Nic Pratt
Amerikas Meisterdetektiv
Band 4:
Preis 5 Mk.
Nachdruck verboten. – Alle Rechte, einschl. das Verfilmungsrecht, vorbehalten. – Copyright 1922
by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin.
Nic Pratt, Amerikas Meisterdetektiv.
Zu beziehen durch alle Buch- und Schreibwarenhandlungen, sowie vom
Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin SO 26 Elisabeth-Ufer 44.
Druck: P. Lehmann G. m. b. H., Berlin
1. Kapitel.
Der leere Leichentransportwagen.
In der Pearlstraße in einer ruhigen Gegend von Neuyork steht zwischen zwei hohen Mietskasernen ein kleines, behagliches, nur einstöckiges Häuschen etwas von der Straße zurückgebaut, so daß es den hier ungewöhnlichen Luxus eines stets sauber gepflegten Vorgartens sich leisten kann.
Ein zierliches Eisengitter trennt das Grundstück nach der Pearlstraße ab, während der enge Hof mit dem niedrigen Stall nach hinten zu durch eine Mauer begrenzt wird.
An einem warmen Maimorgen gegen acht Uhr hielt vor der Pforte des Eisenzaunes dieses Häuschens ein elegantes Privatauto, dem ein älterer, bartloser, gut gekleideter Herr entstieg.
„Warten, Beag!“ rief er dem Chauffeur hastig zu und öffnete die Gittertür, an der links ein Messingschildchen mit dem Namen Nic Pratt angebracht war.
Der Herr läutete dann an der Haustür. Nach kurzer Zeit öffnete sie sich ganz von selbst und blieb auch offen, ohne daß im Flur ein Mensch sichtbar geworden wäre.
Der Herr murmelte ein „seltsamer Empfang!“ vor sich hin und trat vorsichtig ein.
Zwei Türen, jede von einer Seite, mündeten in diesen Flur, wo außerdem noch zwei hohe Schränke standen, während gegenüber dem Eingang ein dritter Schrank halb in die Wand eingelassen zu sein schien.
Der Herr blieb jetzt stehen und schaute sich um, hüstelte kräftig und murmelte abermals: „Etwas eigenartig, dieser Empfang!“
Dann fuhr er jedoch erschrocken herum.
Hinter ihm war der bisher offene Flügel der Haustür mit leisem Knall ins Schloß gefallen.
Der Herr starrte auf die Tür und dachte: „Kein Drücker an dieser Seite! Man ist eingesperrt!“
Als er sich dann wieder umwandte, um nun sich durch Klopfen an der nächsten Tür bemerkbar zu machen, prallte er wieder zurück.
Vor ihm stand ein alter, würdiger, graubärtiger Mann in einer Art schmuckloser Livree, verbeugte sich stumm, öffnete die Tür rechts, machte eine einladende Handbewegung und wartete, bis der Besucher eingetreten war, schloß die Tür und fragte nun erst mit ein wenig zitteriger Stimme:
„Wen darf ich Mr. Pratt melden?“
„Doktor Auburtin“, erklärte der Herr kurz und nervös. „Ist Mr. Pratt also daheim?“
„Ja, Mr. Auburtin. Er hat sie erwartet.“
„Erwartet?! Mich?! Das ist wohl unmöglich. Ich kenne Mr. Pratt bisher nur dem Namen nach!“
„Wollen sie Platz nehmen,“ sagte der Diener in seiner leisen, bescheidenen Art. Mein Herr wird sofort erscheinen Er sah sie, Mr. Auburtin, vom Fenster seines Schlafzimmers aus und erkannte sie sofort wieder, meinte zu mir: Baptiste, das ist der bekannte Politiker Doktor Jones Auburtin. Er kommt des Leichenwagens wegen zu uns. Ich habe ihn erwartet.! — Ja. Mr. Auburtin, so sprach mein Herr zu mir.“
Auburtin starrte den Diener kopfschüttelnd an und erklärte darauf:
„Man erzählt ja so allerlei Merkwürdiges von Ihrem Herrn, Baptiste. Aber mir scheint, man erzählt noch zu wenig!“
Baptiste schwieg, verbeugte sich zum dritten Mal und schritt der anderen Tür dieses Zimmers zu, die in einen als Bibliothek eingerichteten Raum führte, wie Auburtin durch einen schnellen Blick noch gerade wahrnahm.
Auburtin setzte sich an den runden Sofatisch in einen weichen Klubsessel und schaute prüfend die Möbel an.
„Ein äußerst geschmackvolles Herrenzimmer, dachte er. Dieser Privatdetektiv soll ja auch ein Mann von vielseitiger Bildung sein.“ —
Baptiste hatte die Bibliothek durchschritten und war links in ein weit kleineres Zimmer eingetreten, wo nur vier hohe Stehspiegel drei schränke mit Spiegeltüren und ein Tisch standen.
Hier riß er sich die graue Perücke, den grauen Bart und die dicken Augenbrauen herunter und entferne die die Nasenform verändernden Wattestöpsel aus den Nasenlöchern, wischte mit einem Frottiertuch über das Gesicht hin, zog den Bedientenrock aus und verwandelte sich so in drei Minuten in den berühmten Nic Pratt, der nun in seinem bequemen Sportanzug, bartlos schlank und mit kurzgeschorenem Kopf, das Arbeitszimmer betrat, nachdem er nach auf einen Knopf gedrückt hatte, der zu einer elektrischen Anlage gehörte. An der Außenseite der Haustür war jetzt neben dem Briefeinwurf ein Porzellanschild sichtbar geworden, das die Aufschrift trug:
„Nicht zu Hause. Bitte nach einer halben Stunde wiederkommen.“
Auburtin hatte sich bei Pratts Eintritt erhoben.
Voller Interesse musterte er den seltsamen Mann, der vor einem Monat sich selbst vor einem ungerechten Tod auf dem elektrischen Hinrichtungsstuhl durch Energie und Klugheit bewahrt hatte und durch die Aufdeckung eines raffinierten Schurkenstreichs mit einem Schlage der berühmteste Privatdetektiv Neuyorks geworden war.
„Nic Pratt,“ stellte der Detektiv sich vor. Bitte, behalten sie Platz, Mr. Auburtin.“
Er setzte sich Auburtin gegenüber in den anderen Klubsessel, zog eine Zeitung aus der Tasche, entfaltete sie und las vor:
„Ein mysteriöser Vorfall ereignete sich am 19. Mai abends zehn Uhr in unserer Stadt. Um neun Uhr war auf der Unfallstation der Creckbornstraße ein schwer verletzter Mann verstorben und sollte durch den Leichenwagen nach dem Schauhause am Brodly-Platz geschafft werden. Als der Leichenwagen im Hofe des Schauhauses gegen zehn Uhr anlangte und man den Deckel des sargähnlichen, mit einem Zinkblecheinsatz versehenen Wagenkastens öffnete, war der Tote verschwunden. Den Kutscher des Leichenwagen, Robert Albarg, der bereits zehn Jahre diesen Posten innehat, erklärte, daß er von der Unfallstation bis zum Schauhause nicht ein einziges Mal gehalten habe und daß es somit ganz unerklärlich sei, wie der Tote aus dem Kasten hatte verschwinden können, zumal es sich um einen Mann handelte, dem der Brustkorb durch das Auto zermalmt worden war, und der deshalb nicht etwa wieder zum Leben wacht sein könne und mit eigener Kraft den Wagen hätte verlassen können. Die Polizei hat sich sofort mit diesem Vorfall beschäftigt, jedoch nichts entdeckt, was das Verschwinden der Leiche irgendwie erklärt hätte. Der Kutscher Robert Albarg steht hierbei außerhalb jedes Verdachtes etwa Mitwisser eines zu Studienzwecken ausgeführten Leichenraubes zu sein. Er ist ein ehrenwerter Mann, der sich trotz seines, traurigen Berufs als Leichenkutscher ein mitfühlendes Herz bewahrt hat.“
Nic Pratt legte die Zeitung auf den Tisch und sagte in seiner ruhigen, abgeklärten Art:
Dies ereignete sich am 13., also vor fünf Tagen. Mr. Auburtin. Als mir dieser Artikel zu Gesicht kam, begann ich mich für diesen Fall zu interessieren. Ich schlendere gern abends durch die Straßen, wenn ich nicht gerade Besseres zu tun habe. Gestern abend gegen zehn Uhr war ich in der Nähe der Unfallstation in der Creckbornstraße, als man eine ältere Dame dort einlieferte, die plötzlich umgesunken war. Ich hörte dann von einem Angestellten der Station, daß die Dame an Herzschlag verstorben sei und nach dem Schauhause gebracht würde, weil man nicht wußte, wer sie war.“
Auburtin nickte traurig.
„Der Leichenwagen des Schauhauses langte um halb elf vor der Unfallstation an,“ fuhr Pratt fort. „Ich bestieg eine Taxameterdroschke und blieb hinter dem Wagen, als er die Tote nach dem Schauhause überführte. Unweit der Gitterpforte des Gartens, in dem die Gebäude des Schauhauses liegen, erwarte ich dann mit meiner Droschke —“
„Ah,“ rief Auburtin, „und auf dem Wege bis zum Gittertor war nichts geschehen?“
„Nein, Mr. Auburtin. Nichts. Ich habe den Leichenwagen ständig beobachtet. — Gestatten sie, daß ich weiter erzähle. Ich wartete also in meiner Droschke etwa dreißig Meter von der Pforte entfernt. Mit einem Male kam ein Polizeibeamter angeradelt, dann noch zwei sie verschwanden im Garten des Leichenschauhauses. Da sagte ich mir, daß vielleicht abermals diese Tote abhanden gekommen sei, stieg aus und ging auf den Hof des Schauhauses —“
Wieder nickte Auburtin. „Ja — meine Mutter war tatsächlich aus dem Leichenwagen irgendwie gestohlen worden,“ meinte er leise.
Pratt blickte auf seine tadellos gepflegte Hand und fügte hinzu:
„Ich ging jedoch nur so weit, daß ich hören konnte, was die auf dem Hofe um den einspännigen Leichenwagen versammelten Leute sprachen. Ich wollte mich nicht sehen lassen und kehrte bald wieder um. Es ist besser, dachte ich, daß man nicht merkt, wer sich für diese Leichendiebstähle interessiert. sonst sind die Diebe gewarnt und werden vorsichtiger.“
„Ganz recht, Mr. Pratt. Sie erfuhren dann, daß es meine Mutter war, die —“
„Ich erfuhr es morgens um zwei Uhr telephonisch durch Detektivinspektor Grablay, meinen Bekannten, zu dem sie in Ihrer Sorge um Ihre Mutter geeilt waren.“
„Und deshalb nahmen sie an, ich würde zu Ihnen kommen, Mr. Pratt. Nun verstehe ich, daß sie mich erwartet haben, wie mir Ihr Diener schon mitteilte.“
Pratt lächelte ein wenig.
„Baptiste redet gern etwas viel, Mr. Auburtin. Im übrigen ist er sehr brauchbar. Wenn er die Besucher zuerst empfängt, hat das seine Vorteile. Einem Diener gegenüber geben sich die Leute freier und ungezwungener. Baptiste hat einen scharfen Blick für das Benehmen der Menschen. So sagte er mir von Ihnen, Mr. Auburtin, daß sie sehr nervös und sehr bekümmert seien.“
„Kein Wunder. Mr. Pratt. Es handelt sich um meine sechzigjährige Mutter. — Sie haben also keine Ahnung, wie man die Leiche meiner Mutter gestohlen haben kann?“
„Nein — leider keine Ahnung, Mr. Auburtin. Nur eins weiß ich: auf dem Wege von der Unfallstation bis zur Gartenpforte des Leichenschauhauses ist dies nicht geschehen. Ich hätte es bemerken müssen.“
Auburtin seufzte. Nach kurzer Pause meinte er dann:
„Der, Kutscher Robert Albarg muß die Hand mit im Spiele haben — muß! Es gibt der ganzen Sachlage nach doch nur die eine Erklärung: Albarg schafft die Leichen auf dem Hofe des Schauhauses beiseite, bevor noch die Leute des Schauhauses kommen und —“
„Ja — das wäre eine Möglichkeit,“ nickte Pratt zerstreut.
„Und eine andere Möglichkeit?“ fragte Doktor. Auburtin gespannt.
„Muß ich erst finden,“ erklärte Pratt.
„Gut. Mr. Pratt, so bitte ich sie denn, die Sache aufzuklären. Die Honorarfrage spielt keine Rolle. Ich bin reich.“
Er gab Pratt einen Scheck über dreitausend Dollar. „Bitte genügt das, Mr. Pratt?“
„Vollkommen, Mr. Auburtin. Ich werde Ihnen Mitteilung machen, sobald ich Erfolg gehabt habe. Sie werden sich aber wohl etwas gedulden müssen. Diese Leichendiebstähle sind meines Erachtens nicht lediglich Diebstähle zu wissenschaftlichen Zwecken wie sonst zumeist. Nein, hier muß es sich um —“
Er schwieg.
Im Flur läutete die Glocke so anhaltend, daß Auburtin meinte:
„Da ist jemand, der es recht eilig hat.“
2. Kapitel.
Nur eine Tasse Kaffee.
Pratt trat an das Fenster, das sehr dichte Gardinen hatte, und spähte hinaus.
„Es ist eine Dame,“ flüsterte er. „Sie wird umkehren und wiederkommen müssen, wie dies das Schild über dem Briefeinwurf ihr klar genug sagt. Baptiste ist ausgegangen, und ich selbst öffne keinem Klienten.“
Die Dame entfernte sich denn auch wirklich, sprach aber noch draußen mit Auburtins Chauffeur.
Auburtin war neben Pratt getreten.
„Die Frau ist so dicht verschleiert, als ob sie nicht erkannt zu werden wünscht,“ sagte er zu Pratt.
„Scheint so. Sie wird Ihren Chauffeur fragen, wem das Auto gehört. — Jetzt geht sie seht hastig davon.“
„Ja — sie läuft fast! Merkwürdig, wie oft sie sich umschaut!“
Pratt lächelte. „Vielleicht fürchtet sie, ich könnte ihr folgen. Mr. Auburtin, bitte tun sie es an meiner Stelle, aber recht geschickt. Steigen sie in Ihr Auto und versuchen sie festzustellen, wo die Frau bleibt. Dann läuten sie mich an und geben mir Bescheid.“
„Gern, Mr. Pratt, sehr gern –“
Auburtin verabschiedete sich schnell.
Pratt blieb nicht lange allein. Frau Allison, seine Haushälterin, brachte ihm das Frühstück in die Bibliothek.
„Es war wirklich Auburtin,“ sagte Nic Pratt zu seiner langjährigen Vertrauten. „Er hat mit der Sache nichts zu tun! Er ist harmlos, das merkte ich. Aber — die Verschleierte, die soeben da war, die ist nicht harmlos!“
„So?! Ich sah sie vom Fenster meines Zimmers aus, Mr. Pratt. Allerdings – sie blickte sich so sehr scheu um.“
„Wenn sie nicht wiederkommt, dann weiß ich genug.“
Mutter Allison schaute Pratt fragend an.
„Weshalb soll sie denn nicht wiederkommen?!“ meinte sie.
„Weil sie mit Auburtins Chauffeur sprach, der ihr gesagt haben wird, daß das Auto Doktor Auburtin gehört und daß sein Herr bei mir ist.“
„Das verstehe ich nicht, Mr Pratt. Es wird doch eine Klientin gewesen sein.“
„Nein, eine Spionin war’s. Ihr ganzes Verhalten deutet darauf hin. Sie wollte nur wissen, ob wirklich Auburtin mich aufgesucht hatte. Sie kannte meine Eigentümlichkeiten und rechnete damit, daß das Schild ihr den Eintritt untersagen würde, weil eben schon jemand bei mir war.“
„Ah, jetzt begreife ich! Dann hat die Verschleierte irgend ein Interesse an Auburtin?“
„Ja. Aber das Interesse gilt wohl mehr den Leichendiebstãhlen, Mutter Allison – so, nun werde ich frühstücken.“
Eine halbe Stunde später schlug die Telephonglocke an.
Pratt meldete sich.
„Ah — sie sind’s, Mr. Auburtin. Nun?“
„Ich habe Glück gehabt. Die Frau ahnte nicht, daß ich hinter ihr her war. Sie ging zu Fuß bis zur Warren Straße und betrat hier die Hafenkneipe dicht am Warren Dock. Ich wartete noch zehn Minuten. Die Frau kam nicht wieder zum Vorschein. Sie fühlte sich wohl auf dem Wege ganz sicher, denn sie schaute sich nicht ein einziges Mal um.“
„Danke, Mr. Auburtin —“
Das Telephongespräch war beendet.
Pratt betrat das kleine Zimmer mit den vielen Spiegeln und legte Matrosentracht an, klebte sich einen fuchsigen Bart vor, zog eine Perücke über, schob sich zwei kleine Gummiplatten hinter die Zähne und schminkte sich. Sein Gesicht war jetzt pausbackig und rotbraun wie das eines echten Jan Maat. Zum Schluß goß er sich noch etwas Branntwein auf das wollene Hemd und verbreitete jetzt einen starken Schnapsgeruch. Dann ging er in die Küche zu Mutter Allison schwärzte sich die Hände und Fingernägel mit Ofenasche und sagte:
„Die Verschleierte wird sich nicht wieder einfinden. Ich bin um ein Uhr wieder daheim.“
Er durchschritt den kleinen Hof. Öffnete die Stalltür, schloß sie hinter sich und befand sich gleich darauf auf dem Nachbargrundstück, dessen Front nach der Bloorn-Straße zu lag. Auch hier gab es ein älteres Häuschen, in dem Frau Allisons Schwester wohnte, so daß Nic Pratt auf diese Weise zwei Zugänge zu seinem Hause hatte.
Gegen zehn Uhr war er am Warren-Dock am Hudson-Fluß angelangt und betrat nun mit einem Matrosenkoffer, den er unterwegs gekauft hatte, die Kneipe ‚Zum brausenden Wasser‘, die gleichzeitig Schifferherberge war.
Der dicke Wirt war im Schankraum allein und spülte Gläser.
Pratt verlangte ein Zimmer und warf einen Zehndollarschein auf den Tisch.
„Hm — alles besetzt leider“, meinte der Wirt.
Pratt fluchte.
„Ja, wenn Ihr mit einer Kammer vorlieb nehmen würdet,“ brummte der Wirt.
Pratt lachte. „Kammer?! Wo liegt denn die?! Wohl auf dem Boden?!“
„Nein, neben den beiden besten Zimmern. Eigentlich gehört sie noch mit dazu. Aber die Mieter der beiden Zimmer wollten sie nicht haben.“
„Wer sind die Mieter? Ich will Ruhe haben, will mich ausschlafen!“ Er gähnte herzhaft.
„Ein Ehepaar aus Washington, anständige Leute. Sie wollen sich hier ankaufen. Ich kenne sie von früher her.“
„Gut, ich nehme die Kammer. Hoffentlich sind nicht noch mehr Weibsbilder im Hause. Die können mir gestohlen bleiben.“
„Nein, nur meine Frau und jene Frau Bickport“, schmunzelte der Wirt.
Die Tür nach dem Flur hatte sich geöffnet. Eine schlanke Frau trat ein. Sie trug denselben langen erdfarbenen Staubmantel wie jene Verschleierte, die so scheu aus der Nähe der Wohnung Pratts davon geeilt war. Aber der Lederhut und der Schleier, die vorhin Kopf und Gesicht gegen jeden Blick geschützt hatten, fehlten jetzt. Sie hatte aschblondes Haar und ein schmales Gesicht mit dünnen Lippen und großen, etwas starren Augen.
Nic Pratt grinste die Frau an und sagte zu dem Wirt:
„Wohl Ihre Alte, he?“
Er hatte die Lider schläfrig über die Augen gesenkt und schob jetzt ein Stück Kautabak in den Mund.
„Nein, Frau Bickport ist’s“, erklärte der Dicke und machte vor der Aschblonden einen Kratzfuß.
Pratt tat nur so schläfrig. Er war noch nie in seinem Leben so munter gewesen wie jetzt. Augen und Geist arbeiteten gleich scharf: nichts entging ihnen.
Auch nicht das kaum erkennbare Blinzeln, mit dem der Wirt und das Weib sich über irgend etwa verständigten, blieb Nic verborgen. Er sah es; er folgerte allerlei daraus.
„Frau Bickport, sie können den Herrn oben in die Kammer führen,“ sagte der Wirt jetzt. „Ich bin so sehr beschäftigt.“
„Gern, kommen sie, Master,“ wandte die Großäugige sich an Pratt.
Der nahm seinen Koffer auf und folgte ihr.
Er wußte: der Wirt und dieses Weib steckten unter einer Decke, waren Verbündete! – Hier hieß es also doppelt vorsichtig sein; hier konnte man ihn bequem verschwinden lassen. Der nahe Hudson-Fluß hatte schon manche Leiche für immer im Schlamm begraben.
Pratt unterhielt sich mit dem Weibe ganz harmlos.
„‘n ganz nette Kammer!“ meinte er, als sie die Tür aufgestoßen hatte. Ein sauberes Bett: gefällt mir. Vielleicht kann ich noch schnell ‘ne Tasse Kaffee kriegen, Frau Bickport. Dann will ich gleich zur Koje gehen. Bin müde wie ‘n Stauer nach fünf Überstunden — verdammt!“
Frau Bickport nickte freundlich und eilte davon.
Pratt ahnte, daß er jetzt beobachtet wurde durch die Verbindungstür nach dem Nachbarzimmer. Er war mit seinem Plan schon fertig. Er wollte hier alles auf eine Karte setzen.
Er stellte den Koffer auf einen Stuhl, stopfte sich seine Tabakpfeife. Dabei nahm er auch das kleine Federmesser mit aus der Tasche, schob es mit der geöffneten Klinge in den Ärmelaufschlag seiner Matrosenbluse.
Er tat’s, ohne daß selbst die argwöhnischsten Späheraugen davon etwas wahrgenommen hätten.
Dann kehrte auch schon das Weib zurück, stellte das Tablett mit dem Kaffee auf den Tisch und sagte:
„Wollen sie geweckt werden, Master?“
„Ja so um acht Uhr abends, Frau Bickport. Schönen Dank auch –“
Sie ging und zog die Tür zu.
Nic Pratt trat an den Tisch und goß etwas Milch in den Kaffee.
„Es wird entweder Gift oder ein Betäubungsmittel darin sein,“ dachte er gelassen. „Ich durchschaue alles. Doktor Auburtin hat sich täuschen lassen. Das Weib wollte, daß ihr jemand folge. Sie wollte mich hierher locken, nur mich! Es geht hier bei dieser Leichenwagen-Geschichte um weit mehr als nur um Leichenraub, und die Bickport und der dicke Wirt werden schon wissen, worum es hier geht!“
Er nahm einen Schluck Kaffee, indem er sich dem kleinen Fenster zudrehte, ließ den Kaffee aber sofort wieder aus dem Munde in den Ausschnitt der Matrosenbluse fließen.
„Ah — ein ganz geringer Beigeschmack nach bittern Mandeln!“ schoß es ihm durch den Kopf. „Etwa Blausäure, Gift? — Nein, dann wäre die Milch geronnen. Es sind starke Morphiumtropfen, die mit Bittermandelöl angesetzt sind, also ein Schlaftrunk!“
Er nahm einen größeren Schluck, behielt ihn im Munde und öffnete seinen Koffer, für den er als Füllung nur einige Seemannssachen gekauft hatte. Der Kaffee floß zwischen Strümpfe und Hemden, die die Feuchtigkeit sofort aufsogen. Der dritte noch größere Schluck wurde auf einem der Blumentöpfe des Fensters untergebracht, der vierte und letzte ebendort. Nun war die Tasse leer, nun gähnte Pratt noch herzhafter, setzte sich auf den Bettrand, streifte die Schuhe ab und ließ sich angekleidet in die Kissen fallen, schnarchte bald so kräftig, wie nur ein echter Jan Maat schnarcht.
3. Kapitel.
Die Leiche im Sack.
Nun lag er auf dem Bett der kleinen Kammer und wartete. In den Pausen seines recht ermüdenden Schnarchkonzerts horchte er auf alles, was an Geräuschen an sein Ohr drang.
Auf dem nahen Hudson gellten die Sirenen der Ozeandampfer, heulten die Pfeifen der Schlepper und der Flußsteamer. Unten in der Kneipe war’s jetzt recht lebendig geworden.
Aber — niemand kam; niemand nutzte Nic Pratts Betäubungsschlaf irgendwie aus.
So vergingen drei, vier Stunden.
Ah — endlich — endlich trat ein Mann ein, dahinter die Bickport.
Nics Kopf lag im Schatten. Er durfte es wagen durch die Lider zu blinzeln.
Der Mann war mittelgroß, blaß und bartlos. Aber doch außerordentlich breitschultrig.
Er ging leise auf das Bett zu, beugte sich über den Schläfer, rüttelte ihn.
„He, aufwachen!“
Dann lachte er höhnisch und sagte ganz laut zu der Großäugigen:
„Erledigt, Marry! Ja, der Kerl ist erledigt! So ein Dummkopf, uns so ins Garn zu laufen!“
Er hatte ein paar Stricke mit.
„Erst den Knebel, Jack!“ meinte das Weib. „Nach der Dosis Morphium wacht freilich kein Mensch so leicht wieder auf!“
Sie zwängten Pratt einen Stoffball in den Mund, banden ihn hinten im Genick fest. Dann fesselten sie den scheinbar Wehrlosen.
Nic Pratt schnarchte nicht mehr, atmete rasselnd und gurgelnd.
„Hole den Sack, Marry,“ sagte der Mann.
So wurde der eng Gefesselte, dem man die Knie an die Brust geschnürt hatte, in einen halb mit Lumpen gefüllten Sack gezwängt und mit anderen Lumpen bedeckt, die man noch rings um den Körper stopfte, so daß der Sack ganz prall gefüllt erschien.
„Fertig!“ meinte Jack, als er den Sack nun auch zugebunden hatte. „Nach zwei Stunden kommen die Abendnebel. Dann — ade Master Pratt!“ Er lachte brutal auf.
Sie verließen jetzt die Kammer und schlossen die Tür ab, nahmen den Schlüssel mit.
Nic Pratt wurde das Atmen schwer infolge des Knebels und der stinkenden Lumpen, die seinen Kopf umhüllten.
Er begann sofort mit den Fingern nach dem Messer zu tasten. Die Hände hatte man ihm auf dem Rücken zusammengebunden.
Dann — ein furchtbarer Schreck durchzuckte ihn das kleine Messer war nicht mehr da.
Nochmals — nochmals bog er die Hände, befühlte den Ärmelaufschlag.
Nichts! Das Messer mußte herausgeglitten sein!
Nic merkte, wie ihm der eiskalte Schweiß auf die Stirn trat.
Ein Gedanke blitzte jäh in seinem Hirn auf: Du bist verloren, wenn Du Dich nicht befreist, bevor man den Sack in den Fluß wirft!
Seine Brust keuchte in krampfhaften Atemzügen.
Eine geringe Hoffnung noch; vielleicht war das Messer erst hier im Sack aus dem Ärmel gefallen, vielleicht lag es zwischen den Lumpen!
Nic begann zu suchen. Er drehte und krümmte sich; er durchwühlte die Lumpen, so weit er sie erreichen konnte.
Nichts — nichts!
Erschöpft hielt er inne. Vor seinen Augen sprühten Funkengarben. Er war einer Ohnmacht dem Ersticken nahe. –
„Was nun, was nun?!“ fragte er sich, und die Todesangst krampfte auch diesem starken Manne das Herz zusammen.
„Ruhe, Ruhe,“ ermahnte er sich selbst. „Nur Ruhe, kaltblütige Überlegung kann Dich retten!“
Er versuchte den Knebel mit der Zunge und durch Bewegungen des Unterkiefers herauszustoßen.
Und — das gelang!
Er überwand den Ekel, biß in die Lumpen hinein, wühlte ein Loch, bis er mit dem Gesicht an dem Stoff des derben Sackes lag.
Es war ein geteerter Sack; aber ein bereits löcheriger.
Pratt bemerkte einen Lichtstrahl, der durch ein kleines Loch fiel.
Und — nun hatte er die Augen an diesem Löchlein, sah einen Teil des Bastteppichs, die Tischbeine.
Und — dort neben dem einen Tischbein lag das kleine Messer!
„Gott sei Dank!“ flüsterte Pratt.
Alle Angst fiel von ihm ab. Er wußte jetzt, daß er sich retten würde!
Der große, dicke Sack lag lang mitten in der Kammer. Nic Pratt rollte sich, rollte den Sack mit, rollte so lange hin und her, bis er durch das mit den Zähnen etwas erweiterte Loch mit den Lippen das Messer erreichte. Dann rollte er den Sack an die alte Stelle zurück.
Unendliche Mühe kostete es, das Messer mit dem Munde durch Drehen des Kopfes über die Schulter gleiten zu lassen. Auch das gelang.
Und gerade als Nic es dann nach einer weiteren Viertelstunde endlich zwischen den Lippen hatte, als draußen bereits die Hudson-Nebel die Luft verfinsterten, traten Jack Bickport und der dicke Wirt ein.
„Los!“ kommandierte Jack. Faß an, Grimsy! Dann durch die Seitentür auf den Kai und ins Boot. Marry paßt draußen auf.“
Der Wirt zögerte.
„Jack, das wäre glatter Mord!“ brummte er. „Es würde doch auch genügen, wenn wir den Mann acht Tage hier gefangen halten und nachher schwören lassen, daß er nichts verrät!“
Jack lachte. „Bist ein Narr, Grimsy! Was bedeutet ein Schwur! Wir können ihn doch nicht schwören lassen, sich nicht mehr um den Leichenwagen zu kümmern! Dann merkt er den Braten, Grimsy, und der Braten ist bekanntlich ‘ne Viertelmillion Dollar wert! Nein, dieser Pratt ist mir zu schlau! Der würde die Geschichte fraglos heraustüfteln, so fein wir sie auch angefangen haben! — Vorwärts – hinunter mit dem Sack ins Boot! Du ruderst ja nicht mit auf den Fluß. Du bist für nichts verantwortlich!“
Sie hoben den Sack auf, schleppten ihn weg, eine Treppe hinab, über einen Hof, über den jetzt stillen Kai ans Bollwerk, wo Marry im Boote wartete. –
Nic Pratt hatte die Stricke seiner Handgelenke bereits durchschnitten.
Nun flog der Sack in das Boot.
„Binde das Stück Eisen an, Marry,“ sagte Jack. Ich werde rudern –“
Marry machte das Stück Eisen an dem Sacke fest.
Dann rief sie leise:
„Jack, mir schien’s eben, als ob er sich bewegte!“
„Mag er doch. Er wird bald ganz still werden.“
Das Boot trieb abwärts. In der Mitte des Flusses war der Nebel noch dichter.
„So, nimm Du die Ruder, Marry,“ meinte Jack Bickport. „Ich werde ihn jetzt über Bord werfen –“
Gleich darauf ein Plätschern im Wasser. Das Eisenstück zog den Sack in die Tiefe. Und mit dem Sack versank auch Nic Pratt in den trüben Wogen des Hudson. Das verbrecherische Paar aber ruderte dem Ufer zu.
Nic hatte jedes Wort gehört: Nic spürte, wie das Wasser sein Gesicht benetzte.
Nun war es Zeit; nun fuhr die Messerklinge durch den geteerten, brüchigen Stoff.
Pratt schlüpfte heraus, war mit zwei Schwimmstößen wieder an der Oberfläche, holte tief Atem.
Es war geglückt. Die Bickports und der dicke Kneipwirt hielten ihn für tot. Nun würde er den Spieß umkehren, würde Gleiches mit Gleichem vergelten! Diese Schurken sollten ihn kennenlernen!
Ringsum Nebel, dicker Nebel. Von dem Boot war nichts mehr zu sehen. Pratt schwamm stromabwärts, stieg am Benley-Dock ans Ufer und ging zu Fuß, triefend und fröstelnd und doch durchglüht von Unternehmungslust und Kraftgefühl, durch enge Seitenstraßen davon.
4. Kapitel.
Das Opfer des Autos.
Detektivinspektor Grablay wohnte in der Nähe des Polizeipalastes im ersten Stock eines älteren Miethauses.
Er traute seinen Augen nicht, als Nic Pratt pudelnaß und doch in bester Laune gegen neun Uhr abends bei ihm Einlaß begehrte.
„Pratt, wo kommen sie denn her?!“ meinte er kopfschüttelnd und zog den Detektiv in sein Arbeitszimmer.
„Direkt aus dem Hudson!“ sagte Nic lächelnd. „Ich habe ein unfreiwilliges Bad genommen. Geben sie mir bitte trockene Sachen, Grablay und etwas Warmes zu trinken.“
Während Pratt sich umzog, erzählte er, was er soeben erlebt hatte.
Grablay blieb völlig stumm. Er mußte sich erst an den Gedanken gewöhnen, daß all dies kein Märchen, keine gut erfundene Sensationsgeschichte war.
Dann saßen die beiden Männer in Grablays Arbeitszimmer in bequemen Sesseln, und Nic schlürfte eine Tasse Tee und aß dazu kalten Braten und ein paar weichgekochte Eier.
„Ich begreife nicht, was die Bande vorhaben kann,“ meinte der Inspektor und sog an seiner Zigarre. „Gewiß, alles spricht dafür, daß die Bickports bei den Leichendiebstählen irgendwie beteiligt sind und daß sie dabei eine Viertelmillion Dollar verdienen wollen. Aber wie in aller Welt — wie?! Für Leichen bezahlt doch niemand so viel Geld!“
Pratt schob den Teller beiseite und griff nach einer Zigarre.
„Nein,“ sagte er, für Leichen bezahlt niemand so viel. Und doch muß es eine Möglichkeit geben, irgendwie mit Hilfe der Leichen diese Summe zu ergaunern. Diese Möglichkeit werde ich schon herausfinden.“
„Wie denn, lieber Pratt?“
„Oh, es gibt da verschiedene Methoden, Grablay. Zunächst aber muß ich sofort nochmals nach Grimsys Kneipe. Die Bickports müssen ja damit rechnen, daß mein Verschwinden bald bekannt wird und daß sich dann Auburtin meldet und der Polizei mitteilt er habe auf Nic Pratts Geheiß ein verschleiertes Weib bis zu Grimsys Schenke verfolgt. Mithin werden die Bickports von dort anderswohin verziehen, damit sie bei Grimsy nicht mehr angetroffen werden, wenn die Polizei sich dort nach dem Weibe erkundigt. Jedenfalls will ich jetzt recht bald aufbrechen! Ich muß wissen. wo die Bickports bleiben. Sie, lieber Grablay, haben doch sicherlich ein Hausiererkostüm unter ihren Verkleidungsstücken vorrätig.“
„Allerdings. — Ich warne sie aber, Pratt!“
„Keine Sorge! — Ich werde dann sogleich mit der Toilette beginnen.“ –
Pratt befand sich gegen elf Uhr wieder in der Nähe der Hafenschenke. Seine Maske als greisenhafter lahmer Hausierer war bis ins kleinste so vorzüglich, daß er es getrost wagen konnte, die Kneipe zu betreten.
Der Schankraum war von einer lärmenden Menge gefüllt. In der Mitte drehten sich Matrosen und allerlei Weiber nach den Klängen eines verstimmten Klaviers im Tanze.
Die dicke, rauchgeschwängerte Luft war nicht weniger undurchdringlich als draußen der Hudson-Nebel. Pratt schlurfte von Tisch zu Tisch, hüstelnd und krächzend, betete stets dasselbe Verslein her, ihm doch etwas abzukaufen. In dem Hausiererkasten, den er an einem Riemen vor dem Leibe trug, lagen Kämme, Bürsten, Haarpomade, kleine Spiegel, Streichhölzer und all der andere Tand, der in dieser Art von Lokalen nachts den angeheiterten Gästen feilgeboten wird.
Pratt fand die Gesuchten nicht. Nur Grimsy stand hinter dem Schanktisch und beobachtete mit freundlichem Grinsen seine Gäste.
Aber Pratt wußte, daß all diese Kneipen verschwiegene Hinterzimmer haben, in denen das sogenannte bessere Publikum sich auf weniger harmlose Art vergnügt. So öffnete er denn unverfroren die Tür, die neben dem Schanktisch in die hinteren Räume führte. Im ersten Zimmer saß eine Gesellschaft von Kapitänen und Steuerleuten beim Glücksspiel. Pratt wurde grob angefahren. Nur einer der Spieler warf ihm einen Dollar hin. Er betrat das zweite Zimmer. Es war nur klein, und das Pärchen, das hier auf einem alten Glanzledersofa koste, war bereits so gehobener Stimmung, daß es Pratts Eintritt gar nicht bemerkt hatte, zumal die elektrische Lampe über dem Tisch einen dichten roten Schirm hatte und auf dem Tische zwischen Weinflaschen und Gläsern ein Grammophon stand, das gerade den neuesten Gassenhauer dudelte.
Vor der Tür dieses Zimmers hing an einer bogenförmigen Stange ein Vorhang, der in der Mitte etwa zwei Handbreit offen war. Auch dieser Vorhang hatte Pratts Absichten begünstigt.
Ein Blick hatte dem Detektiv genügt: das Weib da war Marry Bickport!
Im ersten Moment hatte er den blassen Menschen neben ihr für Jack Bickport gehalten. Aber sehr bald merkte er, daß hier nur eine ungefähre Ähnlichkeit vorlag. Es war nicht Jack Bickport.
Pratt drückte sich mehr nach links hinter den Vorhang. Er verwünschte das Grammophon, da es ihm das Belauschen des Paares unmöglich machte. Und dabei gab es hier sicherlich mancherlei zu hören. Marry sprach ja so eindringlich auf den blassen Menschen ein.
Dann ein mißtönendes Kratzen: die Grammophonplatte war abgespielt.
Und jetzt erhaschte Nie Pratt folgende Sätze Marrys:
„— auch besser für Dich, Ben, daß wir sofort fliehen. Ich habe Jacks Papiere bei mir. Da steck sie zu Dir, Ben. Dann bist Du doch wieder im Besitz von Ausweisen für alle Fälle. Geld habe ich bei mir. Wir gehen scheinbar nur spazieren. Grimsy wird ja keinen Verdacht schöpfen, und Jack schläft längst im Manhattan-Hotel. Der Schlaftrunk hat gut gewirkt.“
Pratt hörte Papiere knistern und das Schloß einer Brieftasche knacken.
Dann lallte Ben, der bereits stark betrunken sein mußte:
„O Marry — wie gut. Du zu mir bist! Marry, ich danke Dir! Was hätte ich wohl ohne Dich angefangen. Man war mir ja schon so dicht auf den Fersen!“
„Ich hab’ Dich eben lieb, Ben. — So, nun wollen wir aufbrechen. Ich habe Jacks Mantel, Hut und Stock mitgebracht. Nimm die Sachen, Ben –“
Pratt hielt es jetzt für richtig, sich bemerkbar zu machen.
Er tat so, als beträte er eben erst das Zimmer, warf die Tür ins Schloß und schritt auf den Tisch zu.
Marry wies ihn sofort hinaus. Der betrunkene Ben aber meinte: „Schenk ihm doch eine Kleinigkeit, Marry! Es wird uns Glück bringen.“
Marry warf eine kleine Münze in den Kasten, und Pratt zog ich katzbuckelnd zurück, verließ die Kneipe, stellte den Hausiererkasten draußen in einen Stapel leerer Kisten und hatte durch ein paar Griffe den weißen Bart, die Perücke und den Hut gegen andere ausgewechselt.
Sehr bald erschien das Paar denn auch vor der Tür der Schenke und schlug Arm in Arm die Richtung nach der inneren Stadt ein.
Nic Pratt folgte den beiden. Er hatte jetzt reichlich Zeit, sich zu überlegen was wohl diese Flucht Marrys mit einem Liebhaber, der doch offenbar ein von der Polizei gesuchter Verbrecher zu sein schien, zu bedeuten haben mochte. Er fand jedoch nur die eine Erklärung, daß Marry und Jack mit diesem angeheiterten Ben irgend etwas Arges vorhätten. Was dies jedoch sein könnte, vermochte selbst er durch schärfstes Nachdenken nicht herauszuklügeln.
Dann, es war in der Nähe der Creckbornstraße, also in der Nähe jener Unfallstation, die bei den geheimnisvollen Leichendiebstählen eine Rolle gespielt hatte, bemerkte der Detektiv, daß ein kleines Auto, das nur mit dem Chauffeur besetzt war, ebenfalls stets hinter dem Paare blieb. Zuweilen hielt es, um Marry und Ben ein Stück vorauszulassen, näherte sich den beiden dann wieder in langsamer Fahrt, machte abermals halt und setzte dieses Spiel so andauernd fort, daß Pratt notwendig darauf aufmerksam werden mußte.
„Was bedeutet dies nun wieder?“ fragte Nic sich kopfschüttelnd.
Die Antwort gab ihm ein Vorfall, der sich so blitzschnell abspielte, daß nur Pratt, der ja das Paar und das Auto stets im Auge behalten hatte, einziger Zeuge dieses ungeheuerlichen Verbrechens wurde, obwohl die Straße hier recht belebt war.
Marry und Ben hatten den Fahrdamm überqueren wollen. Da war das Auto plötzlich in rasendem Tempo auf sie zugesagt, und Marry hatte den auf den Beinen nicht ganz sicheren Ben im letzten Augenblick durch einen Stoß gegen den Kraftwagen geschleudert.
Ben wurde im Bogen zur Seite geworfen, blieb nach diesem Anprall regungslos liegen. Das Auto aber setzte seine Fahrt fort und verschwand im Straßengewühl.
Pratt war einen Moment wie gelähmt vor Entsetzen.
Dann aber mischte er sich unter den Kreis von Neugierigen, der sich um den Verunglückten und die jammernde Frau in kurzem angesammelt hatte.
Nic hatte nur Augen für Marry. Und Marry lag jetzt auf den Knien neben Ben und benahm sich so, als hätte sie vor Schmerz den Verstand verloren.
„Mein Mann — mein Mann!“ heulte sie und rang die Hände. „Er ist tot! O mein Gott — das ganze Gesicht zerschmettert! Mein armer, armer Mann!“
Ein Polizist erschien!1
Der Beamte hob Marry auf, beruhigte sie.
Nic hörte, wie sie ihm ihren Namen nannte:
„Marry Towler aus Grearbar im Staate Washington!“
Er hörte weiter, wie sie erklärte, sie wohne hier seit vierzehn Tagen mit ihrem Gatten im Manhattan-Hotel. Ihr Gatte heiße Jack Towler und sei dieser Verunglückte.
Inzwischen war ein Arzt herbeigeholt worden. Er konnte nur feststellen, daß der Verunglückte das Genick bei dem Anprall gegen das Auto gebrochen hatte und tot war. Abermals spielte Marry eine auf Uneingeweihte geradezu erschütternd wirkende Szene wildesten Schmerzes.
Nic Pratt war hier jedoch der einzige Eingeweihte; auf ihn wirkte diese Komödie ganz anders.
Der Polizist fragte nun, wohin die Leiche geschafft werden solle. Marry Towler war schließlich einverstanden, daß der Tote zunächst ins Schauhaus gebracht würde.
Eine Viertelstunde später kam der Leichentransportwagen des Schauhauses. Nic erkannte den Kutscher. Es war Robert Albarg, also derselbe Kutscher, dem bereits zwei Leichen aus dem Wagen verschwunden waren.
Der angebliche Towler wurde in den Kasten gelegt. Der Wagen fuhr davon.
Einer der müßigen Gaffer hatte sein Rad an eine Laterne gelehnt und nicht weiter darauf achtgegeben, da er dicht davor stehen blieb.
Pratt hatte nicht lange gezögert, hatte zugegriffen sich hinaufgeschwungen und sauste davon.
Hinter ihm wüster Lärm. Der Raddiebstahl war bemerkt worden. Aber Pratt entkam, eilte dem Leichenwagen voraus nach dem Brodly-Platz, wo das Schauhaus lag, stellte die Maschine in ein Gebüsch eines Vorgartens und kletterte über den Zaun des Gartens des Schauhauses.
Der Hauptweg von der Gitterpforte lief hier im Bogen auf ein langgestrecktes Gebäude zu, in dem die Angestellten wohnten. Der Weg führte durch eine Einfahrt unter diesem Hause hindurch auf den Hof des eigentlichen Schauhauses.
In dieser beiderseits offenen Durchfahrt gab es rechts und links in der Wand je eine kurze Treppe und eine große Flurtür.
Pratt hatte bereits bei seiner ersten Verfolgung des Leichenwagens geargwöhnt, daß die Leichen in dieser Durchfahrt, wo es vollkommen finster war, gestohlen würden. Vorsichtig näherte er sich nun der Durchfahrt und beleuchtete dann die Namenschildchen, die neben den Druckknöpfen außen an den beiden Flurtüren angebracht waren. Linker Hand wohnte Robert Albarg im Erdgeschoß.
Pratt wußte genug. Er kroch in den Garten zurück und verbarg sich hinter einer Hecke. Gleich darauf hörte er den Leichenwagen vor der Gitterpforte halten. Der Kutscher öffnete das Tor, stieg wieder auf den Wagen und fuhr den Hauptweg im Schritt entlang.
Aber in der Durchfahrt verstummte das Geräusch der Räder und das Stampfen der Hufe des Pferdes für ein paar Sekunden.
Der Wagen hatte dort also halt gemacht, und sehr wahrscheinlich wurde der angebliche Towler jetzt durch Albargs erwachsenen Sohn (Albarg war Witwer und wohnte mit seinem Sohne John zusammen, wie Pratt bereits früher ermittelt hatte) aus dem Kasten gehoben und weggeschafft.
Da — der Wagen fuhr weiter.
Pratt wartete eine Weile, entfernte sich dann. Er hatte aus dem lauten Stimmengewirr auf dem Hofe entnommen, daß Albarg dort jetzt wegen des Verschwindens eines Toten Lärm geschlagen habe.
5. Kapitel.
Die Extrablätter.
Nic holte das Rad aus dem Vorgarten und fuhr zu Inspektor Grablay, der noch nicht schlafen gegangen war. Die Sorge um Pratts Sicherheit hatte ihn wach gehalten.
„Gott sei Dank, daß sie wieder da sind,“ sagte er und drückte Pratts Hand. Wo haben sie das Rad her? Sie machen ja ein Gesicht, als ob —“
„— als ob ich’s gestohlen hätte! Ja, das stimmt, Grablay. Ich habe auch sehr viel zu berichten. setzen wir uns.“
Grablay hörte schweigend zu. Dann meinte er:
„Weshalb dieser Mord, Pratt, weshalb?! Die Rätsel häufen sich geradezu! Und dieses Ben Leiche haben die Schurken nun ebenfalls verschwinden lassen! Wozu — wozu das alles?“
Nic qualmte aus seiner Pfeife dicke Rauchwolken.
„Denken sie an die Viertelmillion, Grablay!“ sagte er bedächtig. Als ich soeben mit dem Rade hierher fuhr, habe ich mir die Sache nochmals durch den Kopf gehen lassen. Das Ehepaar heißt natürlich nicht Bickport, sondern, wie Marry zuletzt angab, Towler. Jener Ben ist nun als Jack Towler gestorben — scheinbar durch einen Unfall. Er hat Jack Towlers Papiere in der Tasche, und Marry hat dafür gesorgt, daß die Neugierigen, der Polizist und der Arzt keinerlei Zweifel hegen, der Verunglückte sei ihr Mann. Außerdem ist das Gesicht jenes Ben derart verstümmelt worden, daß niemand ihn zu erkennen vermag. Jedenfalls: die Absicht der Verbrecher ging dahin, Jack Towler scheinbar sterben zu lassen, und für Jack starb dann jener Ben. Daß die Leiche des angeblichen Jack Towler schließlich noch beseitigt wurde, deutet darauf hin, daß die Verbrecher fürchten, durch einen Zufall könnte doch noch herauskommen, wer in Wahrheit starb — eben nicht Jack, sondern Ben. Diese übergroße Ängstlichkeit der Verbrecher weist uns den Weg, zu dem Kern all dieser Rätsel zu gelangen, zu der Viertelmillion.“
„Das verstehe ich nicht, lieber Pratt.“
„Oh, sie werden es schon verstehen. — Die Sachlage ist jetzt folgende: Marry Towler wohnt im Manhattan-Hotel als untröstliche Witwe. Jack Towler, der das Auto lenkte und Ben tötete, hält sich verborgen. Er ist ja tot. Ben wird von niemand vermißt werden, da es ein flüchtiger Verbrecher ist. – Unsere Aufgabe heißt jetzt: Jack muß aus seinem Versteck hervorgelockt werden!“
„Sie reden wie ein Buch, Pratt! Hervorlocken — gut gesagt! Wie aber?“
Pratt lächelte. „Durch eine neue Leiche, Grablay.“
„Jetzt sprechen sie in Rätseln,“ brummte der Inspektor.
„Durchaus nicht, lieber Grablay. Ich liege doch jetzt eigentlich tot in einem Sack auf dem Grunde des Hudson. So ein Sack kann durch einen Schiffsanker vielleicht zufällig gehoben werden –“
Er sprach weiter. Dann rief der Inspektor: „Teufel, das wäre ein Gedanke, Pratt! Das stimmt: So werden wir Jack Towler fangen!“
„Na also, lieber Grablay. Also morgen geht die Komödie los. Ich aber werde jetzt hier auf Ihrem Diwan schlafen. Ich bin hundemüde.“ –
Am nächsten Abend gegen sieben Uhr brüllten plötzlich in den Hauptverkehrsstraßen Neuyorks die Zeitungsjungen neue Extrablätter aus:
Der berühmte Detektiv Nic Pratt als Leiche in einem Sack im Hudson durch einen Schiffsanker zu Tage gefördert!
