Erlebnisse einsamer Menschen
(Nachdruck, auch im Auszuge, verboten. – Alle Rechte vorbehalten. – Copyright by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin 14. 1916.)
W. Belka.
Die Kriegserklärung Englands an die Zentralmächte übermittelte der Funkspruchverkehr bereits zwei Stunden später auch nach Simla in Indien, der Sommerresidenz des Vicekönigs und dem Hauptquartier des englisch-indischen Heeres.
Simla liegt in den Südabhängen des Himalaja in 2150 Meter Höhe. Eingebettet in das üppige Grün riesiger Zedern, breiten sich die Häuser dieser Stadt hellen Schwalbennestern ähnlich auf den Bergrücken aus. Hier sammelt sich ein Bündel zahlloser Telegraphendrähte von allen Ecken und Enden des britischen Kaiserreiches, und von diesem Punkte aus werden täglich unzählige Befehle erlassen, wird die Verwaltung geführt und die Armee in steter Bereitschaft gehalten, um all die unterworfenen indischen Fürsten, in denen fortgesetzt die Sehnsucht nach Befreiung von dem Joche der fremden Unterdrücker rege ist, ständig zu bedrohen und zu bewachen.
Kein Wunder, daß Simla an jenem Augusttage 1914, als durch Maueranschläge und Ausrufer dort die Nachricht vom Eintritt Englands in den europäischen Krieg verbreitet wurde, einem aufgescheuchten Bienenschwarm glich. Auf den Hauptstraßen herrschte ein Leben und Treiben, wie es nur zu beobachten ist, wenn einer der benachbarten Maharadschas (Fürsten) dem Vicekönig seinen jährlichen Ergebenheitsbesuch abstattet, bei dem sich dann das ganze sinnverwirrende Bild orientalischer Pracht entwickelt.
In einer der engen, aber peinlich sauberen Nebengassen, wo indische Kaufleute neben chinesischen Händlern wohnen, standen gleichfalls erregt flüsternde Gruppen von Eingeborenen hier und da im Schatten der Häuser, Europäer kamen selten in dieses Viertel. Was hier die Kriegsereignisse besprach, waren sämtlich Farbige in allen Schattierungen: Inder[1], Chinesen, Mongolen aus Turkestan und der Wüste Gobi, Afghanen, schlanke Männer aus Birma und dunkelhäutige Punditen. Für diese Leute hatte der Krieg nur ein Interesse, gipfelten die welterschütternden Ereignisse nur in einer Frage: „Welchen Einfluß wird der Weltbrand auf unsere Geschäfte haben?“
Aus einer dieser Gruppen löste sich, als die Sonne eben hinter den Höhen untergetaucht war, ein in kostbare seidene Gewänder gehüllter Chinese los und schritt gelassen seinem nahen Hause zu, über dessen Eingang ein Schild hing, das jedem Vorübergehenden in fünf Sprachen verriet, wer hier wohnte: Schi-Koang, der Edelsteinhändler.
Der Chinese, ein älterer Mann mit schlauem Fuchsgesicht, das nie seinen freundlich-listigen Ausdruck wechselte, begab sich in den Hofraum seines Grundstückes und verschwand hier in einem unscheinbaren Stallgebäude, in dem zu ebener Erde allerlei Dinge der verschiedensten Art aufgehäuft waren, darunter auch eine mächtige Kiste, in der einst ein Pianino von Kalkutta bis hier hinauf nach Simla geschafft worden war. Die Klavierkiste schien jetzt als Futterkasten für die Pferde Schi-Koangs zu dienen. Sie war mit Hafer halb angefüllt, und niemand konnte vermuten daß der Hafer nur in dünner Schicht einen zweiten Kasten bedeckte, in dem seit drei Tagen ein Mensch ein sicheres Versteck gefunden hatte.
Der Chinese öffnete jetzt dieses Versteck, und sofort tauchte daraus der Kopf eines Europäers auf, dessen gebräuntes Gesicht einen sehr energischen, dabei aber doch angenehmen Schnitt hatte.
„Wie steht’s, Schi-Koang?“ fragte der Bewohner der Klavierkiste gespannt. „Kann ich mich der nach Lhasa (Hauptstadt von Tibet) gehenden Karawane anschließen?“
Das nun folgende Gespräch wurde in englischer Sprache geführt und war nur kurz. Schi-Koang brachte dem, den er hier vor den Nachstellungen der englisch-indischen Geheimpolizei verborgen hielt, nachher alle die Dinge, die nötig waren, um den Europäer in einen in halb zerlumpten Sachen steckenden eingeborenen Pferdetreiber zu verwandeln. Und noch an demselben Abend brachte die von Simla in die Ebene hinabführende Schmalspurbahn den Radschputen Gangat Sing, wie der Weiße sich jetzt nannte, durch die hundertzwei Tunnels der Bahnstrecke nach Rawalpindi. In diesem Städtchen wohnte ein Geschäftsfreund Schi-Koangs, gleichfalls ein Chinese, der gerade dabei war, eine Handelskarawane nach Tibet zusammen zu stellen.
Kung-Li behandelte den Radschputen, wie es einem solchen zukam, eben als den für die Karawane gemieteten Pferdefütterer. Erst nach mehreren Stunden nahm er den verkleideten Europäer beiseite und zeigte ihm eine soeben mit einem Zuge von Simla eingetroffene Zeitung, in der ein Steckbrief mit einer Photographie abgedruckt war. Der Steckbrief lautete:
„Sofort zu verhaften ist ein gewisser Karl Herrich, angeblich Einkäufer für Diamanten einer deutschen Firma, der aber in dem dringenden Verdacht steht, ein politischer Agent Deutschlands zu sein. Es ist erwiesen, daß Herrich sich nicht in den Schutz der deutschen Konsulatsbehörden begeben hat. Seit vier Tagen ist er spurlos aus Simla verschwunden. Er wird versuchen, als Eingeborener verkleidet nach der Grenze von Afghanistan hin sich durchzuschlagen. Allen Behörden ist die größte Wachsamkeit hiermit zur Pflicht gemacht. Besondere Kennzeichen: Linker Unterarm gebrochen und schief zusammengeheilt. Drei Finger der linken Hand etwas steif und schlecht beweglich. – Der Polizeichef von Simla. – gez.: Hoortons.“
Der jetzige Radschpute Gangat Sing überflog den Steckbrief, zuckte gleichmütig die Achseln und reichte dem Chinesen das Zeitungsblatt zurück. – –
Zwei Wochen später befand sich die Karawane, die aus vierzehn Männern, siebzig Packpferden und einer Herde von neunzig Schlachtschafen sich zusammensetzte, bereits in nächster Nähe der Grenze von Tibet auf dem Wege nach Gartok, demjenigen tibetischen Orte, an dem längere Zeit gerastet werden sollte.
Kung-Li machte selbst die Reise mit. Nicht zum erstenmal überstieg er mit einer größeren Karawane die ungeheuren Bergketten des Himalaja, der sich wie ein Schutzwall vor Tibet, dem jedem Europäer verbotenen Lande, nach Süden zu ausdehnt. –
Tibet und Sven Hedin …! – Selten sind zwei Namen so eng miteinander verknüpft wie diese. Das, was wir von Tibet wissen, verdanken wir diesem kühnen schwedischen Forscher, der seine Reisen durch die unwirtlichen Hochflächen dieses noch heute zur Hälfte unerforschten Gebietes stets unter höchster eigener Lebensgefahr unternahm und den es doch immer wieder mit geheimnisvollem Sehnen dorthin zog, wo über einsame Pässe – Winter und Sommer die Schneestürme hinjagen, wo Wildesel, Wildschafe, Yaks und Wölfe in den steinigen Tälern ihr genügsames Dasein führen, wo der Tibeter in seinen Lederzelten haust, chinesischen Tee mit einer Schicht ranziger Butter trinkt, Gebetmühlen (Kleine Windmühlen wie Kinderspielzeuge, um deren Achse mit Gebeten bedruckte Papierstreifen gewickelt sind. Der Tibeter glaubt, daß bei jeder Umdrehung der Achse ein Gebet zum Heile seiner Seele zum Himmel emporsteigt, und führt diese Gebetmühlen überall mit sich, befestigt sie auch auf seinem Zelte und auf hohen Stangen.) im ganzen Lande schnurren und sich ein Lamakloster an das andere reiht.
Hedins Name hat durch den Weltkrieg für uns Deutsche einen besonders guten Klang erhalten. War er doch einer der wenigen großen Gelehrten neutraler Länder, die, nachdem sie das um seine Existenz kämpfende Deutsche Reich, ebenso die deutschen Fronten, bereist hatten, in wahrheitsgetreuen Schilderungen der Sumpfflut von Verleumdungen entgegentraten, die unsere Feinde gegen uns in bewußter Verlogenheit und scheinheiliger Heimtücke ausgesprengt hatten.
