Bellachinis neues Kunststück. (Verfasserangabe im Inhaltsverzeichnis: Von W. Kabel.)
In einer kleinen Gesellschaft hatte ein mit lebhaftem Erzählertalent begabter Herr bereits eine Anzahl von witzigen Geschichtchen zum Besten gegeben und begann nun, um etwas Abwechslung in die Sache zu bringen, mit verblüffender Geschicklichkeit Kartenkunststücke zu zeigen. Gefragt, wo er denn all die überraschenden Kniffe her habe, antwortete er stolz:
„Von dem großen Zauberkünstler Bellachini, der mir persönlich recht gut bekannt war. – Da fällt mir eben“, fuhr er in liebenswürdigem Plauderton fort, „bei der Erwähnung des Namens Bellachini ein kleines Erlebnis ein, das ich einst mit dem berühmten Manne hatte. Als ich gerade zum Besuche meines Bruders in Berlin weilte, traf ich Bellachini Unter den Linden. Wir freuten uns beide über das Wiedersehen und pilgerten in den Tiergarten hinaus, der gerade in frischem Frühlingsgrün prangte. Unterwegs fragte ich den Zauberkünstler, ob er sich vielleicht inzwischen einige neue Kunststücke ersonnen habe.
„Allerdings. Und eins meiner besten will ich Ihnen hier sofort zeigen“, meinte er höflich und zuvorkommend wie immer.
Wir standen gerade an einem der langgestreckten Seen, die den Berliner Tiergarten durchschneiden.
Bellachini läßt sich meine goldene Uhr geben, hüllt sie in ein Zeitungsblatt und schleudert sie – Sie können sich meinen Schreck vorstellen, meine Herrschaften! – mitten in den See, wo sie augenblicklich versank. Dann sagte er: „Kehren wir um. Ich habe Appetit auf Pfannkuchen. Bei Kranzler gibt es heute ganz frische.“
Wir gehen also in die berühmte Konditorei, setzen uns, und Bellachini bestellt zwei Pfannkuchen und zwei Tassen Chokolade.
Als der Keller die äußerst appetitlich ausschauenden und wunderbar duftenden goldbraunen Pfannkuchen bringt, nimmt Bellachini den einen und bricht ihn in der Mitte auseinander. – Und was, meine Herrschaften, befand sich in dem Pfannkuchen?!“
„Natürlich Ihre Uhr!“, ruft alles wie aus einem Munde.
„Ne, – Pflaumenmus!“