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Modequälereien an Tieren

Modequälereien an Tieren.

Von W. Kabel.

 

Junge Fox-Terriers, mögen sie noch von so edler Rasse sein, haben an den ersten Wochen ihres Daseins wenig Freude. Die Mode verlangt, daß ein vornehmer, echter Terrier ein Stummelschwänzchen und aufrechtstehende Ohren hat. Da nun die Natur sich den Modelaunen der Menschen nicht anpaßt, so muß das Messer und die Schere nachhelfen. Den jungen Terriers, und diese sind nicht die einzigen „Leidtragenden“, wird kurzerhand der größte Teil ihres langen, unvornehmen Ringelschwänzchens und ebenso der herabhängende Teil der Ohrlappen abgeschnitten. Diese Prozedur, so schmerzhaft sie für die Tiere auch sein mag, ist jedoch eine Kleinigkeit im Vergleich zu den Quälereien, die englische Pferde sich gefallen lassen müssen, um vor dem Käufer „smart“ zu erscheinen. Schon häufig haben sich englische Strafrichter mit dieser besonderen Sorte von „Modekünstlern“ beschäftigt, da die Tierschutzvereine jenseits des Kanals sehr wachsam sind und jeden zu ihrer Kenntnis gelangenden Fall von Modequälerei an Pferden sofort zur Anzeige bringen. Sehr gern gesehen wird es bei englischen Pferden, wenn sie den Schweif gestutzt und den Stumpf stolz aufgerichtet tragen. Um dies zu erreichen werden sie zwei Operationen unterzogen, die in der englischen Stallsprache mit docking und nicking bezeichnet werden. Die erstere besteht im Verkürzen des Schweifes und erfordert keine weitere Erklärung. Nicking dagegen stellt ein sehr kompliziertes Verfahren dar und ist ureigenste englische Erfindung, auf die wir aber keineswegs neidisch zu sein brauchen. Man legt die Pferde auf Stroh und macht ihnen je vier breite Einschnitte in die Muskulatur unter dem Schwanz. Das ist der erste und minder grausame Teil der Operation. Nun werden die Tiere aufgerichtet und erhalten links und rechts eng an den Leib gepreßt zwei Strohsäcke, die es ihnen unmöglich machen, sich niederzulegen. In die Schwanzhaare wird nun ein Strohseil geflochten, an das ein Tau gebunden ist, und dieses wird über eine an der Stalldecke befestigte Rolle geleitet und am Ende mit einem Gewicht von drei bis vier Pfund beschwert, so daß der Schweif des Pferdes in senkrechter Stellung erhalten wird. In dieser Verfassung müssen die armen Pferde drei Wochen verharren. Natürlich sind die Beine der gequälten Tiere schon nach einer Woche unförmig angeschwollen und können nur durch ein längeres Wasserbad wieder normal gestaltet werden. — Unlängst wurde in London sogar ein reicher Rennstallbesitzer, dessen Namen auch auf den Rennbahnen des Festlandes sehr bekannt ist, wegen dieser Modequälerei zu einer Gefängnisstrafe von zwei Wochen verurteilt.