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Der schlaueste Soldat der deutschen Armee

 

Der schlaueste Soldat der deutschen Armee.

 

In einem Potsdamer Garderegiment diente vor 40 Jahren ein Soldat, bekannt unter dem Namen „der schlaue Mischebier“.

Bei einer Frühjahrsbesichtigung besuchte Kronprinz Friedrich Wilhelm, der nachmalige Kaiser Friedrich III., Mischebiers Kompagnie. Unter anderen befragte er diesen: „Sag mal, mein Sohn, du hast doch schon Posten gestanden – nicht wahr?“ Der nicht allzu begabte Gardist antwortete: „Zu Befehl, hoher Herr Kaiser!“ – So hatte er sich nämlich das „Kaiserliche Hoheit“ gemerkt.

„Nun, dann wirst du mir wohl sagen können, was du tun mußt, wenn sich in der Nähe eines Pulverschuppens eine größere Menge von Menschen ansammelt?“ forschte lächelnd der hohe Herr weiter. „Zu Befehl. Ich sag’, sie sollen weggehen.“ „Sehr gut“, meinte der Friedrich Wilhelm, „wenn nun aber einer von den Leuten nicht gehorcht, sondern ganz dicht auf dich zukommt, was sagst du dann?“ „Belästigen Sie mich nicht weiter, hoher Herr Kaiser!“ ruft Mischebier, so ernst und drohend, als habe er den Übeltäter vor sich stehen. Der ganze Kasernenhof hallte wider von Gelächter. Der Kronprinz stimmte mit ein und schenkte Mischebier einen Taler mit den Worten: „Mein Sohn, du bist der schlaueste Soldat in der ganzen deutschen Armee!“

 

 

Anmerkungen:

  1. Auch wenn der vorliegende anonyme Text vielleicht nicht von Walther Kabel stammt, so finden sich doch bemerkenswerte Übereinstimmungen. Die farblich unterlegten Passagen finden sich 1:1 im unten aufgeführten Text von Walther Kabel, wodurch eine zufällige Übereinstimmung eigentlich ausgeschlossen ist. Ein Grund dafür kann neben einer Autorenschaft des vorliegenden Textes von Walther Kabel aber auch eine Einarbeitung eines Fremdtextes sein. Es kann ebenso nicht ausgeschlossen werden, daß beide Autoren sich einer dritten Textquelle bedient haben. Ein gegenseitiges Abschreiben muß also nicht zwingend vorliegen.
  2. Teilweise Übereinstimmungen zu: Der schlaue Mischebier von W. K. in: Das Buch für Alle, Illustrierte Familienzeitung, 47. Jahrgang 1912, Heft 5, S. 121.