Sie sind hier

Der Mann am Kreuze

 

 

Der Detektiv

 

Kriminalerzählungen

von

Walther Kabel.

 

Band 120:

 

Der Mann am Kreuze

 

Verlag moderner Lektüre G. m. b. H.
Berlin 26, Elisabeth-Ufer 44

 

Nachdruck verboten. Alle Rechte einschließlich Verfilmungsrecht vorbehalten. Copyright by Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin 26. – 1924.
Druck: Buchdruckerei P. Lehmann G. m. b. H., Berlin.

 

1. Kapitel.

Die letzte Nacht.

„Wir werden doch wohl hinfahren müssen,“ sagte Harald Harst zu mir und hielt mir Inspektor Goddlears Depesche hin.

Diese Depesche erreichte uns erst auf dem Bahnhof in Bikanir in Indien kurz vor der Abreise gen Norden.

Wir hatten bereits im Zuge gesessen, und ein brauner indischer Postbeamter war auf dem Bahnsteig entlanggelaufen und hatte Harsts Namen in höchsten Fisteltönen unablässig gebrüllt.

Ich las Detektivinspektor Godwin Goddlears Telegramm:

„Soeben finde in Zeitung, daß Sie wieder mal in Indien, alter Harst. Sache mit Tennisschläger haben Sie glänzend befingert. Gratuliere. Wenn Sie irgend Zeit haben, kommen Sie zu mir. Eiligst. Kann Ihnen eine unglaubliche Geschichte erzählen, deren Hauptmacher übermorgen gehängt wird. – Gruß! Goddlear, Lahore.“

Und als ich dies überflogen hatte, ruckte unser Zug an.

Wir saßen allein in einem Abteil erster Klasse, und wir konnten uns diesen Luxus fürwahr leisten. Die Rani hatte uns glänzend belohnt. Mit Recht. Denn „Der Tennisschläger der Rani“ war ein Problem 1a gewesen, wie der Leser sich im vorigen Band persönlich überzeugt haben dürfte.

Allein im Abteil bei offenem Fenster.

Und da – flog vom Bahnsteig her durch dieses Fenster etwas auf das Polster neben Freund Harald und gerade auf sein offenes Zigarettenetui.

Ein Apfel nur.

Einer jener sogenannten Thar-Äpfel, die an den Rändern der Thar-Wüste gedeihen und deren seltsame violett und hellgrüne Farbe mehr an eine nur an einer Seite reifgewordene Riesenpflaume erinnert.

Der Apfel also schlug auf das Etui auf und – teilte sich.

Platzte auseinander, und seine beiden Hälften kollerten in die Polsterecke.

„Aha!“ lachte Harald. „Eine Botschaft!“

Das stimmte.

Der Apfel war ausgehöhlt und dann nur mit Zündhölzern zusammengesteckt worden. In dem Hohlraum hatte ein Zettel gelegen, eng gefaltet.

Der Zettel lag nun auf Harsts Knie und wurde glatt gestrichen. –

Kindlich unbeholfene lateinische Schrift. Wie mühsam hingemalt. Und der Text:

„Mister Harst, retten Sie einen Unschuldigen. Reiten Sie von Lahore zwei Kameltagereisen genau nach Nordwest, und Sie kommen an den Chenab, der sein Wasser später mit dem des Indus mischt. Dort, wo der Chenab die Jech-Doab-Dschungel durchfließt, liegt auch der Ort, wo das steinerne Kreuz inmitten einer Sand- und Felswildnis unweit des Makilanga-Berges sich erhebt. Mehr darf ich Ihnen nicht sagen. – Seien Sie barmherzig. Ismail Darba wird übermorgen früh hingerichtet. Gott wird’s lohnen!“

Wir hatten gemeinsam diesen Hilferuf gelesen.

„Na?“ fragte Harald.

Lehnte sich zurück und nahm eine Zigarette.

„Hm – der Unbekannte glaubt, wir wüßten bereits über Ismail Darba Bescheid,“ erklärte ich. „Da irrt er sich aber. Ich jedenfalls habe den Namen soeben zum ersten Male gelesen!“

Du irrst Dich, mein Alter!“

Und Harald blies Wölkchen in Ringform.

„Nanu?!“ platzte ich heraus. „Ich werde doch wohl noch –“

„Halt, denke an Goddlears Depesche.“

Und da – machte ich ein etwas betretenes Gesicht, brummte:

„Ach so. Du meinst, der von Goddlear erwähnte Hauptmacher sei derselbe wie in dem Apfel-Schreiben?!“

„Das meine ich –“

„Mag sein!“

„Nein, es ist so. In Indien kommen im allgemeinen so selten Hinrichtungen vor, daß ich darauf schwören möchte –“

Und da – fiel ihm die Zigarette aus der Hand.

Mir fiel die Zigarre gleichfalls aus den Fingern, und gegen meinen Willen landete ich unsanft auf Haralds Schoß.

Die Begleitmusik zu diesem Akrobatenflug war ein Krachen, Splittern, Kreischen, Pfeifen.

Unser Zug – war entgleist.

Zum Glück auf völlig ebener Strecke.

Es hatte daher auch nur ein paar Armbrüche und blutige Nasen gegeben.

Aber – – das Übelste: die eingleisige Bahnlinie war nun für Stunden gesperrt, und bevor wir weiter konnten, mußte unser Anschlußzug nach Lahore über alle Berge sein.

Was also tun?

Nun – die Hilfe kam in Gestalt einer Motordraisine aus Bikanir.

Auf der Draisine saß der dicke Herr Bahnmeister Chotta Gorub und ein Arbeiter. Der Unfall war eben vom nächsten Wärterhäuschen nach Bikanir telephonisch gemeldet worden, und Chotta Gorub als verantwortlicher Redakteur für den plötzlichen Schienenbruch wollte nun selbst an der Unfallstelle nach dem Rechten sehen.

Als Harald ihn bat, uns die Draisine zu borgen, lehnte er empört ab. Er kannte uns nicht, hielt uns wohl für Touristen.

Harst sagte nichts weiter, gab vier armen indischen Kulis, die mit im Zuge gesessen hatten, ein reichliches Trinkgeld, und diese vier trugen nun die Draisine im Trab um den entgleisten Zug herum und nahmen auch unsere beiden Koffer mit.

Bevor der dicke Chotta diese Frechheit noch gewahr wurde, sausten wir beide davon – und wir sausten nicht schlecht! Indische Motordraisinen sind keine Schnecken! –

Vor uns lag die Thar.

Die liebe alte Thar-Wüste, die Rettungsstation aller dunklen Ehrenmänner der Randgebiete. Was Grund hatte, die Polizei zu meiden, verkroch sich in der Thar und war dort sicher vor Nachstellungen.

Wir beide auch.

Denn als wir einen Felsrücken zwischen uns und der Unfallstelle hatten, hielt Harald unsere Benzinkutsche an und machte sich eines Telegraphenfrevels schuldig, indem er an der Stange emporkletterte und den Bronzedraht vom Isolator losriß.

Dies war ganz unbedenklich, konnte keinen Schaden anrichten. Es war jetzt zehn Uhr vormittags, und ein Zug von Norden traf erst vier Stunden später in Bikanir ein. Bis dahin hatte man den Draht längst geflickt.

Die Hauptsache: Chotta Gorub, hochwürdiger Bahnmeister von Bikanir, konnte uns – bildlich gesprochen – keinen Knüppel zwischen die Beine schmeißen, und ungehindert durchfuhren wir die nächsten armseligen Stationen. –

Interessant war das, so auf einer Draisine als Spitzbuben derselben Draisine die reine Wüstenluft mit Benzingestank zu verpesten, denn am Auspuff war irgend was nicht in Ordnung, und auch sonst knatterte und knallte der Motor, wie im schönen Berlin so und so viele Motorräder dasselbe zur hellen Freude aller nervösen Passanten tun. –

Wenn der liebe Leser nun etwa gehofft hat, daß eine Schar dunkler Ehrenmänner uns überfallen würde, so muß ich ihn leider enttäuschen. Es passierte nichts, absolut gar nichts.

Wir kamen tadellos bis Moigarh, und hier, wo die Kultur wieder anfing, hatte unsere Fahrt ein Ende. Wir verließen die Draisine vor der Stadt und fuhren per Kamelkarren ins Städtchen und per Auto nach Bahawalpur, erwischten noch den Zug nach Lahore und trafen dort abends zehn Uhr ein. Von Bahawalpur aus hatte Harald Freund Goddlear depeschiert, daß wir im Anmarsch seien.

Und natürlich stand Godwin Goddlear auf dem Bahnsteig in all seiner Dürre und Länge.

„’n Abend, Boys,“ begrüßte er uns in seinem Lexikon-Deutsch. „Gut, daß Ihr da seid! Verdammt lange haben wir uns nicht gesehen!“ –

Wer Indien für ein Land ohne Kultur hält, ist auf dem Holzwege. Indien ist größtenteils so europäisiert, daß jeder Tourist jede Bequemlichkeit haben kann.

Und die Herren Beamten in Indien haben diese Bequemlichkeiten natürlich auch, zum Beispiel Godwin Goddlear ein Dienstauto.

Wir gondelten ins Europäerviertel.

Bungalow nennt man hier die reizenden weißen Villen. Und Goddlears Bungalow war ein Schmuckkästchen.

Die Veranda mit Gazegittern gegen das nächtliche stehende Viehzeug. Und auf der Veranda der Abendbrottisch. Und Godwins chinesischer Koch ganz in Weiß, persönlich die Brathühnchen darreichend. –

Und so mitten im Gaumengenuß sagte Godwin:

„Übrigens ist dies Ismail Darbas letzte Nacht. Ich habe Euch beiden absichtlich Falsches depeschiert, denn es soll nicht bekannt werden, daß der Alte schon morgen früh fünf Uhr baumeln wird.“

Harald hatte bisher genau wie Goddlear jede Andeutung auf die „unglaubliche Geschichte“ und den Hauptmacher vermieden.

„Was hat Ismail denn begangen?“ fragte Harald.

„Ach, nur einem Menschen die Kehle durchschnitten.“

„Und weshalb? Raub?“

„Weiß keiner. Ismail leugnet natürlich. Doch da der Ermordete ein Europäer ist, da außerdem –“

Harald legte Messer und Gabel weg, rief:

„Also das ist’s! Nun besinne ich mich! Die Sache liegt zwei Monate zurück. Der Ermordete hieß Matasour und war Händler!“

„Stimmt – Charles Matasour.“

„Dann, mein lieber Goddlear, möchte ich diese letzte Nacht mit Ismail zusammen verleben. Sie können das getrost gestatten!“

„Hm – warum nicht?! Aber erst essen wir noch das Menü zu Ende!“

„Danke!“ Und Harald erhob sich. „Ich will Ihnen nämlich gleich sagen, alter Godwin, daß der Ismail unschuldig sein kann, soweit ich die Einzelheiten aus den Zeitungen kenne.“

„Irrtum! Er ist der Mörder. Und morgen früh fünf Uhr wird er fraglos gestehen. Unter dem Galgen gesteht jeder Inder!“

Harald lächelte trübe.

„Godwin, Ihr Amt hat Sie etwas kaltherzig werden lassen. – Vorwärts, zum Polizeigefängnis!“

Das Auto brachte uns hin. Und wie schön es dort zwischen den tropischen Bäumen des alten Parkes liegt, dieses moderne Gefängnis! Ein Quadrat heller Mauerflächen, in der Mitte ein durch Zwischenmauern ebenfalls gevierteilter Hof. Und im Nordflügel die Zellen für die „ganz Schweren“, und im Erdgeschoß dort die Zelle für die Delinquenten …

Inspektor Goddlear hatte uns unterwegs den Fall Ismail Darba sehr kurz und übersichtlich geschildert. Nun kannte auch ich diese Mordtat, die an sich durchaus nichts Besonderes bot.

Als der Aufseher uns nun die Zellentür aufschloß, fragte Harald leise Mr. Godwin Goddlear, fraglos den tüchtigsten Detektiv im nördlichen Indien:

„Weshalb bezeichneten Sie eigentlich in Ihrer Depesche den Fall Ismail als ganz unglaubliche Geschichte, lieber Freund?“

In Haralds Ton war dabei so ein ganz wenig spöttisches Erstaunen.

„Nun, weil doch der Händler Charles Matasour der achte Mann ist, dem man hier im Bezirk innerhalb eines Jahres das Lebenslicht ausgeblasen hat, und weil –“

Da ging die Tür schon auf, und der Gefängniswärter sagte: „Bitte, Sahib!“

So schwieg Goddlear denn, und wir traten ein.

 

2. Kapitel.

Die Bäume.

Von einer Holzpritsche schälte sich aus einer Decke ein alter weißbärtiger Inder heraus.

Ein Mann mit einem stillen, durchgeistigten Patriarchengesicht.

Stand aufrecht da und schaute uns mit Augen an, in denen ein Ausdruck unendlichen Weltentrücktseins lag.

So etwa, als ob er durch uns hindurch sehe und als ob wir nur Schemen seien.

„Ismail,“ sagte der Inspektor milde, „diese Herren möchten Dich sprechen!“

Des Greises Augensterne bedeckten sich langsam mit den Lidern.

So verharrte er minutenlang.

Der Inspektor flüsterte uns zu: „Kenne das schon an ihm! Theater! Nichts weiter! Ein ganz geriebener alter Bursche!“

„So – –?!“ meinte Harald sehr gedehnt.

Da hob auch schon Ismail die Lider.

Und eine seltsam klare, tiefe, kräftige Stimme erklärte: „Die beiden Herren sind mir willkommen.“

Das war ein recht auffallender Ausspruch.

Das war, als ob hier nicht ein Delinquent, der nur noch etwa sechs Stunden zu leben hatte, uns begrüßte, sondern ein Mann, der sich weit – weit erhaben über uns Europäer dünkte.

Und doch: so, wie Ismail dies gesagt hatte, in diesem freundlichen, bescheidenen und doch auch stolzen Tone, lag etwas wie das Bewußtsein eigenen wohlbegründeten Wertes.

Harald wandte sich an Goddlear.

„Wir werden den Wärter durch die Glocke herbeirufen, wenn wir wieder hinauswollen. Sagen Sie ihm doch Bescheid.“

Der Inspektor zögerte. Er hatte wohl gemerkt, daß Harst auf seine Anwesenheit gern verzichtete.