Tibet …! Wer Hedins letztes Werk über dieses Land, das er „Transhimalaja“ (Die in diese Erzählung eingeflochtenen Schilderungen von Land und Leuten in Tibet sind demselben Werke entnommen.) genannt und in dem er seine Erlebnisse und wissenschaftlichen Feststellungen der Reisejahre 1906–1908 niedergelegt hat, liest, wird bald begreifen, daß trotz aller Unwirtlichkeit dieses geheimnisvollen, China tributpflichtigen Reiches der berühmte Schwede das genannte Buch mit den Worten schließt: „Solange ich lebe, werden meine stolzesten Erinnerungen wie Königsadler auf den öden, kahlen Felsen des Transhimalaja horsten.“ – –
Der junge, 25jährige Deutsche, den die Launen des Schicksals und die Dankbarkeit des chinesischen Händlers aus Simla in der Verkleidung eines Radschputen nach Tibet ungehindert hineingelassen hatten, fühlte sich in den ersten Tagen unter den farbigen Gefährten der Karawane, einer bunt zusammengewürfelten Gesellschaft, höchst ungemütlich. Fürchtete er doch ständig, als Europäer erkannt und den indischen Behörden zur näheren Feststellung seiner Person ausgeliefert zu werden. Außerdem trug er ja auch in einem Ledergürtel auf dem bloßen Leibe ein ungeheures Vermögen in Edelsteinen bei sich, die er bereits in Indien aufgekauft gehabt hatte, bevor der Weltkrieg ausbrach. Hiervon wußte weder Schi-Koang noch Kung-Li etwas. Mit letzterem hatte Karl Herrich, der früher in Deutschland kurze Zeit Offizier gewesen war, dann aber wegen eines Unfalles den Abschied genommen und weite Reisen in Asien halb zum Vergnügen, halb als Vertrauensperson einer in Frankfurt am Main beheimateten Juwelenfirma gemacht hatte, vereinbart, daß er einen Zungenfehler vortäuschen solle, um eine mangelhafte Kenntnis der indischen Dialekte zu verheimlichen. Dank dieser List fiel er niemandem seiner Gefährten irgendwie auf, und nach den ersten acht Tagen fühlte er sich bereits völlig sicher. Mit voller Absicht bediente er die anderen Karawanenmitglieder in jeder Beziehung auf das bereitwilligste, spielte den geistig Beschränkten, der aber doch zu allen möglichen Handreichungen gut zu verwenden war. Bei der ganzen Karawane erfreute er sich daher bald einer gewissen Beliebtheit. Trotzdem blieb er vorsichtig. Nur einem seiner Gefährten trat er näher, einem fünfzehnjährigen chinesischen Jungen, der ohne Bezahlung Kung-Li als Diener begleitete, da er gern zu seinen in Lhasa wohnenden Eltern zurück wollte, nachdem er in der Nähe von Simla bei einem Europäer als Küchenjunge seinen Lebensunterhalt verdient hatte. Diesen schmalen, langaufgeschossenen Burschen hatte man in Srinagar, dem letzten größeren indischen Orte, sozusagen von der Straße aufgelesen. – Auch dieser To-Tsaka litt an einem körperlichen Gebrechen. Er war stumm. Außerdem aber auch von einer Faulheit, die ihm manchen Puff und manches harte Wort eintrug. Doch nichts war imstande, ihn aus seiner Trägheit aufzurütteln. Wunderbar war es, daß Karl Herrich sich gerade zu dem kleine Chinesen seltsam hingezogen fühlte. Sie wurden bald Freunde, und der stotternde Radschpute verrichtete manche für To-Tsaka bestimmte Arbeit, nur um den Jungen vor Scheltworten und körperlichen Züchtigungen zu bewahren.
Der Aufstieg zu den Höhen des Himalaja erfolgte zunächst im Tale des Flusses Alaknanda, dann auf einer alten Paßstraße, die nur selten benutzt wurde, aber den Vorzug hatte, der kürzeste Weg nach Gartok zu sein. In unzähligen Zickzackwindungen ging es auf die Bergkämme hinauf, wieder hinunter in tiefe Täler, abermals aufwärts, abwärts, – und so blieb es wochenlang. Das Landschaftsbild, von den Paßhöhen genossen, war von einer so überwältigenden Großartigkeit, daß Herrich mehr wie einmal in staunender Bewunderung für Minuten stehen blieb und all das Wunderbare in stummer Ergriffenheit vor der wilden Erhabenheit dieser Bergwelt in sich aufnahm. Die rabenschwarzen, kahlen, zerrissenen Vorberge waren längst von den unter ewigem Schnee verhüllten Gipfeln der Himalajakette abgelöst worden. Obwohl man sich im August befand, sank das Thermometer auf jedem Lagerplatz der Karawane mehr und mehr. Nur um die Mittagszeit gab es ein paar Grad Wärme – falls die Sonne schien. Aber wie selten geschah das! Meist waren die Berghöhen von dichten, dunklen Wolken verhangen, meist blies ein Sturm die Reisenden an, der ihnen fast den Atem benahm. Mühsam, schweigend zog die Karawane ihres Weges. Häufig genug streckte eines der Packpferde alle Viere von sich und verendete. Es war den Anstrengungen nicht gewachsen gewesen. Dann mußten die Warenballen anders verteilt werden, dann war Kung-Li in schlechtester Laune, dann regnete es Püffe für den kleinen Chinesen, dann mußte Herrich für drei arbeiten, um die gereizte Stimmung seiner Gefährten etwas zu mildern. Im Laufe von zwei Wochen waren nicht weniger als vierzehn Pferde gefallen. Das bedeutete für die anderen eine Mehrbelastung, die dazu führte, daß die Tagesstrecken immer kürzer wurden. Kung-Li hatte gehofft, noch vor Eintritt strenger Kälte in Gartok einzutreffen. Die Aussichten hierfür waren jetzt die denkbar schlechtesten. Ende August schneite die Karawane auf dem Niti-la-Passe in 5000 Meter Höhe völlig ein. Dann ging es wieder tief hinunter in das Tal des Satledsch-Flusses, der später seine Wasser in den Indus ergießt. Und hier im Satledsch-Tale[2] sollte Karl Herrichs Schicksal eine neue Wendung erhalten.
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Nach ausnahmsweise langem Tagesmarsch lagerte die Karawane am Nachmittag des 10. September in einem vor dem Winde geschützten Winkel des Flußtales.
Gurgelnd und schäumend rauschten die Wasser des Satledsch dahin. Ungeheure Bergmassen türmten sich zu beiden Seiten des nicht eben breiten Tales auf und bildeten einen Kanon, der an Wildheit und Großartigkeit der Szenerie dem berühmten Kolorado-Kanon in Nordamerika nichts nachgab. Nur dort, wo die Karawane ihr Lager aufgeschlagen hatte, schien die Faust eines Riesen in diese steilen Berghöhen eine tiefe Einbuchtung hineingeschlagen zu haben. Hier senkten sich die Randberge in breiten Terrassen abwärts, auf denen kümmerliche Sträucher, hartes Yakgras, Moose und Flechten wuchsen. Mithin schien diese Stelle zu einem längeren Erholungsaufenthalt ganz geeignet, und Kung-Li beschloß auch an diesem schneefreien Orte Mensch und Tier zwei volle Tage Rast zu gönnen. Um nun das mitgenommene Schlachtvieh, die Schafe, zu sparen, mußte Herrich wie schon öfters auf Jagd gehen, da man überall zahlreiche Fährten von wilden Yaks bemerkte. Der kleine, stumme Chinese schloß sich ihm freiwillig an.
Herrich war bewaffnet mit einer Vorderladerkugelbüchse, die Eigentum Kung-Li’s war und leidlich schoß. Außerdem hatte er noch, in seinen Kleidern verborgen, eine achtschüssige Selbstladepistole bei sich, für die er im ganzen fünfzig Patronen besaß. Ein indischer Dolch mit sehr langer Klinge hing ihm in einer Lederscheide an dem breiten Riemen, mit dem er seinen Schafpelz zugeschnallt hatte, und wurde zugleich als Messer benutzt.
Der tibetische Yak hat äußerlich einige Ähnlichkeit mit dem nordamerikanischen Büffel, jedoch einen längeren Bauchbehang und eine dicke Schwanzquaste von zotteligen Haaren. Seine langen, sichelförmigen Hörner sind mit den Spitzen etwas nach hinten gebogen. Im allgemeinen ist dieser Bewohner der tibetischen Berge harmlos, wird aber durch Kleinigkeiten schnell gereizt und geht dann recht gewandt zum Angriff über. Dabei läßt er sich leicht zähmen, und Yak- und Schafherden bilden den Hauptreichtum der Tibeter.
Herrich und To-Tsaka schritten schweigend nebeneinander her. Nur zuweilen machte der kleine Bursche, der in seinem bis auf die Fersen reichenden, zerrissenen Schafpelz wie ein richtiger Strolch aussah, den älteren Gefährten durch Zeichen mit der Hand auf allerlei aufmerksam, was ihm beachtenswert erschien. Im übrigen verstand er das Englische sehr gut, ebenso einige Dialekte der am Südrande des Himalaja beheimateten Völker, so daß der Deutsche sich mit ihm unschwer verständigen konnte. Nachdem die beiden etwa eine Stunde vergeblich nach frischen Yakfährten gesucht hatten, denen man hätte folgen können, blieb To-Tsaka plötzlich stehen und schaute Herrich mit eigenartig durchdringendem Blick an.
Der frühere Offizier wußte nicht recht, was er davon halten sollte. Der schläfrige, etwas einfältige Gesichtsausdruck des Chinesen war jetzt wie weggewischt, die Augen in dem mageren Gesicht nicht mehr zu einem engen Schlitz zusammengekniffen, sondern rund und groß. So, wie To-Tsaka jetzt aussah, glich er eigentlich einem Mongolen recht wenig. Das fiel Herrich sofort auf. Und im gleichen Moment überkam ihn auch die Empfindung, daß er vor ungeahnten Überraschungen stehe, die ihm von seinem stummen Begleiter kommen würden.
Und er hatte sich nicht getäuscht. Wie ein überlegenes Lächeln glitt es jetzt über des kleinen Chinamannes Gesicht, seine Lippen öffneten sich und in tadellosem Deutsch sagte er:
„Ich denke, Herr Herrich, wir lüften jetzt die Masken. Sie werden wohl inzwischen auch schon gemerkt haben, daß ich nicht der bin, für den ich mich ausgebe.“
Alles andere hatte der frühere Offizier erwartet. Hierauf war er aber nicht vorbereitet. So dauerte es denn einige Minuten, ehe er sich von seinem Erstaunen erholt hatte und nun den jungen Landsmann freudestrahlend beide Hände entgegenstreckte.
„Ist’s möglich – Du bist ein Deutscher?! Junge, wer hätte das geahnt!! Allerhand Achtung vor Deinen schauspielerischen Talenten …! – Ehrlich gestanden: ich habe Dich bis zuletzt für einen Chinesen gehalten!“
„All das findet eine sehr einfache Erklärung, Herr Herrich“, meinte der bisherige To-Tsaka ernst. „Ich heiße in Wirklichkeit Paul Naumann. Doch lassen Sie uns jetzt unseren Weg fortsetzen. Wir sind bisher nach Osten zu gewandert und müssen uns jetzt in der Nähe der kleinen Insel befinden, die mitten im Satledsch liegt und an der wir heute mittag vorüber kamen. Diese Insel ist unser Ziel. Vom Nordufer sieht man nicht, daß auf ihr ein kleines, seit Jahren verlassenes Lamakloster sich in die Felsen einschmiegt. Dort wollen wir uns verbergen.“
Herrich machte ein Gesicht, das nur zu deutlich seine Gedanken widerspiegelte.
„Insel – Lamakloster – dort verbergen?! Was bedeutet das alles?!“ fragte er kopfschüttelnd.
„Es bedeutet, daß Kung-Li und der Karawanenanführer Schukkur Ali beschlossen haben, Sie heimlich verschwinden zu lassen und sich Ihres Ledergürtels zu bemächtigen. Als Sie vorgestern in der heißen Quelle Ihr Hemd von dem Ungeziefer zu befreien suchten, ist Kung-Li Ihnen gefolgt und hat beobachtet, wie Sie die Edelsteine in dem Gurte anders verteilten. Ich wieder war dem Chinesen – zum Glück! – nachgeschlichen, da ich durch sein scheues Verhalten merkte, daß er nichts Gutes vorhabe. – Bei der Karawane sind Sie keine Minute mehr Ihres Lebens sicher, Herr Herrich. Wir beide werden daher bis zum nächsten Frühjahr auf der kleinen Insel bleiben und uns dann nach Westen zu durchzuschlagen suchen, um vielleicht Afghanistan zu erreichen. Dort können uns die Engländer nichts mehr anhaben.“
Herrich kam aus dem Staunen nicht heraus. „Junge, Du redest wie ein reifer Mann! – Also so steht die Sache! Da bin ich Dir wirklich zu sehr großem Danke verpflichtet. – Und – an was Du nicht alles schon gedacht hast! Nun – ich vertraue Dir vollständig! Du scheinst mit den hiesigen Verhältnissen doch recht gut Bescheid zu wissen.“
In lebhaftem Gespräch setzten sie nun ihren Weg fort. Paul Naumann erzählte seine merkwürdige Lebensgeschichte, und oft genug streute Herrich die verschiedensten Fragen ein, um sich noch über Einzelheiten Aufschluß zu verschaffen.
Der fünfzehnjährige Knabe war Waise und vor vier Jahren von Berlin zu einem in Srinagar ansässigen Bruder seiner Mutter gereist, der sich seines Neffen fernerhin annehmen wollte. Dieser Friedrich Dankert war Besitzer eines Teehauses und unterhielt auch rege Handelsbeziehungen mit der Hauptstadt von Tibet, mit Lhasa. Da ihm selbst nun als Europäer der Zutritt zu dem „Verbotenen Lande“ versagt war, hatte er im vergangenen Jahre seinen trotz seiner Jugend schon recht geschäftsgewandten Neffen in derselben Verkleidung nach Lhasa als Pferdejungen zweimal mit Karawanen mitgeschickt. Auf der letzten dieser Reisen war die Karawane, der der angebliche To-Tsaka sich angeschlossen hatte, ungefähr auf demselben Wege in Tibet eingedrungen wie die jetzige des Kung-Li. Daher wußte Paul Naumann auch, daß das alte Lamakloster Schinglapa jetzt unbewohnt war, und weiter, daß es von den abergläubischen Tibetern gemieden wurde, weil dort Geister hausen sollten. – Jetzt war dieses halbe Kind, als man seinen Onkel in ein Internierungslager abgeführt hatte, mit dem in sicheren Papieren angelegten Vermögen seines Wohltäters geflohen, um auf irgend eine Weise zunächst ein neutrales Land zu erreichen. Deshalb auch hatte er sich der Karawane Kung-Li’s angeschlossen. Hoffte er doch, von Tibet aus weiter nach China zu gelangen, wo sein Onkel in Peking einen Geschäftsfreund besaß, bei dem Paul Naumann das Ende des Weltkrieges hätte abwarten können. Jedenfalls trug auch er in einer Ledertasche, die in seine zerrissenen Kleider eingenäht war, ein Vermögen bei sich, das nicht viel kleiner war als der Wert der Edelsteine Herrichs.
Herrich merkte bei der Unterhaltung mit seinem jungen Landsmann sehr bald, daß dieser tatsächlich ein selten aufgeweckter Junge war, der mehr Lebenserfahrungen infolge seines halb abenteuerlichen Daseins sich angeeignet hatte, als ein um Jahrzehnte älterer Mann, der nie aus der Heimat herausgekommen ist.
Bei einbrechender Dunkelheit erreichten sie die Uferstelle, der gegenüber mitten in dem hier vielleicht 120 Meter breiten Flusse das Felseninselchen lag. Dieses zu erreichen bot weiter keine Schwierigkeiten, da eine Art Brücke von beiden Ufern hinüberführte. Mächtige Felsblöcke, oft zu phantastischen Burgruinen aufgetürmt, bildeten das runde Eiland, dessen Durchmesser etwa 40 Meter betragen mochte. Ein nur noch undeutlich zu erkennender Pfad lief in vielen Windungen zwischen den zerklüfteten Gesteinmassen nach der Ostseite der Insel hin und endete hier vor einem niedrigen Tor, das in eine im übrigen vermauerte Felsspalte eingefügt war. Das Tor war verschlossen. Aber für einen einigermaßen gewandten Kletterer war es nicht schwer, bis zu der ersten Fensterreihe emporzuklettern. Während Paul Naumann mit Herrichs Hilfe sich gewaltsam Eingang in das kleine, unter Benutzung natürlicher Steinwände erbaute Kloster zu verschaffen suchte, das von außen einen recht bescheidenen Eindruck machte, wurde die nur durch das Rauschen des Satledsch unterbrochene Stille plötzlich durch neue Töne gestört, die aus dem Innern des Gebäudes hervordrangen und wie hellere und dumpfere Trommelschläge, ähnlich denen von Kesselpauken, klangen.
Der Knabe, der gerade eine der bleigefaßten, dicken Scheiben mit einem Stein eingeschlagen hatte, wobei er mit den Füßen auf Herrichs Schultern stand, glitt schnell wieder zum Erdboden herab.
„Haben Sie gehört, Herr Herrich?“ fragte er ganz erregt. „Das waren die Töne von Tempeltrommeln. Also ist das Kloster wieder bewohnt. – Was nun?“
Inzwischen waren die dröhnenden Paukenschläge bereits wieder verstummt. Während die beiden Landsleute noch flüsternd berieten, ob sie nicht doch zum Lager der Karawane zurückkehren und eine bessere Gelegenheit zur Flucht abwarten sollten, begann es in Strömen zu regnen. Es war ein eisigkalter Regen, vor dem die beiden sich tief in die Ecken des Tores drückten. So verging eine gute Viertelstunde. Dann war die dunkle Wolke vorübergezogen, und am Himmel tauchten unzählige Sterne auf, deren Licht sich in den angesammelten Wasserlachen vor dem Tempel glitzernd widerspiegelte.
Die Gefährten waren recht naß geworden und froren jämmerlich. Herrich wollte nun der ungemütlichen Lage um jeden Preis ein Ende machen und begann laut mit dem Gewehrkolben gegen das Holztor zu hämmern. In dem Gebäude war es seit dem kurzen Paukenkonzert völlig still geblieben. Auch jetzt meldete sich niemand. Inzwischen hatte der frühere Leutnant nun auch das Schloß des Einganges untersucht. Dieses war nicht besonders fest und von sehr einfacher Konstruktion. Nach einer Weile gelang es Herrich dann wirklich, mit dem Dolche den Eisenriegel zurückzuschieben. Der eine Flügel des niedrigen Tores ließ sich jetzt aufdrücken. Drinnen gähnte tiefe Dunkelheit. Aber Paul führte in den zahlreichen Taschen seines für einen Erwachsenen bestimmten Pelzes neben anderen Kleinigkeiten auch ein Luntenfeuerzeug bei sich, mit dessen Hilfe er bald einige von der Tür losgeschnittene Holzspäne in Brand setzte. Dieses Licht genügte, um eine Öllampe erkennen zu lassen, die an Ketten von der Decke dicht hinter dem Eingang herabhing. Sie war noch halb gefüllt, und als der Docht erst qualmend brannte, konnten die beiden Deutschen sich genauer in dieser Vorhalle umsehen, die gleichzeitig den eigentlichen Tempelraum des kleinen Klosters darstellte. Im Hintergrunde befand sich eine Art Altar mit buntbemalten Götzenbildern darauf, der mit grobgewebten Decken in schreiend bunten Farben behangen war. Daneben standen eiserne Weihrauchbecken und vier flache, an Gestellen hängende Trommeln von verschiedener Größe. In einer Ecke wieder war ein großer Gebetzylinder aufgestellt, vor dem noch ein Holzschemel stand, der dem die Trommel drehenden Lama (Mönch, Priester) als Sitz gedient hatte. Weiter fanden sich noch ein paar kleine Öllampen einfachster Art vor, ebenso Becken zur Aufnahme von getrocknetem Yakdung, dem Hauptheizmittel Tibets.
Rechts und links von dieser Halle lagen je zwei Mönchszellen, in denen noch allerlei bescheidener Hausrat zu bemerken war. Hinter dem Altar aber lief eine schmale Holztreppe in die oberen Räume hinauf, die aus vier weiteren Zellen, einer Küche und einer Vorratskammer bestanden. Weitere Gelasse gab es hier nicht.
Das Gebäude war leer, keine lebende Seele darin. Und doch hatte jemand die Trommeln zum Tönen gebracht. Und dieser jemand mußte ein Mensch gewesen sein. – Wo war er geblieben?! Wie hatte er das kleine Kloster verlassen können, das doch nur den einen Eingang hatte?!
Nochmals durchsuchten die beiden Deutschen alle Räume auf das genaueste. Jetzt erst stellten sie fest, daß im Oberstock, wo allein sich nach vorn hinausgehende Fenster befanden, eines der Fenster nur zugedrückt war. Der plumpe Holzriegel war beiseite geschoben.
Bei dieser Entdeckung machte Herrich ein sehr nachdenkliches Gesicht.
„Der Mensch, der die Trommeln gerührt hat, ist ohne Frage auf diesem Wege entwichen“, sagte er ernst. „Befindet sich nun irgend wo in der Nähe ein Dorf oder ein Lager von Tibetern, so haben wir die Bande in kurzem hier. Das sind also wenig angenehme Aussichten. Ich denke, wir kehren am besten diesem Hause den Rücken und suchen uns einen anderen Schlupfwinkel. Was meinst Du dazu, kleiner Freund?“
Die Antwort erteilte der Himmel mit einem dröhnenden Donnerschlage, der das kleine Kloster erzittern machte.
Draußen goß es wieder in Strömen. Und die dunkle Nacht durchzuckte nur zu häufig das fahle Leuchten eines Blitzes, der knatternd am Firmament entlangfuhr.
Jetzt sich ins Freie hinauszuwagen, erschien gänzlich ausgeschlossen. Eine stumpfe Gleichgültigkeit überkam da die beiden Flüchtlinge.
„Mag werden, was will! Wir bleiben!“ entschied Herrich kurz entschlossen. Und bereits eine Viertelstunde später hatten sie es sich in einer der Mönchszellen unten bequem gemacht, Becken mit Yakdung aufgestellt und auch einige schon recht schadhafte Schaffelle aus dem Vorratsraum als Lagerstätten ausgebreitet.
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Der Lamaismus, die Religion der Tibeter und vieler anderen nördlicher beheimateten Volksstämme des riesigen asiatischen Kontinents, ist nichts als eine Abart des Buddhismus, der auf der Erde gegen 180 Millionen Anhänger hat. Während dieser aber mit den gröbsten heidnischen Gebräuchen längst aufgeräumt hat, finden wir bei den Lamaisten sowohl noch wilde Teufelstänze in allerhand grotesken Masken, als auch blutige Tieropfer, daneben das bis zur ungesundesten Übertreibung ausgebildete Mönchs- und Nonnenwesen, ferner die Einrichtung, daß die weltliche und geistliche Macht in Tibet zwischen dem Dalai-Lama und dem Taschi-Lama, den beiden obersten Priestern, geteilt ist. Ersterer hat seine Residenz in Lhasa, letzterer in dem Riesenkloster Taschi-lhunpo bei Schigatse, wo es allein im Jahre 1906 3800 Mönche gab.
Man darf nun jedoch keineswegs annehmen, daß infolge der rauhen Natur Tibets auch der Lamaismus nur grobäußerliche Zeremonien kennt. Was Tibet an feineren Kunstschätzen besitzt, ist vielmehr aus den Klöstern hervorgegangen. Ihnen verdankt das Land die Entwicklung der Kunstgewerbe, des Sinnes für farbenprächtige Gewebe, phantastische Bauten und auch jene Politik, die einzig und allein darauf abzielt, die Europäer von diesem geheimnisvollen, unzugänglichen Reiche fernzuhalten. Freilich – diese Anfänge einer verfeinerten Kultur beschränken sich lediglich auf einige größere Ortschaften in den wenigen wirklich fruchtbaren Tälern. Die Hauptmasse des Volkes lebt in den denkbar einfachsten Verhältnissen als Nomaden, wie es schon vor Hunderten von Jahren der Fall gewesen ist.
Die Öllampe brannte noch. In dem engen Raum herrschte eine stickige, schlechte Luft, die sich Herrich schwer auf die Brust legte. Außerdem fühlte er jetzt erst so recht, wie ausgehungert er war. Und dabei war vorläufig kaum daran zu denken, sich durch die Jagd Fleisch zu verschaffen. Erst mußte Kung-Li’s Karawane die Gegend verlassen haben. – Dann fielen dem Deutschen alle Einzelheiten der Vorgänge des verflossenen Abends ein. Er wunderte sich, daß niemand erschienen war, um die fremden Eindringlinge aus dem kleinen Kloster Schinglapa zu verjagen oder gefangenzunehmen. Eigentlich hatte er mit einer solchen Störung ihrer Nachtruhe bestimmt gerechnet. War es doch ausgeschlossen, daß ein einzelner Mönch hier ganz weit ab von jeder Niederlassung gehaust haben sollte. Und mithin wäre es dem Manne, der die Tempeltrommeln geschlagen hatte, doch ein leichtes gewesen, Hilfe herbeizuholen …! – Wie reimte sich dies alles nun zusammen?! Warum waren er und sein kleiner Landsmann unbelästigt geblieben …?! – Plötzlich dachte er an das, was Paul ihm von den Geistern des Klosters erzählt hatte. – Herrich lächelte jetzt belustigt trotz des knurrenden Magens. – Geister …!! Damit konnte man wohl abergläubische Tibeter schrecken, aber nicht ihn, der auf seinen Reisen sich das Fürchten längst abgewöhnt hatte, mochte geschehen, was da wollte.
Jetzt wurde auch Paul Naumann mit einem Male munter. Flüsternd besprachen die beiden ihre Lage. Auch den Knaben quälte der Hunger.
„Wenn wir auf das Südufer des Satledsch hinübergehen und dort einen Yak finden, können wir ihn ruhig schießen“, meinte er. „Kung-Li wird uns nur auf dem Nordufer suchen lassen. – Ich denke, wir brechen sofort auf und …
Die Köpfe der beiden Landsleute schnellten gleichzeitig hoch. Plötzlich drang in ihre Zelle wieder laut und vernehmlich das Dröhnen der Tempeltrommeln hinein, dauerte etwa eine halbe Minute und schwieg wieder.
Herrich und Paul schauten sich mit ernsten Gesichtern an. Atemlos lauschten sie. Aber eine halbe Stunde verstrich, und nichts ereignete sich weiter.
„Mag meinetwegen eine ganze Schar Tibeter draußen lauern!“ sagte der frühere Offizier jetzt mit entschlossener Miene. „Hier halte ich’s nicht länger aus. Vorwärts – entfernen wir die Stützen und öffnen wir die Tür!“
Gleich darauf flog diese auf. Die Vorhalle war leer, und durch die Eingangspforte, deren einer Flügel wie am Abend vorher eine Handbreit offen stand, flutete das helle Tageslicht herein.
Nichts hatte sich in dem kleinen Tempel geändert – nichts. Keine lebende Seele befand sich darin. Und auch die Insel war unbesetzt. Gerade hier zwischen den zerklüfteten Felsmassen hatte Herrich einen Hinterhalt vermutet und daher das kleine Eiland sehr vorsichtig abgesucht. Auch die Flußufer lagen einsam in ihrer wildromantischen Düsterheit da. Nur auf dem Südufer auf einer kleinen, fernen Hochfläche weideten eine Anzahl wilder Yaks, deren Gestalten sich von dem weißen Schnee deutlich abhoben.
Nach kurzer Beratung entschieden sich die Gefährten dahin, sofort zu versuchen, eines der mächtigen Tiere zu erlegen. Herrich war ein erfahrener Jäger, und schon eine Stunde später hatte er einen weit abseits von den anderen das kurze Gras an schneefreien Stellen abrupfenden Yak durch einen wohlgezielten Schuß niedergestreckt. Was man von dem brauchbaren Fleische nicht gleich mitnehmen konnte, wurde der Wölfe wegen in eine Felsspalte getan und mit Steinen zugedeckt.
Auch der Rückweg nach dem Kloster wurde mit aller Vorsicht angetreten, um nicht etwa Leuten der Karawane, die vielleicht nach den Verschwundenen suchen sollten, in die Arme zu laufen. Wie weise dieses stete Deckungnehmen und Umherspähen gewesen war, sollte sich kurz vor der Insel zeigen. Paul war es, der drüben am anderen Ufer mit einem Male drei Männer bemerkte, die gemächlich dahinschritten, häufig stehen blieben und offenbar nach den beiden Flüchtlingen Ausschau hielten. An dem Eiland gingen sie achtlos vorüber und verschwanden bald nach Westen zu. In einem dieser Leute hatten die Gefährten mit Sicherheit den Karawanenanführer Schukkur Ali erkannt.
Herrich war gespannt, ob vielleicht während ihrer Abwesenheit der geheimnisvolle Besucher des Klosters sich wieder eingefunden hätte. Doch auch jetzt war das Gebäude still und leer wie bei ihrem Aufbruche zur Jagd.
Die Gefährten kamen überein, nunmehr die oberen Räumlichkeiten zu beziehen, in denen man sich, sobald man die Treppe absperrte, leidlich sicher fühlen konnte. Während der Knabe dann schnell in der Küche, wo noch eine Anzahl wertlosen Tongeschirrs umherstand, auf dem Herde Streifen von Yakfleisch röstete, bemühte sich Herrich um die Verbarrikadierung des Treppenzugangs. Hierbei kam ihm der Gedanke, die nur leicht gebaute Treppe überhaupt zu entfernen. Über dem Altar hingen nun eine Menge alter tibetischer Waffen, darunter auch kurze Hauschwerter mit sehr breiter Klinge, diese ließen sich als Beile ganz gut verwenden. Und noch vor der Mittagstunde war dann die Holztreppe wirklich verschwunden und größtenteils, in ihre einzelnen Bretter zerlegt, als Brennholz in den Vorratsraum geschafft. Inzwischen hatten die beiden Deutschen eine kräftige Mahlzeit zu sich genommen und sahen nun den kommenden Ereignissen bereits mit weit mehr Vertrauen entgegen. Nur eins beunruhigte sie noch: die Frage, wer der bis jetzt unsichtbar gebliebene Trommelschläger gewesen war und ob man von ihm nicht doch noch feindselige Handlungen zu erwarten habe.
Herrich bewies auch in diesem Punkte eine beneidenswerte Gemütsruhe. „Warten wir ab, was kommen wird“, meinte er zu seinem kleinen Gefährten. „Wir sind ja nicht unbewaffnet, und es müßten schon ein reichliches Dutzend Tibeter sein, die uns überwältigen wollten.“
Das Wetter war heute klar, wenn auch recht stürmisch. Die beiden Deutschen brauchten daher einen längeren Ausflug nicht zu scheuen. Dieser war nötig, um festzustellen, was die Karawane trieb, die sich diesen günstigen Marschtag zur Fortsetzung der Reise wohl kaum hätte entgehen lassen, wenn nicht eben die beiden Leute abhanden gekommen wären. – Dies überlegte sich Herrich mit Recht, und deshalb wollte er sich Gewißheit verschaffen, ob Kung-Li die Suche nach ihnen noch weiter ausdehnte oder bereits aufgebrochen war.
Dieser Kundschaftergang, bei dem man sehr vorsichtig zu Werke gehen mußte, nahm volle drei Stunden in Anspruch, hatte dafür aber auch vollen Erfolg. Der Lagerplatz war leer, und allerlei Spuren verrieten, daß die Karawane am Nordufer des Satledsch weiter nach Westen gezogen war.
Mittlerweile hatte Paul Naumann seinem älteren Landsmanne auch von einem kleinen Diebstahl berichtet, den er auf dem vorigen Lagerplatz in ihrer beider Interesse und in Voraussicht der kommenden Ereignisse verübt hatte. Nachdem er nämlich gemerkt hatte, was der habgierige Kung-Li im Schilde führte, war von ihm heimlich eine Kiste Reis und ein Sack Mehl beiseite geschafft worden. Das Verschwinden dieser Gegenstände wußte er dadurch zu verheimlichen, daß er eine leergewordene Kiste mit Gras und Steinen füllte, während er einen leeren Sack wieder mit Gras und Sand vollstopfte. Diese so vorbereiteten Traglasten lud er dann beim Aufbruch eigenhändig einem der Packpferde auf und befreite das Tier auch nachher bei der Ankunft in dem letzten Lager ebenfalls allein von seiner Bürde, so daß der Betrug nicht sofort bemerkt werden konnte. Ob man den Diebstahl jetzt festgestellt hatte, blieb ungewiß, aber auch gleichgültig.
Herrich konnte diese kluge Vorsorge des Knaben nur loben. – „Du brauchst Dir wegen dieser Unredlichkeit keine Vorwürfe zu machen, mein Junge“, sagte er herzlich, als Paul äußerte, daß er sein Gewissen durch diese unerlaubte Nahrungsmittelbeschaffung doch etwas belastet fühle. „Dem schuftigen Kung-Li gegenüber schadet diese zwangsweise Entleihung wahrhaftig nichts. Der Selbsterhaltungstrieb entschuldigt viel.“ –
Für heute war es bereits zu spät geworden, um die Reiskiste und den Sack noch zu holen. Die Gefährten wollten dies daher gleich am nächsten Vormittag tun. Immerhin blieb ihnen aber jetzt noch soviel Zeit, daß sie die Reste des Fleisches des gestern erlegten Yaks nach dem Kloster bringen konnten.
Um an die betreffende Stelle zu gelangen, wo sie es verborgen hatten, machten sie einen größeren Umweg durch ein Seitental des Satledsch. Bisher hatten sie keine Spur einer menschlichen Ansiedlung gefunden. In diesem Tale aber, das sie nur besuchten, damit sie die Umgegend ihres Schlupfwinkels genauer kennen lernten, entdeckten sie jedoch eine ganze Menge alter Feuerstellen und Haufen von Yakdung, ferner auch zahlreiche Mani-Mauern, die von Gläubigen errichtet waren.
Mit diesen Mani-Mauern hat es seine besondere Bewandtnis. Man trifft sie nicht allein in Tibet an, nein, überall da, wo der Lamaismus die herrschende Religion ist, also bis hinauf zu den Wolga-Steppen und östlich tief in die endlose Mongolei hinein. Sie bestehen aus kunstlos übereinander gehäuften Steinen, auf die größere Steinplatten gelegt sind. Und in diese Steinplatten ist die geheimnisvolle Formel eingemeißelt, die im religiösen Leben der Anhänger des Lamaismus eine weit größere Rolle spielt, als das Ave Maria und das Vaterunser in der christlichen Religion. Sie lautet: „Om mani padme hum“ – „Kleinod in der Lotosblume, Amen!“
Sven Hedin sagt: „Diese vier Worte gehören zu Tibet, sind eins mit Tibet, sind ebenso eng mit diesem Lande verknüpft wie das Summen mit dem Bienenstock … Keine wichtigere Verrichtung nimmt der Tibeter vor, ohne dabei das Om mani padme hum“ zu murmeln. Wohin man sich in Tibet wendet, sieht man diese heiligen Schriftzeichen eingegraben oder ausgemeißelt. In jedem Tempel, jedem Kloster finden wir sie zu Hunderttausenden, ja, zu Millionen, denn in den großen Gebetmühlen und auf den Gebetzylindern sind sie mit feiner Schrift auf dünnes Papier gedruckt. Wo man sie farbig herstellen kann, gibt man dem Om das göttliche Weiß, dem Ma das Blau der Geister, dem Ni das menschliche Gelb, dem Pad das tierische Grün, dem Me das dämonische Rot und dem Hum das höllische Schwarz.“ –
Aber nicht nur vielen Mani-Mauern begegneten die beiden Deutschen in diesem Seitentale, sondern auch verschiedenen „Tschorten“, würfelförmigen Steinhaufen, in deren Mitte eine Stange steckt, an der Wimpel mit der geheimnisvollen Formel darauf flattern.
Gerade wollten die Gefährten nach Osten zu eine Hochebene erklettern, als der Knabe eine einem riesigen Maulwurfshügel ähnliche Steinhütte erblickte, die mitten auf einer Ausbuchtung des Tales sich erhob. Oben auf diesem kunstlosen Bauwerk steckten gut ein Dutzend Wimpelstangen. Die Hütte hatte nur eine einzige, schmale, schießschartenähnliche Öffnung neben der niedrigen, zugemauerten Tür. Unter der durch einen mächtigen Felsblock gebildeten Türschwelle sprudelte eine heiße Quelle hervor, deren Wasser in der kalten Luft feine Dampfwolken entstiegen.
Herrich betrachtete sich kopfschüttelnd den seltsamen Bau und blickte seinen jungen Landsmann dann fragend an. Der kannte Tibet ja genauer und würde wohl wissen, was dieser Steinhaufen zu bedeuten habe.
Und Paul Naumann konnte tatsächlich Auskunft geben.
„Es ist die Wohnung eines eingemauerten Mönches, der sich freiwillig für den Rest seines Lebens in dieses dunkle Gefängnis zurückgezogen hat“, flüsterte er, indem er Herrich außer Sichtweite des einzigen Fensters dieses halben Grabes zog. Dann wies er mit der Hand auf die Schießscharte und fuhr fort: „Sehen Sie – dort in dem Loche stehen noch zwei leere Schalen. In diesen wird den Eingemauerten von dem nächsten Kloster oder der nächsten Ansiedlung zumeist alle vier Tage das Notwendigste an Nahrungsmitteln hingestellt. Derartige Einsiedler erblicken nie wieder das Licht des Tages, sind zu ewigem Schweigen verpflichtet und werden nach ihrem Tode als Heilige verehrt. Diese Hütte hier ist offenbar noch bewohnt. Gut, daß wir sie entdeckt haben. Wissen wir jetzt doch, daß nicht weit von hier ein Dorf, ein anderes Kloster oder eine kleine Niederlassung sich befinden muß.“ –
Sven Hedin erwähnt in seinem Werke „Transhimalaja“ mehrere solcher eingemauerten Mönche, über die er Genaueres feststellen konnte. Einer davon hatte zwölf Jahre in einem solchen Steinsarge als lebender Leichnam zugebracht, ein anderer vierzig und ein dritter sogar neunundsechzig Jahre. Letzterer war bereits mit siebzehn Jahren unter den vorgeschriebenen Feierlichkeiten eingemauert worden.
„Ein merkwürdiges Land!“ meinte Herrich. Er wollte offenbar noch mehr hinzufügen, bückte sich nun aber plötzlich und ging schnell unter der Fensteröffnung weg auf die Türschwelle zu, kniete nieder und betrachtete sehr genau den Felsblock, der die Schwelle bildete. Als er wieder zu Paul Naumann zurückkehrte, lag ein deutliches ironisches Lächeln um seine Mundwinkel.
„Der Mönch da drinnen ist ein Betrüger“, sagte er leise. „Er hält sein Gelübde, nie wieder sein selbstgewähltes Gefängnis zu verlassen, nicht, wie ich soeben einwandfrei festgestellt habe. Der Mann hat sich einen Ausweg in die Freiheit geschaffen, von dem niemand etwas ahnt, jedenfalls keiner der brauen Tibeter, die den zukünftigen Heiligen mit Speise versehen. An der unteren Kante der Schwelle, also dicht über der darunterweg fließenden Quelle, sind eine Menge blauer Wollreste haften geblieben, – ein Beweis, daß der Eingemauerte recht oft, bekleidet mit seiner blauen Kutte, in dem in den Felsen ausgewaschenen Bett der Quelle hinaus ins Freie kriecht, wobei er nur nicht beachtet hat, daß er mit dem Rücken jedes Mal an der unteren Kante der Steinplatte entlangscheuert. Ich möchte wetten, daß dieser Betrüger Mittel und Wege gefunden hat, die Quelle abzuleiten, sobald er diesen Ausgang benutzen will.“
Der Knabe sah ein, daß die Ausführungen Herrichs ohne Zweifel das Richtige trafen.
Länger an diesem Orte zu verweilen, wo jeden Augenblick ein paar Landesbewohner auftauchen konnten, um dem Mönch Essen zuzutragen, erschien jedoch nicht ratsam. Anderseits erklärte Herrich, daß es ihre Sicherheit erfordere herauszubekommen, wo die nächsten Tibeter hier in der Gegend hausten, von denen der Eingemauerte seine Lebensmittel erhielt. Deshalb verfolgten die beiden Gefährten nun auch unter allen möglichen Vorsichtsmaßregeln das Tal noch weiter aufwärts, bis eine kleine Herde weidender zahmer Yaks und Schafe ihnen anzeigte, daß eine Ansiedlung vor ihnen liege. Diese bestand, wie sie dann durch Anschleichen feststellten, aus vier Lederzelten, die an einer tiefen, recht geschützten Stelle aufgeschlagen waren. Einige Leute bewegten sich vor den Zelten, auch zottige Hunde trieben sich in der Nähe umher. – Paul meinte, es müßten sehr arme Tibeter sein, die hier wohnten. Dann wies er auf einen Haufen grauer Steine, die neben den Zelten aufgeschichtet waren.
„Ah – die Leute sammeln Steinsalz ein, für Tibet ein sehr wichtiger Handelsartikel. – Ich glaube kaum, daß wir von ihnen etwas zu fürchten haben. Sie werden, abergläubisch wie sie sind, unser Kloster ängstlich meiden.“
– – – – – – – –
Am nächsten Tage gab es für die beiden Deutschen reichlich Arbeit. Zunächst begaben sie sich nach dem vorletzten Lagerplatz und trugen die Reiskiste und den Sack Mehl nach dem Kloster. Das kostete manchen Tropfen Schweiß. Erst mittags waren sie, müde und hungrig, wieder daheim, obwohl sie sich nach Möglichkeit beeilt hatten. Insofern aber hatte sich dieser Ausflug, abgesehen von den so gewonnenen Nahrungsmitteln, doch verlohnt, als sie an einer Stelle eine tiefe Grube fanden, die noch Reste von Steinsalz aufwies. Hier hatten arbeitsame Tibeter das Salz ausgegraben und dann mit Hilfe von Schafen – diese werden in Tibet sehr häufig ihrer Billigkeit wegen als Lasttiere benutzt – nach bewohnten Gegenden geschafft. – Von dem noch vorhandenen Steinsalz wurden alle größeren Stücke eingesammelt und mitgenommen. Herrich freute sich über diesen Fund sehr. Ungesalzenes Fleisch war ihm zuwider, und jetzt, als sie kaum im Kloster angelangt waren, setzte er sofort ein tüchtiges Stück Yakfleisch und Wasser aufs Feuer, um eine kräftige Suppe zu kochen. Während diese langsam weiterbrodelte, suchten die beiden Landsleute in der Nähe am Ufer nach trockenem Yakdung und schafften sich davon im Laufe des Nachmittags einen recht großen Vorrat an, eine Arbeit, die sie auch in den folgenden Tagen beschäftigte. Erst gegen Abend holten sie den Rest des erlegten Yaks, von dem Herrich so viel, als in die entbehrlichen Gefäße hineinging, einpökelte.
Daß sie so ängstlich darauf bedacht waren, sich nicht nur genügend Brennmaterial, sondern auch einen Vorrat von Lebensmitteln zu sichern, hatte seine guten Gründe. Paul Naumann wußte, daß der Winter in den Tälern Tibets ganz plötzlich einsetzt und daß in einer Nacht alles ringsum unter einer tiefen Schneedecke begraben sein konnte. Daher waren sie auch keine Minute müßig und nutzten die jetzt noch leidlich günstige Witterung nach Kräften zur Vergrößerung ihrer Bestände aus. So gelang es ihnen, wieder einen noch jungen Yak am vierten Tage ihrer Anwesenheit in dem Kloster zu erlegen, dessen beste Stücke mit Salz eingerieben und in dünnen Streifen über dem Feuer gedörrt wurden.
Von dem unheimlichen Gast hatten sie inzwischen nichts mehr bemerkt und ihn bereits fast völlig vergessen.
Ihre Zelle in dem Oberstock war jetzt recht behaglich eingerichtet. Herrich hatte sich nicht gescheut, die Decken des Altars der Vorhalle zum Belegen des kalten Steinbodens zu benutzen und überhaupt manch’ religiöses Gerät recht irdischen Zwecken zuzuführen.
Am 16. September abends saßen die Gefährten in ihrem kleinen Wohnraum bei der Mahlzeit, die aus einer dünnen Reissuppe und am Spieße gebratenem Yakfleisch bestand. In drei eisernen Becken brannte, Wärme und Licht, aber auch wenig liebliche Düfte spendend, trockener Yakdung. Draußen umheulte ein heftiger Weststurm das alte Gebäude, das nach Herrichs Ansicht vor mindestens vierhundert Jahren entstanden sein mußte. Die Stöße des orkanartigen Sturmes jagten von den riesigen Uferbergen ganze Sandwolken herab, die wie Regenschauer auf das mit Kupfer gedeckte Dach aufprasselten.
Am Nachmittag hatten die unfreiwilligen Einsiedler in der Nähe des Klosters ein Rudel Wölfe beobachtet, die einen Wildesel verfolgten, aber nicht erreichen konnten, da das im Klettern äußerst gewandte Tier sich den Bestien durch Erklimmen eines schroffen Felsgrates zu entziehen wußte. – Herrich hatte, an dieses Erlebnis anknüpfend, dem sie nur als Zuschauer beigewohnt hatten, soeben einen Plan entwickelt, wie man sich eine Jagdhütte zum Abschießen einiger Wölfe errichten könne, die durch die bisher gut verwahrt gehaltenen, als Nahrung nicht verwendbaren Reste der beiden erlegten Yaks angelockt werden sollten. Er wollte die Felle gerben und zu warmen Anzügen verarbeiten, da ihre jetzigen Kleider sich in einem recht fragwürdigen Zustand befanden, nachdem sie, um daraus kleine, sehr unangenehme Mitbewohner zu entfernen, des öfteren gehörig ausgeräuchert worden waren.
Paul war ganz begeistert von diesem Gedanken. Das Gespräch wurde aber auf eine recht unliebsame Art unterbrochen.
Ganz plötzlich drang aus der Vorhalle ein gellender, gräßlicher Schrei herauf, der in einem wilden Gelächter endete.
Herrich und der Knabe schnellten förmlich von ihren niedrigen Schemeln hoch, und Paul war vor Schreck ganz blaß geworden. Ehe sie aber nur recht zur Besinnung kommen konnten, begann unten eine der Trommeln, die größte, dumpf zu dröhnen, um gleich darauf von den helleren Klängen der anderen abgelöst zu werden.
Nur etwa eine Minute dauerte dieses Konzert. Dann wurde es wieder still. Nur der Sturm umheulte noch das alte Kloster, und die Sandwolken fegten prasselnd über das Dach hin.
Herrich hatte sich schon wieder gefaßt.
