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Die Gräfin mit den Kormoranen

 

 

 

Der Detektiv

 

Kriminalerzählungen

von

Walther Kabel.

 

Band 125:

 

Die Gräfin mit den Kormoranen

 

Verlag moderner Lektüre G. m. b. H.
Berlin 26, Elisabeth-Ufer 44

 

Nachdruck verboten. – Alle Rechte, einschl. das Verfilmungsrecht, vorbehalten. – Copyright 1924 by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin.
Druck: P. Lehmann G. m. b. H., Berlin.

 

1. Kapitel.

Die 102 Steine.

Bevor ich die Geschichte der Gräfin mit den Kormoranen hier erzähle, muß ich notwendig für die Mehrzahl der Leser, die mit den Eigentümlichkeiten der Kormorane kaum vertraut sein dürften, einige aufklärende Bemerkungen vorausschicken.

Der Kormoran, auch Seerabe oder Scharbe genannt, ist ein etwa 92 Zentimeter langer Vogel mit langem schlanken Hals, Kehlsack, metallisch-schwarz grün gefärbt, mit starkem Hakenschnabel. Seit alters her wird der chinesische Kormoran zum Fischfang benutzt. Die Vögel lassen sich leicht dazu abrichten, und ein um den Hals unter den Kehlsack gelegter Ring hindert sie, die durch blitzschnelles Tauchen gefangenen Fische hinabzuschlucken. Auch in Europa war diese Fangart mit Kormoranen früher sehr verbreitet, besonders in England, Frankreich und Holland. In letzter Zeit ist der Kormoran-Sport in Holland wieder aufgelebt.

Diese kurzen Bemerkungen genügen, und ich beginne nun unser seltsames Abenteuer mit der Gräfin Wilhelminje van den Haag[1]. –

Der September 1923, jener Monat des Unheils, wo die deutsche Papiermark sich der Billion näherte, brachte auch für die beiden Menschen, die ich am meisten liebe, für meinen Freund Harald Harst und seine gütige Mutter Sorgen und Aufregungen. Nicht minder für mich, der ich ja Hausgenosse der beiden bin und an allem Anteil nehmen darf, was die lieben Menschen angeht.

Harald war an Grippe erkrankt. Sehr schwer. Das Harstsche Familienvermögen war zum Nichts zusammengeschrumpft. Seit zwei Wochen hatten Harald und ich nichts verdient. Was bisher nie geschehen, das trat nun ein: es war kein Geld vorhanden, das Nötigste zu bezahlen: Medizin, Arzt, Lebensmittel!

Und Harald lag mit 41 Grad Fieber im Bett und phantasierte …!

Schlimme Zeiten – sehr schlimme Zeiten!

In aller Heimlichkeit nahm ich den Brillantring, den mir einst, 1913 der Radscha von Kartphur geschenkt hatte, und fuhr damit am 12. September nach dem Zentrum der Weltstadt Berlin.

Ich wollte den Ring verkaufen, aber nur gegen Dollars oder holländische Gulden.

Von unserer Detektivtätigkeit her kannte ich einen Mann, der Geschäfte jeglicher Art erledigte.

Das war Herr Moses Rubenstein, Alte Jakobstraße 228, Erdgeschoß rechts, – Uhren en gros, wie auf dem Holzschild über dem winzigen Schaufenster zu lesen war.

Als ich Rubensteins Laden betrat, bot sich mir ein überraschendes Bild dar …

Moses Rubenstein lag hinter dem Ladentisch leichenblaß, die große Nase mit feinen Schweißperlen besät, im alten Ohrensessel …

Seine weißen Haupthaare hingen ihm wirr in die Stirn. Der Mund stand inmitten des ebenfalls schlohweißen Bartwaldes weit offen …

Die Augen starrten zur Decke empor, und über den buschigen weißen Augenbrauen saß die goldene Brille auf der ebenfalls schweißfeuchten Stirn. –

Ich rief den Alten an …

Mehrmals …

Da wanderte denn sein erloschener Blick von der grauschwarzen Zimmerdecke langsam zu mir hin …

Rubenstein erkannte mich …

Flog empor …

Seine Züge verwandelten sich …

„Herr Schraut, – – Sie sendet mir Gott!“ schrillte seine hohe Greisenstimme … „Herr Schraut, ich bin soeben bestohlen worden … Bin ein ruinierter Mann …“

Er reichte mir die vor Aufregung eiskalte Hand …

Krampfte auch die andere Hand um die meine in stummem Flehen …

Winselte: „Helfen Sie mir … Helfen Sie mir …!“

Und sank mit einem Ächzen wieder in den Sessel zurück. –

Er tat mir leid, denn er war ein anständiger Kerl, der Moses Rubenstein. Machte nie dunkle Geschäfte, betrog niemanden, war der beste Diamantenkenner Berlins.

In mir erwachte auch der Berufseifer.

Rubenstein hatte schon einmal unsere Hilfe in Anspruch genommen und uns damals glänzend honoriert. Vielleicht brauchte ich meinen Ring, dieses Prachtstück von Andenken gar nicht zu veräußern …

Und sagte, indem ich hinter den Ladentisch trat und einen Stuhl neben Rubensteins Sessel zog:

„Natürlich werde ich Ihnen helfen … Nur bemerke ich gleich, daß Harst an Grippe krank daniederliegt, also nur ich in Betracht komme …“

Ich setzte mich …

Rubenstein nickte nur …

„Sie sind so gut wie der halbe Harst, und auch der halbe Harst ist noch mehr wert als alle Detektive Europas.“

„Danke, sehr schmeichelhaft … – Nun berichten Sie mal … Und machen Sie kein so unglückliches Gesicht, lieber Rubenstein … Was in meinen Kräften liegt, soll geschehen, damit dem Diebe die Beute wieder abgejagt wird …“

Er erholte sich … Ging zu einem Schränkchen, brachte eine Flasche Kognak und zwei Gläschen und schenkte diese voll.

Donnerwetter – war das ein Kognak!!

Ich bat also um eine zweite Herzstärkung …

Auch Rubenstein nahm den zweiten, bekam Farbe und brummte:

„So, nun sehe ich die Welt schon mit anderen Augen an … – Herr Schraut, die Sache spielte sich folgendermaßen ab. Gestern nachmittag war ein Holländer namens Pieter Jiesport bei mir. Er brachte mir ein Empfehlungsschreiben eines alten Bekannten aus Amsterdam mit und …“

„Halt – wer ist dieser Bekannte?“

„Der Diamantenhändler Arthur Leevson … Unter uns, Herr Schraut: eigentlich heißt er Levysohn … Aber Leevson klingt feiner … – Nu, wie gesagt: Leevson schrieb, der Jiesport sei durchaus zuverlässig. Das genügte mir. Und dieser Jiesport übergab mir also gestern im ganzen 102 wasserklare Steine zur Prüfung und Abschätzung. Ihm lag daran, von mir ein ganz unbefangenes Urteil über die Steine zu erhalten, die er hier an einen amerikanischen Juwelier weiterverkaufen wollte …“

„Der Name des Juweliers?“

Ich hatte mein Notizbuch in der Hand und machte mir Notizen.

„Weiß ich nicht, Herr Schraut … das erzählte mir Jiesport nicht – Geschäftsgeheimnis …“

„Weiter …!“

„Ich gab Jiesport eine Quittung, nahm abends die Steine mit in meine Wohnung …“

„Halt – Privatwohnung – – wo?“

„Barbarossastraße 52, Berlin W, vorn zwei Treppen.“

„Also noch wie früher … – Weiter …!“

„Und zu Hause prüfte und schätzte ich die Steine, legte eine Liste an und schrieb als Verkaufspreis für sämtliche 102 Steine fünfundachtzigtausend Dollar hin …“

„Donnerwetter …!!“

„Oh, es waren Prachtstücke darunter, Herr Schraut … – Und heute morgen brachte ich das Kästchen wieder hierher zurück und schloß es dort in den Tresor ein. – Um zehn Uhr rief Jiesport mich an und bat mich, das Kästchen mit den in Watte gesteckten Steinen seiner Frau zu übergeben, die sich durch ein paar schriftliche Zeilen von seiner Hand legitimieren würde. Er beschrieb mir noch vorsichtshalber ihr Aussehen, betonte, daß sie rötlich-braune Haare habe und am linken kleinen Finger einen echt ägyptischen Skarabäuskäfer in Platin gefaßt als Amulett trage …“

Bisher hatte mich der Diebstahl nicht sonderlich interessiert. Kriminalfälle, die eine so einfache Vorgeschichte haben, hat Harald stets als „Notbehelf“ bezeichnet, das heißt, wir nahmen solche Mandate zwar an, aber nur, weil gerade nichts Besseres vorlag.

Jetzt, wo Rubenstein eine kleine Pause machte und uns die Kognakgläschen zum dritten Male füllte, begriff ich, daß hier offenbar kein Diebstahl, sondern Betrug vorläge.

Ich ahnte schon, daß an Stelle Frau Jiesports eine Schwindlerin bei Rubenstein erschienen war, die all die Merkzeichen der echten Frau Jiesport besaß und der Freund Moses mithin ohne Bedenken die Diamanten ausgehändigt hatte. –

So war es auch …

„Herr Schraut,“ rief Rubenstein erregt, „bei Gott – die Dame, die vor einer Stunde hier meinen Laden betrat und mir einen kurzen Brief Jiesports übergab, hatte braunrotes Haar, trug ein helles Gabardinekostüm und dazu Filzhut mit Reiherstutz … Auch der Skarabäusring fehlte nicht. Wie sollte ich vorsichtiger, gewitzter armer Schächer also ahnen, daß das Weib eine Schwindlerin sei, zumal sie mir noch eine Quittung über die Steine zurückgab … Da liegt sie …“

Ich nahm den Zettel an mich.

„Haben Sie schon genau geprüft, ob Ihre Handschrift auch nicht nachgezeichnet, die Quittung also falsch ist?“ fragte ich und hielt das Papier gegen die über dem Ladentisch brennende Lampe.

„Nein, Herr Schraut … – aber – zeigen Sie mal her …“

Und – mit einem Fluch fuhr er dann empor …

„Gefälscht – – gefälscht! Ich sehe es daran, daß die Papiersorte eine andere ist. Die Schrift selbst ist staunenswert nachgemalt!“

„Gut – das wäre geklärt … – Die angebliche Frau Jiesport verließ also mit dem Kästchen den Laden … Und …“

„… und vier Minuten später trat sie wieder ein … Natürlich die echte, meine ich …! Allerdings sahen sich die beiden zum Verwechseln ähnlich … Nur die Gesichter – hm – da waren doch so kleine Unterschiede … – Sie können sich mein Entsetzen vorstellen, als die echte Frau Jiesport mir dann ebenfalls einen Brief übergab … Als sie mir weiterhin auch den Skarabäus zeigte und …“

„Weiter …! – Was taten Sie?“

„Ich telephonierte an Jiesport und die Polizei. Er kam im Auto aus dem Pensionat Sutter, Linkstraße, angerast, und mit ihm zwei Kriminalbeamte … – Was half das?! Ich hatte die Steine einer Betrügerin gegeben, und Jiesport verlangt nun von mir Schadenersatz, da ich seiner Behauptung nach fahrlässig gehandelt habe, weil ich die …“

Ich winkte ab.

„Noch etwas?“ fragte ich …

„Nein …“ Er dachte nach, brummte dann … „Hm – vielleicht interessiert es Sie, Herr Schraut … Mir fällt dies Nebensächliche soeben ein … Die Schwindlerin hatte auf ihrem Rock in Kniehöhe einen Fleck – nein, Vogelschmutz war es, ein gehöriger Klecks, und den hatte sie offenbar gar nicht gesehen … Ich sah den Unrat … Wunderte mich, weil doch eine Dame …“

Ich notierte rasch: Vogelunrat – Kniehöhe – graues Kostüm, – fragte wieder:

„Noch etwas …? – Besinnen Sie sich recht genau auf jede Einzelheit, Rubenstein …! Alles ist von Wichtigkeit.“

„Hm, – – die Schwindlerin … roch!“

„Was heißt das?“

„Nun, sie hatte sich zwar parfümiert, aber ich spürte doch, daß ihr ein anderer Geruch anhaftete …“

„Wonach roch sie?“

Er zuckte die Achseln …

„Schwer zu sagen …“

„Bitte – strengen Sie Ihr Hirn an, Rubenstein …“

Er kniff die Augen zu …

„Nu – vielleicht roch sie so, wie’s in der Nähe von einem Papageienbauer duftet … nach Vögeln …“

Ich war überrascht …

Erst der Vogelunrat – nun der Vogelduft!

„Noch etwas?“

„Nein … – Nur eine Frage, Herr Schraut: hoffen Sie, die Steine der Schwindlerin wieder …“

„Das kann ich doch jetzt noch nicht wissen, lieber Rubenstein …“

„Da haben Sie eigentlich recht! – Wollen Sie Vorschuß, Herr Schraut?“

„Ja …“

„Wieviel?“

Oh – ich jubelte – jubelte! Mein Ring war gerettet!

„Hundert Dollar …“ erklärte ich kühn …

„Dreihundert, Herr Schraut … Damit Sie ordentlich dahinter sind!“

Ich gab ihm die Hand. „Das wäre ich auch bei hundert Vorschuß gewesen …! Sie können fest überzeugt sein, daß nichts von meiner Seite verabsäumt werden wird … – Schade nur, daß Harst nicht fieberfrei ist … Dann hätte ich doch …“

Und – ich verstummte …

Vor Rubensteins Lächeln …

„Herrn Harst habe ich ja gerade angerufen gehabt, bevor Sie kamen, Herr Schraut …“

Ich war platt …

„Und – Sie haben ihn gesprochen?“

„Nu – natürlich … – Er meinte, das Fieber sei plötzlich auf 38 Grad zurückgegangen, und er hoffe, in drei Tagen aufstehen zu können … Er wollte Sie zu mir schicken. Ich glaubte, daß Sie aus diesem Grunde …“

„Nein … Sie irren … Ich wollte hier bei Ihnen einen Ring verkaufen … Wir sind … pleite …“

„Das sind jetzt die meisten …“

Und er ging zum Tresor, holte aus einem Geheimfach drei Päckchen Dollarscheine und gab sie mir …

„Danke, Freund Rubenstein … – Jetzt beginnt die Jagd. Zuerst fahre ich nach der Blücherstraße 10 zu uns hinaus, spreche mit Harald über den Fall und dann – an die Arbeit! – Leben Sie wohl …“

Er blickte mich traurig an …

„Herr Schraut, der Jiesport wird mich verklagen … Ich bin ein Bettler, wenn die Steine …“

„Keine Sorge! Wir werden sie schon kriegen! Harst nur noch achtunddreißig Grad! Das ist die Hauptsache!“

Und ich verließ den kleinen Laden, fand ein leeres Auto und sauste gen Westen, gen Vorort Schmargendorf …

 

2. Kapitel.

„Tote telephonieren nicht …!“

Das heißt: ich wollte nach Schmargendorf!

Ich achtete nicht auf den Weg …

Gar nicht …

Meine Gedanken waren mit dem neuesten Geniestreich einer fraglos sehr schlauen und sehr erfahrenen Hochstaplerin beschäftigt …

Und – so sehr beschäftigt, daß ich gar nicht merkte, wie das Auto nun in die Linkstraße einbog, obwohl der nächste Weg doch durch das Brandenburger Tor am Tiergarten entlang geführt hätte …

Bis der Kraftwagen hielt … Und ich erstaunt aufblickte …

Das Auto war ein halb geschlossener Wagen. Das Hinterverdeck war herabgeklappt. Der Schofför kletterte von seinem Sitz und öffnete die Tür …

Eine rote Säufernase, ein blonder wirrer Vollbart …

Und – – eine Stimme, die mich hochrucken ließ …

Harsts Stimme!! Harsts …!!

Dazu ein feines Grinsen …

„Lieber Alter, die 41 Grad Fieber sind schon gestern morgen futsch gewesen. Aber der Sanitätsrat sollte Euch bei dem Glauben lassen, daß ich noch kampfunfähig – Euch und allen, die bei uns spioniert haben – und bei Sanitätsrat Lempner … Im übrigen ahnte ich, daß Du zu Rubenstein gefahren warst, um Geld zu besorgen … Rubenstein rief mich an … Und da wußte ich, daß ich Dich vor seinem Hause abfangen könnte …“

„Und nun?“

„Werden wir hier in der Linkstraße die Pension Sutter beobachten. Es ist das dritte Haus an dieser Seite. Zum Schein werde ich am Motor umherbasteln … – Frau Jiesport kann recht gut selbst die Schwindlerin gespielt und alles mit ihrem Mann vereinbart gehabt haben. Jedenfalls wollen wir diese Theorie zunächst aufrechterhalten.“

Und er ging zum Motorkasten, öffnete ihn und tat, als wäre an der Maschine etwas in Unordnung.

Wir hatten Glück.

Es waren noch keine zehn Minuten verstrichen, da verließ Frau Jiesport das Haus Nr. 16 und schritt dem Potsdamer Bahnhof zu.

Wir im Auto hinterdrein – durch die Durchfahrt zur Rampe des Fernbahnhofs – und ich dann allein der Grauen nach in die Halle … –

Sie war vorsichtig, die schlanke biegsame Rotbraune …

Sie schaute sich wiederholt um …

Aber – auch ich war auf der Hut, und so betrat sie denn schließlich völlig ahnungslos den Wartesaal Zweiter Klasse und steuerte auf einen Tisch zu, an dem ein einzelner Herr saß.

Ausländer!

Auf den ersten Blick sah ich das. Schätzte auf Italiener.

Nahm hinter den beiden Platz, bestellte zum Schein Mittagessen, zahlte sofort, sprach englisch mit dem Kellner.

Und beobachtete, wie die beiden eifrigst und scheu miteinander flüsterten, wie Frau Jiesports große Lacklederhandtasche auf den Schoß des Fremden wanderte und wie er sie öffnete und … ein Päckchen zu sich steckte.

Ich … triumphierte …

Ich beachtete die Graue nicht weiter. Sie verabschiedete sich jetzt hastig von dem Schwarzhaarigen und eilte davon.

Ich winkte den Kellner herbei …

Flüsterte:

„Holen Sie mir den Kriminalbeamten vom Bahnhofsdienst – unauffällig … – Mein Name ist Max Schraut, Privatsekretär Harald Harsts …“

„Ah, – – sofort, Herr Schraut …“

Der Beamte trat an meinen Tisch, begrüßte mich wie einen alten Bekannten … Nahm Platz …

Ich weihte ihn ein …

„Verhaften Sie also den Herrn da unter irgendeinem Vorwand, durchsuchen Sie ihn auf der Bahnhofswache, und Sie werden … die Diamanten bei ihm finden!“

Der Beamte war Feuer und Flamme. –

Zehn Minuten später wollte der elegante Italiener den Wartesaal verlassen. An der Tür wurde er von einem anderen Herrn angesprochen …

Stutzte … – Und folgte doch dem Kriminalassistenten Krüger zur Wache …

Ich schlich hinterdrein …

Im Menschengewühl eines gerade eingetroffenen Vorortzuges warf er dann auf der Treppe mit verblüffender Geschicklichkeit ein Päckchen in den linker Hand angebrachten Papierkorb …

Tat dies so geschickt, daß lediglich meine übergroße Wachsamkeit die blitzschnelle Handbewegung entdeckte.

Im Nu hatte ich das in Seidenpapier gehüllte und mit farbigem Band umschnürte Päckchen aus dem Papierkorb herausgefischt …

Eilte damit in den Wartesaal zurück. Befühlte es … öffnete es …

Und – – fand … –

– – Lieber Leser, ich könnte hier getrost eine Prämie von tausend Mark aussetzen für den, der richtig errät, was das Päckchen enthielt.

Niemand würde es raten …

Und während ich dies niederschreibe, schmunzele ich vergnügt vor mich hin …

Nein – niemand würde die Prämie gewinnen …!

Ausgeschlossen! Denn jeder – Hand aufs Herz – glaubt doch natürlich, daß die Diamanten nicht in dem Seidenpapier lagen …!

Aber: Irrtum!! Großer Irrtum: Sie waren darin!!

Kaum hatte ich’s festgestellt, als ich auch schon davonschoß …

Zur Bahnhofswache …

In die Stube hinein …

„Schraut mein Name!“ rief ich …

Da stand der Italiener, wurde gerade durchsucht …

Da legte ich das Päckchen auf den Tisch, breitete das Seidenpapier auseinander …

Sprühen – Blitzen – Funkeln …

Und der Kerl verfärbte sich …

„Rubensteins Diamanten!“ rief ich wieder … –

Mein Himmel, wenn man zehn Jahre Schmierenkomödiant gewesen, liebt man Theatereffekte … –

Der Italiener schaute mich an, als ob er mich mit Blicken töten wollte.

Er hatte Papiere bei sich, die auf den Namen eines Grafen Cesare Viamilio, Neapel, lauteten … Außerdem eine Wochenrechnung aus dem Park-Hotel, Berlin, Kurfürstendamm – von der vergangenen Woche.

Assistent Krüger rief dieses Hotel an, da der Schwarze jede Auskunft verweigerte. Der Hoteldirektor bestätigte, daß ein Graf Viamilio im Park wohne und daß der Herr so und so aussehe.

Es war wirklich der Verhaftete.

Da er nach wie vor schwieg, wurde er in aller Stille nach dem Polizeipräsidium geschafft.

Krüger und ich fanden Harst mit dem Taxameterauto noch vor dem Portal. Ich berichtete kurz.

„Zur Pension Sutter!“ sagte Harald, dem man unter Schminke und Bart den Patienten wahrhaftig nicht ansah.

Als wir drei dann die Pensionsinhaberin nach Frau Jiesport fragten, erklärte sie, die Dame sei mit ihrem Gatten nach dem Polizeipräsidium gefahren – schon vor einer Stunde.

Sie stellte uns den Fernsprecher zur Verfügung, und Harst rief das betreffende Dezernat an.

Der Kriminalkommissar Guttjahn bestätigte, daß Herr und Frau Jiesport der Diamanten wegen eine volle Stunde bei ihm gewesen seien.

Also – konnte[2] die Graue, die ich auf dem Bahnhof mit dem Italiener beobachtet hatte, nicht die Holländerin sein!

Wir drei, Krüger, Harst und ich, schauten uns verdutzt an.

Wir waren mit unserem Latein so ziemlich fertig. Denn: die Graue war doch hier aus dem Haus Nr. 16 herausgekommen und – war doch nicht Frau Jiesport! –

Harst wandte sich an Frau Sutter …

„Wissen Sie, ob hier in Nr. 16 noch jemand möbliert vermietet?“ fragte er.

„Ja, gewiß … Im Gartenhause vermieten fast alle Familien – aus Not … die Inflation!!“

„Und Sie selbst, Frau Sutter, haben Sie noch Damen bei sich wohnen?“

„Drei …“

„Schon lange?“

„Zwei davon sind Dauerpensionäre, beides Lehrerinnen. Die dritte Dame ist eine Engländerin, Miß Pemyford, eine fünfzigjährige Malerin. Sie traf vor vier Tagen hier ein und nahm das große Flurzimmer mit drei Fenstern, das sie sich sofort als Atelier einrichtete. Miß Pemyford kommt also auch nicht in Betracht.“

„Leider nein,“ nickte Harald. „Dann müssen wir eben überall im Gartenhaus nachfragen. – Besten Dank, Frau Sutter …“ –

Diese Nachfrage blieb genau so erfolglos. Dabei gingen wir mit aller Gründlichkeit vor.

Mittlerweile war es zwei Uhr geworden.

Wir drei fuhren nun zu Rubenstein, nachdem wir festgestellt hatten, daß das Ehepaar Jiesport noch nicht in die Pension zurückgekehrt war. –

Was soll ich hier etwa langatmig Rubensteins Freude schildern?! Wozu noch erwähnen, daß es die echten Diamanten waren – daß alle noch vorhanden – alle!

Rubenstein drückte auch Krüger etwas in die Hand, was Wert hatte: Dollarnoten!

Und dann … sausten wir zum Alexanderplatz – zum Polizeipräsidium, zu Kommissar Guttjahn … –

Ein schneidiger Herr, der Doktor Juris Franz Guttjahn. Einer, der aus Neigung von der Theorie der Jurisprudenz zur Praxis der Kriminalpolizei abgeschwenkt war. Einer, der was konnte, der den abgefeimtesten Gauner einwickelte.

Wir saßen in seinem Dienstzimmer. Harst war schachmatt. Ich merkte es und hatte die ernstesten Sorgen.

„Gegen Grippe hilft nur eins!“ meinte Krüger. „Schnaps – Alkohol – Grog!“

Und Doktor Guttjahn spendete Getreidekümmel.

Kein so wässeriges Zeug, das man getrost aus Bierseideln trinken kann. Nein – so ein Magenlabsal, das in den Eingeweiden gehörig brennt.

Harst lebte wieder auf, nachdem er den vierten hinabgegossen hatte. Rauchte seine geliebte Mirakulum …

„Die Sache begann für mich so …“ erklärte er nun und nickte mir zu. „Vorgestern war’s. Da erzählte Sanitätsrat Lempner mir, daß eine Dame in seiner Sprechstunde gewesen sei, die sich so hintenherum nach mir und meinem Befinden erkundigt hatte. Lempner merkte, daß die Dame, eine Ausländerin, völlig gesund war und ihr Nervenleiden nur vortäuschte. Er hatte das dunkle Empfinden, daß sie lediglich meinetwegen zu ihm gekommen. Als er ihr mitteilte, ich hätte die Krisis bereits hinter mir und würde in einer Woche wieder wohlauf sein, da lächelte sie flüchtig – ein merkwürdiges Lächeln, behauptete der Arzt. Die Dame nannte sich Signe Mahlsen, aus Stockholm. Aber Lempner behauptet, es sei eine Holländerin gewesen. – Als er mir dies alles erzählt hatte, wußte ich, daß irgend etwas sich ereignen würde: ein Kriminalfall, bei dem ich als Vertreter der Gegenpartei wegen Krankheit ausgeschaltet sein sollte! So hofften die, die den großen Streich planten. Und dieser Streich waren … die Diamanten!“

Guttjahn schüttelte den Kopf …

„Unbegreiflich ist nur, mit welcher Dummheit die falsche Frau Jiesport die Steine an den Italiener weitergab …! Welche Unvorsichtigkeit, aus dem Hause Linkstraße 16 in derselben Maske als Frau Jiesport herauszukommen und zum Bahnhof zu gehen …!“

„Scheinbare Dummheit …!“ meinte Harald …

„Inwiefern?“

„Weil ich niemals glaube, daß diese Geschichte kein Nachspiel haben sollte! Weil ich sogar fest überzeugt bin, daß sich noch etwas ereignen wird …! Ich weiß nur nicht was …“

Krüger lächelte. „Ereignen wird sich schon was … Der Graf wird sich als Gauner und Schmerzenskind der italienischen Polizei entpuppen …“

„Hm …!“ Harald blies Rauchringe … „Hm – oder er entpuppt sich als echt …“

„Und doch Hochstapler,“ meinte Guttjahn.

Indem klopfte es. Ein Beamter trat ein, meldete:

„Es ist, wie der verhaftete Graf Viamilio es wünschte, bei der italienischen Botschaft angefragt worden. Seine Exzellenz der Botschafter hat bestätigt, daß der Graf ein Bekannter von ihm ist. Er wird sofort den Sekretär Garviliano herschicken, der den Grafen genau von Ansehen kennt.“

Wir schauten uns an – wir vier …

„Hm!!“ machte Harald wieder. „Sehr faul …! Der Graf wird wohl sehr bald freigelassen werden müssen. Ich wette, die falsche Frau Jiesport hat ihn lediglich hineingelegt, kannte ihn gar nicht …“

„Aber – er warf doch das Päckchen weg!“ rief Guttjahn.

„Natürlich! Weil er merkte, daß er eine Dummheit begangen, als er der Dame das Päckchen abnahm …“

„Verstehe ich immer noch nicht!“

„Bitte – lassen Sie doch den Grafen mal vorführen, Herr Doktor …“ –

Und fünf Minuten drauf stand der Elegante vor uns.