Da fügte Harald ganz leise hinzu: „Bleiben Sie hier im Hause vorn in Ihrem Dienstzimmer, lieber Godwin. Die Hinrichtung wird nicht stattfinden!“

Goddlear markierte ein Achselzucken.

Drehte sich um und verschwand.

Schlüssel klirrten draußen.

Wir waren mit Ismail allein.

Oben an der Decke brannte die elektrische Lampe. Über dem vergitterten Fenster surrte der Ventilator. Die Zelle war sehr geräumig und ursprünglich wohl Bureau gewesen.

Wir setzten uns auf die Holzschemel dicht an die Pritsche. Ismail saß auf dem Pritschenrand. Seine dunklen großen Augen zeigten jetzt für uns ein harmloses Interesse. Besonders Haralds Gesicht schien ihm sehr zu gefallen, und plötzlich sagte er ganz unvermittelt:

„Sahib, Du hast ein gutes Gesicht!“

Man stelle sich vor: sechs Stunden nur noch vom Tode entfernt, und Ismail studierte Gesichtszüge!!

Harst entgegnete freundlich: „Ich möchte mit Dir über Deinen Prozeß sprechen, würdiger Ismail.“

„Du bist von einer Zeitung geschickt, bist Berichterstatter, Sahib?“

„Nein. Mein Name ist Harald Harst, und das hier ist mein Freund Max Schraut!“

„Ah – der Detektiv Harst! – Sahib, ich habe Deinen Namen oft in den Zeitungen gefunden, sehr oft. Wir kennen Dich.“

„Wir?!“

Er wurde etwas verlegen. „Oh, ich habe ja Bekannte.“

Harald nickte. „Ja, die hat wohl jeder. – Wir wollen also Deinen Fall einmal durchsprechen, Ismail. – Du wohnst hier in Lahore und bist Gärtner. Vor etwa zwei Monaten fand man auf dem Wege nach dem Dorfe Makilanga im Nordwesten von Lahore den Händler Matasour mit durchschnittener Kehle in einer großen Blutlache tot auf. Neben ihm lag sein Fahrrad. Er war offenbar gegen vier Uhr morgens getötet und beraubt worden. Einwandfreie Zeugen hatten Dich nun mit Deinem Gärtnerkarren um dieselbe Zeit auf dieser Straße gesehen. Man durchsuchte Dich und Deinen Karren, fand Deine Kleider blutbefleckt und im Karren das Geraubte. Trotzdem leugnetest Du und behauptetest, Du hättest Dich mit Blut beschmutzt, als Du Matasour auf der Straße liegen sahst und ihm helfen wolltest. Du ließest ihn jedoch liegen, weil er längst tot war. Matasours Wertsachen, meintest Du, müßten andere in Deinen Karren getan haben. – Du bist nun zum Tode verurteilt worden. Ich möchte Dich retten, denn ich glaube an Deine Schuldlosigkeit.“

Ismail lächelte erhaben. „Ich bin auch unschuldig, Sahib Harst. Aber Du wirst mir kaum helfen können. Bestimmt nicht. Im übrigen liegt mir auch nicht allzu viel am Leben, Sahib. Ich bin jetzt achtzig Jahre alt, und der Tod hat keine Schrecken für mich.“ Seine Augen erstrahlten plötzlich in überirdischem Lichte.

„Sahib, ich weiß, daß ich jetzt das Rechte gefunden habe und daß ich einst auferstehen werde! Was kann mir der Tod anhaben?!“

Mit erhobener Stimme hatte er das in feierlichster Überzeugung ausgesprochen.

Und so, wie er nun auf der Pritsche saß und seine Augen über uns hinweg ins Leere schauten, glich er völlig einem jener von Gottes Wort erfüllten Propheten des Alten Bundes, wie die berühmten holländischen Maler sie darzustellen pflegten. –

Harald stieß mich heimlich an und raunte mir zu: „Denk’ an den Zettel im Apfel!“

Oh – ich dachte schon daran!

Ich besann mich, daß auf dem Zettel von dem Makilanga-Berge die Rede gewesen. Und Ismail war auf der Straße nach dem Dorfe Makilanga auf den Ermordeten gestoßen!

Makilanga also – zweimal Makilanga!

Das fiel mir auf. Und doch – wie anders hatte Harald damals schon dies und noch mehr in den Bereich seiner Kombinationen gezogen! Wie armselig träge hatte wieder mein Hirn gearbeitet! Nachher wurde mir das klar – nachher! –

Und Ismails Augen wanderten wieder zu Haralds Gesicht.

Harald sagte, während der Ventilator sausend die Begleitmusik spielte:

„Du hast nun zugegeben, Ismail, daß Du Feinde hast, erbitterte Feinde, die gemein genug von Gesinnung seien, die Schuld auf einen anderen aus Niedertracht abzuschieben. Und doch hast Du Dich[1] geweigert, diese Feinde zu nennen. Weshalb?“

Ismail senkte den Kopf und schwieg.

Da erklärte Harst leise: „Ich weiß, weshalb Du die nicht nanntest, die wahrscheinlich daß, was sie Matasour raubten, in Deinen Karren gelegt haben. – Ich komme wieder, Ismail. Du wirst nicht hingerichtet werden.“

Er erhob sich. Ich auch.

Ismail blieb stumm mit gesenktem Kopfe sitzen.

Harst läutete, und der Wärter ließ uns hinaus.

Wir gingen in den Vorderflügel des großen Gebäudes und trafen Godwin Goddlear auf dem Rohrsofa in seinem Dienstzimmer schlafend an.

„Ha – schon wieder da?“ meinte er erstaunt.

„Ja. Zeigen Sie uns mal die Photographien des Tatortes, des Toten und der Wunde am Halse, lieber Godwin. Und dann bestellen Sie Ihr Auto hierher. Wie lange fahren wir bis zum Tatort?“

„Anderthalb Stunden.“

„Gut. Dann also etwas lebhaft, Godwin. Es geht hier um ein Menschenleben!“

Wir bekamen die Photographien.

Harst hatte jedoch nicht allzu viel Interesse dafür. Er schaute nur flüchtig hin und sagte: „Es stimmt schon!“

Goddlear telephonierte gerade.

„Was stimmt, Harst?“

„Was ich schon vermutete, als ich die Sache in den Zeitungen las.“

Der Inspektor hatte das Auto bestellt und setzte sich zu uns an den Tisch.

„So, bis der Kraftwagen eintrifft,“ meinte Harald, „könnten Sie uns nun Ihre „unglaubliche Geschichte“ mitteilen, lieber Godwin!“

„Hm – ich erwähnte ja schon: im letzten Jahre sind hier im Bezirk acht Männer spurlos verschwunden –“

„Pardon – Sie sagten vorhin: acht Männern sei das Lebenslicht ausgeblasen worden!“

„Na ja – wahrscheinlich doch! Jedenfalls: acht Inder sind verschwunden, alles alte Leute!“

„Alte Leute? Sehr alte?“

„Ja – aus den verschiedensten Ständen.“

„Auch das stimmt,“ murmelte Harald.

Und Goddlear fuhr eifriger fort: „Und nun das – das Unglaubliche, Harst. Ich habe mindestens fünfzehn, nein siebzehn anonyme Zuschriften Ismails wegen erhalten, dazu noch Geld. Und in all den Briefen wurde ich geradezu angefleht, Ismails Schuldlosigkeit zu beweisen. Mir wurden 3000 Pfund Sterling versprochen, wenn es mir gelänge, Ismail zu retten. Man legte jedem der Briefe Geld bei. Und außerdem tauchte hier vor einem Monat ein Detektiv auf, der gleichfalls anonym aus Bombay hergeschickt worden war. Sie kennen ihn: Jack Patarlagon[2]!“

„Ah – der kleine Jack! – Nun – und?!“

„Er richtete nichts aus und zog wieder ab. – Hallo – da ist das Auto schon!“ –

Goddlears brauner Chauffeur fuhr wie der Teufel.

Felder, Wildnis, Dschungel, Moorland, Dörfer, Gehöfte flogen an uns vorüber.

Dann stieg die tadellose Chaussee, ein Beweis der englischen Wegebaukunst, steil an. Und mitten auf dieser langen Anhöhe hielt das Auto.

Wir stiegen aus.

„Hier war’s,“ sagte Goddlear und deutete auf eine Stelle vor dem Auto. „Hier lag der tote Matasour, dort sein Rad.“

Harald schritt sofort zum rechten Straßenrande, wo genau wie auf der anderen Seite Bäume standen.

„Ha – was wollen Sie denn dort, Harst?“ rief der lange Godwin. „Dort gibt’s erst recht nichts zu sehen!“

Harald musterte die Bäume. Winkte.

„Es gibt hier schon was zu sehen!“

Und – – zeigte uns an drei Bäumen dünne Einschnitte, schmale Druckstellen, die rund um den Stamm liefen. Bei dem einen Baume waren diese Rillen besonders tief.

„Was soll das?“ fragte der Inspektor.

„Oh – gehen Sie nur auf die andere Straßenseite, Freund Godwin. Da gibt’s genau dasselbe!“

Goddlear lachte ärgerlich.

„Na – und wenn schon?! – Was hat das mit dem Morde zu tun?“

„Gehen Sie – – sehen Sie!!“ Und er nahm gemütlich eine Zigarette, zündete sie an und setzte sich ins Auto, während der Inspektor und ich die Bäume drüben nun betrachteten. Und auch hier etwa anderthalb Meter über dem Boden an drei Bäumen die gleichen Rillen. Auch hier die eine Rille besonders tief.

„Verstehen Sie das, alter Schraut?!“ meinte Goddlear achselzuckend.

„Nein!“

Und wir kehrten nun ebenfalls zum Auto zurück.

„Nach Lahore – zum Gouverneur!“ befahl Harald dem Fahrer.

Zurück ging’s im selben Tempo.

Und – – Harald schwieg. Harald reagierte auf keine Frage des Inspektors, bis dieser wütend knurrte: „Wir sind geschiedene Leute, Harst, wenn Sie jetzt nicht sagen, was Sie denken!“

„Ich denke, bei Seiner Exzellenz dem Gouverneur erfahren Sie alles Nötige. Exzellenz ist hier Herr über Leben und Tod. Er wird Ismail zum Schein begnadigen, damit die wahren Mörder nicht gewarnt werden.“

 

3. Kapitel.

Im Hofe des Indra-Tempels.

Es war doch vier Uhr morgens geworden, als wir endlich von dem Adjutanten des Gouverneurs in das Arbeitszimmer geführt wurden.

Exzellenz waren äußerst zugeknöpft – äußerst!

Harst begann sofort:

„Ismail Darba ist unschuldig. Der Händler Matasour ist gegen einen dünnen, straff gespannten Draht gerannt, als er den Berg hinabradelte. Da der Draht sehr dünn und doch sehr stark war und quer über die Straße lief, hat Matasour sich an dem Drahte die Kehle bis zu den Halswirbeln durchgeschnitten.“

Exzellenz lächelte sehr von oben herab.

„Ihr Ruf ist international, Mr. Harst. Trotzdem: dies sind lediglich sogenannte Kombinationen!“

Da mischte sich Goddlear ein: „Verzeihung, Exzellenz, an den Bäumen sind noch die Eindrücke der Drähte zu sehen.“

„Es waren drei Drähte in verschiedener Höhe gespannt,“ erklärte Harald weiter. „Also ein sehr schlaues Attentat. Matasour ist sehr rasch den Berg hinabgeradelt, und da haben die Drähte, oder besser der eine Draht hat wie ein Messer gewirkt!“ –

Exzellenz hatte uns nicht mal zum Platznehmen aufgefordert.

Jetzt wurde er liebenswürdiger.

„Bitte!“ – und er deutete auf ein paar Sessel.

„Danke, Exzellenz,“ meinte Harald. „Mein internationaler Ruf hat mir bisher nie Unhöflichkeiten eingetragen –“

Der Gouverneur reichte ihm da, ohne angetan zu sein, die Hand.

„Mr. Harst, ich hatte mich mit Ihnen schon gestern abend beschäftigen müssen. Aus Bikanir kam Anweisung, Sie wegen Diebstahls einer Draisine und wegen Telegraphenzerstörung zu verhaften. Daher meine Zurückhaltung.“

Jetzt setzten wir uns.

Harald berichtete, was wir erlebt: von Goddlears Depesche, von dem hohlen Apfel, dem Eisenbahnunglück – und so weiter.

„Nicht wahr, Exzellenz, es ist doch fraglos richtiger von mir gewesen, die Draisine zu – leihen, als daß man Ismail hier schuldlos aufgeknüpft hätte.“

„Allerdings!“

„Und so möchte ich denn bitten, daß Ismails Hinrichtung zunächst verschoben wird. Damit die wahren Mörder jedoch nicht gewarnt werden, mag Exzellenz Ismail zum Schein zu lebenslänglichem Kerker begnadigen. – Ich bemerke jetzt schon, daß es sich hier um ein Verbrechen handelt, das recht ungewöhnlich hinsichtlich der Motive ist.“

Kleine Pause.

„Exzellenz, das Eisenbahnunglück hinter Bikanir war ebenfalls ein Attentat – gegen Schraut und mich. Ich habe mir die Schienen dort angesehen. Ich fand im Sande Spuren von zwei Männern, die die Schrauben gelockert haben.“

Ah – das war auch mir neu! Ich hatte allerdings unser Gepäck bewacht.

„Die Spuren zeigten mir, daß der eine Mann auf dem linken Beine lahmte. Dieses Bein dürfte kürzer als das andere sein!“

Der Gouverneur war sehr ernst jetzt.

„Weiter!“ drängte er gespannt.

„Goddlear hat mir einen der anonymen Briefe gezeigt, die er Ismails wegen erhielt. Die Handschrift dieser Briefe war stets dieselbe und war verstellt. Und diese selbe Schrift zeigt der Zettel auf dem Apfel. – Bitte!“

Und er hielt Exzellenz den Zettel und einen Brief hin.

„Allerdings – dieselbe Schrift!“ nickte der Gouverneur. Er schaute Harald an. „Was vermuten Sie, Mr. Harst?“

„Meine Vermutungen entbehren noch der Beweise. In ein paar Tagen hoffe ich die Beweise herbeizuschaffen, daß Leute, die fast ebenso mächtig wie Exzellenz sind, Ismail an den Galgen bringen wollten.“

Er stand auf.

„Wenn Exzellenz also Befehl geben wollten, daß die Begnadigung sofort veröffentlicht wird – sofort! Ich lege Wert darauf, daß dies auch durch Zettelanschlag geschieht. In zwei Stunden dürften die Plakate gedruckt sein. Ich möchte sehen, welchen Eindruck diese auf die Mörder machen.“

Der Gouverneur verneigte sich vor Harald, vor der überragenden Intelligenz.

„Alles wird geschehen, wie Sie es wünschen, Mister Harst!“

Dann gingen wir, bestiegen Goddlears Auto und fuhren zu seinem Bungalow.

Heller Tag war’s bereits.

Diese wundervolle alte indische Stadt, erbaut auf den Trümmern der Residenz der alten Mogulkaiser, überragt weit die fruchtbare, von Kanälen durchzogene Ebene.

Alte Prachtbauten schauen aus grünem Laube hervor.

Und an dem Schalimar, dem Haus der Freude, vorüber rollt das Auto.

Schalimar – die berühmtesten Gartenanlagen der Welt, drei Riesenterrassen mit 450 Springbrunnen.

Ein Wunder in Grün und rotem Sandstein!

Indien ist’s. Nur Indien schenkt so eigenartige Schönheit dem an Nüchternheiten gewohnten Auge des Europäers. Nur hier gibt es Poesie in Stein, in Marmor, Granit, Elfenbein.

Ich schaute – freute mich.

Und – hinab tauchte das Auto – greller Gegensatz! – in die winkligen Gäßchen des Eingeborenenviertels.

Armut ringsum, Daseinskampf.

Und plötzlich wieder ein weiter freier Platz.

Die große Moschee. Vier Minaretts aus rotem Sandstein mit vergoldeten Dächern und Spitzen werden von den ersten Sonnenstrahlen getroffen.

Feierlich fühlt man die Größe dessen, was einst hier war – war: die Zeit der Mogulkaiser! –

Vorüber – wieder in engen Straßen, wieder Armut, Arbeit und braune Gestalten, braune Kinder in paradiesischer Nacktheit.

Dann die Europäerstadt – modern, ein luftiger, freundlicher Villenvorort. –

Wir sitzen dann bei Freund Godwin auf der Veranda. Und lachen über die zwei Dutzend halb zahmer Affen, die auf der Verandabrüstung sitzen und um Weißbrot betteln.

Vier Diener sind geschäftig um uns herum. Über uns dreht sich der stets feucht gehaltene Leinenpropeller. Das Thermometer zeigt schon jetzt 28 Grad.

Indien!! –

Goddlears Augen betteln genau wie die Hände der Affen – betteln Harst um nähere Angaben an.

Harald bleibt Harald: er deckt nie seine Karten vorher auf.

Und der gute Godwin trinkt aus Verzweiflung den vierten Kognak von Eis, raucht eine dicke Brasil und wirft den Affen Brotstückchen zu.

„Sie können uns mal Ihren Ponywagen borgen,“ bittet Harald dann.

Und gegen sechs Uhr fahren wir beide mit dem eleganten Zweiräder, vorn die flinken Kaschmir-Ponys, in die Ebene hinab, zwischen den Feldern entlang, wo europäisches Getreide jährlich zwei Ernten erlebt.

An Wassergräben und großen Schöpfrädern geht’s vorüber. Die Räder werden von Ochsen betrieben, die mit verbundenen Augen im Kreise wandern, wie daheim die Pferde an der Stange des Dreschwerks.

Den Bergen von Hadrimar geht’s zu. Und hinter uns im Wägelchen liegen unsere schäbigen indischen Tragsäcke. –

Ein einsames Gehöft am Bergesfuß bewahrt Wagen und Ponys auf. Der Besitzer fragt nach nichts, denn das reiche Trinkgeld ist mehr als er in Monaten verdient.

Die beiden weißen Sahibs pilgern mit ihren Rucksäcken den Berg hinan – bis zum ersten Dickicht.

Hier macht Harald halt hinter grünem Vorhang von Schlinggewächsen.

„Bitte!“ sagt er und zeigt unten auf das Gehöft des Inders.

Da sehe ich denn, daß ein Radler sich dem Häuschen nähert, absteigt, sein Rad vorwärts schiebt – und hinkt!

„Er war schon von Goddlears Bungalow an hinter uns her, mein Alter!“

„Spion?“

„Ja – und – – er hinkt, – – links hinkt er. Vielleicht derselbe, der an der Stelle der Zugentgleisung die Visitenkarte, seine Fährte, zurückließ. – Komm’, wir finden ihn schon. Aber uns soll er nicht finden!“ –

Wir vermeiden weichen Boden, lassen keine Spuren zurück.

Klettern im Bogen wieder abwärts. Ein Gebüsch wird zur Künstlerkammer. Aus den Sahibs werden zwei Rasumi, zwei fromme Inder, die für ihr Leben freiwillig ewiges Schweigen gelobt haben und an der Stirn unter dem gelben Turban die drei gelben Kreise tragen: die Zeichen Brahmas, Wischnus und Schiwas, der drei obersten Götter!

So steigen wir in die Ebene hinab und wandern gen Lahore.

Wer uns so wiedererkannt hätte, dem würde ich was Großartiges gespendet haben: den Ring der Rani, den sie mir schenkte – für das Problem „Tennisschläger“. Der Leser kennt es ja.

Und durch die wahnwitzige Glut des Tages gelangen wir ins düstere Eingeborenenviertel. –

Wir sind in Lahore nicht fremd.

O nein! Wir haben hier vor Jahren das unterirdische Lahore besucht, entdeckt.

Ganz zufällig.

Sind in verschütteten Palästen dahingewandelt, auf denen nun die andere Stadt sich erhebt.

Wir haben dort in den Tiefen Wunderbares geschaut und – geschwiegen. Sollten wir den Touristenschwarm auch dorthin in die feierliche Dunkelheit lenken, damit Signora Raffke aus Italien und Mr. Neureich aus dem Dollarlande dort die Gewölbe mit ihrem eklen Geschwätz füllen?! –

Würdevollen Schrittes, wie es zwei alten indischen „Schweigenden“ geziemt, schritten wir bis zur großen Moschee, wandten uns dann links zu dem Hindutempel des Indra, der vielleicht der älteste der Stadt ist.

Und betraten die Vorhalle, in der schon, in frommer Verzückung der Erde entrückt, Haufen von Pilgern hockten und stier das große Indrastandbild anstarrten.

Die wenig angenehmen Düfte indischer Tempel wehten uns entgegen: Ambradüfte, Sandelholzqualm und – Schweißgeruch all der Hunderte, die innen in der Halle dem für europäische Begriffe ebenso phantastischen wie sinnlosen Gottesdienst beiwohnten.

Aber nicht um Völkerstudien zu treiben, waren wir hierher gekommen. Nein – anderes lockte uns!

Wir schlichen durch eine Seitenpforte in den inneren Tempelhof, wo in den Nebengebäuden die Priester hausen, die Brahmanen, wo in den Zweigen der Bäume Scharen heiliger Affen kauern und die Einfassungen der Springbrunnen belagern.

Leer war der Hof von Menschen – völlig leer.

Wir standen und schauten. Bis Harald gefunden, was er zu suchen schien: einen schmalen tunnelartigen Gang, der in einen zweiten Hof führte.

„Komm’,“ sagte er leise. „Wenn meine Kombinationen richtig sind, muß sich hier sofort etwas ereignen. Denn dort im zweiten Hofe, besinne Dich, wohnt der Oberpriester des Indra-Tempels!“

Und lautlos huschen wir nun in den dunklen Tunnel.

Und machen gleichzeitig halt – in der Mitte.

Machen halt, weil uns Raubtierdunst entgegenschlägt.

Noch drei Schritt, und linker Hand in der Mauer eine große Nische, die von oben durch matte Glasplatten Licht empfängt.

Vor der Nische armdicke Eisenstangen, ein Gitter.

Dahinter im sauberen Käfig, auf einer künstlichen Felsgruppe liegend, ein prachtvoller Tiger.

Blinzelnd starrt die Bestie zu uns hin.

Schnurrt leise, behaglich nach Katzenart.

Durch den Käfig, der mit gelbem Sande bestreut ist, fließt ein Rinnsal, ein Bächlein, und verschwindet in einem Loche.

„Den Tiger gab’s vor vier Jahren noch nicht,“ meint Harald leise. „Den hat Seine Erhabenheit Oberbrahmane Manga Dari sich neuerdings angeschafft.“

Er zieht mich weiter. Vor uns das helle gewölbte Ausgangsloch des Durchgangs, dahinter eine grüne Wand, der Garten des zweiten Hofes.

Und hier sitzt auf einer Steinbank Manga Dari, der Oberbrahmane im weißen leichten Mantel aus feinstem Wollenstoff, auf dem Haupte den weißen Turban mit dem roten Mittelstück, um den Hals die weiße Brahmanenschnur.

Sitzt mit dem Rücken nach uns hin vor dem rauschenden, plätschernden Springbrunnen in Gestalt eines Elefanten, der aus dem hochgereckten Rüssel zwei Wasserstrahlen emporbläst.

Ein Kunstwerk ersten Ranges ist dieser marmorne Elefant, dessen von Wasser überrieselte Teile grünlich schillern, während die Stoßzähne, lauteres Gold, verführerisch locken. –

Manga Dari hat seit vielen, vielen Jahren nicht nur die Aufsicht über die Priester des Indra-Tempels, sondern auch das Amt eines „Bewahrers der reinen Lehre Brahmas“, wie sein Titel in deutscher Übersetzung lautet. Er ist das geistige Oberhaupt der Hindus Nordwestindiens. Wenn der Vizekönig von Indien einmal Lahore besucht, hat seine Erhabenheit Manga Dari den Vorrang sogar vor Seiner Exzellenz dem Gouverneur.

Wie alt er ist, weiß niemand. Er selbst mag es nicht wissen. Man sagt ihm ein Alter von hundert Jahren nach. Achtzig werden es in Wahrheit sein.

Wir kauern im Gebüsch hinter ihm. Wir sehen sein scharfes Profil, den schneeweißen Bart, die hageren, faltigen Wangen, das dunkle große Auge. Würdevoll das Äußere. Im Gesicht ein Ausdruck überlegener Verschlossenheit.

An wen erinnert doch dieses Gesicht – an wen nur?!

Und da – ereignet sich das, was ich nicht voraussehen konnte und was Harald doch erwartet hatte.

 

4. Kapitel.

Das Kind im Käfig.

Aus dem Tunnel kommt ein Brahmane gelaufen, ein noch junger Mensch.

Hält einen großen Zettel in der Hand.

Bleibt vor Seiner Erhabenheit stehen.

Der Springbrunnen plätschert. Was der Priester da seinem Oberen hastig erklärt, verstehen wir nicht. Die Lippen des Mannes bewegen sich.

Dann treibt ein über die Tempeldächer streichender Windstoß die Wasserstrahlen zur Seite. Und in dieser sekundenlangen Stille vernehmen wir ein deutliches Wort:

Harst …!

Der junge Priester hat’s gerufen, und seine Gesichtszüge verzerren sich.

Manga Dari nimmt ihm den Zettel ab.

Haralds Stimme an meinem Ohr:

„Es ist die Ankündigung der Begnadigung Ismails.“

Noch immer bin ich nicht ganz im Bilde. Mein Hirn findet nicht den Weg zum Kern der dunklen Geschehnisse – des Mordes auf der Straße nach dem Dorfe Makilanga. –

Seine Erhabenheit flüstert mit dem jungen Brahmanen, erhebt sich und geht in eins der steinernen Gebäude, die den Hof einschließen.

Der junge Priester verschwindet im Tunnel. –

Harald raunt mir zu: „Der Stoßzahn – – der Stoßzahn!! Er ist zu blank, mein Alter! Er ist wie ein Auge, daß man im Hinterkopf hat.“

„Was soll das?“ – Ich merke die leise Unruhe in Harsts Stimme.

Eine Unruhe, die ansteckend wirkt, die tausend Gefahren ahnen läßt.

Und er schweigt, schaut nur auf den blanken goldenen Stoßzahn. –

Der Hof liegt still im Sonnenglast da. Affen schnattern, der Springbrunnen plätschert.

„Gehen wir,“ meint Harald zögernd.

Und schiebt sich durch die Büsche, bleibt neben einer der kleinen indischen Tannen knien, deren knallgelbe Harzausscheidungen diesem Baume den Namen Schwefeltanne eingetragen haben. Und er bricht ein paar Stücke des gelben Harzes ab und schiebt es in die Tasche.

„Wozu?“ frage ich.

„Vielleicht –!“ flüstert er. Nur das eine Vielleicht!

Der Tunnel nimmt uns auf.

Und über diesem Tunnel wölben sich die phantastischen Stockwerke der Rückseite des Indra-Tempels empor, in denen Seine Erhabenheit die hohen Würdenträger zu empfangen pflegt.

Auf leisen Sohlen huschen wir durch den schmalen Gang, nähern uns der helleren Stelle, wo der Käfig des Tigers eingebaut ist.

Und stutzen hier.

Denn – die breite Schiebetür in der Mitte des Gitters ist offen – ist hochgezogen.

Und in der Tür steht halb zusammengeduckt der Tiger. Blinzelt uns an aus kleinen Pupillen mit gelbem Strich. Duckt sich noch tiefer. Die Muskeln der Lenden spannen sich.

Wir stehen regungslos.

Ich fühle es: die geringste Bewegung, und der Tiger schnellt vorwärts!

Über meinen Rücken streicht eine eisige Hand hin. Die Nerven zucken.

Und da – als so unsere ganzen Sinne nur auf die Bestie dort gerichtet sind, da offenbart sich die raffinierte List …

Der Tiger hebt den Kopf. Seine Muskeln werden schlaff. Seine Augen gleiten an uns vorüber, suchen irgend etwas hinter uns.

Und – hinter uns haben sie sich geschlichen, das halbe Dutzend Kerle, die wir gar nicht zu Gesicht bekamen, die plötzlich zupacken.

Drei fallen über jeden von uns her, drei mit Bärenkräften, klug ausgewählt, da man Harsts Stärke fürchtet.

Und ehe ich recht weiß, was geschieht, fliege ich schon wie ein Ball durch die offene Gittertür in den Käfig, dicht an der Bestie vorüber.

Und Harald folgt. Wir kollern übereinander, hinein in das Bächlein.

Rasselnd fällt eine Rollwand von oben über das Gitter.

Und oben die matten Scheiben verdunkeln sich jäh.

Im Moment um uns her Finsternis.

Dunkel, in dem nur die Raubtieraugen leuchten.

Immer an derselben Stelle – dicht vor uns – unbeweglich.

Und doch sich verändernd im gelbgrünen Flimmern. Bald größer, bald kleiner.

„Schießen!“ raune ich Harst zu.

Und greife in das Indergewand, wo die treue Clement steckt.

„Laß das! Es wäre zwecklos!“

Und meine Hand hält inne.

Ein Zündholz flackert neben mir auf.

Nun sehe ich den Tiger.

Sehe noch mehr: aus dunklem Schlund schleicht’s aus der Wand herbei – zwei, vier andere Bestien – irgendwoher aus einem Nebenkäfig.

Da zischt in Haralds Fingern das Schwefelharz an der Flamme des Hölzchens.

Fängt Feuer. Loht auf in seltsam grünem Lichte.

Fliegt vor den Tiger hin.

Ein glühender, brennender Tropfen trifft ihn. Die Bestie drängt rückwärts.

Und Harald schiebt sich seitwärts.

Durch ein kleines, quadratisches Gitter im Boden fließt das Bächlein ab. Harst reißt dieses Gitter hoch.

Noch immer brennt das Harzstück.

Brennt grünlich – hüllt alles ringsum in scheußliche Leichenfarbe.

Und unter dem Gitter ein enger Schacht, in dem das Wasser sprudelnd abwärtsgleitet.

„Hinein!“ mahnt Harald.

Meine Dicke füllt den Schacht aus.

Ich finde mit den Füßen Halt. Eisenstangen, die in das Mauerwerk eingelassen sind.

Über mich hinweg geht das Bächlein. Ich schnappe nach Luft, beeile mich, komme tiefer, bis meine Füße im Leeren baumeln.

Und Harsts Stimme da:

„Springe getrost hinab!“

Ich wage es nicht. Klammere mich fest, suche mit der Rechten die Taschenlampe.

Und der Strahl fällt abwärts.

Unter mir ein Tümpel.

Ich öffne die Linke, sause hinab, stehe auf den Füßen, weiche zur Seite.

Und hervor aus der Öffnung der Decke dieses unterirdischen Raumes der spärliche Wasserfall, – dann Harald, landet neben mir.

Meiner Lampe feiner weißer Kegel irrt durch das Gewölbe.

Und Harst sagt: „Ein Bad, das nicht gerade nach Rosen duftet! – Ich habe das Schachtgitter wieder fein säuberlich aufgelegt. Nun mögen die Herrschaften sich die Köpfe zerbrechen, wo wir geblieben sind. Wir sind im –“

„– im alten Lahore, in der unterirdischen Stadt – wie einst!“ –

Harald, sonst fürwahr stets bereit, Kunststudien zu treiben, hatte heute keinen einzigen Blick für diese unterirdische Welt.

Nicht ein Wort verlor er über all das Wunderbare, das sich uns hier darbot.

Ein neuer Teil der Ruinenstadt tat sich uns auf. Harald eilte voraus. Auch seiner Taschenlampe Strahlenbündel sandte flüchtige Lichtstreifen in diese ehrwürdige Finsternis.

Wir suchten einen Ausgang. Wir sahen, daß die Priester des Indra-Tempels hier die Hallen, Gemächer, Säle und Gänge, die zum Teil mit Schuttmassen gefüllt waren, als Vorratskammern zum Teil benutzten. Wir sahen hier Truhen aus Sandelholz, mit Elfenbein und Gold ausgelegt, deren Inhalt Millionenwerte an alten Schmuckstücken darstellte. –

Der englische Forscher Sir Boddingray hat in seinem Buche über Indien die Behauptung aufgestellt, daß in indischen Tempeln Schätze aufgehäuft seien, deren Wert das Nationalvermögen ganz Europas übertreffe. Wer Indien kennt, wird ihm recht geben.

Und hier – hier war in einem Saale, der von all den Erdgeschoßräumen dieses einstigen Palastes am besten erhalten war, eine wahrhaft märchenhafte Schatzkammer angelegt.

Hier sahen wir nun Truhe an Truhe, sahen an Marmorwänden altindische Goldrüstungen glänzen, Schilde, Schwerter dazu, die von Edelsteinen sprühten.

Opferschalen, Krüge, Tempelgeräte: gediegenes Gold!

Und doch – Harald hielt sich selbst hier nicht auf.

Sagte nur in seiner sprunghaften Art, die jeden zwingt, erst seinen Gedankengängen nachzuspüren:

„Der Stoßzahn des Springbrunnen-Elefanten wirkte wie ein Spiegel. Seine Erhabenheit hatte uns im Gebüsch bemerkt, und – ich ahnte irgendeine Teufelei. Ich hätte sie verhindern können. Aber ich wollte Manga Dari zwingen, zu –“

Und hier schwieg er.

Bückte sich plötzlich.

Auf dem hellen Marmorfußboden lag ein winziges Etwas.

Ein – Stückchen Gummi.

Gummi – von einem Gummiabsatz. –

Harst hielt es mir hin.

„Da. – Sollte etwa doch –“

Und verstummte – lauschte.

Zog mich mit kräftigem Ruck hinter eine hohe Truhe.

Unsere Lampen erloschen.

Durch die Stille dieser unterirdischen Welt kam von fern her ein Ton – ein klagender Ton.

Schwoll an zum Gesang.

Zu einem jener schwermütigen, unendlich schwermütigen, scheinbar melodielosen Volkslieder, die man abends an den Flüssen hört, wenn schlanke braune Frauen, die leider so sehr schnell verblühen, Wäsche säubern oder Wasser schöpfen. –

Neben mir flüstert der Freund:

„Das Gummistückchen stammt vom Absatz eines Europäers. Ich glaube fast, daß Seine Erhabenheit bestohlen ist oder bestohlen werden soll!“

„Und der Gesang, Harald?“

„Wir werden den Tönen nachgehen. Es ist ein Kind, das da singt. – Ah – –!!“

Und dieser Laut höchster Überraschung war nur zu berechtigt.

Das schwermütige Lied brach ab.

Und – ein Choral schwang sich in hellem Jubel durch die Finsternis in klaren Schallwellen.

Ein Choral – – hier in dem verschütteten alten Lahore, hier, wo fanatische Brahmanen die reine Lehre der Hindureligion bewachten!! –

Und wieder da raunte Harald:

„Ist Dir an dem Inhalt der Apfel-Botschaft[3] nichts aufgefallen?“

„Nein!“

„Denke an den letzten Satz: „Gott wird’s lohnen!“ – Hätte so ein Hindu oder ein Mohammedaner geschrieben?! Nein – nein! – Ich sehe jetzt einen feinen Faden, der all dies verbindet, einen Faden – des Glaubens! – Komm’, suchen wir das Kind –“

Der Choral ertönte noch immer. Wurde uns zur Richtschnur.

Hinaus aus der Schatzkammer habgieriger, verschwiegener Priester ging’s eine Marmortreppe hinab in die Keller des einstigen Palastes. Nur zuweilen flammte Harsts Lampe auf. Nur zuweilen standen wir und lauschten.

Und – fanden das arme, kleine Wesen.

Fanden eine Inderin von vielleicht zehn Jahren – in einem – eisernen Käfig, der einst wohl Tiere beherbergt hatte.

Als der Lichtkegel der Taschenlampe aus dem Dunkel hervor das bereits halb zur Jungfrau erblühte Kind traf, schrie es entsetzt auf: „Jesus, Gekreuzigter, – hilf – hilf!!“

Und englische Worte waren’s.

Und in englischer Sprache flüsterte der Freund: „Habe keine Angst. Wir sind Europäer und nur verkleidet. – Wie heißt Du?“

„Maria!“

„Und wer hat Dich hier eingesperrt? Wie lange bist Du schon hier? Wer bringt Dir Speise und Trank?“

„Vor langen Wochen entführte man mich meinen Eltern aus Bikanir, der Stadt in der Thar-Wüste. Ich kenne die Räuber nicht, weiß nicht, wo ich mich befinde. Das Essen schiebt man mir im Dunkeln durch das Gitter!“

Meine Augen glitten im Käfig hin und her. Mein Herz schwoll in namenlosem Mitleid.

Und Harald fragte wieder:

„Nicht wahr, Ismail Darba ist Dein Großvater, Maria?“

„Ja, Herr. – Wer bist Du?“

„Einer, der nachts wiederkommen und Dich holen wird, Maria. Sei getrost und schweige!“

 

5. Kapitel.

Der Mann, der nichts weiß.

Eine volle Stunde irrten wir noch umher, bis wir endlich einen Weg ins Freie fanden, der außerhalb des Indra-Tempels in einer Ruine im Marsarbar-Park mündete.

Auch der Marsarbar-Palast ist nur noch ein Trümmerberg, und der Park ist eine romantische Wildnis, in der man alle drei Monate eine Schlangenjagd veranstaltet, die von der Regierung bezahlt wird. Die Marsarbar-Brillenschlangen sind berühmt, berüchtigt. Man rottet sie nie aus, denn die Ruinen bieten tausend Schlupfwinkel.

Und hier in der Nebenruine des ehemaligen Palastes des Khan Marsarbar Morzi trockneten wir unsere stinkenden Gewänder, denen das Spülwasser des Käfigbächleins einen bösen Duft verliehen.

Brachten auch unsere Maskerade in Ordnung und wanderten dann einzeln zur Stadt hinaus. Trafen einen Kamelkarren, dessen Besitzer uns erlaubte, eine Strecke Wegs zu fahren. –

So fanden wir uns gegen elf Uhr vormittags wieder in dem Gebüsch unweit des Gehöftes ein, wo unser Ponywagen untergestellt war. Wurden wieder zu Harst und Schraut und holten unser Wägelchen ab.

Gegen ein Uhr begrüßten wir Godwin Goddlear auf der Veranda seines Bungalows.

Der dürre Godwin kam uns entgegengelaufen – bis zur Treppe.

„Endlich – endlich!!“ rief er. „Ich sitze hier schon wie auf Kohlen! – Sie ahnen ja nicht, was passiert ist. Man hat Ismail befreit – gewaltsam befreit, als er auf Befehl des Gouverneurs, der die Geschichte der Begnadigung recht glaubwürdig gestalten wollte, nach dem Zuchthaus von Mian Mir übergeführt wurde. In einem geschlossenen Wagen wurde der Transport –“

Harald hob die Hand. „Wann war das, Godwin?“

„Um zehn Uhr vormittags!“

„Dann lassen Sie schleunigst Ihr Auto fahrbereit machen. Fragen Sie nichts. Einen Chauffeur brauchen wir nicht. Sie kommen mit. Aber – nicht viel Aufhebens davon! Vergnügungsfahrt – zum Schein. Sie verstehen, Godwin: es sind Spione um uns her!“

Der brave Goddlear war völlig vertattert.

„Was – was heißt das alles? Hoffen Sie etwa Ismails Befreier –“

„Nette Befreier!“ fiel Harald ihm schon ins Wort. „Schnell, Godwin. Und Proviant mitnehmen – für drei Tage!“

Auch ich stand mit wenig geistreichem Gesicht dabei.

Godwin jagte zur Garage – um das Haus herum.

Harald wandte sich mir zu. „Wenn meine Berechnungen stimmen, werden wir sehr Seltsames erleben.“

„Was denn? – Du gestattest, daß ich – noch völlig im Dunklen tappe – völlig!“

Er hörte gar nicht hin. Seine Augen waren starr geradeaus gerichtet – die Allee entlang, die zur Straße führte.

Und dort – dort auf der Straße ging ein zerlumpter Bettler vorüber, der auf dem linken Fuße lahm war.

Blieb jetzt stehen, kam zum Gitter, warf etwas über den Zaun und verschwand.

Harald lief – nein, hetzte die Allee hinab.

Ich vernahm das Knattern eines Motorrades.

Sah Harst auf die Straße stürmen – mitten auf dem Fahrdamm haltmachen.

Dann kam er zurück – mit einem Brief in der Hand – mit demselben Briefe, den der Zerlumpte über das Gitter geschleudert hatte. –

Ein sehr elegantes Briefpapier, Büttenpapier mit feinen Goldflöckchen darin. Es duftete zart nach Veilchen – ganz zart.

Harst schnitt den Umschlag auf, zog den Briefbogen heraus. Da flatterte etwas zur Erde, was in dem Bogen gelegen hatte: eine Photographie – ein Lichtbild.

Und eine zierliche Damenhandschrift hatte in englischer Sprache geschrieben:

Herr Harst!

Sollten Sie noch weiter um Maria, die Enkelin Ismails, sich irgendwie bemühen, so wird Maria sterben. Wir drohen nie umsonst. Hüten Sie sich!

Claire Clairon.

Und das Lichtbild –?

Oh – es war nur eine Liebhaberaufnahme, und nicht einmal eine scharfe. Nein, sie war zu kurz belichtet worden, und die Aufnahme mußte aus größerer Entfernung versucht worden sein.

Immerhin – eine interessante Photographie! –

Wenn der Leser nun so freundlich sein und einmal das Titelbild dieses Bandes betrachten will … Es ist nach jener Photographie gezeichnet, wenigstens die landschaftliche Szenerie. Im übrigen gleicht das Titelbild nicht jener Aufnahme, da auf dieser weit mehr Personen vorhanden sind – ein Kreis von etwa zweihundert Menschen, Männern und Frauen. Und am Steinkreuz hing ein alter Inder ohne Turban. Auch der Tiger fehlte, auch wir beide hinter den fernen Büschen.

Wie gesagt: die Photographie stellte eine Art Versammlung dar, eine Art religiöser Versammlung, so schien es mir. –

Merkwürdigerweise warf Harald einen nur ganz flüchtigen Blick darauf, sagte sinnend: „Der Fall kompliziert sich. Zwei Fälle greifen ineinander!“

Da fuhr auch schon das Auto vor. Godwin Goddlear saß am Steuer.

„Einsteigen!“ rief er.

„Zum Indra-Tempel!“ rief Harst.

„Wie – und dazu das Auto?!“ brüllt Godwin.