„Der Spuk von Schinglapa meldet sich!“ meinte er gleichmütig und griff nach der Pistole, die neben der Büchse und den von dem Altar stammenden anderen Waffen an der Wand hing. „Ich werde diesem radausüchtigen Geiste aber sofort das Handwerk legen. Die Gespenster, die ich bisher in meinem Leben kennen gelernt habe, hatten sämtlich vor einer Pistolenkugel gehörigen Respekt. Und unser Freund hier wird darin wohl keine Ausnahme bilden.“
Schnell hatte er eine der Fackeln, die sie sich auf Vorrat aus Holz, Yakgras und Talg angefertigt hatten, angezündet, öffnete die Tür der Zelle und trat in den breiten Gang hinaus, der zwischen den Zellen nach den Fenstern hindurchlief.
Paul folgte ihm. Mit Hilfe eines der Treppenbalken, den sie durch das Loch in der Decke nach unten schoben, kletterte Herrich dann als erster in die Vorhalle hinab. Daß sie hier niemanden finden würden, wußte er im voraus. Dieser Abstieg in die unteren Räume sollte ihn auch nur davon überzeugen, ob die Eingangspforte, die jetzt stets gut verrammelt gehalten wurde, etwa geöffnet worden war. – Das war nicht der Fall. Nachdem sie noch alles sorglich nach einem lebenden Wesen abgesucht hatten, ohne das geringste Verdächtige zu entdecken, kehrten sie wieder in ihren Wohnraum zurück.
Hier legte Herrich sehr nachdenklich die Pistole beiseite, löschte die Fackel aus und setzte sich.
Der Knabe vermochte jetzt nicht länger zu schweigen.
„Mir läuft es noch eiskalt über den Rücken, wenn ich an den furchtbaren Schrei denke“, sagte er leise. „Kein Wunder, daß die Tibeter das Kloster meiden. Auch mir ist der Aufenthalt hier jetzt verleidet. Ich werde ständig horchen, ob nicht wieder dieser grausige Lärm einsetzt.“
„Na, na, mein Junge, – Du wirst Dich doch nicht vor derartigem Unfug fürchten, dessen Zweck so sonnenklar ist“, erwiderte Herrich sorglos auflachend. „Wollen wir wetten, daß ich spätestens morgen abend weiß, wer hier als Geist sich produziert? – Tatsache, kleiner Freund, – ich glaube wohlbegründete Aussicht zu haben, den Herrn Gespenstermann abzufassen. – Höre, weswegen:
Einen zweiten Eingang – abgesehen von den Fenstern hier oben, besitzt dieser Bau nicht. Davon haben wir uns überzeugt. Das Tor ist aber noch genau so versperrt wie an jenem Tage, als wir uns diese Mühe gemacht haben. Also muß der Geist notwendig während unserer Abwesenheit mit Hilfe desselben Lederriemens, den auch wir benutzen, durch das Fenster in das Kloster gelangt sein, sich hier verborgen gehalten und dann soeben die wenig schöne Abendmusik veranstaltet haben. Er befindet sich meines Erachtens auch noch jetzt im Innern des Gebäudes. Die Frage ist nur: wo? – Wir haben alles durchsucht, und nichts gefunden. Wo steckt er also? – Nun – ich möchte Dich darauf aufmerksam machen, daß der Altar im Hintergrund der Halle aus einer Art großen, verkleideten Holzkasten besteht, der vorn nur von bemalten Ledervorhängen verschlossen ist. Gewiß – auch in diesen Raum haben wir hineingeleuchtet, heute sogar sehr genau. Es ist dies ja auch nicht zum erstenmal geschehen. Bisher habe ich meine Sinne aber noch nie derart auf die Lösung des Rätsels dieses Spukes konzentriert gehabt wie an diesem Abend. Die Anspannung aller Geisteskraft hat vorhin einen recht beachtenswerten Erfolg gezeitigt. Das, was ich bis jetzt nur geahnt habe, weiß ich nun bestimmt: das Kloster besitzt Kellerräume, und der Eingang zu diesen liegt unter dem Altar und besteht in einer der Steinplatten des Fußbodens, die beweglich sein muß. Hättest Du, mein Junge, heute ebenso scharf wie ich unter den Altar geblickt, so würde Dir wohl kaum entgangen sein, daß tatsächlich eine der großen Platten sich dadurch von den anderen abhebt, daß die Zwischenräume, die Fugen, zwischen ihr und den benachbarten auffallend breit und – die Hauptsache! – frei von dem Bindemittel sind, mit dem die übrigen einst verschmiert wurden. Kurz und gut: der Geist befindet sich im Keller von Schinglapa, und ich werde diese Nacht wachen, um ihn beim Verlassen seines Verstecks abzufassen.“
Paul Naumann mußte zugeben, daß diese Annahme Herrichs sehr viel für sich hatte. Davon wollte er jedoch nichts wissen, daß Herrich allein munter bleiben sollte. Er bat so lange, bis der frühere Offizier ihm gestattete, diese Gespensterjagd mitzumachen.
Nachdem sie sich noch wie sonst oben in ihren Räumen eine Weile hin und her bewegt hatten, schlichen sie lautlos bis an das Loch in der Decke und kletterten behutsam beim Lichte eines nur glimmenden Holzspanes in die Vorhalle hinab, wo sie sich dann in ihren Pelzen dicht vor dem Ledervorhang des Altarkastens niedersetzten.
So recht wollte Paul an einen Erfolg dieser Nachtwache noch immer nicht glauben, da er sich nicht erklären konnte, wie der Unbekannte, der hier den Geist spielte, sich vorgenommen hatte, ohne den Treppenbalken, der doch für gewöhnlich oben in dem Gange, zwischen den Zellen lag, durch die Deckenöffnung und das Fenster wieder ins Freie zu gelangen. Auch Herrich hatte auf diesen Einwand nichts erwidern können, jedoch erklärt, der Herr Geist würde sich die Sache fraglos gut zurechtgelegt haben, bevor er in den Keller hinabstieg, um später sein Konzert als Schreckmittel für die neuen Bewohner von Schinglapa beginnen zu können.
Eine Viertelstunde nach der anderen verging. Nichts rührte sich. Dann aber vernahmen die beiden Deutschen gleichzeitig dumpfe Töne, die aus den Tiefen der Erde hervorzudringen schienen. Sie klangen wie Schläge mit einem harten Instrument, hörten jedoch sehr bald wieder auf.
Herrich beugte sich ganz dicht zu dem Knaben hin.
„Unser Gespenst scheint zum Zeitvertreib Holz zu spalten!“ flüsterte er. „Na, – jedenfalls ist jetzt erwiesen, daß ich recht habe. Der Kerl steckt im Keller. Und erscheint er nicht bald, so steige ich ihm aufs Dach, – eine Redensart, die so, wie die Sache hier liegt, allerdings nicht ganz angebracht ist. Ich müßte besser sagen: Ich steige ihm in den Keller!“
Wieder schlichen die Minuten hin. Erst gegen Mitternacht kam hinter dem Ledervorhang ein leises Geräusch, ein Knistern und Scharren, hervor. Dann vernahmen die beiden Gefährten auch die keuchenden Atemzüge eines Menschen, der unter großer körperlicher Anstrengung irgend eine Arbeit verrichtet. Welche dies war, wußte Herrich nur zu gut. Der Fremde suchte die schwere Steinplatte möglichst geräuschlos wieder einzufügen.
Herrich kniete jetzt auf dem Boden und hielt sich sprungbereit. Die Entscheidung nahte.
Unter dem unteren Rande des Ledervorhangs erschien ein rötlicher Lichtschein. Aber Minuten verstrichen noch, ehe der Unbekannte sich ganz aus seinem Versteck hervorwagte.
Nun wurde der Vorhang gelüftet und dadurch der Lichtschein breiter und breiter. Eine Hand tauchte auf, die eine kleine Laterne hielt. Und jetzt kroch ein Mensch langsam unter dem Altar hervor.
Diesen Moment benutzte Herrich. Mit einem Satz warf er sich auf den Fremden, drückte den völlig Überrumpelten auf den Boden und hielt ihm die Pistolenmündung an die Schläfe. In der Aufregung vergaß er sich und rief dem Manne auf Deutsch zu:
„Keinen Widerstand – oder ich schieße!“
Dem auf diese Weise wehrlos Gemachten war die Laterne entfallen, die der Knabe jedoch schnell wieder aufgehoben hatte, bevor sie erlosch.
Auf Herrichs Drohung hin lag der Fremde ein paar Sekunden ganz regungslos da.
Dann aber fuhr sein Kopf mit einem Ruck empor. Er öffnete die Lippen … Und was er nun, heiser vor innerer Erregung ausstieß, wirkte auf die beiden Gefährten im ersten Augenblick geradezu lähmend.
Deutsche Worte hörten sie – wahrhaftig – deutsche Worte …!!