Harst erhob sich …

„Mein Name ist Harald Harst … – Herr Graf, ich kann durchaus begreifen, daß Ihr Stolz und Ihr Ärger Sie schweigen ließen, als Sie verhaftet wurden. Nicht wahr – die Dame, die an Ihren Tisch kam, war Ihnen unbekannt …“

„Vollkommen …“

„Sie bat Sie unter einem Vorwand, ihr das Päckchen abzunehmen und es irgendwo abzugeben …“

„Allerdings … So ist es. Sie sagte, sie müsse rasch nach Potsdam hinaus zu Bekannten fahren. Ich möge doch so liebenswürdig sein und das Päckchen für Miß Jenny Meran beim Portier des nahen Hotels Londoner Hof abgeben. Das Päckchen enthalte eine Anzahl Similisteine. – Da die Dame auf mich ganz den Eindruck einer Frau von Welt machte, versprach ich, ihr den kleinen Dienst zu leisten. Sie reichte mir ihre Lackledertasche, und ich nahm das Päckchen heraus. Als ich dann verhaftet wurde, ahnte ich Weiterungen, wollte allen Ungelegenheiten aus dem Wege gehen und warf das Päckchen in den Papierkorb.“

Kaum hatte er diese höchst einfachen Erklärungen beendet, als auch schon der Botschaftssekretär eintrat.

Dieser verbeugte sich tief vor dem Grafen …

Und – damit war der Auftakt zu diesem Kriminalfall beendet. Der Graf wurde sofort freigelassen, und wir vier … waren wieder allein …

Schauten uns wieder an …

So recht verständnislos … Nur Harald nicht … Der sagte leise:

„Ich denke, wir fahren mal zu Rubenstein … Ich fürchte, daß dort der zweite Akt sich abgespielt hat …“

Guttjahn zögerte.

„Ob wir nicht erst einmal Rubenstein anrufen, Herr Harst …?“

„Tote telephonieren nicht mehr,“ war die ernste Antwort …

Wir drei schnellten hoch …

„Tote?!“ Und der Kommissar flüsterte vor Schreck: „Fürchten Sie, daß Rubenstein ermordet worden ist?“

„Bitte – telephonieren Sie …“

Guttjahn tat es …

Und – in Rubensteins Laden meldete sich niemand …

Da jagten wir denn wirklich zur Alten Jakobstraße …

Da rüttelten wir an der verschlossenen Ladentür …

Bis Harst mit dem Patentdietrich die Tür öffnete …

Eintrat …

Die Lampe einschaltete …

Und hinter dem Ladentisch lag Moses Rubenstein …

Mit eingeschlagenem Schädel …

Tot …

Der Tresor aber stand weit offen und war ausgeplündert worden, ebenso die Glaskästen des Verkaufstisches. –

Harst nahm den Hörer vom Telephon, verlangte die Nummer der Pension Sutter, fragte die Pensionsinhaberin, ob das Ehepaar Jiesport anwesend sei.

Und beide Jiesports kamen an den Apparat.

Der Holländer teilte Harald mit, daß er mit seiner Frau vor zehn Minuten bei Rubenstein Einlaß begehrt habe, um die Diamanten abzuholen. Der Laden sei jedoch verschlossen und dunkel gewesen.

Harst rief in die Muschel:

„Warten Sie … Wir kommen …“

Legte den Hörer weg, sagte zu uns:

„Der Zusammenhang ist klar … Die falsche Frau Jiesport ist hier bei Rubenstein zum zweiten Male gewesen. Er hielt sie für die echte, schloß den Tresor auf, um die Diamanten herauszunehmen; das wollte sie. Sie ermordete ihn und entfloh mit einer Beute, die gut das Doppelte der Steine wert sein dürfte, denn der Tresor wird genug Juwelen enthalten haben. Nun hat die Mörderin die Steine und all das andere! – Fürwahr – das Weib ist ein Satan an Schlauheit!“

„Unglaublich!“ meinte der ganz verstörte Guttjahn …

„Rufen wir die Mordkommission herbei,“ sagte Harald schlicht. „Die Mörderin ist die Frau, die als Schwedin namens Signe Mahlsen bei Sanitätsrat Lempner war …“

 

3. Kapitel.

Nachtszenen.

Als wir beide gegen drei Uhr nachmittags im Pensionat Sutter dem Ehepaar Jiesport gegenübersaßen, als Frau Antje Jiesports Tränen über den abermaligen Verlust der Steine gar nicht versiegen wollten, da tröstete Harald das nette Frauchen in seiner gütigen Art …

„Sie werden die Diamanten wiedersehen … Rubensteins Tod soll ebenfalls gerächt werden … – Beantworten Sie mir jetzt einige Fragen …“

Und er fragte:

1. – ob Frau Antje eine Schwester habe, die ihr sehr ähnlich sehe …

„Nein,“ – lautete die Antwort.

2. – ob sie jemand kenne, der entfernte Ähnlichkeit mit ihr habe …

Die gleiche Antwort …

3. – ob eine Dame sich in letzter Zeit an sie herangedrängt, also ihre Bekanntschaft gesucht habe …

„Nein!“

4. – ob sonstwie dem Ehepaar irgend etwas Besonderes hier in Berlin aufgefallen sei.

„Nein – nichts! Wir haben ganz für uns gelebt, sind ja auch erst vier Tage hier …“ –

Harald gab hier die Sache auf.

Wir verabschiedeten uns, fuhren heim. Harst ging sofort zu Bett, schlief bis neun Uhr abends, aß Abendbrot, als ob er nie krank gewesen, hatte kein Fieber mehr und sagte am Abendbrottisch lachend zu seiner Mutter:

„Arbeit macht gesund! Wenn ich nun noch mit Schraut diese Nacht über tätig gewesen sein werde, bin ich die Grippe endgültig los!“

Frau Auguste Harst jammerte …

Es half ihr nichts …

Um zehn Uhr verließen wir durch den Gemüsegarten das Haus und huschten in die Laubenkolonie hinein – in den Weg zwischen den Gärtchen und Häuschen, der uns in seiner Dunkelheit rasch verbarg.

Wir gingen auf Umwegen zur Blücherstraße, trennten uns, schlenderten mit zehn Schritt Abstand dahin …

Dahin – zum Harstschen Hause …

Waren nicht Harst und Schraut …

Waren so ein Mittelding zwischen Pennbruder und Zuhälter – mit tadellosen Masken, in denen wir uns selbst kaum wieder erkannten.

Wollten nur feststellen, ob unser Haus beobachtet würde, denn Harald behauptete, daß der Mord und alles andere das Werk einer ganzen internationalen Verbrecherbande sei. –

Die Straße war leer …

Wir bestiegen an der nächsten Haltestelle die Elektrische und fuhren bis zur Linkstraße. Stiegen aus …

„Was hast Du eigentlich vor?“ fragte ich nun schon zum dritten Male …

Erhielt zum dritten Male die Antwort:

„Abwarten!“

Wir standen vor Nr. 16 …

Vor dem Pensionat, das die zweite und dritte Etage des Gebäudes einnahm.

Ob Harald etwa Frau Jiesport beargwöhnte …?!

Ich nahm’s jetzt beinahe an … –

Harald starrte zu den Fenstern empor …

Viele waren erleuchtet …

Gestalten huschten über die Vorhänge …

Drei Leute betraten das Haus …

Zwei kamen heraus …

Dann faßte Harst mich unter, zog mich rasch mit fort – der Potsdamer Straße zu.

„Wohin, Harald …!“

„Abwarten …!“

Ich fluchte leise …

Er lachte …

Und wir gingen und gingen …

Kamen in die Wilhelmstraße – kamen über die Linden – zur Spree, in die Nähe des Zirkus Schumann …

Bis vor eine elende Spelunke in einer noch elenderen Gasse …

Ein Kellerlokal …

Bratendunst quoll den Treppenhals empor … Ein Grammophon dudelte …

Dirnen huschten in die Kneipe … Gesindel aller Art …

Und – auch wir …

Aber einzeln … Mit drei Minuten Abstand …

Harst als erster …

Und als ich die Spelunke betrat, als ich in dem dicken Zigarrenqualm mich nach einem freien Platz umschaute, als ich nun wie zufällig mich neben Harald setzte, da flüsterte er:

„Sie ist hier … Dort drüben … Am Tisch der beiden Pärchen …“

Der Wirt brachte Bier …

Musterte uns, stemmte die Fäuste auf die buntgewürfelte Tischdecke …

„Na, wat for Brieder seid Ihr denn?“ meinte er leise.

„Hamburger …“ sagte Harald. „Wir warten hier auf den langen Ede. Der hat uns herbestellt …“

„Ede – langer Ede …? Kenne ick nich … – Wenn Ihr aber wat auf’n Kerbholz habt, Kinder, dann drückt Euch lieber bald … Hier is es heut nicht jeheuer … Zweimal waren schon welche von die Greifer hier – von wejen einen Uhrmacher Rubenstein, den se heit vormittag jekillt haben …“

Er schob nach dieser Warnung wieder ab … –

Und ich flüsterte:

„Sie ist hier? – Welche „sie“ …?“

„Hast Du’s denn nicht gerochen, mein Alter?“

„Gerochen?!“

„Na ja – es war doch recht auffallend, dieser Duft …“

Ich dachte nach …

Und – da fiel mir das ein, was der arme Moses mir über den Vogelgeruch berichtet hatte …

Kein Wunder, daß ich noch näher an Harald heranrückte …

„Also – die Mörderin ist hier?“ sagte ich hastig …

„Ja … – Nun schweig’ … Laß uns knobeln … Damit wir harmlos erscheinen …“

Ich schaute heimlich zu dem Tische der Pärchen hinüber …

Dort sollte „sie“ sitzen …

Dort saß nur ein alter weißhaariger Mann – ein besserer Bettler … –

Und wir knobelten … Zum Schein natürlich. Hatten die Augen überall. Und die Gedanken durchaus nicht bei den Würfeln.

So verging wohl eine halbe Stunde. Wir tranken das dritte Glas Bier. Kein abgestandenes Zeug ohne Kohlensäure. – Nein – das Getränk war tadellos gepflegt, und ebenso tadellos sauber war die weiße Schürze des hageren Wirtes, der uns beiden offenbar nicht traute. Durch den Zigarren- und Zigarettenqualm hindurch fühlte ich immer wieder seine nadelscharfen Blicke.

So wurde es halb zwölf.

Und – nichts geschah – gar nichts …

Der weißhaarige Bettler, der einen kleinen Kasten mit Zündhölzern, Knöpfen und ähnlichem Kram neben sich stehen hatte, trank Grog, nippte jedoch nur am Glase, stierte vor sich hin und kümmerte sich um nichts – gar nichts …

Nur ein einziges Mal beobachtete ich etwas Besonderes an ihm:

Ein lahmer Strolch trat ein. So eine richtige Nachtpflanze der dunkelsten Berliner Viertel. Ging zum Schanktisch, stürzte zwei Doppelkümmel hinab und schlurfte hinaus.

Aber: ich hatte sehr wohl bemerkt, daß dieser eine Gast, der hier in der Kellerkneipe kaum drei Minuten weilte, der einzige war, der sich um den Bettler kümmerte, und dies in recht eigentümlicher Art …

Er sah den zusammengeduckt dasitzenden Greis scheinbar zufällig, trat an ihn heran und warf ihm … drei Zigaretten in den Kasten.

Das – war alles!

Und doch hatte ich eine unbestimmte Ahnung, daß dieser an sich so nebensächliche Vorgang von Bedeutung sein müßte. Denn – wer beschenkt einen so alten gebrechlichen Mann mit Zigaretten?! Ausgerechnet nun dieser flüchtige Gast fühlte Mitleid mit dem Bettler – anscheinend! Sonst niemand.

Kaum war der Lahme hinaus, als Harald mir auch schon zuraunte:

„Die Zigaretten müssen wir haben! Um jeden Preis! Gib acht, wo der Alte sie hintut.“

Nun – der ließ sie im Kasten liegen und beachtete sie gar nicht – – anscheinend! –

Um uns herum wuchs der Lärm …

Das Grammophon dudelte ununterbrochen. Dirnen und Zuhälter begannen in dem schmalen Nebenraum um das Billard herum zu tanzen … –

Der Bettler saß da …

Wie versteinert …

Wie tot …

Merkwürdig war das …

Und nippte nur an dem Grog, hatte das Glas kaum erst zu einem Viertel geleert. –

Die Zwischenszene mit dem lahmen Strolch hatte meine Gedanken von … der Mörderin abgelenkt.

Und jetzt schweifte mein hastiger, heimlicher Blick wieder über die Pärchen – über die Gesichter dieser Mädels da, die ich auf Fabrikarbeiterinnen einschätzte.

Unmöglich! Unmöglich, daß eine der beiden Moses Rubensteins Mörderin sein sollte!

Meine Gedanken wurden jäh unterbrochen.

Drei – vier Leute betraten die Kaschemme, eilten durch den Nebenraum, stellten sich vor die Tür …

Zwei andere blieben am Vordereingang stehen, und der eine, groß und stattlich, rief in den bereits stark abgeflauten Lärm hinein:

„Kriminalpolizei …!! – Kinder, macht keine Geschichten …! Wer sich ausweisen kann und nichts auf dem Kerbholz hat, darf bleiben. Alles andere muß mit zum Präsidium. Draußen wartet schon das Lastauto …“

Totenstille …

Verlegene oder freche Gesichter …

Ein gezwungenes Lachen … –

Und dann kamen auch wir an die Reihe …

Der Beamte horchte auf, als Harald ihm zuraunte:

„Harald Harst …! – Nehmen Sie uns mit … Aber auch den weißhaarigen Bettler drüben …“

Und nachher, als wir zu achtundzwanzig auf dem Lastauto durch die Straßen fuhren, dicht gedrängt, oft taumelnd, da … hatten wir den Bettler zwischen uns.

Wir standen an der Seite des Wagenkastens …

Harst fluchte leise … auf die „Kriminaler“ … Auf sein Fach …

Bis der Bettler mit einem Male die drei Zigaretten sehr geschickt und unauffällig zum Wagen hinauswarf …

Da fluchte Harald nochmals:

„Verdammt – wir türmen, Ede!!“

Das galt mir …

Und im Nu waren wir auch schon über das Seitenbrett auf den Bürgersteig hinabgesprungen …

Im Nu hatten uns aber auch schon die dem Lastauto auf Rädern folgenden Beamten gepackt …

Im Nu war die Situation geklärt.

Harst nannte seinen Namen …

„Suchen Sie rasch die drei Zigaretten … Dann verhören Sie uns zusammen mit dem weißhaarigen Bettler.“

Wir wurden wieder in das Lastauto gebracht, das unseretwegen Halt gemacht hatte. Wir standen wieder neben dem Alten, der uns mit heiserer Stimme zuflüsterte:

„Dumm war das von Euch! Verdammt dumm!“

Hm – das Deutsch klang reichlich merkwürdig …!

Und – das, was der Alte hinzufügte, noch merkwürdiger:

„Habt Ihr denn so was Schlimmes begangen? Jetzt werden die Beamten Euch noch schärfer auf’s Korn nehmen! Dumm war das! Aber fixe Kerle scheint Ihr doch zu sein. Falls Ihr freikommt, erkundigt Euch mal in der Dresdenerstraße 36 Gartenhaus nach dem Gipsfigurenhändler Giovanni Lamesto … der kann Euch vielleicht brauchen …“

„Na – ville anhaben können uns die Jreifer nicht!“ meinte Harald. „Ick red’ mir schon raus, und der Ede hat ooch ’ne bejabte Dreckschleuder …“ – –

 

4. Kapitel.

Verwandlungen.

Polizeipräsidium Alexanderplatz …

Roter Steinkasten … Haus ohne Ruhe, Haus ohne Nacht. Zu jeder Stunde pulsiert dort das Leben der Weltstadt in seinen dunkelsten Schattenbildern … –

Kriminalkommissar Müller, der die Razzia geleitet hatte, stand in seinem Dienstzimmer vor uns beiden und dem Bettler.

Sagte gemütlich: „So – Ihr drei kommt nun zuerst an die Reihe … – Also wer sind Sie?“

Der Greis erwiderte mit seiner heiseren zitterigen Stimme:

„Gipsfigurenhändler Giovanni Lamesto, Herr Kommissar … Hier sind meine Papiere … Ich begreife nicht, weshalb man mich alten Mann hierher mitgeschleppt hat … Ich habe mich doch schon in der Kaschemme genügend ausweisen können …“

„Hm – vielleicht ein Irrtum … – Ich werde Ihre Papiere prüfen. Gehen Sie vorläufig dort ins Nebenzimmer und setzen Sie sich. Ein Beamter wird bei Ihnen bleiben.“

So waren wir beide denn mit dem Kommissar allein.

„Sind Sie wirklich Harald Harst?“ meinte er gespannt.

Wir kannten ihn noch nicht. Es war einer der neuen Herren.

Harst holte aus seinem Mützenfutter seine Legitimation hervor.

„Bitte, Herr Müller … Das da ist mein Freund Schraut …“

Händedrücke, Verbeugungen …

„Nehmen wir Platz, Herr Harst,“ sagte der Kommissar sehr höflich mit gedämpfter Stimme. „Hier sind die drei Zigaretten … – vielleicht erklären Sie mir den Zusammenhang … Ich kann noch nicht recht …“

Er schwieg …

Harald hatte die Zigaretten sehr rasch aufgerissen, den Tabak auf die Tischplatte geschüttet …

Und so in einer der Zigaretten ein Röllchen Papier zum Vorschein gebracht …

„Bitte, Herr Müller …“

Müller entfaltete den winzigen Zettel, der nur Briefmarkengröße hatte …

Und – schüttelte den Kopf …

„Nur eine einzige Zahl, Herr Harst … da, sehen Sie: 3!“

„Ja – eine Drei …! – Alle guten Dinge sind drei!“ Harald lächelte, nahm das Blättchen Papier und hielt es gegen das Licht …

„Nichts – leider nichts!“ und er drehte es um … „Nur auf jeder Seite eine Drei. Aber wenn man’s, wie ich soeben, gegen das Licht hält, verschmelzen die beiden Dreien zu einer Acht …“

„Und – das ist von Wichtigkeit?“

„Es kann von Wichtigkeit sein … Bisher weiß ich es nicht … – Ich möchte Ihnen nun kurz mitteilen, Herr Müller, wie wir in den Fidelen August zu Herrn Emil Krawuschke, so heißt ja wohl der Inhaber, geraten sind. Wir, Schraut und ich, sind hinter der Mörderin Moses Rubensteins her. Als wir heute abend das Haus Linkstraße 16, in dem das Ehepaar Jiesport wohnt, beobachteten, verließ der Bettler, der nun dort nebenan wartet, dieses Haus. Schraut beachtete ihn nicht weiter. Mir fiel auf, daß der Mann unter seinem zerschlissenen Mantel einen kleinen Hausiererkasten hervorzog, nachdem er wenige Schritte gegangen war … Außerdem hatte der Alte für mich so etwas Scheues, Ängstliches an sich. Das verriet sich in Kleinigkeiten. Jedenfalls – wir folgten ihm. Und im Fidelen August warf ihm dann ein hinkender Strolch, der nur wenige Minuten in der Kaschemme blieb, die drei Zigaretten in den Kasten.“

Und was dann folgte, war höhere Diplomatie, also Schwindel …!

„Ich scheine mich ja nun, was diesen Bettler betrifft, gründlich getäuscht zu haben, denn der Zettel, auf dem drei plus drei eine Acht ergeben, dürfte kaum von großem Wert sein. Immerhin bitte ich Sie, dem Alten nichts von diesem Zettel mitzuteilen, Herr Müller … Also ihn nicht etwa fragen, was das Zettelchen bedeutet …“

„Wie Sie wünschen, Herr Harst … Ich darf den Lamesto also entlassen?“

„Gewiß … Und uns beiden erklären Sie in seiner Gegenwart, daß Sie uns dieses Mal noch laufen lassen wollen … Schnauzen Sie uns tüchtig an und jagen uns getrost weg …“

„Verstehe … Sie wollen dem Alten folgen?“

„Ja …“ –

Und dies geschah denn auch keine fünf Minuten später.

Halb ein Uhr morgens war es geworden. Wir sahen Giovanni Lamesto gebückt aus der Tür des Präsidiums kommen. Wir sahen, wie er sich auf dem Alexanderplatz häufig umschaute und mit verblüffender Geschicklichkeit im Menschengewühl des auch nachts so sehr belebten Verkehrszentrums untertauchen wollte … Wie er mit einem Male gar nicht mehr so greisenhaft sich bewegte, wie er kreuz und quer durch die Menge eilte und schließlich im Stadtbahnhof Alexanderplatz verschwand …

Und hier einen Waschraum betrat … –

Wir warteten draußen …

Nicht vier Minuten verstrichen, da kam ein schlanker bartloser Mensch mit Schlapphut, im Arme ein Bündel, aus dem Waschraum heraus.

Zu meiner Schande muß ich’s gestehen: ich hätte den Menschen ruhig abziehen lassen!

Nicht so Harald …

„Er ist’s! – Trennen wir uns … Und – gut aufpassen, mein Alter …!“

Wir blieben dem Verwandelten auf den Fersen …

Und erlebten abermals, daß er unglaubliche Kniffe anwandte, Verfolger abzuschütteln oder doch festzustellen, ob ihm jemand folgte …

Bis wir gegen ein Uhr … im Wartesaal des Potsdamer Bahnhofs landeten, Wartesaal dritter Klasse … Und nebenan im Saale zweiter Klasse war mittags Graf Cesare Viamilio so liebenswürdig gewesen, das Päckchen mit den „Similisteinen“ an sich zu nehmen und – so geschickt gewesen, es in den Papierkorb zu … jonglieren – der Herr Graf, dem ich wahrlich nicht traute …!

Und jetzt saßen wir beide in einer Ecke an verschiedenen Tischen …

Und in der Mitte saß der junge bartlose Mensch mit dem das Gesicht beschattenden Schlapphut und dem Bündel …

In dem Bündel befanden sich natürlich der kleine Hausiererkasten und der schäbige Mantel.

Fünf Minuten drauf verließ der Mann den Wartesaal.

Als er seine Tasse Kaffee bezahlt hatte, war Harst bereits hinausgegangen.

So nahmen wir den Menschen denn wieder zwischen uns …

Und – landeten im Anhalter Bahnhof vor der Tür eines … Waschraumes …

Warteten …

Vier Minuten nur …

Heraus spazierte ein anderer – und doch derselbe …

Jetzt im langen dünnen Gummimantel … Mit Schlapphut noch … In der Hand einen kleinen Koffer.

Schlug wieder die Richtung nach dem Potsdamer Platz ein …

Zum selben Bahnhof – zum Durchgang nach der Linkstraße …

Jetzt aber saßen wir beide in einem Auto. Harst vorn beim Schofför. Da konnte der Verwandlungskünstler sich getrost umdrehen … spähen … forschen …

Wir sahen, daß er das Haus Nr. 15 aufschloß, darin verschwand …

Stiegen sechs Häuser weiter aus … Und eilten nach Nr. 16 … Haralds Patentdietrich öffnete das Schloß … Und hinauf die Treppen bis zur Pension Sutter – bis zur Flurtür des einen Zimmers mit direktem Zugang, in dem die englische Malerin Miß Pemyford seit drei Tagen wohnte …

Hier erst flüsterte Harald: „Auch diese Tür wird uns nicht widerstehen!“

Er nahm abermals den Patentdietrich. Und ich – ich begriff nun: Miß Pemyford war die Mörderin – die Juwelendiebin! Sie hatte sich hier einlogiert, wo auch Jiesports abgestiegen waren! Sie hatte sich bei Sanitätsrat Lempner nach Haralds Befinden erkundigt. Sie würde nun über das Dach von Nr. 15 hier nach Nr. 16 kommen – in ihr Zimmer. Sie hatte diesen Weg vorbereitet. Sie war fraglos eine ganz gefährliche Verbrecherin, mehr als schlau, mehr als vielseitig! Spielte verschiedene Rollen, so auch die des alten Lamesto …! –

Die Tür ging auf. Es war eine Doppeltür. Und als Harald nun auch die innere geöffnet hatte, da … schlug uns ein intensiver Geruch nach Vögeln ins Gesicht …

Da ertönte aus einem großen Käfig von der rechten Seite her ein dumpfes Krächzen …

Ich hatte die Taschenlampe bereitgehalten …

In dem Käfig saßen auf einer Stange zwei Vögel – große Tiere …

„Kormorane …,“ flüsterte Harst und schloß die Innentür wieder ab.

Dann schaute er sich nach einem Versteck um …

 

5. Kapitel.

Die Gummibadewanne.

Ein Versteck …

Nicht schwer zu finden. In der einen Ecke waren Miß Pemyfords Koffer aufgetürmt. Die rückten wir etwas von der Wand ab, die beiden Riesendinger, schlüpften dahinter, zogen sie wieder zurück. –

Die Kormorane krächzten mitunter. Dunkelheit … Nur die Fenstervorhänge wurden durch die Straßenlaternen in helle Vierecke verwandelt. Nur das Geräusch vorbeiratternder Autos und Wagen …

Und bald – sehr bald anderes: die Türen wurden geöffnet …

Das elektrische Licht flammte auf, eine Krone mit fünf Lampen … –

Da die Koffer dicke Schutzleisten hatten, war zwischen ihnen ein zweifingerbreiter Spalt.

Ich sah … Ich kniete neben Harald …

Sah jetzt eine grauhaarige Frau im langen Gummimantel mit Filzhut …

Sie legte Hut und Mantel ab …

War schlank, hager … Trat vor den Käfig …

Die Kormorane krächzten …

„Guten Abend, Ihr beiden,“ sagte Miß Pemyford in tadellosem Niederländisch zu den großen Vögeln. „Euer Frauchen blieb lange aus … – Wie wär’s noch mit einer kleinen Lektion?“

Was dann geschah, war so unglaublich für diese nächtliche Stunde, daß ich meinen Augen nicht recht traute …

Die angebliche Miß (sie war der Sprache nach fraglos Holländerin!) holte eine zusammenlegbare Gummibadewanne aus einem Schranke hervor, füllte sie aus drei bereitstehenden Eimern mit Wasser, schloß den anderen Schrank auf und entnahm einer Blechbüchse vier etwa handlange Fische … Plötze waren es … die warf sie in die Wanne …

Und ließ nun zunächst einen Kormoran, dem sie einen Kehlring unter den Kehlsack gelegt hatte, nach den Fischen tauchen.

Er tat’s … Hatte die vier Plötze im Nu verschluckt …

Gab sie nachher wieder von sich, ganz wie abgerichtete Kormorane dies tun, denen der Kehlring das Verschlingen der Beute eben unmöglich macht.

Auch das zweite Tier bewies, daß es ebenso trefflich diesen Fangsport beherrschte. Nachher bekam jeder der Kormorane zwei Plötze als Belohnung – als Abendmahlzeit.

Man stelle sich vor: in einem Berliner Pensionat ein Weib, das noch vor zwei Stunden den Giovanni Lamesto gemimt hatte, mit der Dressur von Kormoranen sich abgebend!

Ein Weib – – eine Mörderin! –

Vogelschmutz auf dem Rock des grauen Kostüms und Vogelgeruch waren nun ja genügend erklärt!

Aber – was würde Harald tun?!

Was würde weiter geschehen?! –

Ich kniete neben ihm …

Er stieß mich an … Und hätte es gar nicht nötig gehabt. Ich ließ mir nichts entgehen – – gar nichts!

Ich sah, daß die Pemyford ihr leichtes, fließendes Kleid hinten öffnete. Es fiel herab. Und sie stand … im Männeranzug da, mit hoch aufgekrempelten Beinkleidern … Nahm die Perücke ab … Darunter kam lichtblondes Frauenhaar zum Vorschein.

So trat sie vor den Spiegel …

Schaute ihr Spiegelbild an …

Lachte schrill auf … –

Dann verschwand sie hinter dem hohen Wandschirm, der vor dem Bett stand. Die elektrische Krone hatte sie ausgedreht. Hinter dem Wandschirm leuchtete matt ein rotes Nachtlämpchen … –

Beneidenswerte Miß Pemyford! Trotz ihres schlechten Gewissens war sie im Nu eingeschlafen. Ihre tiefen regelmäßigen Atemzüge verrieten, daß wir nun … aufbrechen konnten.

Aber – wie das Zimmer verlassen?! Wie den Schlüssel der Innentür wieder ins Schloß bringen, wenn wir draußen waren?!

Als ich noch diese Schwierigkeiten erwog, geschah … etwas noch weit Unglaublicheres …!

Ich habe vorhin betont, daß es sich um Riesenkoffer handelte …

Und – in dem oberen plötzlich Geräusche …

Da die Nachtlampe noch brannte, sahen wir, daß der Deckel sich hob …

Und … in der Spalte nun undeutlich der Kopf eines Mannes …

Einer, der flüsterte:

„Sie erwacht sehr schwer, da sie sich stets vor dem Schlafengehen eine Morphiumeinspritzung macht … Mit wem habe ich die Ehre?“ –

Und so will ich hiermit den ersten Teil dieses Abenteuers schließen …

Der zweite war im Gegensatz zum ersten, den man als „piano“ bezeichnen kann, geradezu „fortissimo“ …

 

 

Die beiden Dreien

 

1. Kapitel.

Die Gräfin – nicht die Mörderin.

„Harald Harst,“ flüsterte mein Freund. „Und Sie können nur unser Amsterdamer Kollege van Nymegaard sein …“

„Stimmt, Hendrik van Nymegaard, Herr Harst. Ich freue mich außerordentlich, Sie und Herrn Schraut endlich persönlich kennen zu lernen. Ich dachte mir gleich, als ich Sie beide hier beobachtete, daß es sich nur um Sie handeln könne …“

„Ich denke, wir setzen die Unterredung besser anderswo fort,“ meinte Harald. „Wir werden die Diamanten hier kaum finden. Eine Durchsuchung des Zimmers wäre zwecklos. Also – verlassen wir es. Wir schließen die Innentür hinter uns nicht ab und können daher den Schlüssel im Schloß lassen. Die Pemyford wird glauben, sie hätte vergessen, den Schlüssel umzudrehen.“

Kollege van Nymegaard entstieg dem leeren Koffer. Wir halfen ihm. Ohne Geräusche ging das nicht ab. – Aber die Schläferin erwachte nicht. Das Gift verhalf ihr zu tiefem Schlummer, also nicht gute Nerven, nein, ein Narkotikum! –

Als wir drei die Linkstraße betraten, war es halb drei Uhr morgens.

„Fahren wir zu mir nach Hause, Kollege,“ sagte Harald zu dem Holländer. „Sie können bei mir logieren, wenn Sie wollen.“

Ein Auto war bald gefunden.

Wir sausten durch den vornehmen stillen Berliner Westen … Wir hörten gespannt auf Nymegaards Bericht.

„Ich bin erst seit vierundzwanzig Stunden in Berlin, Herr Harst,“ begann er in seiner pomadigen Art. „Der Verband der Amsterdamer Diamantenhändler hat mich vor einer Woche beauftragt, einer Diebesbande nachzuspüren, die seit längerem die Angestellten der Großhändler ausplündert, sobald diese Steine ins Ausland bringen sollen. Diese Diebstähle und Beraubungen sind so tadellos vorbereitet gewesen, daß ohne Zweifel eine wohlorganisierte Bande dabei die Hand im Spiele hat. Ich habe nun das Glück gehabt, auf eine Holländerin aufmerksam zu werden, die einer völlig verarmten Adelsfamilie angehört, eine Gräfin Wilhelminje van den Haag …“

„Die Pemyford …?“

„Ja – auch unter diesem Namen macht sie die Welt unsicher. Sie war noch vor fünf Monaten bettelarm. Jetzt besitzt sie in Buitenzoorg eine Villa, zwei Autos. Und ein Schofför, den sie entlassen hatte, schwärzte sie bei mir an, kam zu mir, und meinte, ich solle der Gräfin doch mal auf die Finger sehen, in der Villa verkehrten ganz merkwürdige Gäste. So wurde ich auf diese Spur gelenkt. Die Gräfin verreiste vor vier Tagen, angeblich nach London. Ich mußte mir alle Mühe geben, sie hier in Berlin aufzustöbern. Und als ich nun in dieser Nacht ihr Zimmer durchsuchen wollte, da erschienen Sie, meine Herren, ich aber schlüpfte in den Koffer … – Das wäre alles, Herr Harst …“

„Wissen Sie bereits von der Ermordung Rubensteins?“

„Aus den Zeitungen … Nur aus den Zeitungen. – Sollten Sie etwa die Gräfin für die Mörderin halten, Herr Harst?“

„Ja. Sie ist’s …!“

„Verzeihen Sie. Das kann nicht sein …“

„Oho – weshalb denn nicht?!“

„Der Mord ist doch in der Zeit zwischen zwölf und zwei mittags verübt worden. Zu derselben Zeit habe ich die Gräfin jedoch nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Um halb zwölf hatte ich herausgefunden, wo sie wohnte. Zehn Minuten nach halb zwölf ging sie von der Linkstraße nach der Spitalgasse Nr. 113 …“

„Ah – in den Fidelen August …!“

„So ist’s, Herr Harst. Sie saß dort in der Kneipe und zeichnete ein paar Charakterköpfe von anwesenden Verbrechern. Sie blieb dort bis fünf Minuten vor zwei, aß dort auch Mittag. Um ein Viertel drei war sie wieder in der Linkstraße – in ihrem Zimmer. Das alles ist Tatsache. Sie kann die Mörderin nicht sein.“

Im Innern des Autos brannte die Lampe. Harald schaute mich an.

„Reinfall!!“ meinte er nur …

Nymegaard nickte ernst. „Diese Frau würde auch niemals töten, Herr Harst. Sie ist aus Not Diebin geworden, falls – – sie es wirklich ist, was noch nicht einmal feststeht. Meine Verdachtsgründe gegen sie sind bisher ein sehr, sehr luftiges Haus … Leider …! Und auch ihre Fertigkeit im Verkleiden ist kein eigentlicher Beweis gegen sie … Sie war – auch aus Not – Artistin, Verwandlungstänzerin. Ihr Gatte, der vor vier Wochen starb, litt an Rückenmarkschwindsucht. Diesen Grafen hat sie bis zuletzt mit rührender Geduld gepflegt, obwohl sein Leiden ihn zum mürrischen Tyrann gemacht hatte …“

Auch mein Gesicht wurde länger und länger …

Wer in aller Welt war nun die Mörderin Rubensteins, wenn’s die Gräfin nicht gewesen sein konnte?!

„Immerhin,“ schloß der holländische Kollege seine Angaben, – „immerhin bleibt das eine bestehen, daß die Gräfin fraglos mit vielen dunklen Existenzen Beziehungen angeknüpft und unbekannt woher ein Vermögen erworben hat, sehr häufig verreist und auch sonst merkwürdige Dinge treibt – zum Beispiel den Kormoran-Sport …!“ –

Das Auto hielt. Wir waren vor Blücherstraße 10 angelangt.

In Haralds Arbeitszimmer wurde die Unterredung fortgesetzt.

Hendrik van Nymegaards kahlköpfige Behäbigkeit füllte den einen Klubsessel aus, während im zweiten Freund Harald die müden Glieder dehnte. Ich saß in der Sofaecke.

Wir rauchten, tranken Burgunder.

„Einen direkten Beweis gegen die Gräfin haben Sie also nicht?“ fragte Harst.

„Nein,“ erklärte der Kollege. „Ich habe diese unsichere Spur lediglich deshalb verfolgt, weil ich eben keine andere fand, die vielleicht zu der Gaunerbande hinführte.“

Harst zeigte Nymegaard jetzt das Zettelchen mit den beiden Dreien, die gegen Licht gehalten einer Acht glichen.

„Bitte – kennen Sie etwas Ähnliches?“

Nymegaards Bierruhe schwand für Minuten.

„Ob ich’s kenne!“ rief er. „Ob ich’s kenne!! Drei solcher Zettelchen brachte mir ja der entlassene Schofför der Gräfin. Er hatte sie einmal auf dem Schreibtisch seiner Herrin unter der Löschblattunterlage gefunden. Gerade diese Zettelchen hielt ich für ein geheimes Zeichen der Diebesbande.“

„Zu der auch die Gräfin Ihrer Ansicht nach gehört …?!“ Harald lächelte plötzlich. „Mein verehrter Herr Nymegaard, ich kann Ihnen jetzt schon sagen, daß die Dinge doch nicht so einfach liegen wie Sie glauben und wie auch ich bisher glaubte. Geben Sie mir bis heute abend Zeit, und ich will Ihnen Klarheit schaffen. Nun aber – ins Bett …! Ich fühle die soeben erst überstandene Grippe in allen Knochen. – Lieber Schraut, Du führst den Kollegen wohl ins Fremdenzimmer nach oben … Gute Nacht … Um halb zehn frühstücken wir …“

Nachdem ich Nymegaard oben untergebracht hatte, kehrte ich in Haralds Arbeitszimmer zurück. Aber – es war leer, und nebenan[3] aus dem Schlafzimmer rief Harst mir zu:

„Komm’ bitte einmal her … Du findest Arbeit.“

Die Tür war nur angelehnt gewesen. Da Harsts Stimme merkwürdig keuchend geklungen hatte, eilte ich hinein …

Und – fand meinen Freund über dem Bett liegend – auf einem Menschen, der sich verzweifelt wehrte …

Ich war gerade noch zur rechten Zeit erschienen …

Gerade noch …! Denn Harsts geschwächter Körper hätte den bärenstarken Kerl, dem beim Kampfe mit Harald der blonde falsche Bart halb abgerissen worden war, kaum völlig überwältigt.

Jetzt wurde die Situation etwas anders. Auch ich packte zu, hielt mein Taschentuch bereit, und im Nu hatten wir dem Mann die Hände auf dem Rücken zusammengebunden, brachten ihn nun in das Arbeitszimmer und drückten ihn in einen Sessel.

Harald sank vollkommen erschöpft auf das Sofa.

Er war totenbleich. Ich gab ihm Kognak – zwei Gläschen voll …

Und rasch erholte er sich wieder, sagte nun drohend und in seltener Erregung zu unserem Gefangenen:

„Graf Viamilio, dieser heimtückische Angriff soll Ihnen teuer zu stehen kommen! Sie haben sich durch das Schlafzimmerfenster eingeschlichen gehabt, haben unter dem Bett gelegen, haben wohl auch gehorcht. Und dann überfielen Sie mich … Ihr langer korsischer Dolch ist unter das Nachttischchen gerutscht …“

Mein Gesicht muß zum Malen gewesen sein!

Der Graf also …!!

Und daß er’s war, bewies Harald jetzt, indem er ihm Perücke und Bart abnahm …

Sagte dazu: „Graf Cesare Viamilio, weshalb dieser Mordversuch?! Etwa – weil Sie fürchten, ich könnte den Mörder Rubensteins doch entdecken?!“

Der edle Italiano saß mit gesenktem Kopfe da …

Schwieg …

Und Harald fügte hinzu:

„Sie selbst sind der Mörder nicht. Aber Sie kennen ihn. Und deshalb sollen Sie in aller Stille sofort nach dem Polizeipräsidium geschafft werden. Ihre Verhaftung wird Geheimnis bleiben. Ihre Komplicen aber werde ich zu finden wissen.“

Der Graf blieb stumm. Er ahnte, daß er verloren war. Er konnte nichts anführen, das ihn entlastet hätte. Seine einflußreichen Freunde nützten ihm nichts mehr. Sie würden sich angeekelt abwenden von einem Menschen, der die italienische Nation hier derart bloßgestellt hatte, insbesondere den italienischen Adel.

 

2. Kapitel.

Ein Geständnis.

Harald ging zum Schreibtisch, nahm den Hörer vom Telephon, bat das Präsidium, ein geschlossenes Auto nach der Rückseite unseres Gemüsegartens zu schicken. –

Viamilio[4] saß so, daß er das Zettelchen mit den beiden Dreien, das unter der brennenden Stehlampe lag, sehen mußte. Harald hatte es nicht wieder zu sich gesteckt, eine Vergeßlichkeit, die jetzt besondere Folgen haben sollte.

Kaum hatte Harst das Telephongespräch beendet, als der Graf den Kopf hob …

Er wollte fraglos irgend etwas äußern. Und da geschah’s, daß er den Zettel bemerkte …

Sich mit einem Ruck vorbeugte …

Und wie gebannt auf das unscheinbare Stückchen Papier starrte …

Wir beide beobachteten ihn, tauschten einen Blick …

Er kannte die Dreien …!! Ohne Zweifel kannte er sie! Er hatte sich verraten. Und daß dieses Zettelchen eine Bedeutung haben müßte, die ihn selbst nahe anging, hätte jeder sich gesagt, der den stieren Ausdruck seines Gesichts so wie wir aus nächster Nähe prüfen konnte.

Dann besann er sich … Ahnte, daß er soeben eine große Torheit begangen …

Lehnte sich wieder zurück …

Schloß die Augen …

Theater, – Komödie …! Schlechte Komödie! –

Und Harst griff nach dem Zettel …

„Graf Viamilio, wäre es nicht besser, wenn Sie ein Geständnis ablegten,“ meinte er höflich. „Sie würden dadurch sich selbst nicht unerheblich nützen. Ich würde für Sie ein gutes Wort einlegen, vielleicht ganz verschweigen, daß nur meine Geistesgegenwart mich vor einem tödlichen Dolchstoß geschützt hat. Das Attentat würde also ein Geheimnis zwischen uns dreien bleiben …“

Der Italiener hob den Kopf wieder, öffnete die Augen.

„Geben Sie mir Ihr Wort, Herr Harst?“ fragte er schnell.

„Meine Zusage halte ich immer, Viamilio. – Sprechen Sie …“

„Nur, wenn mein Geständnis ebenfalls unter uns bleibt …“

„Bedauere … das ist unmöglich … – Überlegen Sie sich alles recht gründlich. Sie haben nur eine Chance: Offenheit! Dann wird der Mordversuch vertuscht werden.“

Viamilio kämpfte mit sich.

Und sah doch wohl ein, daß er besser täte, wenn er wenigstens dieses eine Verbrechen ausmerzte.

„Gut – es sei,“ erklärte er festen Tones. „Ich will mich kurz fassen, Herr Harst. Vor sechs Monaten verspielte ich in Monte Carlo den Rest meines Vermögens. Ich wollte mich erschießen. In den Anlagen des Kasinos aber trat mir – es war halb ein Uhr nachts – Frau Antje Jiesport entgegen und nahm mir die Pistole aus der Hand.

„Das hat noch Zeit, Graf,“ sagte sie ruhig. „Sie haben zu wählen. Wollen Sie der Drei gehorchen – blindlings, dann werde ich Ihnen sofort zehntausend Francs aushändigen.“

Sie können sich leicht vorstellen, Herr Harst, wie diese Worte auf mich wirkten. Ich hatte Frau Antje Jiesport flüchtig im Hotel kennengelernt. Das, was sie mir anbot, war so geheimnisvoll, wie es sonst nur in Romanen vorkommt. Wir Italiener neigen nun sehr zu allem, was einen Anstrich von Geheimnisvollem hat. Außerdem: ich bin erst fünfunddreißig Jahre alt, und da … schießt keiner sich sehr gern eine Kugel vor den Kopf. – Kurz: ich sagte der Dame, daß ich einverstanden sei, falls sie mir nähere Angaben über die „Drei“ machen wollte.

„Das ist unmöglich. Man wird von Ihnen im übrigen keinen Mord oder dergleichen verlangen, nur kleine Dienste bei gelegentlichem unfreiwilligen Eigentumswechsel.“

Ich verstand nun, Herr Harst …: es handelte sich um eine Diebesbande! Um eine jener internationalen Banden fraglos, deren Mitglieder in der Maske von Zugehörigen der guten Gesellschaft die Luxusorte besuchen und dort ihre Fischzüge ausführen. – Und – ich … sagte ja! Erhielt sofort von Frau Jiesport die zehntausend Francs und dazu einen Brief, den ich erst im Hotel las …“

„Dem Briefe lag ein Zettelchen von dieser Art bei?“

„Ja … Und der Inhalt war ein Befehl, nach Amsterdam zu reisen und dort … einen Diebstahl zu begehen …“

„Ah – bei wem? Etwa … bei dem Grafen van den Haag?“

Viamilio schreckte hoch. „Wie – auch das wissen Sie, Herr Harst?!“

„Sie hören es … Sie stahlen dort … einen Familienschmuck … Es stand in allen Zeitungen. Der Schmuck war das letzte Wertvolle, was van den Haag besaß …“

Viamilio errötete vor Scham …

„Leider … leider beging ich tatsächlich den Diebstahl … leider!! – Die Beute lieferte ich in Amsterdam an Frau Jiesport ab und erhielt dafür abermals zehntausend Francs. – Seitdem habe ich nur noch zweimal Befehle der Drei zugestellt bekommen und auch befolgt. Das eine Mal mußte ich mit einem Diamantenhändler im selben Schlafwagenabteil nach Paris reisen, den Mann durch Chloroform betäuben und Frau Jiesport die Abteiltür öffnen. Der reiche Händler hatte im Innern des dicken Griffes seines Regenschirms sechs prachtvolle Diamanten über die Grenze geschmuggelt. Die wurden ihm nun abgenommen. Zum Schein betäubte Antje Jiesport auch mich und händigte mir vorher fünftausend Francs aus. Niemand schöpfte gegen mich Verdacht …“

„Und gestern dann im Wartesaal des Potsdamer Bahnhofs – auch ein Befehl der Drei?“

„Ja … Ein Brief hatte mich dorthin bestellt … – Bei meinem Verhör auf dem Präsidium habe ich nur verschwiegen, daß ich die Frau, die mir das Päckchen gab …“

„Danke, Graf Viamilio … – Sie kennen von der Bande also nur Antje Jiesport?“

„Nur … Das ist die Wahrheit, Herr Harst.“

„Ich glaube Ihnen. – Jetzt aber eine Frage: weshalb der Mordversuch gegen mich?“

„Auch das stand in dem letzten Briefe, Herr Harst … Ich sollte Sie nicht ermorden, nur an der Schulter verletzen, damit Sie uns nicht schaden könnten. Leider habe ich den Brief, der übrigens wie alle in Chiffern[5] geschrieben war, verbrannt, sonst …“

„Danke …“ – Und er löste die Knoten des Taschentuches, das des Italieners Hände zusammenhielt.

„Bitte – Sie können sich entfernen. Sie werden jedoch Antje Jiesport nichts von diesem Erlebnis mitteilen.“

„Nein, bestimmt nicht. Ich werde sie auch kaum sprechen, denn sie verkehrt nur schriftlich mit mir. Sie ist wohl selbst … die Drei.“

„Das dürfte nicht stimmen, Viamilio … Gehen Sie … Und verschwinden Sie am besten nach Amerika hinüber – für immer!“

Ich ließ Viamilio durch die Vordertür hinaus …

Stand noch ein paar Sekunden vor der Tür und atmete die kühle Nachtluft ein …

Hörte plötzlich ein Motorrad knatternd die Blücherstraße entlangrasen …

Sah es … Sah den geduckt auf dem Rade sitzenden Fahrer … Sah, wie der Radler plötzlich auf den Bürgersteig lenkte …

Hörte Viamilios gellenden Schrei …

Der Radler hatte ihn überfahren, hatte ihn gegen den Holzzaun des Baugeschäftes uns schräg gegenüber geschleudert …

Entfloh …

Das Knattern verlor sich in der Ferne … –

Wir holten den Grafen … Einen Sterbenden … Das Rückgrat war gebrochen.

Eine halbe Stunde später verschied er, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben.

Inzwischen war auch die Kriminalpolizei eingetroffen, Kommissar Guttjahn und zwei Beamte. Die Leiche wurde durch den Gemüsegarten in das Auto geschafft. Wir drei aber, Guttjahn als dritter, untersuchten nun die Stelle, wo Viamilio das Opfer des raffinierten Attentats geworden, mit Laternen genauer und … fanden an dem Holzzaun ein Quartblatt Papier mit einer dreizinkigen Gabel festgenagelt …

Auf dem Blatt stand in lateinischer Schrift:

Hütet Euch!
Die Dreien.

Nachdem wir dann Guttjahn alles mitgeteilt hatten, sagte er kopfschüttelnd:

„Was halten Sie von alledem, Herr Harst? Antje Jiesport soll die Leiterin einer Diebesbande sein?! Ganz offen, Herr Harst: Der Graf hat Sie belogen! Hat alles glatt erfunden.“

Harald meinte vorsichtig: „Vielleicht – vielleicht auch nicht! Heute abend werden wir Gewißheit haben …“

„Und ich?!“ fragte Guttjahn sinnend. „Was tue ich? Ich kann doch nicht die Hände in den Schoß legen!“

„Beobachten Sie Frau Jiesport …!“ – Von dem Kollegen Nymegaard und von der Gräfin mit den Kormoranen erwähnte Harst nicht eine Silbe. –

Um vier Uhr morgens legten wir uns zu Bett.

Bei mir war von Einschlafen vorläufig keine Rede …

Ich lag da und grübelte … grübelte …

Witterte geradezu noch Geheimnisse dunkelster Art …

Und schlief doch schließlich ein. Träumte, daß ich ein Fisch sei und in einem Bassin ängstlich hin und her schoß, weil auf dem Rande des Bassins ein Kormoran saß und auf mich herabstoßen wollte … –

Der holländische Kollege, dem wir um zehn Uhr beim Frühstück die Vorfälle der Nacht berichteten, lächelte überlegen und erklärte:

„Jiesports sind in Amsterdam sehr angesehen. Es ist ganz ausgeschlossen, daß Frau Antje zu Verbrechern Beziehungen unterhält.“

Harst nickte. „Sie steht den Dingen fern. Viamilio hat sich geirrt. Antje Jiesport hat eben eine Doppelgängerin, von der sie selbst nichts ahnt. Diese „zweite“ Antje ist die Drei …! Und uns liegt es nun ob, diese Frau zu finden. Die Gräfin kommt hier nicht in Frage, wenn sie auch derselben Bande angehört, was die Zigaretten mit der Zettel-Drei beweisen. Auch der hinkende Stromer aus dem Fidelen August ist Mitglied der Drei …“

Er rauchte seine geliebte Mirakulum, und sein Blick war beim Sprechen wie in endlose Fernen gerichtet …

„Die Drei wird uns noch viel zu schaffen machen … Die Leute sind gefährlich, und – sind doch keine Gaunergenossenschaft, nein, sie kennen sich untereinander gar nicht, behaupte ich. Eine einzelne Person leitet das Ganze, gibt die „Drei“-Befehle aus: die Doppelgängerin!“

Hendrik van Nymegaard nahm eine Zigarre, sagte:

„Gut – mag sein! – Und – was nun?! Eigentlich sind wir doch auf dem toten Punkt angelangt …“

„So?! Glauben Sie, Kollege …?! – Ich denke anders darüber … Wenn Sie meiner Mutter hier bis zum Abend Gesellschaft leisten wollen, kann ich Ihnen hoffentlich alles erklären – alles! Schraut und ich werden sofort aufbrechen …“

Nymegaard war damit nicht ganz einverstanden, daß er ausgeschaltet werden sollte. Aber er gab schließlich nach, und gegen elf Uhr brachen Harald und ich in der einfachen Maske von Telephonarbeitern mit Werkzeugtaschen auf, gewannen durch den Gemüsegarten die Straße und fuhren – – zur Linkstraße …

Das Pensionat Sutter war ja der Mittelpunkt unserer Aufgabe.

 

3. Kapitel.

Die tauchenden Kormorane.

Frau Sutter ahnte nicht im entferntesten, daß sie es mit unechten Telephonarbeitern zu tun hätte.

„Wenn Sie die Leitungen nachsehen wollen, dann fangen Sie nur in dem leeren Flurzimmer an,“ meinte sie ganz freundlich. „Die Dame ist vorhin ausgezogen, die es bisher bewohnte.“

Sie schloß uns die Doppeltür auf, die wir uns etwa neun Stunden früher schon einmal selbst geöffnet hatten.

„Donnerwetter – stinkt det hier nach Vögeln!“ sagte Harald lachend.

„Ja, die Engländerin besaß zwei zahme Kormorane. Auch mir war der Geruch zuwider. Deshalb bat ich sie anderswohin überzusiedeln …“

„Kormorane?! Wat sind denn det for Viecher?“ meinte Harald kopfschlackernd.

„Oh – ausländische Tauchvögel …“

„So … so … – die mecht’ man sich doch mal ansehn. Wo is denn die Dame geblieben?“

„In der Erlenstraße hat sie ein möbliertes Zimmer gefunden – – Erlenstraße 2 …“

„Hm – det is ja wohl Tiergartenviertel …“

„Allerdings …“

Wir waren nun allein im Zimmer. Harald bastelte zum Schein an dem Tischtelephon herum und flüsterte:

„Wir werden unter einem Vorwand sehr bald wieder abziehen … Die Erlenstraße lockt mich …“

Und noch leiser:

„Wenn Frau Sutter mir jetzt eine bestimmte Frage beantwortet, dann habe ich die volle Sicherheit, daß meine Theorie stimmt …“

„Welche?“

„Warte ab, mein Alter … Der Fall der Gräfin mit den Kormoranen dürfte sich seinem Ende nähern …“

Und drei Minuten darauf sagte er zu Frau Sutter:

„Wir müssen erst noch ein paar Meter Leitungsdraht holen … – Entschuldigen Sie nur … Ich wollte nur wissen, ob Sie mit der Dame mit den Kormoranen vielleicht Zank gehabt haben, weil Sie dieselbe so halb und halb an die Luft setzten …“

„Keineswegs … – Sie wollen wohl hingehen und sich die Vögel ansehen?“

„Ja – ick bin son bißchen Kanarienzüchter …“

„Oh – die Engländerin wäre ohnedem nicht mehr geblieben. Sie wollte gern im Grünen wohnen …“

„So … so … – Schönen Dank auch und Wiedersehen …“ –

Als wir die Linkstraße hinabschlenderten, meinte Harald schmunzelnd:

„Im Grünen wohnen …! Schau’ an …! Die Gräfin schwärmt für Natur …“

Ich verstand ihn nicht.

„Drücke Dich doch deutlicher aus, Harald …,“ bat ich. „Wenn Du mich immer so im Dunkeln umhertappen läßt, dann …“

„Lieber Max Schraut,“ unterbrach er mich, „eigentlich liegt das, was ich vermute, der ganzen Vorgeschichte nach so nahe, daß ein Blinder es mit dem Stock fühlen müßte. Anderseits erscheint meine Theorie aber selbst mir so phantastisch, daß ich gelinde Zweifel hinsichtlich der Richtigkeit hegte, bis Frau Sutter mir bestätigte, daß die Gräfin alias die Engländerin mehr freiwillig ausgezogen ist.“

Da – – ging mir ein Licht auf …

„Die Gräfin hat ein neues Quartier bezogen, das ihr für ihre Absichten geeigneter erscheint …!“ erklärte ich schnell.

„Bravo …! So ist’s!“

„Und ihre Absichten?“

„Diebstahl – auf besondere Art …“

„Donnerwetter, daran hätte ich nie gedacht! Diebstahl also?“

„Ja – stehlen und doch nicht stehlen!“ nickte Harald.

Dann bestiegen wir eine Straßenbahn …

Und waren gegen zwölf Uhr in der stillen, vornehmen Erlenstraße …

Einer jener Sackgassen im Tiergartenviertel, die wie im Zauberschlaf dahinzuträumen scheinen mit ihren alten Villen und großen Gärten – eine Welt für sich – die Welt des gediegenen Reichtums und der wahren Vornehmheit.

Nummer 2 war ein kleines Grundstück. Nach der linken Seite hin trennte eine sehr hohe Mauer es von dem Nachbargarten, einer Villa im reinen Renaissancestil. Auch diese war nur klein, verriet aber in allem erlesenen Geschmack und große Wohlhabenheit des Besitzers.

Wir läuteten an der Gartenpforte von Nr. 2.

Ein älteres Stubenmädchen mit Häubchen öffnete und führte uns ins Haus. Im Flur trafen wir die Hauseigentümerin, eine verwitwete Geheimrätin, eine jener alten feinen Damen mit würdigen, gütigen Greisinnengesichtern, vor denen selbst der rüdeste Patron bescheiden wird.

„Bitte – tun Sie nur Ihre Pflicht … Anna wird Ihnen alles zeigen,“ sagte sie zu uns. „Wir haben nur zwei Apparate im Hause, einen hier unten, einen oben im Balkonzimmer, das ich jetzt vermietet habe …“

Und zehn Minuten später gingen wir ohne Anna die Treppe empor. Auch hier dicke Läufer … Und lautlos langten wir vor der Tür der neuen Mieterin an. Das Stubenmädchen hatte uns beschrieben, wo wir Miß Pemyford und den zweiten Apparat finden würden.

Harst bückte sich, schaute durch das Schlüsselloch …

Und – fuhr zurück …

Blickte mich an …

Seine Augen strahlten …

„Gewonnen!“ rief er – rief er kaum hörbar …

Und zog mich mit sich fort …

Zur Treppe, die in die Mansarde emporlief …

Und hier zu einer Leiter, die neben der Dachluke an der Wand hing …

Hastig stellte er die Leiter zurecht, kletterte hoch, hob den Lukendeckel – ganz leise … ganz leise …

Und winkte …

Wir krochen auf allen Vieren zum Dachrand. Das Dach war flach und hatte ein Gitter, an dem Blumenkästen standen, deren Rankengewächse die Eisenstäbe völlig umsponnen hatten.

Nach Norden hin hatten wir uns gewandt …

Und nach Norden hinaus lag Miß Pemyfords Balkon.

Harst schob die Ranken ein wenig bei Seite …

„Bitte …!!“ flüsterte Harald mit ganz besonderer Betonung …

Und – – ich sah …

Sah, wie gerade ein Kormoran vom Balkon her über die Mauer des Nachbargrundstücks schwebte …

Sah, daß dort drüben unweit der Mauer ein tiefes Springbrunnenbassin mit einer Marmorgruppe in der Mitte sich erhob …

Und daß weiterhin drei mächtige Wolfshunde in der Sonne im Grase lagen …

Tiere wie die echten Wölfe … Fraglos Wächter des Grundstücks, die niemanden einließen …

Niemanden …!

Und – – beobachtete mit ungeheurer Verblüffung, wie der Kormoran sich auf den Rand des Beckens niedersetzte, den Hals reckte … und plötzlich hinabschoß ins Wasser … wieder auftauchte – zum Balkon zurückflog, den wir jedoch nicht sehen konnten.

Da erschien auch schon der zweite Kormoran.

Da erst bemerkte ich, daß er unter dem Kehlsack den Ring trug …

Und – das Spiel wiederholte sich …

Der Vogel verschwand im Wasser …

Kam empor …

Und nun erkannte ich, daß er im krummen langen Schnabel einen smaragdgrünen handlangen Fisch hielt, ihn geschickt verschlang und – zum Balkon flatterte.

Der andere erschien abermals …

Das Spiel ging weiter …

Und die drei Hunde lagen da und hoben nur zuweilen faul die Köpfe, beachteten die Kormorane nicht …

In keiner Weise … –

Bis der eine Vogel dann minutenlang auf dem Bassinrand hockte und den Kopf in sehr komischer Weise hin und her drehte, ins Wasser hinabschielte und so wohl feststellte, daß das Becken jetzt ausgeplündert war …

Dann auch schon ein leiser Pfiff …

Der Vogel flog zurück zu seiner Herrin … –

Und ich …?!

Ich schaute den Freund fragend an …

„Was … soll das, Harald?“

„Lieber Alter, – – das ist eben der Diebstahl!“

Er lächelte fein …

So ein Lächeln, das besagt: „Meine Theorie stimmte!“

„Komm’ nun,“ fügte er hinzu. „Die Gräfin wird sehr bald wieder … ausziehen, behaupte ich …“ –

Eine halbe Stunde drauf standen wir am Ausgang der Erlenstraße auf der Lauer.

Und – Miß Pemyford erschien …

Ging bis zum Brandenburger Tor – zum nächsten Postamt …

Wir hinter ihr …

Wir neben ihr im Schalterraum …

Sie schrieb eine Depesche … Gab sie auf … Hatte das ausgefüllte Formular auf der bereits halb schwarzen Löschblattunterlage am Rande getrocknet. Wir lasen den Spiegelabdruck ohne Mühe:

Miß Pemyford, Erlenstraße 2

Berlin-Tiergarten

Erwarte Dich umgehend

Hamburg Savoy-Hotel

Van den Haag.

Harst zwinkerte mir zu …

„An sich selbst … Damit sie ausziehen kann – wie ich voraussagte! – Nach Hause …!“

Und ein Auto brachte uns heim nach der Blücherstraße 10. Mußte hinten am Gemüsegarten warten.

Kein Wort hatte Harald während der Fahrt gesprochen.

Keine meiner Fragen beantwortet, nur mich vertröstet.

„Geduld – – Geduld!! Du wirst staunen!“

 

4. Kapitel.

Ein seltsames Versteck.

Wir legten die Verkleidung ab. Wir wurden wieder Harst und Schraut …

Und bestiegen dasselbe Auto. Inzwischen hatte der Schofför das Verdeck hochgeklappt.

„Sie wissen, wen Sie fahren,“ sagte Harald zu dem Schofför. „Sie werden an der Ecke der Erlenstraße halten, und wenn Stunden darüber hingehen. Wir bleiben in der Nähe. Eine Dame will verreisen. Auf die haben wir es abgesehen …“

„Sehr wohl, Herr Harst …“ –

An der Ecke Erlenstraße …

Einzeln schlenderten wir auf und ab, als kannten wir uns nicht …

Immer in der Weise, daß einer von uns die Sackgasse stets im Auge behalten konnte …

Zwei Uhr wurde es.

Da holte das alte Stubenmädchen mit dem weißen Häubchen ein Auto …

Da hielt dieses offene Auto wartend vor Nummer 2.

Nicht lange …

Zwei Koffer wurden hinten verstaut …

Und dann … die Engländerin, die grauhaarige, die in Wirklichkeit noch so jung und so schön war …

Die Gräfin Wilhelminje van den Haag also … –

Sie fuhr davon …

Fuhr zum Nollendorfplatz …

Die Bülowstraße hinab … Und gerade an der Kreuzung dieser mit der Potsdamer Straße hatten wir die Gräfin mit unserem Kraftwagen überholt …

Eine Verkehrsstockung brachte auch ihr Auto zum Halten …

Wir stiegen aus …

Waren neben ihr …

Auf dem Schoße … hielt sie den einen Kormoran.

Nur einen …

Harst war im Nu auf dem Trittbrett …

„Frau Gräfin,“ sagte er in holländischer Sprache, „wenn Sie einer sofortigen Verhaftung entgehen wollen, dann gestatten Sie uns, Ihnen ein Fahrtziel anzugeben und Sie zu begleiten …“

Oh – wie sie erblaßte … Wie ein Zittern über ihren Leib hinlief …!

„Mein Name ist … Harald Harst,“ fügte mein Freund mit Nachdruck hinzu. „Gehorchen Sie – oder – – die Polizei wird sich mit Ihnen beschäftigen …!“

Sie nickte verstört …

Nickte ganz geistesabwesend …

„Schofför – Blücherstraße Nr. 92 – Schmargendorf,“ rief Harald dem Wagenführer zu.

Und die Gräfin sagte tonlos:

„Ja – Blücherstraße … Nicht Görlitzer Bahnhof.“

Wir saßen ihr gegenüber …

Ihre Wangen bekamen wieder Farbe …

Wir sahen, daß der Kormoran auch jetzt den Kehlsackring trug …

Schweigend fuhren wir dahin. Und ich – ich zermarterte mir mein armes Hirn …

Dachte an die smaragdgrünen Fische, die mir gänzlich unbekannt waren …

An die Szene im Garten von Erlenstraße Nr. 3 …

An die drei Hunde … Daran, daß die Kormorane das Becken geplündert hatten …

Was in aller Welt bedeutete das?! –

Da waren wir schon in der Blücherstraße – vor dem fernen Hause, nicht vor Nummer zehn …

„Schofför,“ rief Harald, „biegen Sie dort in den Seitenweg nach dem Laubengelände ein …“

Er tat’s …

Und so gelangten wir an die Rückseite unseres Gemüsegartens …

Hielten …

„Schnallen Sie die Koffer ab … Die Dame bleibt als Gast bei mir,“ sagte Harald und half der Gräfin aus dem Wagen.

Der Schofför grinste …

Wer kannte wohl nicht Blücherstraße 10 und den Gemüsegarten …?!

Jeder – jeder Berliner …! Harald Harsts Wohnung! – Jeder …!!

Und dieser Harst reichte der Gräfin als vollendeter Gentleman den Arm und führte sie in sein Arbeitszimmer.

Ich trug … den Kormoran …

Und hinter uns betrat Kollege Hendrik van Nymegaard das Zimmer …

Mit einem Gesicht – – einem Gesicht!!

„Bitte, nehmen Sie Platz, Frau Gräfin …“

Sie setzte sich …

Jetzt sehr gelassen … Ganz Dame von Welt …

Und wir drei saßen um sie herum – eine Garde von Verbrecherfängern – ein Dreiklee von Leuten, die den Kampf gegen Personen zweifelhaften Charakters zum Beruf erwählt.

Der Kormoran aber hockte auf einer Stuhllehne, ordnete mit dem Schnabel seine Schwungfedern und zeigte sich wenig stubenrein, was dem Perserteppich schlecht bekam …

Sie verstehen: Kormoran aus wildem Nest, zuweilen mal was fallen läßt …! –

Die Gräfin wandte sich an Harald, eröffnete die denkwürdige Unterhaltung.

„Herr Harst, falls Sie mich, die Gräfin van den Haag, lediglich deswegen hierher mitzukommen gezwungen haben, weil ich in Berlin als Miß Pemyford und verkleidet …“

Haralds kurze Handbewegung ließ sie verstummen.

„Wir wollen die Situation schnell klären, Frau Gräfin. – Gestern nacht wurden Sie in der Maske des Giovanni Lamesto verhaftet, weil – ich es so wollte. Ich habe Sie nämlich im Fidelen August beobachtet …“

Ah – wieder erbleichte sie …

Rief leise – mehr klagend als ärgerlich:

„Sie also waren … der … der Strolch.“

„Ja – zwei Strolche – Schraut und ich. Und als wir vom Lastkraftwagen sprangen, wollten wir nur Ihre drei Zigaretten bergen …“

Da sank ihr der Kopf wie mutlos auf die Brust …

„Eine der Zigaretten enthielt das Zettelchen mit den beiden Dreien, Frau Gräfin …“

Pause …

Die Gräfin, jetzt Bildsäule, schwieg …

„Und Herr Detektiv van Nymegaard aus Amsterdam berichtete uns, daß Ihr entlassener Schofför bei Ihnen mehrere dieser Zettelchen gefunden hätte …“

Da – hob sie den Kopf …

„Nun – und?! Die Zettel besagen nichts! Gar nichts, Herr Harst!“

Aha – sie begann zu kämpfen …!

„Oh, die Zettel besagen doch, daß Sie Mitglied einer Diebesbande sind, Frau Gräfin. Auch der Graf Viamilio …“

„Ich höre den Namen hier zum ersten Male …!“

„Ja – weil diese Bande nur von einer Stelle aus geleitet wird, weil nur diese Persönlichkeit die Mitglieder anwirbt, Befehle erteilt und … die Dreien beifügt. – Leugnen hat hier wirklich keinen Zweck mehr, Frau Gräfin … Gar keinen …“

Sie senkte den Kopf wieder …

„Vielleicht sind Sie … aus besonderen Gründen dort … eingetreten, Frau Gräfin …“

Und – sie nickte eifrig …

„Vielleicht deshalb, um zurückzugewinnen, was einst Ihrem verstorbenen Gatten gehörte …“

Wieder das eifrige Nicken und – ein maßlos erstaunter Blick auf Harst …

Der fuhr fort:

„Der Familienschmuck der van den Haag wurde Ihnen gestohlen …“

„Ja, Herr Harst …“

Sie atmete schwer, rang mit sich …

„Ja – und ich habe Monate gebraucht, bis ich endlich ahnte, wer ihn sich angeeignet hatte …“

„Und dann traten Sie in die … Drei ein, um den Schmuck wieder – zu stehlen …“

„So ist’s …“

„Wir können nun offener verhandeln, Frau Gräfin … – Sie brachten mühsam heraus, daß der unsichtbare Leiter der Bande … ein Weib war, das … hier in Berlin wohnte …“

„Ja …“

„Und brachten weiter heraus, daß dieses Weib die Diamanten des Familienschmuckes der van den Haag jenen seltsamen Pomyr-Fischen in den Schlund und den Magen gepreßt hatte, die bekanntlich nur von Muscheln leben und daher zum Zermalmen der Muscheln im Magen stets Steine mit sich herumtragen, genau wie dies bei vielen Vögeln der Fall ist, die harte Kost lieben – so auch Hühner, Enten, Gänse zuweilen …“

Die Gräfin schaute wiederum mit einem Blick ungläubigen Staunens auf den Mann, der da im Klubsessel saß und aus den Tiefen seines unerschöpflichen Hirns die festen Fäden hervorholte, die das Rätselhafte mit dem Natürlichen zur logischen Kette verbanden.

