ meinte er dann. „Das Stubenmädchen hatte ältere Rechte.“
Anitas Frühjahrshut nickte eifrig.
„Und das haben Sie wohl auch der Tante gesagt, Anita?“
„Natürlich! Natürlich! Und Tante glaubte es nicht. Die denkt, ihr Konrädchen wäre das reine Unschuldslamm.“
„Genau wie meine Feldwebel –“ warf Monsbach ein.
„Und dann kam eben der Krach. Am nächsten Tage fuhr ich nach Hause, vierter Klasse. Tante sagte, das sei meine Strafe. Und als ich daheim eintraf, empfingen Mama und Hildegard mich mit furchtbaren Vorwürfen. Tante hatte schon an Mama geschrieben und ihr mitgeteilt, daß sie uns jetzt nichts mehr schicken würde – gar nichts!“
„Ei verflucht!“ brummte Herbert. „Ein feiner Empfang!“
„Oh – und nun kriege ich jeden Tag dasselbe zu hören: daß sie meinetwegen darben müßten, daß ich ein ganz unerzogenes, undankbares Geschöpf sei – und so weiter.“
„Arme Anita!“ meinte Monsbach leise und klemmte das Monokel fester. „Die Tante wird ja wohl wieder nach einiger Zeit einlenken und Futterkisten schicken,“ fügte er tröstend hinzu.
„Nee – das wird sie nicht! Das duldet schon das Konrad-Ekel nicht. Außerdem ist Tante froh, einen Grund gefunden zu haben, ihre Taschen fortan zuknöpfen zu können. Sie – sie stinkt ja vor Geiz!“
„Genau wie meine Feldwebel –“ –
Anita nahm eine Zigarette aus Herberts Etui.
„Sie gestatten – So, danke, brenne schon. Meine Feldwebel, Herr Monsbach, werden sich jetzt aber wundern!“
Sie beugte sich über das Marmortischchen.
„Ich war soeben bei meiner neuen Dienstherrschaft,“ flüsterte sie.
„Wo?! Dienstherrschaft?!“
„Ja – bei Herrn Kaufmann Pantschke.“
„Schöner Name! Schade, ich möchte auch Pantschke heißen.“
„Er hat mich auch engagiert. Von morgen ab. Als Erzieherin für seine beiden Töchter.“
Herbert nahm schnell das Monokel aus dem Auge und faßte nach Anitas Hand.
„Hm – Puls leidlich regelmäßig –!“ sagte er kopfschüttelnd.
Anita machte ihre Hand frei.
„Mir ist nicht nach Witze machen zu Mute,“ meinte sie leicht seufzend. „Pantschke suchte eine Erzieherin aus bester Familie. Das ‚bester‘ war in der Anzeige fett gedruckt, noch fetter, als Pantschkes Frau ist. Na – und natürlich imponierte es Pantschkes, daß Papa Exzellenz war. Ich kriege den Monat 400 Mark bei freier Station. Dreihundert will ich davon Mama abgeben – als Ersatz für den Ausfall der Futterkisten.“
„Hm – und was werden Ihre Feldwebel dazu sagen, Anitachen?“
„Das is mir wurscht. So wie ich Mama kenne, wird sie eine halbe Stunde lamentieren und dann ja und amen hauchen – damit Hildegard es nicht hört, die selbstmurmelnd diese Stellung bei Pantschke als das ‚Erniedrigendste‘ ansehen wird, was uns Brünslows seit Jahren zugestoßen ist. – Kunststück – erniedrigend! Die Hildegard hat eben einen Vogel.“
„Eine Frage zum Tatsächlichen, Anitachen: Haben Sie bei Pantschkes auch so frei von der Leber weg geredet?“
„Sie – Sie Anfänger!“ Anita holte unter der Kostümjacke einen Kneifer mit Goldfassung hervor, der an einer goldenen Kette hing, drückte ihn auf die Nase und zog die Mundwinkel nach unten.
Herbert schlug sich auf den Schenkel.
„Donnerwetter!“ prustete er. „Das – das ist ja die Gouvernante, wie sie im Buch steht!“
„Ja – und die Würde und die Sprache taten das Übrige. Pantschkes lernen mich nur von der offiziellen Seite kennen, selbstverständlich.“
Sie nahm den Kneifer wieder ab. „Papa hat ihn getragen. Ich kann dadurch leider gar nichts sehen. Aber das schadet nichts. Ich lasse mir Fensterglas einsetzen.“
„Glänzend! – Wo wohnen diese Pantschke-Leute denn?“
„In der Römergasse in Friedenau. Eigene kleine Villa, Autogarage, Diener, Perserteppiche – Schieber!“
„Schieber?! Woher die Weisheit?“
„Das merkt man doch!“
Gleich darauf verließen sie die Konditorei.
In der Hauptstraße, gerade unter der Bahnüberführung, kam ihnen eine endlos lange, ältere Dame entgegen, deren Anzug unglaublich nachlässig und unsauber war.
„Himmel – Ihre Tante Klementine!“ meinte Anita. „Kneifen wir aus!“
„Wozu?! Sie erkennt uns ja doch nicht. Sie hat bekanntlich eine einzige gute Eigenschaft: ihre Kurzsichtigkeit! Sie müßte Brillengläser von einer Schärfe tragen, die keine Fabrik zum Glück herstellen kann.“
Fräulein Klementine Wachs ging dann auch arglos an den beiden vorüber.
Anita blickte ihr nach.
„Der Hut – der Hut!“ murmelte sie.
„Stimmt! Den Hut trug sie schon, als ich kleiner Junge war.“
„Mama sagt immer, Ihre Mutter besäße Millionen,“ meinte Anita zögernd.
„Das weiß ich nicht. Jedenfalls sind meine beiden Feldwebel sehr reich, dafür aber auch sehr geizig.“
„Wie machen Sie es nur, daß – daß Sie stets so viel Geld zur Verfügung haben?“ fragte Anita zögernd. „Sie verdienen doch als Student nichts. Und Mama warf letztens so die Bemerkung hin, daß Sie – daß Sie sehr flott leben.“
Herbert Monsbach schaute zur Seite. „Ihre Frau Mutter traf mich vor einer Woche bei Josty – in Begleitung. Es war aber tatsächlich eine Dame und nicht das, was Ihre Mama vermutete.“
Anita errötete und kniff die vollen Lippen zusammen.
Seltsam: war sie etwa eifersüchtig?! Weshalb dieses Gefühl des Ärgers darüber, daß Herbert mit einer „Dame“ bei Josty gewesen war?!
„Die junge Dame ist Künstlerin,“ fügte Monsbach hinzu.
„Das ist mir sehr gleichgültig!“ stieß Anita hervor.
Herbert blickte sie überrascht von der Seite an.
Da sagte sie schon, ohne ihn anzusehen:
„Auf Wiedersehen. Ich habe hier noch etwas einzukaufen. Und schönen Dank für –“
Den Rest hörte er nicht. Sie war schon in einer Papierhandlung verschwunden.
Herbert Monsbach sah nach der Uhr. – Halb eins. Da war es ja auch Zeit, zum Mittagessen nach Hause zu gehen.
Das heißt: auf dem üblichen Umwege! – Er bog in die Sachsenwaldstraße ein, wo er im ersten Stock von Nr. 10 bei Frau Witwe Wunderlich der einzige möblierte Herr war.
Das Zimmer war recht elegant möbliert. Man merkte, daß ein Teil der Dekorationen dem Mieter gehörte.
Herbert begann sich umzuziehen. Den kurzen Sportpaletot hängte er in den Schrank, ebenso den modernen Jackettanzug. Selbst das bunte Oberhemd und die braunen Schnürschuhe legte er ab.
Zehn Minuten später schlenderte er ohne Monokel und beinahe schäbig gekleidet dem Hause zu, das den Wachsschen Erben, seiner Mutter und seiner Tante, gehörte. Sie hatten es von ihrem Vater, Herberts Großvater mütterlicherseits, geerbt, dazu ein großes Vermögen, das jedoch durch Spekulationen bis auf ein Achtel der ursprünglichen Höhe zusammengeschmolzen sein sollte, wie Fräulein Klementine Wachs in heißen Kämpfen dem Steuerfiskus bewiesen hatte, obwohl diese Beweise bis heute recht fadenscheinig waren –
Das Haus lag in der Grundmannstraße, war sehr alt und auch recht baufällig. Unten befand sich ein Obstgeschäft. Im ersten Stock wohnte Ihre Exzellenz Frau verwitwete Brünslow. Im zweiten die beiden Hauseigentümerinnen, und in der Mansardenstube der Student des Hochbaufachs Herbert Monsbach.
Als Herbert den Flur der Wohnung betrat, hörte er im Wohnzimmer die keifenden Stimmen seiner beiden Feldwebel, die sich wieder einmal einer Abrechnung wegen in den Haaren hatten.
Herbert quoll der Ekel in der Kehle hoch.
Dieser Geiz –! Das war geradezu krankhaft bei den Frauen! Das war’s auch, wodurch sie sein Leben vergiftet hatten, bis er dann vor einem Jahre zufällig dahinter kam, wo seine Feldwebel ihre vergänglichen Schätze aufbewahrten und – wieviel sie eigentlich besaßen!
Er öffnete die Tür. Sofort wurde es still. Die beiden fürchteten seine ironischen Bemerkungen.
Frau Berta Monsbach saß wie immer in ihrem Lehnstuhl am Fenster. Sie war seit Jahren durch einen Sturz so hüftlahm, daß sie nie mehr die Wohnung verließ.
Im Zimmer herrschte das übliche Halbdunkel. Die beiden Schwestern haßten das Tageslicht und die Sonne. Ein ekelhaft-penetranter Geruch machte hier jedem Fremden das Atmen schwer. Die Frauen hielten sich drei halb verhungerte Katzen. Und diese Viecher haßte Herbert genau so wie das ganze Heim hier, in dem alles vor Schmutz starrte.
Herbert setzte sich an den Mitteltisch.
„Es ging hier ja wieder recht lebhaft her,“ meinte er ironisch. Es war ihm nicht möglich, anders als in diesem Tone mit den beiden Frauen zu verkehren.
Daß er an seiner Mutter mit Kindesliebe hängen solle, konnte niemand von ihm verlangen. Hätte er nicht seinem Leben selbstherrlich einen anderen Zuschnitt gegeben, dann würde er noch heute wie bis vor einem Jahre an das Märchen geglaubt haben, seine Mutter und seine Tante müßten mit dem Pfennig rechnen.
Welches raffinierte Gespinst von Lügen und Täuschungen hatten die beiden Schwestern ersonnen, um ihn in dem Glauben zu erhalten, sie hätten jährlich nur etwa 8000 Mark zu verzehren! Und – all diese Lügen wurden ihm, dem erwachsenen Menschen, noch jetzt aufgetischt –!
Jetzt freilich lächelte er dazu. Er wußte ja Bescheid –! –
Klementine Wachs trug die Kartoffelsuppe auf, in der drei armselige Speckstückchen schwammen.
Herbert aß einen Teller. Auch den würgte er nur hinunter.
Frau Berta Monsbach erging sich während der Mahlzeit in weitschweifigen Klagen über die bevorstehenden Unkosten des Sommersemesters für ihren Sohn: Kolleggelder, Monatskarte bis Charlottenburg zur Hochschule, Zeichenutensilien – und so weiter.
Herbert sagte gar nichts. – Dann begann Klementine über Anita Brünslow zu sprechen. Sie stand mit der älteren Brünslow, der sonst so hochmütigen Hildegard, merkwürdigerweise sehr vertraut. Hildegard hatte ihr erzählt, daß Anita sich eine glänzende Partie „aus kindischem Trotz“ verdorben hätte.
Frau Monsbach knüpfte hieran die Bemerkung, Anita sei ein ganz herzensrohes Geschöpf. Gestern hätte sie wieder den Kater Mautz mit dem Stock bearbeitet.
„Er wird wohl vor Brünslows Flurtür Schmutzerei gemacht haben,“ warf Herbert giftig hin. „Das ganze Haus stinkt nach Katzen. Ekelhaft –!“
„Herbert!“ rief Frau Berta schrill. „Herbert, ich verbitte mir diesen Ton! Vergiß nicht, daß die Tiere unsere einzige Freude sind und daß wir nur Deinetwegen darben und –“
Er hatte mit einem Ruck den Stuhl zurückgeschoben.
„Mahlzeit!“ sagte er schroff und ging in seine armselige, schmierige Mansardenstube hinauf.
Hier wartete er noch eine Viertelstunde.
So – nun war Tante Klementine in der Küche mit Abwaschen beschäftigt. Nun konnte er an seine Kasse heran.
Leise schlich er auf den Boden. In der Bodenkammer war unter einem Berg von Lumpen ein Stück Diele lose. Er hob es heraus. In dem großen Loche lag unter Hobelspänen ein langer Blechkasten, der recht schwer war.
Dies war das Versteck des Vermögens der Wachsschen Erben.
Herbert hatte das Schloß des Kastens mit einem Nachschlüssel schnell geöffnet. Er holte ein Paket Tausendmarkscheine heraus, entnahm ihm eine Banknote und schob an deren Stelle einen jener Reklamescheine, die auf der einen Seite wie Papiergeld aussehen. Die Rückseite hatte er – Übung macht auch hier den Meister – für Tante Klementines Augen durch Tusche genügend „echt“ umgewandelt.
Er wußte, daß sie jede Woche einmal die Schätze nachzählte und daß seine Mutter niemals hierher kam. Er wußte ebenso gut, daß er der einzige Erbe des Inhalts dieses Blechkastens, des Hauses und des auf der Bank deponierten Geldes war. Er schädigte also niemand durch diesen Betrug –
Nachdem er den Kasten wieder an der alten Stelle verwahrt hatte, verließ er das Haus, ging nach seinem zweiten Heim hinüber und verwandelte sich in den „anderen“ Herbert –
Der Leser möge gestatten, daß ich, der Verfasser dieser „Schiebergeschichte“, hier eine persönliche Bemerkung einflechte. – Ich bin überzeugt, daß gut dreiviertel der Leser sagen werden: ein Schwesternpaar wie diese Wachsschen Erben ist genau so unmöglich, wie die Figur des Herbert Monsbach, der Mutter und Tante und somit sich selbst bestiehlt. – Und doch: ich könnte diese drei Personen dem Leser mit dem richtigen Namen nennen, denn ich kenne sie persönlich. Und – als ich sie erst ganz genau kennen gelernt hatte, da habe ich meiner Frau erklärt:
„Siehst Du, Kind, – wieder ein Beweis, daß das Leben der beste Romandichter ist!“ –
So – und nun führe ich den Leser zur Abwechslung mal in ein anderes Milieu, zu –
In demselben Tage speisten Pantschkes um drei Uhr nachmittags in ihrem feudalen Eßzimmer wie üblich ihre fünf Gänge und tranken dazu Rotwein, die Flasche zu 78 Mark, exklusive Steuer.
Anton Pantschke hatte die Serviette wie immer vorn in den hohen Stehkragen gedrückt, hatte auf der Knollennase die gewöhnlichen fünf Schweißperlen und an der Linken, Handschuhnummer 13,5, fünf Brillantringe, die ebenfalls glänzten und genau so echt waren, wie die Schweißperlen.
Er benagte eine Entenkeule soeben und sagte zu seiner teuren Gattin, die, um schlanker zu werden, den Rotwein mit einem Bitterwasser verdünnte:
„Emilie,“ sagte er kauend, „weißt Du, wir hätten die kleene Brünslow doch nicht ankaschieren sollen. Die hat so wat Strenges, so wat von ’ne richtige Kuhwernante an sich. Und die Mädels“ – dabei nickte er seinen beiden acht- und neunjährigen Rangen zu – „haben schon jetzt ’ne Heidenangst vor ihr. Nicht wahr, Leneken?“
Leneken, die jüngste, hatte gerade den anderen Entenflügel vor und verzog schleunigst das Gesicht zu einer Grimasse weinerlichen Entsetzens.
„Sie hat mir heite schon jeknufft, Vatern,“ heulte sie los.
„Sei still, Kind! Das heißt nich jeknufft, sondern: sie hat mir jeschubst. – Knuffen is ’n Ausdruck aus Berlin Ackerstraße. Und da wohnen wir Jott sei Dank nich mehr.“
Lotte, die ältere, brüllte nun:
„Vatern, se hat jesagt, wir missen ’n Knix machen, wenn wir eenen juten Tag wünschen – Aber ich knixe nich. Nee, Kramutschkes Anna sagt, das sei man bloß so ’ne Anjewohnheit bei die Blutsauger-Kinder, bei die Reichen.“
Anton Pantschke legte den Entenknochen hin und seufzte.
„Emilie, – nee, weiß Jott, – es jeht doch nich ohne die Brünslow! Die Jöhren haben noch zu ville mit aus die Ackerstraße herjeschleppt!“
Dann wandte er sich an seine Älteste:
„Du, Lotte, was die Anna Kramutschke mal jesagt hat, das vergiß man schleinigst, mein Kind. Die Anna ist – ist ein janz unjebildetes Mädchen. Und den Unsinn von Blutsauger und so, Lotte, – det will ich nich nochmals hören!“
„Aber Vatern, Du hast doch noch vor ’m Jahr selbst auf die Blutsauger-Bande von Reichen jeschimpft –“
„Hm – zunächst heißt das nich ‚Vatern‘, sondern Papa! Und zweitens is das mit Blutsauger und so jetzt Bledsinn, wo ick nu selbst zwei Milliönchen versteuere.“ –
Frau Emilie stierte teilnahmslos vor sich hin. Das neue Korsett drückte so infam! Aber sie mußte es tragen, weil ihr sonst die Kleider nicht paßten und weil sie zu sehr in die Breite ging.
Sie kämpfte jetzt einen harten Kampf.
Da lag noch ein so schönes Stück Brust von der Ente –! Wie gerne hätte sie es noch gegessen –! –
Anton Pantschke klingelte nach dem Diener.
Franz hieß diese Kanaille. Aber – er sah gar nicht nach Kanaille aus. Im Gegenteil: auf seinem mageren, faltigen Gesicht lag stets ein Ausdruck kindlicher Harmlosigkeit. – Rohere Beurteiler menschlicher Visagen hätten vielleicht gar gesagt: dieser Franz sieht ein wenig zu gutmütig-beschränkt mit einem leisen Stich ins Idiotenhafte aus –
Franz räumte in seiner vornehm-lautlosen Art den Tisch ab. Auf diese Weise wurde Frau Emilie davor bewahrt, das Stück Entenbrut sich noch zu Gemüte zu führen.
Den Mokka nahmen Pantschkes stets in der zum Wintergarten umgewandelten großen Glasveranda ein –
Anton Pantschke hielt mit eiserner Strenge darauf, daß man möglichst bald alles, was noch an das Einst also an den Hökerladen in der Ackerstraße erinnerte, über Bord warf.
Er wollte entsprechend seinen Millionen nun auch das nötige „Benimm“ in jeder Form sich zu eigen machen. Er hatte sich ein Buch gekauft, das den großartigen Titel trug:
Die wahrhaft vornehme Lebensweise.
Von
Sigmund Graf von Plattbein.
Mit diesem dicken Büchlein ging Anton sozusagen schlafen, und damit stand er morgens auch auf. Aus ihm schöpfte er alle Weisheit.
Weil dieses Brevier der Vornehmheit es verlangte, trug er einen Bürstenschnurrbart unter der Knollennase; deshalb lackierte er die Fingernägel; deshalb badete er jeden Morgen, was ihm anfangs sehr lästig gewesen war.
Auch Frau Emilie und die Kinder hatten infolge dieses Buches nichts zu lachen. Vater Anton besaß Energie. Das hatte er in den letzten beiden Kriegsjahren und nach der Revolution bewiesen. Wenn man nur einen Hökerladen besitzt, und wenn man trotzdem innerhalb vier Jahren einige Millionen „ehrlich“, aber stets mit der Angst vor dem Staatsanwalt im Herzen erwirbt, dann – dann muß man erstens energisch, zweitens schlau und drittens frei von Vorurteilen sein.
Anton Pantschke hatte sehr bald das ganze Ackerstraßen-Viertel bei Beginn der Lebensmittelknappheit mit allerlei leckeren Dingen zu höchst zivilen Preisen versorgt.
Das heißt: er fand seine Preise zivil!
Das Publikum stöhnte über den ungeheuren Wucher und – kaufte trotzdem.
Wo Anton alle die Fettigkeiten, Schweineprodukte und so weiter herbekam, war sein Geheimnis. Und – es war ein recht dunkles Geheimnis. Niemand hatte so viel Erfindungsgeist wie er. Was anderen unmöglich dünkte, – er befingerte die Geschichte!
Bis zum Oktober 1920 hatten die Pantschkes bescheiden weiter in der Ackerstraße gehaust. Dann kam der große Umschwung. Anton kaufte diese Villa und bemogelte den Steuerfiskus auch hierbei nach Kräften.
Nun waren Pantschkes eigentlich Rentiers. Aber das genügte Anton nicht. Er fühlte sich mit seinen 41 Jahren noch zu jung zum totalen Faulenzen. So ließ er denn vorn an der Straße am Gitter ein Emailleschild anbringen mit der eigens von ihm erfundenen Aufschrift:
Anton Pantschke,
Kommissionsgeschäft,
Grundstücks- und Hypothekenermittlung,
Einziehung von Forderungen,
Beratung in allen geschäftlichen Angelegenheiten.
9–11, 4–5.
Und – das Geschäft machte sich. Anton hatte eben in allem eine glückliche Hand. Freilich – die eigentlichen Kommissionsgeschäfte gingen ja weniger. Dafür stellten sich andere Kunden ein: Leute, die Geld brauchten und die ihre Kunstgegenstände, Perserteppiche und so weiter nicht verkaufen, sondern nur beleihen wollten.
Mit einem Wort: der Schieber a. D. war Wucherer geworden. – Natürlich ein bescheidener und schlauer Wucherer. Er wollte mit dem so wenig geschätzten Staatsanwalt nichts zu tun haben –
Pantschkes tranken also den Mokka im Wintergarten. Lenchen und Lottchen saßen wie die Ölgötzen mit am Tisch. Sie durften sich nicht rühren. Alle Augenblick sagte Papa Anton:
„Lotte, sitz’ grade, vastehst De?!“ – Oder:
„Lene, rutsch’ nich auf ’n Stuhl hin und her, als ob De Pfeffer drin hast!“ – Oder:
„Lotte, wenn De noch ein einzijet Mal mit ’n Finger die Milchhaut von ’n Mokka fischt, lang’ ich Dir eene.“ – Oder:
„Lene, man stippt nich den Kuchen in ’n Mokka, Du kleenes zweibenijet Jebel! In ’n „Benimm“ vom Grafen Plattbein steht extra drin, daß das Stippen in jrößere Jesellschaft eene sojenannte Unmanier is!“ –
Bei den anderen Mahlzeiten hielt Papa Anton weit weniger auf Befolgung der Anstandsregeln. Morgens trank er mit seiner Frau Gemahlin allein Kaffee. Mittags gab es stets so gute Sachen, daß er, der allmählich geradezu Schlemmer geworden war, durch die Gaumengenüsse völlig abgelenkt wurde. Und abends aßen die beiden Sprößlinge ebenfalls im Kinderzimmer. So verlangte es nämlich Graf Plattbein in seinem „Benimm“. Es blieb also für erzieherische Kunststücke nur der Mokka im Wintergarten übrig. Diese Gelegenheit nutzte Anton denn auch nach Kräften aus.
Die dicke Emilie, an deren Speckhälschen ein Brillantanhänger, Wert 60 000 Mark, glänzte, fand diese Mokka-Stunde entsetzlich. Ihr war alles, was mit Etikettenfragen zusammenhing, höchst piepe. Gewiß: der Reichtum machte ihr Freude. Aber sie vertrat den Standpunkt, daß man gerade der Millionen wegen es gar nicht nötig habe, sich umzukrempeln. Ihre ständige Redensart war:
„Anton, wenn wir zu Kempinski jehn und Schampus zu 110 Mark trinken und ’ne Zeche von 600 Mark machen, dann katzbuckeln Geschäftsführer und Kellner vor uns weit mehr, als wenn Du ’n Jeheimrat wärst, der nur Mosel und Selter sich leisten kann.“
Anton dachte anders hierüber. Und mit derselben Energie, mit der er sein Geld ehrlich zusammengeschoben hatte, suchte er die Seinen auch gesellschaftlich zu „heben“. –
Wenn wir uns hier bei Pantschkes oder genauer gesagt bei ihren Eigentümlichkeiten etwas länger aufgehalten haben, so mag der geneigte Leser, der auf die Fortsetzung der Lebensschicksale des Herrn Herbert Monsbach und der kleinen Anita Brünslow neugierig ist, sich damit trösten, daß er nun das „Milieu“ sehr genau kennt, in dem alles Weitere sich abspielt.
Im Salon schlug die altdeutsche Standuhr mit blechernem Klang viermal.
Anton Pantschke schob die Mokkatasse zurück. Die Kaffeestunde war vorüber. Der Ernst des Lebens begann, das heißt: von vier bis fünf hatte Anton „Sprechstunde“.
Da trat auch schon Franz, die Kanaille, ein und meldete:
„Frau Kramutschke wünscht die Herrschaften zu sprechen.“
Anton wurde knallrot vor Wut.
„So ’ne Frechheit!“ brummte er, und fügte laut hinzu:
„Wir sind nicht zu sprechen, Franz! Für die Kramutschke nie mehr! Nee – det hört auf. Det war einmal!“
„Anton!“ meinte die dicke Emilie vorwurfsvoll.
„Franz! Es bleibt dabei!“ rief Anton finster.
Franz, die Kanaille, verbeugte sich und verschwand.
Aber – sehr bald war er wieder da.
„Frau Kramutschke läßt den Herrschaften bestellen, daß sie in geschäftlichen Angelegenheiten kommt.“
„Wat?! – Anpumpen will sie uns!“ brauste Pantschke auf.
„An–ton –!“ säuselte Frau Emilie.
Die beiden Rangen horchten mit Mund und Ohren zu. Lene hatte das Mündchen vor Staunen sperrangelweit geöffnet.
„Papa,“ sagte sie nun, „Muttern duzt sich doch mit Tante Kramutschke. Und Anna is doch unsre Freindin.“
Pantschke war schon aufgestanden.
„Führen Sie die Frau ins Kontor, Franz,“ erklärte er grollend. – Als Franz verschwunden war, fauchte er Lene an:
„Eire Freindin?! Noch besser! Die Anna kommt mir nich mehr ins Haus! Nee – auf keinen Fall!“
Dann verließ er den Wintergarten –
Im Kontor saß die hagere, blasse Frau des Schuhmachers Friedrich Kramutschke und hatte die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepreßt. – Nun wußte sie ja Bescheid, weswegen sie Pantschkes nie mehr zu Hause angetroffen hatte! Sie hatten sich verleugnen lassen! Sie wollten von ihr nichts mehr wissen! – Oh – diese Schieberbande! Dieser Anton! Das war so einer, dem man kaltblütig die Cholera an den Hals wünschen konnte! –
Anton trat ein, nickte ihr zu.
„’n Tag, liebe Frau –“
Er setzte sich an den Schreibtisch und wandte sich halb um.
„Sie wünschen?“
Das grauhaarige, verblühte Weib krallte die Fingernägel in die Handflächen.
Nur ruhig bleiben – nur ruhig bleiben! Sie kam ja als Bittende –!
„Herr Pantschke,“ sagte sie stockend, und ihre Stimme gehorchte ihr kaum vor Empörung, „ich – ich würd’ Sie ja nich belästigen. Aber mein Oller liegt immer noch krank, und – und jestern hab’ ich schon den Regulator aufs Pfandhaus jetragen.“
Pantschke brummte:
„Na also!“ – Das hieß: Ich habe richtig vermutet. Anpumpen will sie mich!
Er räusperte sich. „Liebe Frau Kramutschke, es ist selbstverständlich, daß ich Ihnen helfen werde.“
Er bemühte sich, auch nicht im geringsten zu berlinern. – „Sie können jede Summe von mir bekommen – als Darlehn gegen Zinsen und Sicherheit.“
Wieder hüstelte er. „Hm ja – mit der Sicherheit, da sieht es wohl faul aus –?“
„Unsere – unsere Möbel!“ stieß die blasse Frau hervor und warf Anton einen Blick zu, vor dem jeder andere errötet wäre. Anton errötete nur vor Ärger, nie vor Scham.
„Schön – Möbel!“ nickte er. „Wieviel wollen Sie haben?“
„Tau– tausend Mark –“ stammelte sie.
Er nahm ein Blatt Papier und schrieb etwas mit Tinte auf, sagte dann: „So, lassen Sie das auch von Ihrem Manne unterschreiben. Dann haben Sie das Geld heute noch –“
Sie war zufrieden. Sie stotterte einen Dank hervor, ging und nahm den Zettel mit.
Erst auf der Straße las sie ihn. Da stand:
Wir haben heute von Herrn Anton Pantschke, Berlin-Friedenau, Römergasse 111, ein Darlehn von 1000 Mark erhalten, das wir mit 5 Prozent verzinsen und nach einem halben Jahre zurückzahlen werden. Als Sicherheit verpfänden wir unser Mobiliar und versichern an Eidesstatt, daß die Möbel unser unbeschränktes Eigentum sind.
„Halunke!“ zischte die blasse Frau. „Halunke! Er weiß recht gut, daß wir schon 500 Mark drauf geliehen haben!“
Sie zerriß den Zettel und schlich, allerlei vor sich hinmurmelnd, weiter die Straße entlang.
Auf der anderen Seite hielt ein schlankes, junges Mädel mit keckem Bubengesicht gleichen Schritt mit ihr. Als Frau Kramutschke den Zettel wegwarf, kam sie auf dieselbe Seite hinüber hob die Schnitzel auf, setzte sie im Gehen, da es nur vier Stücke waren, zusammen und sprach gleich darauf das vergrämte Weib an.
„Entschuldigen Sie –“ sagte Anita Brünslow freundlich, „Sie haben da soeben etwas verloren –“ – Sie zeigte ihr die Fetzen des Zettels.
Frau Kramutschke wurde rot. Ein feindseliger Blick traf das junge Mädchen.
„He – was spionieren Sie mir nach?!“ rief sie leise. „Lassen Sie mich in Ruhe –!“
Anita schüttelte den Kopf. „Weshalb gleich so unfreundlich?“ meinte sie. „Ich möchte gern über Pantschkes etwas erfahren. Ich habe heute dort eine Stelle als Erzieherin angenommen. Morgen ziehe ich zu, nachdem meine Mutter mir die Erlaubnis gegeben hat. – Ich sah Sie aus der Villa kommen. Deshalb ging ich Ihnen nach. Man will doch wissen, wie die Leute sind, bei denen man in Stellung ist.“
Frau Kramutschke war gerade in der richtigen Stimmung, Auskunft zu geben.
„Na – da sind Sie ja fein anjekommen bei die Jesellschaft!“ rief sie. „Fein anjekommen! Der Anton Pantschke hat noch im September vorijet Jahr in die Ackerstraße in zwee kleene Stuben jehaust. Er hat ’ne Hökerei jehabt. Aber – Schieber war er, nischt weiter, so eener von die Bande, wo dafor jesorjt hat, dat det Schmalz 24 Mark kostete und det Mehl 10 und 12 Mark. Wir wohnten hinten auf ’n Hof. Meen Oller is Schuster, hat aber von ’n Krieg her janz kaputte Nerven –“ Sie schilderte, wie befreundet sie einst mit Pantschkes gewesen waren. „Ja – und nu, Freilein, nu macht der Pantschke es so mit uns! Tut erst, als ob er mir’s Jeld jeben will, und nachher, da schmiert er so wat auf den Wisch, wat wir nich unterschreiben kennen! Ja – det is so der richt’ge jemeine Jeldprotz jeworden! Ach – und unsre Anna, Freilein, – wir haben man det eene Kind –, die hat doch – Halt, da kommt meine Elektrische –“
„Ackerstraße – welche Nummer?“ rief Anita ihr nach.
„192 – Hof rechts!“ antwortete die Kramutschken.
Dann ratterte die Straßenbahn davon.
Anita schaute dem Wagen nach. – Wenn man doch was für die Frau tun könnte! dachte sie.
In demselben Moment sprach Herbert Monsbach sie an.
„Tag, Anitachen – Wer war denn die blasse Frau?“
Anita fuhr herum und wurde etwas rot.
„Ach – Sie sind’s! – Komisch, daß wir uns heute schon wieder treffen!“
„Na – wir wohnen doch im selben Hause!“ lächelte er.
Sie blickte ihn beinahe strafend an.
„Lügen Sie doch nicht! Sie – Sie haben ja zwei Wohnungen! Hildegard verplapperte sich heute bei dem großen Krach, den es Pantschkes wegen gab.“
Herberts mageres Windhundgesicht nahm einen recht bestürzten Ausdruck an.
„Deubel noch mal,“ platzte er heraus, „woher weiß denn Ihre Schwester das?! Und – was habe ich mit Pantschkes zu tun?! Wie kam denn die Rede auf mich bei dem Krach?“
Sie waren langsam weiter gegangen.
Anitas Gesicht war jetzt wie mit Blut übergossen.
„Das – das kann ich nicht sagen,“ stotterte sie.
„So?! Warum denn nicht?“
„Weil – weil doch –“ – Sie zauderte, rief dann temperamentvoll: „Ach – Quatsch! Warum soll ich nicht ehrlich sein?! Wir sind doch gute Freunde – Also, Mama meinte, wenn ich bei Pantschkes Erzieherin spielte, dann – dann würden Sie mich nicht mehr für voll ansehen! Und, meinte Mama, Sie wären doch eine glänzende Partie – für mich!“
Sie lachte mit einem Male lustig auf.
„Wissen Sie, was ich Mama da erwidere habe? – Na, raten Sie mal!“
Herbert zuckte die Achseln. „Wie soll ich das raten?!“
„Ich habe gesagt: Mama, den Herbert Monsbach könnte ich nie heiraten, und wenn er Milliardär wäre! Und zwar deshalb nicht, weil –“
Sie stockte und fuhr dann überhastet fort: „Nein, das kann ich doch nicht verraten – Es geht wirklich nicht!“
Und um ihn abzulenken, fragte sie schnell:
„Sind Sie mir etwa nachgestiegen?“
„Nee – Ihnen nicht! Aber Tante Klementine. Sie ist nämlich mit einem großen Pappkarton zu – Pantschke gegangen.“
„Ach nee?!“ entfuhr es Anita.
„Tatsache, Gnädigste – Zu Anton Pantschke, Kommissionsgeschäft. In dem Karton muß was Schweres drin gewesen sein.“
Die beiden waren wieder in die Straße eingebogen, wo Pantschkes Villa lag.
„Aber – was mag sie dort nur wollen?“ meinte Anita nachdenklich.
„Weiß der Deubel, Anitachen. Natürlich handelt es sich wieder um ein oberfaules Manöver.“
„Was heißt das?“
„Dja – das kann ich Ihnen nicht so recht erklären – Aber – da kommt der Klementine-Feldwebel ja schon! Sehen Sie, wie sie mit dem Karton schlendert?! Jetzt ist das Ding also leer –“
Die hühnerblinde Tante Klementine bemerkte die beiden nicht, die gleich hinter ihr kehrt machten und nun eine Weile schwiegen.
Dann sagte Anita:
„Morgen um neun Uhr vormittags halte ich bei Pantschkes meinen Einzug.“
Herbert war jetzt jedoch so von seinen Gedanken in Anspruch genommen, daß er nichts darauf erwiderte, vielmehr ganz unvermittelt fragte:
„Woher weiß denn Ihre Schwester, daß ich zwei Wohnungen habe?“
Anita pfiff in ihrer burschikosen Art leise durch die Zähne.
„Ja – wenn Sie ’ne Ahnung hätten!“ antwortete sie nur.
„Wovon?“
Anita kicherte wie ein Kobold.
„Sie – Sie sind doch eine glänzende Partie!“
Herbert tat, als ginge ihm ein Licht auf. Aber ganz klar waren ihm die Zusammenhänge doch nicht.
„Sie müssen mir reinen Wein einschenken, Anitachen,“ bat er. „Denken Sie, wie gefährlich es für mich wäre, wenn Ihre Schwester Tante Klementine gegenüber eine Andeutung machte, daß ich –“
„Oh – keine Sorge! Hildegard wird sich hüten! Wenn Sie erst Ihr Bauführer-Examen gemacht haben, dann – dann wird Hildegard wohl sehr nett zu Ihnen werden.“
„Na – dann wird sie nie nett zu mir werden, denn – das Examen bestehe ich nie. Mir ist der ganze Kram längst langweilig.“
„Ach nee?!“
„Tatsache! Ich bin längst auf der Suche nach einem anderen Beruf. – Das so nebenbei, ganz unter uns, bemerkt. – Wer soll denn nun eigentlich auf mich Jagd machen, Anitachen? Sie oder Hildegard?“
Anita lachte. „Beide – beide! Mama sagte: Der Monsbach sieht gut aus, und er erbt mal sehr viel! haltet Euch ran!“
„Köstlich!“ Herbert blickte Anita von der Seite an. „Sie würden mich also nicht nehmen, Anitachen?“
„Niemals – nie! Sie haben ja eine zweite Bude! Und ich kann mir denken, daß dort nur Bilder von Chordamen hängen, und daß –“
„Stopp!“ rief Herbert schon. „Stopp! Nicht ein einziges Damenbild hängt dort. Oder vielmehr: ein einziges! Aber das ist keine Dame, das ist ein Backfisch, den ich mal vor drei Jahren auf –“
„Sie – Sie schwindeln!“ erklärte Anita blutrot, indem sie ihn unterbrach. „Das – das kann jeder behaupten – jeder!“
„Bitte – überzeugen Sie sich doch davon. Ich lade Sie freundlichst ein, meine Bude zu besichtigen.“
„Hm –“ Anita hatte den Kopf gesenkt. „Hm – und – und wenn mich jemand sieht?“ – Sie war ja so neugierig, Herberts Zimmer kennen zu lernen. Sie dachte es sich himmlisch, mal auf einer Junggesellenbude zu weilen. Und – Herbert war doch ihr Freund! Was konnte ihr da passieren?! Außerdem – er war Kavalier, Gentleman –
Zehn Minuten später eilte Anita die Treppe in jenem Hause empor, in dem Herbert täglich zwei Mal sich „verwandelte“.
Herbert hielt die Tür schon offen. Er war ein paar Minuten vorher hinaufgegangen.
„Ach – habe ich nur Herzklopfen!“ meinte Anita und blieb mitten im Zimmer stehen.
„Bitte – wollen gnädiges Fräulein nicht ablegen –?“ – Er half ihr aus der Kostümjacke. Den Hut behielt sie auf.
Dann schritt sie sofort auf den Schreibtisch zu.
Wirklich – da stand in breitem Nußbaumrahmen eine Liebhaberphotographie –: Sie selbst als Backfisch.
Und – an den Wänden kein anderes weibliches Gesicht – Nur sie – nur sie –!
Ganz verlegen starrte sie auf das Bild. Herbert hatte sie damals auf dem Dache photographiert, neben dem dicken Schornstein.
Der Wind hatte ihr die Röcke so eng an die Beine gepreßt. Es sah fast unanständig aus, fand sie heute –
Herbert war hinter sie getreten.
„Na, Anita, – würden Sie mich immer noch nicht heiraten?“ fragte er leise. „Sie haben mich für einen großen Schürzenjäger gehalten, nicht wahr?“
Es sollte nur ein Scherz sein, das alles.
Aber wie er so hinter ihr stand, überkam ihn plötzlich ein ganz seltsames Gefühl. Er hatte Anita bisher stets noch halb als Kind behandelt. Heute vormittag, als sie von dem Vetter erzählte, mit dem sie sich hatte verloben sollen, da war zum ersten Male in ihm so etwas wie Angst aufgestiegen, daß er sie eines Tages ganz verlieren könnte. Und nun – nun ward ihm plötzlich eine ihn selbst überraschende Erkenntnis: Anita galt ihm mehr, als er je geglaubt hatte! – Weshalb, schoß es ihm durch den Sinn, hast Du auch gerade ihr Bild hier aufgestellt?! Nur weil es die beste Deiner Aufnahmen ist?! – Nein, nein – nicht deshalb! Weil Anita Dir ja mehr ist als nur Gespielin von einst! Weil sie Weib ist, Weib war – für Dich, schon als Backfisch! Und weil „Weib sein“ dem Manne gegenüber bedeutet: Verliebt sein – Begehren empfinden! –
Anita hatte sich auf die Tischplatte gestützt.
„Ja,“ stieß sie hervor, „ja – Schürzenjäger! Und – und gerade Sie hätte ich so gern anders mir vorgestellt, – so – so erhaben über alles, was doch nur – nur unrein ist –“
Ihre Stimme war zum Flüstern herabgesunken.
Und hinter ihr hauchte Herbert zärtlich und werbend:
„Anitachen, liebe, liebe Anita, – ob wir beide uns bisher nicht über unsere Gefühle getäuscht haben?!“
Er hatte ihr den Arm um die Schultern gelegt, zog sie sanft nach rückwärts, bis sie an seiner Brust ruhte –
Sie war ganz blaß geworden, drehte langsam den Kopf und blickte zu ihm auf –
Zwei dicke Tränen rannen ihr über die Wangen –
Dann schloß sie die Augen, sagte tapfer:
„Ich habe mich nicht getäuscht, nie – nie! Aber – ich habe alles tapfer runtergewürgt – und verheimlicht, – und habe nur gehofft –“
Er beugte sich tiefer –
Ihre Lippen fanden sich.
Und Anitas Lippen waren kalt und ohne Leben. Aber nicht lange –
Mit jäher Bewegung schlang sie ihm die Arme um den Hals –
„Du – Du!“ jubelte sie. „Ach – wir waren ja wie die Kinder, Du –“
Und nun küßte sie ihn. Und ihre Lippen glühten –
„Anita!“ stöhnte er. „Mädel, Mädel – nicht so – nicht so küssen –!“
Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl, zog sie auf den Schoß –
Sie lachte selig. „Nicht küssen? Warum nicht, Herbert? Wo ich so – so endlos lange auf dieses Glück gewartet habe –?!“
Kurz vor sieben Uhr huschte Anita die Treppe hinab. Als sie daheim ankam, schlich sie auf ihr Zimmer, kühlte die glühenden Wangen, kühlte die glückstrunkenen Augen –
„Fräulein Brünslow,“ sagte Anton Pantschke am nächsten Vormittag zu Anita, die vor einer Stunde ihr kleines, einfenstriges Zimmer in der Villa bezogen hatte, „ich möcht’ Sie bitten, daß Sie hier bei uns außer mit die Kinder sich auch noch mit uns so ’n bißken beschäftigen. Das heißt, – ich wollte damit ausdrücken: wenn meine Frau und ich mal was sagen oder tun, was nich so ganz nach ’n feinen Ton ist, dann könnten Sie uns das freundlichst vorhalten, – Sie verstehen!“
Anita nickte. „Ich verstehe, Herr Pantschke.“ –
Sie hatte im Schaukelstuhl gesessen und gerade Herberts Photographie geküßt, als Pantschke ohne Anklopfen eingetreten war. Aber mit Blitzesschnelle war das Bild in den Rockfalten verschwunden.
„Das freuet mir,“ meinte Anton.
„Mich!“ verbesserte Anita.
„Gut – das freut mich. – Außerdem, Fräulein Brünslow, – wenn Sie so gelegentlich für mich einen Geschäftsbrief schreiben wollten –“
Er stand breitbeinig vor ihr, die Fäuste in die Taschen seiner Haus-Schnürjacke vergraben und die Zigarette im linken Mundwinkel.
„Auch das werde ich tun,“ erklärte Anita. „Falls ich Zeit dazu habe, Herr Pantschke –“
Anton hörte nicht hin. Er hatte plötzlich gemerkt, daß diese Anita ein verteufelt netter Käfer war und daß ihre halsfreie Bluse allerhand rundliche Herrlichkeiten verbarg.
Donnerwetter, dachte er, ob dieser kleine Käfer nicht für so ein kleines –
Sein Gedankenfaden riß jäh ab. Nebenan erhob sich ein mörderisches Gebrüll –
Das waren die lieben Sprößlinge Lene und Lotte –! – Mit einem Satz war er an der Tür, riß sie auf –
„Werdet Ihr wohl Ruhe halten!“ brüllte er. Und – platsch, platsch – hatten Lene und Lotte je eine Maulschelle verabfolgt bekommen, daß sie schier zu Salzsäulen erstarrten.
Vatern schlug ja so selten –! Und – wie hatte er heute geschlagen!
Pantschke kehrte nun zu Anita zurück. Die hatte sich inzwischen fix den Kneifer aufgesetzt.
Anton kriegte einen Schreck! – Pfui Deubel, wie konnte das Mädel sich nur so entstellen!
Der Kneifer kühlte ihn ab. Und daher sagte er:
„Lassen Sie den Jöhren nichts durchgehen, Fräulein Brünslow! Strenge muß sind! Meen Vater hat mir oft mit ’n Leibriemen derart det Hinterteil jekitzelt –“
Da fiel ihm ein, daß er in den Ackerstraßen-Ton geraten war, verbesserte sich daher schnell: „Hat mir manchmal gehörig verwichst.“
„Mich,“ warf Anita ein.
„Wie?! Sie hat er verwichst? Ach nee, Sie spaßen.“
„Ich verwichse Dich, heißt es,“ belehrte ihn Anita, die jetzt total Gouvernante war.
„Na – meinswegen auch Dich! – Hm, eine Frage. Hätten Sie jetzt mal Zeit, einen Brief zu schreiben?“
„Gewiß –“
„Dann kommen Sie bitte mit ins Kontor.“ –
Im Kontor mußte Anita sich an den Schreibtisch setzen.
„Sie sollen einem Fräulein Klementine Wachs folgendes mitteilen,“ sagte Pantschke nun. „Sie können die Sache dann so ’n bißken in nette Form kleiden. – Also: „Ich habe die antike Bronzevase, die Sie mir gestern als Pfand für ein Darlehn anboten, taxieren lassen. Sie ist so ungefähr vielleicht nicht ganz 3000 Mark wert, und bin ich daher bereit, Ihnen 2000 Mark zu den bekannten Bedingungen als Darlehn zu geben.“ – So – das wär’ die Schohse, Fräulein Brünslow. Nu los!“
Anita hatte sehr – sehr genau hingehört. Aha – antike Vase – Pappkarton von gestern! – Das hieß Glück haben! Nun wußte sie ja, was der Feldwebel Klementine hier gewollt hatte! –
Der Brief war fertig, und Anton Pantschke war sehr zufrieden damit.
Beim Schreiben hatte Anita den Kneifer abgelegt. Und – das war für Anton zu verführerisch! – Verdammt – man konnte doch mal sehen, ob die Kleine nicht so ganz allmählich kirre zu machen war –
Er legte ihr also, hinter ihr stehend, die Hand auf die Schulter und gleichzeitig zwei Fünfzigmarkscheine vor sie hin.
„Da – für den Brief, Fräulein Anitachen,“ flüsterte er.
Anita war im ersten Moment starr über diese Frechheit. Dann – ein Gedanke!
„Oh – das ist lieb von Ihnen!“ sagte sie leise. „Darf ich nicht gleich auch an Frau Kramutschke schreiben, lieber Herr Pantschke? Wir sind nämlich früher mal Kunden bei Kramutschkes gewesen, und gestern traf ich sie, als sie von Ihnen kam. Nicht wahr, Sie borgen ihnen doch auch ohne Möbelsicherheit die tausend Mark, lieber Herr Pantschke?“
Anton pumperte das Herz – Oh – die Kleene machte sich! Na – Spaß, die tausend Mark würden ihr beweisen, daß er ein jutes Herz hatte –! –
„Bon,“ sagte er, „bon, schreiben Sie an Kramutschkes. Sie kann sich morjen den Zaster holen –“
Er streichelte Anita jetzt schon das Haar. Sie hielt still. Sie dachte: „Warte – Dich will ich anzapfen – nicht für mich!“
Ein glückseliger Übermut erfüllte sie – seit gestern nachmittag. Sie war ja Braut – eine kleine, heimliche Braut. Was tat es ihr da, wenn sie sich von diesem Pantschke diese plumpen Vertraulichkeiten gefallen ließ? – Der Zweck heiligt auch hier die Mittel! Der gute Zweck!
Antons Nase war bereits vor Aufregung mit den üblichen fünf Schweißperlen geziert. Und – die Hände zitterten ihm –
Vaflucht – vaflucht! dachte er, ohne Kneifer ist die Kleine ein saftiger, frischer Happen!
„Nun lassen Sie mich aber erst den Brief an Frau Kramutschke schreiben, lieber Herr Pantschke,“ bat Anita flötend. „Nicht doch! Das kitzelt!“ – Er hatte sie unter das Kinn gefaßt, wollte ihr den Kopf nach oben biegen. Sie ahnte, was er beabsichtigte: Küssen! – Na – er sollte sich schneiden!
Sie merkte, daß er ganz tief über sie gebeugt dastand. Mit einem Ruck erhob sie sich. Sie wußte: ihre Frisur vertrug den Puff schon, und der große Haarkamm würde vielleicht gerade Pantschkes Knollennase treffen –
Und – es kam auch genau so, wie sie es berechnet hatte –
„Au!“ machte Anton.
Anita drehte sich um. Pantschke hielt sich die Nase.
„Oh – wie tut mir das leid,“ meinte sie kläglich. „Habe ich Ihnen sehr weh getan?“
Er zog mit der Linken das seidene Taschentuch hervor, grunzte:
„Ich – ich kriege so leicht Nasenbluten – Wahrhaftig, da hab’n wir die Bescherung!“
„Ach – lieber Herr Pantschke – Ich kann kein Blut sehen – Ich werde sonst ohnmächtig! lieber Herr Pantschke – gehen Sie – hinaus! Mir wird schon ganz schwach –“
Anton zog ab. Und Anita sank in den Schreibsessel und kniff die Lippen ganz fest zusammen, um nicht laut herauszuplatzen.
Dann schrieb sie an Frau Schuhmachermeister Kramutschke und unterzeichnete flott:
Im Auftrage des Herrn Pantschke
A. Brünslow.
So begann sie ihre Tätigkeit in der Villa Pantschke –
Am nächsten Vormittag erschienen gleichzeitig zwei Frauen bei Anton: der Feldwebel Klementine und Frau Kramutschke.
Pantschke fertigte zuerst Klementinchen ab. Dann ließ er die andere vor –
„’n Tag, Frau Kramutschke. Setzen Sie sich. Zeigen Sie doch mal den Brief. Wat hat meine Sekretärin denn so eijentlich jeschrieben – Hm – zweetausend Märker?! – Nee, det is ’n Irrtum. Dausend sollen’s sind – dausend, bei Rückgabe innerhalb von sechs Monaten und fünf Prozent Zinsen. – Hochanständij – das missen Sie zujeben, liebe Frau Kramutschke, wo doch jar keine Sicherheit dabei is!“
„Lump!“ dachte sie. Aber sie nickte nur enttäuscht und schwieg.
Er stellte den Schein aus.
„So – nu fahren Sie nach Hause und lassen Sie Ihren Mann ooch unterschreiben. Dann kommen Sie nachmittags wieder und kriegen das Geld nach Abzug von die Zinsen und fuffzig Mark Provision, wat wieder sehr anständij is.“
„Ach – ich hab’ ja so wenig Zeit, Herr Pantschke. Dürft’ ich Ihnen den Schein nicht einschicken? Seh’n Sie – die Elektrische kost’ jedesmal zwee Mark, und –“
„Ausgeschlossen! Ordnung muß sein!“ Anton hatte abwehrend die Hände erhoben. Er hatte diese Geste letztens im Theater von einem Schauspieler gesehen.
Frau Kramutschke stand auf.
„Sie sind – Sie sind sehr hart!“ stieß sie hervor. Dann ging sie –
Anita hatte scharf aufgepaßt. Als Frau Kramutschke das Kontor verließ, winkte sie sie hastig in ihr Zimmer.
Franz, die Kanaille, schritt gerade mit seinem stupiden Lächeln vorüber.
„Nun?“ fragte Anita.
Frau Kramutschke starrte sie ganz fassungslos an.
„Ja, ja,“ Anita, „ich bin die Sekretärin Pantschkes. Sie erkennen mich von gestern nachmittag wieder, nicht wahr?“
Die Frau erzählte, Anita ballte die Fäuste.
„Ah – der – der –“
„Lump!“ ergänzte Frau Kramutschke.
„Warten Sie hier!“ meinte Anita dann.
Als sie die Tür nach dem Flur öffneten stand der idiotenhafte Franz dicht davor.
Anita hatte stark den Eindruck, daß Franz gehorcht hätte. Sie musterte ihn prüfend. Er lächelte dämlich.
„Wollten Sie zu mir?“ fragte sie scharf.
„Nachher!“ flüsterte er und – in demselben Moment veränderte sich sein Gesicht vollständig. Das war nicht mehr das harmlos-törichte Lächeln; das war ein überlegenes Grinsen, aus dem Anita nicht recht klug wurde.
Sie ging weiter. – Anton Pantschke rauchte eine Importe zu sechs Mark und feilte an seinen Fingernägeln herum.
Anita trat ohne anzuklopfen ein.
„Na nu?!“ rief er. „Und anklopfen?!“
„Sie tun’s bei mir ja auch nicht,“ lächelte sie schalkhaft. „Außerdem – zwischen uns beiden!“
Er war sofort versöhnt, haschte nach ihrer Hand und wollte sie auf den Schoß ziehen.
„Bitte –!“ Sie hatte sich losgerissen. „Sie sind kein Mann von Wort, Herr Pantschke! Frau Kramutschke sitzt in meinem Zimmer und weint. Pfui – das hätte ich von Ihnen nicht gedacht! Ich werde mich danach zu richten wissen –!“
Anton überlegte – sehr kühl. Keinerlei Schamgefühl beeinträchtigte die Klarheit seines Denkens.
Nochmals schaute er Anita von oben bis unten an.
Ja – sie war 2000 Märker wert! – Seine Emilie –?! Ach nee! Lieber nicht! Er schätzte keine durch ein Korsett in menschliche Form gepreßten Fettmassen. Außerdem war Emilie nie so recht temperamentvoll gewesen. Eheliche Zärtlichkeiten hielt sie für ein notwendiges, gesetzlich geschütztes Übel.
Anton holte seine Brieftasche hervor.
„Da, Anitachen, – zwei Braune!“
Anita tänzelte näher und lächelte süß.
„Geschenkt?“ lispelte sie und machte dazu Augen – Augen!
Anton nickte.
„Ja, Kleene, wenn –“
Aber da war sie schon wie ein Blitz hinaus.
Er starrte ihr nach, brummte: „So ’ne Kanallje!“
Dann schmunzelte er – Na – wenn schon! 2000 Mark! Er würde wenigstens was dafür haben –!
„Hier, liebe Frau Kramutschke, – er schenkt sie Ihnen –“ sagte Anita und drückte ihr die beiden Banknoten in die Hand. „Und hier sind noch hundert Mark, die er mir schenkte, und die ich nun weiter verschenke. – Nein, nein, keinen Dank! Gehen Sie jetzt – Sonst tut es ihm womöglich wieder leid.“
Frau Kramutschke verschwand.
Anita atmete auf – „Das haben wir fein gemacht!“ dachte sie. „Wenn nur nicht dieser Franz da wäre! Der Mensch ist mir fast unheimlich! Der ist offenbar gar nicht so dämlich, wie er aussieht –“
Es klopfte leise.
Anita rief: „Herein!“ – Es war Franz, – der harmlose Franz.
Er drückte die Tür zu und blieb dicht davor stehen.
„Gnädiges Fräulein,“ flüsterte er, „wollen Sie mich so etwas unterstützen? Es wird Ihr Schade nicht sein.“
Er hob die linke Hand. In der Handfläche blinkte eine runde Messingmarke.
Anita begriff sofort.
„Polizei?“ hauchte sie verwirrt.
Franz nickte.
„Aber Diskretion, Fräulein Brünslow,“ flüsterte er weiter. „Gegen Pantschke schwebt ein Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung. – Pantschke ist leicht zu übertölpeln. Sein Geldschrank im Kontor hat ein amerikanisches Kombinationsschloß, das stets auf einen bestimmten Namen eingestellt wird – einen Namen mit fünf Buchstaben. Sorgen Sie dafür, daß er Ihren Namen „Anita“ für die nächste Zeit wählt. Ich will mich nur überzeugen, ob er Wertpapiere in dem Panzerspind lagern hat.“
Anita überlegte blitzschnell. Dann sagte sie leise:
„Gut – versuchen will ich’s!“
Franz verbeugte sich. „Sie können auf klingenden Dank der Behörde rechnen,“ meinte er hastig und verließ das Zimmer.
Anita ging in das Kinderzimmer hinüber. Lenchen und Lottchen waren soeben aus der Schule gekommen.
„Ihr müßt mir guten Tag sagen,“ meinte Anita freundlich. „Das gehört sich so. – Nun – wird’s bald?!“ – Das klang schon schärfer.
Die Mädelchen standen steif wie die Stöcke da.
„Ich – ich mag Dich nicht!“ grollte Lene verbissen.
Anita lächelte amüsiert. „Weshalb denn nicht?“
„Weil – weil Du schuld bist, daß die Anna Kramutschke nich mehr zu uns kommen darf. Wir – wir sollen fein werden –!“
„Ihr irrt Euch, Kinder,“ sagte Anitas ernst. „Die Anna wird Euch wieder besuchen. Dafür werde ich sorgen. Und „fein“ sollt Ihr nicht werden, nur artig sollt Ihr sein, wie es für Kinder sich schickt, die einen reichen Vater haben.“
„Wann kommt die Anna?“ rief Lottchen sofort ganz anderen Tones.
„Vielleicht schon morgen –“
Lene und Lotte waren von dem Augenblick an wie ausgewechselt. Als Frau Emilie gleich darauf das Kinderzimmer betrat, saß „das Fräulein“ mit den Rangen am Tisch und half ihnen bei den Schularbeiten.
Nachmittags um sechs ging Anita aus.
Ach – sie sehnte sich schon so unendlich nach Herbert. Sie lief fast die Straßen entlang. Und – sie hatte ihm ja so viel Neues mitzuteilen –!
Bevor sie in das bewußte Haus schlüpfte, schaute sie sich vorsichtig um.
Dann war sie geborgen. Dann lag sie an Herberts Brust, küßte, ließ sich küssen.
„Du – verständig sein!“ mahnte sie schließlich. „Ich habe nicht lange Zeit.“ – Er setzte sich auf das Sofa, nahm sie auf den Schoß.
Sie erzählte: von der antiken Bronzevase, von Franz mit der Messingmarke und von Frau Kramutschke.
Herbert preßte sie an sich.
„Liebling – meine Feldwebel werden sich wundern!“ sagte er drohend. „Bei der ersten Gelegenheit kommt der Kladderadatsch. – Hör’ mal zu, was ich mir ausgedacht habe –“
Anita saß ganz still und lauschte.
„Du!“ rief sie plötzlich. „Du – ist das wahr? Dann – dann heiraten wir?“
„Es ist wahr. Und es wird klappen. Pantschkes haben Telephon. Ich rufe Dich zur rechten Zeit an und sage, Deine Mutter möchte Dich sofort sprechen!“
„Fein – tadellos!“ jubelte sie. „Ja – es wird klappen! – Und – zur Polizei gehst Du also auch?“
„Gewiß! Dieser Franz erscheint mir recht fragwürdig.“
Anita lächelte selig. „Ach, Herbert, wenn ich nur erst wieder von Pantschkes weg könnte! Wenn’s nur erst so weit wäre! Ich fühle mich dort doch recht unbehaglich. Ich habe mir’s leichter vorgestellt, Gouvernante zu spielen. Lene und Lotte sind ja jetzt sehr lieb zu mir. Aber der Herr Papa, – der wird mir zu frech! Heute beim Mittag trat er mir auf den Fuß, der – der Unverschämte! Es gab Kalbsbraten, Herbert. Tadellos! Die Köchin kocht großartig. Nur – nur das Essen wird einem so verleidet durch die Art, wie Pantschke – frißt!“ Sie lachte übermütig. „Er frißt wirklich. Fünf Scheiben Kalbsbraten – denk’ Dir. Und vorher Suppe und Gemüse mit Beilage – Nein, nein, Herbert, jetzt muß ich wirklich gehen. Es ist die höchste Zeit –“
Noch ein paar lange, heiße Küsse. Dann war Herbert allein –
Und am nächsten Vormittag neun Uhr saßen die beiden Feldwebel und Herbert beim Morgenkaffee. – Das heißt: es war nur Zichorienbrühe! Und dazu gab’s Brot mit Marmelade.
Frau Bertha Monsbach seufzte.
„Herbert, Herbert, wir werden durch Dich noch an den Bettelstab kommen. Ach – Klementine hat die schöne, große Bronzevase versetzen müssen, damit wir für Dich das Geld für die Kollegs beschaffen konnten. Ja, ja – so weit ist es mit uns schon!“
Und Klementine fügte hinzu: „Wir werden jetzt auch keine Marmelade mehr essen. Wir müssen sparen –“
Herbert sprang auf. „Entschuldigt – Ich will nur mal unten bei Brüsekes telephonieren –“
Und – weg war er!
„Was hat er nur?“ murmelte Frau Bertha, deren Gesicht stets genau so ungewaschen aussah wie das Klementinens –
Herbert kehrte zurück und setzte sich wieder.
„Telephonieren wolltest Du?“ fragte Tante Klementine.
„Ja – an meinen Freund Ballner. Ich will Euch nicht mehr zur Last fallen. Ballner will mich in sein Geschäft aufnehmen. Ihr wißt, er hat eine kleine Fabrik für Patentöfen. Auf diese Weise werdet Ihr mich los –“
Die beiden Damen waren starr. Frau Monsbach öffnete als erste den Mund.
„Wie – und das – das geschieht, ohne daß Du uns fragst?“ rief sie. „Nein – daraus wird nichts! Du beendest Dein Studium. Wir hungern gern –“
Herbert würgte schon wieder der Ekel in der Kehle.
„Ich bin volljährig – längst!“ sagte er kühl. „Ich kann tun, was ich will –“
Der Streit ging weiter. Tante Klementine war genau so geizig wie ihre Schwester, aber auch genau so ehrgeizig.
Und beide hatten nur einen Wunsch: Herbert mal als Regierungsbaumeister, als Beamten zu sehen! –
Die Flurglocke schrillte. Herbert ging öffnen: Es war Anita.
„Du – ich habe Angst!“ flüsterte sie.
„Quatsch, Liebling! Ich nicht!“
Dann gingen sie in das katzenduftende Wohnzimmer.
Anita begrüßte die Damen und sprudelte in einem Atem hervor: „Ach – ich habe in dieser Nacht einen so merkwürdigen Traum gehabt – von einem Schatz, der hier im Hause verborgen ist. Herr Monsbach – schnell, kommen Sie mit auf den Boden – Ich zeige Ihnen die Stelle. Alles, was ich träume, trifft zu – Kommen Sie –“
Die beiden waren schon hinaus.
Frau Bertha und Klementine stierten sich entgeistert an.
„Um Gottes willen – sie hat von unserem Blechkasten geträumt!“ stotterte Frau Monsbach. „Klementine – hinter ihnen drein! So mach’ doch! Was sitzt Du –“
Klementine schlenkerte der Unterkiefer vor Entsetzen, und plötzlich rief sie dann:
„Bertha – Bertha, was soll ich da oben?! Ich kann doch –“
Sie heulte los –
Auch Frau Bertha weinte. Und so harrten sie zitternd auf die Rückkehr der Schatzsucher.
Jetzt Schritte – die Tür ging auf –
Am Tische saßen zwei geisterbleiche Salzsäulen, denn – Herbert trug den großen Blechkasten und brüllte nun förmlich:
„Mutter, Tante – Fräulein Brünslow hat wirklich diesen Schatz gefunden! Denkt Euch, seht: alles Banknoten – dick voll!“
Da fuhr Klementine empor.
„Das – das Geld gehört uns!“ kreischte sie.
„So?!“ meinte Anita ruhig. „Das kann jeder sagen! Ich werde bei der Steuerbehörde anfragen, ob Sie wirklich so viel Vermögen besitzen –“
Klementine fiel in den Stuhl zurück.
Nun trat Herbert vor.
„Meine Lieben,“ erklärte er eifrig, „ich schlage vor, wir teilen das Geld. Fräulein Anita hat mir soeben eingestanden, daß sie mich liebt. Als meine Braut überläßt sie Euch gern die Hälfte. Die andere Hälfte genügt dazu, daß ich mich an Ballners Fabrik beteiligen kann.“
Anita nickte. „Ich bin ganz Deiner Meinung, Herbert. Falls die Damen aber etwas dagegen haben, dann muß ich den Fund der Steuerbehörde melden.“
Tante Klementine, völlig von Sinnen aus Angst um das geliebte Geld, versuchte jetzt ein Letztes: Sie sank vor Anita in die Knie und reckte die Schwurhand hoch:
„Das Geld gehört uns – beim Allmächtigen! Ich habe es dort verborgen!“
Herbert blieb genau so ungerührt wie Anita und sagte eisig:
„Du lügst! Dies hier sind etwa zwei Millionen. Wo hättet Ihr wohl stets von Darben und Sparen sprechen können, wenn Ihr ein solches Vermögen gehabt hättet –! – Nein – das Geld hat Anita entdeckt. Wollt Ihr teilen oder nicht!“
Siehe da: die beiden Damen gaben nach! Sie dachten: eine Million ist noch immer besser, als gar nichts! Denn Sie wußten, daß die zwei Millionen als dem Staate verfallen erklärt werden würden, falls sie sie als ihr Eigentum beanspruchten.
Die Teilung wurde sofort vorgenommen. Man gelobte allerseits Stillschweigen, und Anita wurde auch als „liebes Schwiegertöchterchen“ mit süßsaurem Lächeln willkommen geheißen –
Zu derselben Zeit erschienen bei Anton Pantschke ganz unerwartet auf Herberts Anzeige hin drei Kriminalbeamte, um sich den harmlosen Franz genauer anzusehen.
Franz entpuppte sich als ein von der Polizei längst gesuchter Heiratsschwindler und Erpresser.
In seiner Wut über seine Festnahme behauptete er, daß Anton Pantschke in seinem Tresor ein Geheimfach hätte, in dem eine Unmenge ausländische Wertpapiere aufgestapelt lägen.
Anton wurde grüngelb vor Schreck Er faßte sich aber schnell, öffnete den Tresor mit dem Gesicht eines Unschuldslammes und im Vertrauen auf den erfinderischen Geist des amerikanischen Stahlschrankkonstrukteurs.
Dieses Vertrauen wäre gerechtfertigt gewesen, das heißt, die Beamten hätten das raffiniert angelegte Geheimfach kaum entdeckt, wenn nicht dem Tresor gegenüber das Klubsofa an der anderen Wand gestanden hätte.
Anton der Idiotenhafte, der dem feierlichen Akt beiwohnte, stieß plötzlich eine Lache aus, die etwas wahrhaft Dämonisch-Niederträchtiges an sich hatte und rief:
„Da – unter dem Sofa hab’ ick vorige Woche mal gelegen. Herr Oberwachtmeester – hier befindet sich das Geheimfach!“
Anton Pantschke kriegte einen Ohnmachtsanfall, drei Tage drauf eine Vorladung vor das Finanzamt und – außer der Beschlagnahme des Inhalts des Geheimfachs! – so viel Strafe wegen Steuerhinterziehung aufgeknackt, daß er sogar die Villa verkaufen mußte. Käufer war ein – anderer Schieber aus Berlin N., Linienstraße 313, dessen Wohnung der arme Pantschke bezog: drei Zimmer!
Lene und Lotte jubelten. Jetzt hatten sie die Anna Kramutschke wieder in nächster Nähe. Auch Frau Emilie war zufrieden. Sie konnte jetzt wieder so viel essen, wie sie wollte.
Inzwischen waren Anita und Herbert ein sehr glückliches Paar geworden. Sie wohnten zwar nur möbliert, und in den Betten hauste eine Wanzenfamilie, aber das störte sie nicht. Anita meinte stets lachend: „Auf einen Stich mehr oder weniger kommt es nicht an!“
Hiermit ist unsere Geschichte definitiv aus.
Verlagswerbung:
Männe und Max
Lustige Bubenstreiche
Wie
benehme ich mich?
Ein allgemein verständliches, übersichtliches
Nachschlagewerk über alle Fragen des guten
Tones, ein den modernen Verhältnissen
angepaßtes Lehrbuch für jedermann,
der sich in jeder Gesellschaft
sicher bewegen möchte
Von W. v. Neuhof
Inhaltsangabe. Vorwort. Über die Notwendigkeit eines sicheren gesellschaftlichen Benehmens. 1. Wie soll ich persönlich auftreten? a) Kleidung. Schmuck. Körperpflege. b) Unser Heim. c) Mein Wesen. – Zu Hause. In der Öffentlichkeit. Im Berufsleben. 2. Geselligkeit. a) Allgemeine Anstandsregeln. b) Besuche. Gesellschaften. Bälle. c) Hochzeiten. Geschenke. Tischreden. d) Familienverkehr. e) Trauerfälle. f) Speisenfolge. Weine. g) Unsere Kinder und unser Verkehr. 3. Die Kunst ein angenehmer Gast zu sein, eine Unterhaltung zu führen und zur Unterhaltung beizutragen. 4. Wie schreibe ich Briefe? 5. Einige Winke über richtiges und gutes Deutsch. 6. Mädchen, die man heiratet, und Männer, die man heiratet. Schluß. Über Leute, die jedem auf die Nerven fallen.
Verlag moderner Lektüre G.m.b.H.
Gelbstern-Bücher
Die ganz ausgezeichneten, erstklassigen Romane der Gelbstern-Serie haben in kurzer Zeit eine enorme Verbreitung gefunden, wozu auch die wirklich vornehme Ausstattung viel beigetragen hat. Jeder Band ist etwa 200 Seiten stark. In jedem Monat erscheint ein neuer Band. Bisher sind erschienen:
1. Die Lahore Vase. (Kriminalroman von W. Kabel). – 2. Der hüpfende Teufel. (Kriminalroman von W. Kabel). – 3. Der Tempel der Liebe. (Kriminalroman von W. Kabel). – 4. Das Haus am Mühlengraben. (Kriminalroman von W. Kabel). – 5. Der Mutter Name. (Familienroman von O. Elster). – 6. Komm an mein Herz. (Liebesroman von G. von Hohenfels). – 7. Eine Geldheirat. (Liebesroman von Hans Reis). – 8. Die Brettldiva. (Liebesroman von R. Ortmann). – 9. Rittergut Tressin. (Liebesroman von R. Misch). – 10. Ich liebe Dich. (Liebesroman von Guido Kreutzer). – 11. Das Gift des Vergessens. (Kriminalroman von W. Kabel). – 12. Im Schatten der Schuld. (Kriminalroman v. W. Kabel). – 13. Um Leben und Tod. (Kriminalroman von J. E. Harrison). – 14. Der Universal-Erbe. (Kriminalroman von W. Kabel). – 15. Die Stimme des Blutes. (Kriminalroman von W. Kabel). – 16. Das Haus des Hasses. (Kriminalroman von W. Kabel). – 17. Der grüne Schlüssel. (Kriminalroman von Heinrich Lee). – 18. Der Mann im Sessel. (Kriminalroman von W. Kabel). – 19. Der Fall Ahrweiler. (Kriminalroman von F. Arnefeld). – 20. Die blaue Königin. (Kriminalroman von W. Kabel).
Moderne
Kriminal-Bücher
Eine Sammlung wirklich guter und spannender Kriminalromane. Jeder Band ist 96 Seiten stark und hat ein dreifarbiges Titelbild.
Bisher sind folgende Bände erschienen bezw. sind in Vorbereitung:
1. Die rote Locke. – 2. Das graue Gespenst. – 3. Der Ring. – 4. Das Katzen-Palais. – 5. Der Fall Winternitz. – 6. Die bunte Krawatte. – 7. Das wandernde Licht. – 8. Das Bild mit den Glasaugen. – 9. Polize 24. – 10. Der Millionen-Erbe. – 11. Der Diamant-Schmetterling. – 12. Um hohen Preis. – 13. Haus Willfried. – 14. Das Geheimnis eines Lebens. – 15. Die Spionin (Doppelband). – 16. Der dritte Schuß (Doppelband). – 17. Kurfürsten-Damm 304. – 18. Der Halbmond. – 19 Strafsache Kraßnik. – 20. Die einsame Kiefer. – 21. Götterstimmen. – 22. Ein seltsamer Fall. – 23. Der Ring der Borgia. – 24. Auf falscher Fährte. – 25. Der Brandstifter. – 26. Der Tod der Schlange. – 27. Zu fein gesponnen. – 28. Im Berlin-Palermo-Expreß. – 29. Der blaue Diamant. – 30. Der Mord im maurischen Pavillon. – 31. Ophir. – 32. Falsches Geld.