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Wie? Wer Muckimaki ist?
Nun, ein Kobold, daß ihr’s wißt!
Schwer wird ihm das Stillesitzen;
Koboldgleich herumzuflitzen
Dünkt ihm ungleich angenehmer,
Und dazu auch viel bequemer,
Als beim Stelldichein noch spät
Stillzusitzen auf dem Draht.
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Doch, was sein muß, das muß sein,
Freien kann man nur zu zwein;
Außerdem hat er gehört,
Eigner Herd sei Goldes wert,
Drum ist er mit Muckimecke,
Der Erwählten, zu dem Zwecke
Flugs, im schöngeschmückten Wagen
Hin zum Standesamt gefahren
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Schläft zum ersten Mal im Bett,
Nicht zu streiten, das ist nett.
Früher pflegte er in Ecken
Sich zum Schlummer auszustrecken.
Aber solch geregelt Leben
Stört ihn auf die Dauer eben;
Reizvoll waren ohne Frage
Auch die Junggesellentage!
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Reizvoll, weil so ungebunden;
Darum sagt er unumwunden:
„Heute Abend geh’ ich aus!“
Und verläßt zur Nacht das Haus.
Ängstlich, bis nach Mitternacht,
Hat die junge Frau gewacht.
Endlich, endlich ist er da,
Doch ihr graust als sie ihn sah!
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Lallend ist er hingesunken,
Und es scheint, er hat getrunken;
Aber hier beweist sich die
Suggestion der Energie.
Muckimecke hat gesprochen,
Muckimaki[1] sich verkrochen
In den nächsten Unterstand,
Wo er seine Ruhe fand.
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Muckimecke löscht die Kerze,
O wie klopft ihr armes Herze
Als sie matt und seelenkrank
Auf ihr weiches Kissen sank!
Lange fliehet sie der Schlummer,
Unterm Bett brummt ein Brummer,
Dem es ganz und gar nichts macht,
Wenn die arme Gattin wacht.
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Jeder Schmerz vergeht einmal,
So auch hier in diesem Fall.
Aneinander sich gewöhnen,
Sich nach jedem Zwist versöhnen
Ist der Ehe Hauptgebot,
Weil sonst jähe Scheidung droht.
Und zum Lohne kommt, horch – horch,
Eines Tags der Klapperstorch.
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Muckimaki ist beklommen,
Weil fünf Kleine angekommen;
Ihr Geschrei erfüllt das Haus.
Jede Nacht muß er heraus,
Muß sie aus der Nässe heben,
Näschen putzen, Fläschchen geben.
„Puh“, brummt er, „wer hätt’ gedacht,
Das der Storch gleich fünf gebracht!“
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Doch im Übrigen erscheinen
Ganz entzückend diese Kleinen!
Die zwei Mädel und drei Buben,
Kriechen bald durch alle Stuben,
Koboldsohren an den Köpfchen,
Und die Mädchen dito Zöpfchen.
Wackelschwänze haben alle,
Rassenmerkmal in dem Falle.
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Jedes wirkt bald eigenhändig,
Aber manchmal unverständig.
Ist besetzt der kleine Topf,
Kriegen sie sich gleich beim Schopf;
Unnachgiebig wird gezogen,
Falls der Topf fest angesogen.
Wenn dies mit Erfolg geschah,
Ist zumeist das Unglück da.
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Des Beraubten Wehgeschrei
Ruft die Mutter gleich herbei.
Zornig, nach dem ersten Schrecken,
Greift sie schnell nach einem Stecken,
Oder stiftet Fried’ und Ruh’
Mit dem guten Lederschuh –
Muckimaki flog mal aus,
Ahnungslos kommt er nach Haus.
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Ach, sein lustig Koboldherz
Fühlt mit ihnen ihren Schmerz.
Seine Liebe zu beweisen,
Läßt er hopsen sie und kreisen.
Aber ist man allzu gütig
Werden Kinder übermütig.
Muckimaki merkt das auch,
Denn nun muß er auf den Bauch.
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Um sie restlos zu beglücken,
Trägt er sie auf seinen Rücken
Unverdrossen hin und her,
Als ob er ein Esel wär?
Hinten zerrt am Buschelschwanz
Ihn der wilde Muckihans;
Und er merkt an ihren Taten,
Sie sind ganz nach ihm geraten.
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Etwas müde ist er nun,
Muß sich erst ein wenig ruhn.
Bei dem Spiele ward ihm heiß;
Von der Stirne rieselt Schweiß,
Wovon auf dem Boden man
Eine Lache sehen kann.
Muckimaki, der sich fächelt,
Ist voll Vaterstolz und lächelt.
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Still entfernt er sich und heiter,
Und die Kleinen spielen weiter.