„Und dieses Weib, Frau Gräfin, muß wohl den Familienschmuck mehr aus Rache haben stehlen lassen, da sie ja die Diamanten nicht veräußerte, sondern im Leibe von Fischen schlau verbarg, die in ihrem Bassin wieder von drei Hunden bewacht wurden …“

„Sie … sie liebte meinen Gatten, als er mich noch nicht erwählt hatte … Aus Rache, aus Eifersucht – ja, so ist es, Herr Harst …“

„Und diese Frau, die dort Erlenstraße Nr. 3 wohnt, ahnte ihrerseits nicht, daß Miß Pemyford und die Gräfin Wilhelminje ein und dieselbe Person waren …“

„Nein …“

„Diese Frau hat überraschende Ähnlichkeit mit Frau Antje Jiesport …“

„Es ist deren Zwillingsschwester, von deren Existenz Frau Antje nichts weiß …“

„Und – es ist die Mörderin Rubensteins, die Mörderin Viamilios …“

„Auch … der Hinkende von gestern nacht, Herr Harst.“

„Sie heißt – oder nennt sich hier in Berlin wie?“

„Frau Anita Mongborg, Witwe des mexikanischen Obersten Mongborg … mit Recht!“

„Danke, Frau Gräfin … – Weshalb nahmen Sie nicht die Hilfe der Polizei in Anspruch, als Sie wußten, wer nun den Familienschmuck im Besitz hatte?“

„Weil ich …“

Da stockte sie …

„Nein, darüber spreche ich nicht …“

„Hm – verzeihen Sie, Frau Gräfin, sollten Sie sich etwa gescheut haben einzugestehen, daß Ihr Gatte einst zärtliche Beziehungen zu diesem Weibe unterhalten?“

„Ja …“ Ganz leise klang’s …

„Und nun – nun hat wohl der Kormoran dort die Diamanten im Kehlsack?“

„Sämtlich, Herr Harst … Alle zweiunddreißig …“

„Und was gedachten Sie jetzt zu tun?“

„Nach Amsterdam zurückzukehren und der Berliner Polizei die Mongborg als Mörderin Rubensteins zu bezeichnen …“

Harst überlegte …

Sagte dann:

„Frau Gräfin, Herr Kollege Nymegaard wird nichts dagegen haben, wenn ich Ihnen gestatte, sich wieder zu entfernen … Sie sind meines Erachtens nicht schwer genug belastet, um Sie der Polizei auszuliefern …“

Und – sofort stand sie auf …

„Ich danke den Herren …“ Sie war gerührt … Ihre Stimme schwankte leicht. „Ich werde Ihnen noch rasch ein paar Zeilen überreichen – in geschlossenem Umschlag, Herr Harst … Den öffnen Sie bitte erst, wenn die Mongborg verhaftet ist.“

„Wie Sie wünschen …“

„Darf ich mich an Ihren Schreibtisch setzen? – So, danke …“

Gleich darauf schob Harald den Brief in die Tasche, und ein anderes Auto trug die Gräfin samt Koffern und Kormoran davon … –

Mir sagte diese Milde Harsts wenig zu. Ich hatte das Gefühl, daß die Gräfin uns … grob belogen habe. Als ich aber meine Zweifel Harald gegenüber äußerte, erklärte er:

„Du irrst! Sie log nicht. Denn was Du über diese Dinge hörtest, kam ja in der Hauptsache als Kombination aus meinem Munde … Und – diese Kombinationen stimmten!“

 

5. Kapitel.

Ein einfacher Trick.

Hendrik van Nymegaard wollte nun natürlich umgehend nach dem Polizeipräsidium und Anita Mongborg verhaften lassen.

Harst schüttelte den Kopf.

„Kollege, eine Frau, die für die Diamanten der van den Haag ein so tadelloses Versteck ersonnen, die jeden Tag nur zu dem Bassin zu pilgern brauchte, um sich an dem Anblick der Fische erfreuen zu können, die die Diamanten in sich trugen, – diese Frau, die aus Eifersucht den Grafen in Armut und Elend jagte, wird auch die Edelsteine Jiesports so glänzend verborgen haben, daß wir sie auf dem gewöhnlichen Wege des Suchens nie finden können … – Nein, ich schlage etwas anderes vor … Wir drei erscheinen als Beamte des Wohnungsamtes bei der Mongborg, melden uns vorher telephonisch an …“

„Hm – und dann?“

„Oh – dann lassen Sie mich nur machen, Kollege … – Vorwärts, maskiert Euch! Aktentaschen nehmen wir mit … Ich telephoniere …“ –

Die Frau Oberst Mongborg war daheim. War selbst am Apparat. War überzeugt, daß eine Kommission ihre Villa daraufhin besichtigen wolle, ob das Haus sich noch für Familien umbauen lasse. –

Drei Uhr nachmittags …

Die Kommission läutete an der Gartenpforte.

Ein Diener kam und öffnete …

Ein strammer Bursche … ein hübscher Kerl – mit Intelligenz in den Augen …

„Vielleicht … der Liebhaber,“ flüsterte Harald …

Ich war gespannt auf Anita Mongborg … Ich war überrascht, als sie uns dann in einem vornehmen Salon empfing, überrascht und verwirrt von so viel blendenden Reizen eines vollerblühten Weibes …

Ja – Ähnlichkeit mit Antje Jiesport war wohl vorhanden. Aber nur eine Ähnlichkeit, die lediglich durch Kunstmittel zur Täuschung Rubensteins und anderer hingereicht hatte.

Harald als Wortführer tat ganz dienstlich.

Die Mongborg lächelte von oben herab …

„Meine Villa ist kein Hotel und wird es nie werden … Es ist ein Kunstwerk, dieses Haus …“

„Wir werden es uns ansehen …“ Sehr kühl und sachlich wieder … –

Wir kamen auch in den Garten …

Gingen um die Villa herum …

Harst mit der … Mörderin voran.

Die drei Wolfshunde schossen herbei. Ein kurzer Befehl der Herrin – sie drückten sich bei Seite … –

Und mein alter genialer Harst meinte, er müsse den Baustil mal aus größerer Entfernung prüfen …

Bog nach rechts ab …

Zum Bassin …

Zur hohen Mauer …

Da … machte mein Herz unwillkürlich schnellere Schläge …

Da ahnte ich dunkel, was kommen würde …

Und – es kam …

„Ah – ein großer Springbrunnen, gnädige Frau … Und eine sehr geschmackvolle Marmorgruppe darin …“

Wir standen am Rande des Beckens …

Und – – die Mongborg stierte in das klare Wasser.

In das … leere Bassin …

Sah, daß die smaragdgrünen Fische – verschwunden.

Erbleichte …

Konnte sich nicht beherrschen …

Rief:

„Oh – – bestohlen – bestohlen! Hier waren ausländische Fische in dem Becken. Zweiunddreißig Stück …“

„Sehr bedauerlich,“ murmelte Harald. „Hoffentlich ist nicht noch mehr gestohlen worden … Diebe, die trotz der Hunde das Bassin geplündert haben, dürften auch frech genug zu noch keckeren Streichen sein …“

Das Weib starrte den Herrn Beamten geistesabwesend an …

Lief plötzlich davon – nur zehn Schritt – zu einer dicken Kiefer am Wege, machte kehrt …

Lächelte …

„Oh – ich bin so … so verwirrt … Ich weiß selbst nicht, was ich tue … Mir war’s, als ob dort hinter der Kiefer noch … der Dieb stände …“

Auch der Herr Beamte lächelte …

„Dort steht auch jemand …“

Sie blickte ihn an …

Wurde ärgerlich …

„Lassen Sie die Scherze …!“

„Oh – bitte – tatsächlich, Frau Mongborg … Ich sehe dort etwas … Kommen Sie nur …“

Sie zögerte …

„Unsinn … Was sehen Sie denn?“

Aber ihre Stimme klang belegt … Ihre Augen waren dunkel vor Mißtrauen …

„Kommen Sie nur!“

Und das war bereits Befehl …

Sie … erblaßte …

Und schritt neben Harst her …

Den Kopf etwas vorgestreckt … Wie ein Raubtier – vor dem Sprunge …

Dann – wir vier vor der Kiefer …

Und – Harald bückte sich …

Tat, als höbe er aus dem Grase am Fuße des Baumes ein Stückchen Papier auf …

Ein Zettelchen – Briefmarkengröße – zwei Dreien, die zu einer Acht gegen Licht verschmolzen …

„Eine merkwürdige Sache, dieser Zettel, Frau Mongborg …“

Sie war eingekreist …

Wir umringten sie …

Sie duckte sich zusammen …

„Wissen Sie nun, wer wir sind, Frau Mongborg?“

Schweigen …

Und dann – ein schriller Pfiff von ihren Lippen …

Ein Satz – ein Satz gegen Nymegaard, der zurücktaumelte …

Da hatte ich sie schon am linken Arm gepackt, riß sie zurück …

Da jagten schon die Hunde herbei.

Geifernd …

Mit tückischen Augen …

Arme treue Tiere …!!

Peng – peng – peng …

Blecherner Knall der Clement …

Dreimaliges Aufheulen … Drei tödliche Schüsse.

Und von der Villa her in weiten Sprüngen drei Männer:

Diener, Schofför, Koch …!

Anitas Garde …!

Mit Revolvern …

Kerle wie die Hünen … Kerle, denen ein Menschenleben ein Nichts …

Kerle, die jetzt stutzten …

Denen das grelle Peng, Peng der Pistole doch den Mut benahm …

„Stehen bleiben!“ befahl Harst … „Revolver wegwerfen …“

Und der Kollege Nymegaard ging auf die drei zu …

Ruhig, pomadig, tapfer …

Hände in den Jackentaschen …

Zog aus jeder ein kleines Ding hervor – wie Spielzeuge …

Mit neun Schuß im Innern …

Die Kerle ließen die Revolver fallen, reckten die Arme hoch.

Vor ihnen der Holländer … Pomadig – tapfer …

Und wir beide an der Kiefer mit der Mörderin, der ich bereits die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte …

Harst dann den Baum betastend …

Die rissige dicke Borke …

Bis er das fand, was hier vorhanden sein mußte: das Versteck – ein großes Astloch, schlau mit Borke verhüllt – ohne jedes Anzeichen eines Verstecks!

In dem Astloch nur ein Leinenbeutel …

Aber – – gewichtig, schwer …! –

Dann plötzlich zwei Schupo-Beamte, herbeigelockt durch die Schüsse …

Dann – – eine kraftvolle blitzschnelle Bewegung der Mörderin …

Und die rechte Hand fuhr empor …

Zur Brosche in der seidenen Bluse …

Ein Lachen schrillte …

Aus dem einen Finger der Rechten ein dicker Blutstropfen …

„Falls Sie mich noch etwas fragen wollen, Herr Harst. Beeilen Sie sich!“ sagte sie eisig. „Nach zwei Minuten bin ich tot …“

Sie stand hoch aufgerichtet da …

Oh – wie schön sie war …! Und doch – sterben – freiwillig sterben …! Dem Tode so ins Antlitz schauen – so!!

Mir graute …

„Weshalb haben Sie stets in der Maske Ihrer Schwester Ihre Verbrechen begangen?“ sagte Harald rasch.

„Weil ich sie hasse – unendlich hasse … Weil meine Eltern mich, das vierjährige Kind, fremden Leuten zu eigen gaben, die mich ohne Liebe aufzogen, die mich – alles hassen lehrten!“

„Sie haben Rubenstein ermordet?“

„Der Hieb fiel zu kräftig aus …“

„Und Graf Viamilio?“

„War ein Verräter …“

Sie taumelte plötzlich zur Seite. Harald fing sie auf.

Und – in seinen Armen starb sie … Seinen Hals umschlungen haltend …

Als ob sie … ihm verzieh, daß er sie in den Tod gehetzt hatte. –

Die drei Leute, die der Herrin zu Hilfe gekommen, entpuppten sich nachher als längst gesuchte internationale Verbrecher.

Der Leinenbeutel aber enthielt die ganze Beute des Rubensteinschen Mordes und noch anderes. –

Als wir drei, Nymegaard als dritter, gegen fünf Uhr heimfuhren, zog Harald den Brief der Gräfin aus der Tasche.

Schnitt den Umschlag sorgfältig auf und las dann die flüchtigen und doch so bedeutungsvollen Zeilen …

Daß diese etwas Besonderes enthielten, sah ich an Haralds Gesichtsausdruck …

Er reichte den Brief dem Kollegen …

„Lies nur mit, mein Alter …“

Wir lasen.

Herr Harst!

Die Seele des Menschen ist ein Rätsel, die eines Weibes ein Mysterium. Ich habe es nie für möglich gehalten, daß ich, aus bescheidenen Verhältnissen stammend und streng erzogen, nun als Witwe eines Mannes, den ich mehr achtete als liebte, Gefallen finden würde an dem dunklen Kampf zwischen Recht und Unrecht. Als Mitglied der „Drei“ lernte ich den Nervenkitzel der … Gefahr kennen, den Reiz, mit List zu … nehmen! Beweis: meine Kormorane! – Sie werden noch mehr von mir hören. Es gibt ja so viele Millionäre als Jagdobjekte!

Ihre

Antje v. d. Haag.

„Ladygaunerin!“ sagte Harald und schob den Brief wieder in die Tasche.

Und – er behielt recht …

Das zeigt der nächste Band: „Der Bouillonkeller Nr. 113“, den wir bereits hier kennen gelernt haben.

 

Nächster Band:

Der Bouillonkeller Nr. 113.

 

 

Verlagswerbung:

Der Detektiv

Eine Reihe höchst spannender Detektivabenteuer. Bisher sind folgende Bände erschienen:

 

Band
































40:
41:
42:
43:
44:
45:
46:
47:
48:
49:
50:
51:
52:
53:
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58:
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60:
61:
62:
63:
64:
65:
66:
67:
68:
69:
70:
71:
72:
73:

Die Gespenster-Rikscha.
Eine Löwenjagd im Sinai.
Der Afghan-Teppich.
Der Acht-Grad-Kanal.
Der leere Koffer.
Acht Stunden Frist.
Der Klub der Zwölf.
Die Bajadere Mola Pur.
Der goldene Gonggong.
Die Kugel aus dem Nichts.
Der Piratenschoner.
Die Büchse der Pandora.
Der Tintenlöscher des Sahdi Ahmed.
Auf des Messers Schneide.
Strandkorb Nr. 121.
Das Lichtbild ohne Kopf.
Das Haus in der Wildnis.
Das Geheimnis des Brasilianers.
Die Spielhölle in Hongkong.
Das Rätsel von Paragwana.
Ein amerikanisches Duell.
Die Ganges-Piraten.
Eine Wettfahrt ums Leben.
Die Bärenjagd in Kaschmir.
Das Licht in der Lehmhütte.
Der chinesische Messerwerfer.
Die leere Tonne.
Die Gauklergesellschaft Shingra Mao.
Der Klub der Zuchthäusler.
Lord Ralleys Schreckensnächte.
Das Geheimnis der Insel Morton.
Die Katzen der Gräfin Baltholm.
Der Tote im Fahrstuhl.
Die Höllenmaschine Doktor Blucks.

– Preis pro Band 20 Pf. –

Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder vom

Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin SO 26,

Elisabeth-Ufer 44.

 

 

Anmerkungen:

  1. „Wilhelmine van der Haag“ / „Wilhelminje van den Haag“ – Beide Schreibweisen vorhanden. Einheitlich und bandübergreifend auf „Wilhelminje van den Haag“ geändert.
  2. In der Vorlage steht: „kannte“.
  3. In der Vorlage steht: „neben“.
  4. In der Vorlage steht: „Viamilion“.
  5. Früher verwendete (deutsche) Bezeichnung für das heute gebräuchliche (französische) „Chiffre(n)“.