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Das Erbe des Verschollenen

 

 

 

Der Detektiv

 

Kriminalerzählungen

von

Walther Kabel.

 

Band 128:

 

Das Erbe des Verschollenen

 

Verlag moderner Lektüre G. m. b. H.
Berlin 26, Elisabeth-Ufer 44

 

Nachdruck verboten. – Alle Rechte, einschl. das Verfilmungsrecht, vorbehalten. – Copyright 1924 by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin.
Druck: P. Lehmann G. m. b. H., Berlin.

 

1. Kapitel.

Kapitän Joosts Ende.

Der Mann, der dort in den Kurhausanlagen des Ostseebades Heringsdorf in jenen Herbsttagen 1923, als wir das Problem des toten Tümmlers erledigten, das dürre Laub zusammenharkte und dabei so oft in seiner Arbeit innehielt und wie sehnend über das endlose Meer ins Leere starrte, – dieser Mann in dem unglaublich verwahrlosten Anzug, mit Schuhen, die mehr Löcher als Leder hatten und mit dem von Falten zerrissenen dunkelgebräunten Gesicht und den seltsam finsteren in sich gekehrten Blicken, – dieser Ortsarme war für Heringsdorf das Original …

So sagte wenigstens der Fischer August Grull, dem wir das Problem des toten Tümmlers verdankten.

Er sagte es, als wir drei, Grull, Harst und ich, den alten Mann still eine Weile beobachtet hatten und als Harald dann leise meinte: „Ein Mensch, der sehr viel erlebt haben muß …“

„Unser Original hier,“ erklärte Fischer Grull da. „Unser einziges Original … Ein Mensch, der als Schiffskapitän aller Herren Länder besucht, der ein nettes Haus hier besessen hat, der dann alles – alles … versoff, alles! Der noch heute, wenn Sie ihm Geld schenken, sofort in die nächste Kneipe rennt … Und wenn einer ihm Stiefel oder ein Hemd oder eine Joppe gibt, weil man ja Erbarmen hat mit der Abgerissenheit des Alten, dann – dann verkauft er die Sachen beim Trödler in Swinemünde drüben und säuft sich sternhagelvoll … Ja – – unser Original, der Kapitän Gottlieb Joost …“ –

Und als wir beide dann nachmittags dem finsteren Menschen, der nie von irgend jemandem oder von irgend etwas Notiz nahm, wieder begegneten, da geschah das Unglaubliche: der verkommene Kapitän trat auf uns zu und faßte an den fettigen löcherigen Filz, brummte widerwillig:

„Joost ist mein Name … Fischer Grull hat den Herren ja bereits meine Charakteristik geliefert: Säufer – – unverbesserlicher Säufer, einst reich und geachtet, heute … ein Lump, der in der Dachstube des Armenhauses wie ein Tier dahinvegetiert …“ Und er lachte schrill … Ein entsetzliches Lachen … Daß uns beiden ein Kältegefühl den Rücken hinabrann …

Und fuhr fort:

„Wenn die Herren sich nicht schämen, hier in den Anlagen eine Weile zusammenzustehen mit einem, dem jeder Hund ausweicht vor Ekel, dann … dann könnte ich Ihnen eine Geschichte erzählen, bei der wohl jedem sich … das Haar sträuben muß vor Grauen und Entsetzen … So eine Geschichte, die noch kein … Ende hat … Die noch weiter geht und die ich sozusagen verkörpere …“

Er schaute uns nacheinander mit nadelscharfen Blicken an …

Blicken, die so vieldeutig waren, daß man alles herauslesen konnte: Angst, Scham, Verzweiflung, Haß und satanische Tücke …!

Jedenfalls: ein unheimlicher Mensch! Ein Gebildeter in der jämmerlichen Kluft eines Strolches, ein Gescheiterter, in dessen Seele noch unerhörte Leidenschaften brannten. –

Und wieder fuhr er nach kurzer Pause fort:

„Die Leute hier halten mich für stumpf und blind. So schlimm ist es doch noch nicht mit mir. Ich weiß zum Beispiel sehr gut, daß Sie beide in gewissem Sinne etwas Ähnliches sind wie ich: Originale!“ Und wieder das schrille Lachen.

„Original!! So haben mich hier die Heringsdorfer, die Ahlbecker, die Neuhofer und Bansiner getauft! – Original …!! Meinen Namen haben sie fast über dieser Bezeichnung vergessen. Die Kinder rufen mir höhnend nach: Orjinal – – Der alte Orjinal!! Und ahnen nicht, daß dieser … Lump einst auf der Kommandobrücke eines stolzen Dreimasters stand in blauer Seemannsjacke mit goldenen Knöpfen und goldenen Ärmeltressen … Daß dieser Orjinal sogar der Kriegsmarine als Kapitänleutnant angehörte … Und all das … ging dahin – eines Weibes wegen …!“

Keuchend stieß er den letzten Satz hervor.

Seine Augen flammten. Der ganze Mann war wie verwandelt.

Aber ebenso jäh sank die breitschultrige, noch immer kräftige Gestalt in sich zusammen …

Und flüsternd nur kam’s über die Lippen:

„Setzen wir uns dort hinter die Weidenbüsche in die Dünen … Ich werde vorangehen … Man braucht uns nicht zusammenzusehen, Herr Harst … Es gibt Leute, die mich umschnüffeln, die mein Geheimnis wittern wie die Füchse das Aas …“

Er schlurfte davon …

Gebeugt, schlaff … Den linken Fuß etwas nachschleppend. Und eine Wolke von Gestank zog hinter ihm her: Verkommenheit, Unsauberkeit …! –

„Schrecklich – dieser Gesunkene!“ meinte Harald. „Ich bin gespannt, was er uns mitteilen wird … Machen wir uns auf Ungewöhnliches gefaßt, mein Alter. Gottlieb Joost muß Furchtbares erlebt … verbrochen haben, denn nur die Folter des nimmermüden Gewissens hat ihn derart in den Sumpf des Säufertums hineingezerrt …“

Und mein Freund zog sein Zigarettenetui, hielt es mir hin …

„Da – bediene Dich … Der Geruch des Armenhauses will mir nicht aus der Nase …“

Wir standen vor dem jetzt im Herbst verschlossenen Eingangsbau der Seebrücke …

Derselben Seebrücke, an deren Wellenbrecher zwei ungewöhnliche Übeltäterinnen den Riesenfisch das Schwimmen gelehrt hatten, wie ich im vorigen Band berichten durfte.

Wir standen und achteten nicht auf den eleganten, etwas geckenhaft gekleideten Herrn, der langsam auf uns zu schlenderte …

Bis er neben uns erschien und den hellen Filzhut zog.

Näselte: „Gestatten – Baron von Gropius …“

„Womit kann ich dienen?“ fragte Harald, nachdem auch wir unsere Namen genannt hatten. Sein Ton war leicht ironisch, denn dieser geschniegelte Baron mit dem faden bartlosen Lebemannsgesicht und dem glitzernden Monokel vor dem rechten Auge, mit den Lackschuhen mit gelben Knöpfgamaschen und dem diskreten Parfümduft war ein Gegenstück zu Gottlieb Joost, wie es nicht krasser sein konnte.

„Pardon – nur eine Frage, sehr verehrter Herr Harst. Ich habe da in der gestrigen Swinemünder Zeitung von Ihrem Abenteuer im Wrack des holländischen Schoners gelesen … Kann man in das verschüttete Wrack tatsächlich hineingelangen?“

„Tatsächlich, Herr Baron!“ nickte Harald ebenso ironisch.

Gropius lächelte blasiert. „Hm – möchte nämlich mal hineinklettern in den ollen Kasten … Ist Gefahr dabei?“

„Kaum, Herr Baron …“

„So … so … – Hm – und … und die Skelette in dem Wrack, – kann man sich auch die mal anschaun?“

„Wenn Sie eine Laterne mitnehmen …“

Das klang jetzt ziemlich unwirsch …

Und der Herr Baron merkte es, wurde ganz wenig verlegen, lüftete den Filz, gab sein spärlich behaartes Haupt der frischen Ostbrise preis und bedankte sich wortreich, machte kehrt und stelzte davon – sehr schnell – immer schneller – der Strandpromenade zu, traf dort mit einer eleganten verschleierten Dame zusammen und bog mit ihr den schmalen Weg links vom Kurhaus ein.

Harald schüttelte langsam den Kopf …

„Merkwürdig,“ sagte er grüblerisch. „Da stimmt doch irgend etwas nicht! Der Bursche hatte es plötzlich so eilig.“

Dann schob er seinen Arm in den meinen …

„Na – gehen wir … Kapitän Joost interessiert mich mehr als dieser … Fatzke …“

Wir schlenderten weiter – gen Ahlbeck – unten an den Dünen entlang …

Und sahen dann rechts in einer Vertiefung den alten Kapitän sitzen, mit dem Rücken gegen einen Weidenstamm gelehnt, den Kopf tief auf die Brust gesenkt …

Da – – blieb Harald jäh stehen …

Nur Sekunden …

Lief mit einem Male …

Lief zu dem Verkommenen hin … –

Ich brauche wohl kaum mehr zu sagen, daß Gottlieb Joost tot war …

Tot …

Ermordet …!! –

Man denke: Dieser Elende, der hier seit fünfzehn Jahren der Gemeinde als Ortsarmer zur Last fiel, – dieser Gescheiterte, dem alle Welt aus dem Wege ging, der ganz für sich allein lebte, den jeder mied:

ermordet!

Ermordet – durch einen Stich ins Herz …

Stich durch die Lumpen, die er auf dem Körper trug …

Durch das zerrissene Wollhemd, das von Schmutz starrte …

Eine Wunde, klein und schmal, kaum ein paar Blutstropfen auf der Haut …

Aber eine Wunde, die genau dort saß, wo das Leben unter den Rippen pochte … –

Harald richtete sich auf, blickte auf den weichen Sandboden …

Die Sonne war bereits im Sinken begriffen … Nicht lange, und das Meer würde an diesem klaren Herbsttage in allen Farbenschattierungen eines feurigen Sonnenuntergangs prangen …

Würde das Antlitz dieses kläglichen Säufers mit mildem Schein vergolden, der nun sein Geheimnis mit ins Grab nahm …

So dachte ich, der ich stets ein Dichterling bleiben werde.

Und neben mir sagte der andere Dichter, der Mann, der die Dramen des Verbrechens mit gerechtem Schlußakt versah …:

„Hier – dies sind Spuren von schmalen Frauenschuhen mit sehr hohen Absätzen … – Verstehst Du nun, Max Schraut, weshalb der angebliche Baron uns drei Minuten lang belästigte? Weißt Du nun, daß er nur der Mörderin Gelegenheit geben wollte, den Kapitän zu beseitigen, der mit uns beiden soeben Bekanntschaft geschlossen … Ahnst Du, daß dieser Baron und die Verschleierte verhüten wollten, was nun auch für alle Zeit unmöglich geworden: daß Gottlieb Joost uns gegenüber sein Geheimnis preisgab!“

Und ich, völlig benommen, als ob ein eisiger Wassersturz jäh über mich hinwegrieselte, – ich starrte nur die Spuren der Mörderin an …

Diese Fährte lief deutlich zur Strandpromenade hinüber …

„Bleibe hier … Ich hole den Gemeindevorsteher!“ fügte Harald hinzu …

Und eilte schon davon.

Ließ mich allein mit dem Toten …

 

2. Kapitel.

Der Käfer mit den acht Beinen.

Es war, als ob die Sonne sich scheute, an diesem Abend all ihre Pracht beim Versinken am fernen Horizont zu entfalten …

Der Wind sprang in einer Viertelstunde völlig um … Kam von West, führte schwarzes Regengewölk herauf …

Und ich neben dem Toten – ich beobachtete, wie der Sonnenball allmählich von der finsteren Wolke verschluckt wurde … Bis nur noch über den Rand des dunklen ziehenden Gebirges dort am Horizont die Sonnenstrahlen in den Äther hinausschossen …

Ein wundervolles Bild …

Es regnete … Nein – es goß in Strömen …

Und es war sieben Uhr abends am selben Tage …

Da standen zwei Männer in Gummimänteln jenseits des wackligen Holzzaunes des Armenhauses am Rande des Waldes und ließen die Tropfenflut auf Mützen und Schultern klatschen …

Da flüsterte der eine in dieser Finsternis, die so dicht war wie schwarze, ringsum gespannte Vorhänge:

„Wir müssen näher heran, mein Alter … Man sieht von dem Häuschen nichts mehr … Und erst recht nichts von dem Giebelfenster oben, hinter dem Gottlieb Joost fünfzehn Jahre die Läuse am eigenen Leibe gefüttert hat.“

Sprach’s und zog mich mit sich fort bis zum Zaun, lauschte in die eintönige Musik des Regengusses hinaus und kletterte über die Planken. Half mir, dem Dickeren, Schwerfälligeren … Zog mich weiter – bis zu einem winzigen Stall, der da links neben der armseligsten aller Armenhausbaracken windschief, wie gebeugt von Sorgen, sich an eine Kastanie lehnte.

Hier hatten wir unter dem vorspringenden Dach ein wenig Schutz vor den feuchten Spenden des schwarzen Abendhimmels. Hier harrten wir aus – mit jener unbegrenzten Geduld, die nun einmal mit zu unserem Beruf gehört …

Harrten aus, – und nach meiner Überzeugung ganz zwecklos …

Allerdings: der Mann, der ein Dichter besonderer Art war und den Tragödien der Gesetzesverächter die Schlußszenen hinzufügte, der dem Gesetz Geltung und der Gerechtigkeit Genüge verschaffte, der hatte vorhin, nachdem die Polizei, der Gendarm und einige zwanzig Heringsdorfer umsonst nach dem Baron Gropius und der eleganten Mörderin gesucht hatten, mir erklärt, wir würden die beiden bestimmt wiedersehen – hier am Armenhause …

Und war auch dabei geblieben, obwohl ich betonte, daß wir beide und der Gemeindevorsteher doch das Stübchen des Kapitäns durchsucht und nichts – nichts gefunden hätten außer einer alten Schiffsbibel und Lumpen und Schmutz und Gestank …

Lächelte sein eigenes Lächeln und meinte:

„Lieber Alter – sie kommen! Sie werden eben wissen, wo dort etwas zu finden ist …“

Und so standen wir denn nun in dieser ungemütlichen Nässe und stierten rundum in die Finsternis …

Erblickten mit Augen, die wie Katzenaugen an so geringe Beleuchtung gewöhnt waren, dort vor uns die graue Hauswand und an dieser an zwei Haken hängend die lange Feuerleiter, darüber aber das schwache Blinken des Fensters des Giebelstübchens …

Warteten so bis zehn Uhr …

Mit jener Geduld, die gelernt sein will.

Wurden … belohnt …

Belohnt – – denn zwei dunklere Schatten glitten jetzt über die Wand hin …

Die Leiter wurde losgehakt …

An die Mauer gestützt … Und einer der beiden klomm empor …

Oben dann ein leises Splittern von Glas …

Unten jedoch die krampfhaften Bemühungen eines anderen, sich aus unseren Fäusten zu befreien.

Gebunden, geknebelt lag der Mann nun neben der Stallwand, neben mir, der ich ihn bewachen sollte …

Harst turnte an der Leiter hoch …

Und ich sah, wie in dem Stübchen Licht aufleuchtete …

Sah die Umrisse des Freundes, der sich rasch in den armseligen Raum hineinschwang …

Ein leiser Schrei …

Dunkelheit …

Grelle Lichtbahn einer Taschenlampe …

Und – – Haralds Stimme:

„Ich komme … Wir bringen ihn hier hinauf …“

All das in Sekunden fast. Wie Szenen im Kino, die zu rasch gekurbelt werden … –

Harst hob den gefesselten Mann empor, von dem wir bisher nicht viel gesehen, nur gefühlt hatten.

„Der andere liegt auf Joosts elendem Bett,“ meinte er. „Oben werden wir uns die Vögel genauer betrachten. Jedenfalls sind es weder der Baron noch die Mörderin …“

Und mit einer Kraft, wie man sie dem schlanken mageren Harst kaum zutraut, trug er den Mann die Leiter empor – hinein in das Stübchen, wo seine eingeschaltete Taschenlampe auf dem wackligen Tischchen lag.

Minuten später, und wir wußten, daß diese beiden Männer da echte Stromer waren, Kerle, die für Geld alles tun. Kerle, die heute um acht Uhr abends zwischen Heringsdorf und Bansin einem Auto mit Regenverdeck begegnet waren und denen die beiden Insassen des Autos das Angebot gemacht hatten, für fünf amerikanische Dollar in das Giebelstübchen des Armenhauses in Heringsdorf einzudringen und die alte Bibel vom Wandbrett herauszuholen.

Nur die Bibel – für fünf Dollar – im Oktober 1923, wo der Dollar vier Billionen bedeutete …!

Kein Wunder, daß diese beiden stoppelbärtigen Gesellen blindlings zugegriffen hatten …

Fünf Dollar …!!

Und nun saßen die beiden dort auf dem jammervollen Holzbett und blickten uns bittend an …

„Wo solltet Ihr denn die Bibel den Autofahrern übergeben?“ forschte Harald weiter.

„Auf der Chaussee – dicht vor Bansin, wo ein großer Kieshaufen liegt,“ erklärte der eine Stromer seufzend.

„Und wann?“

„Morgen früh nach Hellwerden.“

„So – so. Sehr vorsichtig!“ Und er blätterte die Bibel genauer durch, die ihm auf den Knien lag.

Sie war leer. Auch nicht ein Blatt Papier war zwischen den Seiten zu finden … Nur ein – ganz breit gedrückter ausländischer Käfer …

Ein Käfer mit einem Rückenschild so groß wie ein Daumennagel.

Dann sagte Harald wieder: „Ihr sollt fünf Dollar auch von mir, Harald Harst, bekommen, wenn Ihr getreulich ausführt, was ich verlange … Ihr werdet nach fünf Stunden, also um drei Uhr morgens etwa, hier in Heringsdorf vor dem Eingang zur Seebrücke auf uns warten. Wir werden Euch die Bibel und fünf Dollar aushändigen, und Ihr tut dann den Autoinsassen gegenüber so, als ob alles völlig glatt gegangen sei. Ihr versteht: Ihr dürft nicht verraten, daß wir Euch abgefaßt haben …“

„Jut – jut,“ nickten die Kerle …

„Wenn Ihr die Bibel übergeben habt, könnt Ihr tun, was Ihr wollt. Nur – das Maul müßt Ihr halten!“

„Selbstverständlich, Herr Harst …“

Harald nahm ihnen die Fesseln ab.

„Verschwindet nun … Also um drei Uhr vor der Seebrücke …“ –

Kinoszenen …

Blitzartiges Erleben …

Wir beide eine halbe Stunde später in unserem Wohnzimmer im Pensionat Seeblick am Tisch unter der Lampe, die alte Schiffsbibel vor uns …

Der Ledereinband zerfetzt … Die Messingecken grün und matt … Und als erste Eintragung mit verblichenen Buchstaben:

Dreimaster Kordelia 1882,
Reederei Förster u. Nickel,
Bremen.

Zweite Eintragung:

Dreimaster Kordelia, am 5. Februar 1904 an den Riffen von Terra Vatta an der Kasamanze-Küste gestrandet, in Brand geraten und durch Feuer vernichtet.

16. Juni 1904, Bremen.

Gottlieb Joost, Kapitän.

Sonst in dem heiligen Buche nichts mehr als der Druck und – – der platte Käfer …

Nichts mehr … –

Harald rauchte seine Mirakulum.

Auf seiner linken Hand lag der gepreßte große Käfer …

„Zunächst, mein Alter …“ und er sprach leise, als fürchtete er Lauscher, „ist dieser Käfer präpariert, und zwar mit – Lack. Man hat ihn mit Lack, farblosem Lack dick bestrichen, nachdem er so platt gedrückt worden war. Er sollte nicht – auseinanderfallen.“

„Stimmt,“ bestätigte ich eifrig. „Man sieht die Lackschicht …“

„Kapitän Joost hat den Lack aufgetragen, behaupte ich. – Der Käfer verrät noch mehr. Was?“

Ich schwieg. Wer nichts weiß, befolgt am besten den Spruch: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.

„Wieviel Beine?“ fragte Harst …

„Acht …“

„Gleich lang alle acht?“

„Nein … – Hm – allerdings … Das vorderste rechte Bein ist nur noch ein Stummel, das zweite rechte Bein ist das längste … Das dritte rechts ist ein Stummel, das vierte ebenso. Dann die linken: Stummel, lang, Stummel, lang …“

„Sehr schön … – Ob das ein Zufall sein mag?“

„Vielleicht …“

„Du bist vorsichtig … – Nun, ich will Dich nicht foltern, lieber Alter. Da, nimm die Bibel und schaue Dir mal die erste Textseite sorgfältig an …“

„Hm – da ist lediglich ein Tintenfleck zu sehen …“

„Wo?“

„Unter dem Wort „Menschen“ im 26. Verse des ersten Buches Moses.“

„Gut. Blättere um. Beschaue Dir die zweite Seite!“

„Ah – auch ein kleiner Tintenfleck – unter dem Worte „die“ im 29. Verse …“

„Schön. – Wenn nun zum Beispiel die Stummelbeine die ungeraden Seitenzahlen und die langen Beine die geraden bedeuten, dann müßte sich auf der dritten und fünften Seite wieder ein Tintenfleck befinden. – Bitte: Seite 3 – ein Klecks unter dem Wort „nicht“ im 11. Verse. Und Seite 5: unter dem Wort „Weibern“, 7. Vers. – Nun die linken Beine: Stummel – also ungerade, also Seite 7. – Bitte, ein Klecks unter „aufhören“, Vers 8. Aber das „auf“ ist durchstrichen, mithin nur „hören“. – Weiter: langes Bein, gerade Seite, also Seite 8. Und wir finden hier das Wort „verfluchen“, Vers 3, ebenso gekennzeichnet … – Blättern wir jetzt weiter, da Kapitän Joosts harmlose Geheimschrift bereits geklärt ist … Wir sehen immer wieder auf den Seiten einzelne Worte durch Kleckse hervorgehoben … Stellen wir also die Geheimschrift zusammen …“

 

3. Kapitel.

Die Sultanin von Gagho.

Kapitän Gottliebs Beichte lautete:

„Menschen, die Ihr nicht Weibern hört, verfluchen sollt Ihr dieses Geschlecht. Ich, ein Mann, der zwanzig Jahre ehrlich gelebt hat, bin in sündiger Liebe entbrannt zu der Frau des ersten Steuermanns der Kordelia. Auf allen Fahrten nimmt er sie mit sich und sein Kind, ein Mädchen, das damals im Februar 1904 anderthalb Jahre alt war. Meine Liebe wurde Wahnsinn. Ich wollte das Weib, das mir nicht zu Willen, vernichten, samt ihrem Manne. An jenem Abend habe ich das Schiff auf die Felsen laufen lassen, habe es vorher angezündet, habe die Rettungsboote leck geschlagen gehabt und nur eins übrig gelassen, mit dem ich an die Küste ruderte. Das Kind nahm ich mit, und zwar aus Erbarmen, verkaufte es an eine Schar wilder Reiter. Und als ich heimkehrte, erwachte mein Gewissen. Ich kaufte eine Hütte und trank, um mich zu betäuben. Ich bin ein Elender geworden, und diese Bibel ist mein einziges Gut. Niemand, der mich früher kannte, weiß, wo ich geblieben. Ich gelte in meiner Heimat als verschollen. Diese Bibel ist meine Erbschaft. Wer einst das Geheimnis dieser Zeilen entdeckt, mag den Käfer zerbrechen, und er wird darin drei Edelsteine finden, die sehr selten sind: schwarze Diamanten! Er verkaufe sie und ziehe hinaus an die Küste Nordwestafrikas und suche das Kind, das ich den wilden Reitern für die drei Steine überließ. Mein Fluch treffe den, der mir nicht gehorcht.“ – – –

Harald hatte die einzelnen Worte auf ein Stück Papier geschrieben.

Nun hatten wir so das ganze Bekenntnis des – Verschollenen vor uns …

Und zugleich auch die Pflicht, den Willen dieses Verbrechers aus wahnwitziger Leidenschaft nach Möglichkeit zu erfüllen. –

Unter Harsts Fingern zerbröckelte der Käfer …

Drei schwarze Diamanten, nur von Linsengröße, aber von überraschendem Feuer blitzten auf seiner flachen Hand.

Und seine Stimme war noch leiser:

„Mein lieber Alter, wenn ich Dich nun frage, weshalb die beiden Autoinsassen den Verschollenen ermordet haben, dann – mußt Du mir die Antwort schuldig bleiben. Ich müßte es auch. Ich ahne nur, daß die beiden das Geheimnis gekannt haben und dazu ein zweites, das mit dem ersten eng verbunden sein muß und – von Wert sein dürfte. Du verstehst: das Motiv des Mordes wird letzten Endes Geldgier sein! Die meisten Morde werden ja …“

Und – da schwieg er plötzlich …

Riß die Uhr aus der Tasche …

Schien zu rechnen …

Nickte: „Ja – wir schaffen’s! Vorwärts – wir wandern gen Swinemünde, nehmen einiges mit … Der Nachtspaziergang am Strande entlang wird uns nichts schaden!“

„Und – wozu?!“

„Motorräder leihen, mein Alter … Um drei Uhr morgens können wir wieder hier sein. Und wenn es hell geworden, werden wir verkleidet dem Auto folgen. Ich muß wissen, wer die Mörder sind. Ich muß den zweiten Teil des Geheimnisses kennenlernen. Das wird nur geschehen, wenn wir dem Auto auf den Fersen bleiben!“

Er war lebendiger denn je.

Das Problem reizte ihn. Und im Nu hatten wir die Bibel und anderes in einen Rucksack gepackt, brachen auf … – verließen das Pensionat durch die Hintertür, über den Hof …

Waren um ein Viertel drei Uhr morgens vorläufige Besitzer zweier Motorräder, knatterten zurück gen Heringsdorf …

Und – um einen langen, langen Sprung zu tun – waren nachmittags ein Uhr glücklich in – Stettin, auf der Fährte des Autos, auf der Fährte der Mörder, die nun genau so völlig anders aussahen wie wir …

Waren im D-Zug nach Berlin – dritter Klasse … Hatten nebenan das Paar in einem Abteil zweiter Klasse: das Paar, ältere Leute scheinbar, maskiert wie wir … –

Kinoszenen – Galopptempo …

Wozu soll ich hier mich mit Einzelheiten abgeben, wo doch noch so viel anderes zu berichten ist! –

In Berlin dasselbe Spiel …

Oh – vorsichtig waren die beiden, äußerst vorsichtig …

Half ihnen alles nicht …

Harst und Schraut wußten um neun Uhr abends, daß der Herr ein früherer Schiffsarzt Doktor von Bößler und die Mörderin seine Assistentin und Geliebte Anita Kurtor war. Bößler wohnte sehr vornehm im Berliner Westen in der Motzstraße am Viktoria-Luise-Platz, zweiter Stock, fünf Zimmer …

Und wir … bezogen im selben Hause Quartier – als harmlose Gutsbesitzer im Fremdenheim Dürr … Um halb zehn Uhr abends … Dritter Stock …

Waren inzwischen in unserem Heim in der Blücherstraße Nr. 10 in Schmargendorf gewesen. Hatten uns neu ausgerüstet, denn unsere Koffer befanden sich ja noch im Seeblick in Neuhof-Heringsdorf …

Wohnten bei Frau Dürr, die sehr dick war, nach hinten heraus – gerade über dem Schlafzimmer des Herrn Doktor Erwin von Bößler, wie uns das Zimmermädchen verriet.

Warteten bis halb zwölf und wagten es dann …

Was wir wagten? – Es ist kaum schwer zu erraten.

Unsere alte solide Strickleiter bewährte sich wieder …

Wir langten durch das offene Fenster im Schlafzimmer an … Wir fanden vorn im Salon – eine Spielergesellschaft versammelt, warfen nur einen Blick in das Zimmer durch ein kleines Schlüsselloch und machten kehrt … Zogen die Strickleiter nach oben an dem starken Bindfaden, den wir neben dem Schlafzimmerfenster befestigten.

Und – – lagen dann eng nebeneinander unter dem Bett des Herrn von Bößler, der jetzt ohne falschen Bart mit Hornbrille da im Salon die Bank hielt …

Kinoszenen …

Szenen, die sich hier so lesen, als ob vielleicht nichts von Nervenkraft dabei verloren ging. Szenen, die an unsere Gewandtheit, Vorsicht und Umsicht die größten Anforderungen stellten …

Die mich dort unter dem Bett trotz des offenen Fensters und der kühlen Herbstnacht haben – schwitzen lassen …

Bis … drei Uhr morgens.

Dann brachen die Spieler endlich auf. Dann dauerte es noch eine halbe Stunde, bis der Herr Doktor … hereintaumelte, auf sein Bett sank … Und hinter ihm … die Mörderin Anita …

Lachend – lachend schloß sie die Fenster …

„Es – reicht,“ lallte Bößler näselnd. „Es reicht, mein Liebling … Den Amerikaner haben wir gehörig geplündert. Es reicht zur Überfahrt …“

Das Weib, von der wir nur die Lackschuhe, die feinen Knöchel und die seidenen Strümpfe sahen, setzte sich neben Bößler auf den Bettrand …

„Morgen abend reisen wir, Erwin … Es ist am besten … Man kann nie wissen, ob dieser Harst nicht doch unsere Fährte findet …“

„Der?! – Anita, ich wette die Hälfte der Millionen, daß der noch in Heringsdorf umherschnüffelt …“

„Hoffen wir’s … – Also wir fahren, Erwin. Am bequemsten zunächst nach Le Havre. Von dort bekommen wir schon einen Dampfer nach der Kasamanze-Küste …“

„Gut … Ich will jetzt schlafen, Anita … Gute Nacht! Nur keine Zärtlichkeiten, Anita … Der Sekt hat mir –“

Da küßte sie ihn flüchtig und eilte hinaus.

Fünf Minuten später schnarchte der Spieler wie eine Säge auf hartem Holz …

Am Vormittag mag er sich gewundert haben, daß das eine Fenster nur angelehnt war …

Durch diesen Fensterflügel hatten wir den Rückweg angetreten. – –

Und abermals nun bitte ich den Leser, drei Tage zu überspringen und mit mir an Bord des Dampfers Rochette zu kommen, der von Le Havre nach dem Hafen Karabare an der Kasamanze-Küste bestimmt war.

Auf der Rochette, übrigens einem Rattenkasten schlimmster Art, hatten zwei gemütliche holländische Kaufleute die Kabine neben der des „Ehepaares“ Bößler belegt und biederten sich mit den Bößlers rasch an.

So rasch, daß wir bei der Ankunft in Karabare nach sechs Tagen mit den Herrschaften Bößler bereits so gut wie unzertrennlich waren, was lediglich Geschäftskniff von seiten des Herrn Doktor war, denn Harald ließ sich tagtäglich von ihm im Hazard einige zwanzig Gulden abnehmen, wobei der ehrenwerte Bößler so ungeschickt betrog, daß er uns fraglos für die dümmsten Holländer hielt, die je auf Reisen gegangen waren.

In diesem elenden Hafennest gab es nur ein einziges sogenanntes Hotel. Mithin waren wir hier abermals vereint: wir, die Jäger, und – das Wild!

Ja – wenn wir bei alledem nur erst gewußt hätten, um was es hier eigentlich ginge.

Millionen – von Millionen hatte Bößler damals in seinem Schlafzimmer gesprochen. Und nun merkten wir, daß die beiden Bößlers, dieses Pseudo-Ehepaar, hier genau dasselbe vorbereiteten wie wir: einen Ritt ins Innere!

Wozu?! Etwa um nach der Tochter jenes ersten Steuermanns der Kordelia zu suchen, die Kapitän Joost an Beduinen verschachert hatte?! Wozu dies?! Was nützte ihnen das inzwischen zum Weibe herangereifte Kind des toten Steuermanns?!

Auch Harst fand sich in all diesen Fragen nicht zurecht. Ich merkte es ihm an, daß er tatsächlich im Dunkeln tappte – wie ich! –

Das famose Hotel de Paris in Karabare war abends der Sammelplatz der hier ansässigen achtzehn Europäer der „oberen Zehntausend“. Unter diesen achtzehn befanden sich fünf, die schon zwanzig Jahre der Fieberluft dieses Sumpfloches getrotzt hatten.

Und zwei davon waren geborene Wiener, nette Herren, die uns gern alle Fragen beantworteten, denn sie wußten auch im Hinterlande gut Bescheid.

Am zweiten Abend saßen wir mit ihnen und Bößlers auf der Terrasse des Hotels.

Bößler, der noch immer völlig ahnungslos schien, daß wir alles andere nur nicht harmlos waren, begann mit einem Male von dem Untergang oder besser dem Brande der Kordelia zu sprechen, fragte die Wiener, ob sie wohl von dem nun zwanzig Jahre zurückliegenden Ereignis gehört hätten, erhielt bejahende Antwort und platzte dann mit einer anderen Frage heraus: ob den Wienern jemals Gerüchte zu Ohren gekommen, daß eine Europäerin bei einem der Beduinenstämme am Südrande der Sahara lebe.

Und – auch jetzt bejahten die Wiener …

Der eine erklärte:

„Der Tuaregstamm der Gaghos soll seit einigen Jahren eine weiße Sultanin haben, von der man so allerlei Merkwürdiges erzählt, – was daran wahr ist, weiß ich nicht. Man sagt, die Sultanin sei eine geborene Deutsche und als kleines Kind an ein paar Gagho-Händler verkauft worden. Der Sultan Temi Sabur der Gaghos habe sie an Kindesstatt angenommen, weil ihre Schönheit alle bezauberte. Jetzt ist sie Herrscherin im Gagho-Lande und soll – leider! – noch grausamer und blutgieriger sein, als die Tuaregs es für gewöhnlich sind, – eine wahre Bestie in Menschengestalt, dazu berückend schön, schlau, waffengeübt und tapfer …“

Ah – da hätte man die Gesichter der Bößlers sehen sollen …!!

So lang – und so enttäuscht!!

Und – sie schauten sich trübe an …

Waren wie die Gerber, denen die Felle weggeschwommen sind …

Genau so …!!

Ich ahnte: sie hatten wohl gehofft, von der Sultanin Millionen zu ergaunern – irgendwie! Und nun diese Enttäuschung, diese Gefahren für jeden, der sich nach Gagho wagte …!

Ich – ahnte im übrigen daneben! Die Sache war ganz, ganz anders.

Wie sie war, erfuhren wir erst später.

 

4. Kapitel.

Die Negerstadt Badumba.

Ohne Zweifel waren Anita Kurtor und Erwin von Bößler Verbrecher großen Stils. Sie hatten fraglos schon auf ihren Raubzügen einen großen Teil unseres Erdballs abgeklappert, besaßen jene selbstsicheren internationalen Umgangsformen, die man nur in der Praxis sich aneignet, und hatten das Gewerbe als Falschspieler in Berlin nur so nebenbei betrieben.

Für den holländischen Kaufmann van Haargen, und das war kein anderer als Freund Harald, langten in diesen Tagen zwei chiffrierte Depeschen aus Amsterdam an, besser über Amsterdam, denn Kriminalkommissar Bechert hatte sie nur aus Vorsicht von Amsterdam befördern lassen.

Wer Fritz Bechert ist, weiß der Leser. Unser Intimus, der uns immer wieder hilfreich beispringt, wenn Ermittlungen zu erledigen sind, die uns selbst allzu lange aufhalten würden.

Der Text der ersten Depesche lautete:

„Der Steuermann der Kordelia hieß Viktor Jester. Seine Frau war eine geborene Kurtor aus Hamburg. Das Töchterchen des Ehepaares führte die Vornamen Mabel Anni Margarete. Gruß Bechert.“

Die zweite:

„Erwin von Bößler 1914 mit drei Jahren Zuchthaus wegen Falschmünzerei, Urkundenfälschung und Raubversuchs bestraft. – Anita Kurtor, früher Stewardeß beim Lloyd, ist eine Nichte der Frau des Steuermanns Jester und mehrfach vorbestraft, darunter wegen Diamantendiebstahls mit zwei Jahren Gefängnis. – Bitte Bößler und Kurtor wegen Ermordung des Kapitäns baldigst verhaften zu lassen. – Gruß Bechert.“

Als Harald mir den dechiffrierten Text dieser Telegramme zum Lesen hinreichte, sagte er sehr zufrieden:

„So, nun wissen wir ganz genau, mit wem wir es zu tun haben und wie das Paar gerade auf Kapitän Gottlieb Joost aufmerksam geworden ist.“

„Leider aber nicht, was die beiden für ein Interesse an Mabel Jester, der jetzigen Sultanin von Gagho, haben …“

„Auch das werden wir schon herausbekommen. Morgen früh brechen die beiden übrigens zu ihrem Ritt ins Innere auf. Sie schließen sich einer Karawane an, die nach der Stadt Badumba am oberen Senegal geht. Wir werden ihnen folgen, der Karawane ausbiegen und ihnen nach Badumba vorauseilen. Ich besorge uns noch heute Reitkamele und einen Führer.“

Und das erklärte er mit einer Selbstverständlichkeit, als handelte es sich um einen Ritt durch den Tiergarten in Berlin …

Diese Selbstverständlichkeit hatte freilich ihre Berechtigung. Wer wie wir die Sandwüsten Südarabiens durchstreift hat, wer wie wir in der indischen Thar-Wüste Verbrecher gejagt hat, der findet an einer wochenlangen Reise hoch zu Kamel nichts Besonderes. –

Und an diesem Abend war’s denn auch, daß das Ehepaar sich von uns überaus herzlich verabschiedete, wobei Harald betonte, daß auch wir zwei holländische Faktoreien in der Nähe von Badumba besuchen wollten und daß es mithin nicht ausgeschlossen, ob wir nicht nochmals zusammenträfen. –

Am Morgen, als wir das Frühstück einnahmen, meldete sich dann bei uns der Führer, den einer der Wiener Herren uns warm empfohlen hatte. Es war ein Neger vom Stamm der Fulbo, ein breitschultriger kleiner Kerl mit Affenarmen und Gorillagesicht. Er radebrechte so ziemlich alle Sprachen, und wenn sein Deutsch auch mangelhaft war, so konnte er sich doch immerhin auch in unserer Muttersprache mit uns verständigen. Wir hüteten uns natürlich, diesem Gurma gegenüber die Deutschen zu spielen und benutzten im Verkehr mit ihm stets das Englische.

Über Gurma gibt es noch allerhand zu sagen. Wir hatten ja bereits so manchen urkomischen Reisebegleiter gehabt. Aber dieser Gurma stach doch alle aus. Dabei war er treu, zuverlässig, schloß mich sehr bald in sein Herz mit rührender Biederkeit fest ein und hatte vor Harald einen ungeheuren Respekt. –

Ich will nun hier abermals einen Zeitraum von einer Woche überspringen.

Wir drei auf tadellosen Reitdromedaren waren rasch vorwärtsgekommen, hatten den ungesunden, fieberschwangeren Küstenstrich bald hinter uns, ebenso die weit langsamere Eselkarawane, deren Besitzer, ein Maure, den beiden Bößlers gestattet hatte, sich ihm anzuschließen.

Äußerst fruchtbare, dicht besiedelte Gebiete, dann wieder endlose Einöden hatten wir passiert, waren zahlloser Büffel- und Antilopenherden ansichtig geworden und hatten doch stets nur kleineres Wild für unsere Mahlzeiten geschossen. Die beiden Mauserbüchsen, die uns die Wiener Herren geliehen, bewährten sich trefflich. Auch Gurma war kein übler Schütze. Nur mit seiner Tapferkeit haperte es. Als wir einmal nachts auf unserem Lagerplatz von einem Trupp von Wildschweinen regelrecht überfallen wurden, flüchtete Gurma affenartig flink auf den nächsten Baum und überließ es uns beiden, die nicht ungefährlichen frechen Borstentiere durch Feuerbrände zu vertreiben.

So näherten wir uns denn schließlich der Negerstadt Badumba. Leider verbietet es mir hier der knappe Raum, diesen interessanten Handelsplatz eingehender zu schildern. Wir fanden die Bevölkerung, die stark mit Arabern vermischt ist, in heller Aufregung. Es machte ganz den Eindruck, als ob ein Volksfest gefeiert würde. Die meisten Männer waren – – betrunken, waren voll des berauschenden Negerbieres, des Manossu, eines … Gesöffs, das für eine Europäerzunge wie ein Gemisch von Petroleum, Wagenschmiere und Seife schmeckt.

Unser Gurma führte uns sofort zu einem seiner zahlreichen Bekannten, der uns dann eine Vorratshütte aus Lehm in Bienenkorbform als Quartier überließ, wo wir es uns schnell behaglich machten.

Gurma, der Proviant einkaufen sollte, kehrte erst gegen Abend zurück – natürlich betrunken!

Und was er uns dann lallend mitteilte, war so überaus wichtig, daß die kommende Nacht eine der aufregendsten meines Lebens wurde.

Zunächst der Anlaß der allgemeinen Bekneiptheit in Badumba: die Sultanin von Gagho, die gefürchtete Karawanenplünderin, war von feindlichen Beduinen bei der Jagd überfallen und geraubt worden! Erst gestern! Und heute früh war diese Freudenbotschaft mit Hilfe der Negertelegraphie, der riesigen Signaltrommeln, von Dorf zu Dorf weitergegeben worden – vom Rande der nahen Wüste Sahara bis hier nach Badumba! Und da hatte denn die ganze Bevölkerung ein wahrer Freudentaumel ergriffen. Da hatte man die Erdlöcher, in denen die Tongefäße mit Manossu gärten, geöffnet und … den Tod der weißen Sultana gefeiert! Denn daß die Beduinen, die genau so Todfeinde der Tuaregs waren wie die Neger, die Sultana erschossen hatten, unterlag für niemanden hier dem geringsten Zweifel.

Das war des bezechten Gurma erste Botschaft.

Dann die zweite: er war Erwin von Bößler begegnet – hier in den engen Gassen der Negerstadt, und Bößler hatte Beduinentracht getragen und war kaum als Europäer zu erkennen gewesen …! –

Als wir dies ebenfalls durch viele Zwischenfragen aus dem lallenden Gurma herausgeholt hatten, da war Harald, nachdem er mir einen Wink gegeben, vor die Lehmhütte getreten.

Ich folgte ihm. Draußen war es bereits dunkel. Über den Hütten der Negerstadt lag der rötliche Schein zahlloser Feuer, die in den schmalen schmutzigen Gassen vor den Lehmwohnungen brannten.

Hier auf dem Hofe unseres Wirtes blökten Schafe, meckerten Ziegen in weiten Umzäunungen. Hier verpestete der Gestank aus den Tiergehegen die Luft, und hinzu kamen noch die pestilenzialischen Düfte des Abfallberges, der zu jeder Behausung genau so in Badumba gehört, wie der Düngerhaufen bei einem deutschen Bauern.

Und hier inmitten dieser wenig angenehmen Umgebung sagte Harald leise zu mir:

„Die Bößlers müssen die Karawane sehr bald verlassen haben. Sie sind offenbar allein vorausgeritten. Gurma ist leider nicht fähig, uns irgendwie zu helfen, das Quartier der beiden zu finden. Nehmen wir also unsere Beduinenmäntel um, ziehen wir die Kapuzen tief in die Gesichter und schlendern wir durch die Gassen. Ich muß das Paar aufstöbern. Ich mache mir so meine besonderen Gedanken über den Raub der Sultana.“

Und als er dies sagte, ging auch mir ein Licht auf …

„Ah – Du glaubst, daß die beiden dabei ihre Hände mit im Spiele haben?“ fragte ich hastig.

„Vielleicht … Zuzutrauen ist ihnen alles. Wenn man nur erst wüßte, weshalb sie diese Mabel Jester so – begehrenswert finden! Aber – ich weiß es nicht … – Vorwärts nun …“ –

Ein Gang durch die abendliche Negerstadt …

Seiten, viele Seiten könnte ich füllen mit interessanten Beobachtungen, mit der Schilderung dieses Volkslebens, das dem Europäer in all seinen Einzelheiten die Seele des Negers so getreulich offenbart …

Und von Gasse zu Gasse, von Feuer zu Feuer wanderten wir – ganz in der stolzen Haltung der Beduinen, der freien Söhne der Wüste, die keinen Herrn über sich anerkennen.

Was will es besagen, daß ganz Senegambien Frankreichs Kolonie ist, daß hier angeblich der Europäer herrscht. Von dieser Herrschaft merkt man schon in Badumba spottwenig, und je mehr nach Norden, der Sahara zu, wird dieser Einfluß immer geringer.

Gewiß – hin und wieder trafen wir wohl einen farbigen französischen Soldaten. Doch der kümmerte sich weder um die harmlosen Prügelszenen zwischen den Trunkenen noch um die maurischen Händler, die den halb unzurechnungsfähigen Schwarzen den mühsam aus den Flußablagerungen herausgewaschenen Goldstaub abkauften und dabei … betrogen.

Überall in den Gassen ein ungeheurer Lärm … Rasseln von kleinen Trommeln, Quieken von Negerflöten, dazwischen die Töne europäischer Ziehharmonikas und einer Trompete …

Überall eine kindliche Ausgelassenheit, die so recht bewies, wie verhaßt die Sultana von Gagho gewesen sein mußte.

Und zwischen dem trunkenen Völkchen Beduinen – echte Beduinen, unnahbar, kalt, mit blitzenden verachtungsvollen Augen in tiefbraunen Gesichtern …

Und wir, die unechten Beduinen, stets umherspähend, mit einem Blick alles übersehend – und doch nicht findend, was wir suchten.

Bis Harald einen älteren nüchternen Neger nach dem Lager der Beduinen fragte …

Ein guter Gedanke, denn daß die freien Wüstensöhne nicht hier inmitten der stinkenden Lehmhütten für die Zeit ihres Besuches der Stadt hausen würden, war eigentlich selbstverständlich.

Der alte grauköpfige Nigger, den Harald in französischer Sprache angeredet hatte, gab Auskunft, so gut er konnte. Deutete nach Norden und bemühte sich, uns klarzumachen, daß die Beduinen dem Stamme der Warangi angehörten, hier stets ihre Einkäufe besorgten und ihre Tauschgeschäfte abwickelten und dann immer in einem Tale nordwärts ihre Zelte errichteten.

Eine Münze belohnte den Alten, und wir beide kehrten nun schleunigst nach unserer Hütte zurück, wo Gurma wie ein Toter seinen Negerbierrausch ausschlief.

Wir weckten ihn, indem Harald ihm zwei Kürbisgefäße voll Wasser über den Schädel goß.

Gurma nahm das nicht weiter übel. Bewundernswert schnell sattelte er unsere Reittiere, und gegen elf Uhr führten wir die Dromedare in aller Stille zum Ufer des Senegalflusses hinab, mieden die von französischen Pionieren gebaute Holzbrücke und benutzten eine Furt, die unserem Gurma gut bekannt war.

Als der wieder nüchterne Allerweltskerl von Gurma nun jedoch hörte, daß wir das Lager der Warangi-Abteilung aufsuchen wollten, machte er ein fürchterliches Gesicht, hielt sein Dromedar an, rollte im Mondschein die Augen wie ein sterbender Hammel und grunzte:

„O Massa Harst, Warangi schlimme Kerle … Sind nur in Badumba so zahm … Sind Räuber und Diebe wie die bösen Targi (Targi: Mehrzahl von Tuareg) … Massa Harst, besser umkehren … Wenn Massa Harst denken, daß Massa Bößler dort bei Warangi, so bestimmt das falsch sein …“

„Weiter!“ befahl Harald gelassen. „Du sollst ja auch gar nicht mit ins Lager kommen … Du sollst nur unsere Tiere bewachen …“

„Gut, gut, Massa … Sehr gut so … Gurma hat Feinde unter Warangi … Sehr gut so …“

Natürlich schwindelte er. Er schwindelte immer, wenn es galt, seiner Feigheit ein Mäntelchen umzuhängen.

Und nach einer Viertelstunde erreichten wir eine steinige öde Hochebene, deren Nordrand von einem Urwald und Sümpfen begrenzt wurde. Hier zeigte Gurma auf einen im Mondlicht deutlich zu erkennenden Hügelzug und meinte: „Dort Warangi immer lagern … – Gurma jetzt hier bleiben. Massas können zu Fuß hinüber.“

Wir stiegen ab, nahmen unsere Mauserbüchsen und wanderten den fernen Hügeln zu.

 

5. Kapitel.

Die Gagho-Tuaregs.

Beduinenlager …

Erinnerungen für uns an Südarabien …

Genau dasselbe Bild: braune Zelte, Pferde, Kamele, flackernde Feuer, stolze Gestalten im Kreise um die Feuer herum.

Und ein felsiges, breites Tal mit wenigen Palmen und einigen Reihen von Dornenbüschen …

Darüber der ausgestirnte Nachthimmel, darüber des Mondes Silberscheibe und milchige Dämmerung …

Und wir beide die Zelte zählend, die Männer, die Reittiere …

Acht Zelte, neunzehn Warangi, zehn Dromedare, zwanzig Pferde …

Wir beide halb über dem Lager auf einem Felsen liegend, die Ferngläser an den Augen …

Und – nichts von denen, die wir suchten, die in der Hafenstadt Karabare stets betont hatten, daß sie nur zum Vergnügen reisten, nur Land und Leute kennenlernen wollten.

„Schade!“ flüsterte ich. „Den Ritt hierher hätten wir uns sparen können …“

Harald schwieg erst …

Drehte den Kopf mehr nach rechts – mehr nach dem äußersten Winkel des Tales zu …

Und – mein Blick, mein Glas folgte der Bewegung. Ich sah dort im Dunkel der Schatten der engen Felswände ein helles Dreieck: ein innen erleuchtetes Zelt!

Sah noch mehr …

Neben dem Zelte weideten Tiere spärliche Gräser ab: Strauße – Riesenstrauße … Wohl zwanzig Stück …

„Hinüber!“ raunte Harald mir zu.

Und wir krochen vorwärts …

Erreichten den Rand der einen Felswand, hatten nun das große erleuchtete Leinwandzelt und die mächtigen angeseilten Vögel acht Meter unter uns …

Konnten jetzt auch an den auf das Zeltleinen fallenden Schatten sechs Leute unterscheiden …

Darunter – ein Weib – eine Frau … – mit flachem breitrandigen Filzhut: Anita, Bößlers Geliebte, die – Mörderin des Kapitäns, des Verschollenen …!

„Endlich!“ atmete Harald auf. „Wir haben sie … – Warte jetzt hier. Ich muß näher an das Zelt heran – ganz nahe, muß hören, was dort verhandelt wird. Du erkennst ja an den Schatten, daß nicht alles Beduinen, die dort versammelt sind …“

Und er verließ mich.

Ich wäre nur zu gern mit von der Partie gewesen. Aber ich sah ein, daß, wenn Harald etwas zustieß, noch immer die Möglichkeit gegeben war, daß ich ihn heraushieb. Wurden dagegen wir zwei gleichzeitig abgefaßt, so – – waren wir vielleicht verloren.

Daß ich mit einiger Sorge Haralds Anschleichen beobachtete, daß ich förmlich vor Aufregung fieberte, wird jeder begreifen, der sich in meine Lage als Zuschauer hineinzudenken vermag.

Jedoch es ereignete sich nichts. Kaum zwanzig Minuten mochte Harald hinter dem Zelte gelegen haben, als er für mich wieder sichtbar wurde, tiefer in eine schluchtartige Spalte hineinkroch und dann sehr bald wieder neben mir lag.

„Wir haben Glück gehabt,“ berichtete er eilends. „Dort im Zelte stecken die Bößlers, dann ein Straußenhändler namens Perigord und vier Beduinen. Die Verhandlungen drehen sich um die Auslieferung der Sultana an die Bößlers. Es stimmt nicht, daß die Bößlers die Sultana durch die Warangi abfangen ließen. Der Straußenhändler Perigord hat die Tiere bei den Tuaregs gekauft und hat dann den Warangi verraten, daß die Sultana nur von sechs Mann begleitet in den Bassiku-Bergen einen Löwen schießen wollte. Die Warangi benutzten die gute Gelegenheit und haben die Begleiter der Sultana abgeschossen, sie selbst aber nach einer versteckten Oase gebracht. Die Bößlers sind durch den Geschäftsteilhaber Perigord mit diesen Ereignissen bekannt geworden und haben nun wirklich den Scheich der Warangi durch allerlei Versprechungen zunächst dazu bewogen, sie nach jener Oase mitzunehmen. Die Warangi wollen nach Monduntergang, also etwa um zwei Uhr morgens, aufbrechen. Wir haben also noch Zeit. Entfernen wir uns vorsichtig, holen wir Gurma und unsere Tiere und reiten wir hinter den Warangi drein.“

All das wieder so selbstverständlich – so ohne jede Wichtigkeit scheinbar …

Und – wir kehrten um. Wir kamen an die Stelle, wo wir Gurma zurückgelassen hatten zwischen mächtigen Felsbrocken und Buschwerk auf einem geradezu idealen Lagerplatz …

Kein Gurma – keine Dromedare …

Leer die Stelle …

Nein – nicht ganz leer …

Harald bückte sich … Deutete auf etwas, das selbst meine bebrillten Augen als frischen … Pferdemist erkannten …

„Noch warm,“ flüsterte Harald …

Richtete sich wieder auf …

Nicht vollends …

Lautlos wie weiße Geister waren hinter den Steinen Gestalten hervorgehuscht …

Zwei Kolbenhiebe …

Blitzschnell …

Und zwei Europäer, die lautlos umsanken …

Wir … – –

Und Stunden später in meinem wüsten schmerzenden Hirn der erste klare Gedanke: daß mir die Augen verbunden waren, daß ich wie ein Bündel auf ein Dromedar geschnürt war, daß die heiße trockene Wüstenluft mich umwehte.

Und weiter noch Gedanken an die letzten Vorgänge – an die Gestalten in weißgrauen Mänteln mit Gesichtstüchern, wie nur die Tuaregs sie tragen, die intelligentesten Nachkommen jener Araberscharen, die einst sogar Südspanien eroberten …

Gefangen also! Gefangen von den wilden Reitern, die noch nie den Franzosen als Herrn anerkannt haben, von denen selbst die besten Afrikaforscher so wenig zu sagen wissen, weil kein Tuaregstamm Fremde bei sich duldet.

Gefangen – und – – welchem Lose entgegen?! Dem Tode?! Der Sklaverei?!

Denn das eine steht ja fest: die Tuaregs halten Sklaven, und unter diesen sind auch Weiße! Europäer, die nie mehr die Heimat wiedersehen, die nicht zu fliehen wagen, weil Flucht aussichtslos ist …! –

Und so wurde ich denn weiter und weiter verschleppt – hinein in die Einöde der Sahara …

Ich …

Und – Harald?! War er bei mir? Lebte er noch?

Ich hörte um mich her das Schnauben von Pferden, das Knarren von Sätteln, gelegentlich Zurufe …

Das – war alles …

Und weiter ging’s …

Weiter …

Durstend – hungernd – mit siedendem Hirn – mit brennender Hiebwunde am Hinterkopfe …

Übelkeit würgte in der Kehle. Wohltätige Ohnmacht umfing mich …

Stundenlang wieder …

Bis ein gellender schriller Schrei mich aus tiefem Hindämmern wachrüttelte … Ein Schrei, den niemand vergißt, der ihn je gehört …

Mein Kopf ruckt empor. Ich reiße die geschwollenen Lider auf …

Und stehe an einer Palme …

Gefesselt – aufrecht …

Sehe mit umflortem Blick einen Tuareg mit kurzem, breitem, krummem Schwert, dem gefürchteten Dschigalla der Targi …

Sehe vor mir an den Bäumen sechs Beduinen …

Gefesselt … Und – – zwei – – ohne Kopf …

Sehe das Dschigalla durch den Sonnenschein blitzen …

Höre wieder den Todesschrei …

Und ein dritter Kopf rollt in den Sand …

Und – – wohltätige Ohnmacht trägt mich abermals pfeilschnell in den schwarzen Abgrund tiefster Bewußtlosigkeit … – –

Das brachte mir das Erbe des Verschollenen ein …

Und weiter?!

Weiter? Oh – ein ander Lied beginnt mit dem zweiten Teile …

Ein Traum – – so glaubte ich …

 

 

Der Dornenkerker.

 

1. Kapitel.

Deutsche Klänge.

Traum … Traum …

Weiche Töne umrauschten mich, brausten auf zu gewaltigen Akkorden, zu einer Jubelhymne deutscher Musik …

Ich – lauschte … Konnte wieder denken … Wurde mir klar, daß ich nicht träumte, daß die Musik in nächster Nähe erklang …

Ein Harmonium, – und was da von Meisterhand gespielt wurde, war der Feuerzauber aus Wagners Walküre.

Matt öffnete ich die Lider …

Ein großes dämmriges Zelt …

Kostbar eingerichtet … Seidenvorhänge, Teppiche, goldene Geräte, niedere Ruhebetten, mit Löwenfellen belegt.

Und ich ohne Fesseln auf einem dieser Lager, eine feuchte Kompresse auf dem Kopf, – hinter mir offenbar jemand, der dauernd einen Fächer bewegte und durch den Luftzug das feuchte Tuch kühl erhielt …

Vor mir an einem Harmonium ein Europäer … Einen Verband am Hinterkopf:

Harst – Harald Harst, – den Feuerzauber spielend!

Und rechts der weite offene Zelteingang – und draußen dicht gedrängt Tuaregs mit Gesichtstüchern … mit schwarzen Augen über dem Unterrande der Tücher …

Nackte Kinder dazu … zu Dutzenden …

Ganz hinten Weiber, völlig vermummt …

Und – – Harald spielte … spielte …

Wiegte den Oberkörper sanft hin und her, trat die Pedale, schien ganz versunken in das, was er hier zu Gehör brachte … –

In wohliger Mattigkeit schloß ich die Augen wieder …

Und mein Denken glitt rückwärts …

Kinobilder erschienen – rollten ab: Heringsdorf, der Platz vor dem Kurhaus, der Kapitän und wir … Und dann der angebliche Baron … Dann der erstochen dasitzende Gottlieb Joost … Die beiden Stromer … Das Armenhaus … Die Bibel, der Käfer … Das Auto, die Motorräder … Berlin …

Kinobilder …

Und nun: Sahara – – Tuaregzelt, Harmonium …!

Aber – dazwischen lag ja noch die eine Szene entsetzlichen Grauens … Der Todesschrei – der Henker, der den Beduinen mit krummem Schwert die Köpfe herunterschlug!

Da – brach die Musik plötzlich ab …

Und hinter einem der Seidenvorhänge eine klangvolle weibliche Stimme in mäßigem Englisch:

„Ich danke Ihnen, Mr. Harst … Sie werden mich diese Kunst lehren …“

Und Harald – ebenso laut und klar:

„Das wird nicht gut möglich sein, Sultana … Sie müßten dazu notwendig neben mir hier am Instrument sitzen.“

Schweigen …

Dann wieder die Frau:

„Nein, das darf ich nicht … Keinem Sklaven der Gaghos war es je vergönnt, meine Gestalt zu schauen.“ Und noch etwas fügte sie hinzu, in der Sprache der Tuaregs.

Da kamen fünf, sechs Leute, trugen mich davon, führten Harald neben mir her ins Freie – durch die Zeltstadt der Gaghos – bis an den haushohen Dornenwall, öffneten hier eine Balkentür und schafften uns in unseren … Kerker, ließen uns allein. –

Unser Kerker …

Vorher noch ein Wort über die Tuaregstädte. Man kann getrost den Ausdruck Stadt gebrauchen, denn so weitläufig wie diese Hunderte von Zelten hier in der Riesenlichtung des Buschwaldes standen, bildeten sie in Wahrheit eine Stadt.

Die meisten Tuaregniederlassungen sind von Dornenwällen umgeben und liegen ganz versteckt in bewaldeten Hochtälern der zahlreichen Bergzüge der südlichen Sahara.

Unser Kerker nun war nichts anderes als eine Ausbuchtung dieses Walles, rings von Dornen umgeben, die sauber zu senkrechten Hecken verschnitten waren.

Auf diesem runden Platze, der vielleicht acht Meter Durchmesser hatte, stand links von der Balkentür ein Zelt, vor dem ein lieber Bekannter hockte: Gurma, der Tapfere!

Er saß an einem kleinen Feuer und drehte über den Flammen am eisernen Spieße ein – Hühnchen …

Ich selbst stand aufrecht da, von Harald gestützt.

Und Harald sagte mit gütigem herzlichen Lächeln:

„Als Holländer haben wir verspielt, mein Alter. Wir sind Sklaven der Gaghos. Nun müssen wir zusehen, daß wir als Deutsche die Sultana von Gagho, unsere Landsmännin, für uns gewinnen …“

Und da erst fiel mir auf, daß Harst nicht mehr maskiert war …

Er führte mich weiter. Ich setzte mich neben Gurma vor das Zelt. Der Neger grinste mich an:

„O Massa Schraut, hier sehr gut haben als Sklaven … Jeden Tag für uns drei Hühner, neun Eier und Hirsebrei, so viel wir haben Hunger …“

Ach – das Fressen ging ja dem guten Gurma über alles! –

Auch Harald setzte sich, rückte einen Holzklotz herbei und meinte:

„So, lehne Dich nur an, mein Alter … Mache es Dir bequem … Ich will Dir jetzt kurz berichten, was Du noch nicht weißt.“

Mir war leidlich frisch zu Mute. Und – Hunger hatte ich! Gurmas Hühnchen duftete sehr appetitlich. Vom Kochen verstand er was. Vom – Fressen noch mehr!

Harald bemerkte meinen sehnsüchtigen Blick …

„Wir werden sofort tafeln … Gedulde Dich nur noch wenige Minuten …“ – Und dann begann er seinen Bericht …

Die Gaghos hatten den Raub ihrer Sultana schneller erfahren, als die Warangi dies vermuten konnten, hatten auch das Versteck der Sultana gefunden, sie befreit und sofort eine Abteilung hinter dem Scheich der Warangi dreingeschickt, der mit zwanzig Reitern den Straußenhändler nach Badumba begleitet hatte …

„Ich nehme nun an, daß auch Bößler, Anita und Perigord tot sind,“ schloß Harald seine knappen Mitteilungen. „Bestimmt weiß ich es nicht, da die Gaghos sehr schweigsam sind. Uns beiden und Gurma hat nur der Umstand das Leben gerettet, daß wir das Lager der Warangi beschlichen haben, wobei wir von den Gaghos beobachtet wurden, so daß diese annehmen mußten, wir gehörten nicht zu den Freunden der Warangi. – Gurma – jetzt her mit dem Essen! Etwas eilig, schwarzer Freßsack!“

Und Gurma flitzte ins Zelt, holte sauber geschnitzte Holzteller, holte Schüsseln aus Ton gebrannt und Kannen aus Kürbissen und der Rinde der Kuka-Frucht.

Wir aßen, tranken …

Und Gurma schnatterte dabei, erzählte von unseren Wächtern: drei, die draußen vor der Balkentür standen …

Von der Dicke des Dornenwalles – mindestens acht Meter …

Und daß die Tuaregs diese Dornenstämme stets abends begossen, damit sie gut gediehen …

Bis ich Harald fragte:

„Du hast die Sultana noch nicht gesehen?“

„Nein …“

„Woher mögen die Gaghos das Harmonium haben?“

„Gestohlen – geraubt – einer Karawane …“

„Und wie kamst Du dazu, das Instrument zu benutzen?“

„Die Sultana wollte uns sehen. Wir wurden in ihr Zelt gebracht. Da sah ich das Harmonium, setzte mich und spielte.“

Pause …

Gurma trug neue Holzteller herbei. Zweiter Gang: weiche Eier und (bitte nicht zu erschrecken, denn es schmeckt vorzüglich!) … und gebackene Heuschrecken, dazu Tuaregbier, das nicht viel besser war als das der Fulbo in Badumba. –

Mein Hunger war gestillt. Als Nachtisch kam eine von Haralds Mirakulum.

Wir rauchten … Und ich fragte wieder:

„Hat Dich irgend jemand ins Verhör genommen, Harald?“

„Natürlich. Einer der Schamanen, der Priester. Es schien der Oberbonze zu sein. Er sprach leidlich Englisch, scheint auch lesen zu können, wurde aber natürlich aus unseren Papieren nicht klug. Ich erklärte ihm, wer wir seien: Detektive! Es war nicht leicht, ihm diesen Beruf verständlich zu machen. Ich sagte, daß wir eine Verbrecherin verfolgen, die sich bis nach Senegambien geflüchtet hat. Die Sache ging aber offenbar über seinen Horizont. Nur eins war ihm interessant: daß wir Deutsche sind. – Ich hatte so das Empfinden, als ob er ganz genau wußte, daß die Sultana ebenfalls deutscher Abkunft ist, mochte aber natürlich nicht fragen.“

„Hm – woher sollte er das wissen?“

„Nun, als Gottlieb Joost das Kind den Tuareghändlern für die drei Edelsteine überließ, mag er ihnen vielleicht mitgeteilt haben, daß das Mädelchen eine Deutsche sei …“

„Sehr unwahrscheinlich …“

„Ganz recht, aber – möglich ist’s!“

„Wie denkst Du Dir nun das Ende dieses Abenteuers?“

„Denken tue ich nur, wenn es Zweck hat zu denken. Hier aber sind die Dinge noch so ungeklärt, daß ich vorläufig abwarte.“

„Bis – wir fliehen können …“

„Das täte ich nur im äußersten Notfall. Ich will herausbringen, weshalb die Bößlers die Sultana benutzen wollten – zu welcher Art Millionengeschäft. Das ist mir am wichtigsten, mein Alter. Wir sind doch keine Detektive, die Kleinkram erledigen. Für uns muß das Problem als solches der Hauptreiz sein.“

„Na – eines Problems wegen hier die Sklaven zu spielen und vielleicht schwer arbeiten zu müssen, das …“

Ich hielt inne …

Die Balkentür kreischte in den eisernen Angeln …

Und – – herein traten zwei Gaghos, hinter ihnen – die an den Händen gefesselten … Bößlers, Erwin und Anita …

 

2. Kapitel.

Die Tränen der Sultana.

Während aber unsere Touristenanzüge sich noch in einigermaßen salonfähigem Zustand befanden, sahen die beiden Bößlers derart abgerissen und zerschunden aus, daß von Anitas Schönheit kaum noch ein kläglicher Rest übriggeblieben war und der überpatente Erwin gänzlich einem seit Wochen unrasierten Vagabunden glich.

Die Augen, mit denen das Paar uns beide jetzt musterte, waren sehenswert. In diesen Blicken spiegelte sich deutlich alles wider, was sie empfanden, wie sie nun in uns Harald Harst und Max Schraut aus Heringsdorf wiedererkannten.

Das Gesicht der Mörderin wurde fahl. Das Gesicht Bößlers ward zur Fratze …

Und Harald sagte dazu, gleichsam um die Situation zu klären:

„Jäger und Wild in einem Gehege …! Ein seltener Fall!“

Er hatte Deutsch gesprochen …

Da fuhr schon der eine Tuareg, der einen gelblichen Mantel trug, dazwischen:

„Ihr Giaurs redet nur, wenn ich frage!“

Es war also der Schamane, der Oberpriester, denn sein Englisch verriet das, nicht minder die Würde seiner Erscheinung.

Harst erwiderte, indem er auf den sandigen Boden deutete:

„Nimm Platz, Balimbu … Du bist uns willkommen in unserem Zelt. Die Gastfreundschaft ist eine Tugend selbst der Sklaven …“

Und er öffnete sein Zigarettenetui und hielt es dem alten Oberbonzen hin, unter dessen Gesichtstuch ein faltiges greisenhaftes Antlitz sich verbarg.

Balimbu war sekundenlang ungewiß, wie er sich verhalten sollte. Aber – auch hier wirkte die Macht der Persönlichkeit, wirkte Harald Harst als imponierende Verkörperung selbstbewußten Mannestums.

Der Priester ließ sich langsam nieder, griff zögernd in das Etui hinein und rauchte die Mirakulum an dem glimmenden Aststück an, das unser Gurma ihm eilfertig gereicht hatte.

Dann sagte Harald wieder, indem er auf die Bößlers deutete:

„Ich erklärte Dir schon, o Balimbu, daß wir zwei Mörder verfolgen. Dies sind die Mörder.“

Der Leser, der auch nur einige Fähigkeit besitzt, sich eine Situation auszumalen, wird begreifen, wie seltsam diese Szene war:

Wir drei – Harst, ich und der Schwarze – vor dem Zelte sitzend … Vor uns der Priester der Tuaregs, im Sande hockend … Neben ihm der andere Tuareg stehend, und zwischen uns die Bößlers, fahl und mit Augen, die uns hätten erdolchen mögen … – Dazu eine runde Dornenwand, sechs Meter hoch, dazu ein klarer Mittagshimmel und eine sengende Hitze … Dazu von allen Seiten die vielfachen Geräusche der Zeltstadt der Gaghos … Und dazu der eine Zigarette rauchende Oberbonze, der sichtlich verlegen und sprachlos über die Keckheit des Giaur, des Ungläubigen, war …

Und dieser Giaur fuhr fort:

„Weshalb hast Du diese beiden hierher gebracht, o Balimbu? Etwa, damit sie hier unseren Kerker mit uns teilen?“

Da raffte sich der alte Tuareg auf …

„Schweig’ jetzt! Ich spreche … – Du sollst Dir ein Papier ansehen, das ich bei dem Weibe fand, eingenäht in ihr Kleid. Hier ist das Papier … Ihr nennt es Zeitung. Ich weiß es.“

„Das ist nur ein Stück aus einer Zeitung,“ erklärte Harald. „Eine Annonce, ein Inserat, eine Anzeige … Und …“

Er verstummte …

Starrte auf das Blatt …

Und – im selben Moment sprang Anita Kurtor zu, versetzte Haralds Hand mit dem Stiefel einen Schlag …

Der Zeitungsausschnitt flog in das Feuer – lohte auf – – verbrannte zu Asche …

Der Priester war emporgeschnellt … Der andere Tuareg hatte unter dem Mantel das kurze Hauschwert hervorgerissen …

Schwang es blitzschnell …

Und – nur ein Fausthieb Haralds rettete hier Anita Kurtor vor sicherem Tode, ein Hieb, der die Waffe ablenkte, daß sie nur vom Schläfenhaar des Weibes eine der losen Strähnen abmähte …

„Balimbu,“ rief Harald, „laß diese beiden wieder irgendwo sicher einsperren. Ich will mit Dir reden – mit Dir allein – – über die Sultana …“ –

Und wenige Minuten später waren wir beide in unserem Dornenkerker wirklich mit dem greisen Tuareg allein. Selbst Gurma hatte sich entfernen müssen.

Balimbu, der Alte, war jetzt wie verwandelt. Ohne Zeugen, nur in unserer Gesellschaft, versuchte er es nicht mehr, den gestrengen Oberbonzen herauszubeißen und uns als Sklaven zu behandeln.

„Sprich,“ wandte er sich an Harald. „Was hast Du mir mitzuteilen …“

„Zu fragen habe ich … – Eure Sultana ist eine Europäerin. Weißt Du, welchem Volke sie entstammt?“

Der Greis zauderte …

Und erwiderte dann doch:

„Ich weiß es …“

„Also – aus Germanistan, aus Deutschland … Es ist so …“

„Ja …“

„Euer Stamm hat die Sultana einst von einem Schiffskapitän gekauft – für drei schwarze Diamanten …“

Balimbu nickte nur.

„Sagte der Schiffskapitän Euern Händlern, daß das Kind eine Deutsche sei?“

„Nein … Das Kind hatte eine Kapsel um den Hals an goldenem Kettchen, und in der Kapsel waren zwei Bilder und ein Papier. Auf dem Papier stand der Name des Kindes und vieles andere. Ein Gefangener, einer unserer Sklaven, sagte, es sei ein Taufschein für ein Kind Mabel Jester aus Hamburg, aus Deutschland … Und das Kind sei wohl dasselbe, das wir gekauft hatten: Mabel Jester.“

„Du bist ehrlich, Balimbu … – Weiß die Sultana, daß sie eine Deutsche ist?“

„Nein … nein! Und nie wird sie es erfahren …“

„Weshalb nicht? Fürchtet Ihr, daß sie Sehnsucht empfinden könnte nach ihrer unbekannten Heimat? Leidet sie vielleicht zuweilen an trüben Stimmungen, die ihr dieses Leben als Eure Sultana in anderem Lichte zeigen?“

Da schwieg der Greis. Sein Kopf senkte sich …

Hob sich mit einem Ruck …

Und jetzt sprühten seine Augen in unheilvollem Feuer.

Er stand auf, rief leise:

„Es ist genug … Ihr werdet die Sultana nie wieder hören … Nie mehr wirst Du, Giaur, durch die Musik der Sultana Augen mit Tränen füllen …! Ihr werdet diesen Kerker lebend nicht mehr verlassen …!“

Und rasch wandte er sich um, öffnete die Balkentür und schritt hinaus.

Die schwere Tür fiel zu …

Wir waren allein, wir beide …

Und Harald lächelte – sein feinstes Lächeln …

„In des Kindes Seele sind all die Empfindungen mit eingepflanzt, die den Eltern dieses Kindes am meisten die eigene Seele zum Schwingen bringen … Ich habe nicht nur Wagner damals im Zelte der Sultana gespielt. Nein, auch ein deutsches Volkslied, das schlichteste: Die Loreley! Und habe erreicht, was ich wollte: die schlafende Seele des deutschen Kindes ist geweckt worden! Tränen netzten die Wangen der grausamen Sultana … Ihre Seele schluchzte in Sehnsucht nach dem, was sie nicht kennt: nach einem anderen Leben – einem Leben unter ihresgleichen, unter … Deutschen!“

Schwieg Sekunden …

Und noch leiser:

„Wir werden Mabel Jester befreien, mein Alter … von sich selbst!“

„Wir?!“ Und ich deutete ringsum auf die Dornenmauern …

„Wir, Harald …?! – Wie willst Du das wohl ausführen!“

„Durch – List!“

Und so selbstsicher sagte er es, als wäre ein Fehlschlag unmöglich. –

Wieder kreischten die Türangeln …

Und herein tanzte unser Gurma, eine geschlachtete Henne im Arm …

Brüllte …:

„Oh – Massas werden essen eine Souper noch besser als die Dinner … Gurma werden dämpfen diese Huhn in heiße Erde …“

„Du bist ein unleidlicher Fresser,“ meinte Harald. „Zunächst werden wir jetzt schlafen, und dann können wir über die Abendmahlzeit reden …“

Ich aber, Max Schraut, hatte anderes auf dem Herzen, fragte:

„Was enthielt der Zeitungsausschnitt, die Annonce?“

„Sie enthielt – des Rätsels Lösung!“

„Und – die wäre?“

„Vorläufig – mein Geheimnis! Gehen wir ins Zelt, Alterchen … Schlafen wir!“

So fertigte er mich ab!

Und ich blieb stumm – aus Ärger …

 

3. Kapitel.

Leere Patronenhülsen.

Wir hatten anstrengende Tage und viele Aufregungen hinter uns. Wir hatten infolge der Hiebwunden durch die Flintenkolben der Tuaregs leichtes Wundfieber durchgemacht und schliefen nun zum ersten Male wieder tief und ruhig in dem sauberen Zelt unseres Dornenkerkers.

Schliefen viele Stunden, treu behütet von Gurma, dem Freßsack, der die gute Gelegenheit benutzte und alles an Speisevorräten vertilgte, was noch vorhanden war. Es ist geradezu unglaublich, was so ein Negermagen aufzunehmen vermag …! Schon während unseres Rittes durch diesen Teil Senegambiens hatten wir Tag für Tag gestaunt, wo der treue Gurma all die Unmengen Wildbraten eigentlich verstaute. Harald meinte, Gurma litte an Magenerweiterung.

Und als ich nun als erster erwachte und nach dem erquickenden Schlummer mich wie neugeboren und dazu noch einen gesegneten Hunger fühlte, als ich vor dem Zelte ganz leise in Rücksicht auf den noch fest schlafenden Harald diesen Freßsack Gurma fragte, wo denn die noch vorhin übriggebliebenen gekochten Hühnereier seien, da verzog unser schwarzer Diener sein Gorillagesicht zu einer tief schuldbewußten kläglichen Grimasse und – rieb sich mit der rechten Hand eifrig den Magen.

Ich verstand …

Und ich drohte ihm mit der Faust, tat sehr ergrimmt und flüsterte:

„Ich habe Hunger …! Flink! Verschaffe mir etwas zu essen!“

Gurmas Visage wurde noch jammervoller. Und langsam und vorsichtig näherte er sich der Balkentür, vor die man von außen noch eine schwere Matte gehängt hatte, damit wir nicht durch die Ritzen in die Gasse der Zeltstadt hinausspähen könnten.

Kläglich rief er nun einen der Wächter in der Fulbo-Sprache an … Und was er rief, war wieder sehr bezeichnend für ihn …

„Die Massas sein nicht satt geworden, tapferer Krieger der Gaghos! Die Massas bitten um Eier, Hirsebrot und Früchte …“ –

Kleine Ursachen – große Wirkungen …

Hätte Gurma nicht alles Vorhandene bis auf das eine frisch geschlachtete Huhn verzehrt gehabt, so würden wir vielleicht niemals mit der Sultana so rasch in nähere Verbindung getreten sein …

Heil also dem Freßsack Gurma!

Denn – jetzt wurde die Matte draußen angehoben, und auch ich erblickte vor der schweren Balkentür den in feinste Schleier gehüllten Kopf eines blonden Weibes …

Und gerade da geschah es auch, daß Harald das Zelt verließ, die blonde Sultana bemerkte und mit wenigen Schritten neben uns war, Gurma beiseite schob und in englischer Sprache der Herrscherin von Gagho zuraunte:

„Weißt Du, Herrin, daß um Deinen Hals einst als Kind ein Goldkettchen mit einer Kapsel hing? Weißt Du, daß in Deinen Adern anderes Blut als das der Tuaregs fließt? – Laß durch einen Vertrauten Balimbus Zelt heimlich durchsuchen. Dort wird die Kapsel verborgen sein, die Dir sagen wird, wer Deine Eltern waren und …“

Weiter kam er nicht. Die Matte sank wieder herab …

Wir hörten Stimmengewirr, unterschieden des Schamanen Balimbu tiefes Organ und das hellere der Sultana, unserer Landsmännin, einer Deutschen …

Dann wurde es still …

Harst wandte sich mir zu – sehr ernst …

„Ich spiele da ein gefährliches Spiel, das nur zu leicht uns verderben kann. Und doch muß es sein! Anders werden wir die Freiheit nie wiedererlangen – nur … zusammen mit Mabel Jester – nur so!!“

Wir setzten uns vor das Zelt. Gurma hockte abseits und – rupfte das Huhn.

Harald zog sein Zigarettenetui hervor, rauchte …

Und flüsterte wieder: „Es wäre kein Wunder, wenn der Anhang des Schamanen uns jetzt zu ermorden versuchen würde. Ich rechne sogar damit. Wir werden vorsichtig sein müssen. Die Gaghos wollen ihre weiße Sultana nicht verlieren, die dem Stamme bisher nur Glück gebracht hat. Daß die Sultana sich bereits zu uns, den Europäern, hingezogen fühlt, dafür spricht ja deutlich dieser ihr Besuch vor unserer Kerkertür …“

Und sein klarer scharfer Blick, der Blick dieser durchdringenden Augen, denen nie etwas entging, schweifte über den Rand der Dornenmauer hinweg und blieb auf einem uralten Baobab, einem Brotfruchtbaum, haften, der, ein wahrer Riese von mindestens sechzig Meter Höhe und fünf Meter Stammdurchmesser, unweit unseres Kerkers vereinzelt wuchs und seine Äste fast bis über unser Dornengehege hinwegschob.

Von diesem Baumriesen glitten die grauen Augen zu unserem Zelt …

Schienen dessen Größe zu taxieren …

Und noch leiser flüsterte er:

„Ja – es wird reichen …! – Wenn nur erst die Nacht da wäre …!“

Ich verstand ihn nicht.

„Was wird reichen?“

„Das Zeltleinen – zu einem geflochtenen Strick, zu einem Lasso … – Bitte, mein Alter, schau nicht zu den Baumästen empor. Verrate uns nicht. Glaube mir: wir sind dem Tode noch nie so nahe gewesen wie jetzt hier inmitten dieser undurchdringlichen Dornenwände. Wir werden fliehen – ohne die Sultana. Wir müssen zunächst für uns selber sorgen …“

Die Sonne sank bereits. Vielleicht noch eine Stunde, dann war die Dunkelheit da. Hier in den Tropen gab es ja keine Dämmerung. Der Übergang vom Tag zur Nacht vollzog sich ohne jene längere Spanne sanfter Abnahme der Tageshelle, wie wir dies in der deutschen Heimat gewohnt sind. –

Eine nervöse Unruhe befiel mich.

Harald saß regungslos da und rauchte – blickte den rasch zerflatternden Wölkchen seiner Mirakulum nach …

Und ich überlegte, ob seine Befürchtungen wirklich begründet waren, ob der Priester es wagen würde, uns beseitigen zu lassen …

Wie sollte er sich dann wohl vor der Sultana rechtfertigen, wenn diese unseren Tod erfuhr?!

Und – wieder erhielt ich jetzt den Beweis, daß Harald meine Gedanken kannte, gleichsam mein Denken verfolgt hatte.

Leise sagte er: „Man wird uns auf eine Weise umbringen, daß es – wie ein unglücklicher Zufall aussieht, mein Alter. Und gerade deshalb müssen wir all unsere Schlauheit anwenden, dem Unheil zu entgehen …“

Die Balkentür knarrte …

Zwei Gaghoweiber schleppten Eßwaren herbei – überreichlich! Früchte in zierlich geflochtenen Körben, geröstetes Hammelfleisch, das in die kühlenden großen Blätter des Birja-Strauches gehüllt war – vieles andere noch.

Auch sechs Harzfackeln waren dabei, drei fast künstlerisch geschnitzte Tabakpfeifen und drei Päckchen Tabak, dessen Papierumhüllung eine Pariser Fabrik als Herstellerin verriet.

Die Weiber verließen uns – schweigend, wie sie gekommen.

Gurma vollführte einen Freudentanz. Und Harst lachte zwanglos … Ich versuchte dasselbe, obwohl ich das Gefühl hatte, als ob mir ein Tuaregschwert die Kehle kitzelte. –

Wir aßen …

Gurma sorgte dafür, daß wir scheinbar in harmloser Fröhlichkeit unsere Abendmahlzeit einnahmen. Er futterte für drei, nein, – – für sechs …!

Diese Kerkerhaft war so ganz nach seinem Geschmack: keine Arbeit, gut essen, gut trinken und keinerlei Sorgen!

Er redete wie ein Wasserfall. Erzählte …

Und – er hatte viel erlebt und – die Hauptsache! – log nichts hinzu. Nein, das tat er aus dem sehr einfachen Grunde nicht, weil es ihm an der nötigen Phantasie fehlte.

Er hatte bereits vielen Reisenden als Führer gedient. Amerikanern, Engländern, Japanern, einem indischen Fürsten sogar, der auch mal einen Löwen schießen wollte und – natürlich auch schoß …

Gurma krümmte sich vor Lachen, als er berichtete, wie man diesen Inder bei der Löwenjagd betrogen hatte. Ein Eselfüllen hatte man in ein Löwenfell eingenäht und in ein Dornendickicht getrieben, wo Seine Hoheit der Radscha es mit fünf Schüssen erlegte und die Löwenhaut dann stolz mit in die Heimat nahm, nachdem er Gurma reich beschenkt hatte …

Nein, er log nicht … Und sein Kauderwelsch machte seine Geschichten noch reizvoller … –

So kam denn der Abend herbei …

In einer Viertelstunde war es finster. Gurma zündete eine der Fackeln an. Es mochte so ungefähr zehn Uhr sein.

Und da – ereignete sich das, was wir am allerwenigsten erwartet hatten …

Da tat sich die Balkentür abermals kreischend auf und Balimbu sowie zwei andere Würdenträger des Stammes erschienen mit der ganzen Feierlichkeit von Männern, die eine wichtige Botschaft auszurichten haben.

Mir wurde schwül zu Mute …

Ich dachte an die entsetzliche Szene, wie der Henker des Stammes die gefangenen Warangi enthauptet hatte …

Sollte uns etwa dasselbe Los beschieden sein? Hatte vielleicht unser letztes Stündlein geschlagen?

Doch – ich irrte mich … Ich traute meinen Ohren kaum, als Balimbu erklärte:

„Die Sultana schenkt Euch die Freiheit, verlangt jedoch, daß Ihr sofort von dannen reitet und nie mehr das Gebiet der Gaghos betretet!“

Die flackernde qualmende Fackel beleuchtete die drei Tuaregs, beleuchtete die Gesichter Harsts und Gurmas …

Harald war aufgestanden, verbeugte sich …

„Wir danken der Sultana …“

Und Gurma?! Dessen Visage war ellenlang geworden. Die schöne Zeit des Schlaraffenlebens war ja vorüber!

Und – das stimmte auch: unsere Dromedare mußte er satteln, mußte den Proviant in die Ledersäcke verstauen, mußte arbeiten, daß er nur so schwitzte …

Und elf Uhr war’s, als wir drei dann von einem Dutzend Tuaregs begleitet still gen Süden trabten – durch steinige Hochtäler und Schluchten – bis zum Rande eines Plateaus, das sanft in die endlose Wüste sich abstufte – in die Sahara …

Im Mond- und Sternenschein lag die weite Sandeinöde da …

Und hier trennten die zwölf Gaghos sich von uns, wünschten uns einen guten Ritt bis Badumba. Ihr Führer deutete noch auf einen fernen einzelnen Berg. Dorthin sollten wir uns wenden und dann das trockene Flußtal hinter dem Berge immer weiter verfolgen … –

Die Tuaregs sprengten davon. Ihre kleinen Pferde jagten wie Schatten über das Plateau …

Und wir drei … waren nun wirklich frei, waren wieder im Besitz unserer Waffen, hatten unsere tadellosen Dromedare, reichlich Proviant und Trinkwasser.

Also Grund genug eigentlich, in bester Stimmung in die Nacht hinauszureiten …

Grund genug …

Das dachte auch Gurma, der sich mit dem raschen Ende der Gefangenschaft bereits abgefunden hatte und nun ein Negerlied trällernd uns vorausjagte …

Wir beide aber, nun endlich allein und ohne Zeugen, – wir schauten uns an …

Seltsam ernst … Mit Augen, in denen allerlei Zweifel lauerten … –

Harald nickte mir zu …

Blickte sich um …

Die Gaghos waren im Mondenschein nur noch als Punkte zu erkennen …

Und – – er öffnete die Kammer seiner Mauserbüchse, ließ die sechs Patronen nacheinander in seine Hand gleiten.

Zog dann mit den Zähnen nacheinander die Nickelmantelkugeln aus den Patronenhülsen …

Schüttelte diese … Bewies mir, daß das Pulver – herausgenommen war …

„Unsere ganze Munition ist wertlos,“ sagte er dumpf. „Und – dort vor uns lauert der Tod auf uns! So gewiß der Tod, wie diese Patronen jetzt Kinderspielzeug sind – auch unsere Pistolen!“

Ich begriff …

Ich spähte hinweg über dem Sandmeer zu dem einzelnen Berge …

Dort – – war der Hinterhalt! Dort würde man uns von den Dromedaren knallen, würde uns verscharren …

So – – rächte sich Balimbu, der Schamane … Das war Priesterlist …

 

4. Kapitel.

Alte Gegner.

Harald trieb sein Reittier vorwärts. Wir folgten Gurma, der bereits die Felsterrassen hinter sich hatte und unten am Rande der Wüste hielt.

„List gegen List,“ meinte Harst nach kurzem Überlegen. „Wir werden ihnen trotz allem entkommen! Wir werden siegen, wenn Du ganz genau tust, was ich anordne, mein Alter. Deine Rolle dabei ist nicht leicht, verlangt sehr viel Selbstbeherrschung …“

Und ich hörte zu … Staunte wieder über des Freundes regen Geist, der nie versagte. –

Wir hatten Gurma eingeholt, machten in einem Tale halt, wo ein paar armselige Büsche wuchsen.

Und stellten aus Zweigen eine Art Puppe her, der wir Haralds Beduinenmantel umhingen, die wir auf Haralds Dromedar banden.

Gurma fragte – fragte … Harst schnauzte ihn an. Es mußte sein. Und der Neger verstummte, half mit blödem Gesicht …

So ritten denn anscheinend drei Reiter wieder gen Süden, dem Berge zu. Und einer der Reiter war doch nur eine Puppe. Der dritte aber eilte uns beiden, die wir ganz langsam im Schritt vorwärtsstrebten und immer wieder für Minuten anhielten, zu Fuße durch Täler und Sandschluchten voraus …

Zu Fuß – im Dauerlauf … Mit den Lungen, wie nur ein Harald Harst sie besitzt …

Entschwand rasch im Dämmerlicht der Mondnacht unseren Blicken …

Ein Tapferer, der nichts Geringeres vorhatte, als ganz allein den Hinterhalt der Feinde zu beschleichen, der mit mir ein bestimmtes Lichtsignal verabredet hatte, nach welcher Seite hin wir dicht vor dem Berge seitwärts durchbrechen wollten …

Denn – hätten wir nicht die Richtung auf den Berg eingeschlagen, dann würden des Schamanen Meuchelmörder eben ihren Platz gewechselt haben, dann würden sie uns den Weg verlegt und anderswo uns niedergeknallt haben …!

So aber durften wir hoffen, einen Vorsprung zu gewinnen. So würden wir sie täuschen. Und ehe sie ihre Reittiere bestiegen hatten, mußten wir fraglos einige Hundert Meter zwischen uns und sie gelegt haben! – Das war Haralds Plan … Einfach, selbstverständlich fast … Und doch: ob ein anderer so leicht darauf gekommen wäre, die Puppe Harald Harst spielen zu lassen …?! –

Gurma und ich und die Puppe strebten so dem Berge zu …

Erst schweigend … Bis Gurma die Stille nicht mehr ertrug … Bis er mich flehentlich bat, ihm doch zu erklären, was das alles bedeute.

Ich hatte Erbarmen. Ich sagte ihm die Wahrheit. Und Gurma, der Held im Fressen, klapperte nun vor Angst mit den prächtigen Raubtierzähnen, wollte nicht weiter, wollte umkehren …

War aber doch schließlich einsichtsvoll genug zu erkennen, daß unsere Rettung vor uns lag, nicht hinter uns …

Noch langsamer ritten wir …

Gurmas Augen – und er hatte bessere als ich! – flogen unausgesetzt in die Runde …

Jeden einsamen Felsblock hielt er jetzt für einen Gagho, der auf uns zielte …

Jeden elenden Karaki-Strauch hielt er für einen Mörder … Jeden noch elenderen Schakal, der wie ein Gespenst über den Sand glitt, fürchtete er als anschleichenden Tuareg!

Ich hatte andere Sorgen: Harald! – Ich ließ meine Augen aus anderem Grunde immer wieder über den Südrand der Wüste gleiten, wo die milchige Dämmerung mit dem Himmel in eins verschmolz.

Ich bangte um den Freund …

Und – so ging es weiter – zu dreien, und am sorglosesten war die Puppe auf Haralds Dromedar …

So näherten wir uns immer mehr dem Berge … Machten immer wieder halt, stiegen ab, taten, als ob wir die Sättel fester schnallten, rechneten eben damit, daß wir beobachtet würden.

Immer klarer traten die Umrisse des Bergkegels hervor …

Ein Steingebilde war’s von abenteuerlicher Form … Wie eine alte Burgruine … Eines jener Naturgebilde, vor denen man immer wieder staunend verweilt in den entlegenen Einöden der Felswüsten. Mir nicht mehr fremd. Denn in der Thar-Wüste, in Südarabien hatte ich Ähnliches geschaut. –

Gurma, bisher vor Angst recht still, begann wieder zu schnattern …

„Oh, Massa Schraut, das da sein der Berg Lokalla, der Berg der Toten, Massa … In allen Fulbo-Stämmen, denen einst auch diese Gebiete gehörten, kennt man den Lokalla … Massa Schraut, da ist eine Schlucht in dem Berge an der Südseite, wo Geister hausen …“

Mit Geistern war Gurma überraschend schnell bei jeder Gelegenheit bei der Hand. Alles, was über seinen Negerhorizont ging, waren – Geister!!

Ich hörte nicht mehr hin. Sein Geschwätz langweilte mich …

Und – taxierte die Entfernung bis zu den Felstrümmern, die unten am Fuße des Berges zu Hügeln sich auftürmten.

Dort konnten die Gaghos stecken, dort gab es übergenug Stellen, wo ein Dutzend wilder Reiter sich verbergen konnte …

Und – kaum gedacht – flammte gerade dort ein Feuerstrahl auf – ein trockener Strauch, an dem die Flammen blitzschnell hochleckten …

Und – – erlosch wieder …!

Das Signal also …

„Vorwärts …!!“

Und mein Dromedar reckte sich lang …

Fegte dahin, warf den Sand hinter sich …

Gurma, Harsts Reittier am Zügel, blieb neben mir, denn – reiten konnte der Schwarze! Das mußte ihm der Neid lassen!

So kamen wir in kaum fünf Minuten an die Stelle, wo Harald gemütlich auf einem Steine saß …

Und – – rauchte …

Ganz gemütlich rauchte …

Mir zurief:

„Immer gemach, mein Alter … Es eilt nicht … Die Sache ist erledigt …“

Stand auf, ging voran – zwischen den Felsen hindurch – bis zu einer Art Lichtung inmitten dieser Steinwildnis am Fuße des Lokalla …

Und hier beleuchtete der friedliche Mond ein weniger friedliches Bild …:

Drei – Riesenstrauße, gesattelt, – so wie die Tuaregs die Riesenvögel als Sportliebhaber zum Reiten benutzen …

Und dazu auf dem Boden drei Gefesselte, zwei Männer, ein Weib:

Die beiden Bößlers und Perigord, der Straußenhändler, der Freund der Warangi!

Perigord war also nicht erschossen worden. Und nun – fanden wir ihn hier wieder, zusammen mit den alten Feinden, die von den Gaghos offenbar nur zu dem Zweck gleichfalls freigelassen worden waren, damit sie uns aus dem Hinterhalt durch Kugeln – erledigten.

Und das, was mir dergestalt jetzt durch den Sinn schoß, sprach nun Harst in knappen Worten aus …

„Ich habe die drei belauscht, Henker wollten sie spielen an uns! Lagen dort weiter vorn, Büchsen im Anschlag … Hofften, uns beide stumm zu machen. Gurma war ihnen Nebensache …“

Seine Stimme schwoll an …

„Anita Kurtor, Mörderin Kapitän Joosts, – die Millionen, die Ihr gewinnen wolltet, waren die bisher herrenlose Erbschaft des in Brasilien vor Jahresfrist verstorbenen Albert Jester, des Onkels väterlicherseits der Sultana von Gagho …! Die Anzeige, die Sie, Anita, mir aus der Hand ins Feuer stießen, war ein Aufruf nach der Erbin Albert Jesters, nach Mabel Jester, Sultana von Gagho, die sich binnen Jahresfrist in Berlin bei der brasilianischen Gesandtschaft melden sollte, andernfalls die Erbschaft dem Staate Brasilien zufallen würde!“

Mond und Sterne schienen ebenso gespannt zu lauschen wie ich …

Eine Millionenerbschaft – – für die Sultana!

Nun war ja alles geklärt, nun war ja das Spiel der beiden Verbrecher offenkundig: Mabel Jester hatten sie aus der Sahara weglocken wollen, hatten ihr dann später irgendwie das Erbe wieder abschwindeln wollen!

Fürwahr – ein gigantischer Plan, ein Unterfangen, wozu Mut und Schlauheit gehörten! Ein Plan, der an den fernen Gestaden der Ostsee eingeleitet wurde, dessen Fäden sich bis hier in die Sandwüste zogen und wieder zurückführten nach Deutschland …! –

Die gefesselten Verbrecher schwiegen …

Nur Perigord, der Straußenhändler, rief gellend – und in seiner Stimme klangen Feigheit, Niedertracht, Verrat:

„Schenken Sie mir die Freiheit, und ich will Ihnen etwas mitteilen, was Sie nicht ahnen, Herr Harst …“

Da meldete sich auch Bößler … Richtete sich auf …

„Feiger Schuft!! Hätte ich die Hände frei, ich würde –“

Gurma griff ein …

Gerade Gurma …! Glaubte wohl, daß Bößler mit dem „feigen Schuft“ Harald gemeint habe …

Holte aus und schlug Bößler mit der flachen Negerpranke so kräftig auf die geifernden Lippen, daß der Jämmerling mit gurgelndem Schrei zurückfiel … –

Perigord lachte schadenfroh, wiederholte nochmals:

„Geben Sie mich frei, Herr Harst … Es geht um die Sultana …!!“

Da – – kreischte auch Anita, die Mörderin:

„Geben Sie ihn nicht frei, den Verräter! Ich will selbst alles beichten … Ich habe Mabel Jester, die Sultana, heute abend heimlich gesprochen … Sie ist das Leben unter den Gaghos satt … Sie hat Sehnsucht nach ihrer Heimat. Sie wird fliehen … ganz allein … Wir wollten mit ihr zusammentreffen – weiter nach Osten zu am Rande einer Hochebene, die durch eine Reihe von Palmen leicht zu erkennen ist … Wir trafen auf dem Ritt hierher zehn Warangi, die als Späher in das Gebiet der Gaghos geschickt worden waren … Diese Beduinen sollen die Sultana gefangennehmen, und …“

Und – – da war’s Harald, der mich plötzlich packte … Der mir eine der Büchsen der Gefangenen in die Hände drückte … Rief:

„Die Strauße …!! Unsere Dromedare – dort – – sieh hin …!“

Und ein Blick zeigte mir Gestalten in hellen Mänteln …

Ein Ruck riß mich zu den zahmen Straußen …

Unsere Reittiere, die wir außerhalb der Lichtung hatten stehen lassen, waren für uns verloren …

Sekunden nur – und Harald und ich hatten die ungewohnten Renner bestiegen …

Schüsse knallten …

Gurma brüllte hinter uns in wilder Angst …

Armer Gurma. Wir konnten ihm nicht helfen … Wir mußten froh sein, daß die Kugelsaat an uns vorüberfegte, daß wir entkamen … – Der Sultana wegen, denn Gurma, der Schlaue, würde schon irgendwie entschlüpfen, davon war ich fest überzeugt.

Wir beide auf den Riesenvögeln nun gen Osten – erst am Fuße des Berges entlang, dann in die offene Wüste hinaus …

Hinter uns ein Schwarm von Reitern …

Und ein Wettrennen – ums Leben …!

Niemals hätte ich geglaubt, daß Max Schraut je auf dem Rücken eines Straußes die Sahara durchmessen würde.

Nie hätte ich es für möglich gehalten, daß diese Vögel selbst mit der Last eines erwachsenen Mannes eine solche Geschwindigkeit entwickeln könnten …

Freilich: niemals wären wir den Beduinen entgangen, wenn Harald nicht mit seltenem Geschick die Besonderheiten dieses Wüstenstriches ausgenutzt hätte.

Gerade hier war der Sandboden überall von tiefen, schluchtartigen Tälern durchfurcht …

Gerade hier war es ein Leichtes, in einem dieser sich kreuzenden Täler rasch und unbeobachtet die Richtung zu wechseln und den Verfolgern in einem Paralleltal entgegenzureiten und ihnen in den Rücken zu kommen … –

Es gelang uns …

Als Fährtensucher haben die Beduinen sich noch nie hervorgetan. Und jetzt bei dem ungewissen Mondlicht konnten sie, zumal ihre Reittiere den Boden weithin zerstampften, erst recht nicht feststellen, wo wir beide geblieben waren.

Und die, auf die sie es in der wilden Mordgier der freien Steppenbewohner abgesehen hatten, waren längst nach Norden weitergeritten, hatten längst in großem Bogen nach Osten einen solchen Vorsprung gewonnen, daß vorläufig jede Gefahr vorüber. –

Wir zügelten unsere merkwürdigen Reittiere …

Wir ließen sie im langen gravitätischen Schritt dahinwandern, lernten es immer mehr, uns ihren Bewegungen anzupassen, um nicht allzu stark gerüttelt zu werden. –

All diese Reitstrauße der Tuaregs tragen über dem Kopf eine Art Zaumzeug, freilich ohne Gebißstange. Es genügt, wenn man durch die Zügel den Kopf des Straußes nach rechts oder links drückt. Der Vogel biegt dann sofort in diese Richtung ein.

Im übrigen ist der Ritt auf dem Rücken eines Straußes (die Sättel haben „Bockform“, also vorn und hinten hohe gepolsterte Wülste) für den Neuling eine wahre Tortur. Ich glaube, wer fünf Stunden im Straußensattel gesessen hat, ist all sein Fett los … –

Tortur oder nicht: für uns kam es darauf an, vor dem Hauptschwarm der Warangi jene Hochebene zu erreichen, wo die Sultana mit Anita und Erwin Bößler hatte zusammentreffen wollen …

Wir gönnten den Riesenvögeln deshalb auch nur für karge Minuten eine Atempause …

Und jagten dann weiter – gen Osten …

Machten zuweilen auf der Kuppe einer hohen Sanddüne halt …

Benutzten unsere Ferngläser … Suchten nach einem Höhenzug – nach Bergen – nach … der Sultana, der Landsmännin …

Und fanden – – fanden endlich: dort im Mondlicht, steil ansteigend aus dem Wüstensand, eine endlose Felsmauer, eine himmelhohe Felsbarriere …

Sahen auf einer der Terrassen dieses düsteren Höhenzuges eine Reihe von Palmen – schlank wie die Telegraphenstangen, mit bescheidenen Kronen …

Fanden noch mehr: im Sande hier einen breiten Strich, eine Fährte von Reitern …

„Die Warangi, die Späher …!“ sagte Harald nur.

Und ich wußte: das waren die zehn, die Mabel Jester gefangennehmen sollten!

Da vergaß ich das qualvolle Auf und Ab in dem harten Bocksattel …

Da preschte ich hinter Harald drein …

War froh, daß ich eine Waffe besaß, deren Patronen nicht entleert waren: Anitas Winchesterbüchse!!

Und so näherten wir uns der Bühne des letzten Aktes eines exotischen Dramas: den Höhenzügen – den Palmen, immer auf der Fährte der Warangi reitend …

 

5. Kapitel.

Das Urteil der Sultana.

Ich halte es nicht für meine Aufgabe, hier Wildwestszenen bis ins einzelne auszumalen. Ich halte es lediglich für meine Pflicht als Chronist Harstscher Abenteuer, das hervorzuheben, was meines Freundes Eigenart in das rechte Licht rückt.

Ich könnte hier, wenn ich mich als Verfasser von Indianergeschichten oder Ähnlichem versuchen wollte, genau schildern, wie wir durch die Fährte der Beduinen in ein Tal geführt wurden, dessen äußersten Winkel drei mächtige Palmen zierten.

Nur ein flaches Tal war’s … Viele Felspartien darin.

Und gerade diese waren es, die uns vor den Warangi bis zum letzten Moment fast verbargen …

Und doch nicht lange genug, um durch einen überraschenden Angriff die an eine der Palmen gefesselte Sultana befreien zu können. –

Ich will kurz erwähnen, daß es zu einem regelrechten Feuergefecht kam, daß einige der Beduinen mit unglaublicher Gewandtheit in die Kronen der Palmen kletterten, um uns beide, die wir hinter Felsen gut gedeckt waren, von dort oben beschießen zu können …

Nachdem wir dann zwei Warangi schwer verwundet und zwei Dromedare, hinter denen sie Schutz gesucht, erschossen hatten und gleichzeitig merkten, daß den Schützen in den Baumkronen die Patronen ausgegangen waren, hatten wir leichtes Spiel, stürmten vor, schnitten die Sultana von dem Palmenstamm los und machten uns besser beritten, indem wir uns drei der besten Reitdromedare der Warangi aneigneten und sofort wieder mit unserem Schützling das Tal verließen, da wir ja jeden Augenblick das Eintreffen des Haupttrupps der Beduinen erwarten konnten.

Erst als wir den Höhenzug weit hinter uns hatten, fand Harald Zeit, sich mit Mabel Jester, die uns nur mit wenigen Worten bisher gedankt hatte, eingehender zu beschäftigen.

Wir drei ritten nun im Schritt nebeneinander, die Sultana zwischen uns …

Und – fürwahr: so, wie Mabel Jester hier stolz und anmutig auf dem Dromedar im Sattel saß, war sie jeder Zoll die echte Herrscherin über wilde Karawanenräuber!

Die das Antlitz verhüllenden Schleier hatte sie hochgeschlagen …

Ein Gesicht sah ich im Mondenschein, wie es kühner, reizvoller und stolzer kaum sein konnte …! –

Harald schilderte ihr nun alles, was wir bisher erlebt: das Vorspiel in Heringsdorf – den verkommenen Kapitän – unsere Reise nach Senegambien …

„Sultana, Sie wissen nun, daß Sie eine Deutsche sind,“ schloß er seine Ausführungen. „Bei Ihnen liegt nun die Entscheidung, ob Sie mir helfen wollen, jene Anita Kurtor, die sogar mit Ihnen verwandt ist, der gerechten Strafe, den irdischen Richtern, zuzuführen …“

Mabel Jester, Sultana von Gagho, hielt ihr Dromedar an …

„Meine Entscheidung ist schon gefallen, Herr Harst … Ändern wir die Richtung. Wenn wir scharf zureiten, sind wir mittags in der Zeltstadt meines Stammes …“

Das – war alles …

Und das hatte die Sultana von Gagho in einem so unheilverkündenden Tone gesagt, daß ich, Max Schraut, für das Leben des alten Schamanen, des heimtückischen Priesters, keinen Pfifferling gewettet hätte. – –

Mittags erreichten wir die Zeltstadt.

Eine halbe Stunde später waren inmitten der Zeltstadt auf dem Beratungsplatz fünfzehn blutige, auf Lanzen gespießte Menschenköpfe zu sehen: der Schamane und sein Anhang!

Und am anderen Tage wieder brachte eine zweihundert Mann starke Reiterschar im Triumpf einige Dutzend Gefangene ein, darunter die Bößlers, Perigord und … unseren Freßsack Gurma!

Wieder eine Stunde später dann große Ratsversammlung der Gaghos unter freiem Himmel …

Die Sultana auf einem Stuhl aus Elfenbein, aus zwölf Elefantenstoßzähnen …

Und wir dicht neben ihr: Ehrenplätze!

Was sie ihren wilden Gaghos hier mitteilte, wurde uns von Gurma verdolmetscht:

„Ich wollte Euch verlassen, weil ich plötzlich Sehnsucht nach meiner wahren Heimat hatte. Diese Sehnsucht ist bereits wieder tot. Abscheu erfüllt mich vor dem Lande, in dem aus Goldgier dieses Weib da“ – sie zeigte auf Anita – „mich, die ich mit ihr verwandt bin, aufs schändlichste betrügen wollte. Ich bleibe, was ich bin: Sultana von Gagho! Die drei Verbrecher dort aber sollen in dem Dornenkerker, der vorgestern noch meine Retter beherbergte, bis an ihr Lebensende als Sklaven leben – in harter Arbeit!“

Schlicht war das alles … Ohne alle Redensarten …

Und der Schluß? – Ich wiederhole hier nur wörtlich Teile eines Artikels einer Berliner Zeitung:

„Die Sultanin von Gagho, bekanntlich eine Deutsche von Geburt, hat durch Vermittlung Harald Harsts das Erbe ihres Onkels Albert Jester, etwa sieben Millionen Goldmark, dem Deutschen Kinderhort, Berlin, zu wohltätigen Zwecken überwiesen. Im übrigen weigert sich die Sultanin nach wie vor, die Mörderin jenes Kapitäns Joost sowie deren Mittäter Erwin von Bößler auszuliefern. Da man mit Gewalt gegen die Tuaregfürstin nicht gut vorgehen kann, wird das Verbrecherpaar wohl in Gagho seine Strafe verbüßen.“

Als dieser Artikel veröffentlicht wurde, hatten wir mit Gurma, dem Freßsack, längst das Geheimnis der Drabu-Fälle gelüftet … Und über dieses Geheimnis will ich im folgenden Band Näheres berichten.

 

 

Verlagswerbung:

An unsere Leser!

Die glänzende Erzählerkunst Walter Kabels, welcher doch nun schon seit Jahren tausende Leser an die Detektiv-Abenteuer unseres Harald Harst fesselt, schenkt uns in dem soeben erscheinenden großen Sensationsroman

Der Goldschatz der Azoren

ein neues Werk von so eigenartiger und packender Schönheit, daß auch dieser Roman zahlreiche Freunde finden und die Lesergemeinde der Kabelschen Arbeiten noch vergrößern wird.

Ein ganz eigenartiges Motiv hat sich der Autor für diese Arbeit gewählt: Die Macht des Goldes. Deutsche Männer und Frauen haben während des Krieges in unseren afrikanischen Kolonien einen großen Goldschatz gefunden, den sie dem Vaterlande schenken. Ein deutsches U-Boot nimmt das Gold an Bord, um es nach Deutschland zu schaffen. Im Atlantischen Ozean aber erleidet das U-Boot einen Maschinendefekt, es wird von einem englischen Kriegsschiff verfolgt und in der Nähe der Azoren-Inseln in den Grund gesenkt. Nur ein einziger der Besatzung, der Steuermann Hartwich, kann sich auf die Insel San Miguel retten, wo er drei Jahre lang als Robinson lebt. Als er dann nach Beendigung des Krieges in die Heimat zurückkehrt, findet er sein Vaterland am Boden liegend, das deutsche Volk unsäglich an den Folgen des Krieges leidend. Nun beschließt er den gewaltigen Goldschatz zu heben, um damit die Leiden seiner deutschen Volksgenossen zu lindern. Er trifft mit seinem Jugendfreunde Viktor v. Gaupenberg zusammen, der ein ganz neuartiges Luftschiff konstruiert hat, und mit Hilfe dieses Luftschiffes wollen die Freunde den Schatz bergen. Doch durch einen Zufall haben andere von dem Goldschatz erfahren, die nun mit allen Mitteln versuchen, für sich das Gold zu gewinnen. Und um diesen riesigen Goldschatz entbrennt nun einen Kampf, wie er gewaltiger und packender nicht geschildert werden kann.

Wir alle kennen Walther Kabel aus seinen Harald Harst-Erzählungen und wissen, wie er zu erzählen und zu fesseln versteht. Im „Goldschatz der Azoren“ aber hat er sich selbst übertroffen. Diese Erzählung ist von so eigenartiger und packender Schönheit, daß sich kein Leser ihr entziehen kann.

Gratis und franko

erhält jeder Leser der Harst-Erzählungen das 1. Heft des „Goldschatz der Azoren“. Wir bitten um Einsendung der Adresse, worauf wir sofort vollständig kostenlos das erste Heft zusenden.

 

 

Allen Freunden der Harald Harst-Erzählungen gestatten wir uns mitzuteilen, daß die in unserem Verlage erscheinenden Kabels Kriminalbücher ebenfalls Detektiv-Abenteuer von Harald Harst und Max Schraut bringen. Als sehr gut und spannend, stets ganz eigenartige Probleme behandelnd, empfehlen wir:

 

Der Klub der Toten

Die roten Briefe

Die Rattenfalle

Die eiserne Frau

Der Saal ohne Fenster

Als Harst verschwand

 

Jeder Band ist 96 Seiten stark,
elegant kartoniert, mit zweifarbigem Umschlagbild.

Preis je Band 40 Pfennig.

Kabels Kriminalbücher sind durch jede Buchhandlung zu beziehen, bei Voreinsendung des Betrages erhält man dieselben auch portofrei vom

Verlag moderner Lektüre, Berlin SO26

Elisabethufer 44.

 

 

Der Detektiv

Eine Reihe höchst spannender Detektivabenteuer. Bisher sind folgende Bände erschienen:

 

Band


























108:
109:
110:
111:
112:
113:
114:
115:
116:
117:
118:
119:
120:
121:
122:
123:
124:
125:
126:
127:
128:
129:
130:
131:
132:
133:
134:
135:

Die Motorjacht ohne Namen.
Der Kampf gegen Lionel Barring.
Das Geheimnis der Tokkara-Höhle.
Die große Null.
Das Geheimnis des Bosporus.
Anna Karstens Amulett.
Der Mann mit dem Glasauge.
Der Kopf des Maharadscha.
Die Treppe des Todes.
Dr. Groupys Verhängnis.
Das Geisterschiff.
Der Tennisschläger der Rani.
Der Mann am Kreuze.
Tawa Burru, der Verrückte.
Das Piratendorf.
Die Hexenküche.
Das Geheimnis von H. O. 3.
Die Gräfin mit den Kormoranen.
Der Bouillonkeller 113.
Der tote Tümmler.
Das Erbe der Verschollenen.
Das Geheimnis der Dabri-Fälle.
Die Faktorei auf der Toteninsel.
Das gestohlene Auto.
Das Rätsel der Spielkarten.
Die Diamanten des Bettlers.
Die Photographien d. Sennor Trimaldo.
Der Kokain-Klub.

– Preis pro Band 20 Pf. –

Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder vom

Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin SO 26,

Elisabeth-Ufer 44.