Muckilieschen küßt den Hund
Wackelsterz auf seinen Mund.
Muckimaxi zackt die Beine,
Stark betonend: „Meine – meine!“
Hitziger wird der Disput;
Rr – rietz – das geht nicht gut.
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An den Enden ziehen beide,
Sichtbar wird das Eingeweide,
Sägespäne, Häcksel, Tang
Sträuben auf den saubern Gang.
Dieser Hund war immer schwächlich,
Doch das ist hier nebensächlich;
Jedenfalls war er geliebt,
Was sich aus dem Streit ergibt.
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Wachsen erst die geistigen Kräfte,
Macht man größere Geschäfte.
Schuhkrem findet sich im Spind;
Lappen, Bürsten her geschwind!
Zwar zuerst scheint man beschmutzt,
Doch dann wird man blank geputzt.
Diese Arbeit muß am Morgen
Muckimaki sonst besorgen.
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In den Eimer für den Müll
Forscht man intressiert und still,
Ob Konservenbüchsen leuchten,
Manchmal noch mit einem feuchten
Tropfen, der ganz eigen schmeckt,
Wenn man ihn vom Finger leckt.
Schnell entfernt der Griff, der rasche,
Etwa aufgehäufte Asche.
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Aber erst der süße Honig,
Den zu schlecken das ist wonnig!
Anhänglich mit goldnen Fäden,
Fesselt und umstrickt er jeden,
Der sich ernst mit ihm beschäftigt
Und an seinem Nährwert kräftigt.
Köstlich ist solch heimlich Naschen,
Und man braucht sich nicht zu waschen.
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Muckimaki hat’s gesehn,
Läßt es aber still geschehn,
Schlägt im Freien Rad um Rad,
Weil ihn das belustigt hat.
Denkt bei sich voll Vaterstolz:
Die sind ganz von meinem Holz!
Eines nur muß ich mich fragen:
Was wird meine Alte sagen?!
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Sähe sie die Kinderlein,
Würde sie erschrocken sein,
Denn der Spiegel, hell und klar,
Dient als eine Schaukel gar.
Von des lieben Vaters Uhr
Finden sich die Trümmer nur,
Sucht er ein paar Stunden später
Seinen teuren Chronometer.
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Decken zerrt man, frech und frisch,
Kurzerhand von jedem Tisch,
Weil dann besser ist zu sehen
Was da droben drauf mag stehen.
Diesmal ist’s ein Tintenfaß;
Und die Feder springt wie Glas.
Muckimaki hat’s gesehen,
Unfug ist genug geschehen.
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Schnell ist er ins Haus geflitzt –
Huh – die Wasserleitung spritzt
Einen kalten Wasserstrahl
Ins Gesicht ihm, wie fatal!
Kann auf einmal nichts mehr sehen;
Um den Hahn schnell zuzudrehen
Wischt er sich die Augen aus,
Und der Täter schlüpft hinaus.
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Wassertriefend naht, oh Jammer,
Muckimaki sich der Kammer,
Ihre Tür ist zugesperrt;
Heftig er am Riegel zerrt.
Hörbar ist ein lauter Jubel,
Sichtbar wird ein wilder Trubel;
Und es sagt sein Angesicht:
Stilleleben ist sowas nicht!
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Muckimeckes gute Kissen
Als Geschosse dienen müssen.
Reißt das Inlett, flieht die Feder,
Daß dies eintrat, sieht ein jeder,
Eins fliegt ausgerechnet auch
Muckimaki vor den Bauch.
„Mutti“, ruft er, „Muckimecke!“
Überrascht im ersten Schrecke.
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Muckimecke ward ganz heiß,
Dann gerann das Blut zu Eis.
Gut ist’s, daß die lieben Knaben
Sich bereits gesichert haben;
Auch die lieben Mägdelein
Wollen nicht gesehen sein.
Denn es flüstert ihr Gewissen:
Nur zum Ruhen sind die Kissen!
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Muckimecke sinkt, o weh,
Auf das gute Kanapee;
Dicke Tränen muß sie weinen
Über ihre süßen Kleinen.
Diese sehn mit schweren Herzen
Ihrer lieben Mutter Schmerzen,
Tiefe Reue packt sie nun:
„Wollen’s niemals wieder tun!“
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Muckimaki hat’s gehört.
„Eigner Herd ist Goldes wert“,
Brummelt er so vor sich hin,
„Mir egal, ich mach mich dünn!
Bin als Kobold hier geniert,
Muß stets sein, wo was passiert.“
Was nun weiter wird geschehn,
Wird im nächsten Heft man sehn.
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Der Titel von Band 2 lautet:
Der gereizte Kaktusfreund
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