„Wie – Landsleute seid Ihr beiden?! Na – die Sach’ ist gut, ist besser, am allerbesten, so wahr ich Emil Klimke heiße und mit Spreewasser getauft bin!“
– – – – – – – –
Herrich gab den Gefangenen frei, trat einen Schritt zurück und fragte staunend:
„Mann, Sie sind doch nicht etwa Berliner?“
Klimke sprang schnell auf die Füße, lachte vergnügt und erwiderte:
„Berliner? Und ob!! Waschechter sogar! Zur Zeit mime ich allerdings hier in diesem schönen Lande ’ne andere Rolle: ich spiele den eingemauerten Mönch da drüben im Seitentale des Satledsch.“
Kein Wunder, daß diese Eröffnung beinahe noch stärker auf Herrich und den Knaben wirkte als die Entdeckung eines Landsmannes hier in der tibetischen Wildnis, kein Wunder, daß jetzt Fragen und Antworten in buntem Durcheinander hin und her flogen und doch keine Klarheit schafften, bis Klimke kurz erklärte:
„Kommen Sie lieber nach oben in Ihre Zelle! Dort erzähle ich Ihnen alles hübsch verständlich im Zusammenhange.“
Emil Klimke war ein kleiner, untersetzter, sehr kräftiger Mann von etwa dreißig Jahren. Bekleidet mit einer dicken, vielfach zerrissenen blauen Mönchskutte, unter der er einen langen Schafpelz trug, machte er mit seinem verwilderten Bart und dem von einer Schmutzkruste bedeckten Gesicht einen recht wenig vertrauenerweckenden Eindruck. Aber seine offenen Gesichtszüge, seine vergnügten hellen Augen und etwas Freies, Ungezwungenes in seinem ganzen Auftreten deuteten anderseits wieder darauf hin, daß er einen ehrlichen Charakter besaß.
Seine Geschichte, die er mit viel Witz vortrug, war so abenteuerlich wie nur möglich. Daß sie in alle Punkten den Tatsachen entsprach, bewies schon sein späteres Dasein als eingemauerter Mönch.
Von Beruf Mechaniker, hielt er sich seit Jahren in Indien, Siam und China auf, hatte viel verdient, ohne jedoch mit seinen bisherigen Ersparnissen je zufrieden zu sein. Im Frühjahr 1914 hatte er in Simla einen aus Tibet verbannten Lama namens Amitabha kennen gelernt, der früher zu den Vertrauten des Dalai-Lama gehört hatte. Der Tibeter, dem er bei einem Brande in Simla das Leben rettete, vertraute ihm aus Dankbarkeit ein sehr wertvolles Geheimnis an, das einen gewissen politischen Hintergrund hatte.
Der Dalai-Lama als weltliches Oberhaupt Tibets war nämlich im Jahre 1904 mit der englisch-indischen Regierung aus nichtigen Ursachen in einen Streit geraten. Pochend auf die Unzulänglichkeit des Landes, gab er in keinem Punkte nach, bis dem Vicekönig von Indien, Lord Curzon, die Geduld riß und englische Truppen durch die Himalajapässe in Tibet einrückten. Das schlecht bewaffnete Heer des Dalai-Lama, in keiner Weise einer modern ausgerüsteten Armee gewachsen, wurde in zwei Gefechten zu Tausenden geopfert, die Engländer rückten in Lhasa ein, und der Dalai-Lama mußte nach der Mongolei fliehen. Vorher schon, eben als er sah, daß die Dinge eine für ihn bedrohliche Wendung nahmen, hatte er nun durch fünf Leute seines Hofstaates heimlich die Kostbarkeiten seines Privatbesitzes nach dem Kloster Schinglapa schaffen lassen, wo damals nur noch drei alte Mönche hausten, die ewiges Schweigen über die in ihrem Kloster versteckten Schätze geloben mußten. Die anderen vier Vertrauten des Dalai-Lama kamen dann auf dem Rückwege nach Lhasa durch eine Steinlawine um. Nur der spätere Freund Klimkes rettete sein Leben, wurde aber schwer verwundet. Sechs Jahre darauf – inzwischen hatten die Engländer, dem Druck Rußlands und Chinas nachgebend, Tibet längst wieder geräumt, während der Dalai-Lama in der Mongolei verschollen war – brach Amitabha eines der zahlreichen Priestergelübde und wurde deshalb des Landes für immer verwiesen. Er hatte nun, nachdem er Klimke kennen gelernt hatte, diesem den Vorschlag gemacht, die wertvollsten Stücke des Schatzes von Schinglapa, der jetzt herrenlos war, als Chinese verkleidet zu holen und nachher mit ihm zu teilen. Klimke war nicht abgeneigt, als reicher Mann nach Deutschland zurückzukehren, opferte alle seine Ersparnisse und bereitete die Ausführung des Planes auf das sorgfältigste vor, schloß sich als chinesischer Händler einer nach Schigatse gehenden Karawane an, die den Weg durch das Satledsch-Tal nehmen wollte, trennte sich heimlich von der Karawane in der Nähe von Schinglapa, wurde aber von Tibetern gleich darauf entdeckt, hart verfolgt und kroch schließlich, nur um sein Leben zu retten, in seiner Todesangst in die Steinhütte des eingemauerten Mönches hinein, indem er sich im Bette der Quelle unter der Steinplatte durchzwängte. Daß diese Hütte bewohnt war und welchen Zwecken sie diente, ahnte er nicht. Er hatte jedoch immerhin so viel von den eingemauerten Mönchen Tibets gehört, daß er, als er den Bewohner seines jetzigen Schlupfwinkels in den letzten Zügen liegend vorfand, beschloß, fernerhin den zukünftigen Heiligen zu spielen. Der Mönch starb wenige Stunden später. Klimke schaffte nachts den Leichnam, nachdem er die Quelle in eine tiefe Felsspalte des Bodens abgeleitet hatte, hinaus, vergrub ihn und begann nun sein aufregendes Dasein als Nachfolger des Toten. – Diese letzten Ereignisse hatten sich wenige Tage vor dem Erscheinen der Karawane Kung-Li’s im Satledsch-Tale abgespielt. Damals, als Herrich und Paul durch das Fenster zum ersten Male in das Kloster einzudringen suchten, hatte Klimke sich kurz vorher auf demselben Wege Zutritt zu dem verschlossenen alten Gebäude verschafft. In der Annahme, daß tibetische Räuber (von diesen Wegelagerern gibt es im Verbotenen Lande übergenug, wie auch Sven Hedin feststellen konnte) das verlassene Kloster plündern wollten, hatte der Berliner die Tempeltrommeln geschlagen und dann auch später versucht, die für ihn und seine Zwecke sehr unbequemen neuen Bewohner von Schinglapa derart in Angst und Schrecken zu versetzen, daß sie ihren Schlupfwinkel wieder verließen. In dieser Nacht nun war es Klimke endlich gelungen, die drei starken Holzkisten aufzubrechen, die die Schätze des Dalai-Lama bargen.
Als er soweit mit der Schilderung seiner Abenteuer gekommen war, griff er in die Tasche seines Pelzes und holten zwei Lederbeutel hervor, deren Inhalt er wortlos auf die bunte Altardecke schüttete, die hier in der Zelle die Stelle eines Teppichs vertrat.
Gleichzeitig entfuhr jetzt Herrich und dem Knaben ein Laut grenzenlosen Staunens.
Edelsteine funkelten, blitzten und sprühten da im Lichte der kleinen Flammenzungen der eisernen Feuerbecken, daß von diesem Farbenspiel die Sinne schier verwirrt wurden.
Unter all diesen Steinen befand sich auch nicht einer, der unter Taubeneigröße war. Mithin stellten sie einen Wert von Millionen dar, und Herrich, der doch etwas von kostbarem Schmuck verstand, mußte Klimke recht geben, als dieser jetzt triumphierend fragte:
„Da – habe ich nicht gut zu wählen verstanden?! Die schönsten Steine habe ich mir ausgesucht, alles andere aber wieder in die Kisten zurückgelegt.“
Paul Naumann hatte einen wundervoll geschliffenen Smaragd in die Hand genommen und hielt ihn dicht vor das eine Feuerbecken. Es war, als beginne der Stein von innen heraus zu brennen. Ganze Strahlenbündel schossen aus ihm hervor, seine Umrisse verschwammen, er schien zu wachsen, sich zu dehnen wie eine gärende Masse.
„Es ist das köstlichste, was ich je gesehen habe“, sagte Herrich leise. Und fügte mit Nachdruck hinzu: „Aber, Landsmann, – sind Sie sich auch darüber klar geworden, daß es eigentlich … ein Diebstahl ist, den Sie begangen haben?! Diese Schätze sind nicht herrenlos. So lange man weiß, wem eine Sache gehört hat, handelt es sich nicht um herrenloses Gut, das der sich anzueignen berechtigt ist, der es gerade findet. Mich geht die Sache ja nichts an. Wenn ich Ihnen jedoch einen gutgemeinten Rat geben darf: Vergreifen Sie sich nicht an fremdem Eigentum. Es bringt keinen Segen – wirklich nicht!“
Klimke schaute sinnend auf die strahlende Pracht zu seinen Füßen. Dann sagte er zögernd:
„Auch ich habe mir dies schon überlegt. Nein – ein Dieb will ich nicht werden! Aber – kehre ich später mit leeren Händen nach Simla zu dem Lama Amitabha zurück, so wird er mir nie und nimmer glauben, daß ich aus Gewissensbedenken die Schätze dort belassen habe, wo ich sie fand …!“ – – –
Auf welche Weise diese Zweifel später gelöst wurden, was die drei Deutschen weiter noch im Tale des Satledsch vor ihrer glücklichen Heimkehr nach Deutschland an Abenteuern zu bestehen hatten, kann in diesem Bande der Erlebnisse einsamer Menschen nicht mehr erzählt werden. Jedenfalls gelang es unseren Freunden, bis zum nächsten Frühjahr im Kloster Schinglapa den Unbilden des grausigen Winters des düsteren Tibet zu trotzen und nachher zunächst sich in China in Sicherheit zu bringen.
Unsere Leser finden die Einzelheiten dieser seltsamen Flucht in dem nächstfolgende Bändchen unter dem Titel „Amitabhas Geheimnis“ eingehend geschildert.
Ende.
Druck: P. Lehmann G. m. b. H., Berlin.
Anmerkungen: