[1]Man sollte eigentlich annehmen, daß die tiefsten Lufttemperaturen im Gebiete des ewigen Eises in der Nähe der beiden Pole vorkommen. Dem ist nicht so. Als das kälteste Land hat das nördliche Sibirien sich eine traurige Berühmtheit erworben. Hier wurden Thermometerstände von -65 und mehr Grad des öfteren beobachtet. In der kleinen sibirischen Stadt Werchojansk, bekanntlich dem ältesten Orte der Erde, wurde im Jahre 1903 als äußerstes Minimum -74 Grad Celsius abgelesen. Nicht viel weniger Kältegrade pflegt das Thermometer im Monat Januar in der etwas südlicher gelegenen Stadt Nertschinsk anzuzeigen, nämlich durchschnittlich -68 Grad Celsius. Doch auch außerhalb Sibiriens findet man hier und da gleich tiefe Temperaturen. So wurde auf der im Nördlichen Eismeer gelegenen Insel Nowaja Semlja als niedrigste Temperatur -70 Grad Celsius konstatiert. Diese Kälte wird jedoch bisweilen noch in besonders strengen Wintern von der zu Fort Rae im Großen Sklavensee in Nordamerika beobachteten übertroffen. Zu Fort Rae sind seit dem Jahre 1870 bereits viermal -71 Grad festgestellt worden, und eine Temperatur von -62 Grad gehört in dem goldreichen Klondikebezirk in Alaska keineswegs zu den Seltenheiten. Aber auch in Europa sank einmal in dem bitter kalten Winter 1892/93 am 14. Januar im schwedischen Norrland in dem Städtchen Lorsele das Thermometer auf -60 Grad Celsius, während Napoleons unglücklicher Rückzug von Moskau im Winter 1812 bei einer größten Kälte von etwa -32 Grad bewerkstelligt werden mußte. Im Vergleich zu diesen Zahlen erscheinen die von Nord- und Südpolarforschern beobachteten niedrigen Temperaturen fast gering. So berichtet Nansen von der kältesten Nacht im ewigen Eise mit -44 Grad Celsius, und die Südpolarexpedition des Engländers Shakleton hat die größte Kälte mit -38 Grad Celsius erlebt. –
[2]Als den heißesten Ort der Welt hat man nach den Angaben des englischen Forschers Ferguson die in der mittleren Sahara gelegene Oase El Bakri anzusehen. Ferguson beobachtete hier in drei Jahren des öfteren Temperaturen von +48 Grad Celsius, wobei das Thermometer stets in einem schattigen Palmenhain am Stamme eines Baumes hing. – Gefürchtet wegen seiner Hitze ist auch das südliche Arabien. So gehört eine Wärme von +42 Grad Celsius in der Pilgerstadt Mekka keineswegs zu den Seltenheiten. Geradezu berüchtigt ist aber das Rote Meer in dieser Beziehung. In den heißen Monaten an windstillen Tagen kann man auf Dampfern, die diese vielbenutzte Verkehrsstraße passieren, selbst im Schatten der mit Wasser besprengten Sonnensegel häufig bis zu +43 Grad Celsius vom Thermometer ablesen, und die Eisenteile der Schiffe sind dann derart durchhitzt, daß es unmöglich ist sie zu berühren. – Die höchste Temperatur, die in der Sonne gemessen werden konnte, wurde jedoch im Jahre 1901, in einem überaus trockenen Sommer, von dem Plantagenbesitzer Mondelaine auf Ceylon festgestellt und zwar nicht weniger als +58,2 Grad Celsius, – eine Hitze, die bei jedem an tropisches Klima nicht gewöhnten Menschen einen sofortigen Ohnmachtsanfall erzeugen dürfte. Mondelaine bemerkt noch zu den eben erwähnten +58,2 Grad, daß er an dem betreffenden Tage in seiner Villa trotz aller künstlichen Abkühlungsanlagen „nur“ +44 Grad Celsius gehabt habe …! Für Hitzferien hätte das hier in Europa reichlich gelangt …!
W. K. Abel.
Anmerkungen: