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Ein Selbstmörderstuhl

 

Ein Selbstmörderstuhl.

 

In „Weekly Chronicle“ veröffentlicht Milton Karr eine Plauderei über seltsame amerikanische Annoncen, unter denen sich auch eine befindet, von der man nicht weiss, ob sie Scherz oder Ernst ist. Ein Herr James Kingtown aus Chicago ist der Urheber folgender Anzeige: „Nach rastloser Bemühung und namenlosem Fleisse ist es mir gelungen, eine Maschine herzustellen, die in der Hinüberbeförderung in das bessere Jenseits alles bisher Dagewesene übertrifft. Sie besteht aus einem eleganten Sessel mit hohen Rücken- und Seitenlehnen, in denen Rohre von verschiedener Grösse angebracht sind. Durch eine überaus sinnreiche Konstruktion entspringt den kleineren dieser Rohre, sowie man auf dem Sessel Platz genommen hat, ein angenehm betäubender Duft, der dieselben Wirkungen hervorbringt wie etwa Haschisch. Gleichzeitig beginnen auch die im Sitze angebrachten Federn und Räder ihre Tätigkeit. Während nun der im Fauteuil Sitzende, von den Düften betäubt, so intensiv in wunderbaren Träumen lebt, als wären sie Wirklichkeit, erreichen die Räderzähne ihr Ziel; ein kleiner Hammer fällt auf die eine Zündmasse, und nun entladen sich aus den in den Lehnen angebrachten acht grösseren Röhren acht Schüsse, von denen zwei das Herz, zwei die Lunge, zwei den Bauch und zwei das Gehirn des im Sessel Sitzenden durchbohren und ihn in dem Augenblick, da er sich in seinen angenehmen Träumen für den glücklichsten Menschen der Welt hält, so vollständig tot ins Jenseits befördern, wie man toter absolut nicht mehr sein kann. Das langjährige Bestehen meiner Firma bürgt für die Solidität meiner Fabrikate, und lade ich bei Bedarf zum Ankauf meines neu erfundenen Fauteuils höflichst ein. Preis je nach der Ausführung von 250 bis 1800 Mk.“ Es fehlt nur noch, dass Herr Kingtown hinzufügt: „Probesitzung gratis.“

 

 

Anmerkung:

  1. Der Text ist zwar anonym, erinnert aber vom Stil her stark an die „Übersetzungstexte“ von Kabel, inhaltlich aber auch irgendwie an „Harst“, daher wollten wir diesen Artikel unseren Lesern nicht vorenthalten.