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Schraut gegen Harst

 

 

Walther Kabel

 

Schraut gegen Harst

 

Kriminal-Roman

 

Verlag moderner Lektüre G. m. b. H.
Berlin 26, Elisabeth-Ufer 44.

 

1. Kapitel.

Das war damals, als ich Harald Harst meines Grippeanfalls wegen nicht nach Bergen begleiten konnte.

Wie unendlich ich es bedauerte, daheim bleiben zu müssen, wird jeder verstehen, der Norwegen kennt. Schon allein die Fahrt von Christiania nach Bergen ist eine Reise dorthin wert. Nun aber noch mit einem Harst auf Abenteuer ausziehen können – – und doch zu Hause im Bett liegen müssen, das ist eine geradezu unglaubliche Tücke des Schicksals.

Jedenfalls: die Depesche aus Bergen von Polizeiinspektor Lövsen zwang Harald zu sofortiger Abreise.

Drei Tage drauf – das war am 11. April – war ich fieberfrei und im Besitz einer Postkarte von ihm, die am 10. abends in Bergen aufgegeben war:

Lieber Alter, muß längeren Ausflug ins Innere des Landes unternehmen. Hoffe aber, in acht Tagen zurück zu sein. In Eile

Dein H.

Und wieder einen Tag später erlaubte mir der Arzt, das Bett zu verlassen.

Was nützte mir das?!

Ich war in miserabler Laune. Haralds Mutter suchte mich umsonst zu zerstreuen. Wir spielten Halma, bis mir ganz wirr im Kopfe ward … Und abends saß ich dann allein in meines Freundes Arbeitszimmer und schaute auf die stille Blücherstraße hinaus. In unserem Vorgarten blühten Krokusse und Anemonen, und durch das offene Fenster drang der kräftige Erdduft des erwachenden Frühlings zu mir herein …

Alles im Hause schlief bereits …: Frau Harst, Mathilde, die Köchin, und Josef Lehr, der alte Gärtner, der in jedem April zwei Wochen bei uns wohnte und dann den großen Gemüsegarten in Ordnung brachte.

Nur ich schlief nicht. Meine zähe Katzennatur hatte die Grippe bereits völlig überwunden. Zum Abendbrot hatte ich zwei Glas Rum mit Tee (nicht Tee mit Rum) getrunken, und das war den letzten Bazillen offenbar schlecht bekommen … Mir sehr gut.

Und wie ich nun so gegen halb zehn die Abendluft genoß, strich an unserem Vorgartenzaun langsam eine hagere Gestalt im flatternden Pelerinenmantel vorüber – dem großen Schlapphut und der Haarmähne nach ein Künstler …

Der Mann schaute merkwürdig interessiert auf unser Haus …

Und – machte kehrt … Kam nochmals vorüber – blieb stehen …

Ein Klient?! – Vielleicht einer, der sich nicht so recht zu uns getraute, weil er fürchtete, der berühmte Harst könnte denn doch zu hohe Honoraransprüche stellen …

Ich beugte mich zum Fenster hinaus, rief:

„Wünschen Sie etwas? – Die Pforte ist offen …“

Zögernd trat er ein … Ich holte ihn ins Arbeitszimmer …

„Bitte, nehmen Sie Platz …“

Er setzte sich … Ich hatte die Fenster geschlossen und die Vorhänge zugezogen.

„Mein Name ist Plettner, Otto Plettner,“ begann der hagere, kränklich aussehende Herr … „Ich bin Maler – Kunstmaler – – leider, leider … Ich hätte Anstreicher werden sollen … – Ist Herr Harst zu sprechen?“

„Harst ist in Norwegen …“

„Und Sie sind Herr Max Schraut, sein Freund, – – ich weiß … – Lieber hätte ich ja Herrn Harst die Sache vorgetragen, aber …“

„… nun müssen Sie schon mit dem Detektiv zweiter Garnitur fürlieb nehmen,“ lächelte ich.

„Oh – entschuldigen Sie, Herr Schraut … So war das nicht gemeint … Nur – nur – – mein Anliegen ist – ist …“

„Herr Plettner, Ihr Anliegen ist honorarfrei … Also schießen Sie los … – Darf ich Ihnen ein Glas Rotwein und eine Zigarre anbieten?“

„Zu liebenswürdig. Das wäre seit vier Jahren das erste Glas Rotwein …“

„Desto besser wird es Ihnen schmecken … – So – Ihr Wohl, Herr Plettner …“

Er trank mit Verständnis …

„Tadellos!“ nickte er. „Früher konnte ich mir ein solches Weinchen ebenfalls leisten. Jetzt …“ – Er seufzte.

Und dann begann er:

„Ich wohne in der Mansarde eines Hauses der Lortzingstraße, Herr Schraut … Nach hinten heraus. Ein erbärmliches Atelier ist’s … Mit meiner Tochter Helga zusammen … Ich bin Witwer …“

Er war offenbar sehr zerstreut. Seine Art zu sprechen hatte etwas Sprunghaftes.

Er rauchte und senkte den mageren Kopf noch mehr.

„Helga ist verlobt … Sie weiß nicht, daß ich hier bei Ihnen anfragen will, ob ich meine Beobachtungen der Polizei melden soll … Helga ist durchaus dagegen, sich in Dinge zu mischen, die einen nichts angehen. Ein gutes Kind … Korrespondentin bei Mickendorf & Seiler, Leipziger Straße …“

„Hm – und diese Ihre Beobachtungen, Herr Plettner?“

„Werden Sie nicht glauben, Herr Schraut. Aber Helga und Erich – das ist ihr Verlobter – sind Zeugen. – Gestatten Sie, daß ich noch folgendes bemerke … Wir wohnen im Seitenflügel, der sich mit der toten Wand in das unbebaute Gelände zwischen dem Stadtpark Schöneberg und der Kaiserstraße hineinschiebt. Meine Atelierfenster haben als einzige des Hauses Aussicht auf einen unvollendeten Neubau. Dem Bauherrn ist während der Inflation das Geld ausgegangen, und da das bis zur ersten Etage aufgeführte Gebäude der ganzen Anlage nach sehr unpraktisch ist, hat sich bisher niemand gefunden, der den Bau vollendet.“

„In diesem Neubau, in den Sie hineinschauen können, geht also etwas vor?“

„Ja … – Ich bin zufällig darauf aufmerksam geworden. Jede Nacht gegen zwölf hält ein Stück vor dem Neubau in der Straußstraße, also im Laubengelände, ein Auto. Eine verschleierte Dame steigt aus – ich habe wiederholt ein Fernglas benutzt – und verschwindet in dem Neubau. Das Auto fährt wieder davon. Und – noch nie sah ich diese Dame den Neubau wieder verlassen, obwohl ich dreimal bis Tagesanbruch scharf aufgepaßt habe …“

„Ist das alles?“ – Ich war etwas enttäuscht …

„Nein, Herr Schraut. Die Hauptsache kommt erst. – Wenn die Dame einige Zeit in dem Neubau geweilt hat, läuft ein großer Bernhardinerhund die Straußstraße nach dem Park hin entlang …“

„Also – er kommt aus dem Neubau hervor?“

„Ja … Das ist’s ja eben: aus dem Neubau!“

„Und dann?“

„Wenn der Bernhardiner den Park erreicht hat, blitzt in einem der inneren Räume des Neubaus ein grünes Licht für Sekunden auf – erlischt wieder … Und dies, Herr Schraut, habe ich nun bereits acht Nächte beobachtet: sobald der Hund in den Büschen des Parkes untertaucht, erscheint das grüne Licht. Die Verschleierte aber – erscheint überhaupt nicht mehr – erst in der folgenden Nacht, wenn sie wieder mit ihrem Auto kommt …“

„Allerdings merkwürdig!“ nickte ich.

„Ja, Herr Schraut. Mein Schwiegersohn meint, dahinter stecke fraglos etwas ganz Besonderes. – Erich Schönholz ist Arzt, Herr Schraut. Leider, leider … Er hätte Barbier werden sollen. Als Assistenzarzt am Krankenhaus hat er hundert Mark Gehalt bei freier Station. Das wird eine lange Verlobung werden.“

Er seufzte …

Ich dachte an den Hund, die Frau, das Auto und das grüne Licht …

Ich war glücklich, Ablenkung, Arbeit gefunden zu haben …

„Herr Plettner, ich begleite Sie,“ sagte ich lebhaft. „Ich muß sehen, was Sie mir da erzählt haben …“

„Herr Schraut, Sie werden nicht mehr sehen, als ich erzählt habe … Verbergen Sie sich lieber in dem Neubau …“

„Hm – kein übler Gedanke. Leider habe ich aber soeben erst die Grippe hinter mir. Da möchte ich denn doch nicht stundenlang im Freien zubringen und frieren. Die Nächte sind noch bitterkalt …“

Der Kunstmaler machte eine verzweifelte Handbewegung.

„Ich kann Sie aber nicht mit zu mir nehmen, Herr Schraut … Erstens wohnen wir so ärmlich, daß ich mich schämen würde, und zweitens ist ja Helga daheim, der ich Sie doch nicht als – als Detektiv vorstellen kann …“

„Nein, das sollen Sie auch nicht. Aber etwa als – stellenlosen Kaufmann oder dergleichen, den Sie zufällig auf der Straße trafen und der obdachlos ist …“

Plettner überlegte. „Hm, das würde allerdings wohl gehen … Dann müßten Sie aber am besten als Kollege von mir auftreten, Herr Schraut, als Maler …“

„Sehr gut … – In zehn Minuten bin ich fertig. Ich werde hier in einer Maske wieder erscheinen, daß Sie mich nicht wiedererkennen … – Bitte – bedienen Sie sich nur!“ Und ich entkorkte noch schnell eine zweite Flasche Rotwein, bevor ich in unserem Ankleidezimmer verschwand.

 

2. Kapitel.

Zehn Minuten waren noch nicht vorüber, als ich das Arbeitszimmer Haralds wieder betrat.

Und da – war Plettner verschwunden. Das offene Fenster bewies mir, welchen Weg er gewählt hatte.

Auf dem Tische aber neben der zweiten Rotweinflasche lag ein Zettel, der die mit Bleistift flüchtig hingeworfenen Zeilen enthielt:

„Verzeihen Sie. – Es war lediglich eine Wette. Es gibt keinem Maler Plettner und erst recht keine verschleierte Dame samt all dem anderen, was ich noch hinzudichtete.“

„Unerhörte Frechheit!“ dachte ich im ersten Augenblick …

Dann aber kamen mir allerlei Zweifel …

Eine Wette?! – Lächerlich! Das war doch nur eine faule Ausrede. Der Maler hatte eben Gewissensbisse verspürt, weil er gegen den Willen seiner Tochter zu uns geeilt war!

Ich ging zum Schreibtisch, nahm das Berliner Adreßbuch …

Und fand:

Otto Plettner, Kunstmaler,
Lortzingstraße 18, Gartenhaus 4 Tr.

Dröhnend klappte ich den dicken Band wieder zu … Schloß das Fenster, legte auch die Laden vor und begab mich wieder ins Ankleidezimmer.

Hier verwandelte sich der schäbige Kunstmaler in einen noch schäbigeren Pennbruder, der allerdings über einen warmen, wenn auch vielfach zerrissenen Ulster verfügte.

In diesem Kostüm bereitete ich mir auf dem Spirituskocher starken Tee, süßte und alkoholisierte ihn und füllte ihn in eine Thermosflasche.

Noch allerlei anderes nahm ich mit. Und so ausgerüstet langte ich gegen drei Viertel zwölf am Stadtpark in der Straußstraße an, schlenderte diese entlang, sah den Neubau rechter Hand im trüben Mondlicht liegen und – schlüpfte hinein …

Einen Bauzaun gab es hier nicht.

Durch ein Kellerfenster war ich eingedrungen, horchte nun erst eine Weile und wagte dann, meine Taschenlampe einzuschalten.

Schutt ringsum – nichts weiter. Über mir der Himmel und neben mir die Mauern …

Ich schaltete die Lampe wieder aus, setzte mich auf einen umgekippten Mörtelkasten und holte unter meinem Ulster ein großes wollenes Tuch hervor, wickelte meine Füße sorgfältig ein und – trank den ersten Schluck Rum mit Tee …, lehnte mich gegen die Mauer und wartete der Dinge, die da kommen sollten … –

Auf der Straußstraße gingen nur selten Menschen vorüber. Ich hörte ihre Schritte ganz genau, auch die Stimmen. Ich saß gerade zwischen zwei Kellerfenstern.

Und wie ich so dasaß, dachte ich, daß es doch weit angenehmer wäre, hier zu zweien diesem Geheimnis nachzuspüren. Ein Jammer, daß Harald nicht dabei sein konnte …!

Durch die Kellerfenster und von oben, wo noch keine Dielen das Sternenlicht absperrten, fiel noch genügend vom flimmernden Glanze des Firmaments und vom Mondenschein in dies wüste Gelaß hinab, um ringsum alles undeutlich zu erkennen …

Meiner Berechnung nach mußte es genau Mitternacht sein, als ich ein Auto nahen hörte …

Ich lauschte angestrengt …

Es hielt an …

Und – gerade als der Motor verstummte, bekam ich – Gesellschaft …

Durch die Fensteröffnung links von mir glitt fast lautlos ein Weib in den Keller – ein Weib mit einem langen Mantel und einem dunklen Schal um den Kopf.

Sie schien hier besser Bescheid zu wissen als ich, denn ohne Zögern eilte sie weiter auf die Türöffnung mir gegenüber zu und – verschwand …

War kaum verschwunden, als ich auch schon abermals flüchtige leise Schritte vernahm …

Das andere Kellerfenster verdunkelte sich etwas, und – ein zweites Weib erschien … Und dies war fraglos Plettners „Verschleierte“ …

Auch sie trug langen Mantel … Dazu ein dunkles Hütchen mit Schleier …

Seiderauschend, eine Wolke Parfüm zurücklassend, tauchte sie in derselben Türöffnung unter – verschwand.

Ich fror nicht. Nein – alles andere als das! Die Erregung prickelte in allen Nerven: Jagdfieber!

Ich lauschte …

Das Auto fuhr davon …

Sonst kein Geräusch mehr – – nichts …

Stille im Neubau … Etwas unheimlich war diese Stille …

Behutsam wickelte ich meine Füße aus der Umhüllung und schob das Tuch unter den Ulster, so daß ich eine wahre Hühnerbrust hatte.

Horchte – wartete …

Wenn alles programmäßig ging, mußte nun der große Neufundländer[1] sich zeigen …

Für alle Fälle faßte ich in die Ulstertasche und entsicherte die Clementpistole …

Man konnte ja nicht wissen, was geschah …

Und – es geschah wirklich etwas …

Der Hund kam …

Kam aus der Türöffnung hervor …

Ein riesiger schwarz-weißer Kerl …

Trottete gemächlich zum linken Fenster, sprang ins Freie …

Ich hatte den Atem angehalten … Ich hatte gefürchtet, der Hund würde mich wittern.

Nun holte ich tief Luft …

So – jetzt also das grüne Licht …! Aber – das sollte ja in einem der inneren Räume des Neubaus sichtbar werden.

Also – ich mußte es wagen … Stand auf, schlich auf die Türöffnung zu … Hatte diese erreicht, als jäh vor mir das Weib mit dem Schal auftauchte …

Unwillkürlich riß ich die Pistole heraus …

Da warf mich schon ein Boxhieb in den Schutt … Ein Hieb, der mein Herz treffen sollte, der aber an dem Brustpanzer des Tuches seine Kraft verpuffte …

Immerhin: bevor ich wieder auf den Beinen, war das Weib verduftet … Und mein Sturz in den Schutt hatte so viel Lärm verursacht, daß jetzt von einem grünen Licht wohl keine Rede mehr sein konnte.

Wie ich nun so noch etwas benommen dastand und mein zerschundenes Knie rieb, sah ich durch die Türöffnung in einem anderen Kellergelaß – einen grünlichen Schimmer aufleuchten …

Wieder hielt ich den Atem an …

Und – zählte die Sekunden …

Genau acht Sekunden glühte das grüne Licht … Dann – nichts mehr … –

Draußen auf der Straße gingen fröhlich lachende Menschen vorüber. Das – – gab mir Mut …

Die Clement in der Hand (sie war mir entfallen) schritt ich behutsam vorwärts …

Und – fand nichts … Kam durch alle Keller …

Fand nichts … Kehrte dann auf die Straße zurück, denn nach Plettners Angaben war’s mit den Geheimnissen nun aus.

Hinkend erreichte ich den nahen Ringbahnhof Friedenau-Wilmersdorf, hatte mich inzwischen überzeugt, daß niemand mir folgte, und fuhr mit dem nächsten Zuge bis Schmargendorf, hinkte weiter bis zu unserer Blücherstraße.

Saß nun daheim in Haralds Zimmer in der Sofaecke und überlegte das Geschehene. Dachte wieder, daß es doch ein Jammer sei, weil Harald nicht mit von der Partie gewesen …

Wurde im Umsehen müde und ging in meine Zimmer hinüber und ins Bett. –

Dies spielte sich in der Nacht vom 12. zum 13. April ab. Dies war die Einleitung all der geradezu unglaublichen Vorgänge, die sich um ein Auto, ein Weib, einen Hund und ein grünes Licht wie gefährliche Giftpflanzen rankten.

 

3. Kapitel.

Ich schlief bis gegen neun Uhr. Als ich um halb zehn am Frühstückstisch erschien, lag neben meiner Kaffeetasse eine zweite Postkarte von Harald, diesmal aus Odda am Hardangerfjord.

Lieber Alter! Weile hier an uns wohlbekannter Stätte. Erinnerst Du Dich noch an den Buarbrä-Gletscher? – In Eile

Dein H.

Ob ich mich erinnerte …!! –[2]

Mathilde brachte die Kaffeekanne, drei weichgekochte Eier und eine Mütze voller Vorwürfe.

„Sie waren ja die Nacht über weg! Solch ein Leichtsinn! Nach Grippe!!“

Und als Frau Harst mir guten Morgen wünschte, kam die zweite Standpauke.

Ich erzählte nun. Vor Haralds Mutter haben wir nie Geheimnisse gehabt.

Frau Harst schüttelte immer wieder ihr würdiges Matronenhaupt.

„Was werden Sie denn jetzt in der Sache tun, lieber Schraut?“ fragte sie schließlich.

„Verkleidet zu Plettner gehen …“

„Und dann?“

„Werde ich nachts dem Auto per Rad folgen, das die Verschleierte nach der Straußstraße bringt … Das Auto muß zuerst festgestellt werden: Nummer, Besitzer, Garage und so weiter! – Harald würde genau so vorgehen …“

„Ganz gewiß, lieber Schraut …“

* * *

Lortzingstraße 18, Gartenhaus vier Treppen …

Nein, es waren fünf, und sogar fünf ausgewachsene! In Berlin mogeln die Hauswirte ja stets eine Treppe weg …

Endlich oben in der Mansarde. Ein großes Dachfenster spendet Licht. – Sehr sauber alles. Eine hell gestrichene Flurtür, ein Messingschild daran:

Otto Plettner,
Kunstmaler.

Ich läutete. – Das heißt: nicht ich! Nein, scheinbar ein Angestellter des Gaswerks, mit einer Blechkanne und einem Buche: Wasser nachfüllen in die Gasmesser!

Schritte – leicht, hastig. – Die Tür öffnet sich handbreit. Die Sperrkette bleibt vorgelegt. Durch die Spalte sehe ich einen Mädchenkopf von geradezu verblüffender Schönheit. Dunkle Haarfülle überschattet ein schmales, blasses Gesicht mit wundervollen Augen …

Diese Augen sind seltsam ernst und melancholisch, mustern mich …

„Ich möcht’ an den Jasmesser!“ sage ich mürrisch. – Allzu große Liebenswürdigkeit wäre verdächtig.

„Sofort,“ nickt das Mädchen.

Eine Stimme, tief getönt, voll im Klang wie eine Orgel.

Dann ruft sie: „Papa – einen Augenblick!“

Oh – sehr vorsichtig scheint Helga Plettner zu sein. Sehr vorsichtig!

Sie verschwindet von der Türspalte. Schwere Schritte nahen. Ein anderes Gesicht.

Ich bin überrascht. Noch mehr verwirrt als durch Helgas rassige Schönheit.

Ein von grauem Haar und Bart umrahmtes frisches Männergesicht zeigt sich mir. Ein völlig fremdes Gesicht. Das ist niemals der Besucher von gestern abend.

„Herr Plettner, ich möcht’ an den Jasmesser,“ wiederhole ich meinen Vers.

„Bitte!“ Und er löst die Sperrkette, läßt mich ein.

Ein kleiner Flur. Eine elektrische Ampel, alte Waffen an den Wänden, eine kostbare altindische Stickerei als Wandbehang.

Plettner ist einen guten Kopf kleiner als der Plettner von gestern abend. Und sieht durchaus nicht schäbig oder armselig aus. Nein, er trägt zu tadellos gebügelten Beinkleidern Lackschuhe und ein Samtjackett, perlgraue Weste, blendend weißen Kragen und dunkelgrüne Krawatte mit einer schillernden Perle als Nadel.

Fast zu elegant diese Aufmachung. –

Ich hantiere am Gasmesser. Fülle Wasser ein. – Helga ist verschwunden.

Mir ist wirklich etwas wirr im Kopf. Meine Gedanken irren, springen …

Wer war der Mann von gestern abend?! Weshalb kam er zu mir?! Weshalb machte er mich auf Plettners und den geheimnisvollen Neubau aufmerksam?! –

Ich bin mit meiner Arbeit fertig, richte mich auf.

„Entschuldigen Sie, Herr Plettner. Sie sind doch Kunstmaler. Ich hätt’ so jern ’n jutes Ölbild für meine Wohnstube. Hätten Sie wat Billiges?“

Plettner lächelt … Sein rosiges Gesicht straft die grauen Haare Lügen. Ich schätze ihn auf Ende der vierzig – höchstens.

Dann winkt er. „Kommen Sie in mein Atelier. Ich freue mich, daß Sie Ihr Heim nicht mit Schund behängen wollen. Ist schenke Ihnen zwei Skizzen. Sie können sich etwas aussuchen.“

Er öffnet die Tür gegenüber der Flurtür. Strahlende Helle durchflutet einen großen Raum mit schrägem Fenster.

Ich kenne Malerateliers. Noch nie sah ich eins, das so geschmackvoll und so wertvoll eingerichtet war.

„Donnerwetter – is das schön!“ rufe ich begeistert.

Plettner kramt in einer großen Mappe. Ich werfe einen Blick zum Fenster hinaus in die Tiefe. Da ist der Neubau – die Straußstraße.

„So – wählen Sie!“ sagt der Maler freundlich.

Und da tritt Helga durch eine andere Tür ein. Ein seidener Morgenrock – graublau mit rotem Besatz – schmiegt sich um eine Gestalt von wunderbarem Ebenmaß …

Sie kommt näher. Eine zarte Duftwolke geht von ihr aus. Meine Selbstbeherrschung verläßt mich. Ich starre sie an …

Denn – dies Parfüm ist dasselbe, das mich nachts in dem Keller des Neubaus umweht hat.

„Bitte – suchen Sie sich zwei Ölskizzen aus,“ sagt der Maler wieder.

Ich besinne mich – werde wieder Herr über Augen und Verstand, spiele die Rolle weiter, die mir hier Zutritt verschafft hat.

Unter vielen Dankesworten entferne ich mich mit zwei Strandbildern, immer noch etwas benommen … Steige die Treppen hinab, die zusammengerollten Skizzen unter dem Arm.

Im Vorderflur des Hauses säubert die Portierfrau die Läufer. Staub wirbelt umher. – Ich bitte um ein Streichholz für meinen Zigarrenstummel. Die Frau ist einem Schwatz nicht abgeneigt, und unsereiner lenkt jedes Gespräch nach Belieben.

Die Frau singt ein Loblied auf die beiden Plettners. Wohnen erst seit Januar hier … Kamen aus Hamburg … Haben das Atelier und die Nebenräume völlig instand setzen lassen. Und das Fräulein – ein Engel … So kinderlieb …

„Wohl verlobt?“ meine ich.

„Nee – nich daß ick wüßte. Wie kommen Sie darauf – verlobt?!“

„Na – so ’ne Schönheit! Der rennen die Herren doch sicher rudelweis nach …“

„Mag sein[3] … Aber Verkehr haben die Plettners jar nich. Leben janz für sich. Und wenn Fräulein Helga mal ausjeht, trägt sie immer ’n dichten Schleier. Nee – die is nich kokett oder so …“

Schleier – – Schleier!! Und das Parfüm!!

„Der Maler is jedenfalls ’ne Seele von Mensch,“ nicke ich. „Da – die zwee Bilder hat er mir jeschenkt.“

„Stimmt, stimmt, – ein sehr juter Herr … Nur – nur …“

„Na – wollen Sie ’n doch noch wat anflicken?!“ lächle ich.

„Ach nee, nee … Nur – so ’n bißken unsolide. Sehr for jeistliche Jetränke … Der kommt nie vor Uhre dreie heim …“

„Wat Sie sagen! Und sieht doch so frisch aus!“

„Alkohol kohnserwührt …“

Wir lachen. Dann verabschiede ich mich … –

Auf Umwegen kehre ich heim in das alte Harstsche Familienhaus. Frau Auguste Harst sitzt in der Glasveranda. Die Aprilsonne hat die Veranda angenehm durchwärmt.

Ich erstatte Bericht.

„Ein seltsamer Fall,“ meint Frau Harst sinnend. „Wer weiß, was Harald dazu sagen würde. Vielleicht hätte er schon eine Lösung gefunden.“

„Hm – wohl kaum. Dazu steckt das Ganze doch noch zu sehr in den Anfängen.“

„Ja – nichts, was auf – ein Verbrechen hindeutet – nichts!“

„Nur – der Boxhieb, liebe Frau Harst …“

Wir schweigen und grübeln.

Bis mir ein Gedanke kommt.

„Ich werde Brank in Hamburg anrufen, Frau Harst. Ich will Näheres über Plettners erfahren.“

Und gehe in Haralds Arbeitszimmer, habe nach fünf Minuten Verbindung mit Thomas Brank, dem Hamburger Kollegen.

„Lieber Schraut, die Sache ist in zwei Stunden zu erledigen … Um zwölf können Sie Bescheid haben.“

Um zwölf halte ich wieder den Hörer ans Ohr.

„Einen Kunstmaler Plettner hat es hier nie gegeben, lieber Schraut. Nur einen Zahnarzt Otto Plettner, Witwer, 48 Jahre alt, eine Tochter namens Helga. Dieser Plettner hat Hamburg im Herbst des Vorjahres verlassen, da er völlig verarmt war. Soll ein großer Lebemann gewesen sein, Spieler, Weinkenner … Die Tochter war hier als blonde Schönheit berühmt, hatte einen sehr reichen Verehrer, dem sie jedoch wiederholt einen Korb gegeben hat … – Genügt Ihnen das?“

„Nein, lieber Brank … – Wie hieß dieser Verehrer zum Beispiel? – Ich möchte genaueste Auskünfte haben – über alles …“

„Soll geschehen. – Übrigens hat noch jemand in der Zwischenzeit wegen Plettners aus Berlin angerufen, ein Herr Würz, Wexstraße 56.“

Ich erschrak. Es war eigentlich mehr Ärger als Schreck. Ich wollte mir diesen vielversprechenden Fall nicht entgehen lassen. Kein anderer sollte sich einmischen.

„Haben Sie diesem Würz schon Antwort gegeben, Brank?“

„Nein!“

„Dann tun Sie mir, bitte, den Gefallen und … schwindeln Sie … Sagen Sie, Plettner sei Kunstmaler und habe bis Ende Dezember in Hamburg gewohnt. Nichts Nachteiliges sei über ihn bekannt. Verschweigen Sie Einzelheiten.“

„Gern. – Obwohl mir’s etwas peinlich ist, da dieser Würz mir telegraphisch hundert Mark Honorar angewiesen hat. – Handelt es sich denn um Ernstes?“

„Scheint so. Die hundert Mark zahle ich dem Würz zurück. – Wann sollen Sie ihm Bescheid geben?“

„Um halb zwei – telephonisch, Amt Pfalzburg Nummer 1603.“

„Danke … Schluß!“

Ich hatte es eilig. Ich war noch im Gas-Kostüm. –

Um ein Viertel zwei schlenderte ich durch die Wexstraße. Unten in Nr. 56 war eine bescheidene Kneipe. Ich stutzte: Der Besitzer hieß Würz, Emil Würz. Der Name stand am Schaufenster.

Ich trat ein. Arbeiter saßen an weißgescheuerten Tischen. Drei junge Leute spielten in einer Ecke Skat. Der dicke Wirt brachte mir Grog und eine Portion Gulasch. Das Telephon hing links neben dem Büfett. Zum Schein rief ich irgendeine Nummer an, wollte nur die Nummer des Apparates feststellen:

Pfalzburg 1603.

Und – kurz vor halb zwei dann ein neuer Gast … Ein alter abgerissener Kerl mit typischem Säufergesicht, wüstem Bart, in dem noch Reste von Schnupftabak hingen.

Ich beobachtete ihn mit wachsendem Interesse. Er flüsterte mit dem Wirt, trank am Büfett einen Schnaps und ließ sich eine Zigarre geben.

Das Telephon schrillte. Der alte Säufer ging hin.

Ah …

„Hier Würz, Berlin!“

Ich hörte es ganz deutlich.

Dann lauschte er.

Ich grinste heimlich. Dem hatte ich das Geschäft vermasselt!! – Warte, Bursche! Dir bleibe ich auf den Hacken!

Ich zahlte schnell.

Der Säufer schob schlurfend ab. War noch keine zwanzig Schritt gegangen, als ich mich schon an ihn klebte – auf der anderen Straßenseite.

So kamen wir bis zum nahen Kaiserplatz … Und – hier … war’s aus mit der Verfolgung. Hier stand ein Mietauto. Im Nu war der Alte hineingeschlüpft. Der Chauffeur war gut instruiert, der Wagen sauste davon, und kein anderer war in der Nähe.

Ich fluchte! Solch ein Pech!!

Kehrte zu Würz’ Kneipe zurück, setzte mich wieder, bestellte noch eine Portion Gulasch, obwohl der Verdacht nahelag, daß dieses Rindfleisch einst einen Wagen gezogen hatte.

Und biederte mich langsam mit dem dicken Würz an, begann ihn auszuhorchen.

„Der Alte?! – Nee, kenn’ ick nicht … War heit morjen zum erstenmal hier … ’ne ulkje Kruke, der olle Suffke … Hat aber Zaster …“

Also – wieder nichts – Wieder ein Griff in die leere Luft. –

Ich kehrte heim, schlief bis gegen sechs Uhr und wurde von Mathilde an den Fernsprecher gerufen.

Brank war’s …

„Zunächst, lieber Schraut: den Würz habe ich also angelogen – aus Kollegialität! Für Sie habe ich viel Neues. Zahnarzt Plettner war hier nach dem Kriege in eine böse Goldschiebergeschichte verwickelt, hat vier Monate in Untersuchungshaft gesessen, das Verfahren mußte aber eingestellt werden. Seine Praxis verlor er infolge seines unsoliden Lebenswandels. Der reiche Verehrer seiner Tochter war ein junger Amerikaner, der hier bei einer Großfirma als Volontär arbeitete, John Patter mit Namen, Vater Neuyorker Multimillionär … Dieser John Patter hat Hamburg am 1. März verlassen und soll nach Neuyork zurückgekehrt sein. – Jetzt zufrieden?“

„Ja – danke, Brank! Falls noch jemand nach Plettners sich erkundigt, melden Sie es mir, bitte … Wiedersehen!“ –

Ich merkte mir: John Patter! – Ich war überzeugt, daß der junge Amerikaner hier in Berlin weilte. Wenn er Helga Plettner so sehr geliebt hatte, daß er ihr mehrfach Heiratsanträge gemacht, so würde er ohne Zweifel seine Bemühungen um Helga auch fortsetzen, was ich durchaus verständlich gefunden. Ein Mädchen wie dies findet man nicht alle Tage. Ob freilich ihr Inneres diesem reizvollen Äußeren entsprach, zweifelte ich stark an. Mir erschien es bereits gewiß, daß nur Helga die Verschleierte im Neubau gewesen sein könne.

Ich nahm nun die beiden Skizzen zur Hand, die Plettner mir geschenkt hatte.

So ein ganz klein wenig verstehe ich von der Malerei. Diese Bilder stammten fraglos von Künstlerhand.

Und wie ich so mit den beiden Skizzen am Fenster stehe, fällt mir etwas auf: in den rechten Ecken der Bilder ist in Rot ein verschnörkeltes O.P. zu erkennen! Und um dieses O.P. scheint etwas andere Farbe dick aufgetragen worden zu sein.

Hm – ob etwa der Name des wahren Verfertigers dieser Skizze übermalt worden ist?!

Ich hole aus unserem Chemikalienschrank ein Fläschchen Terpentin … Und – siehe da! – unter dem jetzt vorsichtig entfernten O.P. leuchtet mir, auch in Rot, ein anderer Name verschwommen entgegen. Ich entziffere auf beiden Bildern mühsam:

G. Dix. 1915.

Das Adreßbuch verrät mir, daß ein Kunstmaler G. Dix (Gerhard-Fritz) im Norden Berlins in der Gartenstraße 32 wohnt.

Ich zweifle nicht: Plettner hat die Bilder und vielleicht auch die ganzen Malutensilien von diesem Dix gekauft, gibt sich jetzt hier als Kunstmaler aus, hat also all diese Dinge für diesen Schwindel gebraucht! –

Und gegen sieben Uhr radele ich, jetzt blondbärtig und im Sportanzug, durch den Tiergarten und die Invalidenstraße gen Norden …

Im Hause Gartenstraße 32 erfahre ich unten im Grünkramladen, daß nur noch die Witwe des Malers Dix nebst zwei Töchtern im dritten Stock sich kärglich durch Zimmervermieten durchschlägt. Dix ist im Dezember des Vorjahres gestorben.

Dann sitze ich oben in einer Wohnküche dem verhutzelten Frauchen gegenüber.

Ein Fünfzigmarkschein läßt ihre Augen aufleuchten. Ich höre folgendes:

Ein Ausländer hat nach dem Tode des Malers im Dezember die ganze Ateliereinrichtung samt den vorhandenen Bildern gekauft, ein Amerikaner John Patter.

Als der Name an mein Ohr schlägt, halte ich den Atem an.

„Ein junger Mann noch, der Patter?“ frage ich.

„Nein, nein, – ein älterer Herr ohne Bart … mit ergrautem Haar …“

„Rosiges, frisches Gesicht?“

„Nein … Sehr blaß war der Herr.“

Also doch wohl Plettner!!

„Und wohin wurden die Sachen geschafft?“

„Das weiß ich nicht. Herr Patter ließ sie abholen. Ich war froh, daß er so gut bezahlt hatte …“

„War Patter allein bei Ihnen, Frau Dix?“ – Ich wollte wissen, ob Helga ihn begleitet hatte.

„Ich hatte eine Anzeige in zwei Zeitungen eingerückt,“ erklärte das Frauchen. „Schon am anderen Morgen erschien Herr Patter mit zwei anderen Herren, seinen Bekannten, und er kaufte auch sofort alles … Mittags wurden die Sachen abgeholt.“

„Und Sie hielten die Herren wirklich für Ausländer, Frau Dix? Sprachen sie denn gebrochen deutsch?“

„Hm – Patter nicht so stark, aber die beiden anderen konnten sich kaum richtig ausdrücken. Übrigens gab mir dann auch nicht Patter das Geld, sondern einer der beiden anderen Herren.“

Wieder also ein neues Moment: Plettner wurde von Ausländern unterstützt! Plettner war jetzt im Besitz der Dixschen Ateliereinrichtung! – Die Fäden entwirrten sich nicht, sondern schlangen sich immer krauser durcheinander! –

Ich verabschiedete[4] mich, trug mein Rad wieder die Treppen hinab …

Inzwischen war es dunkel geworden. Die Gartenstraße, wenig belebt, gestattete mir eine schnelle mißtrauische Prüfung der Fußgänger. Ich rechnete damit, vielleicht beobachtet zu werden. Der Mann, der gestern abend bei mir gewesen, war doch fraglos eine sehr zweifelhafte Persönlichkeit. Ich traute ihm alles zu. Der Himmel mochte wissen, weshalb er mich auf die geheimnisvollen Vorgänge in dem Neubau hingewiesen hatte.

Kein Spion – alles nur harmlose Menschen ringsum …

So radelte ich denn davon, in die Invalidenstraße hinein …

Und gerade am Kriminalgericht war’s, wo ich dann, mich abermals umblickend, ein Auto erkannte, das in der Gartenstraße gehalten hatte.

Ich bog zur Probe in die Rathenower Straße ein.

Und in der Wiclefstraße war das Auto noch immer hinter mir her.

So fuhr ich denn weiter bis in die Turmstraße – bis zum Kleinen Tiergarten. Sprang dicht vor einem an der Bordschwelle stehenden Schupobeamten ab und – vertrat dem langsam dahinrollenden Kraftwagen den Weg.

Der Chauffeur bog fluchend aus.

Ein Blick in den Wagen … Laternenlicht traf – das blasse, faltige, strenge Gesicht einer alten Dame, auf deren roter Nase ein goldener Kneifer saß.

Dann war das Auto vorüber.

Die Rollen vertauscht: ich als Verfolger!

Und so ging’s bis zum Bahnhof Friedrichstraße … Hier – reihte sich das Taxameterauto als letztes an die Reihe der wartenden Autos an … Und – es war leer … Die alte Dame verschwunden, entschlüpft, wahrscheinlich vorhin ausgestiegen, als es an der Weidendammer Brücke eine Verkehrsstockung gab.

Ärger, Enttäuschung, Wut ließen mich an den Chauffeur herantreten.

Es war ein dicker, rotbärtiger grober Kerl mit einem scheußlichen Bierbaß …

„Ziehn Se man Leine, Männeken!“ ranzte er mich an. „Bei mir ist nischt zu wollen! Ick weeß Bescheid! Een Vijilant sind Sie!“

Selbst ein Zehnmarkschein ließ ihn kalt. In welcher Form er den Schein ablehnte, kann ich aus Anstandsgründen hier nicht wiedergeben.

Ich merkte mir aber die Nummer des Autos. Vielleicht kam’s so weit, daß die Polizei den groben, gemeinen Kerl zum Sprechen zwang. –

Die Stunden bis halb zwölf brachte ich in einer Kneipe in der Lortzingstraße zu. Und diese Stunden wurden mir endlos …

Von halb zwölf an lag ich in der Straußstraße hinter dem Zaun eines Laubengartens auf der Lauer. Und – fror wie ein Schneider … Hatte nach rechts hin den Neubau schräg vor mir … Von links mußte das Auto kommen …

Und – es kam auch. Genau zwei Minuten vor zwölf hielt es fünf Meter entfernt. Rasch stieg die Verschleierte aus, lief auf den Neubau zu – und hinein in den Keller.

Da erst fuhr der Chauffeur davon, wendete – jagte von dannen …

Über den Bayrischen Platz – in die Berliner Straße.

Ich strampelnd, keuchend hinterher … Ich biß die Zähne zusammen … Das Auto durfte mir nicht entkommen …

Dann der einsame Fehrbelliner Platz …

Und hier – dicht an einer Baubude der Straßenbahn – hier überholte mich ein anderer Radler und – warf mir einen Knüttel in das Vorderrad …

Ein Kerl, den ich nur ganz flüchtig sah – ein schwarzbärtiger Schuft mit Nickelbrille …

Ich flog gegen die Baubude …

Mein Rad war hin. Mein Schädel dröhnte …

Und Auto und der heimtückische Radler verschwanden nach Halensee zu.

Wieder also der Blamierte!!

Ich schäumte vor Wut … Beschaute meine demolierte Tretmaschine … Das Vorderrad verbogen, die Lenkstange schief …

Mit einem Male ein Schatten neben mir – ein anderer Radler, – hager, lang, bartlos …

Grüßte höflich:

„Verzeihung – etwa Herr Schraut?“

Ich schnellte hoch …

„Wer sind Sie?“

Er lächelte liebenswürdig …

„Der Mann von gestern, Herr Schraut …“

„Plettner?“

„Angeblich Plettner … – Sie gestatten: Allan Mallon, Angestellter der Pinkerton-Detektei, Neuyork.“

„Prost Mahlzeit – – ein Kollege!“ lachte ich etwas gezwungen. „Nun wird ja wohl etwas Licht in die Sache kommen!“

„Leider nein, Herr Schraut … Die Sache wird im Gegenteil immer dunkler. – Könnten wir nicht bei Ihnen die Unterhaltung in Ruhe fortsetzen?“

„Gern. Weit haben wir’s nicht!“

Ich nahm mein Rad auf die Schulter. Allan Mallon schob das seine neben sich her.

„Eine ganz verteufelte Geschichte ist das, Herr Schraut,“ begann er mürrisch und grüblerisch. „Hat man mich da von Neuyork vor zwei Wochen hier nach Berlin geschickt, damit ich den Maler Plettner beobachten soll, – und ich stoße da auf seltsame Vorgänge, die mit Plettner gar nichts zu tun haben … Den Neubau meine ich …“ – Sein Deutsch war tadellos, ohne jeden Akzent …

„Wer hat denn die Pinkertons beauftragt, Plettner beobachten zu lassen?“

„Wissen wir nicht, Herr Schraut. Geld wurde eingeschickt mit Begleitbrief – anonym – reichlich Geld. Die Berichte sollten postlagernd nach Newhaven bei Neuyork geschickt werden.“

Ich dachte sofort an John Patter. Natürlich war John Patter der Auftraggeber.

Allan Mallon sprach weiter:

„Es war in dem Begleitbrief ausdrücklich betont worden: nur beobachten, den Maler und seine Tochter, und über jede Kleinigkeit berichten. – Ich sage Ihnen, Herr Schraut: ich bin nicht gerade der Dümmste der Pinkerton-Leute! Aber – nichts habe ich zu berichten gehabt, gar nichts! Vater und Tochter leben still und friedlich und –“

„Hm – geht der Maler nicht abends häufig bummeln?!“

„Nie – nie! Ich wohne doch seit vierzehn Tagen in demselben Hause als möblierter Herr im Seitenflügel gerade unter Plettners … Ich habe aufgepaßt … Der ist solide wie ein Abstinenzler!“

„Die Portierfrau des Hauses behauptet das Gegenteil, Herr Mallon. Sie hat mir heute erklärt, daß Plettner nie vor drei Uhr morgens heimkehre …“

„Sie lügt! Das muß ich besser wissen. Ich habe dort im Hause ein Zimmer mit Zugang vom Treppenflur. Mehrere Nächte blieb meine Tür angelehnt, und ich saß auf einem Stuhl dicht dahinter … Plettner geht abends überhaupt nicht aus …“

„Mag sein. – War er von jeher Maler?“ fragte ich, um festzustellen, wie weit der Kollege unterrichtet war.

„Nein. Er hat in Hamburg Zähne gezogen: Zahnarzt! Das Geschäft brachte nichts ein. Weshalb er sich jetzt Kunstmaler nennt, begreife ich nicht recht. Jedenfalls ist weder gegen seine noch seiner Tochter Lebensführung etwas einzuwenden.“

„Also Ihre Berichte nach Neuyork waren gut?“

„Und ob! Nur sehr mager. Und dabei habe ich so das Gefühl, als ob der Auftraggeber gerade ungünstige Berichte erwartete, denn wer Menschen ständig belauern läßt, traut ihnen nicht!“

„Allerdings. – Und der Neubau?“

„Ja – das ist ein Ding für sich, Herr Schraut … Darüber könnte ich Bände schreiben … Es ist das Rätselhafteste, was ich bisher erlebt habe. Vor acht Tagen – nein, vor neun Tagen wurde ich zufällig auf das grüne Licht aufmerksam, als ich oben auf dem Dache über Plettners Atelier lag …“

„Sie sind gründlich …“

„Ich werde gut bezahlt … – Das grüne Licht war das erste … Nachher kam das andere – in der folgenden Nacht: das Auto, die verschleierte Dame, der Hund …“

Wir bogen jetzt in die Blücherstraße ein.

„Acht Nächte habe ich bisher diesem Rätsel geopfert, Herr Schraut … Und habe nichts ermittelt. Da dachte ich gestern an Ihren Freund Harst, wollte den auf den Neubau scharf machen … So kam ich maskiert zu Ihnen – als Plettner, und erfand mancherlei, was ihn und seine Tochter betraf. Fräulein Helga ist nicht verlobt, ist auch nicht Korrespondentin … Ich wollte nur Einzelheiten vorbringen, damit Sie nicht an meiner Person, an Plettner, zweifeln sollten …“

„Verstehe. – Waren Sie denn schon einmal nachts in dem Neubau?“

„Ja … Ich gehe aber nicht wieder hin.“

„So?!“

„Nein. Ich bin dreißig Jahre alt und möchte gern noch ein paar Jahre leben! Ich wurde in dem Neubau nämlich hinterrücks niedergeschlagen, ohne den Angreifer zu sehen. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Tiergarten auf einer Bank!“

„Und – sind Sie nie im Stadtpark gewesen und haben aufgepaßt, wo der Neufundländer bleibt?“

„Dreimal … Der Hund verschwindet spurlos … Spurlos ist dafür die richtige Bezeichnung. Ich bin doch in unserem Beruf kein Neuling, Herr Schraut: spurlos – als ob das Riesentier sich in Luft auflöst.“

„Und – das Auto?!“

Da lachte Mallon ärgerlich auf.

„Heute nacht ist es das viertemal, daß ich per Rad hinterher war, Herr Schraut. Ich kann radeln, und Sie sehen ja, meine Maschine ist ein Rennrad. Das erstemal verlor ich die Spur des Autos im Wagengewühl der Leipziger Straße. Das zweitemal erging es mir wie Ihnen heute: ein anderer Radfahrer brachte mich absichtlich zu Fall. Dann gestern nacht auf dem Kurfürstendamm – derselbe schwarzbärtige Radler … Überholte mich – schüttete mir ein braunes Pulver ins Gesicht … Die Augen tränten mir. Ich mußte anhalten. Wieder also umsonst …“

„Und heute?! Weshalb gaben Sie da die Verfolgung auf?“

„Nur Ihretwegen. Ich sah Sie stürzen. Ich dachte mir, daß Sie es sein müßten, fürchtete, daß Sie sich Schaden zugefügt hätten … Und ich war doch daran schuld, weil ich Sie auf dieses Geheimnis hingewiesen hatte …“

„Sehr liebenswürdig, Herr Mallon. – Da ist schon das Harstsche Haus … Jetzt werden wir im warmen, behaglichen Zimmer gemeinsam einen Schlachtplan entwerfen, lieber Mallon … Und es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir beide nicht …“

 

4. Kapitel.

Es ging mit dem Teufel zu … Nur anders …

Eines jener modernen Autos, die lautlos wie Gespenster über den Asphalt huschen, war hinter uns hergekommen …

Hielt drei Schritt vor uns …

Zwei Kerle, echte Strolche von phantastischer Abgerissenheit, schnellten heraus …

Und Mallon und ich sahen zwei Revolver auf uns gerichtet …

„Hände hoch!“ krähte der eine Kerl …

Auch der elegante Chauffeur kam hinzu …

Weit und breit kein Mensch …

Mallon gehorchte … Ich auch – sehr zögernd …

Der Chauffeur trat hinter uns …

Stahlarmbänder schnappten um meine Handgelenke.

Man stieß uns in das Auto hinein. Uns gegenüber saßen die nach Fusel stinkenden Stromer …

Die Fenster waren mit dicken Decken verhängt … Die Revolvermündungen lagen zehn Zentimeter vor unserer Stirn …

Das Auto fuhr – fuhr …

An der Decke brannte eine matte Glühbirne … Ich war nun wieder etwas bei Sinnen … Musterte die Kerle … Der eine hatte ein Pechpflaster vor dem linken Auge … Der andere sah wie der leibhaftige Satanas aus … –

Allan Mallon sagte mit einem Male:

„Falls Sie mich des Neubaus wegen verschwinden lassen wollen, so gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, daß mich die Geschichte nichts angeht, daß ich mich nie mehr darum kümmern und nichts davon verraten werde … Mein Wort halte ich. Lassen Sie mich also wieder laufen …“

„Wer bist Du?“ krähte der mit der Satansvisage.

„Allan Mallon, Angestellter der Pinkertons, Neuyork…“

„Ah – Du bist ehrlich, Freundchen! – Wer hat die Pinkertons beauftragt?“

„Ein Unbekannter.“ Und Mallon berichtete Einzelheiten.

Die beiden Kerle warfen sich einen Blick zu. Dann fragte der mit dem Pechpflaster, und die Stimme war wie eine verrostete Kaffeemühle:

„Nach vierundzwanzig Stunden seid Ihr beide wieder frei, wenn auch der Dicke sein Wort gibt, die Sache ruhen zu lassen … Andernfalls werdet Ihr im Grunewaldsee die Aale füttern …“

„Ich werde mir’s überlegen,“ erwiderte ich gereizt.

„Da jibt’s nischt zu überlegen!“ schnauzte das Pechpflaster.

Mallon drehte sich halb um.

„Sie sehen doch: die Kerle machen Ernst!“

„Wollen abwarten, Herr Mallon … Ich verspreche vorläufig nichts!“

„Ein Unsinn!“ brummte Mallon.

Und das Pechpflaster griff nach hinten und drückte auf den Gummiball, gab dem Chauffeur vorn ein Zeichen.

Wir fuhren – fuhren …

Der Fuseldunst der beiden Strolche war so intensiv, daß mir fast übel wurde. Dazu rülpste das Pechpflaster alle Augenblick in widerwärtigster Weise.

Allan Mallon räusperte sich – stieß mich mit dem Fuße an.

„Seien Sie doch vernünftig!“ meinte er. „Die Kerle kriegen alles fertig!“

„Und ob!“ krähte der Satanas.

Ich schwieg.

Wenig später hielt das Auto.

Der Chauffeur, der eine Autobrille trug und den Kragen seines grauen Mantels hochgeschlagen hatte, öffnete die eine Tür.

Ich schaute hinaus.

Ein See im Mondlicht. Am anderen Ufer eine Badeanstalt. Es war der Grunewaldsee.

„Soll ich den Kahn holen?“ fragte der Chauffeur.

„Nur los! Rasch! Damit wir hiermit ins Reine kommen!“ grinste das Pechpflaster.

Und – den Moment benutzte ich …

Ich saß der Tür am nächsten …

Schnellte ich mich hinaus, so konnten die Kerle nicht schießen, weil sie den Chauffeur getroffen hätten.

Ich tat’s. Mit solchem Schwung, daß mein Schädel den Chauffeur gegen das Kinn traf …

Und ebenso flink war ich nach links die Böschung des Weges empor und im Walde verschwunden …

Warf mich nieder, kroch nicht etwa tiefer in den Wald hinein, sondern rasch im Bogen wieder auf das Auto zu …

Zwei suchten mich, das Pechpflaster und der Chauffeur … Hatten Taschenlampen, rannten hin und her.

Ich kauerte längst am Ufer hinter dem freigespülten Wurzelstock einer Kiefer.

Ein glorreicher Gedanke kam mir da … Der Motor des Autos lief leer. Die Laternen und Scheinwerfer brannten. Trotz der Handschellen traute ich’s mir sehr wohl zu, das Auto zu lenken. Ich rechnete auch auf Mallons Hilfe. Der würde nicht dulden, daß der Satanas durch die Vorderwand hindurch nach mir schoß …

Gedacht – und schon getan …

Hinauf auf den Vordersitz …

Zwei Griffe – dann Hände am Lenkrad …

Der Wagen ruckte an – flog die Uferstraße hinab.

Jeder Berliner kennt diesen Fahrweg, der durch die Verwendung von Schlacke und Steinkohlenresten pechschwarz ist, der durch das Jagdschloß Grunewald hindurchläuft und am Seerestaurant abbiegt …

Ich saß ganz zusammengeduckt da … Wagte kaum zu atmen … Fürchtete jeden Augenblick, daß mir eine Revolverkugel ins Genick fahren würde …

Hindurch durch das Jagdschloß – durch den weiten Hof …

Links empor den Weg, der nach Dahlem durch den Wald führt …

Dann drinnen im Auto eine Stimme:

„Schraut, der Kerl ist längst hinausgesprungen … Halten Sie! Ich komme zu Ihnen nach vorn!“

Mallon schwang sich neben mich …

Weiter …

Mallon lachte grell: „Das haben Sie glänzend befingert!!“

Weiter …

Die Villen von Dahlem …

Dann Alt-Schmargendorf … Über die Eisenbahnbrücke – hinein in die Blücherstraße …

Wir hielten vor Nr. 10 … Wir waren daheim!

„Jetzt erst die Stahlfesseln herunter!“ meinte Mallon und sprang hinaus.

Ich folgte, ging um den Wagen herum …

„Nummer 191 803!“ sagte ich … „So – nun ins Haus. Eine Feile oder ein Hammer besorgt das schon!“

Mallon zog mir die Schlüssel aus der Tasche. Wir waren in Haralds Zimmer. Licht flammte auf.

Nach fünf Minuten Arbeit war Mallon die Handschellen los. Dann leistete er mir denselben Dienst. Das ging schneller.

Und als wir nun das Auto in irgendeiner Garage in der Nähe unterstellen wollten, als wir aus der Haustür traten, da glitt der Kraftwagen gerade davon … Aus dem Fenster winkte das Pechpflaster mit der schmierigen Mütze.

Mallon fluchte – fluchte …

„Wir wissen ja die Nummer,“ tröstete ich.

Und gleich darauf rief ich das Berliner Polizeipräsidium an. Wir sind dort gut bekannt, und man tut uns gern einen Gefallen.

Ich bat festzustellen, wem das Auto 191 803 gehört.

Eine Stunde später – inzwischen hatten Mallon und ich den Fall „Neubau“ nach allen Seiten hin erörtert – kam die telephonische Antwort:

„Die Nummer 191 803 existiert nicht – bestimmt nicht …“

„Das ahnte ich!“ sagte der Amerikaner grimmig. „Ich weiß: die Schufte sind nicht zu fassen!“

Es war nun drei Uhr morgens geworden. Er verabschiedete sich, nachdem wir für die nächste Nacht einen gemeinsamen Feldzugsplan entworfen hatten.

 

5. Kapitel.

Morgens zehn Uhr frühstückte ich auf der Veranda. Frau Harst, die mütterliche Freundin, leistete mir mit einer Handarbeit Gesellschaft. Wir hatten heute früh jeder eine Ansichtskarte von Harald aus Bergen erhalten, nur ganz kurze Grüße. Und als ich nun seiner Mutter die Vorgänge der verflossenen Nacht in recht humoristischer Weise geschildert hatte, um die Banditenromantik so etwas abzuschwächen, seufzte sie leicht und meinte:

„Nur gut, daß Harald nicht dabei war. Er wäre vielleicht noch wagehalsiger gewesen als Sie, lieber Schraut … Denken Sie nur, wenn einer der Kerle geschossen hätte, als Sie den Sprung aus dem Auto wagten!“

Draußen im Weinspalier und in den alten Kastanien, die schon ganz dicke Blattknospen hatten, lärmten die Spatzen. Unser Hühnervolk gackerte gerade vergnügt auf dem Hofe umher, und Mathildes schallende Stimme kam aus dem Kaninchenstall, wo der kohlschwarze Prachtbock Peter anscheinend wieder sein Drahtgitter losgerissen und der Haferkiste einen Besuch abgestattet hatte.

Unser schönes Heim hier war eine Welt für sich, eine Oase im Häusermeer Berlins, ein Jungbrunnen geradezu.

Ich träumte vor mich hin …

Die welken zarten Hände der gütigen Matrone da vor mir wirbelten nur so die langen Holznadeln ihrer Strickerei durcheinander …

In der Stimmung jetzt war mir der Neubau mit all seinen Geheimnissen höchst gleichgültig.

Ich genoß den sonnenklaren Apriltag, genoß das überall bemerkbare Erwachen des Frühlings und – empfand wieder einmal mit innigster Dankbarkeit die Wohltat dieses meines Heims, in dem der einst so ruhelose Schmierenschauspieler vor Jahren durch Haralds Edelmut gelandet war …

„Was werden Sie nun zusammen mit Allan Mallon unternehmen, lieber Schraut?“ fragte Frau Harst nach einer geraumen Weile.

„Wenn es nach mir ginge: gar nichts!“ erwiderte ich leise. „Am liebsten nähme ich jetzt einen Spaten und brächte unsere Spargelbeete in Ordnung, – arbeitete mich so müde, daß ich abends um zehn ins Bett sänke. Der Frühling hat’s mir angetan. Die Menschen mit ihrem elenden Tun und Treiben sollen mir fern bleiben …!“

„Na, na!“ lächelte die mütterliche Freundin. „Das glauben Sie ja selbst nicht, lieber Schraut. Ihnen steckt nun mal die Lust zu den Aufregungen Ihres Berufes genau so im Blut wie Harald – unausrottbar. Vielleicht[5] sind Sie ein wenig mehr Dichternatur, aber … – Hörten Sie? – Die Flurglocke schlug an.“

„Ich werde öffnen. Mathilde ist noch im Stall.“

Und als ich die Vordertür erreicht hatte und durch das Guckloch schaute, stand da eine schlanke Dame mit einem grauen schlichten Hut auf dunklem Haar – mit ganz dichtem weißen Schleier vor dem nur verschwommen hindurchschimmernden Antlitz.

Und doch erkannte ich sie auf den ersten Blick: Helga Plettner!

Ich öffnete. Mein Herz klopfte ein wenig schneller. Eine süße Wolke Wohlgeruch schlug mir entgegen … Eine Stimme, voll und weich wie Orgelton, sagte sicher und ruhig:

„Könnte ich Frau Harst sprechen?“

Ich war überrascht.

Frau Harst?! Helga und Frau Harst?!

„Meinen Namen möchte ich nur Frau Harst nennen,“ fügte Helga schon hinzu. „Ich habe ein besonderes Anliegen an die Dame … Keine Bettelei …“

„Bitte, wollen Sie nähertreten!“

Sie erkannte mich nicht. Wie sollte sie auch?! Zwischen mir und dem Angestellten des Gaswerks gab es keinerlei Ähnlichkeit.

Ich führte sie in Frau Harsts Salon.

„Frau Harst wird sofort erscheinen,“ meinte ich und wies auf einen der Brokatsessel.

„Verzeihung – sind Sie Herr Schraut?“ fragte Helga Plettner, als ich bereits die Tür nach dem Speisezimmer hin halb geöffnet hatte …

„Max Schraut …“ Ich verbeugte mich.

„Ist Herr Harald Harst auch zu Hause?“

„Nein – er hat in Schweden zurzeit beruflich zu tun …“

Etwas wie ein Seufzer der Erleichterung kam hinter dem Schleier hervor.

„Danke, Herr Schraut …“

Ich verließ den Salon.

Frau Harst starrte mich ungläubig an.

„Wie – Fräulein Plettner?“

„Ja – bestimmt. Aber sie hat ihren Namen bisher nicht genannt.“

„Was mag dieser Besuch zu bedeuten haben, lieber Schraut? – Ich bin wirklich etwas – etwas beunruhigt. Am besten wäre, wenn Sie im Eßzimmer sich aufhielten. Ich werde die Tür zum Salon halb offen lassen. Die Portieren verdecken die Tür ja.“

„Wie Sie wünschen, – ich fürchte nur, Fräulein Plettner wird um strengste Diskretion bitten, und dann …?“

„Lehne ich es ab, sie anzuhören, lieber Schraut … – Weiß ich denn, was an diesem Mädchen Heuchelei oder Ehrlichkeit ist?! Kann sie nicht wirklich die Verschleierte aus dem Neubau sein?! – Oh – mich soll man mit solchen Dingen nicht belästigen …“

Sie erhob sich, rückte das schwarze Spitzenhäubchen zurecht und winkte …

Im Speisezimmer rückte ich mir einen Stuhl ganz dicht an die halb offen gebliebene Tür.

Jedes Wort vernahm ich so.

Doch – die Unterredung dort im Salon war nur kurz – sehr kurz …

Frau Harst hatte ziemlich kühl die Besucherin begrüßt:

„Bitte – behalten Sie Platz! Mit wem habe ich das Vergnügen?“

„Gnädige Frau, Sie werden es mir nicht verübeln, wenn ich meinen Namen zunächst nicht nenne … Ich könnte Sie belügen, könnte irgendeinen Namen erfinden, aber – ich hasse Unaufrichtigkeit …“

„Dann wird das Leben mit all seinen Unzulänglichkeiten doch einmal beweisen, daß die Welt ohne Lüge nicht existieren kann,“ meinte Frau Harst weit gütiger. „Sprechen Sie nur … Sie können zu mir Vertrauen haben …“

Helga Plettner schwieg … Und wieder da Frau Harsts mütterliche Stimme:

„Sprechen Sie … Was quält Sie?“

„Angst – – Angst!!“ – Wie ein Schrei war das.

Ich fuhr ordentlich zusammen.

„Wovor denn – – Angst?!“ sagte die weiche liebe Stimme voll unendlicher Güte.

Wieder Stille …

Und wieder dann wie ein Jammerruf:

„Vor – Ihrem Sohne, vor Harald Harst! – Oh – nicht meinetwegen! Ich habe nichts getan, daß ich das alles ergründende Genie eines Harst zu scheuen brauchte! Nein – für jemand anderes fürchte ich … Und ich flehe Sie an, gnädige Frau, – sagen Sie mir eins: Ist Ihr Sohn wirklich in Schweden?“

„Ja … Noch heute früh erhielt ich eine Karte von ihm …“

„Ich – ich – danke Ihnen!“ –

Geräusche zeigten mir an, daß Helga sich erhoben hatte.

„Sind Sie nur dieser einen Frage wegen zu mir gekommen?“ meinte Frau Harst ebenso gütig.

„Ja … Und wenn Ihr Sohn daheim gewesen, gnädige Frau, dann hätte ich Sie auf den Knien beschworen, mir offen zu erklären, ob Herr Harst zurzeit mit einem Kriminalfall ganz besonderer Art sich beschäftigt … Und – hätte ich aus Ihrer Antwort entnommen, daß – mein Leben in Trümmer geht, dann würde ich das Letzte nicht abge…“

Sie verschluckte die letzten Silben, stieß hervor:

„Nein – nein … – Ich danke Ihnen nochmals, gnädige Frau!“

„Liebes Kind, beruhigen Sie sich erst … Bleiben Sie noch … Ich …“

„Verzeihen Sie – ich muß ins Freie … Ich muß allein sein … Verzeihen Sie …“

„Dann gehen Sie mit Gott, mein Kind!“

Türen klappten …

Und im Nu war ich in unserem Ankleidezimmer.

Im Nu war ein falscher Bart befestigt … –

Eine halbe Stunde später …

Berliner Tiergarten … Vor mir Helga Plettner, langsam dahinschreitend durch stille Wege …

Schwarzdrosseln hüpfen in den Büschen … Feldmäuse huschen durch noch dürre Gräser … In den Baumwipfeln gurren Wildtauben …

Auch hier Frühlingsahnen … Poesie …

Und ich – kein Poet mehr … Nur Detektiv … Nur an den Neubau denkend – an Helgas große Lüge: sie fürchtet Harald – – sie!! Sie fürchtet nur für sich selbst – – die Komödiantin! Mich täuscht sie nicht! Mich nicht …! Welche Frechheit, sich zu Harst zu wagen – in die Höhle des Löwen! Und – was alles muß auf dem Spiel stehen für sie …!

Helga biegt in den Rosengarten ein … Bleibt vor der Marmorstatue der Königin Luise stehen …

Seltsam: ihre Hände falten sich wie in stummem Gebet! Ihr Kopf sinkt …

So verharrt sie minutenlang … –

In meinem Innern erhebt sich ein Kampf … Zweifel steigen auf …

Wirklich eine Komödiantin?!

Der Dichter in mir meldet sich … Der Detektiv siegt …:

Komödiantin – eine ganz gefährliche! Längst mag sie gemerkt haben, daß sie verfolgt wird …!

Da geht sie weiter – zu einer leeren Bank, setzt sich in den warmen Sonnenschein … Hebt langsam den Schleier …

Und ich ihr gegenüber – zwanzig Meter Zwischenraum … Zeitung lesend. Die Zeitung hat ein Loch. Ich beobachte weiter.

Menschen gehen und kommen. Kinder kreischen vergnügt. Von der Charlottenburger Chaussee her dröhnen Hupensignale …

Dann blicke ich seitwärts …

Schaue schärfer hin …

Zwei Bänke links von mir sitzt – die grauhaarige Dame mit dem goldenen Kneifer und dem strengen, hochmütigen Gesicht … – Die aus dem Auto von gestern, dessen Chauffeur so gemeine Redensarten gebrauchte.

Ich werde noch lebendiger … Ich bin wieder mitten im Abenteuer des Neubaus …

Meine Sinne straffen sich gleichsam … Etwas wird geschehen … Ich spüre es in allen Nerven.

Mein Blick gleitet zu Helga zurück.

Und sehe, daß sie flammend rot geworden – daß ein schlanker Herr auf sie zuschreitet – ein echt amerikanisches Gesicht, jung, gesund, und doch scharfe Züge.

Er grüßt.

Helga ist aufgestanden – spricht etwas.

Ihr Gesicht droht … Ihr Arm hebt sich zu eindrucksvoller, harter Geste: „Entfernen Sie sich!“

Der Schlanke bleibt, beugt sich vor – scheint zu bitten – greift nach Helgas Hand.

Sie tritt zurück – wendet ihm den Rücken.

Und er schleicht davon – schleicht – wie unter einer Last, die seine Schultern preßt.

Geht durch das Tor – – verschwindet.

Und als ich wieder nach Helga ausschaue: ein Bild trostlosester Verzweiflung!

Beide Hände hat sie vor das Gesicht gedrückt … Bebt vor lautlosem Schluchzen … –

Komödiantin – –? Liebe – –?! War der Mann John Patter?!

Ja, er muß es gewesen sein – er, dem Helga schon in Hamburg einen Korb gegeben …

Und ich erhebe mich rasch … John Patter werde ich folgen … Deshalb folgen, weil soeben auch die alte Dame den Rosengarten verlassen hat – durch denselben Ausgang.

Sie ist hinter John Patter her – ich hinter ihr … So kommen wir bis zur Siegesallee …

Ich triumphiere … Heute entgeht das Weib mir nicht, das gestern in der Gartenstraße mir aufgelauert hat …

Und dann: doch nur wieder ein Griff in die leere Luft!

Ein Auto fährt an mir vorüber. Eine schrille Hupe kreischt.

Die Dame ist im Moment im Wagen. Und in dasselbe Auto springt zwanzig Schritt weiter John Patter.

Kein anderes zu sehen … Und als ich eins erwischt habe, ist das erste längst – über alle Berge.

Immerhin: ich habe das Auto wiedererkannt! In der vergangenen Nacht trug es zwei Gefesselte zum Grunewaldsee! –

Und mein Auto trägt mich zum Rosengarten zurück.

Helga Plettner sitzt noch auf derselben Bank.

Zufällig schaue ich nach links …

Erstarre förmlich: zwei Bänke weiter – – die alte Dame mit dem goldenen Kneifer!

Wie Höllenspuk mutet mich das im ersten Moment an …

Dann packt mich die Wut …

Ich springe auf. Ich werde hier reinen Tisch machen.

Drüben steht ein Schupobeamter. Ich schlängele mich an ihn heran …

„Hier meine Legitimation …“

„Ah – Herr Schraut! Womit kann ich dienen?“

„Fragen Sie die grauhaarige Dame dort drüben, die mit dem goldenen Kneifer, nach einem Ausweis … Werden Sie recht energisch – auf meine Verantwortung hin! Und wenn sie sich nicht ausweisen kann, dann –“

„Verzeihung. Ich sehe keine solche Dame, Herr Schraut!“

Ich drehe mich um … Ein Blick …

Die Bank ist leer …

„Canaille!“ entschlüpft es mir …

Der Schupobeamte schaut nach rechts.

„Hm – dort sitzt eine Dame mit goldenem Kneifer neben der Blassen … Donner – ist die hübsch, die Blasse …“

„Sie ist’s … Auf meine Verantwortung – – vorwärts!“

Der Beamte zögert …

„Herr Schraut, das – das kann ich nicht!“

Ich fiebere … „Sie werden keinerlei Unannehmlichkeiten haben …“

„Es geht wirklich nicht. So ohne jeden Grund?! Was hat die Dame denn berissen?!“

Ich – denke an das Auto – die falsche Nummer – an Allan Mallon und mich, wie wir – ersäuft werden sollten …

Auf gut Glück behaupte ich: „Freiheitsberaubung – Bedrohung!“

Der Beamte schaut mich zweifelnd an … Und ich wiederhole: „Auf meine Verantwortung! Nur muß ich vorläufig aus dem Spiel bleiben …“

„Nun gut …“

Und – er geht gemächlich um das Rosenbeet herum. Steht vor den beiden Frauen …

Die Graue spricht, greift in ihr Handtäschchen …

Der Beamte blättert in Papieren …

Vor dem Ausgang treffen wir uns …

„Nun?!“

Er lächelt … „Herr Schraut, eine Amerikanerin – eine Frau Ellen Garden aus Neuyork – mit Paß nebst Photographie … Wohnt hier im Eden-Hotel am Zoologischen Garten …“

„Wurde sie verlegen?“

„Keine Spur!“

Ich ärgere mich …

„Wir werden ja sehen! Ich fahre sofort zum Eden-Hotel … Passen Sie auf die beiden Damen auf … Ich kann in einer Viertelstunde zurück sein …“ –

Und – – im Eden-Hotel zeigt mir der Direktor das Fremdenbuch …

Vor fünf Tagen ist Frau Garden eingetroffen … bewohnt zwei Zimmer …

„Gut – ich warte …“ Und setze mich in die Vorhalle …

Überlege nochmals die letzten Vorgänge …

Die Garden hat sich an Helga Plettner herangemacht. Und die Garden steckt mit John Patter unter einer Decke – falls es John Patter war!

Ein Gedanke reißt mich hoch …

Nochmals lasse ich mir das Fremdenbuch zeigen …

Und – finde John Patter …

Er wohnt hier seit – zwei Monaten … Zimmer Nr. 18 und 19. Und die Garden hat Nr. 16 und 17!!

„Herr Direktor, besitzt Mr. Patter ein eigenes Auto?“ frage ich nun scheinbar gleichgültig.

„Gewiß!“

„Ein braunes – ganz modernes, innen rotes Saffianleder?“

„Ja!“

Mein Hirn wird zum Karussell.

In Patters Auto sind wir entführt worden!! Tatsache – in John Patters Auto!

Was – – bedeutet das alles?! Wie kamen die beiden Stromer von gestern in den Besitz dieses eleganten Kraftwagens?!

„Und Mr. Patter ist das Auto nicht gestohlen worden?“ frage ich den Direktor wieder.

Der schaut mich ganz entgeistert an. „Gestohlen?! Aber – wie kommen Sie denn darauf, Herr Schraut?! Keine Rede!“

Ich bin wie vor den Kopf geschlagen!! Der Fall „Neubau“ geht über meine Kräfte!! – Der Direktor hat ja recht: wie kann das Auto gestohlen worden sein, wo ich es doch vorhin in der Siegesallee gesehen habe! – Nein, ich hätte diese dumme Frage gar nicht stellen sollen! Aber ich bin eben geistig nicht mehr auf der Höhe …!

Teufel noch mal! Dieser[6] gordische Knoten muß mit kühnem Hieb zerhauen werden! Das geht so nicht weiter!

„Herr Direktor, wo ist Mr. Patters Chauffeur untergebracht?“

„Im Seitenflügel, Herr Schraut … In den Dienerzimmern … Eine Treppe, Nr. 12!“

„Ob der Chauffeur zu Hause ist?“

„Ja. Er begegnete mir vor wenigen Minuten … – Verzeihung – um was handelt es sich eigentlich? Sind Mr. Patter und Frau Garden etwa nicht einwandfrei?“

„Ich verpflichte Sie zu strengstem Stillschweigen, Herr Direktor: Nein, beide sind nicht einwandfrei. Es liegt bereits der wohlbegründete Verdacht der gewaltsamen Freiheitsberaubung und Bedrohung vor – abgesehen von allem anderen, was noch an den Tag kommen wird …“

Der Direktor erschrickt erst, lächelt dann aber. „Herr Schraut, Mr. Patter verkehrt sogar mit dem amerikanischen Botschafter, und Frau Ellen Garden wieder saß gestern abend hier im Speisesaal mit dem Staatssekretär Doktor Ruffmann zusammen an einem Tisch … – Ich würde Ihnen raten, bei Ihren Ermittlungen doch recht vorsichtig zu sein … Sie müssen sich irren …“

Das klingt ein wenig ironisch. Ich bin innerlich ein Vulkan, äußerlich Eis; sage nur:

„Warten wir ab, Herr Direktor … Auf Wiedersehen! – Also eine Treppe – Nr. 12!“

„Jawohl!“ – Er verneigt sich steif.

Ich gehe über den Hof … Ich stehe vor der Tür von Nr. 12 … Klopfe …

Schritte … Ein junger schlanker Mensch reißt die Tür auf … Mustert mich.

„Sie sind der Chauffeur von Mr. Patter?“ frage ich auf Englisch.

Er nickt. „Thomas Garrell, mein Name … – Sie wünschen?“

Oh – mein Feldzugsplan ist schon fertig.

„Ich bin der Vertreter der Benzo-Aktiengesellschaft. Wir haben einen neuen Brennstoff für Kraftfahrzeuge herausgebracht. Wir liefern jedem Chauffeur gratis fünfzig Liter und bitten lediglich nachher um ein Zeugnis über das Benzo … Außerdem … – aber können wir das nicht in Ihrem Zimmer verhandeln, Mister Garrell?“

„Bitte, treten Sie ein!“ – Das klingt sehr zögernd. Ich merke: Garrell ist mißtrauisch.

Wir sitzen nun am Tisch. Er schiebt mir sein Zigarettenetui hin. „Da – bedienen Sie sich, bitte!“

„Schott ist mein Name!“ stelle ich mich vor. Und beginne wieder vom Benzo zu schwindeln.

Garrell wird harmloser, läßt sich täuschen … Ich verstehe ja von allem etwas. Ich werfe nur so mit technischen Ausdrücken um mich.

Schließlich bitte ich ihn, mir doch einmal Mr. Patters Wagen zu zeigen. Ich hätte noch keinen ganz modernen Fiat gesehen …

„Unten in der einen Hotelgarage steht er,“ nickt Garrell bereitwillig. Sein Chauffeurstolz kommt zum Durchbruch.

Wir gehen hinunter. Er schließt das Garagentor auf, macht innen Licht.

Ich – fiebere … Ich weiß genau: das rote Saffianpolster hatte an der einen Stelle eine Schramme, die mit dunklerer Farbe schlecht überpinselt war.

Und – im Innern des Autos strahlt nun ebenfalls das Licht auf.

Die Schramme!! Da ist sie!! Es ist dasselbe Auto von gestern nacht! Nun weiß ich’s ganz genau!

Ein grunzendes Lachen in meinem Rücken läßt mich herumfahren …

Das Garagentor fällt donnernd zu … Der Chauffeur hat es zugeworfen …

Und – – vor mir steht – der zerlumpte Bettler aus der Kneipe in der Wexstraße! Steht jener Kerl, der sich bei dem Kollegen in Hamburg gleichfalls nach Otto Plettner erkundigt hat …!!

Steht und – hält mir grinsend einen klobigen Revolver vor die Stirn …

Fuselgestank umweht mich … Eine krächzende Säuferstimme droht:

„Wenn Du vafluchter Achtjroschenjunge (Polizeispitzel) ooch nur zu niesen riskieren dust, puste ick Dir mit disse Luftpistole ein drittes Ooge in ’n Kopp …! Vastanden!! Also nich jemuckst! – Tom, bind ihm die Arme und die Beene zusammen!“

Der Chauffeur packt meine Handgelenke …

Ich schiele nach der Waffe …

Tatsächlich: eine Luftpistole! – Oh diese Schurken! So raffiniert! Die Waffe macht keinen Lärm! Damit kann man jemanden ganz geräuschlos abmurksen!

Widerstand leisten?! – Unmöglich!!

Und doch kocht in mir eine namenlose Wut. Garrell hat mich getäuscht! Nicht ich ihn! Als wir hier in die Garage gingen, hat er den Schlüssel erst aus dem Hotelbureau geholt – angeblich! –, hat natürlich diesen zerlumpten Kerl irgendwie herbeigerufen!

Und Garrell fesselt mich im Nu …

Dann – – Knebel in den Mund! Ich muß den Mund auftun – muß! Der Zerlumpte hat den Finger am Drücker …

Zum Glück benutzt Garrell als Knebel ein ganz sauberes Taschentuch … Und dann werfen die Kerle mich ins Auto … Der alte stinkende Bettler setzt sich mir gegenüber, schließt die Vorhänge …

Der Motor rattert … Der Fiatwagen rollt an – rollt davon …

Und vor meinem Gesicht droht weiter die Luftpistole.

Wir fahren – fahren …

Straßenlärm …

Draußen heller Tag … Und ich, Max Schraut, hier im Auto als – Gefangener!!

Wir fahren …

Straßenlärm erstirbt … Wir müssen längst außerhalb Berlins sein …

Ich sitze anscheinen ganz still …

Und arbeite doch dauernd an meinen Handfesseln – dauernd … – Garrell hat keine Ahnung davon, wie man Leute fesselt … Die Schlingen lockern sich …

Lautlos gleitet der prachtvolle Wagen … Bäume rauschen zu beiden Seiten: Wald – – irgendwo …

Und plötzlich dann stoppt der Fiat …

Garrell reißt die Tür auf …

Die Schufte zerren mich hinaus … Mitten im Walde steht das Auto – hinter Büschen und jungen Tannen …

Der alte Strolch grinst mich an …

„Wirst baumeln, Achtjroschenjung …! Dich machen wir alle …! Kennen Dich … Bist der Schraut … Hast längst die Hanfkrawatte verdient – längst …! Schad’ nur, daß wir nich auch Deinen Freind mit erwischt haben! – Tom, her mit dem Strick!“

Meine Stirn wird eisig feucht …

Das ist kein Scherz hier …

Meine Gedanken flattern wie todbange Vöglein.

Ruhe …! Nur Ruhe kann mich retten – kaltes Blut! Ich habe ja die Hände so gut wie frei … Aber ich darf’s nicht verraten … Nicht jetzt … Noch immer fuchtelt mir ja der Kerl mit der Pistole vor dem Gesicht herum …

Eine alte Eiche steht da wenige Meter ab – die untersten Äste ganz niedrig und fast wagerecht …

Garrell schwingt sich empor, hat mir eine fingerdicke Leine um die Brust geschlungen …

Hat der Schuft Kräfte!! Im Nu zieht er mich nach oben, drückt mich in eine Astgabel …

Im Nu hat er mir auch die Schlinge um den Hals gelegt, hat das andere Ende am Ast festgeknotet …

In nächster Nähe hackt ein Specht nach Würmern. Finken schmettern … Die Sonne scheint … Der Wald duftet nach Frühling …

Sterben?! Sterben?!

Ah – die beiden Halunken sollen sich wundern!

Unten steht der alte Säufer mit seiner lächerlichen Waffe …

Lächerlich jetzt – denn sie kann mir nichts mehr antun …

Ein paar schnelle Drehungen der Hände … Die Hände sind frei …

Und gerade da sagt Garrell, der mich am Rockkragen hält:

„Wenn Sie uns Ihr Ehrenwort geben, Mr. Schraut, daß Sie in den nächsten vier Tagen Ihre Wohnung nicht verlassen und auch niemandem …“

Er kommt nicht weiter …

Ich habe zugepackt – habe zugeschlagen …

Garrell fliegt hinab, reißt unten den alten Kerl um.

Und im Moment habe ich jetzt die Clement aus der Tasche …

Die Schufte wollen emporspringen …

„Sitzen bleiben!!“ Und damit sie sehen, daß mit mir nicht zu spaßen, knalle ich über ihre Köpfe hinweg in den Waldboden …

Das Echo des Schusses rollt am Waldrande dahin …

Krächzend steigt ein Schwarm Krähen auf …

Und – da unten hocken nun die beiden Gauner und stieren zu mir empor … Ich lasse sie nicht aus den Augen … Mit der Linken nehme ich mir die Schlinge vom Halse, knote dann meine Fußfesseln auf …

Werfe die Leine hinab …

„Garrell, Sie binden jetzt den Alten!“ befahl ich …

Der Chauffeur zögert … Ich – schieße zum zweiten Male in die Erde …

Wenn mich doch nur ein Förster hören würde!!

Der Schuß wirkt. Garrell gehorcht, schnürt dem Säufer die Fußgelenke zusammen …

„Fester!!“ brülle ich.

Garrell kniet neben dem alten Strolch …

Und – – nimmt mir die Aussicht …

Oh – schlau war dieser grauhaarige Lump – – unglaublich schlau …! Und – ein Schütze – – ein Schütze …!

An die Luftpistole hatte ich gar nicht mehr gedacht. Die hatte der Bursche unter die Jacke geschoben. Und nun, wo Garrell ihn deckt, hat dieser gerissene Bruder im Nu auf mich gezielt …

Nein – nicht auf mich … Auf meine Clement … Ich drücke auch ab … Eine Sekunde zu spät … Die Clement wird mir aus der Hand gerissen … Die Kugel geht ins Blaue!

Und – ganz nahe da das Bellen eines Hundes.

Wie Blitze schnellen die beiden Verbrecher sich zum Auto …

Der Fiat ruckt an – saust bis zum nahen Wege …

Ein junger Forstbeamter erscheint …

Ich springe von der Eiche … Ein großer Jagdhund stellt mich …

Und – die Kerle entwischen …

Der Beamte hört mich an … Schüttelt den Kopf. Bis ich ihm meine Legitimation zeige …

Wir laufen durch den Wald … Der Bahnhof Wannsee ist nur zehn Minuten entfernt … Ich telephoniere vom Bahnhof aus an die Kriminalpolizei in Berlin … Verschweige den Neubau und Otto Plettner. Spreche nur von mir … Verdrehe die Tatsachen ein wenig … Bitte, daß man Patter, die Garden, den Chauffeur und den alten Säufer verhaften soll … Kriminalkommissar Rietmeyer verspricht alles … –

Und als ich dann mit dem Vorortzug auf dem Bahnhof Zoologischer Garten eingetroffen bin, als ich ins Eden-Hotel komme, da tritt mir in der Vorhalle Rietmeyer entgegen …

Zieht mich in eine Ecke …

„Lieber Schraut, an Mr. John Patter wage ich mich nicht heran, ebensowenig an Frau Ellen Garden … Patter hat erklärt, er sei doch nicht für die Schuftereien seines Chauffeurs verantwortlich … Der amerikanische Botschafter würde jederzeit für ihn bürgen … – Und Frau Garden hat mich wie einen Schuhputzer behandelt und gesagt, sie sei mit Staatssekretär Ruffmann eng befreundet. Ich rief den Staatssekretär an. Und der meinte, jeder Verdacht gegen Mistreß Garden sei lächerlich. – Das Auto ist im übrigen noch nicht wieder eingetroffen. – Schrautchen, – nichts zu machen also! Hoffentlich kriegen wir den Garrell und den alten Säufer! Die beiden sind reif!“

Nun – wir kriegten sie nicht! Das Auto kam nicht.

 

6. Kapitel.

Und um vier Uhr nachmittags war ich wieder daheim in der Blücherstraße – – ich, ein geschlagener Mann!

Aber – nach dem Mittagessen erwachte wieder all meine Energie! Mochte Rietmeyer sich bluffen lassen: Patter und die Garden waren doch genau solche Halunken wie der Chauffeur und der Alte! –

Frau Harst, der ich wieder alles erzählt hatte, meinte zaghaft:

„Lieber Schraut, man hat Sie doch fraglos im Walde nur einschüchtern wollen. Sie sollten eben Ihr Ehrenwort geben, daß Sie …“

„Ganz recht,“ fiel ich der mütterlichen Freundin etwas unhöflich in die Rede. „Und – wenn ich mein Wort nicht gegeben hätte?! Glauben Sie, die Kerle würden mich dann geschont haben, liebe Frau Harst?!“

Sie wiegte den ehrwürdigen Matronenkopf hin und her …

„Ja – ich weiß nicht recht … – Hm – kann der alte Säufer, wie Sie ihn so grob-deutlich bezeichnen, nicht vielleicht mit einem der beiden Strolche von der verflossenen Nacht identisch sein? Auch die beiden rochen doch so intensiv nach schlechtem Alkohol.“

„Sie – stanken!“ Ich sagte das sehr nachdenklich. Und wie ich mir nun so die Grogstimme des alten Kerls und die des „Pechpflasters“ nochmals vergegenwärtigte, fand ich wirklich einige Ähnlichkeit heraus …

Da – erschien plötzlich Mathilde mit einer Depesche auf der Veranda …

„Für Sie, Herr Schraut!“

Ich riß das Telegramm auf …

Von Harald … Aus Bergen – aus Bergen in Norwegen, aus der Stadt mit dem ewigen Fischgeruch und dem ewigen Regen …

„Brauche Dich hier notwendig. Reise sofort ab. Wohne hier Hotel Hardanger.

Harald.“

Frau Harst las gleichfalls …

„Was werden Sie tun?“ meinte sie etwas ängstlich. Ihr war es ja stets lieber, wenn Harald und ich beisammen waren … Und sie mochte fürchten, daß „der Neubau“ mich hier zurückhalten könnte.

Ich überlegte nicht eine Sekunde.

„Abtelegraphieren!“ sagte ich … „Natürlich nicht an Harald, der ja fraglos unter fremdem Namen im Hardanger abgestiegen ist. Nein – an die Polizei in Bergen, die ihm die Depesche dann schon zustellen wird.“

Frau Harst seufzte. „So wollen Sie Harald also wirklich im Stiche lassen?! – Handeln Sie nicht voreilig, lieber Schraut. Was geht Sie im Grunde der Neubau an?!“

„Oho!! – Angehen?! Angehen?! Soll ich auf dieses so vielversprechende Problem verzichten?! Es ist das erste, das ich selbständig bearbeite … Wenn Harald wüßte, was hier vorliegt, würde er nie verlangen, daß ich ihm zu Hilfe käme! Niemals!“

Und ich eilte in Haralds Arbeitszimmer, schrieb den Depeschenentwurf und brachte ihn selbst zur Post.

Ich argwöhnte schon, daß einer von dem Lumpengesindel unser Haus beobachten würde … Und tatsächlich: kaum war ich die Blücherstraße ein Stück hinabgegangen, kaum hatte ich durch vorsichtiges Benutzen meines kleinen Hohlspiegels die Straße hinter mir zweimal gemustert, als ich einen Radler bemerkte, der seine Maschine neben sich herschob – ein Arbeiter anscheinend, einen Rucksack auf dem Buckel und ein Pfeifchen im Munde …

Dieser Mann hatte vorhin drüben am Zaun des Baugeschäfts gestanden und den einen Reifen aufgepumpt … Und das hatte endlos lange gedauert … Nun kam er hinter mir her, der blöde Patron!

Ich verschwand in der Post …

Stellte mich aber drinnen hinter die Tür und beobachtete nun die Straße durch das vergitterte Fenster.

Doch – der Mann kam nicht – kam nicht … Ich trat wieder heraus, hielt Umschau … Kein Radler weit und breit … Nur spielende Kinder und harmlose Passanten. –

Ich gab die Depesche auf. Ich hatte „dringend“ telegraphiert, und sie mußte in zwei Stunden in Bergen sein. –

Dann kehrte ich wieder heim. Nirgends ein Spion. – Hm, sollte ich mich so getäuscht haben?!

Und als ich nun unsere Haustür geöffnet hatte, als ich Hut und Mantel an den Garderobenhalter hängte, kam Mathilde angeschwebt …

„Herr Schraut, – im Garten hinten wartet der Mister Mallon, der Amerikaner.“

Und da – fand ich meinen Radler neben seiner Maschine. Da lachte Allan Mallon vergnügt:

„Herr Schraut, ich bin durch den Gemüsegarten gekommen. Ich sah Sie, und als Sie in die Post gingen, ahnte ich, daß Sie nicht lange ausbleiben würden. – Herr Schraut – große Neuigkeiten! Ich war vor anderthalb Stunden zum ersten Male am Tage im Neubau – in dieser Maske …“

Er drückte meine Hand wie im Schraubstock.

„Kollege, – ich habe das grüne Licht gefunden …! Auch die Drahtleitung, die zu der elektrischen grünen Birne hinführt … Die Birne steckt in einem Mauerloch des vierten inneren Kellerraumes … Der Draht aber läuft … – raten Sie mal!“

„Hm – nach dem Seitengiebel von Lortzingstraße Nr. 18?“

„Ja – ja! Und zwar außen an der kahlen Mauer hoch – bis zur Mansarde – bis zum Atelierfenster!“

„Alle Wetter!! Das ist freilich wertvoll! Das – muß ich mir selbst noch bei Tage ansehen – sofort!! – Haben Sie noch etwas gefunden?“

„Nein – nichts mehr!“

„Lassen Sie Ihr Rad hier nur ruhig stehen … Kommen Sie mit in unser Ankleidezimmer. Ich werde in zehn Minuten von Ihnen Arbeitskollege sein – Arbeiter … Sie werden sich nicht langweilen … Meine Erlebnisse, lieber Mallon, sind ein wenig aufregender.“

Ich stand vor dem Spiegel und schminkte mich, klebte einen Bart vor …

Erzählte …

Mallon saß mit starren Augen da.

„Verdammt!“ meinte er nachher, „diese Geschichte ist so undurchsichtig wie ein Stahlschrank! – Wie wird das enden?! – Im übrigen freue ich mich, daß Sie Ihrem Freunde abtelegraphiert haben. Ich allein bewältige die Sache niemals!“ –

Dann zogen wir ab – durch den Gemüsegarten – einzeln – mit drei Minuten Abstand – ich mit Haralds Rad …

Und radelten durch die Straßen – kamen nach Schöneberg – Stadtpark – Straußstraße …

In den angrenzenden Lauben mühten sich naturfreudige Leute um ihre Beete ab – gruben, hackten, schaufelten …

Im Nu war ich als erster im Neubau verschwunden. Hatte mein Rad mit durch das Kellerfenster gehoben …

Allan Mallon folgte …

Hier konnte uns niemand beobachten. Hier zeigte er mir nun die grüne Glühbirne in dem Mauerloch.

Zwei Meter über dem Boden befand sich das Loch, war nur bei ganz scharfem Hinsehen zu bemerken. Die Birne war mit ihrem Fuß und den Zuleitungen auf ein Brettchen befestigt. Die beiden Drähte in Gestalt einer graubesponnenen Doppellitze waren äußerst raffiniert gelegt.

Mallon triumphierte. Er war sehr stolz auf diese seine Entdeckung.

Dann aber nahm ich das mitgebrachte Fernglas zur Hand, ging bis in einen Kellerraum, von wo aus ich die nahe Giebelwand von Nr. 18 bequem beschauen konnte, und verfolgte den Draht an der Hausmauer empor. Ohne Glas wäre das nicht möglich gewesen.

Mallon stand hinter mir.

Ich drehte mich um.

„Kollege, Sie irren sich,“ meinte ich lächelnd. „Der Draht verschwindet nicht im Atelierfenster, sondern im zweiten Mansardenfenster rechts vom Atelier. – Bitte – durch das Glas erkennen Sie’s ganz genau …“

Er schaute – schaute …

„Sie haben recht,“ erklärte er ein wenig kleinlaut.

„Ob dieses zweite Fenster da noch mit zu den Atelierräumen gehört?“

„Nein … Dort wohnt jemand anderes.“

„Wie – auch in der Mansarde?!“

„Ja … Ein Engländer … Ein kleiner Mensch. Lehrer an der Berlitz-Schule hier … Morton heißt er.“

„Und das sagen Sie mir erst jetzt?! Ich glaubte, daß nur Plettners dort oben hausten …! – Also ein kleiner Kerl … Wie sieht er aus, dieser Sprachlehrer?“

Allan Mallon konnte ihn mir bis ins einzelne schildern. Und: genau so hatte mir die Witwe des Malers Dix einen der Freunde des Käufers der Ateliereinrichtung beschrieben – genau so!

„Mallon,“ sagte ich ernst, „dieser Morton ist ein Komplize Plettners!“

Ich erklärte ihm den Zusammenhang.

„Verdammt – da haben Sie wieder recht, Herr Schraut!“ brummte er.

Wir gingen in den Raum zurück, wo sich die grüne Birne befand.

Hier erklärte ich: „Das grüne Licht ist ein Signal, und Morton bedient es, läßt es aufflammen … Er kann von seinem Mansardenfenster aus bis zum Park hin beobachten, wo der Neufundländer verschwindet.“

Ich wollte noch mehr sagen.

Ich hatte meine Blicke durch den leeren Kellerraum schweifen lassen – über Schutt, zerbrochene Ziegel, Bretterstücke …

Bis – in die eine Ecke, wo der Bauschutt zu einem Haufen aufgetürmt war …

Und – unter diesem harmlosen wertlosen Schutt lugte unten die Ecke eines Mörtelkastens hervor – mit Kalk bespritzt – kaum in die Augen fallend.

Ich ging hin … Und deutete auf den Schuttberg.

„Sieht das nicht so aus, Mallon, als ob der Mörtelkasten absichtlich dort versteckt worden ist?“

Mein Fuß schob einige Ziegel beiseite … Nun lag der etwa ein Meter breite Kasten halb frei.

Ich packte zu, hob ihn hoch … Der Schutt rutschte herab …

„Ein – Hundefell!“ rief Mallon atemlos.

Ja – unter dem Kasten … hatte ich so den … Neufundländer aufgestöbert. Das heißt: nicht den Hund, nur das Fell mit … einem tadellosen Kopf aus Pappe, der mit Fell beklebt war.

Staunend betrachteten wir das mächtige Fell …

Staunend sahen wir, daß überall an den Rändern schwarze Bänder angenäht waren, daß der hohle Kopf zwei Sehschlitze hatte …

„Ein Mensch spielt den Hund,“ meinte ich sehr bestimmt. „Vielleicht ist es Plettner. Er ist klein und zierlich.“

„Verdammt!“ brummte der Kollege nur.

„Und,“ fuhr ich fort, „die Dame ist dann natürlich ebenfalls Plettner, – die Verschleierte, nach Parfüm Duftende! Deshalb eben wird sie nie mehr sichtbar. Sie verwandelt sich eben in den Hund …“

„Verdammt, – aber der Zweck des Ganzen?!“

„Weiß ich noch nicht … Heute nacht werden wir es wissen …“

Und ich verbarg das Fell wieder unter dem Kasten und häufte den Schutt darauf …

„Gehen wir … Nachts um drei Viertel zwölf am Park auf Wiedersehen … – in den Büschen!“ – Ich drückte Mallon die Hand.

Einzeln verließen wir den Neubau.

 

7. Kapitel.

Und als ich gegen halb acht wieder zu Hause war, als ich mit Frau Harst dann nach dem Abendbrot noch eine Partie Schach spielte, da – läutete es mit einem Male …

Mathilde war schon schlafen gegangen … Ich ging öffnen …

Es war ein Depeschenbote …

Noch im Flur riß ich das Telegramm auf …

Las – las … Rieb mir die Stirn … Las nochmals …

Da stand:

Max Schraut, Detektiv,

Berlin-Schmargendorf, Blücherstr. 10.

Ihre Depesche unverständlich. Harst nicht hier in Bergen. Wissen nichts von einem ihm übertragenen Fall. – Gruß!

Polizeidirektor Jörnsen.

Und mit einem Male dämmerte es bei mir …

Ich lief zu Frau Harst ins Wohnzimmer …

„Bitte …!!“

Sie überflog die unglaubliche Nachricht, stotterte:

„Was – – heißt das?!“

Ich lachte ärgerlich auf. „Das heißt: Harald hat uns beschwindelt! Er ist gar nicht nach Norwegen gefahren. Er hat die an uns geschickten Karten einfach gefälscht – mit Marken und Stempel versehen und durch einen verkleideten Menschen hierher bringen lassen … ebenso die heutige Depesche!“

„Unmöglich!“

„Ich werde die Postkarten holen …“

Ich tat’s … Prüfte … Die Briefmarken – trugen Stempel von vor zwei Jahren!! Und waren auf die Karten bereits abgestempelt geklebt worden, während der Teil der Stempel, der die Karte selbst getroffen hatte, mit Farbe gemalt war!

Frau Harst blickte mich fragend an …

Und – ich lachte wieder.

„Solch ein Schwindler! – Frau Harst, nun durchschaue ich das Spiel … Harald ist hier in Berlin geblieben. Harald war der alte Säufer aus der Kneipe in der Wexstraße! Harald schoß mir die Clement aus der Hand! Harald kämpft hier – gegen mich!! Schraut kontra Harst! Das hat die Welt noch nicht erlebt!“

Und Haralds Mutter meint sinnend:

„Gegen Sie …?! Gegen Sie …?! – Ja, für wen kämpft er denn?!“

„Nun – für John Patter natürlich! Und gestern nacht war Harald „das Pechpflaster“ und Patter der „Satanas“! Wahrscheinlich wird auch Frau Ellen Garden sich als ein uns sehr lieber, bekannter Herr entpuppen: als Harald! Harald ist ja ein Studienfreund des Staatssekretärs Ruffmann! – Begreifen Sie, liebe Frau Harst?!“

„Ja – – allmählich …“

„Und Harald war’s auch, der mir im Neubau den Boxhieb versetzte …“

„Nein, – das glaube ich nicht …“

„Aus Saulus ward ein Paulus! – Heute nacht wird die Geschichte ein Ende haben! Warte, Haraldchen, – ich werde Dir’s eintränken! Er ahnt nicht, daß ich seinem Rufe nicht Folge leisten werde. Er denkt, er wird mich aus Berlin weglocken. Er hat alles Mögliche versucht, um mich auszuschalten: gestern nacht die Drohung des Ersäufens, heute das Aufknüpfen! Nun macht er’s anders, friedlicher!“

„Aber – aber – es …“

„Oh, lassen Sie mich nur ein paar Minuten nachdenken, liebe Frau Harst … Ich werde den Schlüssel zu alledem schon finden …“

Ich zündete mir meine Zigarre wieder an und ging auf und ab …

Blieb stehen …

„Ich hab’s! Die Sache ist so – muß so sein: John Patter liebt Helga Plettner, und – sie ihn! Aber sie hat ihn abgewiesen, weil ihr Vater lichtscheue Dinge treibt … Sie will einem Ehrenmanne nicht angehören, da ihr Vater ein Verbrecher ist. – Patter folgt ihr hier nach Berlin. Er ahnt, weshalb Helga sich ihm entzieht. Er will Gewißheit haben, wendet sich an Harald, als ich gerade krank war. Und Harald übernimmt den Auftrag, – reist nach Bergen – angeblich, bleibt hier und spürt Plettner nach, wird so auf Allan Mallon und dann auch auf mich aufmerksam … Will verhüten, daß Mallon, mit dem ich mich zusammengetan habe, die Wahrheit über Plettner und den Neubau erfährt, da doch Mallon Beauftragter des Vaters John Patters ist und da der alte Patter nicht wissen darf, daß Otto Plettner ein zweifelhafter Ehrenmann …“

„Verstehe!“ nickt Frau Harst. „Nur – was treibt Plettner?“

„Das weiß ich nicht … Jedenfalls aber faule Dinge!“

Frau Harst lächelt mich an. „Lieber Schraut, wie soll das Spiel denn enden?! Wer wird siegen?! Harst kontra Schraut – Schraut kontra Harst … – Wer gewinnt die Partie?!“

„Keiner natürlich! Wir geben beide nach. Der Verlierer wird Allan Mallon sein – muß es sein, im Interesse der Liebenden …“

„Liebe – – immer die Liebe!“ sagt die gütige Matrone verträumt … „Die Helga Plettner ist also wirklich so schön …?“

„Ja … Und der John Patter ist ein frischer netter Kerl. Hat mir heute im Rosengarten sehr gut gefallen.“

„Wie denken Sie sich nun die heutige Nacht, lieber Schraut?“

„Ich muß Mallon – ausschalten. Ich werde ihn – auf die Dörfer schicken … Ganz leicht wird es mir nicht, ihn zu betrügen … Wirklich nicht … Er ist ein tüchtiger Kerl …“

„Und – – der Hund?!“

„Also wahrscheinlich Plettner … Nun, der wird Farbe bekennen müssen … Der entgeht mir nicht … Die Einzelheiten hängen ganz von den Umständen ab. Sollte Harald in dieser Nacht nicht unterwegs sein, so werde ich ihn im Eden-Hotel aufsuchen …“

 

8. Kapitel.

Drei Viertel zwölf …

Eine mondhelle Nacht, aber kalt … Der April läßt nur am Tage den Frühling ahnen. Nachts setzt er die Maske des Winters auf.

Meine Maske ist anderer Art … Ich bin wieder schlichter Arbeiter, Rucksack schleppend, müden Schrittes am Stadtpark entlangschlendernd … Unauffälliger als ich kann kaum je ein Detektiv auf nächtliche Abenteuer ausgegangen sein.

Aus dem Gebüsch tritt mir ein anderer entgegen – lautlos – wie ein Gespenst: Allan Mallon …!

Winkt … – „Alles sicher …!“

Und auch ich verschwinde im Gesträuch.

„Dies ungefähr ist die Stelle, wo der Neufundländer untertaucht,“ flüstert der Amerikaner. „Sie sehen, ich habe unser Versteck gut gewählt, Herr Schraut … Dieses einzelne Gebüsch erlaubt uns nach allen Seiten auszuschauen … Dort nach vorn die Straußstraße … Hinter uns ein Kinderspielplatz mit Bänken … Leider sitzt ein Liebespärchen dort – trotz der kühlen Nacht. Aber – Liebe heizt ein …“

Er lächelt und hüstelt …

„Alles sehr schön, Kollege …“ sage ich mit einigem Unbehagen. Denn jetzt muß ich Allan Mallon ja notwendig – auf die Dörfer schicken … „Alles sehr schön … Nur eins gefällt mir nicht: daß wir beide hier auf der Lauer liegen! Einer von uns sollte besser im Seitenflügel von Lortzingstraße 18 aufpassen. Ich bin überzeugt: Plettner und Morton benutzen den Weg über das Dach nach dem Vorderhause! Deshalb haben Sie niemals etwas Verdächtiges wahrgenommen, lieber Mallon …“

Pause …

„Und da Sie dort wohnen, Mallon, wär’s am besten, Sie übernähmen diesen Teil unserer Aufgabe …“

Er erwidert ein wenig bedrückt:

„Daß ich auch noch nie hieran gedacht habe! – Natürlich: Weg über das Dach! Natürlich! – Ich beeile mich … Wiedersehen, Herr Schraut! Sie werden ja wohl mit dem Neufundländer allein fertig werden.“ –

Ich atme auf. Mallon ist ausgeschaltet. Es ging nicht anders. – Geräuschlos hat er sich davongemacht.

Ich werfe einen prüfenden Blick nach rückwärts … Der Spielplatz liegt im Mondenlicht hell beschienen da. Das Liebespaar sitzt im Schatten. Ich höre leises Kichern, sehe einen hellen Damenhut, hellblondes Haar darunter.

Das Pärchen muß verscheucht werden … Und tastend suche ich nach einem Steinchen … Werfe … Polternd, klatschend trifft das leichte Geschoß die Bank.

Eine Frauenstimme schreit auf … Die Blonde springt hoch, zieht den Mann mit sich fort …

Geglückt, – – ich lache in mich hinein … Denke an meine Flegeljahre, wo wir’s genau so machten im Parke meiner schönen alten Vaterstadt … –

Ein Blick auf das Leuchtzifferblatt meiner Taschenuhr …

Drei Minuten bis Mitternacht …

Die Entscheidung naht. – Wird es auch wirklich eine Entscheidung werden?! Wird endlich das Geheimnis des Neubaus enthüllt werden?! – Immer noch nicht kann ich mir auch nur im entferntesten ausmalen, was diese Komödie mit dem Hundefell bedeuten mag … Sie ist so vollkommen undurchsichtig, daß wohl auch Haralds Phantasie hier versagen würde.

Harald …! Harald …?! – Ob er etwa ebenfalls hier irgendwo auf der Lauer liegt?! Ob …

Und – – da – – ich zucke zusammen …

Von der Straußstraße her trottet der Neufundländer heran …

Jetzt, wo ich weiß, daß in dem Fell ein Mensch steckt, erscheinen mir die Bewegungen des Tieres plump und unnatürlich …

Der Hund läuft dicht an meinem Gebüsch vorüber! Auf den Spielplatz zu … Umkreist den Platz … Duckt sich in den Schatten einer Bank und einer dicken Birke …

Ich gleite näher … Werde Zeuge, wie der Hund sein Fell abstreift, wie aus dem Neufundländer ein kleiner Mensch im leichten Pelerinenmantel wird, der das Fell unter dem weiten Mantel verbirgt …

Dann naht von links her hastig ein hagerer Herr: Sportmütze, sackartiger Ulster …

Neben der Bank stehen die beiden …

Und – für mich wird’s nun Zeit … – Heraus mit der Clement … Zwei Sprünge – ein Anruf:

„Hände hoch …!!“

Die beiden fahren herum … Ich im Mondlicht. Sie im Schatten … Und sie gehorchen scheinbar … Heben die Arme … Nein – der Hagere macht eine verdächtige Bewegung … Ich verspüre einen harten Schlag gegen die Stirn – taumele zurück – sehe noch im letzten Moment, bevor mir die Sinne schwinden, – das Liebespaar erscheinen – die Blonde voran …

Dann – nichts mehr …

* * *

Ich erwache mit einer Eisblase auf der Stirn in meinem Bett. Die Nachttischlampe brennt. Harald sitzt bei mir am Bett, hält meine Hand – drückt sie …

„Nun, Alterchen, wie geht’s? Wirst bald wieder frisch und munter sein … Der Kerl, der Davis, hat Dich mit einer eisernen Hantel außer Gefecht gesetzt … Er ist eigentlich Jongleur … Kein Wunder also, daß er so tadellos traf …“

Mein Schädel brummt … Aber die Neugier macht mich lebendig …

„Schraut – kontra – Harst …?! – Harald – worum handelt es sich bei alledem?“ Nur mühsam bringe ich die Worte heraus …

„Lieber Alter, – um Dein Meisterstück handelt es sich …! Meine Mutter hat mir bereits erzählt, wie Du den Fall „Neubau“ beurteilst und auch meine Rollen dabei. Es stimmt alles – alles! John Patter bat mich, ihm zu helfen. Er kann ohne Helga nicht leben. Er ahnte, daß sie sich ihm nur ihres Vaters wegen entzog … – Doch – wozu wiederhole ich Dir das … Du hast es ja richtig durchschaut … Nur eins weißt Du nicht: daß ich ohne Dich diese Sache niemals glücklich zu Ende geführt hätte! Gerade weil Du Allan Mallon in dieser Nacht aus dem Park entferntest, wird nun kein Mensch die Wahrheit erfahren …“

„Und – die lautet?“ Ich blickte Harald geradezu flehend an. „Spanne mich nicht länger auf die Folter!“

Er wurde sehr ernst. „Falschmünzerei,“ erklärte er leise. „Morton und Davis, zwei Engländer, hatten sich schon in Hamburg an Plettner herangemacht … Plettner als Zahnarzt hatte allerhand Metallegierungen für Plomben ausprobiert und dabei ein Metall hergestellt, das sich leicht vergolden ließ und dem Gewicht und dem Klange nach von reinem Gold kaum zu unterscheiden war …“

Ich wurde ungeduldig … „Und der Hund – das Auto – das grüne Licht?“ warf ich atemlos ein.

„So warte doch ab … Plettner, Morton und Davis waren außerordentlich vorsichtig. Nachdem sie gemeinsam für Plettner die Ateliereinrichtung gekauft hatten, gaben sie jeden Verkehr miteinander auf. Plettner stellte das Metall her. Abends ging er aus und brachte das Metall in Davis’ Auto, das ihn jeden Abend an anderer Stelle erwartete, nach dem Neubau. Er war also die Verschleierte … – Dies taten sie freilich erst, als sie merkten, daß Mallon hinter Plettner her war. Vordem hatten sie eine andere, weniger geheimnisvolle und weniger umständliche Art der Metallablieferung vereinbart gehabt …“

Ich konnte nur den Kopf schütteln. „Entschuldige, die Geschichte erscheint mir ebenso lächerlich wie unklar!“

„So?! Lächerlich?! – Gestatte: gerade all das geheimnisvolle Drum und Dran verhüllte das wahre Treiben der drei so tadellos, daß auch ich erst heute durch Plettners Geständnis im Park die Wahrheit erfuhr. – Wenn Plettner sich im Neubau in den Hund verwandelt hatte, nahm er das Metall mit und übergab es Davis auf dem Spielplatz. Morton spielte den Chauffeur des Autos. Das grüne Licht flammte durch ein Uhrwerk in Mortons Mansardenzimmer genau vier Minuten nach Mitternacht auf und erlosch dann wieder. Bewundernswert bei alledem ist das eine, daß niemand die drei überführen konnte. Ihre Vorsichtsmaßregeln waren derart getroffen, daß sie kaum abgefaßt werden konnten. Der Hund verwandelte sich in einen Mann, – und daß dieser Mann mit dem Hageren sprach, war nicht weiter auffällig.“

Ich überlegte mir nochmals die Einzelheiten. Harald hatte schon recht: es war ein vollkommen undurchsichtiges Spiel gewesen!

„Jetzt, mein Alter,“ schloß Harst seine Erklärungen, „haben Patter und ich das ganze Falschmünzermaterial in Händen. Plettner hat unter Tränen geschworen, fortan ehrlich zu sein. Morton und Davis wissen, daß ihnen das Zuchthaus sicher, wenn sie nicht wie versprochen für immer aus Europa verschwinden. Und was Mallon angeht, so wirst Du ihm sagen, Du seist im Park niedergeschlagen worden, und ich werde ihm dann schon beibringen, daß Plettner mit dem Neubau nichts zu tun hat. Er wird niemals hinter die Kulissen schauen können, und John und Helga werden mit des alten Patters Einwilligung ein glückliches Paar werden …“

Wieder drückte er meine Hand …

„So, nun versuche zu schlafen, mein Alter … Ruhe auf Deinen Lorbeeren aus … Du hast es verdient. – Schraut kontra Harst …: es war etwas aufregend! Wenn zwei wie wir gegeneinander kämpfen, muß es wohl ein wenig wild hergehen!“ – –

Seit sechs Monaten sind John und Helga nun verheiratet. Vor drei Wochen starb der alte Patter. Ich habe nun also den Schleier lüften können, habe auch an Allan Mallon einen Brief geschrieben, und er hat mir sehr humorvoll geantwortet und verziehen …

 

Ende.

 

Im nächsten Band dieser Sammlung finden wir die beiden Freunde als Seefahrer wieder – auf der
Jacht mit den drei Mumien.

 

 

Anmerkungen:

  1. Ja was denn nun: Neufundländer oder doch Bernhardiner?
  2. Siehe auch Harst ab Heft 74.
  3. In der Vorlage steht: „sind“.
  4. In der Vorlage steht: „werabschiedete“.
  5. In der Vorlage steht: „Vieleicht“.
  6. In der Vorlage steht: „Dieses“.