„Fahren Sie! Die Sachlage hat sich geändert –“

Und Goddlear fuhr. Und Harst sagte zu mir:

„Claire Clairon – eine neue Mitspielerin! Sie gehört zu den Gummiabsatz-Leuten!“ – Pause. – „Und der Lahme wohl ebenfalls, mein Alter. Denn der Kerl warf den Brief als indischer Bettler und raste als Motorfahrer, hinter sich eine Dame, im Staubmantel und heller Mütze davon.“

Ich nickte nur. Mein Kopf schwirrte. Wo war bei alledem Anfang und Ende?! –

Das Auto hielt. Ein Polizist mußte es bewachen. Wir drei hinein in den Indra-Tempel – hinein in den Hof – durch den Gang in den zweiten Hof.

Ein Brahmane trat uns entgegen.

„Wir möchten Seine Erhabenheit Manga Dari sprechen,“ sagt Harald kurz.

Das starre Gesicht des Priesters scheint höhnisch zu grinsen – nur eine Sekunde.

„Seine Erhabenheit ist vor zehn Minuten verschieden,“ erklärt der Hindupriester feierlich. „Seine Seele wandert bereits!“ (Der Brahmanismus ist die Lehre von der Seelenwanderung. Die menschliche Seele muß erst so und so viele Tierkörper passieren, bevor sie in den Himmel eingeht.) –

Der Brahmane winkte dann.

Und gleich darauf standen wir vor der Leiche Seiner Erhabenheit, die bereits feierlich aufgebahrt war – schon zehn Minuten nach dem Tode!!

Merkwürdig!! –

Harst flüsterte Goddlear etwas zu. Und der Inspektor verlangte nun kraft seines Amtes in die Schatzkammer geführt zu werden.

Aus dem Kreise der stummen Gestalten trat Manga Daris Nachfolger hervor – auch ein Greis mit düsteren fanatischen Augen.

„Folgt mir! Nur immer der Oberpriester darf in die alten Hallen hinab. Jedem andern ist der Zutritt verboten!“

Er ging voraus. Wir hatten unsere Taschenlampen, er eine Laterne.

Und – am Käfig Marias kamen wir vorüber. Der war leer.

Harst blieb stehen. – „Hier war ein Kind eingesperrt!“ sagte er scharfen Tones.

„Sahib, was Manga Dari tat, wissen wir nicht!“

„Aha!! Also auch nicht, daß wir beide in den Tigerkäfig geworfen wurden?“

„Sahib, das ist unmöglich!“

„Oh – es ist Tatsache! – Gehen wir, Godwin. Seine Erhabenheit Manga Dari hat sich – vergiftet. Lassen Sie die Leiche beschlagnahmen!“

Da begriff ich – – etwas – etwas … Nicht alles. –

Wir fuhren zu Seiner Exzellenz dem Gouverneur. –

So begann der zweite Abschnitt dieses Abenteuers. Bei – Seiner Exzellenz.

 

 

Der Gummiabsatz

 

1. Kapitel.

Am Rande des Dschungels.

Das Arbeitszimmer Seiner Exzellenz im Gouverneurpalais.

Wir drei, Exzellenz und Polizeidirektor Smarly in Sesseln um einen Tisch herum.

Harst erzählt, was wir erlebt haben: Goddlears Depesche, Apfel-Botschaft, Eisenbahnattentat, die geliehene Draisine – und so weiter. Alles der Reihe nach. Nur den letzten Brief und die Photographie verschweigt er, was mich etwas in Erstaunen setzt.

Exzellenz ist empört über die ungeheure Frechheit, daß man Harald und mich eingesperrt, überfallen hatte, daß die Priester es gewagt haben, das Kind zu rauben und einzukerkern.

Harst erklärt: „Exzellenz werden bei den Brahmanen des Indra-Tempels nichts erreichen. Sie alle werden sagen: „Wir wissen von nichts. Seine Erhabenheit mag das alles getan haben.“ – Und Manga Dari ist tot, damit er – nicht vernommen werden könnte.“

Der Polizeiarzt tritt ein, meldet: „Der Oberpriester ist an Loktaminvergiftung gestorben. Er hat sich offenbar selbst den Tod gegeben.“

Harst nickt nur.

Exzellenz fragt grimmig: „Was soll geschehen, Mister Harst?“

„Nichts, Exzellenz. Wenigstens nichts, das an die Öffentlichkeit dringen könnte. Ich bitte Exzellenz nur um einen Ausweis, nach dessen Wortlaut mir jeder hier im Gouvernementsbezirk unbedingt zu gehorchen hat. Ich bemerke hierzu, daß die ganze Angelegenheit mit allergrößter Vorsicht erledigt werden muß, weil ich sonst weder für mein, noch Schrauts, noch Goddlears Leben einen Pfifferling gebe. Hier sind Kräfte am Werke, die selbst Eurer Exzellenz spotten!“

Der Gouverneur stellte den Ausweis eigenhändig aus.

„Bitte, Mr. Harst. Und nun – eine Frage: Um was handelt es sich?“

„Um eine religiöse Sekte!“

„Na nu?! Sekte –?!“ Exzellenz erlaubte sich zweifelnd zu lächeln.

Harst blieb völlig sicher. Sehr klar entwickelte er seinen Plan: Der Gouverneur möge eine große Jagd veranstalten – in den westlichen Dschungeln, gleich morgen, und uns beide dazu einladen.

„Alles weitere findet sich dann, Exzellenz!“

„Hm – was denn?“

„Daß Schraut und ich so Gelegenheit finden werden, uns heimlich von der Jagdgesellschaft zu trennen –“

„Ah so – – verstehe! Gut, soll alles nach Wunsch angeordnet werden! – Und Manga Dari?“

„Ist tot, schweigt und geht uns nichts an.“ –

Der Rest des Tages verlief ruhig. Wir holten den versäumten Schlaf nach, taten Godwins Küche alle Ehre an und erhielten abends gegen sieben durch Exzellenz’ Adjutant die Einladung zur Tigerjagd. –

Indische Tigerjagden vom Rückenkorb eines Elefanten aus sind so oft schon in Bildern gezeigt und beschrieben worden, daß ich den Leser hier damit nicht langweilen will. Ich bin auch nicht Jagdschriftsteller.

Ich beginne also wie folgt den Faden der Geschichte wieder aufzunehmen:

Autos hatten die Jagdgesellschaft bis zum Dorfe Karalli gebracht. Hier warteten bereits zweihundert bewaffnete Treiber. Am Abend wurde ein großes Zeltlager aufgeschlagen, dicht am Dschungelrande.

Vierundzwanzig Europäer waren wir insgesamt, darunter achtzehn Offiziere.

Gegen zehn Uhr wurde es still im Lager.

Wir beide hatten ein Zelt für uns. Es stand, wo es stehen sollte: in der äußeren Zeltreihe, den Büschen am nächsten.

Exzellenz war eingeweiht: unsere Abwesenheit sollte am Morgen nicht beachtet werden! Auch die Goddlears nicht, der nebenan mit Leutnant Garp in einem Zelte hauste.

Also zehn Uhr. Und eine Hitze – zum Schmelzen! Eine ungeheure Glutwelle lagerte über dem Dschungel, der Buschwildnis.

Schwärme von Mücken und Garabis, den indischen Stechfliegen, stürzten sich auf das Lager. Überall qualmten Feuer.

Wir beide saßen beim Scheine einer Karbidlaterne, über uns, um uns hingen die Mosquitonetze.

Wir rauchten und keuchten und schwitzten.

Bis gegen ein Viertel elf etwa der Zeltvorhang sich bewegte.

Harst, ich – wir glaubten: Goddlear!

War nicht der endlos lange Inspektor, war das Gegenteil: ein ganz kleiner Kerl, ein bärtiger Inder.

Kam herein, grinste.

Und Harald sagte: „’n Abend, lieber Kollege! Also doch noch hier?!“

Jack Patarlagon, Privatdetektiv aus Bombay, grunzte: „Leider wieder hier! Verdammt flaue Zeit hier für unsereinen, Mr. Harst. Da greift man nach dem Strohhalm, um Geld zu machen!“

„Sie werfen da eine Phrase in eine andere hinein. Was gibt’s denn?“

„Bin seit vier Tagen wieder in Lahore und Umgegend. Ich weiß seit vorgestern, daß Sie ebenfalls hier rumgeistern. Wollen Halbpart arbeiten, Harst! Ich kann Ihnen etwas beisteuern, was wichtig ist: Ismails Versteck!“

„Hm – das hätte ich wohl auch gefunden!“

„So?! – Und wissen Sie, daß Ismail –“

„– nicht befreit, sondern entführt wurde und nun gefangengehalten wird: auch das weiß ich!“

„Alle Wetter!“

„Trotzdem – machen wir Halbpart, Jack. Wir warten nur noch auf Goddlear. Dann geht’s los. Vier Reitkamele stehen für uns am Ausgange des Dorfes schon bereit, eigentlich nur drei und ein Lastkamel. Letzteres benutzen Sie dann, Jack!“

„Und wohin geht’s?“

„Nach Makilanga, also nordwärts am Dschungelrande hin –“

„Donnerwetter! Makilanga!! Ausgerechnet Makilanga!! Dort steckt ja der alte Ismail –“

„Brüllen Sie nicht so, Verehrtester!“ warnte Harald. „Hier befinden wir uns in einem Zelte, und –“

„Goddlear ist auch schon da,“ ertönte die Stimme des Inspektors hinter Jack Patarlagon, der in seiner Verkleidung als Inder noch winziger aussah und Freund Godwin gerade bis zum Nabel reichte.

Wir vier schlichen davon.

Wir hatten’s leicht, denn das Lager war eine einzige Qualmwolke.

Die Zeltinsassen husteten, die Treiber an den Feuern husteten, und die Elefanten wiegten sich unruhig hin und her.

Harst führte. Er hatte sich am Tage den Weg genau gemerkt.

In einer halben Stunde hatten wir das letzte Gehöft des Dorfes Karalli erreicht. Dieses Gehöft glich einer Negerfestung aus Zentralafrika: Dornenwälle überall, nur ein einziger Eingang, eine starke Holztür, oben mit meterlangen nach außen gekrümmten Eisenstacheln.

War auch nötig. Die Bewohner des Dschungels, die vierbeinigen, hätten dem braven indischen Bauern sonst sämtliche Ziegen und Rinder allmählich aufgefressen. – An der Pforte eine Eisenplatte und ein Stein an einem Strick: die Hausglocke.

Harst „läutete“. Und nicht zu knapp. Niemand kam. Hier sollten wir die Kamele in Empfang nehmen.

„Hm!“ meinte Harald. „Gefällt mir nicht! Goddlear, Sie haben doch mit dem Manne alles vereinbart?“

„Und ob! Hab’ ich! Der Kerl sollte uns hier an der Pforte zwischen halb elf und elf erwarten. Es ist jetzt fünf Minuten vor elf!“

Harst turnte plötzlich an der Holztür empor, schlüpfte oben durch die Eisenstäbe, sprang jenseits hinab und schob die Eisenriegel fort.

Wir traten ein. Taschenlampen blitzten. In einer Hürde bewegte sich Vieh. Ziegen meckerten uns an.

Und – in dem Lehmhause fanden wir den Inder nebst Frau gefesselt, geknebelt. Drei Kinder waren im Keller eingesperrt.

Der Mann schwor Stein und Bein, daß drei Europäer ihn überfallen hätten.

Und – die Kamele waren – futsch! Das war das Schlimmste!

Der Inder trabte vor uns her zu seinem Freunde ins Dorf – lamentierend, schimpfend, obwohl Goddlear ihm versichert hatte, daß die Tiere ihm ersetzt werden würden.

Der Freund besaß fünf Kamele.

Sie waren auch danach. Immerhin: wir hatten Reittiere!

Gegen halb ein Uhr morgens ging’s in die Nacht hinaus. Diesmal führte der kleine Jack, der wie ein Äffchen auf dem Riesenvieh von Dromedar hockte. –

Bis Makilanga waren’s etwa sieben Meilen. Mit guten Tieren hätten wir’s in drei Stunden geschafft. So wurden’s fünf Stunden. Es war längst hell, als wir, jetzt im dichtesten Dschungel, das Dorf in großem Bogen umritten und Jack sich umdrehte und pfiffig lächelnd meinte:

„Ismail wird im Makilanga-Berge gefangengehalten. Wir sind sofort an Ort und Stelle. Dort drüben fließt der Chenab, und dort –“

„Absteigen!“ befahl Harald kurz.

Wir hatten gerade eine kleine Lichtung vor uns – viel Felsen und Gestrüpp darauf.

Die Dromedarklepper knieten gehorsam nieder.

„Wir losen, wer die Tiere bewachen muß!“ entschied Harald.

„Einverstanden, aber – ehrlich Spiel, Harst!“ brummte Godwin, der dem Frieden nicht ganz traute.

Nun – Harald zog den kürzesten Grashalm, zuckte die Achseln:

„Pech! – Seid vorsichtig!“

„Ist das alles, was Sie uns mit auf den Weg geben?“ meinte der Inspektor. „Was sollen wir denn tun?“

„Ismail befreien und die Leute festnehmen, die ihn bewachen!“

„Drei sind’s nur,“ erklärte Jack.

„Desto besser!“

Ich drückte Harald die Hand. „Wiedersehen!“ sagte ich etwas verlegen, denn eigentlich hätte ich freiwillig an Stelle Harsts die Kamelwache übernehmen müssen.

Er lächelte. „Geh’ nur, mein Alter. Ich gönne es Dir. Du wirst dort schon nach dem Rechten sehen. Vermeidet allzu deutliche Spuren!“ –

Wir zogen ab.

 

2. Kapitel.

Die Wolfsgrube.

Jack wieder voran.

Einer hinter dem andern – wie die Indianer. Goddlear und ich hatten Remingtonjagdbüchsen, Jack hatte von Harst eine zehnschüssige amerikanische Coldbüchse geliehen erhalten, die aus dem Waffenschrank Seiner Exzellenz stammte.

Wie die Indianer schlichen wir. Kamen an den Rand einer jener großen Dschungellichtungen, die kleinen Steinwüsten gleichen.

Sahen nun dort nach Osten zu den Berg Makilanga.

Makilanga heißt auf deutsch etwa Backofen. – Nun – diese ganze ungeheure Lichtung verdiente den Namen Backofen. Schon jetzt um sieben Uhr morgens hatte die liebe Sonne, die es mit Indien so sehr gut meint, die Luft über Sand und Felsen in ein flimmerndes Geriesel verwandelt.

Ich hatte keinen trockenen Faden mehr am Leibe. Und – jetzt mußten wir noch kriechen!

Auch Godwin Goddlear fluchte in allen Tonarten. Die Büchsenläufe waren so heiß, daß man das Metall kaum berühren konnte. Der Schweiß troff uns von den glühenden Gesichtern.

Und so – krochen wir etwa sechshundert Meter weit, denn ein Blick durch das Fernglas hatte uns auf der Kuppe des „Backofens“ einen Inder gezeigt, der dort offenbar Wache hielt. –

Endlich dann eine Reihe von Büschen, die bis zur Ostseite des Berges hinliefen. Sie boten genügend Deckung, und wir konnten uns aufrichten und gehen. –

Der Inder hockte noch immer oben auf dem kolossalen Granitberg, kehrte uns jetzt den Rücken zu.

Noch fünf Minuten.

Dann sah ich, weshalb diese enorme Steinmasse „Backofen“ hieß.

Nach Osten zu gähnte in dem flachen Berge eine Öffnung, ein enormes Loch, eine tiefe Grotte mit einem so breiten und hohen Eingang, daß in diesem Eingang ein zweistöckiges Haus mit sechs Fenstern Front Platz gehabt hätte.

Man erkannte deutlich, daß in dieser Tür des Backofens sich allerlei Sträucher angesiedelt hatten, die, weiß Gott woher, die nötige Feuchtigkeit aus dem Boden sogen.

Unser Führer Jack schwenkte nun nach rechts ab, damit wir von der Seite an den Eingang herankämen.

Alles ging tadellos.

Wir entsicherten unsere Büchsen, trockneten uns die Gesichter und Stirnen ab, damit nicht etwa im entscheidenden Moment Schweißtropfen uns blendeten.

Und krochen nun um die Ecke herum, hinein in das Ofenloch. –

Wozu soll ich den Leser künstlich in Spannung versetzen?!

Wir – fanden – nichts!

Die Grotte war leer, gänzlich leer. Nur eine Feuerstelle, deren Asche noch warm, bewies, daß Ismails Wächter noch vor kurzem hier gewesen waren.

„Hm – aber der Kerl oben auf dem Berge?!“ meinte Jack nun kopfschüttelnd.

„Den kriegen wir schon,“ lachte Godwin. „Wir kreisen ihn ein. Den Berg zu ersteigen ist ja kein Vergnügen, aber – es muß sein!“

„Höchstens hundertfünfzig Meter,“ grunzte Jack. Er schwitzte am wenigsten.

Also – wir kletterten.

Und hatten den Inder auch bald umzingelt. Der Kerl schien zu schlafen. Saß gegen einen Stein gelehnt da. Ein Gewehr im Schoße, eine uralte Steinschloßflinte.

Und hatte zum Schutz gegen die Sonne einen Zipfel seines Turbans vor das Gesicht gezogen.

Goddlear gab ein Zeichen.

Gleichen Schrittes – lautlos – nahten wir.

Die letzten Meter – ein paar lange Sätze.

Und da – – kam die Bescherung! – –

Lieber Leser, immer wieder findest Du in gelegentlichen tiefsinnigen Artikeln betont, daß das Leben weit verworrenere Romane dichtet als die kühnste Phantasie eines gewerbsmäßigen Schriftstellers. Das Leben hat mehr Phantasie als – ich sie zum Beispiel habe. Hätte ich mir dieses Abenteuer nur aus den Fingern gesogen, würde ich – diese Bescherung kaum als wirksame Einzelheit mir haben ersinnen können. –

Der Kladderadatsch spielte sich so ab:

Wir drei Übereifrigen packten zu und rissen – eine Puppe hoch.

Da krachte auch schon unter unseren Füßen der scheinbar feste Sand- und Steinboden zusammen.

Krachte, senkte sich rasch, und wir drei segelten samt dem aus Zweigen und Ästen fein geflochtenen Deckel dieser niederträchtigen Wolfsgrube in die Tiefe – in eine Felsspalte, hätten uns fraglos nur noch unten als Leichen gegenseitig begrüßen können, wenn nicht der Flechtwerkdeckel an den Wänden entlanggeschrammt und der Sturz so gemildert wäre.

Immerhin – wir bekamen Püffe, die nicht eben schmerzlos waren, und Jack und Goddlear fielen so unglücklich, daß sie sich die Handgelenke böse verknacksten.

Wir vier lagen also nun in etwa fünfzehn Meter Tiefe in der nicht eben weiten Felsspalte, die nur einen Vorzug vor der Oberwelt hatte: es war hier leidlich kühl!

Wir vier! Denn der Inder, der so fein ausgestopft war, hatte die Reise abwärts mitgemacht.

Jack und Godwin fluchten. Rappelten sich auf, schlenkerten die Arme.

Ich mußte ihnen die Handgelenke schleunigst wieder einrenken.

Jack brüllte dabei ganze Tonleitern. Armer Kerl! Es muß sehr wehgetan haben.

Auch das ging vorüber. Nun hockten wir auf dem zerbrochenen Flechtdeckel, der sich nach oben zu schräg an die Felswände lehnte.

Und Goddlear sagte: „Harst wird uns suchen!“

„Das kann bis zum Abend dauern!“ erklärte ich und musterte die Wände, ob’s denn keine Möglichkeit zum Hinaufklettern gäbe.

Jack schwieg, lehnte erschöpft an dem schrägen Flechtwerk.

Goddlear begann wieder: „Wir müßten Schüsse abfeuern, Schraut!“

„Zwecklos! Der Knall dringt niemals bis zu Harst!“

„Blödsinn!“ knurrte auch Jack.

„Gestatten Sie!“ brauste Godwin auf. „Das ist eine Beleidigung!“

„Mann, seien Sie nicht kindisch,“ sagte der Kleine grob. „Sie werden doch wohl noch einen Scherz vertragen!“

„Ruhe!“ fuhr ich dazwischen. „Ihr könnt Euch mit Euren lahmen Pfoten ja noch nicht mal ohrfeigen! Also haltet das Maul!“

Der Frieden war wieder hergestellt. Die Kampfhähne baten, daß ich ihnen eine Zigarre anzünden solle – jedem eine.

Und wie sie so den bescheidenen Genuß des Rauchens ersehnten, da – – kam mir ein großartiger Gedanke.

Da stand ich auf, zerbrach den Flechtdeckel an einer Stelle vollständig und untersuchte nun auch den schmalsten Teil der Spalte genauer.

Sagte dann: „Rauchen könnt Ihr! Ich werde auch rauchen – rauchen lassen!“

Und Goddlear und Jack begriffen schnell, krochen in den engsten Winkel, während ich auf der anderen Seite aus dem Flechtwerk einen Holzstoß aufschichtete. –

Wozu wohl, geehrter Leser?!

Nun – ich wußte genau, daß Harald dort westwärts im Dschungel einen Baum erklettern und mit dem Glase nach dem Berge hier Ausschau halten würde. Die Kuppe des Backofens mußte er sehen – mußte! Und so würde er auch – den Rauch des Feuers bemerken, stutzig werden, sich fragen, wie es möglich sei, daß der „Backofen“ plötzlich regelrecht qualmte, und – schleunigst der Sache auf den Grund gehen, das heißt: samt den Kamelen herbeigeritten kommen! –

Das Feuer brannte. Der Rauch zog gut ab. Und wir drei und der stumme Vierte sahen zu und rauchten auch.

Eine Stunde verging, noch eine.

Dann von oben her Haralds Stimme – ganz plötzlich:

„Das habt Ihr ja außerordentlich schlau angefangen!“

„O bitte!“ brüllte Godwin zurück. „Der Deckel war so säuberlich mit Erde und flachen Steinen belegt, daß –“

„Ich werde ein Tau flechten aus den Satteldecken!“ rief Harald wieder.

Und an diesem Tau, das noch durch die Zügel und Riemen des Sattelzeugs verlängert und verstärkt war, kletterte ich als letzter empor, nachdem Harst die beiden Kollegen ihrer geschwollenen Handgelenke wegen hochgezogen hatte. –

Ich merkte sehr bald, daß Harald nur so tat, als ob er dem Verschwinden Ismails und seiner Wächter durchaus keinerlei Wichtigkeit beimaß, und als ob er auch keinerlei Eile hätte, festzustellen, wo sie geblieben.

Er hatte unsere vier Reitdromedare in nächster Nähe des Backofens verborgen, holte sie nun und schlug vor, daß Godwin und Jack in einem Gehöft im Chenab-Flusse sich einquartieren und ihre Handgelenke kühlen sollten, während wir beide uns „etwas nach Ismail umtun“ würden, wie er sich harmlos ausdrückte.

So geschah’s denn auch. Harald und ich begleiteten die beiden vorläufig Kampfunfähigen bis zum Anwesen eines indischen Bauern und ritten dann wieder davon – zurück nach dem Makilanga, wobei Harald abermals so außerordentlich vorsichtig war, daß ich sehr bald fragte:

„Vermutest Du denn Ismails Entführer noch in der Nähe?“

Und da – – sprach er endlich.

„Diese Entführer sind Beauftragte des jetzt toten Manga Dari, des Oberpriesters, der fraglos ein Bruder Ismails war und der diesen mit dem ganzen fanatischen Haß des Hindupriesters gegen Abtrünnige verfolgte. Die Vermutung, daß Ismail den Glauben gewechselt und zu einer christlichen Sekte gehören könnte, stieg bereits in Bikanir in mir auf, als der Zettel im Apfel uns ins Abteil geworfen wurde, denn kein Anhänger Brahmas hätte da zum Schluß geschrieben: Gott wird’s lohnen! – Von dieser Vermutung ausgehend, beurteilte ich auch alles andere. Das Geld und die anonymen Schreiben, die Goddlear erhielt, kamen von Mitgliedern derselben Sekte, die ja auch Jack den Kleinen im Interesse ihres Freundes herzitiert hatten. Manga Dari wieder dehnte seinen Haß auch auf die Angehörigen seines Bruders aus, ließ die kleine Maria, die gleichfalls christliche Sektiererin ist, rauben und sperrte sie in den Käfig ein, wohl in der Hoffnung, dieses halbe Kind durch Zwang wieder dem Brahmanismus gewinnen zu können. – Wenn Du die Geschichte der großen Glaubensgemeinschaften der Erde verfolgst, mein Alter, so findest Du überall Beweise, daß religiöser Fanatismus Menschen zu Bestien macht. Seine Erhabenheit Manga Dari mag felsenfest überzeugt gewesen sein, daß er nur so und nicht anders handeln mußte. Sein Selbstmord bestätigt dies alles. Er nahm als Oberpriester alle Folgen allein auf sich und – starb.“

„Hm – und der Mord an dem weißen Händler?“

„Oh – ich habe Goddlear so etwas über diesen Charles Matasour ausgeforscht. Matasour, behaupte ich, war nur zum Schein Händler, in Wahrheit – Missionar oder besser: Mitbegründer der christlichen Sekte! Deshalb mußte er sterben – auch auf Manga Daris Befehl!“

Kurze Pause. – Dann: „Und das Verschwinden der acht alten Inder, von denen Godwin berichtete, hängt ebenfalls mit dieser Sekte zusammen. Denke an die Photographie, die dem eleganten Briefe der Claire Clairon beilag. Du wirst das sehr bald vollständig verstehen!“

Wir hatten den Berg erreicht, bogen um die Ecke – sahen den breiten Eingang.

Und dort …

 

3. Kapitel.

Die gestörte Sitzung.

Dort erblickten wir zwei gesattelte Pferde, erblickten auch die Reiter, die langsam aus der Grotte ins Freie kamen: ein Herr im Sportanzug und ein junges blondes Weib, gleichfalls im praktischen Reitkostüm.

Ein hübsches Weib. Madonnenscheitel, Unschuldsaugen und mit einem süßen Lächeln um die etwas sinnlichen Lippen.

Vornehme Engländer fraglos, die hierher einen Ausflug gemacht hatten. Die Dame trug in der Linken eine Filmkamera.

Wir grüßten.

Der Gegengruß fiel sehr hochmütig aus.

Die beiden stiegen zu Pferde und ritten gemächlich nach Südost davon.

„Hm – –!!“ meinte Harald. „Schade, daß wir nicht mehr Zeit haben.“

Wir betraten die Grotte.

Und da – da sagte ich plötzlich: „Es riecht hier nach blühenden Veilchen!“

„Etwas spät gemerkt, mein Alter. Ich roch es schon, als die Dame an uns vorüberschritt. Hochstapler und dergleichen sollten nie Parfüms benutzen!“

„Wie, – – Du meinst –“

„Ja: es kann der Mann gewesen sein, der den Lahmen spielte, den Spion, und es kann das Weib sein, das mit ihm davonradelte, nachdem der Drohbrief an uns – abgeworfen war. Also: Claire Clairon, die natürlich ganz anders heißt!“

Ich stand da und starrte ihn an.

„Und da hast Du die beiden einfach wegreiten lassen, wo sie noch Maria –“

Er winkte ab. „Mein Alter, die beiden entgehen uns nicht. Daß sie Maria töten werden, falls wir das Kind suchen, ist – Bluff! Die Leute haben etwas ganz anderes vor: Schatzkammer des Indra-Tempels!!“

Und – – er bückte sich, hob ein flaches Steinchen.

„Seltsam spielt oft das Schicksal mit Kleinigkeiten. – Da, sieh! Hier befindet sich auf dem blauschwarzen Stein ein förmlicher Stempel, der noch feucht ist. Hier hat der Gentleman mit dem blasierten Gesicht, der nun dort neben der Blonden davontrabt, eine der dicken scheußlichen Riesenraupen zertreten – mit dem Absatz. – Bitte – dort ist der Überrest der Raupe. Und dann hat der Gentleman mit dem nächsten Schritt ausgerechnet denselben Absatz auf den Stein gedrückt. So entstand der grüne Stempel. – Ein recht klarer Abdruck eines Gummiabsatzes. Nur – – beschädigt ist die Gummiplatte!“ Er lächelt fein, greift in die Tasche.

Zum Vorschein kommt – das Stückchen Gummi aus dem unterirdischen Lahore.

„Na – was sagst Du nun?!“ lächelt Harald weiter.

Ich – – sagte gar nichts.

Ich vergleiche.

An dem grünen feuchten Stempel fehlt eine Ecke.

Und diese Ecke hatte ich in der Hand.

„Zweifelst Du noch?“ fragte Harst und geht langsam weiter, sucht nach Spuren.

Sucht so, wie nur er suchen kann.

Und findet weit draußen an fernen Büschen die ersten Fährten. Winkt.

Ich reite hinüber, führe Haralds Dromedar am Zügel.

„Man kann hier lernen,“ sagt er und deutet auf den kahlen Fels. „Die Kerle haben sich stets auf hartem Boden fortbewegt. Nur hier ist dem einen ein Mißgeschick widerfahren.“

Ja – ich sehe: auf dem dunklen glatten Gestein liegen schwarze Körnchen.

Harald reibt ein Zündholz an. Die Körnchen puffen auf: Pulver ist’s!

„Vorderladerflinten haben sie,“ meint er gleichgültig. „Nun werden wir die Fortsetzung der Fährte bald haben. Die Kerle sind barfuß gelaufen. Reittiere hatten sie nicht bei sich.“

Fünf Minuten später finden wir im Sande die Spuren von vier Männern.

„Aha – und nordwärts geht’s! Dorthin, wo das auf der Apfel-Botschaft erwähnte Steinkreuz stehen dürfte. – Dieses Kreuz spielt eine große Rolle hier, mein Alter. Es ist das Golgatha der Sektierer, ihr heiliger Versammlungsort.“

Die Schleier lüften sich.

Wer hätte wohl gedacht, daß fanatischer religiöser Haß in diesem Problem die Triebfeder dunkler Verbrechen sein könnte?! –

Wir steigen in den Sattel.

Aber wir folgen der Fährte nicht. Nein – im flinken Kameltrab geht’s nach Westen, dann erst nach Norden und endlich nach Süden.

Unheimlich heiß brennt die Mittagssonne herab.

Meine Zunge klebt am Gaumen. Meine Kleider dampfen förmlich vor Schweiß. Unter dem Tropenhelm hervor kommen Wasserfluten – – Schweiß, der die Haut, die Augen ätzt.

Harald, der Unermüdliche, immer zehn Meter voran. Immer Deckung suchend hinter Felsgruppen, Büschen, immer wieder das Glas an den Augen.

Dann – in einer Sandmulde läßt er sein Tier niederknien.

Ich desgleichen. Und im Schatten eines Haufens von Steingeröll binden wir die Dromedare fest, werfen ihnen Maiskolben hin, geben ihnen Wasser zu saufen, trinken selbst kalten Tee.

„Drei Wächter,“ sagt Harald dann. „Ich werde zusehen, daß ich sie erledige. Warte hier!“

Ich kauere neben den Tieren.

Rauche.

Eine halbe Stunde, dann erscheint der Freund, Zigarette im Mundwinkel.

„So – die drei werden uns nicht stören. Ich habe sie mit ihren Turbanen gefesselt und geknebelt. Waren keine Helden, die drei, waren – Priester, Brahmanen, wie ich vermutet hatte. Ich habe auch bereits einen Blick in das Tal geworfen – auf das Golgatha der Sektierer. Wir kommen noch zur rechten Zeit!“

Er geht voran.

Durch Täler und dünne Büsche.

Beginnt zu kriechen.

Der Boden, Sand und Stein, atmet Gluten aus.

Dann vor uns ein breiter Busch, den wir durch eine Art Schlucht erreichen.

Ich richte mich auf.

Sechzig Schritt vor uns hocken zwischen Felsen acht Inder.

Links von ihnen ragt aus dem Gestein das Felsenkreuz hervor, und an diesem Kreuze hängt ein greisenhafter Inder mit intelligenten Zügen: Ismail Darba, den ich zum ersten Male im Gefängnis erblickte, wo seine feierliche Ruhe starken Eindruck auf mich machte.

Nun hängt er da am Steinkreuz. Mit Stricken an den Fels gebunden.

Und – dicht vor ihm der prachtvolle Katzenleib eines mächtigen Tigers.

Dicht vor ihm – ihn beschnuppernd, – das Spiel der Katze mit der Maus. –

Harst drückt mir das Fernglas in die Hand.

So erkenne ich denn, daß drei der Inder drüben die Turbane mit rotem Mittelstück tragen, die heiligen Turbane der Behüter des wahren Glaubens, drei Oberpriester, ehrwürdige Kollegen Seiner toten Erhabenheit Manga Daris.

Drei, die jedoch ebenfalls bewaffnet.

Flinten liegen über ihren Knien.

Und Harst flüstert:

„Sie halten Gericht über den abtrünnigen Ismail! Da der Gouverneur ihn nicht hängen ließ, soll der Tiger den Henker spielen!“ –

Ich sehe – sehe, daß in Ismails Antlitz keine Spur von Furcht ist. Ein verklärtes Lächeln umspielt seinen Mund.

Das Lächeln jener Ärmsten, die einst zu Zeiten der grauenvollen Inquisition lächelnd den Scheiterhaufen bestiegen und ihrer sadistischen Henkersknechte in Mönchstracht spotteten.

Sehe, daß die Bestie drüben plötzlich hinten sich duckt.

Wie ein Hund, der aus dem Stand zum Sprunge ansetzt.

Neben mir – und ich pralle zur Seite – der harte Knall der Coldrepetierbüchse.

Und auf Harsts Schuß hin schnellt der Tiger hoch, tut noch einen Satz zur Seite und liegt still.

Kopfschuß! –

Die acht Inder sind hochgefahren.

Harald ruft: „Flinten wegwerfen!! Im Namen des Gouverneurs!“

Die acht zaudern.

Sehen uns nicht. Der Busch deckt uns.

Harst schießt.

Schießt dem einen der Erhabenen die Flinte aus der Hand. Der Lauf schlägt dem alten Herrn vor die Stirn.

Das hilft.

Die anderen lassen ihre Schießprügel fallen.

Harst will vorwärts.

Die – – Gegenpartei mischt sich ein.

Die etwas wilde Szene soeben hat uns unvorsichtig gemacht.

Unsere Aufmerksamkeit galt nur dem Steinkreuze.

Und hinter uns schwingen zwei, die wir nicht sehen, ihre Büchsenkolben.

Zwei Hiebe treffen unsere Korkhelme, unsere Schädel.

Wir taumeln, werden niedergerissen.

Blitzschnell hüllen uns Decken ein.

Blind sind wir.

Werden gebunden.

Hören drei – vier Schüsse.

Gellende Schreie.

Stille.

Liegen im Sande.

Stille.

Von ferne Stimmen, die schnell verhallen.

„Der Gummiabsatz!“ sagt Harst nur.

Und dann: „Rutsche näher. Ich binde Dir die Knoten auf!“ –

Minuten noch, und wir sind frei.

Stehen auf.

Die Köpfe brummen. Aber die Augen sind klar.

Golgatha ist leer. Nur der tote Tiger liegt noch dort und die Stricke, mit denen Ismail an das Steinkreuz gefesselt war.

Harald steht und betrachtet den Tiger.

„Schade um das Fell! Ich habe ihn ja erlegt. Du könntest unsere Kamele holen. Derweil ziehe ich dem Herrn den Pelz aus!“

Er klappt sein Jagdmesser auf.

Ich wandere müde und erschöpft den Weg nach der Talmulde zurück.

Ich döse so vor mich hin. So recht ohne Gedanken. Mein Schädel brummt noch.

„Gummiabsatz – – Schatzkammer – – Gummiabsatz – – Schatzkammer!“ – Das ist so das einzige, was mir durchs Hirn schwirrt.

Döse in das Tal hinab, wo an den Felsen die beiden Dromedarklepper wiederkäuen.

Und – stutze – stehe still.

Spuk – –?! Täuschung?! – – Da sitzt Maria, die kleine Inderin, gekleidet in ein neues Gewand.

Lächelt verlegen.

„Kind, wo kommst Du denn her?“ frage ich kopfschlackernd.

„Ich weiß es nicht, Sahib!“

„Na nu?! Du weißt es nicht?“

„Nein. Mein Gedächtnis ist wie tot!“

Ich merke: sie lügt! Sie will nichts sagen.

 

4. Kapitel.

Die Herzogin von Gyfa.

Und als wir dann am Golgatha-Platze eintreffen, erklärt die Kleine Harald gegenüber genau dasselbe. Sie besinnt sich auf nichts!

Bittet nur, daß wir sie unter sicherem Geleit ihren Eltern in Bikanir zurückschicken möchten.

Redet so verständig, daß es immer klarer wird: sie will nichts sagen! –

Harald dringt nicht weiter in sie.

Behandelt sie liebevoll, nimmt sie nachher vor sich in den Kamelsattel, als wir nun den Spuren der Reiter folgen, die hier Ismail und seine Richter entführt haben.

Die breite Fährte läuft durch den Dschungel zum Chenab-Fluß. Hier verschwindet sie. Am Ufer aber finden wir deutliche Spuren, daß ein größeres Boot angelegt hatte.

„Weitere Verfolgung wäre zwecklos,“ meint Harald.

Und wir reiten am Ufer hinab bis zu dem Gehöft, wo Jack und Godwin ihre Handgelenke massieren und kühlen.

Es gibt ein großes Hallo bei unserem Eintreffen. Goddlear ist rein aus dem Häuschen – flucht, weil er nicht dabei gewesen, als Harald den Tiger schoß.

Befühlt das Fell.

Fragt Maria dann aus.

Fragt immer wieder. –

Jack Patarlagon, der kleine Jack, Perle der Bombayer Detektive, steht dabei mit seinem pfiffigen Jockeigesicht und schaut das Kind still an.

Nimmt plötzlich Marias rechte kleine braune Hand.

Dreht die Innenfläche nach oben.

Sagt freundlich:

„Du hast da eine tiefe Narbe am Daumen, Maria!“

„Ich bin in Glassplitter gefallen.“

„Hindert die Narbe Dich nicht beim Schreiben?“

„Nein – gar nicht!“

„Du kannst also schreiben?“

„Oh, gewiß!“ Ganz stolz klingt das.

Da zieht Jack seine Brieftasche hervor. Entnimmt ihr einen Brief.

Erklärt uns:

„Dies ist das anonyme Schreiben, dem hundert Pfund beilagen, und das mich aufforderte, Ismails Schuldlosigkeit zu beweisen!“

Und zu Maria dann: „Hast Du das geschrieben, Maria?“

Sie wird sehr verlegen.

„Ich – ich besinne mich nicht!“

„Merkwürdig!“ lacht Jack. „Und doch hat Deine kleine schweißfeuchte Pfote hier unten Deinen Daumen und die Narbe fein säuberlich abgedrückt!“

Maria errötet. Ihr bräunliches Gesichtchen erscheint dunkler. Sie will nicht lügen.

„Ich besinne mich nicht!“ stammelt sie abermals. –

Harald mahnt zum Aufbruch. „Der Gouverneur hat ein Recht darauf, daß wir ihm melden, was geschehen, lieber Godwin!“

Der Inspektor murmelt eine Verwünschung. „Auslachen wird er mich, weil ein so alter Polizeiesel wie ich in die Wolfsgrube fiel!“

„Sie schätzen sich richtig ein,“ meint der kleine Jack bissig. „Außerdem wird Exzellenz fraglos eine große Treibjagd auf die Banditen veranstalten!“

„Welche Banditen?“ Harald lächelt fein. „Verstehen Sie darunter Ismail Darba oder die acht frommen Herrschaften oder die Unsichtbaren, die Schraut und mich niederschlugen? Sie haben die Auswahl, Jack!“

„Donnerwetter – stimmt! Hm – natürlich müssen die Unsichtbaren aber zu der Vetternschaft der Erhabenen gehört haben!“

Auch Godwin sagt: „Natürlich ist es so – natürlich!“

Harald lächelt weiter. „Brechen wir auf!“

Er nimmt Maria wieder vor sich in den Sattel. Die Kleine liebt Harst. Sie schmiegt sich eng an ihn. Sie ist nur noch ein halbes Kind. In ihren Adern meldet sich in kindlicher Harmlosigkeit der gewaltige Lebensodem. Ihre Augen hängen an Haralds sonngebräuntem Gesicht in rührender Schwärmerei. –

Der Abend kommt. Wir reiten wieder am Dschungelrande hin.

Wir sehen die tropische Nacht herbeidämmern. Der Dschungel erwacht. Fast lautlos traben unsere Tiere über weichen Boden hin.

Diese Dschungel[4] der Chenab-Niederung sind berühmt. Hier hausen noch wilde Elefanten in starken Rudeln. Hier in der größtenteils undurchdringlichen Wildnis mit weiten Sumpfstrecken lebt der gepanzerte Sumpfbüffel, der sich jeden Morgen aufs neue im Lehmschlamm wälzt und den Lehm als dicke Kruste, als Panzer antrocknen läßt.

Der Dschungel lebt auf.

Das Jaulen der Tiger ertönt von ferne herüber. Das Heulen der Dschungelwölfe wacht auf – nähert sich. Aus schwarzem nächtlichen Dickicht blinken grünliche Lichter.

Büffel schnauben. Die Nachtweihe stößt aus der Luft, schlägt die Fänge in das Fell des flinken Ichneumons[5]. Hat sich geirrt. Hätte den Angriff nie gewagt. Mit durchbissenem Halse liegt der Vogel und verblutet.

Ich reite neben Harald.

Und während Jack und Godwin hinter uns sich zanken ohne jede Ehrfurcht vor den Schönheiten dieses nächtlichen Rittes, sagt Harald leise:

„Maria schläft. – Das Abenteuer ist zu Ende!“

„Zu Ende?“

„Ja. Der Gummiabsatz war ein Versehen von mir!“

Ich verstehe den Freund nicht.

„Wie meinst Du das?“

„Ich glaubte, die Ecke des Gummiabsatzes deute auf eine geplante Beraubung des Indra-Tempels hin. Jetzt weiß ich, daß der Mann, der dort in den Hallen der toten Stadt Lahore das Stückchen Gummi verlor, Maria befreit hat.“

Ich begreife noch immer nicht.

Und Harald fährt fort: „Der Gentleman und die Blonde, die Claire Clairon, sind ebenfalls Sektierer!“

„Ah – das ist’s!“

„Ja. – Das ist’s! Und sie haben das allergrößte Interesse daran, uns beiden – Sand in die Augen zu streuen!“

„Und weshalb?“

„Weil sie Mörder sind – sie und die andern.“

Da schweige ich. Soll ich abermals zugeben, daß auch dies mir zu – zu hoch ist?!

Und schweigend reiten wir in die Nacht hinaus. Unter dem immer helleren Sternenhimmel dahin. Bis dort vor uns über den Büschen die rote Glut eines Riesenbrandes zu leuchten scheint.

Scharf heben sich die Konturen der Baumkronen von dem feurigen Rot in gekrümmten Strichen ab.

Und hinter uns ruft Jack, der Kleine: „Hallo – das Jagdlager ist in Sicht! Verdammt – die scheinen ja aus Anlaß unserer Rückkehr illuminiert zu haben! Da brennen ja Hunderte von Harzfackeln!“

Unsere Kamele wittern das Lager, greifen flotter aus.

Maria erwacht in Harsts Armen.

Gähnt – blinzelt geradeaus.

Und noch drei Minuten. Dann biegen wir um die Baumkulisse in die Lichtung ein.

Ja – Hunderte von Fackeln. Jeder Treiber hält zwei in den Händen. Und die Treiber stehen im Halbkreis vor dem Riesenzelte des Gouverneurs.

Vor dem Zelte auch sitzen auf Feldstühlen Seine Exzellenz, der Allmächtige des Bezirks Lahore, eines Bezirks, halb so groß wie Deutschland.

Und neben ihm lehnt graziös und andächtig schauend die blonde Europäerin mit den Rehaugen.

Auf Teppichen aber inmitten des Halbkreises der Fackeln tanzt ein Dutzend indischer Bajaderen.

Tanzt zur echt indischen Musik.

Jazzband-Kapelle könnte man sagen. Nur nicht ganz so lärmend. Nicht ganz so wild.

Unbemerkt lassen wir die Tiere niederknien. Steigen ab. Warten – warten.

Und ich flüstere Harald zu:

„Begreifst Du das?! Siehst Du die Blonde?!“

„Auch den – Gummiabsatz sehe ich!“

„Was bedeutet das?“

„Vornehme Engländer fraglos – sehr vornehme Engländer!“

Er spricht es sinnend, nachdenklich.

Und ich denke: die beiden sollen – Mörder sein – – Mörder?! –

Die Bajaderen verschwinden jetzt, nachdem ein Regen von Gold- und Silbermünzen aus den Händen der Jagdgesellschaft auf sie herabgerieselt ist. –

Harst nimmt Maria bei der Hand.

Wir gehen dem Zelte zu.

Exzellenz erhebt sich, reicht uns zum Gruße die schmale Rechte.

Stellt uns der Blonden und dem Herrn vor, dem – Gummiabsatz:

„Der Herzog von Gyfa – die Herzogin –“

Mir bleibt der Atem weg.

Man braucht in der Liste des englischen Hochadels nicht Bescheid zu wissen: der Herzog von Gyfa ist weltbekannt! Sein Reichtum stellt den eines Pierpont Morgan in den Schatten. Sein Rennstall beschickt alle Bahnen des Erdenrunds. –

Der Herzog hat sich nur steif verbeugt. Die Herzogin lächelt süß, lieblich.

„Ich habe schon so viel von Ihnen gehört, Mister Harst –“

„Vielleicht noch nicht genug,“ meint Harald scheinbar ungeschickt.

Über das zarte Gesicht der Herzogin huscht ein Schatten.

Da fragt Exzellenz schon, wer das Kind ist.

„Maria, der kleine Käfigvogel.“ Und Harald lacht harmlos.

„Erzählen Sie – erzählen Sie!“

Man umdrängt uns. Ich selbst spiele wie immer eine Nebenrolle, bleibe – zweite Garnitur.

Harst berichtet – ganz kurz.

Erwähnt auch unser Zusammentreffen mit dem herzoglichen Ehepaar am – Backofen.

Erklärt Ismails Schicksal: Sektierer, Rache des Bruders. –

Exzellenz schüttelt den Kopf.

„Eine neue Sekte, meinen Sie?! Habe bisher nichts davon gewußt!“

Dann wendet Exzellenz sich an Maria:

„Kind, ist das richtig? Wie heißt denn Eure Sekte?“

Maria schaut zu Boden.

„Ich habe es vergessen. Ich besinne mich nicht mehr!“

„Sie lügt!“ sagt Freund Goddlear grob. „Sie besinnt sich sehr gut –“

Und im Halbkreis noch immer die Fackelträger.

Ein seltsames Nachtbild.

Mittelpunkt jetzt das Kind. –

Maria hebt den Kopf, spricht zu Goddlear klar und laut: „Ich lüge nicht! Was zur Ehre des Gekreuzigten aus dem Gedächtnis des Gläubigen ausgelöscht wird, ist keine Lüge!“

Stille ringsum.

Ich beobachte die Herzogin. Ihre Rehaugen hängen an dem Gesicht des Kindes in tiefer Schwärmerei. Fanatismus könnte man sagen. –

Exzellenz winkt.

Die Treiber entfernen sich.

„Morgen kehren wir nach Lahore zurück,“ bestimmt der Gouverneur. „Hier in meinem Bezirk will ich alles wissen, was vorgeht. – Goddlear, Sie werden vorausfahren. Die Brahmanen, die Ismail am Kreuze zerreißen lassen wollten durch den Tiger, wie das einst Nero mit den ersten Christen tat, müssen entdeckt werden.“

Er zieht sich mit seinen Gästen zurück.

Auch wir suchen unser Zelt auf.

 

5. Kapitel.

Die Heiligen vom Kreuze.

Zwei Tage später.

Goddlear und wir beide, dazu Jack, der Kleine, frühstücken auf der Veranda des Bungalow.

Nichts hat Goddlear und die Polizei ermittelt, nichts!

Maria ist zu ihren Eltern nach Bikanir zurückgebracht worden. Die Eltern haben erklärt, sie wüßten nichts von einer Sekte – – nichts! –

Exzellenz ist ungenießbar. Goddlear ist wütend.

Harst ist vergnügt.

Jack der Kleine desgleichen, denn Goddlear in seiner ratlosen wütenden Geschäftigkeit wirkt recht komisch. –

Das Herzogspaar logiert im Gouverneurspalais. Wir haben die beiden nicht wieder zu Gesicht bekommen. Harald scheint sich für diese Dinge nicht mehr zu interessieren. Er streift mit mir durch die Stadt und treibt Studien.

Goddlear hockt im Rohrsessel und trinkt Whisky.

Goddlear wirft wütende Blicke auf Harst.

Platzt heraus: „Mann, Harald Harst, besorgen Sie mir die schuftigen Brahmanen, Sie könnten es, wenn Sie wollten!“

„Nein,“ erwidert Harald sehr bestimmt. „Das könnte ich nicht, mein lieber Godwin. Sobald es sich um eine Glaubensgenossenschaft handelt, gegen deren Obere man vorgehen will, sticht man in ein Wespennest. Das hat die Kriminalgeschichte aller Zeiten und Länder längst bewiesen. Sie werden nichts erreichen, Goddlear, denn Sie kämpfen hier gegen eine ungeheure geistige Macht: den Brahmanismus! Der deckt seine Oberen!“

Godwin seufzt kläglich, knurrt.

„Das alles weiß ich längst. Aber der Gouverneur kniet mir im Nacken. Der ist rein versessen auf diese Geschichte! Der Teufel hole –“

Er verschluckt den Rest. –

Jack Patarlagon kichert.

„Hm – und der alte Ismail ist auch noch immer futsch – – total weg – – verschwunden!“

Goddlear braust auf. „Lachen Sie nicht – – Sie!! Wenn Sie in meiner Haut stecken würden, Sie kleine freche Wanze, wenn Ihnen Exzellenz täglich mehrmals Unfähigkeit unter die Nase reiben würde, dann – dann –“

Jack krümmt sich. „Wanze – Wanze! Großartig!!“ Und wird urplötzlich ernst.

„Wenn Sie erfahren wollen, wo Ismail steckt, fragen Sie Harst,“ sagt er und schaut Harald an. „Harst hat Spione im Gouverneurpalast.“

Ich bin platt.

Harald nickt. „Allerdings. Ich habe zwei Diener bestochen. Es spricht für Ihre Schlauheit, Jack, daß Sie das herausgebracht haben.“

Goddlear schnappt nach Luft. „Ich wußte es ja!! Sie wissen alles, Harst!“

Harald raucht eine Mirakulum.

„Einer meiner Spione meldete mir heute, daß der Herzog nebst Gemahlin heute acht Uhr ohne Begleitung einen Spazierritt unternimmt. Es ist jetzt halb acht. Godwin, Ihr Auto muß um drei Viertel acht bereitstehen.“ – –

Wir fahren die Straße nach Nordwest entlang – zum Dorfe Makilanga.

Wir vier – ohne Chauffeur.

Stellen das Auto um ein Uhr im Dorfe unter und wandern zu Fuß weiter.

Zum Makilanga – zum Backofen.

Harst voran.

Vorsichtig – jede Deckung benutzend.

Hitze brütet über dem Wüstenstrich.

Wir kriechen in die Grotte des Makilanga hinein.

Verbergen uns.

Schichten Felstrümmer in einer Ecke auf – eine ganz schlichte Barrikade – wie ein Steinhaufen.

Warten – warten.

Vier Uhr ist’s.

Da – erscheint Ismail, der Alte.

Späht umher. Setzt sich nieder.

Andere kommen – alles Inder, Männer, Frauen; Arme, Reiche.

Immer mehr.

An zweihundert sind’s.

Zuletzt – der Herzog, die Herzogin, die Pferde am Zügel führend.

Dann bilden die zweihundert einen Kreis. Und starke Männer schleppen aus einem Winkel – das Steinkreuz herbei, dasselbe Steinkreuz vom Golgatha-Platz, wo Harst den Tiger erschoß.

Stützen es durch Steinblöcke – mitten im Kreise der Sektierer.

Errichten eine Art Kanzel dem Kreuze gegenüber, breiten kostbare Seidentücher darüber. –

Soll ich hier im einzelnen die Andacht der Heiligen vom Kreuze schildern?!

Genügt es nicht, wenn ich sage, daß Ismail hier den Priester spielte?

Genügt es nicht, wenn ich andeute, daß die Herzogin sich nachher als die Begründerin der Sekte vor den Gläubigen in leidenschaftlichen Worten selbst feierte, daß in ihrem ganzen Auftreten eine fast krankhafte Begeisterung sich kundtat?!

Und daß aus ihrer Ansprache hervorging, daß – die acht alten Inder, die man seit einem Jahre vermißte, sich freiwillig aus Glaubenseifer an das Steinkreuz hatten binden lassen und im Sonnenbrand am Kreuze freiwillig gestorben waren?! –

Und all das hörten wir vier mit an.

All das hatte Harst längst vermutet, längst! –

Die Grotte leerte sich wieder.

Auch das Herzogspaar verschwand.

Wir hockten in unserem Versteck. Wagten uns erst nach einer geraumen Weile hervor.

Godwin war wie vor den Kopf geschlagen.

„Was nun?“ fragte er Harald.

Der blieb stumm.

„Ich kann doch die Herzogin von Gyfa nicht beim Gouverneur anzeigen, weil sie mit daran schuld ist, daß die acht sich freiwillig dem Tode auslieferten!“ jammerte Goddlear.

„Tun Sie gar nichts,“ erklärte Harst da. „Überlassen Sie alles der Zukunft!“

„Was heißt das?“

„Das heißt, daß mir der Herzog unendlich leid tut, denn er macht das alles nur gezwungen mit!“

„Verstehe ich nicht!“ –

Und wir fuhren wieder nach Lahore.

Der Leser besinnt sich vielleicht, daß im September 1923 eine Notiz durch die Zeitungen ging:

„Die Herzogin Geraldine von Gyfa mußte während ihres Aufenthalts in Indien in eine Privatirrenanstalt wegen religiösen Wahnsinns gebracht werden …“

– Und das – hatte Harst vorausgesehen.

Das war jedoch nicht das Ende der Sekte der Heiligen vom Kreuze. Nein – sie besteht noch – heimlich natürlich.

Und wenn irgendwo ein betagter Mann in Indien verschwindet, schauen sich die Wissenden vielsagend an:

Der Mann am Kreuze!!

– Hiermit schließe ich dieses Abenteuer, dem ein anderes sich unmittelbar anreihte, ein noch seltsameres Problem:

Tawa Barru, der Verrückte.

 

Nächster Band:

Tawa Barru, der Verrückte.

 

 

Verlagswerbung:

Der Detektiv

Eine Reihe höchst spannender Detektivabenteuer. Bisher sind folgende Bände erschienen:

 

Band


























108:
109:
110:
111:
112:
113:
114:
115:
116:
117:
118:
119:
120:
121:
122:
123:
124:
125:
126:
127:
128:
129:
130:
131:
132:
133:
134:
135:

Die Motorjacht ohne Namen.
Der Kampf gegen Lionel Barring.
Das Geheimnis der Tokkara-Höhle.
Die große Null.
Das Geheimnis des Bosporus.
Anna Karstens Amulett.
Der Mann mit dem Glasauge.
Der Kopf des Maharadscha.
Die Treppe des Todes.
Dr. Groupys Verhängnis.
Das Geisterschiff.
Der Tennisschläger der Rani.
Der Mann am Kreuze.
Tawa Burru, der Verrückte.
Das Piratendorf.
Die Hexenküche.
Das Geheimnis von H. O. 3.
Die Gräfin mit den Kormoranen.
Der Bouillonkeller 113.
Der tote Tümmler.
Das Erbe der Verschollenen.
Das Geheimnis der Dabri-Fälle.
Die Faktorei auf der Toteninsel.
Das gestohlene Auto.
Das Rätsel der Spielkarten.
Die Diamanten des Bettlers.
Die Photographien d. Sennor Trimaldo.
Der Kokain-Klub.

– Preis pro Band 20 Pf. –

Zu beziehen durch jede Buchhandlung oder vom

Verlag moderner Lektüre G. m. b. H., Berlin SO 26,

Elisabeth-Ufer 44.

 

 

Anmerkungen:

  1. In der Vorlage steht: „dich“.
  2. „Patagarlon“ / „Patarlagon“ – Beide Schreibweisen vorhanden. Einheitlich auf „Patarlagon“ geändert.
  3. „Apfel-Botschaft“ / „Apfelbotschaft“ – Beide Schreibweisen vorhanden. Einheitlich auf „Apfel-Botschaft“ geändert.
  4. In der Vorlage steht: „Dschungeln“.
  5. Pharaonenratte, siehe auch Wikipedia: Ichneumon.