So hatte Neuvork seine neue Sensation.
Die Extrablätter wurden in Mengen gekauft, waren im Augenblick vergriffen.
In allen Restaurants, Bars, Hotels, Kneipen und Pensionaten sprach man eine halbe Stunde später von nichts anderem als dem toten, ermordeten Nic Pratt. —
Marry Towler kehrte gerade von Besorgungen ins Manhattan-Hotel zurück, als sie einem der Zeitungsjungen begegnete.
Sie stutzte, als sie den heiseren Ruf des kleinen Bengels hörte.
Dann kaufte sie ein Extrablatt, stellte sich an ein erleuchtetes Schaufenster und las:
„– Pratt lag gefesselt und geknebelt in dem geteerten Sack, von nassen Lumpen völlig umgeben. Seine Leiche ist zunächst nach der Unfallstation in der Creckbornstraße geschafft worden, von wo sie abends zehn Uhr nach dem Schauhause überführt wird, da sie dort obduciert werden soll. Pratt war mit grauem Sportanzug, Mütze, Sportstrümpfen und Schnürschuhen bekleidet –“
Marry Towler las nicht weiter. Ihre Augen stierten unverwandt diesen letzten Satz an.
„Das — das ist ja nicht möglich!“ dachte sie. „Nein, er trug ja Matrosenkleidung! Was bedeute dies?! Sollte der Zeitungsberichterstatter, der Pratt als Leiche gesehen hat, sich den Toten so oberflächlich angeschaut haben?!“
Ein ungewisses Angstgefühl überkam das blonde Weib.
„Ich muß Jack sprechen!“ schoß es ihr durch den Kopf. „Hier — hier stimmt irgend etwas nicht!“
Sie eilte weiter, betrat dann die Telephonzelle des nächsten Postamts und rief eine Nummer an.
Es war die eines kleinen Pensionats. — Sie verlangte Master Dorling an den Apparat. Der Herr meldete sich auch sogleich.
„Hast Du das Extrablatt gelesen?“ fragte Marry mit zitternder Stimme. „Ja? — Was bedeutet es nur, daß er einen Sportanzug angehabt haben soll?“
„Auch ich fühle mich sehr beunruhigt, Marry. Ich wittere dahinter irgend eine Falle. Womöglich ist „er“ noch am Leben. Ich werde mir Gewißheit verschaffen. Die Leiche soll ja nach dem Schauhause gebracht werden. Der Kutscher wird helfen — Du verstehst!“ —
Marry Towler verließ die Telephonzelle in noch größerer Aufregung. — Also auch Jack hegte allerlei Befürchtungen — Sollte Nic Pratt wirklich entronnen sein?!
Sie ging dann ins Hotel, blieb auf ihrem Zimmer. Gegen halb zehn klopfte es. Sie hatte sich eingeschlossen, fragte, wer draußen sei.
„Eine Depesche für sie, Mistreß,“ erwiderte eine Männerstimme.
Marry öffnete und stand Inspektor Grablay gegenüber. —
Vor der Unfallstation der Creckbornstraße hatten sich gegen zehn Uhr abends hunderte von Neugierigen versammelt. Man wollte dabei sein, wenn Nic Pratts Leiche weggeschafft wurde.
Jetzt nahte der Leichenwagen, hielt vor der Tür. Auf dem Kutscherbock vorn saß der alter Robert Albarg. — Wie vergrämt der Mann aussah! Wie seine Hände bebten, als er den Deckel des Wagenkastens hochklappte!
Nun trugen zwei Männer einen in eine Decke gehüllten menschlichen Körper aus dem Hause an den Wagen, legten ihn in den Kasten. Der Deckel wurde geschlossen und der Wagen ratterte davon.
Die Neugierigen verliefen sich.
Der Leichenwagen kam durch stille, dunkle Nebenstraßen. Ihm folgte ein Radler, ein bärtiger, buckliger Mann, abgerissen, zerlumpt wie ein Strolch. Der Radler machte zuweilen einen Umweg, benutzte Nebengassen, erschien aber stets wieder in der Nähe des Wagens. Er war sehr mißtrauisch. blickte sich häufig um und hielt sich meist in größerer Entfernung hinter dem unheimlichen Gefährt.
Dann näherte dieses sich dem Brodly-Platz. Der Radler schaute sich nochmals um, trat schärfer die Pedale, holte den Wagen vor dem Gittertor ein und rief dem Kutscher leise zu:
„Albarg — tausend Dollar! Pratt muß verschwinden! Ich komme gegen Mitternacht zu Ihnen!“
Kutscher zügelte das Pferd, wandte den Kopf.
„Nein — ich lasse mich nicht mehr bestechen! Verschwinden sie!“ — Seine Stimme klang heiser und drohend.
Dann flog der Deckel des Wagenkastens hoch.
Nic Pratt wurde sichtbar, zielte auf den Radler, brüllte ihm zu:
„Jack Towler — ergeben sie sich! Sie sind umstellt!“
Gestalten tauchten auf — Männer, die sich auf Towler warfen, die Albarg vom Bock zerrten.
Und eine Viertelstunde später saß das mit Handschellen gefesselte Ehepaar Towler in Grablays Dienstzimmer dem Inspektor und Nic Pratt gegenüber.
„Sie wollen also kein Geständnis ablegen, wollen nicht erklären, weshalb sie die jetzt in Albargs Keller gefundenen Leichen stehlen ließen,“ sagte Pratt mit überlegener Ruhe. „Ihr schweigen hilft Ihnen wenig. Ich habe bereits telephonisch in Ihrer Heimatstadt Grearbar die nötigen Erkundigungen eingezogen. Sie, Jack Towler, haben vor drei Monaten bei einer Lebensversicherungsgesellschaft Ihr Leben in Höhe von einer Viertelmillion Dollar versichert. Deshalb ermordeten sie Ben, den Taschendieb, der als Toter für Jack Towler gelten sollte, damit die Versicherungssumme Ihrer Frau ausgezahlt würde. Die beiden ersten Leichen ließen sie verschwinden, damit der Diebstahl der Leiche des angeblichen Towler nicht auffiele, damit es so aussah, als wären hier gewerbsmäßige Leichendiebe seit langem am Werke. Bens Leiche mußte aber verschwinden, da irgend ein Zufall den Schwindel hätte aufdecken können. Das ist der Kern all dieser Rätsel.“
Marry bequemte sich jetzt wirklich zu einem Geständnis und bestätigte Pratts Kombinationen in allen Punkten.
Jack Towler und Marry wurden nachher zum Tode verurteilt.
So fand einer der eigenartigsten Kriminalfälle seine restlose Aufklärung durch Nic Pratts geniale Fähigkeiten.
Nächster Band:
Anmerkung:
1 Fehldruck! Zeile der Vorlage: Ein Polizist erschien! Mein armer, armer näher.