Von W. Kabel.
(Nachdruck verboten.)
Das erste Papiergeld tauchte im Jahre 1482 in Europa auf. Damals hatten die Spanier einige Gebietsteile des stark in Verfall geratenen maurischen Königreiches besetzt, darunter auch die in dessen Mittelpunkt gelegene Stadt Alhama[1], deren berühmte Mineralbäder dem Kalifen jährlich 500 000 Dukaten einbrachten. Der Verlust dieses Platzes wurde von den Mauren bitter empfunden, und, befehligt von dem tatkräftigen Muley Hazen, machten sie verzweifelte Anstrengungen, um Alhama wieder zu erobern. Die Christen hielten sich jedoch tapfer und schlugen alle feindlichen Angriffe zurück. Als um Alhama von Christen und Sarazenen am heißesten gestritten wurde, war der spanische König wieder einmal nicht bei Geld, und die Besatzungstruppen in Alhama, die ihren Sold sehr unregelmäßig ausbezahlt erhielten, murrten und drohten zu meutern. Da verfiel der Militärgouverneur des Platzes, Don Lopez de Mendoza, auf einen Ausweg, der Rettung brachte. Er stellte Papiergeld her, indem er kleine Papierstücke auf der einen Seite mit einer Wertangabe, auf der andern Seite mit seiner Unterschrift versah. Diesem Papiergeld gab er zugleich Kurszwang, indem er nicht nur die Truppen, sondern die gesamte Einwohnerschaft von Alhama unter Androhung strenger Strafen dazu verpflichtete, das Papiergeld gleich klingender Münze in Zahlung zu nehmen und zu geben. Gleichzeitig versprach er aber, alle ausgegebenen „Noten“ später gegen Bargeld einzulösen, und er hielt auch sein Wort.
Viel Verdruß hatte Preußen mit seinem ersten Papiergeld, den sogenannten Tresorscheinen. Die Ausgabe dieser Scheine erfolgte unter einem unglücklichen Stern, im Sommer 1806, kurz vor Ausbruch des Krieges. Die Zustimmung König Friedrich Wilhelms III. war bis dahin nicht zu erlangen gewesen. Mit der Anfertigung betraut wurden die Kupferstecher Professor Frick und der Holzschneider Professor Gubitz. Letzterer erklärte jedoch, der Entwurf Fricks schütze nicht vor Nachahmungen. Infolgedessen berief Minister von Stein den Professor Gubitz zu sich; beide Hartköpfe gerieten aneinander, und Stein entließ den noch sehr jugendlichen Professor mit einer ungnädigen Handbewegung. Gubitz aber sandte an das Finanzministerium eine Verwahrung für den Fall, daß Fälschungen auftauchen sollten. Und dies geschah schon vor dem Tilsiter Frieden. Als die Franzosen 1806 Berlin besetzt hatten, ließ der französische Gouverneur General Clarke Gubitz nach dem königlichen Schlosse holen, wo sich auch der französische Finanzminister Estéve befand. Dieser erklärte Gubitz, man habe aus der Bank fünfzehn Millionen Taler genommen, welche ersetzt werden müßten, und dies müsse durch falsche Tresorscheine geschehen; er bot Gubitz für die Fälschungen 20 000 Taler. Als dieser sich entrüstet weigerte, fragte Estéve, wenn er nicht wolle, wer es denn könne? Etwas spitz antwortete Gubitz: „Künstler in London können es; aber Ihr Kaiser hat England durch die Kontinentalsperre verschlossen“. Wütend verlangte Estéve vom General Clarke die Verhaftung des Frevlers, die auch wirklich erfolgte. Man brachte ihn in ein Zimmer mit vergittertem Fenster, aber nach vierundzwanzig Stunden entließ ihn der General mit einer wohlwollenden Ermahnung. Der Betrug mit den falschen Tresorscheinen kam so überhaupt nicht zustande. Trotzdem hat Preußen im Jahre 1814 aus den Staatskassen für nicht weniger als zweieinhalb Millionen falsche Tresorscheine, die geschickte Graveure für ihre Privatzwecke angefertigt hatten, ausscheiden müssen. Von den Fälschern konnte infolge der anhaltenden Kriegswirren nicht ein einziger belangt werden.
Das Papier zu den Tresorscheinen wurde in der Papierfabrik zu Spechthausen bei Eberswalde hergestellt. Diese ließ Friedrich der Große 1781/83 in einer früheren Eisenhütte errichten; dieselbe führte ihren Namen nach dem Begründer Specht. Zum Leiter der Papierfabrik berief der König den Papierfabrikanten Jean Dubois aus Angouléme, dessen Papier zu jener Zeit als das beste galt. Seit langen Zeiten ist die Fabrik im Besitz der Gebrüder Ebert in Berlin, und sie stellt noch heute das Papier für die Reichsbanknoten unter Aufsicht eines Beamten der Reichsbank her.
Anmerkungen: