von
Walther Kabel
Verlag moderner Lektüre G. m. b. H.
Berlin SO 26, Elisabethufer 44.
Im fernen Asien, – dort, wo das Wunderland Indien mit seinen phantastischen Prachtbauten und seinen tausend Geheimnissen einer uralten Kultur sich zu den Füßen der gewaltigen Bergketten des Himalaya gen Süden erstreckt bis hinab zu der Zauberinsel Ceylon, – dort, wo des Himalaya schneegekrönte Riesenhäupter sich dem Himmel entgegenrecken, – dort wars, wo das Unerhörte, Unfaßbare begann …
Die Mächtigen der Erde, die Lenker der Geschicke all der zahllosen Völker der Welt, hatten mehr denn je ihr ganzes Sinnen und Trachten auf freventlichen Kampf um Erweiterung ihrer Machtbereiche eingestellt …
Ein neuer Kampf aller gegen alle drohte … Die Erde schien wieder nach Blut zu lechzen … Haß, Neid, Rachsucht zerfleischten die Herzen der Menschen. Das, was dem Einzelnen bisher einen moralischen Halt gegeben, war ins Wanken geraten oder kläglich zusammengestürzt. Halb unbewußt ging da durch die Seelen der Millionen und Abermillionen von Erdenbewohnern eine tiefe, tiefe Sehnsucht nach dem großen Wunder – nach etwas, wofür niemand ein treffendes Wort zu finden vermochte. Aber – dieses Sehnen war da, wurde am stärksten empfunden von wenigen Auserlesenen …
Das Wunder kam …
Über den Schneefeldern der unzugänglichen Himalayakette zeigte sich, thronend auf zarten Wolkengebilden … die Wolkenkönigin …
Die Kunde hiervon flog von Land zu Land …
Die Auserlesenen sammelten sich …
Die Gewaltigen der Erde, die ehrgeizigen Spieler im Riesensaal politischen Intrigenhazards, – sie begannen das Wunder zu fürchten.
Und zart wie die Wolken, auf denen die neue Göttin thronte, spann sich die Liebe zwischen zwei Menschen, denen es vergönnt war, einzudringen in die tiefsten Geheimnisse der Eiswüsten jener fernen asiatischen Gebirgswelt …
Unerhörtes, Unfaßbares geschah … – Hoffnung erfüllte die Herzen der Völker. Eine neue Zeit schien zu dämmern … Bis – – all das Herrliche durch menschliche Schuld wieder in Nichts zerfloß, bis das Land der Seligen wieder erstarrte in Nacht und Eis …
Nur eins blieb: die Liebe, die hehre, große, selbstlose Liebe der beiden Erwählten …
Nur … die Liebe blieb …